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Der Fußball-Lehrer: Wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte
Der Fußball-Lehrer: Wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte
Der Fußball-Lehrer: Wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte
eBook230 Seiten2 Stunden

Der Fußball-Lehrer: Wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte

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Über dieses E-Book

Er ist der eigentliche Urahn des deutschen Fußballs: Als der Braunschweiger Gymnasiallehrer Konrad Koch 1874 seine Schüler dem runden Leder nachjagen ließ, war er der Erste in Deutschland, der das neuartige englische Spiel ausprobierte. Koch tat später viel, um Vorbehalte gegenüber dem Fußball abzubauen. Er argumentierte gegen die Vorurteile, die Kickerei sei gesundheitsgefährdend und zudem ein "englisches", also "undeutsches" Spiel. Er formulierte das erste Regelwerk in deutscher Sprache und fand für viele Fachbegriffe deutsche Ausdrücke, die noch heute Gültigkeit haben (beispielsweise "Tor" für "goal"). Erstmals wurden für dieses Buch die unzähligen Schriften Kochs sowie weitere verschüttete Quellen ausgewertet. Dem Autor gelingen damit völlig neue Einblicke in die Pionierphase des deutschen Fußballs.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Aug. 2011
ISBN9783895338038
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    Buchvorschau

    Der Fußball-Lehrer - Malte Oberschelp

    klar?

    Das englische Experiment

    „Der Mißerfolg beim Versuche, Schulspiele einzuführen,

    wird an nicht wenigen Stellen dadurch veranlaßt sein,

    daß man der Jugend statt wirklicher Spiele nur Spielereien geboten hat."

    Die Braunschweiger Schulspiele (Zeitschrift für Schulgesundheitspflege 1890, Seite 379)

    Am Anfang war der Ball. Am 29. September 1874 warf August Hermann, der Turnlehrer am Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharineum, auf dem kleinen Exerzierplatz vor den Toren der Stadt einen Fußball unter einige Schüler. Neben ihm stand Konrad Koch, der Lehrer für Deutsch, Geschichte und alte Sprachen. Beide schauten zu, was passieren würde.

    Es war dies nicht das erste Mal, dass in Deutschland Fußball gespielt wurde. Englische Schüler, Kaufleute oder Pensionäre, die vorübergehend oder ständig in Deutschland lebten, haben mit Sicherheit auch vor 1874 das Fußballspiel betrieben, ohne dass es dafür viele Belege gibt. Der Gründungspräsident des DFB, Ferdinand Hueppe, hat beispielsweise berichtet, er habe schon 1865 mit englischen Jungen herumgekickt. Unstrittig ist auch, dass es im Deutschen Flaggen-Club Heidelberg, einem Ruderverein, seit 1872 eine Fußballabteilung gab. Der Gründer war Edward Ullrich, ein Lehrer am Neuenheim College.

    Aber das, was 1874 in Braunschweig auf dem Exerzierplatz begann, entwickelte sich zum ersten systematischen Versuch, den Fußball in Deutschland heimisch zu machen: durch die Übersetzung der Regeln, die Eindeutschung der Fachbegriffe, die Gründung eines Schülervereins und die theoretische Auseinandersetzung mit dem pädagogischen Potenzial des Spiels. Konrad Koch mag deshalb nicht der Gründervater des deutschen Fußballs sein, wie es so häufig heißt. Aber anders als seine vereinzelten Vorläufer steht er für den organisierten Beginn des Fußballs in Deutschland. Deshalb war Koch auch der Erste, der mit seinem fußballerischen Feldversuch eine größere Resonanz erzielte. Erst in der Schule, dann in der Stadt und später darüber hinaus. Auch wenn es sich zunächst   genau wie bei den in Deutschland lebenden Engländern   um Rugby handelte. Der Hilfslehrer Franz Hahne, der viele Jahre später einen Nachruf auf Konrad Koch schreiben sollte, erinnert sich beim ersten Braunschweiger Spielgerät an einen „eiförmigen großen Lederballe".¹ So viel steht fest.

    Wer die Idee zu dieser Versuchsanordnung hatte, ist weniger klar. Koch hat stets betont, der Mediziner Friedrich Reck habe die Anregung gegeben. Das klingt plausibel, weil Reck als Militärarzt in England gewesen war. Andererseits war Koch dessen Schwiegersohn und möglicherweise parteiisch. Denn auch Hermann reklamierte die Idee mit dem Ball für sich, zumal er ihn   das bestätigen alle Beteiligten   aus London hatte kommen lassen. Seine Schwester betrieb ein Internat für deutsche und englische Schülerinnen und war häufig auf der Insel. Hermann hatte eine Pension im Hause, die auch englische Jungen beherbergte. „Wir haben dann mit jenem Balle probiert und geübt, wobei uns einer meiner Pensionäre, ein Engländer, helfend zur Seite stand", hat Hermann über den Tag im Herbst 1874 berichtet.² Ganz ohne englische Hilfe ging es also nicht. Die Schüler jedenfalls waren begeistert. Bereits drei Jahre später nannte das Schulprogramm Fußball „das Lieblingsspiel unserer Jugend".³

    Auch international gesehen war Koch mit seinem Schulfußball Pionier. Außer in der Schweiz entwickelte sich der Fußball überall auf dem europäischen Kontinent später. In der Westschweiz, wo Walther Bensemann das Spiel als Schüler kennenlernte, gab es bereits 1860 den Lausanne Football and Cricket Club. 1869 nahm die erste Schule in Genf Fußball in ihr Programm auf. In England war die Entwicklung natürlich schon fortgeschritten. Nachdem die Football Association sich 1863 von der Rugby-Bewegung abgespalten hatte, erfand sie 1871 den ersten Mannschaftswettbewerb der Welt: den FA-Cup. 1874, im Jahr der Braunschweiger Fußballpremiere, gewann Oxford University den Pokal im Endspiel vor 2.000 Zuschauern gegen die Royal Engineers. Von solchen Verhältnissen war Deutschland noch weit entfernt.

    Vor dem englischen Experiment hatten es die Lehrer in Braunschweig über zwei Jahre mit den gängigen deutschen Spielen probiert. Bereits im Mai 1872 hatte der Oberlehrer Corvinus versucht, die Schüler des Braunschweiger Elite-Gymnasiums in Bewegung zu bringen. Er und Koch waren schon als Schüler aufs Martino-Kathari-neum gegangen und hatten sowohl im Zuge des Schulturnens als auch aus freien Stücken häufig Ball gespielt. Doch jetzt stellten sie erschrocken fest, „daß alle die einst so beliebten Spiele, wie Barlaufen, Kaiserball, Ballschlagen und so weiter, der Schuljugend vollständig unbekannt geworden waren".⁴ Das einzige Spiel, das die Schüler kannten, war Räuber und Soldaten   was die Lehrer moralisch bedenklich fanden, aber mangels Alternativen fast ausschließlich spielen ließen.

    Weitere Untersuchungen der Schule ergaben, dass die Mehrheit der Schüler kaum einmal aus der Stadt herauskam und einen Großteil der Freizeit in geschlossenen Räumen verbrachte. Braunschweig erlebte in diesen Jahren wie viele deutsche Städte eine Bevölkerungsexplosion. 1850 hatte die Einwohnerzahl 38.000 betragen, knapp 40 Jahre später erreichte sie 100.000. Die industrielle Revolution machte aus der beschaulichen Residenzstadt eine Großstadt. Kochs Bemühungen waren deshalb auch eine Reaktion auf Landflucht und Industrialisierung   und in den interaktiven englischen Mannschaftsspielen, die er propagierte, mag man jene komplexer gewordenen industriellen Prozesse zugleich auf dem Spielfeld gespiegelt sehen.

    Ein zweiter Grund war die Entwicklung des Turnens. Turnvater Jahn hatte die Übungen 1812 unter freiem Himmel etabliert   im paramilitärischen Stil und als Teil der Befreiungskriege gegen die französische Besatzungsmacht. Doch während der sogenannten Turnsperre von 1820 bis 1842, als das Turnen auf frei einsehbaren Plätzen in Preußen verboten war, verlagerte sich die Bewegung in Turnhallen und an die Schulen. Denn nur in geschlossenen Räumen und als Schulfach blieb das Turnen legal. Die Hallen allerdings waren häufig schlecht belüftet und beleuchtet, weshalb Koch und seine Mitstreiter mit den Spielen in freier Natur einen Ausgleich schaffen wollten.

    „Hatte nicht der aufmerksame Beobachter bei seinen Spaziergängen durch Feld und Wald schon seit längerer Zeit die früher so laut und hörbar draußen lärmende männliche Jugend fast gänzlich vermißt?, fragte Koch. „Wußte nicht dagegen auch ein jedes Kind auf der Straße ganz genau, wo regelmäßig an bestimmten Stellen in der Stadt zu bestimmten Stunden die bunten Gymnasiastenmützen stets in größerer Menge zusammen zu sehen waren?⁵ Das war eine Anspielung auf die regelmäßigen Kneipentouren der Oberschüler. Mit den traditionellen deutschen Spielen gelang es Koch nicht, die Schüler vom Wirtshausbesuch abzuhalten, selbst wenn bei der Teilnahme der Erlass von Hausaufgaben lockte. Das schaffte erst der Fußball.

    Schon bald kamen die Schüler gerne auf den Exerzierplatz. Schnell wurde neben dem Mittwoch- auch der Sonnabendnachmittag zum Spielen freigegeben. Die Zahl der teilnehmenden Schüler stieg 1874 auf 40 und 1875 auf 60 an. Da Fußball bei Koch nur im Winter gespielt wurde, war die Zahl der Spielnachmittage   1874/75 waren es 20   stark witterungsabhängig. Die Teilnahme war freiwillig, aber immerhin bildete sich unter den Sekundanern und Tertianern ein harter Kern. Koch vermerkte stolz, aber sicherlich etwas übertrieben: „Um so mehr blühte unter den regelmäßig Spielenden die edle Kunst des Fußballs und wurde zu einer solchen Vollkommenheit entwickelt, daß sie nach dem Urteile Kundiger durchaus nicht hinter der von englischen Knaben und Jünglingen im gleichen Alter zurückblieb."

    Koch, der zur Zeit der Fußballpremiere zum Oberlehrer befördert wurde, war regelmäßig mit am Ball   bis ins 40. Lebensjahr. Auch das eine Neuerung, die mit den englischen Spielen Einzug hielt: Die Lehrer waren ausdrücklich dazu angehalten, mit den Schülern zusammen zu spielen. Die Aufsichtsperson wurde zum Mannschaftskameraden   gegenüber den autoritärem Turnstunden bedeutete das einen enormen Modernisierungsschub. Koch befürwortete auch, dass die Schüler etwaige Streitigkeiten auf dem Platz selber schlichteten. Die Teams, eingeteilt nach Klassen, blieben dazu das ganze Sommer-oder Winterhalbjahr die gleichen. Jede Mannschaft wählte zu Beginn des Halbjahres einen Spielkaiser, Kochs altertümliche Bezeichnung für den Captain, der dann für den korrekten Ablauf der Spiele zuständig war.

    Ein Jahr nach der Einführung des Fußballs versuchten es die Pädagogen mit einem zweiten Import aus England. „Nun bestand aber gerade gegen Cricket unter den leitenden Lehrer ein sehr starkes Vorurtheil, erinnerte sich Koch. „So wurde denn von ihnen absichtlich die Wahl dieses Spieles vermieden zu Gunsten des amerikanischen Eckballs (Base-ball).⁷ Doch die Zahl der teilnehmenden Schüler blieb gering, Baseball setzte sich nicht durch.

    Cricket fand dagegen seinen Weg nach Braunschweig, und zwar genauso wie in vielen anderen deutschen Städten der Fußball: mit englischer Hilfe. Koch beschreibt die erste Cricket-Partie so: „Aber siehe da, ein junger Engländer, der damals unser Gymnasium besuchte, brachte ohne vorherige Erlaubnis eines Tages eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Beginn der Schulspiele seine eigenen Spielgeräte auf den Platz, und als der die Aufsicht führende Lehrer erschien, fand er zu seiner nicht geringen Überraschung das Spiel schon im besten Gange."⁸ Den skeptischen Kollegen blieb nichts anderes übrig, als das zunächst verpönte Treiben in den Spielekanon aufzunehmen: „Aber wenn die Lehrer auch gewollt hätten, sie hätten nun nicht mehr das Cricket vom Spielplatze fernhalten können; so sehr hatte es sich, ähnlich wie Fußball, im Fluge die Herzen der Jugend gewonnen."⁹

    „Nur von den besten Bestandtheilen: Werbung für Cricket-Ausrüstungen, „Spiel und Sport, 1893.

    Die Beliebtheit des Cricket schlug sich in der Zahl der spielenden Schüler nieder: Sie stieg bis 1878 auf 109 an. Im gleichen Jahr geschah, was Koch die „Verstaatlichung"¹⁰ der Spiele nannte. Das Herzogtum Braunschweig, im Deutschen Reich eine Art Bundesland mit eigenen Verwaltungsstrukturen, integrierte zwei Spielnachmittage offiziell in den Gymnasiallehrplan. In Folge dessen wurde die Beaufsichtigung der Schüler zur Arbeitszeit der Lehrer erklärt. Dazu bewilligte die Schulbehörde einen jährlichen Etat von 200 Reichsmark zur Beschaffung von Spielgeräten. Die Summe hätte für einige Fußbälle gereicht: Anfang der 1880er Jahre kostete ein Ball über zehn Mark, bevor der Preis mit zunehmender Beliebtheit des Spiels sank. Um 1890 wurden englische Import-Leder mit 6,50 Mark pro Stück beworben.

    1879 wurde Mitspielen für alle zehn Klassen des Gymnasiums Pflicht. Das betraf allerdings nicht das Fußballspiel im Winterhalbjahr. Hier blieb die Teilnahme freiwillig. Trotzdem jagten 1881/82 nach zwei harten Wintern 110 Schüler dem Ball nach. Wieder lobte Koch stolz: „Das feine Spiel, das die jetzigen Spieler ausgebildet haben, übertrifft noch alle früheren Leistungen; die Sicherheit und Kraft, womit der Ball von den besten Spielern im Platzstoß oder Fallstoß getreten wird, ist eine außerordentlich große."¹¹ Ein Platzstoß war in Kochs Terminologie aus dem Regelheft von 1875 eine Art Freistoß, ein Fallstoß ein Dropkick. Zu kritisieren hatte der Trainer nur eines: „Am schwächsten sind verhältnismäßig noch die Stürmer, denen es meistens bisher an ausreichender Übung im Dauerlauf gefehlt hat."¹² Heute nennt man das wohl mangelnde Defensivarbeit.

    Um den Schülern einen zusätzlichen Anreiz zu geben, entschlossen sich die Braunschweiger Lehrer zur Einführung eines Sommerturniers samt sogenannter Wettspiele. Darunter verstand man damals eine Art Freundschaftsspiel, zum Beispiel zwischen zwei Schulklassen. Ihr Nutzen oder Nachteil war eine vieldiskutierte Streitfrage, weil sie das Konkurrenzprinzip sowie mess- und nachvollziehbare Ergebnisse einführten. Die bisher vorherrschende Leibesübung, das Turnen, kannte beides nicht. Eine Turnriege turnte miteinander, nicht gegeneinander. Wettkämpfe wurden im Turnalltag weitgehend vermieden. Und wenn sie bei Turnfesten ausnahmsweise zugelassen waren, erschloss sich die Bewertung der Teilnehmer nur dem Kenner. Doch in einem Fußballwettspiel konkurrierten zwei Mannschaften um den Sieg, der durch die Zahl der Tore für jedermann nachvollziehbar war. Diese beiden Faktoren trugen entscheidend zur Beliebtheit der englischen Spiele bei der deutschen Schuljugend bei.

    Jedes Jahr traten die Schüler des Martino-Katharineums fortan zu Wettkämpfen an, die sich mit lokalen Bundesjugendspielen vergleichen lassen. Die oberen Klassen absolvierten einen griechischen Fünfkampf, die unteren maßen sich im Laufen, Ballwerfen und Ringen. Die besten Spieler der mittleren Klassen traten zu einem Cricket-Wettkampf an. „Wie belebend derartige Schaustellungen auf den regelmäßigen Betrieb der Spiele einwirken, begreift sich leicht", befand Koch.¹³ Er setzte sich in vielen Schriften für Wettspiele ein. Für die Fußballer seines Gymnasiums ließ Koch sich 1875 eine besonders symbolträchtige Veranstaltung einfallen: eine Partie, die jedes Jahr am 22. März zum Geburtstag Kaiser Wilhelm I. stattfand.

    Das war nur der Anfang. „Weit reger ist die allgemeine Teilnahme, weit lebendiger der Eifer, nicht bloß der Mitspielenden, sondern auch der Zuschauer bei den Wettspielen, wenn dieselben aus dem engern Kreise der einzelnen Schule hinaustreten, wenn sich Schüler verschiedener Schulen im Wettkampfe messen", erklärte Koch 1886 vor dem Nordwestdeutschen Turnlehrer-Verein.¹⁴ Denn die Entwicklung am Martino-Katharineum war in Braunschweig nicht unbeobachtet geblieben. Dass am Vorzeige-Gymnasium im Sommer Cricket und im Winter Fußball gespielt wurde, sorgte für Aufsehen.

    Anfang der 1880er Jahre folgten die Oberrealschule und die Günther’sche Privatschule dem Beispiel und führten den Fußball ein. Später kam das Neue Gymnasium hinzu, das zur Entlastung von Kochs Anstalt gegründet worden war. Zwischen allen Schulen entwickelte sich ein reger Spielverkehr. „Da sind es nicht künstlich gebildete oder zufällig sich zusammenfindende Parteien, die einander entgegentreten, sondern ein inneres Band hält sie zusammen und ein Gefühl erfüllt sie, schrieb Koch, „es gilt ihnen nicht so sehr sich persönlich hervorzuthun, als für die Ehre ihrer Schule das Beste zu leisten.¹⁵ Koch wusste sehr gut, dass solche Wettspiele die perfekte Werbung für die englischen Spiele waren.

    Das wirkte sich auch außerhalb der Schulen aus: Sobald der Fußball einmal Fuß gefasst hatte, zog er immer mehr Menschen an. „Auch die sonstige Jugend der Stadt tritt oft den Ball und stellt sich, wo sie Platz findet, ihre Thore zum Cricket auf ", schrieb Koch 1882.¹⁶ Gemeinsam mit August Hermann hatte er die englischen Spiele in seiner Heimatstadt etabliert. Beide Pädagogen arbeiteten bereits daran, sie überregional zu verbreiten.

    Sie begannen damit auf der achten Deutschen Turnlehrerversammlung 1876 in Braunschweig. Hermann stellte dort folgende These vor: „Unser deutsches Turnen, so wie es sich bis jetzt gestaltet hat, genügt nicht, um die Leibesübungen zur Volkssitte zu erheben." Einfacher ausgedrückt: Turnen ist kein Volkssport geworden. Um dieses Ziel zu erreichen, hieß es im Antrag weiter, sei eine Kursänderung nötig. Nämlich die, „das Spiel als nothwendige Ergänzung des Turnens mehr

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