Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten: Meine abenteuerliche Transalp mit dem Mountainbike
Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten: Meine abenteuerliche Transalp mit dem Mountainbike
Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten: Meine abenteuerliche Transalp mit dem Mountainbike
eBook234 Seiten1 Stunde

Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten: Meine abenteuerliche Transalp mit dem Mountainbike

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Das erste Mal: mit dem Mountainbike über die Alpen

Die Alpenüberquerung gilt als Königsdisziplin des Mountainbike-Sports. Katrin Böning wählte für ihre erste Transalp die Route von Mayrhofen über das Pfitscher-Joch bis nach Riva del Garda. Dabei war sie 6 Tage unterwegs, legte 454 Kilometer zurück und überwand 11.054 Höhenmeter. In ihrem Buch beschreibt sie die – im wahrsten Sinne des Wortes – ungeschminkte Wahrheit über Schinderei und Euphorie. Sie erzählt warum Kabelbinder Leben retten können, was wirklich in den Tourenrucksack gehört und weshalb ein Team Fluch und Segen gleichzeitig bedeutet:

Vorbereitungen für die Transalp: Körperliche Fitness und mentale Stärke trainieren, Hürden überwinden

Tipps und Tricks einer Medizinerin, Personal-Trainerin und leidenschaftlichen Mountainbikerin

Authentische Erfahrungen, die helfen, sich auf die Belastungen einer Alpenüberquerung mit dem MTB einzustellen

Abenteuerbericht aus der Reihe #meinfernwehbuch mit eindrucksvollen fotografischen Momentaufnahmen

Projekt Transalp: Kneifen gilt nicht!

Wie fange ich an? Wie halte ich durch? Körperliche Fitness ist wichtig, doch ein Alpencross ist vor allem auch eine mentale Herausforderung. Katrin Böning weiß aus eigener Erfahrung, welch vermeintliche Hürden insbesondere Frauen überwinden müssen, damit der lang gehegte Traum einer Alpenüberquerung mit dem Mountainbike endlich verwirklicht werden kann. Fünf Jahre lang war es bei ihr mal das Knie, dann der Job. Im Sommer 2017 hat sie den Schalter im Kopf umgelegt und sich nach einjähriger Vorbereitung ins Abenteuer Transalp gestürzt.

Katrin Böning macht Mut, die einzigartige Herausforderung in Angriff zu nehmen und lässt uns von ihren Erfahrungen profitieren. 2018 hat sie gleich die nächste Transalp folgen lassen – und es wird nicht die letzte sein!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. März 2019
ISBN9783667116697
Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten: Meine abenteuerliche Transalp mit dem Mountainbike

Ähnlich wie Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Wie Hannibal. Nur ohne Elefanten - Katrin Böning

    Selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Naja, oder mit dem ersten Foto.

    Es ist 5:45 Uhr. Der Wecker klingelt. Der Klingelton erinnert mich an meine Uni-Zeit. Ich habe ihn seither nicht verändert, obwohl die schon eine Weile zurückliegt und er mir schon damals ein Gräuel im Ohr war. Ich bin offensichtlich ein Meister der Prokrastination. Aber das ist für heute die falsche Strategie: Raus aus den Federn! Ich habe kaum geschlafen. Bis in die späten Abendstunden hinein wurde der Rucksack etliche Male umgepackt. Die wasserdichten Socken wurden ein- und wieder ausgepackt, Wetterberichte immer wieder abgefragt, letzte Whatsapp-Nachrichten in die Gruppe versandt. Der Bauch grummelt, aber Hunger habe ich keinen – ich bin aufgeregt. Sehr sogar. Heute soll es tatsächlich losgehen. Heute ist der 27. Juli und ein Sonntag. Seit Anfang März trainiere ich für das, was mich in den kommenden sechs Tagen an Höhenmetern, Streckenkilometern und traumhaften Bergpanoramen erwarten wird.

    Um 6:55 Uhr sitze ich pünktlich und in voller Montur auf meinem Rad, übrigens ein Hardtail. Fünf Minuten sind es nur bis zum Treffpunkt, der Gerner Brücke in München. Hier treffe ich Andrea und Alexis, um mit ihnen gemeinsam zum Hauptbahnhof zu rollen. Die beiden haben ihre bezaubernden Töchter gut bei den Großeltern untergebracht und sind der lebende Beweis dafür, dass man trotz Familienleben und den daraus entstehenden Verpflichtungen Zeit für das Training finden und sich im Sport verwirklichen kann. Alexis ist ein ganz besonderes Exemplar von Mountainbiker. Er prägte den Begriff »Schmankerl«, aber hierzu später mehr. Am Bahnhof unter der Anzeigetafel wollen wir Markus und Vaso treffen. Und richtig: Da stehen die beiden.

    Markus ist der Mann einer lieben Kollegin und Freundin. Für ihn ist die Alpenüberquerung mit dem Mountainbike eine alte Bekannte. Elfmal ist er bereits zum Gardasee geradelt. Seinen Überredungskünsten und seinem niemals enden wollenden Optimismus in Bezug auf meine Ausdauerleistungsfähigkeit habe ich den ganzen Trip überhaupt zu verdanken. Er hat mir immer wieder versichert, so eine Alpenüberquerung sei locker zu schaffen und ich wäre definitiv fit genug. In der Vorbereitungszeit sind wir gemeinsam unzählige Tagestouren gefahren, er kennt meine Stärken und Schwächen, und ohne seinen Zuspruch würde ich jetzt definitiv nicht hier unter der Anzeigetafel stehen.

    Vaso kam ebenfalls durch Markus in die Gruppe. Seine Yogastunden sollen der absolute Hammer sein, er ist ein guter Tänzer und im echten Leben macht er irgendwas mit Zahlen. Das ist alles, was ich zu Beginn der Tour über ihn weiß, und am Ende dieses ersten Tages werde ich durch ihn eine wichtige Lektion lernen.

    Mit dem Zug fahren wir in knapp zweieinhalb Stunden die rund 150 Kilometer von München nach Jenbach ins Zillertal. Hier sind wir mit dem Rest der illustren Truppe verabredet – Klaus und Flo stoßen aus Innsbruck dazu.

    Klaus ist im Herzen Rennradfahrer, er liebt den Asphalt. Wenn’s ihn packt, fährt er mit seinem Renner schon mal an einem Tag von München nach Torbole. Technische Mountainbike-Abfahrten sind dagegen nicht so sehr seins. Das bekommt dann auch jeder mit. Seinen Sarkasmus richtet er auch mal gegen sich selbst und sorgt damit bei mir immer wieder für größte Erheiterung.

    Flo ist unser Nesthäkchen, topfit und unkompliziert. Er ist noch mitten im Studium, und seine Freundin ist mit ihrem Pferd über die Alpen geritten. Ich bewundere sie dafür und lasse auf der Tour keine Gelegenheit aus, ihn dazu zu befragen.

    Dank Markus´ grandiosem Netzwerk kommen wir auch noch in den Genuss einer vormittäglichen »Leberkassemme«, bevor es bei bestem Wetter und weiß-blauem Himmel dann tatsächlich so weit ist. Plötzlich geht alles ganz schnell: Noch mal kurz auf die Pipibox, Sonnencreme auftragen, Rucksack aufsetzen, Sattelhöhe der Einrollphase auf Asphalt anpassen und los. Über Monate fieberte ich diesem Moment entgegen, und mit einem Mal bin ich mitten drin im Abenteuer Alpencross.

    Vom »weiß-blauen Prunk-Baldachin der Gemütlichkeit«, wie der bayrische Literaturwissenschaftler Carl Amery die vermeintlich behäbig-gemütliche Grundstimmung von uns Bayern beschreibt, ist plötzlich wenig zu spüren: In rasantem Tempo fahren wir die ersten noch ebenen Kilometer in Richtung Mayerhofen. Vorn geben Alexis, Flo und Klaus das Tempo vor. Das ist echt schnell, ich tue mich schwer, da mitzuhalten. Unter »Einradeln« habe ich mir ehrlicherweise etwas anderes vorgestellt. Zweifel flackern in mir auf. Geht das jetzt die ganze Woche so weiter? Vielleicht bin ich doch nicht fit genug? Vielleicht hat Markus mich einfach überschätzt? Ich bin mir sicher, dass ich dieses Niveau nicht über eine ganze Woche durchhalten kann. Meine Oberschenkel brennen, der Rucksack fühlt sich viel zu schwer an, und meine Lunge findet, sie bekäme zu wenig Luft. Hinter mir fällt Vaso immer weiter zurück. Ich denke daran, aufzugeben.

    Kletterparadies, Naturoase, Wasser- und Energiereserve: Der Schlegeisspeicher im Zillertal hat viele verschiedene Gesichter.

    Dann der erste Anstieg zum Schlegeisspeicher, einem Stausee im Zillertal auf 1.800 Metern Höhe. Das Kopfkino hat mit einem Mal ein Ende – ich muss mich aufs Radeln konzentrieren und mich bewusst am Riemen reißen, mein eigenes Tempo zu fahren. Auch wenn das bedeutet, dass ich Alexis, Andrea, Klaus, Flo und Markus schon bald nicht mehr sehe. Lustigerweise entspannt mich das. Der Druck ist plötzlich weg. Ich habe meinen Tritt und damit auch mein Selbstbewusstsein wiedergefunden. Positive Gedanken kommen zurück. Jetzt freu ich mich auf die kommenden Tage! Hinter mir schiebt Vaso sein Rad.

    Die 13,3 Kilometer lange Alpenstraße führt durch diverse einspurige Natursteintunnel, vorbei am Wesendle-Wasserfall zum beeindruckenden smaragdgrünen Schlegeis-Stausee. Die Serpentinenstraße ist auch bei Motorradfahrern äußerst beliebt; das laute Knattern ihrer Maschinen ist der gut hörbare Beweis und geht mir etwas auf den Geist.

    Zusammen mit der imposanten Staumauer mit 131 Metern Höhe ist der Stausee ein äußerst beliebtes Fotomotiv. Auch ich muss, zum Leidwesen meiner Mitradler, diese grandiose Fotokulisse nutzen. Zuerst ein Selfie auf der Staumauer, dann Kati mit Rad, Kati ohne Rad – Markus ist ein ausgesprochen geduldiger Auftragsfotograf. Hier hat seine liebe Frau beste Vorarbeit geleistet; ich kenne nicht viele Männer, die so viel Verständnis mitbringen.

    Ist die verblockte Stelle nur kurz, dann reicht die einfache Tragetechnik am Sattel völlig aus. Andernfalls tut´s bald weh.

    Nach dem Shooting finden wir die anderen am Kiosk bei Pfannkuchen-Suppe und Pfirsichkuchen vor. Eine willkommene Stärkung, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen können. Dass Vaso nahezu verstummt ist und sehr in sich gekehrt seinen Kuchen zu sich nimmt, nehme ich zwar war, mache mir aber weiter keine Gedanken dazu. Zu sehr bin ich mit mir selbst und meinem Essen beschäftigt.

    Noch ein Kaffee, dann geht es weiter in Richtung Pfitscher-Joch. Jetzt lassen wir auch den Stausee mit seinen vielen Motorrädern und Bustouristen hinter uns. Es dauert ein wenig, bis ich richtig begreifen kann, dass wir wirklich unterwegs sind und nicht abends wieder nach München zurückfahren müssen. Wir radeln vom Schlegeisspeicher parallel zum wilden Zamser Bach durch den Zamser Grund, vorbei an der kleinen Lafitzalm (auch Rotmoosalm genannt) auf etwa 2.100 Metern Höhe. Hier wäre eine Einkehr möglich, für uns geht es aber direkt hinauf zum Joch.

    Oberhalb der Baumgrenze schrauben wir uns durch die beeindruckende hochalpine Welt immer weiter nach oben. Karge Wiesen liegen zwischen schroffen, bizarren Felsformationen. Wilder Thymian säumt den Weg und duftet fantastisch. Wir genießen die traumhafte Aussicht über das grüne Pfitschertal, die warme Sonne und die trotzdem erstaunlich frische Luft.

    Ich verliebe mich in die »grünen Steine« der Region und komme aus dem Staunen über die Landschaft gar nicht mehr heraus. Also muss Markus wieder und wieder mit meinem Smartphone bewaffnet für mich den Fotografen spielen. Nach unserer Rückkehr recherchiere ich, wie es zu der reizvollen, fast neonfarben anmutenden Grünfärbung kommt. Nachdem ich in den einschlägigen Suchmaschinen nicht fündig werde, versuche ich mein Glück beim Tourismusverband der Zillertaler Alpen. Dort gibt man mir die Nummer von Willi Seifert. Der freundliche Geograf arbeitet für den Naturpark Zillertaler Alpen und kann mir sofort sagen, wie die Steine grün werden. Verantwortlich für diese Farbexplosion sind Flechten mit einem etwas eigenwilligen Namen: sogenannte Landkarten- oder Geographenflechten, eine Pionierart, die sich auch im Gletschervorfeld rasch wieder ihren Lebensraum sichert, wenn das Eis schmilzt.

    Wie auch ich (dazu später mehr) ist die Landkartenflechte eine Schnecke. Sie wächst je nach Standort pro Jahr nur 0,25–0,6 mm radial nach außen und kann ein Alter von über 1.000 Jahren erreichen. Somit können Geographen anhand der Landkartenflechte den Rückgang von Gletschern datieren. Ist die Wachstumsrate an einem Standort erst einmal bekannt (Beobachtung), kann anhand der größten Exemplare das Ende der letzten Eisbedeckung berechnet werden. Ich finde diese Informationen zur Natur in den Bergen faszinierend und spannend. Mein Freund lacht mich deswegen aus.

    Weiter oben wird der Weg steiler, verblockt und steinig. Man muss streckenweise auch mal schieben oder tragen. Bei dieser Gelegenheit merke ich, dass ich das Tragen meines Rades nie gezielt ausprobiert habe, ganz zu schweigen vom Üben. Ein Fehler! Markus erklärt mir, wie er es macht, aber für seine Taktik ist

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1