Nicht von schlechten Eltern: Dr. Sonntag 9 – Arztroman
Von Peik Volmer
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Über dieses E-Book
Diese spannende Arztserie überschreitet alles bisher Dagewesene. Eine Romanserie, die süchtig macht nach mehr!
Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser! Was haben wir in der letzten, achten Ausgabe unserer Erzählung aus der renommierten Klinik am Schliersee im schönen Bayern gelernt? Dass man sich nie auf den äußeren Schein verlassen soll, zum Beispiel. Und das Menschen nicht so eindimensional sind, wie wir sie gern hätten. Auch wenn ich nicht gleich von ›seelischen Abgründen‹ sprechen will, haben wir doch alle Lebensgeheimnisse, von denen wir uns wünschen, dass sie nie dem Interesse der Öffentlichkeit anheim fallen. Wären die Guten nur gut, und die Bösen nur böse, wär's übersichtlicher. Aber dann gäbe es auch keine Überraschungen. Und ohne Überraschungen wäre das Leben doch langweilig, finden Sie nicht? Ich persönlich denke, dass wir alle uns redlich Mühe geben, halbwegs anständig dies Leben zu meistern. Dazu gehört auch mal, dass wir den Wagen im absoluten Halteverbot abstellen. Die zu viel herausgegebenen 5 Euro in die Tasche stecken. Mit 45 km/h durch die 30er–Zone rasen. Und über die Nachbarin tratschen. Wirklich. Meine sollten Sie kennenlernen! Die gegenüber ist ja ganz nett, aber das Ehepaar nebenan? Ständig bohren diese Leute Löcher in die Wand. Sie raucht wie ein Schlot, und im Müll liegt jede Woche mindestens eine Wodka–Flasche ... egal. Sie merken, dass ich keinen Deut besser bin als jeder andere!
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Dr. Sonntag
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Buchvorschau
Nicht von schlechten Eltern - Peik Volmer
Leseprobe:
Unfall oder ein Verbrechen?
LeseprobeDr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von Dr. Norden
, der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von Dr. Laurin
, Sophienlust
und Im Sonnenwinkel
. Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Sonntag
– 9 –
Nicht von schlechten Eltern
Ein guter Kern lässt sich nicht leugnen
Peik Volmer
Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser!
Was haben wir in der letzten, achten Ausgabe unserer Erzählung aus der renommierten Klinik am Schliersee im schönen Bayern gelernt? Dass man sich nie auf den äußeren Schein verlassen soll, zum Beispiel. Und das Menschen nicht so eindimensional sind, wie wir sie gern hätten. Auch wenn ich nicht gleich von ›seelischen Abgründen‹ sprechen will, haben wir doch alle Lebensgeheimnisse, von denen wir uns wünschen, dass sie nie dem Interesse der Öffentlichkeit anheim fallen. Wären die Guten nur gut, und die Bösen nur böse, wär’s übersichtlicher. Aber dann gäbe es auch keine Überraschungen. Und ohne Überraschungen wäre das Leben doch langweilig, finden Sie nicht?
Ich persönlich denke, dass wir alle uns redlich Mühe geben, halbwegs anständig dies Leben zu meistern. Dazu gehört auch mal, dass wir den Wagen im absoluten Halteverbot abstellen. Die zu viel herausgegebenen 5 Euro in die Tasche stecken. Mit 45 km/h durch die 30er–Zone rasen. Und über die Nachbarin tratschen. Wirklich. Meine sollten Sie kennenlernen!
Die gegenüber ist ja ganz nett, aber das Ehepaar nebenan? Ständig bohren diese Leute Löcher in die Wand. Sie raucht wie ein Schlot, und im Müll liegt jede Woche mindestens eine Wodka–Flasche ... egal. Sie merken, dass ich keinen Deut besser bin als jeder andere!
Vielleicht, wenn man mir rechtzeitig Sozialstunden aufgebrummt hätte? Wie Lukas Sonntag? Für die Schlägerei mit dem Max Grasegger? Gott sei Dank verstehen sich die beiden inzwischen wirklich gut.
Also, es ist sechs Uhr morgens am Schliersee. Was? Lukas ist schon auf? Ach ja! Sein Dienst in der Seniorenwohnanlage beginnt um sieben Uhr ...
Drachenzähmen – leicht gemacht
Man hätte annehmen können, das der Junge seinen Dienst in den Osterferien müde, lustlos und verschlafen antrat. Immerhin war er 15 und mitten in der Pubertät. Aber weit gefehlt! Es war sein erster Dienst im Dorotheenstift, und er war hellwach und gespannt, was ihn dort erwarten würde.
Wer ihn dort erwarten würde, bekam er recht schnell mit. Schwester Stefanie war 58 Jahre alt, von unzufriedenem Gesichtsausdruck und zynischem Temperament.
»Ah, unser junger Straftäter«, stellte sie ihn den staunenden Mitarbeitern vor. »Kriminell und aus gutem Hause, was leider typisch ist. Diese Jugend ist übersättigt und dekadent. Da waren wir aus anderem Holz! Aber, junger Freund, Sie werden sich noch umgucken! Wenn ich mit Ihnen fertig bin, sind Sie ein besserer Mensch. Da gebe ich Ihnen Brief und Siegel!«
»Sie können mich gern duzen, Schwester Stefanie! Ich bin ja erst fünfzehn!«
»Gestatten Sie, dass ich mir das noch überlege? – Was? Erst fünfzehn, und schon vor Gericht gestanden? Um so schlimmer! – So, Sie kommen mit mir. Wir sind heute für die pflegebedürftigen Patienten zuständig. Sie leeren bitte die Urinflaschen und Sputumbecher. Dann gehen wir gemeinsam durch und machen die Betten. Heute werden Sie sich ihr Frühstück verdienen!«
Ob die auch lächeln kann, fragte sich Lukas. Er konnte nicht wissen, dass auch Schwester Stefanie einmal jung war und voller Leidenschaft und Hoffnung. Dass sie einem hübschen, flatterhaften Jungen vertraut hatte, der sich aus dem Staub gemacht hatte, als sie sein Kind unter dem Herzen trug. Dies Kind, Stefan, war ihr Stolz und ihre Freude und der einzige Anker, an dem sie das Boot ihres Lebens festgemacht hatte. Aber nun war der Junge aus dem Haus, studierte in Göttingen, hatte eine Freundin, und wenn sie ihn nicht angerufen hätte … Er hätte sich bei ihr aus eigenem Antrieb nur gemeldet, wenn er Geld brauchte. Mit fünfzig war sie zu allem Überfluss an Diabetes erkrankt, der durch zahlreiche Netzhautblutungen ihrer Sehkraft zusetzte.
Ja, auch Schwester Stefanie sehnte sich danach, in den Arm genommen, und verstanden zu werden. Ein Leben außerhalb ihrer 17,5 Quadratmeter im Schwesternwohnheim zu führen. Ihr Leben hatte sie bitter gemacht und unzufrieden.
Das alles, wie gesagt, wusste Lukas nicht, als er sich fragte, ob sie auch lächeln konnte. Ihr Lächeln war zauberhaft gewesen. In einem Album existierten diverse Fotografien von ihr. Da war sie ein junges, schlankes Mädchen gewesen, etwas älter als Lukas jetzt. Es war Sommer, und das Leben hatte jedes Versprechen erfüllt, das es jungen Menschen gab.
»Brauchen Sie eine Extra-Einladung, Herr Sonntag?«
»Bin schon bei der Arbeit, Schwester Stefanie!«, rief der Angesprochene, und flog in Richtung der Zimmer.
»Ich kontrolliere das dann!«, zischte die Schwester hinter ihm her.
Das anschließende Bettenmachen erwies sich als besondere Herausforderung. Besonders die Stecklaken hatten es der gestrengen Lehrerin angetan. Hatte er das Laken gespannt, ließ Stefanie ein Zwei-Euro-Stück darauf fallen. Und sprang es nicht hoch, riss sie es wieder heraus.
»Herr Sonntag, das können Sie besser. Stellen Sie sich vor, dass auch Sie alt werden. Haben Sie eine Ahnung, was ein faltiges Laken mit einem Greisenhintern anstellt? Druckstellen, Herr Sonntag. Druckstellen, die langsam zu offenen Wunden werden.«
Lukas lief der Schweiß von der Stirn, aber er ließ sich nichts anmerken. Und so sehr Schwester Stefanie nach Fehlern suchte, er hatte sich keines Verstoßes gegen die Regeln schuldig gemacht. Im Gegenteil. Er arbeitete mit Feuereifer, war freundlich und hilfsbereit und lernte schnell.
Am Ende seines ersten Arbeitstages setzte er sich zu Schwester Stefanie und der Nachtwache ins Dienstzimmer, als diese gerade Dienstübergabe machten. Die Schwester sah ihn irritiert an.
»Ja, bitte?«
»Ich wollte nur zuhören, wenn Sie über die Patienten sprechen. Um was zu lernen!«, erklärte der Junge.
»Ihr Aufgabenbereich beschränkt sich auf die Küche und den Spülraum«, stellte die Schwester kalt fest. »Wenn Sie Ihre Arbeit erledigt haben, dürfen Sie sich entfernen.«
»Sie meinen: nach Hause gehen?«
Wäre er ein schärferer Beobachter gewesen, hätte er gesehen, dass Stefanies rechter Mundwinkel verräterisch zuckte.
»Ja. Verschwinden Sie! Mir aus den Augen!«
Schwester Stefanie mochte ihn. Er war ein hübscher Bengel, der sogar gewinnende Umgangsformen hatte. Ein Diamant, noch ungeschliffen vom Leben. Bei aller Resignation hatte er sie an etwas erinnert. An naive Unschuld und Unbeschwertheit. Ja, sie hatte ihn gern. Aber sie war noch nicht bereit, das zuzugeben.
*
»Ludwig, können wir reden?« So hatte man Karin Fürstenrieder selten erlebt. Sie druckste herum. Die, die sonst erfahren und gewandt über den Dingen stand, hatte vorsichtig, fast bescheiden gefragt. Ludwig amüsierte sich. »Ich weiß! Heute Abend läuft ein Film mit Christiane Hörbiger. Auf 3Sat. Sie spielt eine Obdachlose! So, wie sie gefragt haben, hatte ich Christine Neubauer befürchtet!«
»Die ist morgen Mittag dran, im Hessischen Rundfunk! Als Mutter eines vertauschten Babys!«, lachte Karin Fürstenrieder.
»Also, wenn Sie mich fragen: Das Kind hat Glück gehabt! Wo wurde das Kind denn hingetauscht? Zu Veronika Ferres?«
»Du bist wieder ungezogen, Ludwig. Dabei habe ich mir mit dir so viel Mühe gegeben!«
Beide brachen in heiteres Gelächter aus.
O Gott, wie ich das vermissen werde, dachte Frau Fürstenrieder. So ein wunderbarer Junge! Aber wir haben den gleichen Arbeitsplatz, er geht mir ja nicht verloren!
»Ludwig, schau mal … Du weißt, dass ich meine Wohnung hier ausgebe, oder? Und bei Kilian Kreuzeder einziehe?«
»Na,