Erfolgreich jenseits und an der Börse: Führungsinstrumente in Familienunternehmen
Von Bianca Braun und Sonja Kissling
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Über dieses E-Book
Die Autorinnen analysieren und vergleichen im Buch verschiedene Führungsinstrumente (die Governance) dieser Unternehmen (Eigentumsstruktur, Verwaltungsrat, Strategie, Beziehung Familie-Unternehmen, Informationspolitik, Transparenz). Sie
kommen zum Schluss, dass es nicht unbedingt eine klare Trennung zwischen börsennotiert und nicht-börsennotiert Familienunternehmen gibt. Vielmehr finden sie erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen ihren Gesprächspartnern und können sie
in vier Kategorien einteilen (die Puma-, Hippo-, Oktopus- und Mammut-Familienunternehmen). Das Buch versteht sich als Beratungsbuch für Familien, ihre Unternehmen und ihre Experten/Berater.
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Buchvorschau
Erfolgreich jenseits und an der Börse - Bianca Braun
Umstrukturierung.
2.Go public or stay private?
Was ist ein Familienunternehmen?
Schreibt man ein Buch über Familienunternehmen, ist es wichtig, von Beginn an eines klarzustellen: Es gibt keine allgemeingültige Definition von Familienunternehmen. In der Praxis sieht man alles, von sehr kleinen regional agierenden Familienunternehmen bis hin zu sehr grossen international tätigen Familienunternehmen. Daher ist die Grösse des Unternehmens kein Kriterium, genauso wenig, ob das Unternehmen privat gehalten oder eben an der Börse kotiert ist. In der Regel wird bei Definitionen darauf geschaut, wie viel Eigentum des Unternehmens in Familienhänden ist. Aber auch hier variiert der geforderte Grenzwert stark und reicht von 20 Prozent bei börsenkotierten Unternehmen bis zu mindestens 50 Prozent bei privaten Unternehmen. Einige Definitionen verlangen zudem, dass Familienmitglieder nicht nur Eigentümer, sondern auch im Unternehmen präsent sind, sei dies in einer Aufsichtsfunktion auf Stufe Verwaltungsrat oder sogar in einer operativen Funktion in der Geschäftsleitung. Andere Definitionen erfordern weiter, dass das Unternehmen schon einen Generationenwechsel hinter sich oder eine entsprechend starke Absicht hat, diesen vorzunehmen, um ein Familienunternehmen zu sein. So würden gründergeführte Unternehmen wie beispielsweise Facebook eher nicht als Familienunternehmen qualifizieren. Letztlich integrieren Definitionen teilweise auch Softfaktoren, indem sie gewisse kulturelle Dimensionen einschliessen.
Aufgrund der fehlenden einheitlichen Definition kann man nicht genau sagen, wie viele Unternehmen als Familienunternehmen betrachtet werden können. Die bestehenden Informationen deuten aber darauf hin, dass schätzungsweise 70 bis 90 Prozent der Unternehmen weltweit Familienunternehmen sind und weltweit ungefähr 40 bis 70 Prozent zum Bruttoinlandprodukt (BIP) sowie zur Beschäftigungsquote beitragen.
Entwicklungsphasen von Familienunternehmen
Was Lehre und Praxis besser hilft, das Wesen von Familienunternehmen greifbar zu machen, ist die Einteilung von Familienunternehmen nach Lebensphase. So wird generell zwischen gründergeführten Unternehmen der ersten Generation (controlling owner), geschwistergeführten Unternehmen der zweiten Generation (sibling partnership) und Familienunternehmen, die in der dritten oder weiteren Generationen sind und bereits mehrere Stämme haben (cousin consortium), unterschieden. Von letzterer Phase entwickelt sich die Familie vielleicht noch weiter in eine Phase, die Family Enterprise genannt wird. In dieser Phase legt die Familie ihr Vermögen in der Regel stark diversifiziert an und besitzt neben dem Ursprungsunternehmen noch weitere bedeutende Vermögenswerte sowie Unternehmensanteile.
Eingängig veranschaulicht und hilfreich an dieser Unterscheidung ist, dass jede dieser Phasen sehr typische Herausforderungen mit sich bringt, die für die Mehrheit der Familienunternehmen zutreffen. Sowohl das Unternehmen wie auch die Familie befindet sich in jeder Phase in einem anderen Zustand und entsprechend müssen andere Massnahmen ergriffen werden, damit beide Systeme erfolgreich sein können.
−Gründergeführte Familienunternehmen haben so zum Beispiel typischerweise eine gründerzentrierte Führungsweise und die Nachfolgeregelung stellt eine grosse emotionale und strategische Herausforderung dar.
−In geschwistergeführten Unternehmen hingegen ist es wichtig, dass die Nachkommen einen gemeinsamen Führungsstil und als Team eine gemeinsame Strategie für das Unternehmen entwickeln.
−In der Cousin-Consortium-Phase befinden sich die Familien- und Unternehmensseite in einem komplexeren Stadium, und es müssen Regeln zur Entscheidungsfindung und Mitwirkung der Familie entwickelt werden.
−In der Family-Enterprise-Phase geht es insbesondere darum, die Identifizierung der Familie mit dem Unternehmen nicht zu verlieren oder der Familie womöglich durch eine gemeinsame philanthropische oder Investitionstätigkeit eine neue gemeinsame Identität zu geben.
Evolutionary Transitions Between Types of Family Business
Gersick, Lansberg, Desjardins, Dunn (1999)
Börsenkotierte Unternehmen
Verbreitung
Gemäss Angaben der Weltbank nahm die Anzahl der börsenkotierten Unternehmen seit 1975 bis zum Jahre 2014 kontinuierlich zu. 2014 gab es 45 347 börsenkotierte Unternehmen. Seither ist die Zahl schwach, aber stetig rückläufig. Gemäss den jüngsten Erhebungen aus dem Jahr 2018 gibt es weltweit 43 342 börsenkotierte Unternehmen. Die Schweiz hat momentan 236 börsenkotierte Unternehmen, hier wurde 2003 mit 289 kotierten Unternehmen der Peak erreicht.
Eine Rangliste von «TheGlobalEconomy.com» aus dem Jahre 2018 bestehend aus insgesamt 70 Ländern zeigt, dass folgende Länder die meisten kotierten Unternehmen aufweisen:
1.Indien (5 065)
2.USA (4 397)
3.Japan (3 562)
4.China (3 584)
5.Kanada (3 330)
Deutschland liegt mit 465 kotierten Unternehmen auf Platz 17 und die Schweiz mit 236 börsenkotierten Unternehmen auf Platz 27. Auf den letzten Rängen sind Costa Rica, Libanon und Namibia mit nur 10 kotierten Unternehmen.
Eindrucksvoll ist die Marktkapitalisierung, die diese börsenkotierten Unternehmen gemäss einem OECD Report aus dem Jahre 2019 auf sich vereinen. Es sind über 80 Billionen US Dollar. Obwohl sich 57 Prozent und damit die Mehrheit der börsenkotierten Unternehmen in Asien befinden, beläuft sich deren gemeinsame Marktkapitalisierung mit 37 Prozent auf weniger als die Hälfte. Die USA sind individuell gesehen an der Spitze – sie beherbergen 10 Prozent der börsenkotierten Unternehmen, deren Marktkapitalisierung aber mit 36 Prozent zur globalen Marktkapitalisierung beiträgt.
Wie viele dieser Unternehmen sind Familienunternehmen? Da die Definition der Familienunternehmen wie oben erläutert uneinheitlich ist, ist es schwierig festzulegen, wie viele dieser börsenkotierten Unternehmen Familienunternehmen sind. Verschiedene Studien hierzu erlauben aber einen Einblick.
So halten «Individuen und Familien» gemäss dem erwähnten OECD Report weltweit 7 Prozent und «private Unternehmen und Holdinggesellschaften» 11 Prozent der Marktkapitalisierung der börsenkotierten Unternehmen. 14 Prozent der Marktkapitalisierung dieser Unternehmen werden von der «öffentlichen Hand» und 41 Prozent von «institutionellen Investoren» gehalten.²
Prozentual hinsichtlich der Anzahl kann man sagen, dass etwa 30 Prozent der in der Schweiz börsenkotierten Unternehmen Familienunternehmen sind. Dies lässt sich aus verschiedenen Studien schliessen.
So hat der Bericht «The CS Family 1 000 in 2018» der Credit Suisse eine Liste von 1 000 börsenkotierten Familienunternehmen porträtiert. Er definierte ein Familienunternehmen danach, ob Gründer oder Nachkommen direkt 20 Prozent Eigentum oder Stimmrechte halten. Facebook wurde hier beispielsweise als Familienunternehmen qualifiziert, in der Schweiz unter anderem die Partners Group. Aus der Schweiz hat die Credit Suisse 32 börsenkotierte Familienunternehmen in ihren Bericht einbezogen, was 13.56 Prozent der hier kotierten Unternehmen entspricht. Da es sich um eine begrenzte Auswahl durch die Credit Suisse handelt, liegt der tatsächliche Wert wohl höher. 2004 wurde der Anteil börsenkotierter Familienunternehmen in der Schweiz von der Universität St.Gallen und EY auf 37 Prozent