Borreliose Jahrbuch 2018/2019: Borreliose Wissen
Von Ute Fischer und Bernhard Siegmund
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Buchvorschau
Borreliose Jahrbuch 2018/2019 - Ute Fischer
Ein Buch aus dem
Redaktionsbüro Fischer + Siegmund
In den Rödern 13
64354 Reinheim
www.fischer-siegmund.de
Fotos: Fischer (3), privat (10),
Techniker Krankenkasse (Seite →)
Die Borreliose-Jahrbücher werden nach bestem Wissen und journalistischer Recherche sowie aus persönlicher Betroffenheit zusammengestellt.
Sie ersetzen keinen Arzt-Besuch.
Für Richtigkeit, Wirksamkeit, Dosierungen und Ähnliches wird keine Gewähr übernommen.
Inhalt
Wir sind wieder da
Laborreform soll Geld sparen
Die congenitale Lyme-Borreliose
Lyme-Borreliose wird transparenter
Neuer schnellerer Borreliose-Test
Jammern über hohen Verbrauch von Antidepressiva, aber…
Diclofenac weiter im Gespräch
Crowdfunding
Antibiotikaresistenz durch Mobilfunk und WLAN
Bestimmte Antibiotika ausschließlich für Menschen
Probiotika
Neuroborreliose und Hautkrebs
Morgellons: unheimlich, heimlich, verheimlicht
Charles E. Holman-Stiftung
Meldezahlen RKI
Borreliose in meldepflichtigen Bundesländern 04.12.2018
„Patientenwohl"?
Teure Lyme-Borreliose
Morbi-RSA hängt noch immer in der Luft
Borreliose – eine meldepflichtige Infektion in Europa
EU-Wahlen am 26. Mai 2019
Europa - Montgomery wird alles kaputt machen
Wenn Politiker gleichzeitig Lobbyisten sind
Ein Richter schlägt Alarm
Die neue HAS Leitlinie in Frankreich
Was ist die S.P.I.L.F?
Ein Meilenstein für Patientenorganisationen
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit …angeblich gleicheAugenhöhe?
Borreliose in Berlin
Fundstück
„Die Praxis des Arztes ist konkrete Philosophie"
Jaspers als Psychiater
Kaffeerösterei kauft Arztsitze auf
Neue Gutachter-Attacke von Verharmlosern
Gutachter – gut vernetzt
Patientengeschichten
Prominente Opfer
Nicht zum Aushalten
Der Christenstausel
Der Turm
Verschiedenes
25 Jahre Patientenorganisation
Literatur
Der Arzt als Detektiv
Wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Weltverändern
Was läuft schief im Gesundheitssystem?
Das Geschäft mit der Gesundheit
Bücher von den Autoren
Borreliose-Jahrbücher 2006, 2007, 2008, 2009,
Literatur vom Borreliose und FSME Bund
Der Wurm
Zu guter Letzt
Einleitung
Wir sind wieder da
Von Ute Fischer
Haben Sie es vermisst? Wir haben in diesem Jahr die „Anleitung zum Führen des Symptom-Tagebuchs" weggelassen. Sie stand bisher in jedem der Jahrbücher und kostet eigentlich nur Platz. Wer sie dennoch haben will, kontaktiere uns bitte.
Dass sich im vergangenen Jahr nicht viel getan habe um die Borreliose, kann man wirklich nicht behaupten. Die jährliche Ankündigung von einem Impfstoff haben wir weggelassen. Es ist schon langsam lächerlich, wer da immer großmundig etwas ankündigt, und dann passiert gar nichts. Aber dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) endlich tätig geworden ist, wird unzähligen Patienten helfen, dass ihre Borreliose auch ohne angeblich typischen Markern anerkannt und damit behandelt wird.
Achten Sie auf Seite →. Hier geht es um die internationalen Diagnosecodes (ICD11). Im ICD10 gab es 20 Jahre lang nur eine einzige Kennziffer (A69.2) für die Lyme-Krankheit. Inzwischen sind zehn, nach Symptomen differenzierte, Ziffern festgelegt, unter anderem die die sogenannte congenitale Übertragung von der Mutter auf das neugeborene Kind. Schon lange vermuten Erwachsene, teils schon im Rentenalter, dass sie ihre Borreliose von Geburt an mitbekamen. Das ist eine neue Dimension, die hoffentlich erforscht und bei der Diagnose einbezogen werden muss. Jedenfalls kann sich kein Gesundheitspolitiker mehr mit dem Totschlag-Argument vor der Meldepflicht-Debatte drücken, nach dem Motto: Borreliose ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar."
Ein wichtiges Kapitel in diesem Buch behandelt die Morgellons, die Krankheit, bei der Fasern aus Haut, Augen und Nase wachsen. Bisher wagten sich viele Patienten damit nicht an die Öffentlichkeit. Wir berichten hier über den ersten Europäischen Internationalen Kongress in Augsburg.
Diagnostik und Therapie in der täglichen Praxis haben sich leider so gut wie nicht verändert. Schon längst hatten wir uns neue Leitlinien von der Deutschen Borreliose Gesellschaft (DBG) versprochen; aber die hatte hauptsächlich mit sich selbst zu tun. Seit Oktober 2018 gibt es jedoch einen neuen Vorstand, von dem mehr Aktivität zu erwarten ist. 1. Vorsitzender ist Dr. med.Dr.dent.Herbert Rixecker, Saarlouis, der die Basis zum Borreliose Wissen Nr. 35 lieferte, das beim Borreliose und FSME Bund Deutschland (BFBD) gekauft werden kann. 2. Vorsitzender ist Dr.med. Harald Bennefeld, Chefarzt der neurologisch-neurochirurgischen Rehabilitation in der MedClin Klinik am Brunnenberg in Bad Elster. Sie kennen vermutlich seine klugen Aufsätze zur Neuroborreliose und ganz neu, zur Fazialisparese. 3. Vorsitzender ist Dr.med. Karsten Ostermann, der zusammen mit seiner Frau im Medizinischen Versorgungszentrum Teltow als Facharzt für Allgemeinmedizin und spezielle Schmerztherapie arbeitet und sich in seiner Webseite zur „Chronischen Borreliose" bekennt. Die beiden Beisitzer sind für uns auch keine Unbekannten. Dr. med. Albin Obiltschnig aus Klagenfurt, der Spezialist für das Karpaltunnelsyndrom, und der Laborarzt Dr. Armin Schwarzbach aus Augsburg, den viele Patienten von seinen Vorträgen kennen. Prof. Dr.rer.nat. Hartmut Prautzsch ist Ehrenvorsitzender. Wird dem DBG ein Kompromiss gelingen, wie ihn Prof. Peronne in Frankreich erreichte? Siehe Seite →. Er handelte die sogenannte HAS-Leitlinie aus, die Ärzten ein bisschen mehr Spielraum für chronische Borreliosepatienten öffnet. Parallel dazu könnten auch die Entscheidungen der WHO mithelfen, dass Borreliosepatienten schneller und sicherer erkannt und behandelt werden.
Wir möchten Ihr Augenmerk auch auf die Beiträge in der Rubrik Arzt und Patient lenken, weil das die Region ist, in der Ärzte und Patienten den größten Bedarf spüren, auch da, wo es um Empathie und Gesprächskultur geht.
Wir versprechen Ihnen mit diesem Buch neue spannende und vor allem erhellende und weiterführende Berichte und Reportagen, nicht ohne kritischen Blick auf unser Gesundheitswesen. Das muss sein.
Diagnostik
Laborreform soll Geld sparen
Am 1. April 2018 trat auf Intention der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) eine Laborreform in Kraft, die die überproportionalen Steigerungen an Laborkosten der letzten Jahre in den Griff bekommen soll. Die neuen Regeln sind für Patienten nicht überschaubar. Ziel soll jedenfalls sein, dass Laborärzte künftig weniger erhalten und Hausärzte belohnt werden, wenn sie im Rahmen des sogenannten „Wirtschaftlichkeitsbonus` bei den Laborkosten „Augenmaß
walten lassen. Was das letztlich für den Patienten, vor allem für vermeintliche Borreliose-Patienten zur Folge hat, werden wir voraussichtlich im Laufe der kommenden zwölf Monate zu hören bekommen. Wir ahnen nichts Gutes.
Die congenitale Lyme-Borreliose
Dass Mütter Borrelien während der Schwangerschaft auf ihre Babys übertragen, ist ein seit Jahrzehnten gehegter Verdacht. 1988 veröffentlichte ein kanadisches Bulletin, dass darüber zumindest diskutiert werde. Es gab erste Studien in den USA mit Tieren (Mäusen Kojoten, Rindern, Pferden); doch darin ging es nur darum, ob das infizierte Muttertier eine Totgeburt erlitt. 1989 wurden 1416 Mütter im Kanton Zürich in eine Studie eingebunden; es interessierte aber nur, ob die Neugeborenen untergewichtig waren. 1993 beruhigte eine Studie im Bundesstaat New York die Mütter, dass ein Zeckenstich während der Schwangerschaft nicht unbedingt zu einer Früh- oder Totgeburt führen würde. Ähnliche Studien gab es in mehreren Ländern. Niemand untersuchte die Kinder, wie sie sich entwickelten und ob sie im Laufe ihres Lebens die Symptome einer Lyme-Borreliose ausbildeten, ohne von einer Zecke gestochen zu werden.
1983 berichteten Shirs et al über einen ersten Fall einer möglichen diaplazentaren Übertragung von B. burgdorferi. Trotzdem wurden keine serologischen Tests, weder bei der Mutter noch bei dem Kind, durchgeführt. Auch weitere Studien fragten nur danach, ob eine infizierte Mutter eine Frühgeburt oder eine Totgeburt erfuhr. 2001 stand