Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes: Eine Hospizhelferin erzählt von ihren Sterbebegleitungen
Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes: Eine Hospizhelferin erzählt von ihren Sterbebegleitungen
Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes: Eine Hospizhelferin erzählt von ihren Sterbebegleitungen
eBook332 Seiten3 Stunden

Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes: Eine Hospizhelferin erzählt von ihren Sterbebegleitungen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Autorin, Julia Lucia Fink, hat über zwanzig Jahre im Rahmen ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Hospizhelferin viele Menschen, die an der Schwelle des Todes standen, begleiten dürfen. Auch deren Angehörigen durfte sie zur Seite stehen.

Es war ihr stets besonders wichtig, die spirituellen Aspekte des Sterbens, die in einer Sterbebegleitung eine große Rolle spielen, mit einzubeziehen.

In all diesen Jahren kam es zu vielen sehr angenehmen und fruchtbaren, zu bewegenden und berührenden, aber auch zu einigen beklemmenden und bedrückenden Begegnungen mit Menschen, die sich in einer schicksalsträchtigen Phase ihres Lebens befanden.

Alle Begleitungen, auch - oder vielleicht sogar gerade - die schwierigen, empfand sie als ein Geschenk und eine Bereicherung.

Fast alle Sterbenden haben sie - meistens natürlich, ohne sich dessen bewusst zu sein - gelehrt, haben ihr wertvolle Anregungen und Impulse für ihr Leben gegeben.

In diesem Buch schildert sie über ihre Erfahrungen aus einigen ihrer insgesamt mehr als sechzig Sterbebegleitungen, die sie - aus unterschiedlichen Gründen - besonders gefordert oder berührt haben.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. März 2020
ISBN9783750466753
Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes: Eine Hospizhelferin erzählt von ihren Sterbebegleitungen
Autor

Josef F. Justen

Josef F. Justen wurde 1950 in Gelsenkirchen geboren. Nach der Mittleren Reife absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft. Nachdem er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt hatte, studierte er Mathematik und Informatik an den Universitäten Dortmund und Hagen. Von 1980 bis 2008 war er als Dozent und Ausbilder im IT-Bereich tätig. Schon in seiner Kindheit und Jugend wurde er in seinem privaten Umfeld mit vielen Todesfällen konfrontiert. Die Frage, wie es mit diesen Verstorbenen nun weitergehe, beschäftigte ihn sehr stark und ließ ihm keine Ruhe. Er musste erkennen, dass weder die Lehren der Wissenschaften noch die der katholischen Kirche die ihn bewegende Frage befriedigend zu beantworten vermochten. So machte er sich schon als junger Mann auf den Weg, spirituelle Erkenntnisse zu gewinnen. Auf diesem Weg kam er mit vielen religiösen, okkulten und esoterischen Strömungen in Berührung, deren Lehren er studierte und miteinander verglich. Schließlich kam ihm das Schicksal zu Hilfe. In der Schaufensterauslage eines kleinen Buchgeschäftes fiel sein Blick auf eine völlig unscheinbare Broschüre mit dem Titel »Rudolf Steiner: Anthroposophie«. Obwohl ihm weder der Autor noch der Titel etwas sagten, nahm er eine »innere Stimme« wahr, die ihm nahe legte, das Buch zu kaufen. So fand er zur Anthroposophie, der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, deren Erkenntnisse seinem Naturell, auch spirituelle Themen mit nüchternem Verstand und ohne Schwärmerei zu behandeln, besonders gut entsprechen. Schon bald wurde ihm klar, dass Rudolf Steiner mit den Resultaten seiner Geistesforschung eine schier unfassbare Fülle spiritueller Weisheiten in die Welt gebracht hat und dass ein einziges Erdenleben kaum ausreichen dürfte, um auch nur annähernd alles verstehen zu können. Aber bekanntlich ist ja oftmals der Weg das Ziel... Der Verfasser war lange Zeit als ehrenamtlicher Hospiz-Helfer in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig. Heute sieht er es als seine Aufgabe an, Bücher für Menschen zu schreiben, die Sehnsucht nach wahrhaften spirituellen Erkenntnissen haben und die sich bisher noch nicht mit der so eminent wichtigen anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft Rudolf Steiners befasst haben.

Mehr von Josef F. Justen lesen

Ähnlich wie Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes

Ähnliche E-Books

Persönliche Entwicklung für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Spirituelle Begleitung an der Schwelle des Todes - Josef F. Justen

    Allen Menschen,

    die ich begleiten durfte,

    als sie an der Schwelle des Todes standen,

    gewidmet

    Was ihr einem meiner

    geringsten Brüder getan habt,

    das habt ihr mir getan.

    Matthäus 25, 40

    Inhaltsverzeichnis

    Die Idee zu diesem Buch

    Vorwort

    Meine Motivation, mich mit dem Thema »Tod« auseinanderzusetzen

    Mein Weg zu spirituellen Erkenntnissen

    Mein Weg zur Hospizhelferin

    Meine Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin

    Aufgaben und Dienstleistungen des Hospizvereins

    Spirituelle Aspekte in der Sterbebegleitung

    Planung und Organisation einer Begleitung

    Erfahrungsaustausch, Supervision und Weiterbildung

    Schilderungen meiner Sterbebegleitungen

    Zufrieden und dankbar

    Gehen Sie mit Gott!

    Chance am Lebensende

    Wut auf das eigene Schicksal

    Der Leichenschmaus

    Die Geduld der Engel

    Wo Rost und Motten ...

    Der »Katzenfreund«

    In guten wie in schlechten Tagen

    Der »Feuerwehr-Einsatz«

    Ein großes Missverständnis

    Wenn man nur wüsste ...

    Der »Doppelgänger«

    Dem Tod kann man nicht davonlaufen

    Das Gelübde

    Hinter der Tür

    Der Tod kennt kein Alter

    Schlusswort

    Hinweise und Erläuterungen zu den Fußnoten

    Buchempfehlungen

    Das Geheimnis des Lebens

    und das Geheimnis des Todes

    sind verschlossen in zwei Schatullen,

    von denen jede den Schlüssel

    zum Öffnen der anderen enthält.

    Mahatma Gandhi

    Die Idee zu diesem Buch

    In den drei Jahrsiebten von 1998 bis 2018 durfte ich als ehrenamtliche Sterbebegleiterin unseres überkonfessionellen Hospizvereins etlichen Menschen in ihrer letzten Lebensphase zur Seite stehen. Auch konnte ich viele, die einen lieben Angehörigen verloren hatten, bei der Verarbeitung ihrer Trauer unterstützen.

    In dieser Zeit traf ich mich des Öfteren mit einem guten Freund, Herrn Josef Justen¹, der sich in dem Hospizverein seiner Stadt ebenfalls der Sterbebegleitung gewidmet hatte. Gemeinsam tauschten wir unsere Erfahrungen aus, reflektierten diese und gaben uns gegenseitig Anregungen und Empfehlungen.

    Während eines unserer vielen Gespräche wurde schließlich im November 2000 die Idee geboren, dieses Buch zu schreiben.

    Als ich mich eines Abends unmittelbar nach einem besonders bewegenden Einsatz, an dessen Ende die Patientin starb, mit Herrn Justen traf, schilderte ich ihm, was ich soeben bei dem Besuch dieser Patientin erlebt hatte. Meine Erzählung schloss mit den Worten: »Eigentlich müsste man das alles aufschreiben!«

    Darauf sagte er: »Mach es doch! Schreib ein Buch darüber!«

    Im ersten Moment war ich von dieser Antwort, die er durchaus ernst meinte, etwas überrascht, obwohl ich ein paar Monate zuvor auch schon einmal diesen Gedanken hatte. Doch schien es mir damals unpassend, derart persönliche, ja intime Erfahrungen zu veröffentlichen. Ich glaubte, alles nur in meiner eigenen Seele bewahren zu dürfen. Außerdem war ich sehr ungeübt, was das Schreiben eines Buches angeht.

    Aber nun schien mir der Gedanke, ein Buch über diese Erlebnisse zu verfassen, doch eine ganz gute Idee zu sein und er sollte mich nicht mehr loslassen, auch wenn die Realisierung noch sehr lange auf sich warten ließ, da ich erst noch möglichst viele weitere Erfahrungen sammeln wollte.

    Vermutlich hätte ich mich nicht an diese Aufgabe herangewagt, wenn mein Freund sich nicht bereit erklärt hätte, mich bei der Gestaltung des Buches tatkräftig zu unterstützen. Ohne ihn wäre dieses Buch wohl niemals zustande gekommen.

    Er war mein Inspirator, Kritiker und Lektor.

    Dafür gebührt ihm mein großer Dank!

    Vorwort

    In all diesen Jahren kam es im Rahmen meiner Tätigkeit als Sterbebegleiterin zu vielen sehr angenehmen und fruchtbaren, zu bewegenden und berührenden, aber auch zu einigen beklemmenden und bedrückenden Begegnungen mit Menschen, die sich in einer schicksalsträchtigen Phase ihres Lebens befanden.

    Alle Begleitungen, auch – oder vielleicht sogar gerade – die schwierigen, waren für mich ein Geschenk und eine Bereicherung.

    Fast alle Sterbenden haben mich – meistens natürlich ohne sich dessen bewusst zu sein – gelehrt, haben mir wertvolle Anregungen und Impulse für mein Leben gegeben.

    Hierbei denke ich ganz gewiss nicht an Plattitüden, die mir natürlich auch ein paar Mal mit auf den Weg gegeben wurden, wie etwa: »Genieße dein Leben, solange es noch möglich ist!«

    Über meine Erfahrungen aus einigen meiner insgesamt mehr als sechzig Sterbebegleitungen, die mich – aus unterschiedlichen Gründen – besonders gefordert oder berührt haben, möchte ich in diesem Buch erzählen.

    Der Zeitraum, über den sich eine Begleitung erstreckte, variierte sehr stark. Bei den kürzesten kam es nur zu einer einzigen Begegnung, was im Normalfall daran lag, dass der Patient bereits während meiner Anwesenheit oder kurz danach verstarb. Meine längste Begleitung dauerte ein Vierteljahr und umfasste etwas mehr als dreißig Besuche.

    Von meiner ersten Begleitung an hatte ich mir nach jedem Patientenbesuch Notizen gemacht. Seit ich mich entschlossen hatte, irgendwann dieses Buch zu schreiben, wurden meine Aufzeichnungen besonders ausführlich und umfangreich.

    Daher kann ich heute noch fast alle Begegnungen taggenau und authentisch schildern. Natürlich kann ich die meisten Gespräche, die ich geführt habe, nicht mehr wörtlich, sondern nur sinngemäß wiedergeben. Allerdings gibt es auch ein paar Aussagen, die sich so fest in mein Gedächtnis eingebrannt haben, dass ich sie absolut wortgetreu zitieren kann.

    Dieses Buch erhebt gewiss nicht den Anspruch, als Lehrbuch für die Hospizarbeit zu dienen. Auch ist es nicht unbedingt als Leitfaden für Menschen, die in der Sterbe- oder Trauerbegleitung engagiert sind, gedacht.

    Dennoch hoffe ich, dass meine Erfahrungen – so individuell diese auch gewesen sein mögen – dem einen oder anderen Menschen, der privat, ehrenamtlich oder professionell einen Schwerkranken oder Sterbenden begleiten möchte, viele Impulse und Anregungen zu geben vermögen. Auch habe ich die Hoffnung, dass dieses Buch Menschen, die selbst kurz vor dieser Schicksalsprüfung stehen, eine große Hilfe sein kann.

    Insbesondere jemand, dem die spirituellen Aspekte in einer Begleitung am Herzen liegen, kann aus meinen Erfahrungen sicherlich wertvolle Denkanstöße für seine Aufgabe gewinnen.

    Aber auch hier möchte ich betonen, dass alles, was und wie ich etwas in meinen Begegnungen mit den Patienten gemacht oder gesagt habe, nicht als Lehrbeispiele verstanden werden sollte.

    Schließlich ist jeder zu begleitende Mensch ein Individuum. Jeder hat seine eigene Art, mit seinem Schicksal umzugehen. Jeder hat für seine finale Lebensphase seine individuellen Wünsche und Bedürfnisse. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen darüber, ob bzw. wie es mit ihm nach seinem Tod weitergeht. Jeder muss letztlich seinen eigenen Tod sterben.

    Auch jeder Begleiter ist ein individueller Mensch. Jeder hat seine eigenen Ansichten und seine eigenen Stärken, die er in eine Begleitung fruchtbar einbringen kann.

    Meine Schilderungen mögen zugleich auch ein Plädoyer für die so wichtige und wunderbare Aufgabe sein, Menschen in ihrer Sterbephase helfend und unterstützend beistehen zu dürfen.

    Im Dezember 2019 Julia Lucia Fink

    * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

    Selbstverständlich habe ich aus Gründen des Datenschutzes und des Respekts der Privatsphäre sämtliche Namen, also die der Patienten, ihrer Angehörigen, der Hospizmitarbeiter, der Orte sowie aller Einrichtungen, und alle kalendarischen Daten geändert, so dass keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Personen gezogen werden können.

    * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

    Meine Motivation, mich mit dem

    Thema »Tod« auseinanderzusetzen

    Viele meiner Bekannten und Arbeitskollegen, die von meinem Engagement in der Hospizarbeit wissen, fragen mich, wie ich überhaupt um alles in der Welt auf die Idee gekommen sei, mich einer solchen Aufgabe zu widmen.

    Diese Fragen haben häufig den Unterton: »Wie kann man sich nur freiwillig mit Tod und Sterben befassen, da wir doch alle so viel Angst davor haben und es am besten nie erleben möchten?«

    Mir ist klar, dass es sich hierbei immer noch um ein Tabuthema handelt. Viele Zeitgenossen scheinen geradezu nach dem Motto zu verfahren, dass der Tod sie nicht ereilen könnte, wenn man ihm nur keinen gedanklichen Raum gebe.

    Das war bei mir schon immer ganz anders. Bereits in meiner Kindheit hat mich das Thema »Tod« sehr beschäftigt.

    Als meine Großmutter, die in der elterlichen Wohnung lebte und die ich sehr lieb hatte, starb, war ich gerade eingeschult worden. Es war das erste Mal in meinem noch jungen Leben, dass ich – zumindest bewusst – mit einem Sterbefall konfrontiert wurde.

    Obwohl ich mit eigenen Augen gesehen hatte, dass ihr Leichnam in einen Sarg gelegt und dass der Sarg drei Tage später ins Grab versenkt wurde, konnte ich irgendwie nicht glauben, dass es wirklich meine Oma war, die in dem Sarg lag.

    Ich dachte: »Das kann doch höchstens ein Teil von ihr sein, der da in dem Sarg liegt. Das kann doch nicht alles sein, was von ihr übrig geblieben ist.«

    So fragte ich meine Eltern: »Wo ist denn die Oma jetzt? Und was macht sie da?«

    Mein Vater antwortete: »Die Oma ist jetzt im Himmel beim lieben Gott und den Engelein. Dort geht es ihr sehr gut. Du musst dir keine Sorgen machen! Wenn du für sie betest, wird es ihr noch besser ergehen.«

    Dann ergänzte meine Mutter noch etwas, was aus meiner heutigen Sicht durchaus richtig ist: »Auch wenn wir sie jetzt nicht mehr sehen können, so ist sie doch immer noch bei uns. Nachts, wenn du schläfst, ist sie dir besonders nah.«

    Die Erklärungen meiner Eltern befriedigten mein kindliches Gemüt. Oft schaute ich gen Himmel und dachte: »Irgendwo da oben ist die Oma jetzt. Und der liebe Gott und die Engelein passen gut auf sie auf.«

    In etwas späteren Jahren ging es dann auch im katholischen Religionsunterricht, den der Pfarrer unserer Gemeinde hielt, manchmal um die Frage, wie es mit dem Menschen nach dem Tod weitergeht.

    Das, was der Pfarrer dazu lehrte, ging im Grunde nicht wesentlich über die Floskeln, die ich Jahre zuvor von meinem Vater schon gehört hatte, hinaus. Natürlich sprach er auch noch über den »Himmel«, die »Hölle«, das »Fegefeuer«, das »Jüngste Gericht« sowie die »Auferstehung am Jüngsten Tage«.

    Als ich siebzehn Jahre alt war, starb meine beste Freundin. Sie hatte Magenkrebs.

    In ihren letzten Lebensmonaten war sie ans Bett gefesselt. Sie hatte große Schmerzen, so dass ihr immer wieder Morphium verabreicht wurde. Eine Palliativmedizin gab es noch nicht. Wenn ich an ihr Sterbelager trat, dämmerte sie meistens vor sich hin, so dass sie nur selten ansprechbar war. Es war für alle Betroffenen – insbesondere natürlich für meine Freundin – sehr schlimm! Ihre Eltern waren völlig verzweifelt!

    Nachdem sie dann gestorben war, machte ich mir erstmals ganz ernsthaft Gedanken darüber, was mit einem Menschen nach dem Tod geschieht.

    Vermutlich war es meiner katholischen Erziehung zu danken, dass ich nie den geringsten Zweifel daran hatte, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.

    Aber dieser Glaube genügte mir nicht. Ich suchte Antworten auf viele Fragen, die mir keine Ruhe lassen wollten:

    Warum muss ein so junges, anständiges Mädchen schon so früh sterben?

    Was ist der Sinn, dass sie zum Schluss so stark leiden musste?

    Kann Gott überhaupt gerecht sein?

    Was geschieht eigentlich genau mit der Seele nach dem Tod?

    Mir war längst klar geworden, dass die Kirchenvertreter mir keine befriedigenden Antworten geben konnten oder wollten.

    Deshalb unternahm ich gar nicht erst den Versuch, unseren Pfarrer zu fragen. Auch mit meinen Eltern darüber zu reden, machte nach meiner Einschätzung keinen Sinn, da sie als Erzkatholiken auch nur das glaubten, was die Kirche lehrte.

    Im Gegensatz zu mir schien ihnen das zu genügen.

    Mein Weg zu spirituellen Erkenntnissen

    Unter meinen Mitschülern und Jugendfreunden fand sich im Grunde leider auch niemand, der ein wirkliches Interesse an diesem Themenkomplex hatte.

    Somit machte ich mich dann auf die Suche nach geeigneter Literatur, nach Büchern, in denen diese Thematik behandelt wird.

    Das erste Buch, das mir in der Gemeindebücherei ins Auge fiel, trug den Titel »Bericht vom Leben nach dem Tod«.

    Ich lieh es mir aus und las es noch am gleichen Tag. In diesem Buch wurden bestimmte Phasen des nachtodlichen Lebens recht plastisch geschildert. Alles, was dort zu lesen war, nahm ich mit Begeisterung, aber auch völlig unkritisch auf, was gewiss meinem jugendlichen Alter geschuldet war.

    Immerhin befriedigte es meinen Wissensdurst vorerst.

    In dem besagten Buch hörte ich auch erstmals die Begriffe »Reinkarnation« und »Karma«, die dort aber nur am Rande erwähnt wurden.

    Jedenfalls war mein Interesse für diese Themen geweckt, so dass ich gezielt nach Büchern suchte, die diese zum Inhalt hatten.

    Schon bald stieß ich auf eines, in dem die »Wiederverkörperung« bzw. »Reinkarnation« populär-wissenschaftlich behandelt wurde.

    Obwohl mir der Gedanke, dass jeder Mensch schon viele Male auf der Erde verkörpert war und noch viele Male wieder dort erscheinen wird, völlig neu war, erschien er mir sehr stimmig und logisch zu sein.

    In dem Buch waren auch die Zitate vieler großer Dichter und Denker zu finden, die eindeutig zeigten, dass auch sie an die wiederholten Erdenleben glaubten.

    In den folgenden zwei, drei Jahren las ich mindestens zwei Dutzend weiterer Bücher, welche die Themen »Tod«, »Leben nach dem Tod« sowie »Reinkarnation und Karma« behandelten. Darunter waren auch einige, die über Nahtoderfahrungen schilderten.

    Leider fand ich lange Zeit keinen Menschen, mit dem ich über das Gelesene sprechen konnte. Ich konnte alles nur in meiner Seele bewegen.

    Erst viele Jahre später lernte ich durch eine sehr glückliche Fügung des Schicksals meinen bereits erwähnten Freund, Herrn Justen, und seine Frau kennen.

    Schon bald stellte sich heraus, dass sie auch auf dem Weg waren, spirituelle Erkenntnisse zu gewinnen.

    Die beiden beschäftigten sich schon seit Jahren mit der Anthroposophie², der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, von der ich bis dahin noch nichts gehört hatte.

    Schon nachdem ich dann das erste Buch von Dr. Rudolf Steiner³ gelesen hatte, gab es für mich keinen Zweifel mehr: Steiners Werke sind die beste Quelle, um in der heutigen Zeit stimmige spirituelle Erkenntnisse gewinnen zu können. Er fasste seine Darstellungen in einer Sprache ab, die mit den Verstandeskräften und dem Vorstellungsvermögen rechnet, die dem modernen Menschen eigen sind. Steiners Schilderungen sind frei von Schwärmerei, Gefühlsduselei, religiösem Fanatismus und jedweder Form von Dogmatismus.

    Das, was dieser große Eingeweihte in seiner Geistesschau in den übersinnlichen Welten wahrnehmen und studieren konnte, übersteigt alles, was jemals von anderen Menschen erforscht wurde. Sein Werk, das er der Menschheit schenkte, ist so unfassbar umfangreich und vielschichtig, dass bei einem Durchschnittsmenschen – wie ich einer bin – ein Erdenleben kaum ausreichend sein kann, um es zu studieren oder gar in seiner Gänze zu verstehen und zu verinnerlichen.

    Mir ging es ja in erster Linie ›nur‹ darum, Antworten auf meine im vorigen Kapitel formulierten Fragen zu finden. Nachdem ich so etwa zwanzig seiner Bücher durchgearbeitet und mich über das Gelesene des Öfteren mit meinem Freund und dessen Frau ausgetauscht hatte, habe ich viele Antworten gefunden!

    Auch zahlreiche weitere wichtige Erkenntnisse konnte ich durch dieses Studium gewinnen.

    So hörte ich etwa erstmals, dass jeder Mensch ein viergliedriges Wesen ist. Er besteht neben dem physischen Leib⁴ noch aus drei übersinnlichen Wesensgliedern, die sich nur einem hellsichtigen Menschen offenbaren: Ätherleib⁵, Astralleib⁶ und Ich(-leib)⁷.

    Dann lernte ich die »neun Engelreiche«⁸ bzw. »Engelhierarchien« und deren große Bedeutung, welche diese Wesen für den Menschen – auch nach dessen Tod – haben, kennen.

    Schließlich begann ich zum ersten Mal wirklich zu erahnen, welch unermesslich segensreiche Folgen die Mission Christi für die ganze Menschheit hat.

    Ich bin meinen Schicksalsmächten zutiefst dankbar, dass sie mich zur Anthroposophie geführt haben.

    Der Tod hat für mich jetzt nichts Schreckliches mehr. Er ist nicht etwas, wovor wir uns fürchten müssten. Man kann ihn sogar als Freund erfahren.

    Übrigens, anthroposophische Grundkenntnisse sind für das Verständnis dieses Buches zwar hilfreich, aber keineswegs erforderlich. Einem Leser, der solche Kenntnisse wünscht, kann das Buch meines Freundes »Die spirituelle Seite des Todes« empfohlen werden, in dem insbesondere alles, was die Themen »Reinkarnation und Karma« sowie »Leben nach dem Tod« anbelangt, in kompakter und gut verständlicher Form dargestellt wird.

    Mein Weg zur Hospizhelferin

    Schon Anfang der 1990er Jahre hatte ich von der »Hospiz-Bewegung« gehört, die es in vielen Teilen der Welt gibt.

    Mir war bekannt, dass sich in diesem Zuge Menschen in regionalen – vorwiegend überkonfessionellen – »Hospizvereinen« zusammenschließen und sich dann – zumeist ehrenamtlich – in vorbildlicher Weise um die Begleitung Sterbender und deren Angehörigen kümmern.

    Ich hielt das für eine sehr gute Sache. Manchmal dachte ich: »Wenn mich mein Job zurzeit nicht so sehr fordern würde, könnte ich mir vorstellen, mich bei einem Hospizverein für diese Tätigkeit zu melden.« Hinzu kam, dass ich schon lange den Wunsch, ja das Bedürfnis verspürte, etwas ›Sinnvolles‹ für andere Menschen zu leisten.

    Über die Voraussetzungen sowie die Rand- und Rahmenbedingungen machte ich mir aber keine Gedanken.

    Allerdings trug ich dieses Vorhaben jahrelang in meiner Seele mit mir herum.

    Im Frühling des Jahres 1997 machte ich mal wieder mit meinem Mann einen Bummel durch eine nahe gelegene Kleinstadt.

    Dabei fiel mein Blick auf ein schönes altes Haus, neben dessen Eingangstür ein Schild mit der Aufschrift »Hospizverein« angebracht war. Ich weiß nicht, wie oft ich schon an diesem beeindruckenden Gebäude vorbeigekommen war, jedenfalls habe ich das Schild nie bemerkt.

    War es selektive Wahrnehmung oder ein Wink des Schicksals, dass es mir nun geradezu ins Auge stach?

    An der großen Holztür hing ein Plakat mit einer Einladung zu einer Informationsveranstaltung für an der aktiven Hospizarbeit Interessierte.

    Für mich stand sofort fest: »Jetzt oder nie! An dieser Veranstaltung werde ich teilnehmen.«

    Am angegebenen Abend war ich pünktlich zur Stelle. Im Vorfeld dachte ich noch: »Ich würde mich nicht wundern, wenn außer mir keiner käme! Schließlich ist alles, was mit Sterben und Tod zusammenhängt, ja immer noch ein Tabuthema.«

    Umso überraschter war ich dann, als ich einen fast vollen Raum vorfand. Etwa zwanzig Interessenten waren erschienen, vorwiegend Damen. Ich war zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt. Die meisten der Anwesenden waren älter als ich, einige deutlich älter.

    Die Veranstaltung, die fast drei Stunden dauerte, wurde von zwei Damen vom Hospizverein geleitet.

    Die eine Dame war so Ende sechzig und stellte sich als Dagmar Oberberger, die andere, die deutlich jünger war, als Barbara Mischke vor. Diese Damen waren für die Ausbildung der neuen Hospizhelfer zuständig.

    Die beiden wechselten sich dabei ab, über den Verein, seine Aufgaben usw. zu schildern. Auch erzählten sie, aus welchen Motiven sie sich vor Jahren für die Mitarbeit im Hospizverein entschieden hatten.

    Besonders berührt hatte mich der Beweggrund, der Frau Oberberger zu ihrem Engagement in der Hospizarbeit führte: »Ich habe in meinem bisherigen Leben bereits so unglaublich viel Schönes und Angenehmes erleben dürfen! Mein Schicksal hat es immer gut mit mir gemeint! Daher hielt ich es für meine Pflicht, davon etwas an andere Menschen zurückzugeben!«

    Das machte sie mir gleich sehr sympathisch.

    Frau Oberberger berichtete noch sehr ausführlich, dass für alle an der Sterbebegleitung interessierten Menschen eine spezielle Ausbildung nötig sei, über deren Inhalte sie einiges schilderte.

    Dann wurden die Termine für den Grundkurs genannt. Mein Entschluss, diese Ausbildung zu absolvieren, stand fest.

    Frau Mischke zitierte zum Abschluss noch einen Spruch von Rainer Maria Rilke:

    O Herr, gib jedem seinen eignen Tod.

    Das Sterben, das aus jenem Leben geht,

    darin er Liebe hatte, Sinn und Not.

    Denn wir sind nur die Schale und das Blatt.

    Der große Tod, den jeder in sich hat,

    das ist die Frucht, um die sich alles dreht.

    Meine Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin

    Die Ausbildung möchte ich hier nur in groben Zügen skizzieren.

    Es begann mit dem Grundkurs. Dieser erstreckte sich über sechs Samstage und fand im zweiwöchigen Turnus statt.

    Am ersten Schulungstag, der wie die übrigen auch fast den ganzen Tag dauerte, ging es ums gegenseitige Kennenlernen und um eine Einführung in die Hospizarbeit. Es waren mit mir immerhin acht Personen, die auch schon der Informationsveranstaltung beiwohnten, erschienen: ein Herr und sieben Damen. Drei waren etwas jünger als ich, vier älter. Eine Dame war schon über siebzig.

    Zunächst stellten sich die beiden Ausbilderinnen, Frau Oberberger und Frau Mischke, nochmals ausführlich vor. Dann bekamen wir Teilnehmer die Gelegenheit, uns zu präsentieren. Frau Oberberger bat uns, die Motive zu nennen, die uns zur Absolvierung dieser Ausbildung führten.

    Einige gaben an, dass sie in ihrem Beruf als Krankenschwester bzw. Altenpflegerin sehr häufig mit dem Tod ihrer Patienten konfrontiert würden und nun lernen wollten, wie sie damit besser umgehen könnten. Andere sagten, dass sie vor einiger Zeit im Familien- oder Freundeskreis einen liebgewonnenen Menschen durch Tod verloren und sich durch dieses Schicksal erstmals mit diesem Thema befasst hätten. Diese Erfahrungen wollten sie jetzt zum Wohle anderer Menschen einbringen. Eine Dame sagte: »Ich habe mich nie mit dem Tod auseinandergesetzt. Nun hat mich der Tod meines Sohnes vor zwei Jahren regelrecht aufgeweckt!«

    Dann

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1