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Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2018
Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2018
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eBook464 Seiten4 Stunden

Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2018

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Über dieses E-Book

Im "Wissenschaftlichen Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2016" stellen MitarbeiterInnen der Landesmuseen aktuelle Forschungsergebnisse zur Natur, Kultur und Geschichte des Landes Tirol vor.

Im Bereich der Naturwissenschaften werden unter anderem Ergebnisse von Artenerhebungen im Zuge des unter Beteiligung der Landesmuseen veranstalteten "Geotags der Artenvielfalt 2017" vorgestellt, der sich heuer die Innsbrucker Nordkette als Untersuchungsraum ausgewählt hat. Aber auch die in den Tiroler Landesmuseen beheimateten Naturwissenschaftlichen Arbeitskreise beobachteten 2016/17 Flora und Fauna des mit Umlberg/Vomperloch/Walderjoch eng umschriebenen geografischen Raumes und ergänzten bzw. verifizierten in den Datenbanken der TLM bereits vorhandene Fundmeldungen. Historische topografische Ansichten in den Beständen der Ferdinandeumsbibliothek erweisen sich als wertvolle Quelle bei der Frage nach "Steinsichtigkeit" bzw. Originalfärbung von Bauwerken, die im Innsbrucker Raum unter Verwendung von Höttinger Brekzie errichtet worden sind. Die Bandbreite der Beitragsthemen reicht vom Loreto-Schatz von Klausen über die Drei Bethen bis hin zu der 2016 im Ferdinandeum gezeigten Ausstellung "Nur Gesichter. Porträts der Renaissance".
SpracheDeutsch
HerausgeberStudienVerlag
Erscheinungsdatum2. Jan. 2019
ISBN9783706559683
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    Buchvorschau

    Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2018 - StudienVerlag

    Meighörner

    DER STAR – VOGEL DES JAHRES 2018

    Ursula Grimm

    Abb. 1: Dermoplastik eines Stars (Sturnus vulgaris) in typischer Singstellung. Foto: Stefan Heim (TLM).

    ABSTRACT

    The Common Starling (Sturnus vulgaris) was elected bird of the year in 2018. Its phenology, behaviour and distribution are described. Furthermore the situation of this species in Austria (Tyrol) and the reasons for its decline are considered.

    EINLEITUNG

    Jedes Jahr wird von diversen Naturschutzorganisationen eine Vogelart als „Vogel des Jahres" gekürt. Ziel ist es, diese Arten genauer zu betrachten und ihre Bekanntheit zu steigern, gegebenenfalls auch auf ihre Gefährdung aufmerksam zu machen. Im Jahr 2018 fiel die Wahl auf den Star (Sturnus vulgaris). Eine „Allerweltsart" einerseits – könnte man meinen –, andererseits ist der Star in Tirol gar nicht (mehr) so häufig. Seine Biologie, Verbreitung und Bestand sollen hier näher betrachtet werden.

    BIOLOGIE

    Das Gefieder schimmert im Brutkleid violett und grün, speziell die Männchen weisen dann einen intensiven Metallglanz auf. Der Schnabel ist kräftig und zur Brutzeit gelb gefärbt, bei den Männchen ist der Unterschnabel an der Basis blau. Im Schlichtkleid (Gefieder außerhalb der Brutzeit) zeigen Stare eine typische Fleckung, da die Federspitzen in der Zeit weiß sind; man spricht vom „Perlstar". Im Jugendkleid trägt der Star ein graubraunes Gefieder und der Schnabel ist (wie auch sonst außerhalb der Brutzeit) dunkel.

    Beim Gesang spreizt der Star die Flügel ab, man kann die Tiere dann oft schon an der typischen Haltung erkennen.

    Auch die Weibchen singen, was bei den Vögeln selten ist. Der Star ist ein Gesangskünstler und Meister im Imitieren, jedes Männchen kann 15–20 fremde Töne in den Gesang einbauen (NEMETH 2018).

    Als Höhlenbrüter nistet er meist in Baumhöhlen, deren Verfügbarkeit für den Star ein limitierender Faktor sein kann. Allerdings hat der Star sich an die zunehmende Urbanisierung angepasst und brütet auch an Gebäuden oder in Nistkästen. Er besetzt kein großes Revier, nur der unmittelbare Bereich um die Bruthöhle wird verteidigt. So kommt es, dass Stare häufig eng nebeneinander brüten. Stare leben oft polygam, ein Männchen kann mit mehreren Weibchen verpaart sein – eine Strategie, um möglichst viele Nachkommen aufzuziehen. Auch für die Weibchen kann es sich lohnen, sich mit einem – bereits vergebenen – Star zu verpaaren, wenn er über die nötigen Ressourcen (Bruthöhlen) verfügt. Das Nahrungsspektrum ändert sich im Jahresverlauf. Im Frühling erfolgt die Nahrungssuche hauptsächlich am Boden, es werden verschiedene Kleintiere (Würmer, Insektenlarven, …) aufgenommen und an die Jungen verfüttert. Dafür werden offene, kurzrasige Flächen in der Nähe der Bruthöhlen genutzt. Im Sommer und Herbst werden z. B. Kirschen und Weintrauben gefressen. Zu dieser Zeit sammeln sich Stare oft in Schwärmen, um gemeinsam auf Nahrungssuche zu gehen. Dieses Schwarmbildungsverhalten ist eine Besonderheit beim Star. Jeder Vogel orientiert sich dabei an seinen Nachbarn und folgt ihnen, ohne dass sich die Individuen zu nahe kommen. Vermutlich dient der Flug im Schwarm dazu, Greifvögel zu verwirren, und erhöht damit die Sicherheit (SCHÄFFER 2011, STICKROTH 2018).

    Außerdem sammeln sich die Vögel in der Zeit der Wanderung zum gemeinsamen Übernachten besonders März und Anfang April sowie Juli bis Oktober. Derartige Schlafplatzgemeinschaften können 100.000 Individuen umfassen.

    VERBREITUNG UND BESTAND

    Der Star ist heute beinahe weltweit verbreitet, nicht nur in Gesamteuropa (mit Ausnahme von Südspanien), sondern auch in Südafrika, Nordamerika und Australien (wo er eingeführt worden ist).

    Der Star war nicht immer so weit verbreitet, es gibt Angaben aus dem 17. und 18. Jahrhundert, dass dem Star spezielle Nistkästen (sogenannte „Starenkästen") angeboten worden sind. Allerdings dienten diese nicht immer seinem Schutz.

    Es war üblich, die Kästen von der Rückseite zu öffnen und die Jungvögel zum Verzehr zu entnehmen (STRESEMANN 1948). Dann gab es Jahre der Massenvermehrung durch Erhöhung der Populationsdichten, das besiedelte Areal wurde nach Norden ausgedehnt (HÖLZINGER 1997).

    Der Star ist mit derzeit mehr als 100.000 Brutpaaren einer der am häufigsten vorkommenden Vögel in Österreich (KARNER-RANNER 2018). Das Hauptvorkommen ist hierzulande allerdings im Alpenvorland. In Tirol ist der Star weit verbreitet, kommt aber in geringer Individuenzahl vor. Typische Lebensräume sind wiesenreiche, halboffene Landschaften wie z. B. Obstwiesen, Parks, Gärten oder grenzlinienreiche laubdominierte Wälder (z. B. Auwälder). In den 1930er Jahren beschränkte sich die Verbreitung in Tirol auf das Inntal bis in Höhen von 800 m (WALDE & NEUGEBAUER 1936). Seit den 1960er Jahren erfolgte eine Ausbreitung, in den Alpentälern wurden immer höhere Lagen besiedelt (GSTADER 1973).

    Seit einigen Jahren gehen die Bestände zurück. In Deutschland verlor der Star innerhalb von 12 Jahren 42 Prozent des Brutbestandes und somit fast 2,6 Millionen Brutpaare. Auch in Westösterreich gibt es Bestandsrückgänge, die Vorkommen im Alpenraum beginnen auszudünnen. In manchen Tälern ist der Star nicht mehr Brutvogel (Zwischenergebnis des aktuellen Brutvogelatlas).

    GEFÄHRDUNGSURSACHEN

    Ursachen für die Gefährdung sind Änderungen in der Landwirtschaft bzw. der Bewirtschaftung und damit einhergehender Lebensraumverlust. Brutbäume gibt es immer weniger und Bruten an Gebäuden werden durch Sanierungsmaßnahmen und zunehmende Versiegelung erschwert (STICKROTH 2018). Außerdem gibt es negative Auswirkungen durch die Schadstoffbelastung (Biozide) in Obstplantagen, auf Wiesen und Weiden. Weitere Gefährdungsursachen sind Störung durch den Menschen und Unfälle (Verkehr, Glasanflüge; MORITZ & BACHLER 2001).

    ROSENSTAR

    Außer dem „Gemeinen" Star (Sturnus vulgaris) kommt in Österreich noch der Rosenstar (Pastor roseus) vor. In den meisten Jahren gibt es Ende Mai/Anfang Juni etwa eine Handvoll Rosenstar-Meldungen in Österreich (vorwiegend im Osten und Süden des Landes). 2018 fand ein besonders großer Einflug dieser Art statt (www.ornitho.at; Zugriff: 5.6.2018). Auch in Tirol wurden in diesem Jahr Rosenstare bei Telfs gesehen (mündliche Mitteilung von P. Mösinger).

    Abb. 2: Dermoplastik eines fliegenden Stars (Sturnus vulgaris). Foto: Stefan Heim (TLM).

    Abb. 3: Rosenstar (Pastor roseus). Historische Dermoplastik. Foto: Stefan Heim (TLM).

    Abb. 4: Blaurohrglanzstar (Lamprotornis chalybaeus). Dermoplastik aus der Sammlung Kranebitter. Foto: Stefan Heim (TLM).

    DER STAR IN DEN TIROLER LANDESMUSEEN

    Im Biooffice-Programm werden Beobachtungen, Belege (Präparate …) jeweils mit Fundort, Datum, Sammler/Beobachter, Bestimmer, … erfasst. Die Datenbankabfrage (Biooffice Stand 11.7.18) ergibt 1430 Einträge den Star betreffend. Davon sind 1240 Beobachtungen, 25 Literaturangaben und 12 Belege. Ein Großteil der Beobachtungen (1417) betrifft Tirol. Meist wurden einzelne Tiere gemeldet, aber auch Trupps in verschiedener Größe (Maximum waren geschätzte 900 Tiere in einem Schwarm im Frühling 1971). Im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall gibt es etliche Präparate von Staren. Einige Dermoplastiken zeigen den Vogel fliegend, andere auf Zweigen sitzend. Unter den Balgpräparaten finden sich auch zwei von exotischen Staren: ein Weißwangenstar (Sturnus cineraceus) aus Japan und ein Schwarzhalsstar (Gracupica nigricollis) aus China. Eine weitere Besonderheit ist die Dermoplastik eines Blaurohrglanzstars (Lamprotornis chalybaeus) aus der Sammlung Kranebitter. Dieser Vogel wurde in Osttirol, Assling gefunden (vermutlich ein Vogel aus Käfighaltung; HEINRICHER 1986). Außerdem ist der Rosenstar (Pastor roseus) vertreten. Neuzugang im Jahr 2018 ist ein Hirtenmaina (Acridotheres tristis) aus der Schulsammlung der Sillgasse.

    LITERATUR

    Gstader, W. (1973): Jahresdynamik der Avifauna des südwestlichen Innsbrucker Mittelgebirges. Monticola 3, Sonderheft: 68 S.

    Heinricher, A. (1986): Zur Vogelwelt Osttirols. Carinthia II. 176./96. Jg., S. 121–124.

    Hölzinger, J. (1997): Die Vögel Baden-Württembergs. Singvögel 2. Stuttgart, 939 S.

    Karner-Ranner, E. (2018): Star – Vogel des Jahres 2018. Vogelschutz in Österreich 44, S. 4.

    Moritz, D. & Bachler, A. (2001): Die Brutvögel Osttirols. Lienz, 277 S.

    Nemeth, E. (2018): Star – Gesangskünstler und Covervogel. Vogelschutz in Österreich 44, S. 6–7.

    Schäffer, A. (2011): Gesangskünstler und Schwarmflieger: Star. Der Falke. 58. Jg., S. 297–299.

    Stickroth, H. (2018): Der Star – Jahresvogel mit Attitüde. Der Falke 65. Jg. Nr. 1, S. 7–15.

    Stresemann, E. (1948): Geschichte des Starenkastens. Der Ornithologische Beobachter. 45. Jg., S. 169–179.

    Walde, K. & Neugebauer, H. (1936): Tiroler Vogelbuch. Innsbruck, 248 S.

    TAG DER ARTENVIELFALT 2018 – TIROL/STUBAITAL

    Konrad Pagitz & Peter Huemer (Wissenschafliche Koordinatoren)

    Abb. 1: Telfer Wiesen. Foto: R. Mühlthaler.

    ABSTRACT

    The „Tag der Artenvielfalt" 2018 took place in the Stubai Valley in the southeast of the Tyrolean capital Innsbruck (Austria). In course of this event 992 different taxa have been found. This number consists of 499 tracheophytes, 333 animal species, 99 lichens and 61 mushrooms and slime moulds. The animal-taxa cover butterflies and moths (254), birds (53), mammals (24) and amphibians and reptiles (2). Most remarkable findings are the butterfly Boloria eunomia, the muschroom Geastrum miniatum or the tracheophytes Trientalis europaea and Trifolium saxatile.

    ZUSAMMENFASSUNG

    Der Tiroler Geotag 2018 fand im Stubaital südwestlich von Innsbruck statt. Im Zuge der Erhebungen konnten 992 Taxa gefunden werden. Knapp mehr als die Hälfte (499) entfallen auf Gefäßpflanzen, 333 auf Tiere, 99 auf Flechten und 61 auf Pilze und Schleimpilze. Die Tierarten setzen sich aus Schmetterlingen (254), Vögeln (53), Säugern (24) sowie Amphibien und Reptilien (je 1) zusammen. Zu den bemerkenswertesten Funden zählen Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia), Zwerg-Erdstern (Geastrum miniatum) oder Siebenstern (Trientalis europaea) und Felsen-Klee (Trifolium saxatile).

    1. EINLEITUNG

    Andreas Jedinger

    Der Tag der Artenvielfalt

    ist sehr vielgestalt‘!

    Von Insekten, Vögeln bis zu den Blüten

    kann sich nichts vor den Experten hüten,

    weil sie es fangen, jagen und fotografieren,

    und dabei niemals sehr viel Zeit verlieren.

    Ja, der Tag der Artenvielfalt

    ist wahrhaft vielgestalt‘!

    Alexander Legniti, Telfes, 7. Juli 2018

    1999 hat das Magazin „GEO den Geo-Tag der Artenvielfalt ins Leben gerufen, mit dem Ziel in 24 Stunden möglichst viele Lebewesen in einem vorgegebenen Raum zu entdecken und zu bestimmen. 2016 benannte die Zeitschrift ihre Aktion in „Geo-Tag der Natur um. In Tirol ist der Verein „Artenvielfalt seit 2005 der Träger der Aktion und daher wurde von den Vereinsgremien beschlossen, den Begriff „Artenvielfalt im Titel zu behalten und die künftigen Veranstaltungen unter dem Motto „Tag der Artenvielfalt abzuhalten – so ist die hier beschriebene Aktion erstmals der „Tag der Artenvielfalt geworden. Die Zusammenarbeit des Vereins „Artenvielfalt mit dem Magazin „GEO beruhte insbesondere auf den zwei Tiroler „Hauptaktionen 2004 (Brennerachse) und 2013 (Nationalpark Hohe Tauern) sowie der Ausrichtung der gemeinsamen Veranstaltungen aller Nationalparke Österreichs im Biodiversitätsjahr 2010. In Tirol wurden darüber hinaus bisher folgende Gebiete untersucht: 2005 Naturpark Kaunergrat, 2006 Kaisergebirge/Schwemm, 2007 Naturpark Ötztal, 2008 Naturpark Karwendel, 2009 Naturpark Zillertal, 2010 Naturpark Tiroler Lech, 2011 Naturpark Karwendel, 2012 „Entlang des Inn, 2014 Naturpark Kaunergrat, 2015 Valsertal, 2016 Thiersee und 2017 Innsbruck „An der Nordkette".

    Bereits im Vorfeld der Expertentage im Stubaital wurden mit den Kindern der Volksschule Telfes die Telfer Wiesen besucht. Dank der Unterstützung des Alpenvereins Stubai und des Vereins „natopia konnten 40 SchülerInnen mit Begleitung der ExpertInnen Dr. Barbara Knoflach-Thaler, Mag. Eberhard Steiner und Mag. Gregor Degasperi sich mit Spinnen, Käfern und Pilzen näher vertraut machen. Besonders die „kleine zierliche Dame mit ihren Spinnen, so eine Schülerin, „hat mich komplett fasziniert". Durch die naturpädagogische Aufbereitung von Mag. Klaus Auffinger (Schutzgebietsbetreuung) wurde der unmittelbare Naturzugang und vor allem die Freude am Entdecken, Beobachten und Erforschen der Lebewesen ausgezeichnet erreicht.

    Nach einer Erhebung direkt im Gelände wurden in der Schule in Kleingruppen die einzelnen Gruppen näher betrachtet und von den ExpertInnen erklärt. Die Einbindung des möglichen ExpertInnen-Nachwuchs kann nicht früh genug erfolgen!

    Für die naturkundlichen Erhebungen am 6. und 7. Juli konnten, wie in den Vorjahren, wieder über 80 ExpertInnen begrüßt werden. Der erfreuliche Trend, dass vermehrt jüngere ExpertInnen an der Aktion teilnehmen, bestätigte sich auch 2018 im Stubaital wieder. Die seit mehreren Jahren angestrebte Einbindung der Tiroler NaturführerInnen und NaturpädagogInnen in Form eines Fortbildungsmodules konnte erneut erfolgreich umgesetzt werden. Aus Sicht der Organisatoren ist der Dank für die ehrenamtliche Tätigkeit der ExpertInnen, deren Engagement für die Natur und den Naturschutz hier deutlich sichtbar wird, an erster Stelle anzuführen. Darüber hinaus wäre die Tiroler Aktion ohne die vielen Partnerorganisationen, angeführt von der Universität Innsbruck und den Tiroler Landesmuseen, in dieser Art nicht durchführbar. Ein besonderes Dankeschön gilt seit Anfang an der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol, die auch heuer wieder die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt hat. Das Team der Schutzgebietsbetreuung ermöglichte viel, von der Untersuchungsraumauswahl angefangen bis hin zum Abschlussbuffet. „Last but not least wurde auch die Aktion 2018 durch Hilfe unserer „guten Seele, Christa Eberle, wieder ein großer Erfolg.

    Abb. 2: Übersicht der Untersuchungsräume (AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG, ABTEILUNG UMWELTSCHUTZ 2018).

    2. UNTERSUCHUNGSRÄUME – ÜBERSICHT

    Die angegebenen Koordinaten entsprechen ca. dem zentralen Bereich der Untersuchungsflächen. Bei sehr ausgedehnten bzw. gestreckten Flächen sind die Endpunkte angegeben. Details können der Homepage der Plattform Artenvielfalt (http://www.arten-vielfalt.at/home/) entnommen werden. Die Bezeichnung der Untersuchungsräume bei der Darstellung der einzelnen Organismengruppen (Tabellen) entspricht unten angeführter Nummerierung. Abweichende Standorte werden jeweils eigens angeführt.

    UR 1: Telfer Wiesen

    UR 2: Eulenwiesen

    UR 3: Pfarrach Alm

    3. ERGEBNISSE

    Distelblüten

    Die Distelblütenkissen

    lassen nie Insekten missen,

    egal ob Käfer, Biene oder Schmetterling,

    ob Fliege oder sonst ein Flügelding.

    Hier reicht man sich ganz elitär

    die Rüssel und die Lippen;

    es ist ja auch nicht schwer,

    hier süßen Blütensaft zu nippen.

    Alexander Legniti, Innsbruck, 9. Juli 2018

    Schmetterlinge (Lepidoptera)

    Peter Huemer & Benjamin Wiesmair

    unter Mitarbeit von Wolfgang Bacher, Karel Cerny, Peter Fleischmann, Raimund Franz, Theo Grünewald, Lilli Hassler, Eva Hengsberger, Benjamin Krainer, Bernhard May, Walter Michaeler, Alfred Otter, Sven Plattner, Bernhard Plössl, Birgit Reininger, Johannes Rüdisser, Hannah Schattanek, Nina Schattanek, Petra Schattanek, Michael Schwarm & Manfred Tschinder

    Seit mehr als 100 Jahren wird im Stubaital nach Schmetterlingen gesucht, und Teile des Untersuchungsgebietes, vor allem die Telfer Wiesen, zählen zu den klassischen Sammelplätzen der alten Innsbrucker Entomologenrunde. Trotzdem, und vielleicht auch gerade deshalb, war das Interesse vieler Schmetterlingsforscher am Tag der Artenvielfalt teilzunehmen ungebrochen groß.

    Leider war das Wetter vor allem für die Nachtbeprobungen am 6. Juli ausgesprochen kühl und feucht und daher wenig geeignet. Teile des Kollegiums nutzten daher die ebenfalls frische, aber zumindest trockene Folgenacht für nochmalige Beprobungen. Obwohl somit die Erfassungsperiode etwas länger als 24 Stunden angedauert hat, werden diese Daten sinnvollerweise mit berücksichtigt.

    Insgesamt konnten trotz der ungünstigen Witterung beachtliche 254 Schmetterlingsarten aus 40 Familien nachgewiesen werden, im UR 1 (Telfer Wiesen) 175 Arten, im UR 2 (Eulenwiesen, Gleinser Mähder) 139 Arten und im marginal beprobten UR 3 (Pfarrachalm) 14 Arten.

    Die tatsächliche Diversität in den einzelnen Untersuchungsräumen ist zweifellos viel höher, trotzdem geben die Funde bereits einen ersten Einblick in die naturschutzfachlich hohe Wertigkeit einiger Fundgebiete.

    Besonders herausragend sind die Ergebnisse aus dem Bereich der Eulenwiesen/Gleinser Mähder. Hier wurde vor allem tagsüber intensiv geforscht, mit einer Fülle an interessanten und sehr lokal verbreiteten Tagfaltern. Neben typischen Hochmoorarten wie dem Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno) und dem Hochmoor-Bläuling (Agriades optilete) konnten auch mehrere höchst seltene Niedermoorarten nachgewiesen werden.

    Besonders interessant erscheint das hoch gelegene Vorkommen des Randring-Perlmutterfalters (Boloria eunomia). In den Telfer Wiesen wurde zwar die höchste Artenzahl erreicht, interessante Funde beschränken sich jedoch weitgehend auf die relativ wenigen noch extensiv genutzten Wiesen sowie Waldbiotope.

    Tab. 1: Liste der nachgewiesenen Schmetterlingsarten (Lepidoptera).

    Abb. 3: Der Randring-Perlmutterfalter ist eine der Top-Raritäten der Telfer Wiesen. Foto P. Buchner (TLM).

    Amphibien (Amphibia) und Reptilien (Reptilia)

    Carsten Löw

    Tab. 2: Liste der nachgewiesenen Amphibien und Reptilienarten (Amphibia und Reptilia).

    Vögel (Aves)

    Ursula Grimm

    unter Mitarbeit von Sylvia Auer, Wolfgang Auer, Katharina Bergmüller, Andreas Danzl, Gabriele Hobart, Brigitte Kranzl, Carsten Löb, Patrick Mösinger, Daniela Pöll, Birgit Reininger & Eberhard Steiner

    In der Liste sind die nachgewiesenen Vogelarten nach SVENSSON (2011) angeführt und angegeben, in welchen Untersuchungsräumen sie zu finden waren.

    Bei den Telfer Wiesen (UR 1) konnten 41 Arten nachgewiesen werden. Einige Vögel waren mit ihrem Nachwuchs unterwegs oder beim Brüten (Kohlmeise, Blaumeise, Hausrotschwanz). Darüber hinaus wurden auch mehrere Neuntöter (z. T. mit Jungen) gesichtet. Den Namen trägt dieser „Würger" wegen seiner Eigenart, Beutetiere als Vorrat auf Dornen aufzuspießen. Der Neuntöter ist eine typische Art für offenes Gelände mit Baum- und Gebüschgruppen (PANOW 1983). Interessante Arten für dieses Gebiet sind auch Baumpieper und Waldschnepfe. Die Sperlingskäuze (Glaucidium passerinum), die eine Woche vor dem Tag der Artenvielfalt im Bereich der Telfer Wiesen gesehen worden sind, konnten leider nicht nachgewiesen werden.

    Im UR 2 (Eulenwiesen) konnten 35 Arten festgestellt werden. Darunter waren zwei Spechtarten (Schwarzspecht und Buntspecht). Vom Vorkommen von Spechten profitieren z. B. Eulen (Waldkauz, Sperlingskauz, Rauhfußkauz), da sie alte Spechthöhlen als Brutplätze nutzen können. Außerdem wurden etliche Fichtenkreuzschnäbel, ebenfalls typisch für dieses Habitat, gesehen. Es war ein außergewöhnlich großer Trupp von über 20 Schwanzmeisen, davon mindestens ein Jungvogel, unterwegs. Bei der Fahrt zu den Gleinser Höfen wurde ein Haselhuhn gesehen.

    Insgesamt konnten 53 Vogelarten nachgewiesen werden. Ein gutes Ergebnis, zumal die Pfarrach Alm (UR 3) nicht untersucht worden ist. Hier wären wahrscheinlich noch einige „alpine" Arten (z. B. Steinschmätzer, Alpenbraunelle, Alpendohle) zu finden gewesen.

    Nach schriftlicher Mitteilung von Carsten Löb wurde im UR 1 bereits eine Woche vor dem Tag der Artenvielfalt der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) mit mindestens vier Jungen gesichtet.

    Tab. 3: Liste der nachgewiesenen Vogelarten (Aves).

    Fledermäuse (Microchiroptera)

    Gabriele Hobart

    Fledermäuse wurden mit Hilfe des Fledermausdetektors Echo Touch Meter 2 Pro erfasst und die Sonogramme abgeglichen.

    Die Erhebungen fanden am 6. Juli 2018 zwischen 21:45 und 23:45 Uhr im UR 1 statt, am folgenden Abend von 22:00 bis 0:30 Uhr im UR 2.

    Tab. 4: Liste der nachgewiesenen Fledermausarten (Microchiroptera).

    Säugetiere (Mammalia) (excl. Fledermäuse)

    Carsten Löb

    unter Mitarbeit von Wolfgang Auer,

    Petra Schattanek & Sophie Riccabona

    Die Artenliste aus dem UR 1 (Telfer Wiesen) umfasst mindestens zehn Arten. Der Nachweis des Dachses gilt als wahrscheinlich, evtl. ist noch eine weitere Apodemus-Art zu ergänzen. Aus den weiteren Untersuchungsräumen gibt es keine Befunde. Dort wäre die Fragestellung gewesen, inwiefern Birkenmaus, Tiroler Baumschläfer und Baummarder vorkommen.

    Methoden: Wildkameras (sieben Nächte), Lebendfallen für Kleinsäuger (fünf Fänge gesamt), Anwesenheitszeichen (Trittsiegel, Bauten, Losung, etc.), Sichtungen und Totfunde.

    Diskussion: In der Kürze der Zeit konnten leider keine Lebendfallen für Pilche sowie für Spitzmäuse ausgebracht werden. Insbesondere wäre spannend gewesen zu wissen, ob die Haselmaus nachgewiesen werden kann. Es handelt sich vermutlich um ein gutes Habitat für das Hermelin. Interessant wäre auch zu erfassen, ob das Mauswiesel im Untersuchungsraum vorkommt und wie hoch die Dichte der beiden Wieselarten in diesem Lebensraum ist.

    Tab. 5: Liste der nachgewiesenen Säugetierarten (Mammalia) (exkl. Fledermäuse), alle UR 1.

    Fungi und Myxomyceten (Pilze und Schleimpilze)

    Eberhard Steiner

    unter Mitarbeit von Caecilia Lechner-Pagitz,

    Hannes Kautzky & Konrad Pagitz

    Auch 2018 konnte im Untersuchungsgebiet ein Artenspektrum beobachtet werden, das zum Großteil der Jahreszeit, dem Witterungsverlauf und den Standortbedingungen entspricht. Interessant: Viele Vertreter der Rostpilze, die sonst typisch für Juni/Juli wären, fehlten. Drei der beliebtesten Arten von Speisepilzen hingegen waren, für Anfang Juli nicht ungewöhnlich, bereits anzutreffen: Pfifferling (Cantharellus cibarius, sehr zahlreich), Riesen-Schirmling (Macrolepiota procera) und Wiesel-Täubling (Russula mustelina). Als Einschränkung ist wiederum zu erwähnen, dass wie hier bei einer einzelnen Begehung im Gelände eine umfassende Kartierung möglichst aller vorhandenen Arten unter anderem zeitlich nicht möglich ist. Beispielsweise alleine eine genauere Erhebung vieler kleiner Ascomyceten-Arten wäre zeitaufwendiger, als es in diesem Rahmen möglich wäre. Eine solche umfassende Kartierung war hier auch nicht das Ziel, sondern vielmehr ein, in diesem Rahmen sehr wohl möglicher, Einblick in die vorhandene Pilzvielfalt. Die vorliegende Artenliste verschafft also einen guten ersten Eindruck, mit vielen der häufigeren, standorttypischen und/oder auffälligen Arten. Zu den bemerkenswerten Funden zählen Geastrum minimum (leg. Pagitz & Lechner-Pagitz) mit bisher zwei Einträgen für Tirol und Spathularia neesii mit einem knappen Dutzend Fundorten in Österreich laut der Datenbank der Pilze Österreichs (http://austria.mykodata.net/). Ebenso erwähnenswert als Indikatoren für nährstoffarme „Wiesen" und immer wieder schön: drei Arten von Saftlingen.

    Abb. 4: Riesenschirmling (Macrolepiota procera) in den Eulenwiesen (UR 2). Foto: R. Mühlthaler.

    Tab. 6: Liste der nachgewiesenen Pilze und Schleimpilze (Fungi und Myxomyceten).

    Flechten (Lichenes)

    Roman Türk

    Im Zuge einer sechsstündigen Begehung wurden im Untersuchungsgebiet Gleins, Eulenwiesen, 98 Flechten und eine den Flechten sehr nahe stehende Art, nämlich Tromera resinae, festgestellt. Den Hauptteil der aufgefundenen Flechten sind Baum (vor allem Lärche und Fichte) und Holz bewohnende Arten. Bemerkenswert ist das massenhafte Vorkommen von Nephromopsis laureri, das auf den Lärchen in den Eulenwiesen offensichtlich optimale Wuchsbedingungen genießt, sodass von dieser Art sogar etliche fruchtende Exemplare, die im übrigen Verbreitungsgebiet sehr selten sind, aufgefunden wurden.

    Viele alte Heuschober zeichnen sich durch einen reichhaltigen Bewuchs mit seltenen Arten auf den Holzwänden, die aus rohen Baumstämmen gezimmert sind, aus. Vor allem in der West- und Nordwestexposition sind diese Holzwände großflächig mit Acolium inquinans und Xylopsora caradocensis bewachsen. Zu diesen beiden gesellt sich eine selten auftretende Form von Chaenotheca brunneola mit einem üppig entwickelten weißen bis hellgrauen Thallus aus. Pycnora sorophora entwickelt hier auch zahlreiche Apothezien.

    Tab. 7: Liste der nachgewiesenen Flechten (Lichenes), alle UR 2.

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