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Religion ohne Gnade
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eBook378 Seiten5 Stunden

Religion ohne Gnade

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Über dieses E-Book

In einer Religion findet man Geborgenheit, Trost, brüderliche Liebe und Gemeinschaft. Gemeinsame Anbetung eines Gottes, Erklärungen zu den gegenwärtigen Problemen und eine Hoffnung, die den im Alltag geplagten Menschen über diese Widrigkeiten hinweghelfen soll – zumindest im geistigen Sinne.

So lässt sich die Erwartungshaltung jener vertrauensvollen Menschen beschreiben, die sich in einer Religion engagieren. Umso besser, wenn man darüber hinaus auch davon überzeugt sein kann, dass der einmal gefundene Glaube auch der einzig wahre Glaube ist.

Und davon sind die Zeugen Jehovas fest überzeugt.

Auch Will Cook teilt diesen Glauben, bis ihn ein Schicksalsschlag unverhofft ereilt und aus der Bahn wirft.

In seinem Buch "Eine Religion ohne Gnade – Ein Bericht aus dem Leben eines Zeugen Jehovas " beschreibt er diesen bedeutsamen Abschnitt seines Lebens, der seinen Anfang in Südafrika nahm.

Einen Abschnitt der durch seinen, von dieser Religion verursachten Auswirkungen für ihn schicksalsschwer verlaufen ist.

In einer Kette von Ereignissen, die in ernster, aber auch humorvoller Weise beschrieben werden, treten Fragen auf, die er weder mithilfe des Schrifttums der Wachtturmgesellschaft noch in Diskussionen mit anderen Mitgliedern der Zeugen Jehovas beantworten kann.

Diese Ereignisse führen in seinem bisherigen idyllischen und glücklichen Familienleben letztendlich zu einer für ihn nicht nachvollziehbaren tragischen Wende.

Allein in Deutschland, gestrandet, isoliert von Familie und Zuhause und ohne Hilfe aus hiesigen Versammlungen der Zeugen Jehovas wendet sich Will Cook erneut diesen Fragestellungen zu.  

Es entsteht ein Bild, das kaum noch einen realen Bezug zu dem hochgestellten Anspruch der Wachtturmorganisation erkennen lässt.

Vielmehr ist es das Bild einer Bewegung mit einer janusköpfigen Organisationsstruktur, die Ziele verfolgt, die mit ihrem vorgeblichen christlichen Zweck nicht in Übereinstimmung zu bringen sind.

Das Bild einer gnadenlosen Religion, die ihre wahren Absichten und Motive vor ihren eigenen Anhängern im Verborgenen hält und die Kritiker in ihren eigenen Reihen ohne Nachsicht mit unbarmherziger Härte verfolgt und ausschließt.        

Einer Religion, die einen Unfehlbarkeitsanspruch erhebt, der soweit geht, dass man dazu berechtigt zu sein glaubt, das Leben der Angehörigen bis in den intimsten persönlichen Bereich hinein zu reglementieren zu dürfen. Mit all den möglichen und erschreckenden Folgen, die sich für den Einzelnen und seine Familie damit verbinden können.

Von einer Bewegung abhängig zu werden drohen, von der sie im Grunde nur wenig wissen und über deren Hintergründe sie zumeist keine Kenntnis haben – oft auch nicht haben wollen.

So verläuft das Leben eines Zeugen Jehovas solange in den geordneten Bahnen eines angeblichen "geistigen Paradieses", bis es zu Abweichungen von der Norm kommt, die sich nicht länger unter den Teppich der Wachtturmgesellschaft kehren lassen.

Dann erblickt er unvermutet das zweite Gesicht des Janus­kopfes dieser Organisation und lernt eine ganz andere und unerwartete Seite dieser angeblich so brüderlichen Religion kennen....

SpracheDeutsch
HerausgeberWill Cook
Erscheinungsdatum29. Dez. 2020
ISBN9781536570281
Religion ohne Gnade

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    Buchvorschau

    Religion ohne Gnade - Will Cook

    Gewidmet meinen Kindern und den vertrauensvollen Zeugen Jehovas in der Hoffnung, dass sie es vermögen, sich aus den Fesseln einer Organisation zu lösen, die von ihnen ihre Freiheit, ihre Liebe zu ihren Mitmenschen und eines Tages vielleicht ihr Leben fordert.

    Inhalt:

    Auf ein Wort ...

    I Der Schwarze Peter

    Ein unterbliebener Widerruf

    Ein unangepasster Bruder

    Anruf mit Folgen

    Der Konflikt bricht aus

    Das Tribunal

    Rückblende

    Onkel Bill

    Die Vertreibung

    Eine neue Versammlung

    Unsere farbigen und schwarzen Brüder

    Das „theokratische Gebiss"

    Ein verhängnisvolles Mietverhältnis

    Ausflug nach Johannesburg

    Das Unheil zieht herauf

    Eklat im November

    Der Fehler meines Lebens

    Intrigen von Vertrauten

    Brendon

    Kälte im Hochsommer

    Geschäftliche Krise

    Ein Haus wechselt seinen Besitzer

    Ich habe Angst vor Dir

    II Ein Abschied für immer?

    Aufbruch ins Ungewisse

    Verzögerungen und Komplikationen

    Ein entscheidender Anruf

    Der Zusammenbruch

    Unten angekommen – Afrika adieu

    Praktisch obdachlos

    Theokratie in Deutschland – erste Erfahrungen

    Zwei Versammlungen und keine Hilfe

    Vergebliche Bitten

    Ein geistiges Panoptikum

    Geist- oder fehlgeleitet?

    Peter und die Heilsarmee

    Ein Sklave herrscht

    Die Chance für einen neuen Anfang

    Worte des Danks

    Auf ein Wort ...

    DIESES BUCH BESCHREIBT einen bedeutsamen Abschnitt meines Lebens. Einen Abschnitt, der durch seine von einer Religion verursachten Auswirkungen auf andere und auf mich schicksalsschwer verlaufen ist.

    Es beschreibt eine Kette von tatsächlichen Ereignissen, wo­bei Orts- und Personennamen aus rechtlichen Gründen verändert wurden. Es sind Begebenheiten, die meinem bisherigen glücklichen Leben eine Wende gegeben haben, die ich bis heute nicht abschließend verarbeitet habe.

    Das Schreiben hat mir jedoch geholfen und ich hoffe aufrichtig, dass dieses Buch auch ande­ren Menschen helfen kann. Menschen, die in eine geistige Knechtschaft durch eine religiöse Organisation wie die der Zeugen Jehovas geraten sind, von der sie im Grunde nur wenig wissen und die daher für Vorgänge, mit denen sie eines Tages konfrontiert werden können, keine Erklärung finden.

    Das Buch kann ihnen dabei helfen, zu erkennen, in welcher verhängnisvollen Weise eine Religion wie die der Zeugen Jehovas Einfluss auf ihr Leben und damit ihr Glück und ihre Zukunft nimmt. Zu erkennen, ob es für einen Christen biblische Gründe dafür gibt, sich diesen Einflüssen und Zwängen zu widersetzen.

    Wenn meine Erfahrungen dazu beitragen, dass ein Zeuge Jehovas – und sei es auch nur eine einzige Person - aufmerksam wird und daraus Schlussfolgerungen zieht, die dazu führen, einen Weg für sich in die Freiheit zu finden, haben sich die Anstrengungen gelohnt.

    Und das wünsche ich jedem Betroffenen, vor allem auch meinen eigenen Kindern, von ganzem Herzen.

    Bei dem Schreiben sind alle Ereignisse noch einmal vor meinem geistigen Auge vorübergegangen und ich habe verstanden, warum alles so kommen musste, wie es sich letztendlich ereignet hat.

    Und ich habe erkannt, welche Auswirkungen eine totalitär strukturierte Religion wie die der Wachtturmgesellschaft auf mein Leben genommen haben, ohne dass es mir bewusstwurde.

    Diese Religion erhebt einen Unfehlbarkeitsanspruch, der so weit geht, dass ihre Führer glauben, dazu berechtigt zu sein, das Leben der ihnen vertrauensvoll zugewandten Menschen bis in den intim­sten persönlichen Bereich hinein zu reglementieren.

    Mit all den möglichen und erschreckenden Folgen, die sich für den Einzelnen und seine Familie damit verbinden, was sich in den vergangenen Jahren in zahllosen persönlichen Erfahrungsberichten von Betroffenen niedergeschlagen hat. Manchmal mit verdeckten Folgen, die solange nicht offen zu Tage treten, wie das Leben des betroffenen Zeugen nach außen hin in den vorgeschriebenen Bahnen eines „normalen Zeugendaseins" verläuft.

    Wenn es, wie in meinem Fall, jedoch zu Abweichungen von der Norm kommt, die sich nicht länger unter den Teppich der Wachtturmorganisation kehren lassen, kann es geschehen, dass man unvermutet das zweite und bislang unbekannte Gesicht des Januskopfes Wachtturmorganisation erblickt und eine ganz andere und unerwartete Seite einer scheinbar so brüderlichen Organisation kennen lernt.

    I Der schwarze Peter

    Der unterbliebene Widerruf

    Ein unangepasster Bruder

    Es ist wieder einmal ein schöner Sommerabend auf dem Land in Südafrika. Ich sitze auf der Veranda in einem Liegestuhl und genieße die letzten Strahlen der untergehenden Sonne und die ländliche Ruhe. Den Duft der üppigen Flora, die trockene Wärme und ausnahmsweise auch ein kühles Bier.

    Tulbagh 2009 009.JPG Letzteres wird aller­dings bei der örtlichen Versammlung der Zeugen Jehovas in Gouda, der ich seit ein paar Jahren angehöre, nicht gern gesehen. Für mich gehört das aber zur Entspannung dazu. Vor allem nach den heißen Tagen im Januar und Februar, bei denen sich die Temperaturen auch am Abend nur unwesentlich abkühlen.

    Ich bin mit meinem Schicksal in der neuen Heimat sehr zufrieden und im Kreis meiner Familie glücklich.

    Vor sieben Jahren sind wir von Deutschland nach Südafrika umgesiedelt und fühlen uns seitdem hier rundum wohl. Eine herrliche Natur, imposante Landschaften, Berge, den Zugang zu zwei Ozeanen und noch einiges mehr – alles bietet dieses herrliche Land, unsere neue Heimat.

    Auch politisch ist alles auf einem guten Weg. Der Übergang von der unglück­seligen Apartheidzeit und der schlimmen Unterdrückung eines Großteils der Bevöl­kerung in eine demokratische Gesellschaftsordnung ist unerwartet friedlich verlaufen. Ich kann daher keinen Grund dafür erkennen, warum auch wir hier nicht für den Rest unseres Lebens glücklich sein sollten. Wir, das sind meine Frau Ursel und ich, haben Deutschland aber keinesfalls ver­gessen und halten es in guter Erinnerung. Zurück möchten wir aber doch nicht mehr.

    Auch unsere Kinder Julia, Ferdi, Jim und Brendon, geboren in dieser Reihenfolge, lieben dieses Land und wachsen dreisprachig auf. Deutsch zuhause, Englisch und Afrikaans in der Schule und in der Versammlung der Zeugen Jehovas. Nach der ersten gemeinsamen Reise in unsere alte Heimat habe ich sie gefragt, wo sie lieber leben möchten. Ihre Antwort war einstimmig: Südafrika und nirgendwo sonst!

    Alles hätte gut sein und wir für den Rest des Lebens glücklich werden können, wenn, ja wenn nicht ein Damoklesschwert, von dem wir keine Ahnung hatten, über unseren Köpfen geschwebt hätte.

    Ursel ist vor einiger Zeit in Deutschland zu den Zeugen Jehovas gestoßen und hat sich zwei Jahre vor unserem Umzug nach Afrika taufen lassen. Ich habe dieser Religion immer etwas kritischer als meine Frau gegenüber­ge­standen. Bedingt durch meine berufliche Entwicklung bilde ich mir ein, dass ich in dieser Hinsicht realistischer und pragmatischer bin, als meine mehr zu Eupho­rie und zum Schwärmen geneigte bessere Hälfte.

    Aber an Gott habe auch ich seit meiner Kindheit geglaubt. Weniger konkret und dogmatisch vielleicht, als die Zeugen es tun, und mehr auf Jesus, statt auf Jehova hin orientiert, aber immerhin habe ich mich selbst als Christen eingeordnet. Weil ich jedoch sehr auf Harmonie und Familienfrieden bedacht war, bin ich letztendlich dann doch dazu gestoßen, zu der weltweiten Gemeinschaft der Zeugen Jehovas.

    Meine gute Ursel hat mir keine Ruhe gelassen: „Probier’s doch nur einmal und höre Dir an, was die Brüder zu sagen haben und dann kannst Du Dich immer noch dagegen entscheiden", so das Argument meiner lieben Frau. Steter Tropfen höhlt den Stein. So ähnlich muss es auch bei mir gewesen sein. Immer um Kompromissbereitschaft bemüht, und um sie nicht vor den Kopf zu stoßen, habe ich mich dann doch zu einem Gespräch bereiterklärt.

    In Bad Harzburg, wo wir vor dem Umzug nach Afrika noch überwintert haben, ist dann an einem schönen Herbstabend ein stämmiger, untersetzter Mann erschienen, der sich als Bruder Günter L., vorstellte. Wie ich später erfahren habe, handelte es sich bei meinem Besucher sogar um den damaligen Versammlungs­aufseher. Er wollte sich um mich kümmern und mit mir ein so genanntes Bibelstudium beginnen.

    Bruder L. hat mir auf Anhieb gefallen. Ein sympathischer Mann und eine bodenständige Natur. „Down-to-earth" würde man hier in Südafrika sagen, dieser Bruder L. Ein Mann ohne Schnörkel und Schnickschnack. Er ist zugänglich, gerade heraus und braut sogar sein eigenes Bier. So ein Mann musste mir gefallen. Sie haben den Richtigen zu mir geschickt.

    Auch das, was Bruder L. mir zu sagen hatte, schien akzeptabel. Die Verfälschungen der biblischen Wahrheiten durch die Amtskirchen, ihre teilweise unheilvolle Geschichte, ihre Doppelmoral, ihre Verflechtungen mit der Politik und ihre Liebe zum Geld. Alles klang für mich einleuchtend und war leicht nachzuvollziehen.

    Die Zeugen seien es gewesen, die die biblische Wahrheit wiederaufleben lassen hätten. Sie seien die einzige Religion, die sich fest und ausschließlich auf Gottes Wort gründe.

    Klare Worte, die auch in meinen Ohren überzeugend klangen. Schließlich habe auch ich der Bibel schon immer vertraut. Aber dennoch wäre es mir lieber gewesen, es wäre bei diesem kurzen Intermezzo geblieben. Ich wollte mich nicht fest an eine Religion oder Glaubensrichtung binden und habe insgeheim gehofft, dass es bei diesem Intermezzo bleiben und die Zeugen Jehovas und mein Bibelstudium der Vergangenheit angehören würden, wenn wir erst einmal südafrikanischen Boden betreten hätten. Weit gefehlt!

    Die Wachtturmgesellschaft verdient ihren zweiten Namen Organisation zu Recht. Bevor die Umzugsfirma mit unserem Container in unserem ersten Miethaus in Constantia, Kapstadt, eintrifft, sind die Zeugen schon da.

    Mit einem großen Blumenstrauß begrüßen uns Patrick und Marjorie R., zwei Angehörige der Nachbarversammlung Diepriver, in unserer neuen Heimat. Ich bin verblüfft und gerührt zugleich. Welch nette Geste! Kein Wunder, dass mein Studium jetzt doch fortgesetzt wird.

    Es gibt hier zwar keinen Bruder Günter L., aber dafür einen Bruder Claus F., der aus dem heutigen Namibia, dem früheren Deutsch-Südwest, stammt und zu meiner Erleichterung alles in Deutsch abwickelt. Ergebnis: Taufe zwei Jahre später in der Kongresshalle Bellville, einem Stadtteil von Kapstadt.

    Jetzt bin ich endgültig einer von ihnen, ein Zeuge Jehovas. Noch ohne Erfahrung, ohne tiefere Kenntnis der Geschichte dieser Organisation, aber dafür enthusiastisch im Predigtdienst, vollgepumpt mit abfragbarem Wissen aus dem so genannten Paradiesbuch und den von der Gesellschaft aus den von der Gesellschaft ausgewählten biblischen Texten. Ein typischer Zeuge Jehovas im Anfangsstadium.

    Immerhin sind wir als Familie nunmehr alle im gleichen Glauben vereint und daran war mir letztendlich am meisten gelegen. Ursel und Tochter Julia sind entzückt, Ferdi und Jimmy äußern sich nicht und Brendon hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Licht der Welt erblickt.

    Eine „geistige" Harmonie in der Familie ist jedoch hergestellt und darüber bin ich froh. Weniger erfreut bin ich jedoch über manche der vielen Regeln meiner neuen Religion. Vor allem über diejenigen, die keinen erkennbaren biblischen Bezug haben. So zum Beispiel das strikte Verpönen des Alkohols in unserer Versammlung, die offenbar auf die persönliche Einstellung unseres Versammlungs­aufsehers zurückgeht, dessen Vater Gerüchten zufolge alkoholkrank gewesen sein soll.

    Biblisch ist ein solches Verdikt aber nicht haltbar. Jesus hatte seinerzeit bei der Hoch­zeitsfeier Wasser in Wein verwandelt und nicht umgekehrt, wie es manche dieser übereifrigen Vertreter wohl gernhätten. Aber laut aussprechen sollte man einen solchen Gedanken nicht, wenn man einen Konflikt mit den Ältesten vermeiden will.

    Soviel weiß ich auch schon als „junger" Zeuge. In der nun einmal gegebenen Situation bleibt mir somit keine andere Möglichkeit, als mir meine eigenen Gedanken zu machen, will ich die Harmonie mit den Altvorderen in unserer kleinen Gruppe erhalten. Ich habe schon von einer Versammlung gehört, in der sogar das Tanzen geächtet sein soll. Selbst mit dem eigenen Partner, vom Tanzen mit einem fremden Vertreter des anderen Geschlechts gar nicht erst zu reden.

    Aber im Hinblick auf diese Sonderregeln habe ich mir eine gewisse Sturheit zugelegt und mir vorgenommen, für mich persönlich nur die eindeutig biblischen Gebote gelten zu lassen. Damit habe ich mir eine innere Distanz zu der Wachtturmgesellschaft geschaffen, eine Art Schutzhaltung, die sich später als vorteilhaft für mich erweisen sollte.

    Ich will mir weder Tanzen, noch einen Schluck Bier vermiesen lassen. Ebenso wenig bin ich gewillt, auf meine ohnehin wenigen abendlichen Entspannungsstunden im Liegestuhl mit einem Krimi­nalroman anstelle der Wachtturmlektüre zu verzichten.

    Meine strebsame Frau sieht dies zu meinem Leidwesen jedoch ganz anders. Ihr wäre es lieber, ich würde mich stattdessen ausschließlich der Zeugenlektüre widmen und mich, so ganz nach ihrem Vorbild, für das nächste gemeinsame Studium eines Wachtturmartikels vorbereiten.

    Was in der Praxis bedeutet, dass man den Text mit Unterstreichungen und Anmerkungen versieht. Mit Anmerkungen, die ausweisen sollen, dass man die angegebenen Bibelstellen gelesen und diese dann zur Beweisführung der ohnehin vorgezeichneten Argumen­tation, mehr oder weniger geschickt, in die eigenen vorbereiteten Kommentare eingebaut hat.

    Die auf den Wachtturmseiten unten aufgeführten und vom Studienleiter des Wachtturmstudiums gestellten Fragen beziehen sich exakt auf Inhalte in den jeweiligen Paragrafen des Textes. Diese braucht der Zeuge nur zu unterstreichen, um dann im gemeinsamen „Studium" die erwartete Antwort schnell finden und abgeben zu können. Und nur diese Antwort ist richtig und wird erwartet. Allerdings auch von jedem, der als Zeuge auf sich hält. Jeder der Anwesenden sollte daher wenigstens einmal während dieser Stunde das Vorrecht wahrnehmen und eine Antwort geben. Das Risiko, sich zu blamieren, hat er praktisch nicht.

    Seine Antwort kann nicht falsch sein, wenn er die richtige Stelle im Text unterstrichen hat. Einzige Bedingung: Lesen können. Eigenes Denken ist dagegen offenbar nicht vonnöten und vielleicht sogar noch nicht einmal erwünscht. So zumindest kommt es mir manchmal vor.

    Dass sich dieses Verfahren auf die bloße Wiedergabe der vorgegebenen Aussage beschränkt und das hochtrabenderweise so genannte Studium damit auf das geringstmögliche intellektuelle Anspruchsniveau reduziert wird, stört anscheinend niemanden.

    Die Kinder, die sich auf diese Weise ohne Schwierigkeiten beteiligen können, schon gar nicht. Mich dagegen schon. Hauptsache, die vorgegebene Antwort wird gegeben und der Studienleiter kann zum nächsten Paragrafen übergehen. Das gleiche Spiel wiederholt sich solange, bis der gesamte Artikel auf diese Weise „studiert" worden ist.

    Und das geschieht im weltweiten Gleichklang aller Versammlungen! Weil damit die „geistige Speise allen Zeugen" in gleicher Qualität und annähernd zeitgleich verabreicht wird, hat man mir auf meine Frage hin erklärt.

    Allerdings hat das Unterstreichen noch eine offenbar beabsichtigte erzieherische und disziplinierende Wirkung, wie mir erst im Laufe der Zeit klar wurde. Die Anwesenden sitzen in einer Versammlung der Zeugen Jehovas zumeist dicht zusammen. Der Nachbar hat daher – vielleicht ganz ungewollt - Einblick in die Wachtturmzeitschrift seines neben ihm sitzenden Bruders.

    Und was fällt ihm als Erstes auf? Na, ob er auch unterstrichen hat, natürlich. Und das nicht nur so, wie ich es oft handhabe, wenn ich wenig Zeit oder keine Lust habe. Mit Leuchtstift aus freier Hand markiert. Nein, der gute Zeuge unterstreicht, so wie meine liebe Ursel, in oft stundenlanger Handarbeit mit Lineal und verschiedenfarbigen Stiften. Natürlich mit zusätzlichen handgeschriebenen Bibelzitaten, sodass sich zum Schluss kaum noch freier Platz auf den Studienseiten befindet und das Ganze mehr einem Malbuch als einer Druckschrift ähnelt. Die Qualität der Vorbereitung wird für den Sitznachbarn schon auf den ersten Blick erkennbar – sollte mal einen Blick rüber werfen.

    Kann es ein Zeuge, der auf seinen guten Ruf Wert legt und eventuell sogar theokratische Ambitionen hat, wagen, mit einem „unvorbereiteten Wachtturm" in der Versammlung zu erscheinen?

    Wohl kaum. Da auch von Vater und Mutter eine Vorbildwirkung für die Kinder ausgeht, kann es sich in der Praxis niemand leisten, sich dieser Art der nach außen hin sichtbaren Vorbereitung zu entziehen. Auch ich nicht. Aber diese Tätigkeit ist nach Ansicht von Ursel noch längst nicht genug.

    Ich könnte ihrer Meinung nach auch die anderen Zeitschriften und sonstigen Publikationen der Wachtturmgesellschaft häufiger, am besten regelmäßig, und von vorn bis zur letzten Seite studieren, was ich ihrer Ansicht nach bislang kaum geschafft hätte und was auch zutrifft. Ein besserer Mensch und Bruder werden durch das konsequente Studium der Wachtturmliteratur. Und nur einem besseren Bruder werden bei den Zeugen Vorrechte anvertraut. Ein anderer Maßstab wird nach meiner Beobachtung in aller Regel nicht angelegt.

    Ein Bruder, der der Gemeinschaft als Ältester dient und sie damit zur Frau eines Ältesten machen würde. Das würde ihr gefallen und das schwebt ihr, mich betreffend, ganz offenkundig vor.

    Ich soll mehr sichtbaren Ehrgeiz zeigen, sichtbare Fortschritte machen, was immer das auch für Fortschritte sein mögen. Soll den Weg der Metamorpho­se eines „weltlichen in einen „geistigen Menschen konsequenter und zielstrebiger beschreiten. Das ist vermutlich ihr Herzenswunsch, obwohl ich keine konkrete Vorstellung habe, wie ein solcher Mensch am Ende aussehen soll.

    Auf jeden Fall aber würde dies wohl ein Zeitgenosse sein, der ohne Bier zu trinken, sich dafür aber mit „geistiger Nahrung" entspannt. Ein Mensch, der jede freie Minute im Predigtdienst verbringt und sich geistig aufbauenden Gesprächsthemen widmet. Der sich ausschließlich aus den Quellen der Wachtturmgesellschaft informiert und sich aus allem politischen und weltlichen Geschehen heraushält. Ein Mensch, der sein ganzes Vertrauen der Wachtturmgesellschaft schenkt und alle ihre Aussagen als geoffenbarte Wahrheit annimmt. Ohne kritische Nachfragen zu stellen oder sich auch nur eigene Gedanken zu machen.

    Soviel ist mir bereits nach ein paar Jahren meiner Zugehörigkeit klargeworden. Aber wäre dieses Ziel wirklich so erstrebenswert? Ich bin mir in diesem Punkt keinesfalls sicher und habe daher Schwierigkeiten damit, diese Leitvorstellung zur Maxime meines Lebens zu machen.

    Und das merkt man mir auch an. Vor allem meine liebe Ursel. Diese Vorstellung ist nun einmal die Zielvorgabe der Wachtturmgesellschaft (WTG) und damit automatisch auch die meiner Frau. Eine biblisch begründete Beschreibung eines solchen Typus habe ich allerdings noch nicht gefunden. Vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich dem Studium der Wachtturmliteratur zu wenig Zeit einräume.

    Bei diesen Gedanken muss ich unwillkürlich seufzen. Tatsächlich habe ich es während meiner ganzen Zeit als Zeuge Jehovas nie geschafft, offen gestanden auch nicht gewollt, alles zu lesen, was die Gesellschaft druckt. Und das ist keineswegs wenig. Viele Außenstehende kennen nur die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet!, die im zweiwöchigen Rhythmus erscheinen. Daneben werden aber auch Bücher, Jahrbü­cher, das monatliche Papier „Unser Königreichsdienst", Broschüren, Traktate, der jährliche Tagestext und noch einiges mehr gedruckt und vertrieben.

    Und ein guter Zeuge Jehovas liest, nein, er studiert das alles. Zumindest sollte er das und wird dazu entsprechend von den Ältesten angehalten. Er wird dazu ermuntert, heißt das in der Zeugensprache. Das gründliche Lesen aller Publikationen der Gesellschaft bedeutet jedoch auch einen erheblichen Zeitaufwand. Tatsächlich habe ich noch keinen Bruder kennen gelernt, der von sich behaupten würde, ein solches Lesepensum neben dem eigentlichen Broterwerb, dem von Allen erwarteten Predigtdienst[1] und der Vorbereitung von Vorträgen und Aufgaben für die Versammlung regelmäßig zu bewerkstelligen. Nicht zu vergessen sind die tägliche Behandlung des Tagestextes und das wöchentliche Studium eines Buches der Gesellschaft mit der Familie, was beides auch vorbereitet sein will.

    Die Freizeit eines Zeugen Jehovas ist von daher nicht üppig bemessen. Genau genommen gibt es sie kaum noch, wenn man allen von einem Zeugen erwarteten Aufgaben getreu nachkommen will. Bedenkt man außerdem, dass in Südafrika regulär von Montag bis einschließlich Samstagmittag gearbeitet wird, bedarf es keiner großen Rechenkünste, um festzustellen, dass ein berufstätiger Zeuge Jehovas, der seiner „theokratischen" Verantwortung wenigstens einigermaßen nachkommen will, zeitlich in vollem Umfang ausgelastet ist.

    Aus diesem Grund habe ich mich auf meine Weise mit den ungewohnten Anforderungen dieser Religion arrangiert. Ich bemühe mich darum, nachvollziehbare Forderungen, so gut es mir möglich ist, zu erfüllen, manches andere nicht ganz so eng zu sehen und mir im Übrigen zu anderen Themen meine eigene Auffassung zu bewahren. Ein Kompromiss, mit dem ich leben kann und der mich davor bewahren soll, in eine fortdauernde Stresssituation zu geraten, die ich schon bei einigen Brüdern beobachten konnte.

    So werde ich es auch weiterhin halten, denke ich. Ich bin mit dieser Auffassung allerdings ein Zeuge, der noch immer „weltliche" Standpunkte vertritt. Den geistigen Interessen nicht den Vorrang einräumt, der ihnen gebührt.

    Ich glaube aber, dass ich mit diesem Urteil leben kann, zumal ich keine Alternative zu meiner Schwerpunktsetzung sehe. Schließ­lich muss ich die für unseren Lebensunterhalt notwendigen, ansonsten auch von der Gesellschaft gern angenommenen Geldmittel erst einmal verdienen, was für einen Freiberufler wie mich im fremdsprachigen Ausland ohnehin nicht einfach ist.

    Jeder, der so seinem Broterwerb nachgehen musste, weiß um die Schwierig­keiten, Sorgen und Belastun­gen. Noch dazu in einem Umfeld mit einer anderen Geschäftskultur, was meine Tätigkeit nicht leichter macht.

    Viele Zeugen, vor allem die von der „geistigen Art", schei­nen das eher nicht zu wissen. Für sie gerät ein Bruder, der mehr Zeit bei der Arbeit als beim Predigtdienst verbringt und vielleicht sogar noch mit seiner beruflichen Beschäftigung erfolgreich ist, schnell in den Verdacht, ein Materialist zu sein. Und das ist auf jeden Fall etwas Schlechtes. Ein Mann, der weltlichen Dingen den Vorzug gegenüber den geistigen Belangen gibt. Vielleicht sogar von Habgier getrieben wird?

    Eine simplifizierende und für mich manchmal sehr schmerzhafte Sichtweise, wenn diese in versteckten Andeutungen ihren Ausdruck findet. Angeblich im Scherz hat mich Bruder Wolf V., unser Versammlungsaufseher, schon mal Mr. Money genannt, worüber ich aber gar nicht so richtig lachen konnte.

    Während ich vielleicht mit einem Fuß noch in der Welt stehe, stehen sie dagegen manchmal mit beiden Füßen fest in der Luft, denke ich schmunzelnd bei mir. Das habe ich auch schon einmal meiner Ursel so gesagt. Ihre ansonsten ausgeprägte Heiterkeit war schlagartig verschwunden. Tief betroffen hat sie sich sogar gezeigt. Für Ironie hat ein gläubiger Zeuge offenbar keine Antenne, habe ich gedacht, aber künftig von derartigen Bemerkungen lieber Abstand genommen.

    Fühlen tue ich mich aber keineswegs als Zeuge zweiter Klasse. Ich glaube an Gott und seinen Sohn Jesus Christus, übrigens auch heute noch. Ich mache regelmäßig den von mir erwarteten Dienst, halte das obligate Familienstudium ab, bereite Aufgaben und Vorträge vor und habe zusätzliche Verantwortung. Pardon, Vorrechte nennt man das bei den Zeugen als Dienstamtgehilfe. Und das alles neben einem Vollzeitjob, der mich auch zeitlich im vollen Umfang in Beschlag nimmt.

    Würde man zu meinen vermeintlich geringeren „theokratischen Verdiensten" aber die Anstellung der Frau des Ältesten Lonny als Haushaltskraft hinzurechnen, etwas, was in Afrika nicht unüblich ist und was sowohl der Familie von Lonny, als auch meiner Frau hilft, da sie im Vollzeitdienst für die Versammlung pionieren[2] kann, wäre das Bild schon positiver für mich. Außerdem arbeitet die Tochter des vorsitzführenden Aufsehers der Versammlung, Wolf V., Lilli, als Lehrerin unserer Kinder in unserem Haus. Sie geht damit einer für sie einigermaßen einträglichen Beschäftigung nach, die es ihr ermöglicht, zumindest halbtags Predigen zu gehen.

    In Südafrika ist das so genannte Home Schooling, also die Unterrichtung zuhause möglich, was uns angesichts der anfänglich noch mangelnden Sprachkenntnisse unserer Kinder sinnvoll erschien.

    Wenn das alles zählen würde, käme doch schon einiges für mich zusammen an Verdiensten für das Königreich Gottes, so wie es die Zeugen Jehovas verstehen. Aber das tut es nicht. Eigentlich könne ich doch trotz meiner Arbeit zusätzlich die in unserem Gebiet verbreitete Sprache Afrikaans lernen, um besser predigen zu können. Schließlich würden die meisten Menschen hier diese Sprache sprechen. Und ich könnte sogar pionieren, wenn ich meine Arbeit auf den halben Tag beschränken und auf meine zeitweilige halbstündige Mittagsruhe verzichten würde. So meine liebe Frau Ursel, die mir in letzter Zeit immer häufiger mit derartigen Ansinnen in den Ohren liegt.

    Als Pionier würde ich im geistigen Sinne mehr leisten und hätte bessere Chancen, bald zum Ältesten ernannt zu werden. Wie ich zu ihren Vorschlägen stehe, hat sie nicht gefragt. Ebenso wenig hat sie die Frage gestellt, wie ich bei halber Arbeitsleistung auf die gleichen Einnahmen komme. Oder bin ich wieder einmal nur zu kleingläubig?

    Mein Einwand, dass ich mit meiner ganztägigen Arbeit drei Schwestern das Pionier- bzw. das Hilfspionier-Dasein und unseren Kindern das Home Schooling ermöglichen würde und ich darüber hinaus angemessene Spenden für die Versammlung und das weltweite Werk tätigen könne, trifft regelmäßig auf taube Ohren. Anerkennung dafür kann ich offenbar weder von ihr noch von den Ältesten in unserer Versammlung erwarten. Für das Königreich tut man eben nur etwas im Predigtdienst.

    So, oder ähnlich, denkt Ursel und so sieht man diese Dinge bei den Zeugen. Auch Kreisaufseher oder Älteste nicken bei diesem Thema nur und äußern sich bezeichnenderweise nicht zu meiner Gegenargumentation.

    Na ja, auch damit muss ich wohl leben, kann das aber auch, denke ich und nehme einen weiteren Schluck von meinem ungerechterweise in Misskredit gebrachten Getränk. Für mich ist die Welt dennoch in Ordnung und das Leben könnte sehr idyllisch sein. Bedauerlicherweise bleibt es bei dem „könnte".

    Auf lange Sicht bekommt man mit einer Einstellung, wie ich sie mir zu eigen gemacht habe, bei den Zeugen Jehovas Probleme.

    Da ich diese Erkenntnis jedoch erst gewonnen habe, als es für mich zu spät war, sollte mein Schicksal eine ganz andere und unerwartet heimtückische Wendung nehmen.

    Anruf mit Folgen

    TROTZ MEINER PROBLEMGELADENEN Gedanken lehne ich mich wieder entspannt zurück. Mit dem heutigen Tag bin ich ganz zufrieden, da mir ist ein besonderer Schach­zug gelungen ist. Bildlich gesprochen habe ich einen „schwarzen Peter" weitergeben können: an den Kreisaufseher, Bruder Brafi L., der derzeit während der so genannten Dienstwoche mit Campingwagen und Frau auf unserem Grundstück logiert. Als er mich am späten Nachmittag in meinem an das Wohnhaus angegliederten Büro aufgesucht hat, um mit mir einige administrative Fragen zu klären, habe ich ihn mit einem schwerwiegenden Problem kon­frontiert.

    Ein junger Mitbruder namens Jan aus einer Nachbarversammlung hatte mich einige Tage zuvor angerufen und gefragt, ob ich denn wisse, dass Lilli, die ihren Posten als Lehrerin bei uns vor einigen Wochen aufgegeben hatte, jetzt offenbar ohne Trauschein mit ihrem Freund Quirin S. zusammenlebe.

    „Unmöglich, lautete meine Antwort. „Ihr Vater ist unser Versammlungsvorsteher und Du weißt selbst, mit welchen moralischen Maßstäben er die Brüder misst. Ein Hundertzehnprozentiger. Eine wilde Ehe seiner Tochter ist völlig undenkbar – nicht zuletzt, weil dies auch auf seine Reputation als Ältester eine negative Auswirkung hätte und er sein Amt möglicherweise sogar verlieren könnte.

    „Ich weiß, so Jan, der übrigens schon vor Quirin mit der jungen Schwester befreundet war und wohl noch immer Interesse an ihr hat. „Aber ein mit mir befreundeter Bruder hat Quirin neulich besucht und Lilli gesehen, wie sie ganz selbstverständlich bei ihm seine Bedienung als Gast übernommen hatte und ihm den Haushalt führte.

    Ich war fassungslos. Was sollte ich nun mit dieser „geistigen Bombe" anfangen. Mit Wolf V., ihrem Vater, dem Versammlungsaufseher sprechen? Dies wäre zwar die biblisch richtige, aber die menschlich zweifellos riskantere Vorgehensweise.

    Bei Wolfs cholerischem Temperament und seiner zeitweise ausgeprägten Selbstgerechtigkeit würde sich seine Reaktion sehr wahrscheinlich gegen den Überbringer dieser Nachricht richten. Ganz bestimmt aber würde er gegen Jan vorgehen, weil dieser mit mir geschwätzt und ihn nicht zuerst informiert hatte.

    Eine schwierige Lage. Ich

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