Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Unfassbar!: Fantastische Krimis
Unfassbar!: Fantastische Krimis
Unfassbar!: Fantastische Krimis
eBook145 Seiten1 Stunde

Unfassbar!: Fantastische Krimis

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Wie wahr oder real sind die Szenen und Details einer Kurzgeschichte? Gibt es Spiegel, in denen man Verbrechen beobachten kann? Gibt es Parallelwelten? Gibt es Beweise, dass das, was wir für wahr und real halten, es auch wirklich ist?

Bei den Geschichten in diesem Buch handelt es sich um Storys, in denen die Autoren fantastische und Krimielemente miteinander verbinden sollten.Und Sie dürfen unbesorgt sein - es ist alles erfunden.
Das nehmen wir jedenfalls an.
Einen Beweis haben wir freilich nicht.
SpracheDeutsch
Herausgeberp.machinery
Erscheinungsdatum1. Aug. 2017
ISBN9783957659569
Unfassbar!: Fantastische Krimis

Ähnlich wie Unfassbar!

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Unfassbar!

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Unfassbar! - p.machinery

    3

    Vorwort

    Geehrter Leser,

    geht es Ihnen während der Lektüre einer Geschichte auch oft so, dass Sie sich fragen, welche Szenen und Details der Wahrheit entsprechen und welche ausschließlich der Fantasie des Autors entstammen?

    Seien Sie unbesorgt während der Lektüre dieses Buches! Die Geschichten hierin sind zum Glück allesamt frei erfunden.

    Denken wir.

    Oder haben Sie vielleicht schon einmal in einem Spiegel ein Verbrechen beobachten können? Glauben Sie etwa an eine Parallelwelt?

    Andererseits gibt es keinen Beweis, dass nicht irgendwo auf der Welt ein magischer Spiegel existiert, womöglich aus gutem Grund von seinem Besitzer geheim gehalten. Bei der Größe des Universums ist auch eine Parallelwelt zumindest nicht völlig von der Hand zu weisen. Oder?

    Erhielte man also Antwort auf die Frage, welche Details in den vorliegenden Geschichten frei erfunden sind oder was irgendeinen Bezug zu einem realen Ereignis hat, wäre man daher womöglich nicht selten überrascht.

    Als die Betreiber des Anthologieforums zu einer öffentlichen Ausschreibung aufriefen, an der – anders als in Vorjahren – nicht nur die Mitglieder der Autorenplattform teilnehmen konnten, erreichten uns zahlreiche fesselnde Geschichten. Ihnen allen war zweierlei gemein: Es mussten Krimis mit fantastischen Elementen sein – und doch durfte ein Bezug zu einem realen Ereignis nicht fehlen.

    In dem vorliegenden Werk sind nun die besten dieser Erzählungen vereint.

    Gelingt es Ihnen, lieber Leser, in allen Episoden das Übernatürliche, das ausschließlich der Autorenfantasie entsprungen ist, vom Realen zu trennen? Sie werden bei der Lektüre auf zahlreiche unerklärliche Phänomene stoßen, in Szene gesetzt von Experten, die sich bereits einen Namen in der Kriminalliteratur gemacht haben, als auch auf Fantasyautoren, die sich – vielleicht erstmals – an einem Krimi versuchten.

    Wir, die Herausgeber, wünschen Ihnen dabei spannende Unterhaltung!

    Patrick Schön

    Gründer des Anthologieforums

    Bad Honnef im Mai 2017

    Gabriele Behrend: Macchiato

    »Guten Morgen!« Sie kam zur Tür hereingestürmt. Als sie sich dem braunen Tresen näherte, zauberte sich ein Lächeln auf ihr reizloses Gesicht. Die Theke wurde auf der einen Seite von einer kleinen Vitrine mit verschiedenen Bagels, Kuchen und Limonaden begrenzt, während sich in der Mitte die Aussparung der Bestellzone mit Kasse und Wechselgeldteller befand. Die rechte Seite dominierte eine unglaublich große und unglaublich alte Barmaschine für alle möglichen Kaffeespezialitäten. Ein Paradies, das nach gerösteten Bohnen roch.

    Der kleine Kaffeeladen war eine Zufallsentdeckung. Sie hatte in der Straßenbahn gesessen, die Nase an die kühle Scheibe gedrückt, und sich eingeredet, dass die kommenden sechs Wochen leicht wären und wenn nicht, dann wenigstens ganz schnell vorübergehen würden. Outboundtelefonie! Es grauste ihr davor. Nicht umsonst hatte sie sich vor einem Dreivierteljahr für den Inbound entschieden – es war immer noch ein großer Unterschied, ob man Anrufe entgegennahm oder selbst der Umwelt mit ungewollten Gesprächen auf den Pelz rückte. In diese Gedanken verstrickt las sie zum ersten Mal den Namen TENTEN auf einer dunkelbraun-weiß gestreiften Markise. Die Bahn fuhr weiter und spuckte sie an der nächsten Station aus, direkt vor ihrer Arbeitsstelle.

    Eine Woche später hatte es dann den Generalstreik von ver.di gegeben. Die Stadt stand still – weder Tram noch Bus verließen das Depot und auf den Straßen ging auch nichts mehr. Die Autos stauten sich in den Ein- und Ausfallstraßen und so nahm sie die Füße in die Hand und ging ihres Weges. Eine halbe Stunde dauerte es, da stand sie auf einmal vor dem kleinen Laden. Fackelte nicht lange, sondern nutzte die Gunst der Stunde und ging hinein.

    Sieben Minuten später befand sie sich wieder auf dem Weg zur Arbeit, einen großen Latte macchiato in der Hand, auf den der charmante Barista eine Blume aus Karamellsirup gemalt hatte.

    Ab da stieg sie jeden Morgen eine Station früher aus, besuchte den Mittdreißiger mit den braunen Augen und den krausen schwarzen Haaren und erkaufte sich ein paar Minuten in seiner Nähe durch einen großen Caramelmacchiato »to go«.

    Als am Morgen des 20. März der Frühling mit Sonnenschein zum Fenster hineingrüßte, war sie schon seit drei Wochen in der Legebatterie der Outbounder gefangen und mit den Nerven zu Fuß. Sie konnte und wollte sich nicht an die vielen Absagen gewöhnen, die man ihr am Telefon erteilte, die Lügen und Flunkereien, nur um sie loszuwerden. Sie konnte und wollte sich nicht an die Tipps und Tricks ihrer Kollegen gewöhnen, mit denen die Kunden über den Tisch gezogen wurden. Und sie konnte die Beschimpfungen nicht mehr ertragen. Das Einzige, was sie noch bei der Stange hielt, war der Caramelmacchiato des charmanten Baristas. Ihres Baristas, wie sie ihn insgeheim nannte, ohne seinen Namen zu kennen. Sie wollte ihn auch gar nicht wissen. Die Bilder, die er ihr auf die Milchschaumhaube zauberte, reichten vollkommen, ja, mehr noch: Sie waren der Code eines wortlosen Verstehens, das durch zu viel Realität nur seinen Zauber verlieren würde. Denn in der Tat lag ein Zauber über ihm und seinem Kaffee.

    Jeden Morgen, wenn sie an seinem Tresen stand und der Kaffee in den hohen Pappbecher floss, konzentrierte sich der Barista voll und ganz auf die dunkelbraune Flüssigkeit, auf das Aufschäumen der Milch und auf das Zusammenfügen aller Komponenten: Vanillesirup, Espresso, Milchschaum, Karamellsoße. Dann reichte er ihr den Becher, fragte dabei nach ihrem Tag, dem Buch, das sie gerade las. Manchmal sprach er ihr aber auch mit ganz simplen Worten Mut zu – dann, wenn es ihr besonders schwer fiel, zur Arbeit zu gehen. Er schenkte ihr mehr als simplen Kaffee. Er schenkte ihr ein Lächeln.

    An diesem offiziellen Frühlingsstart lächelte sie allerdings von ganz alleine. Schnell entschlossen stieg sie in den Keller hinunter, um ihr Rad herauszuholen. Sie wollte durch den Park fahren, ihren Kaffee abholen und dann die acht Stunden ganz schnell absitzen. Als sie das schwere Fahrrad durch den Flur schob und die Tür öffnete, fiel ihr das Lachen allerdings schnell wieder aus dem Gesicht. Da stand ein Wagen direkt vor der Tür, sodass man sich zu Fuß gerade noch daneben durchquetschen konnte. Mit dem Fahrrad konnte sie das vergessen. Kein Durchkommen. Vorbei. Sie grunzte frustriert. Wendete das Rad in dem Flur, der dafür nicht gemacht war, und karrte den Drahtesel wieder in den Keller. Danach packte sie ihre Tasche fester, öffnete die Haustür und trat mit voller Wucht gegen die rechte Seitentür.

    »Was soll denn das?«, tönte es da herrisch hinter ihr. Der Besitzer der Karosse war im Flur aufgetaucht, die Autoschlüssel in der Hand. »Biste nicht mehr richtig im Kopf, Frau?«

    »Nehmen Sie ihre verdammte Karre da weg!«, blaffte sie zurück. »Hier ist Halteverbot! Wer soll denn da durchkommen?!«

    »Wenn du mehr Sport treiben würdest, hätteste damit kein Problem, dumme Kuh!« Der Mann stieß sie zur Seite, ging in die Hocke und begutachtete den Schaden. »Das wird dich ganz schön was kosten. Aber ganz schön!« Er kam wieder in die Senkrechte, mit hochrotem Kopf. Dann zückte er eine Visitenkarte und hielt sie ihr auffordernd unter die Nase. »Ich hoffe mal, du bist versichert. Und wenn nicht, ist es auch egal – Hauptsache, du zahlst!«

    Sie nahm die Karte und hastete zur Tram. »Arschloch«, heulte sie dabei vor sich hin, »das nächste Mal hol ich die Polizei. Dann wirst du abgeschleppt!« Gleichzeitig verdammte sie sich für ihren impulsiven Tritt, der ihr jetzt soviel Ärger einbrachte.

    Im TENTEN angekommen, machte sie sich Luft. Der Barista hörte sich ihren Ärger an, lächelte ihr zu und stempelte ihre Rabattkarte gleich zweimal ab. Sie lächelte wieder. Es würde sich schon wieder alles einrenken. War doch nur ein Auto. Und wenigstens wusste der Typ jetzt, dass mit ihr nicht zu spaßen war.

    Auf der Arbeit angekommen, holte sie die Visitenkarte aus der Tasche, kritzelte ein Galgenmännchen darauf und schob sie in ihr Portemonnaie. Die Arbeit rief.

    Eine Woche später saß sie wieder in ihrer kleinen, einen Quadratmeter großen Telefoniebox. Umgeben von Vorschriften, an die sich keiner hielt, mit dem leeren Auftragszettel vor der Nase und dem Kopfhörer auf den Ohren. Neben ihr stand der Caramelmacchiato. Den hatte sie heute umsonst bekommen. Ihr Barista hatte ihr nach einem Blick in den Becher die drei Euro zwanzig einfach wieder zurückgegeben und mit einem schon fast mitleidigen Lächeln gemeint, dass sie ihr Geld heute anderweitig brauchen würde. Sie schüttelte den Kopf. Woher konnte er von der Nachricht wissen, die sie heute Morgen aus ihrem Briefkasten gefischt hatte?

    Da erklang auch schon wieder der Ton des Wählapparats in der rechten Hörmuschel. Wie in Trance sagte sie ihr Sprüchlein auf, fragte, ob denn der Herr Schmidt persönlich zugegen sei, und wappnete sich gleichzeitig gegen eine weitere Abfuhr.

    »Was erlauben Sie sich eigentlich? Was erdreisten Sie sich, mich zu stören?«, bellte es in ihr Ohr.

    »Ich, äh, es tut mir leid, ich möchte wirklich nicht …«, stammelte sie. »Wann passt es Ihnen denn besser, Herr Schmidt?«

    »Für Ihren Verein bin ich überhaupt nicht zu sprechen, aber das habe ich schon zig Kollegen vor Ihnen gesagt. Belästigen Sie mich nicht weiter, verstanden?«

    »Natürlich, Herr Schmidt, es liegt uns fern …«

    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Sie Telefonschlampe! Ich weiß, dass es Ihr Job ist, mich zu nerven. Aber trotzdem – ich bin Kunde bei Ihnen. Fragt sich nur wie lange noch. Inkompetentes Gesindel! Wie oft muss ich noch sagen, dass ich keine weiteren Anrufe haben will?«

    Und so ging es weiter. Jedes Mal, wenn sie zu einer Erwiderung ansetzen wollte, warf er ihr neue Schmähungen an den Kopf, sodass sie am liebsten aufgelegt hätte. Aber das war ja strengstens verboten. Es galt als Zeichen mangelnden Respekts, wenn man den Kunden aus der Leitung schmiss.

    Da geschah etwas Seltsames mit ihr. Je länger er sie anbrüllte, desto weniger berührte es sie. Stattdessen ließ sie den Blick über seine Daten gleiten. Schmidt. Okay. Allerweltsname. Kaiserstraße. Welch ein Zufall! Sie wurde aufmerksam. Düsseldorf. Nun war sie hellwach. Schnell kontrollierte sie noch einmal Straßenname und Hausnummer. Dann zuckte ein bissiges kleines Lächeln über ihre Züge.

    »… wissen Sie was, Sie dämliche Ziege, Sie? Ich will ihren Vorgesetzten sprechen. Auf der Stelle!«

    »Ich nehme Sie aus dem System heraus, Herr Schmidt. Sofort.« Ihre Worte klangen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1