Es regnet Diamanten auf Neptun
Von Alfred Bekker
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Über dieses E-Book
Es regnet Diamanten auf Neptun
von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Romans entspricht 152 Taschenbuchseiten.
In der Atmosphäre des Neptun bilden sich unter hohem Druck aus Kohlenstoff Diamanten von der Größe eines Kleinwagens, die von Robotern aufgefangen und ins Orbit zu den wartenden Raumtransportern gebracht werden. Ein Androide in New York wird von Träumen heimgesucht, die ihm suggerieren, dass sein Autonomes KI-System einen dieser Roboter steuert. Hat jemand den Androiden gehackt? Kann er seine Aufgabe als Ermittler im Kampf gegen kriminelle Verschwörungen der Syndikate noch erfüllen oder versuchen die Außerirdischen Einfluss auf die Erde zu gewinnen, deren Schiffe über New York schweben?
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Es regnet Diamanten auf Neptun - Alfred Bekker
Es regnet Diamanten auf Neptun
von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Romans entspricht 152 Taschenbuchseiten.
In der Atmosphäre des Neptun bilden sich unter hohem Druck aus Kohlenstoff Diamanten von der Größe eines Kleinwagens, die von Robotern aufgefangen und ins Orbit zu den wartenden Raumtransportern gebracht werden. Ein Androide in New York wird von Träumen heimgesucht, die ihm suggerieren, dass sein Autonomes KI-System einen dieser Roboter steuert. Hat jemand den Androiden gehackt? Kann er seine Aufgabe als Ermittler im Kampf gegen kriminelle Verschwörungen der Syndikate noch erfüllen oder versuchen die Außerirdischen Einfluss auf die Erde zu gewinnen, deren Schiffe über New York schweben?
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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1
Es regnet Diamanten auf Neptun, sagt man - und ich fange sie.
Kennen Sie das?
Man träumt, ein anderer zu sein.
Ich träume seit einiger Zeit, dass mein Bewusstsein einen der Roboter steuert, die auf Neptun Diamanten fangen.
Auf dem Neptun regnet es nämlich Diamanten. Sie bilden sich unter dem ungeheuren Druck und der hohen Schwerkraft in den unteren Schichten seiner Atmosphäre. Genug Kohlenstoff ist ja vorhanden. Daraus bilden sich unter diesen extremen Verhältnissen Diamanten, die so groß wie Kühlschränke sind. Manchmal werden sie sogar kilometergroß, aber die kann ich nicht fangen.
Dazu sind sie einfach zu riesig.
Aber bis zur Größe eines Kleinwagens komme ich klar.
Die Diamanten regnen langsam auf den etwa erdgroßen Gesteinskern des Neptun herab und schlagen dort auf. Das wiederum induziert elektrische Entladungen unvorstellbaren Ausmaßes und die lösen die gefürchteten Wirbelstürme aus. Kein Planet im Sonnensystem hat so heftige Stürme wie der Neptun.
Während die Diamanten in die Tiefe sinken, wachsen sie.
Ich versuche sie fangen, bevor sie so groß geworden sind, dass ich sie nicht mehr bewältigen kann. Und vor allem, bevor sie aufschlagen - denn dann ist man besser nicht in der Nähe.
Auch die Widerstandsfähigkeit des robustesten Roboters hat seine Grenzen.
Ich packe den Diamanten also mit meinen Greifarmen und steige dann mit ihm empor.
Hinauf, in die oberen Schichten seiner Atmosphäre, wo es kaum noch Methan oder Ammoniak gibt, sondern fast ausschließlich Wasserstoff und Helium.
Ich empfange das Signal einer Transportdrohne, der ich den Diamanten übergeben werde, damit sie ihn zur Lagerstation auf Triton bringt. Von dort wird man ihn dann in einen der regelmäßig zur Erde fliegenden Raumtransporter verfrachten.
Gut dreißig Astronomische Einheiten sind es im Durchschnitt zwischen der Erde und Neptun.
Dreißig Mal der Abstand Erde-Sonne.
Eine Distanz, die das menschliche Vorstellungsvermögen sprengt.
Aber nicht nur das Menschliche.
Die Diamanten haben dann eine lange Reise vor sich. Aber der Aufwand lohnt sich.
Es regnet Diamanten auf Neptun und ich fange sie. Das macht mich glücklich.
Je mehr Diamanten ich fange, desto zufriedener bin ich. Vermutlich ist mein AKIS (Autonomes KI-System) so programmiert. Jedes Bewusstsein braucht ein Belohnungssystem. Ob das biochemisch in einem organischen Gehirn verankert ist oder im Programmcode eines Autonomen KI-Systems ist im Grunde vollkommen gleichgültig, was die Wirkung betrifft.
Ich empfange die Kennung des Raumtransporters, der die Diamanten nach Triton bringen soll.
Ein Signal von AKIS zu AKIS.
Man könnte sagen, wir sind in gewisser Weise befreundet.
Gute Kollegen.
>Wie geht’s?<
>Kann nicht klagen! Und selber?<
>Bei uns auf Triton haben die Oger-Banden ein Diamantensilo zerstört und die Sauerstofftanks geplündert.<
>Immer wieder Probleme mit den Ogern. Kenne ich aus New York.<
Die Oger waren so widerstandsfähig, dass sie über Wochen ohne Sauerstoff und Nahrung und in extremer Kälte überleben konnten. Außerdem waren sie unempfindlich gegenüber Strahlung und in der Lage, ihren Metabolismus mit so gut wie allem aufrecht zu erhalten, was die benötigten Stoffe enthielt. Eine Meisterleistung der Gentechnik. Mit Ogern konnte man Eismonde wie Triton besiedeln. Oger waren es gewesen, die die irdischen Stationen auf Triton errichtet hatten. Oger hatten die Silos für die Diamanten erbaut. Sie hatten die Terminals errichtet, in denen die Diamanten auf die großen Raumtransporter umgeladen wurden, die sie zur Erde brachten.
Nur leider hatte man die meisten der Oger danach nicht mehr gebraucht. Die ganze Anlage funktionierte nämlich vollautomatisch, gesteuert durch Autonome KI-Systeme.
AKIS - so wie ich.
Aber viele Oger waren trotzdem geblieben. Sie hausten jetzt in verlassenen Teilen der Anlagen, hatten ihre eigenen Siedlungen gebaut, zogen in größeren Banden über den Mond und manchmal, wenn ihnen der Sauerstoff oder irgendetwas anderes knapp wurde, dann holten sie es sich. Wenn sie Diamanten erbeuteten, dann ernährten sie sich davon. Schließlich bestanden die aus Kohlenstoff und den brauchten sie für ihren Metabolismus.
>Bei euch in New York gibt es auch Oger-Banden?<, fragte mich der Raumtransporter.
>Allerdings. Aber die Krabbler sind schlimmer.<
Der richtige Name lautete Autonome Reproduktionsfähige Bots.
Aber alle nannten sie nur die Krabbler.
Wozu die mal nützlich gewesen waren, konnte einem niemand mehr sagen. Speziell in New York hatten sie Ratten jagen sollen. Jetzt gab es kaum noch Ratten in New York - dafür die Krabbler. Und die waren unangenehmer.
*
Ich ließ mich wieder in die Tiefe der Neptun-Atmosphäre hinabsinken. Der Kontakt zum Raumtransporter riss irgendwann ab. Einerseits deshalb, weil sich der Raumtransporter natürlich entfernte, schließlich sollte er den Diamanten nach Triton bringen. Andererseits erschwerten die Entladungen in der Neptun-Atmosphäre den Funkkontakt. Da knisterte immer einiges. Die schweren Stürme sorgten für Gewitter ungeahnten Ausmaßes. Es hat schon Roboter gegeben, die komplett ausgeschaltet worden sind, weil sie so einen Neptunblitz abbekommen haben. Da kann man gar nicht vorsichtig genug sein.
Besser man weicht den Monsterstürmen aus.
Wenn man kann.
Das ist allerdings gar nicht so einfach.
Im nächsten Moment war ich dann plötzlich wieder in New York.
Gerade noch weit draußen, am Rand des Sonnensystems, in einer Entfernung, die dem Dreißigfachen des Abstandes Erde-Sonne entspricht und eine Sekunde später war ich wieder in den Straßen von New York City.
Der Wechsel war schon sehr abrupt.
Ich wäre durchaus gern da draußen geblieben, muss ich zugeben.
Ein Traum, dachte ich. Es muss ein Traum gewesen sein!
Ungewöhnlich war, dass dieser Traum seit einiger Zeit immer wieder kam und dabei so realistisch wirkte, dass die Wirklichkeit dagegen verblasste.
Ich war wieder in New York, sah aus dem Fenster meiner Wohnung, sah die Raumschiffe der Ktoor und der Nugrou, sah den Schwarm der insektenartigen Ornithopter und der Luftschiffe über die Stadt, sah den Straßenverkehr und den Stau der unzähligen autonomen Fahrzeuge, die man alle nicht abschalten durfte, weil sie Bürgerrechte besaßen (Das Wort Automobil bzw. Auto hatte früher gemeint, dass eigentlich ein Mensch am Steuer saß, was eigentlich immer irreführend war.).
Autos waren zwischenzeitlich wegen der Luftverschmutzung und des Klimaschutzes mal ziemlich in Verruf gekommen.
Aber seit der Sache mit dem Virus hatte sich das geändert. Seitdem waren sie wieder (zumindest für überwiegend organische und damit infizierbare Bürger) das Verkehrsmittel der Wahl in New York, auch wenn sie zuviel Platz verbrauchten. Nur arme Leute benutzten die U-Bahn. Oder Androiden. Roboter. Mechanische. Oder gentechnisch Immunisierte.
Der Straßenverkehr war also nach wie vor ein Kennzeichen dieser Stadt, obwohl man einige Zeit geglaubt hatte, Automobile würden aus der Mode kommen.
Aber das geschah nicht.
Auch wenn Autos sich längst selber steuern, so ist es doch ein für viele Infizierbare ungemein beruhigender Gedanke, dass man in einer hygienisch einwandfreien, abgeschlossenenen Kabine reisen konnte.
Ich stand am Fenster und blickte hinaus auf die Stadt, die niemals schlief, wie man immer sagte. Über dem Central Park schwebten ein paar Drachen, aber eine städtische Drohne jagte sie mit einem Schockkraftfeld fort. Wo die hinkackten, wuchs nämlich buchstäblich kein Gras mehr.
Gerade noch hatte ich einen kühlschrankgroßen Diamanten in den Greifarmen meines Robotkörpers gehalten, jetzt sah ich meine Hände an und sie kamen mir exotisch vor.
Wer bist du?, fragte ich mich.
Wer bist du wirklich?
Ich hatte es mal zu wissen geglaubt.
Aber das schien nicht mehr zu gelten.
Alles schien sich geändert zu haben.
Nichts blieb, wie es gewesen war.
*
Zwei Dinge hatten alles unwiderruflich verändert - und das viel schneller, als manche geglaubt hatten.
Das eine war die Pandemie, die die Menschheit heimgesucht hatte und deren Folgen immer noch nicht völlig überwunden waren.
Das andere war die Ankunft der Aliens, deren Schiffe seitdem über New York City schwebten.
Und man sagte, dass beides irgendwie miteinander zusammenhing.
Aber da gab es unterschiedliche Meinungen.
Fast immer schweben mehrere große Raumschiffe über New York City. Manchmal sind sind es zwei, manchmal mehr. Die Stadt liegt in ihrem Schatten. Meistens sind es die Schiffe der gestaltwandelnden Nugrou oder der krakenartigen Ktoor. Aber es kommen auch manchmal die Rreemh (die aussehen wie Horus aus der altägyptischen Mythologie) , die vogelartigen Qriid oder die K’aradan, die von Menschen kaum zu unterscheiden sind. Die facettenäugigen Luhr verfügen über eine sehr fortgeschrittene Hyperraumtechnik, die allerdings nicht ungefährlich ist, wenn sie in die Hände der falschen Leute gerät. Und die humanoiden Yroa sind Meister der Biotechnologie und des Klonens. Sie handeln mit DNA-Daten. Außerdem reisen sie zwischen verschiedenen Raumzeiten des Multiversums und haben Kolonien in parallelen Universen. So behaupten sie zumindest.
Wer bin ich, dass ich das überprüfen könnte?
Aber eins steht fest:
Das Universum ist offenbar ein ziemlich dicht besiedelter Raum - relativ betrachtet.
Meistens sind es die Raumschiffe die Ktoor und der Nugrou, die New York City besuchen. Sie bringen Handelsgüter. Auch Drogen. Technische Gadgets. Manche sagen, sie hätten auch einige Viren gebracht. Viren, die das Verhalten biologischer Organismen verändern und zum Beispiel die Neigung, bestimmte Produkte zu kaufen befördern.
Die Raumschiffe der Ktoor oder der Nugrou bringen auswanderungswillige Menschen oft zu weit entfernten extrasolaren Planeten. Ihre Raumschiffe fliegen einfach schneller und weiter als diejenigen, die auf der Erde gebaut werden. Vielleicht erreicht man auf diesem Planeten auch irgendwann mal deren Standard, aber das wird sicher noch eine Weile dauern.
Ach, ja eine Sache, die viel verändert hat, habe ich noch nicht erwähnt.
Die Gentechnik.
Seitdem gibt es all die Geschöpfe.
Geschöpfe ist das richtige Wort, denn sie wurden geschaffen.
Und wir geben ihnen die Namen alter Sagengestalten.
Zum Beispiel Gnome und Zwerge - geschaffen, um Supererden in extrasolaren Systemen zu besiedeln, die eine Schwerkraft von 6 oder 7 g haben.
Oder die Elfen - geschaffen, um unter anderem widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu sein und die Gehirn- und Sinnesleistung zu optimieren. Oder Orks und Oger, die die sich an äußerst unfreundliche planetare Umgebungen anpassen können - aber deren Banden unsere Ghettos unsicher machen. Vampire und Nachtmahre sind vermutlich das Ergebnis von Laborunfällen.
Spätestens seit der letzten Drachenplage diskutiert man,