Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Sinnvoll pflegen: Häusliche Pflege für Angehörige und Pflegeberufe
Sinnvoll pflegen: Häusliche Pflege für Angehörige und Pflegeberufe
Sinnvoll pflegen: Häusliche Pflege für Angehörige und Pflegeberufe
eBook238 Seiten2 Stunden

Sinnvoll pflegen: Häusliche Pflege für Angehörige und Pflegeberufe

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein hilfreicher Ratgeber ...
in dem die Situationen geschildert werden, die zu Hause im Pflege-Alltag vorkommen. Das Buch erleichtert mit praktischen Tipps und wertvollen Hilfestellungen die häusliche Pflege.
Im Falle einer möglicherweise bevorstehenden Pflege-Situation liefern die Informationen in diesem Ratgeber wichtige Entscheidungshilfen – auch unter emotionalen Gesichtspunkten.

Fundierte Informationen ...
mit den aktuellen Erkenntnissen in der Pflege und Medizin – verständlich aufbereitet und einfühlsam geschrieben.
Dabei kommen auch Antworten auf die bestmögliche Ausstattung der vorhandenen Räumlichkeiten oder Hinweise für den Umgang mit dem Hausarzt „auf Augenhöhe“ nicht zu kurz.
Und häufig zaubern die liebevollen Formulierungen beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht.

Wertschätzung und Anerkennung ...
wollen wir den Angehörigen und Pflegekräften bei ihrer großen Aufgabe entgegenbringen und gleichzeitig Mut machen, Quellen der Regeneration zu finden und sich zu erschließen.
Denn damit auch weiterhin die anspruchsvollen Aufgaben erfüllt werden können und Ängste, Sorgen und Erschöpfung nicht überhand nehmen, benötigen Herz und Seele ebenfalls Nahrung und Erholung.

Davon wird auch der betreute Mensch in hohem Maße profitieren.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Dez. 2018
ISBN9783748176008
Sinnvoll pflegen: Häusliche Pflege für Angehörige und Pflegeberufe
Autor

Harald Peglau

Beide Autoren sind examinierte Pflegekräfte (Krankenschwester/Pfleger) mit mehr als 30 Jahren Berufserfahrung in wechselnden Einsatzgebieten. Das Spektrum reicht von der Chirurgie über Intensivpflege, von Schwerkranken- und Sterbepflege bis hin zur häuslichen Pflege. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt seit 2005 in der Palliativpflege in einem stationären Hospiz. Seit 2013 sind die Autoren als Dozenten selbstständig und bundesweit für Bildungsträger, stationäre Einrichtungen und Altenpflegeschulen in Fort- und Weiterbildungen und mit eigenen Seminaren im Einsatz. Neben der Lehrtätigkeit sind sie noch als freiberufliche Fachkräfte für Palliative Care auf Station tätig - auch um die Praxisnähe zu erhalten. Jahrzehntelange Berufserfahrung, Gespräche und Erlebnisse aus der Häuslichen Pflege und Erfahrungen aus den Seminaren führten zu der Veröffentlichung dieses ersten Buches einer Buchreihe über die Häusliche Pflege für Angehörige. "Aus eigener Erfahrung wissen wir, der Mensch der zu Hause pflegt ist als Person im Mittelpunkt und diesem fühlen wir uns verpflichtet. Wir glauben daran, dass die Zukunft der häuslichen Pflege mit der Persönlichkeit und dem eigenen Verständnis des Pflegenden, seinem Wissen und seiner Rolle im Pflegeprozess positiv und erfolgreich ­gestaltet ­werden kann - zum Wohle aller an der Pflege Beteiligten."

Ähnlich wie Sinnvoll pflegen

Ähnliche E-Books

Medizin für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Sinnvoll pflegen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Sinnvoll pflegen - Harald Peglau

    Peglau

    Kapitel 1

    Grundsätzliche Gedanken

    „Es hat sich einfach so entwickelt; die Situation hat uns überrascht. Im Nachhinein hätten wir doch einiges anders gemacht."

    Diesen oder einen ähnlichen Satz hören wir immer wieder, wenn wir zur Beratung in einen Pflegehaushalt gehen und uns in gemütlicher Runde beim Kaffee mit allen Beteiligten zusammensetzen.

    Eine bestehende, nicht optimale Situation zu verändern ist meist schwer, weil die Personen sich an ihre „Rollen" gewöhnt haben. Gewohnheiten haben ein großes Trägheitsmoment.

    Es lohnt sich, bei einer Situation, in der sich eine Pflege abzeichnet, mal einen Schritt zurückzugehen, um einen ersten Überblick zu bekommen.

    Wenn ich vorher eine neue Situation mit meiner Familie oder Freunden besprechen kann, dann reagiere ich nicht nur auf die Ereignisse, die mich zu überrollen drohen, sondern ich gestalte aktiv von Anfang an die neue Situation! Hier einige Gedanken dazu …

    Es ist von entscheidender Bedeutung, sich im Vorfeld einer häuslichen Pflege die Frage nach dem „Was erwartet uns? zu stellen. Das „Uns betrifft alle beteiligten Personen, den zu Pflegenden, den Ausführenden und sein Umfeld.

    Es gibt nicht die häusliche Pflege – es gibt nur grundsätzliche Ausrichtungen in der Pflege. So verschieden die zu Pflegenden sind, so verschieden ist der Anspruch an die Ausführenden in der Pflege. Die Zielsetzung einer Pflege macht den Unterschied.

    Die möglichen Ausrichtungen in der Pflege sind:

    Vorübergehende, zeitlich begrenzte Pflege, zum Beispiel bei Unfall, Operation oder Krankheit mit anschließender Heilung oder als Übergangslösung vor einer stationären Betreuung.

    Pflege in einem normalen Ablauf, altersgerecht und mit Abnahme von Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum, ausgerichtet auf das Ziel, möglichst lange in der Häuslichkeit zu verbleiben.

    Pflege bei demenzieller Erkrankung mit nicht aufzuhaltender gravierender Veränderung der Person im körperlichen und geistigen Bereich bis hin zu völliger Verwirrtheit und körperlichem Verfall.

    Pflege bei Behinderung, kontinuierliche und über einen langen Zeitraum bestehende Betreuung eines Menschen, der auf Hilfe angewiesen ist.

    Pflege bei Schwerstkranken und Sterbenden mit massiven Problematiken und gravierenden Verlusten im körperlichen, psychischen und spirituellen Bereich bis hin zum Tod.

    Mischformen aller Ausrichtungen sind natürlich immer möglich, so kann ein demenziell Erkrankter gleichzeitig an Diabetes leiden. Eine Erkrankung, die im Normalfall ausheilt, kann sich in einen chronischen Verlauf verändern und aus einer Kurzzeitpflege eine lebenslange Betreuung machen.

    Wie Oma schon sagte: „Du kannst Läuse und Flöhe haben." Es ist sogar wahrscheinlich, dass es im Laufe einer Betreuung zu weiteren Problemen bzw. Erkrankungen kommt, als Folge von Immobilität, also mangelnder Bewegung, oder als Spätschaden einer chronischen Erkrankung oder einfach des Alters.

    Eine Pflege kann sich am Anfang dieses Prozesses auf Aufgaben beschränken, die leicht zu handeln sind: Unterstützung bei Aufgaben des täglichen Lebens, zum Beispiel einkaufen, Wäsche waschen, zum Arzt fahren oder einfach mehr Zeit miteinander verbringen und den Haushalt in Schuss halten, hier mal ein Brot richten oder auf die Einnahme von Medikamenten achten.

    Wenn die Kräfte der Pflegeperson im körperlichen oder im geistigen Bereich nachlassen, wird sehr viel mehr an Übernahme vonnöten sein. Eine Begleitung zum Toilettengang, Hilfe beim Duschen oder das Anreichen von Nahrung und Getränk werden notwendig.

    Bei diesen Verrichtungen kommt schon die eigene Beziehungsrolle mit ihren Gefühlen zum Tragen.

    Es ist etwas gänzlich anderes, den Vater nur zur Toilette zu

    begleiten – oder ihm den Hintern abzuwischen.

    Plötzlich kann ein Gefühl der Scham und der Unsicherheit dabei sein – und das auf beiden Seiten!

    Es ist in den wenigsten Familien und Generationen der Normalfall, Eltern oder andere Familienmitglieder nackt zu sehen und bei intimsten Verrichtungen anwesend zu sein.

    Wenn Sie als eine externe Pflegeperson von einem ambulanten Pflegedienst diese Unterstützung anbieten, ist es schon schwer genug; bei einer Tochter oder einem Enkel kann es sehr belastend sein und ein Hindernis auf dem Weg in eine gute Pflege darstellen.

    Um Bedenken oder Gefühle zu klären, ist es von Anfang an wichtig,

    darüber zu reden, denn nur was angesprochen wird, kann auch

    bearbeitet und geklärt werden.

    Kapitel 2

    Das „Warum" –

    Aus welchem Beweggrund will ich pflegen?

    Der Segen und das Schöne in einer Situation, wenn im häuslichen Umfeld gepflegt wird, entfaltet sich, wenn die Menschen sich selbst ausdrücken können und den Mut haben zu sagen, was sie können und brauchen …

    Die Pflege zu Hause soll ALLEN gut bekommen, und jeder der an der Pflege Beteiligten hat seinen Anteil daran, dass es ihm selbst gut geht. Kennen Sie den Satz: „Gut gemeint ist nicht immer gut getan"? Sorgen Sie für sich! Ob Sie nun unterstützen oder gepflegt werden, kein Mensch kann Gedanken lesen, auch wenn wir uns häufig so verhalten …

    Warum ist die Frage nach dem Beweggrund am Anfang einer häuslichen Pflege so wichtig für alle Beteiligten?

    Oft ist es doch so – es passiert.

    Der Lebenspartner oder Elternteil wird alt oder ist erkrankt, er kann nicht mehr für sich selbst sorgen, dann rutscht man einfach in die Pflege. Punkt!

    Wie ein ehemaliger Patient jedes Mal bemerkte, wenn er etwas nicht mehr allein bewältigen konnte: „… dann is’ dat man so."

    Für eine Vielzahl von Pflegenden ist das auch wirklich so. Es passiert, es wird einfach erwartet und der Gedanke an ein Pflegeheim wird rigoros abgelehnt.

    Für viele Familien ist es auch schlichtweg nicht möglich, einen guten Heimplatz zu finanzieren.

    Was geschieht aber, wenn Ihre Vorstellung von häuslicher Pflege auf gegebenen Versprechen, gesellschaftlichen Erwartungen oder Mythen basiert?

    Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, ob die Erwartungen umsetzbar sind.

    Mythos Nummer 1: Zu Hause ist es am schönsten!

    Ja, das ist unbestreitbar!

    In vielen Fällen wird der Pflegeort, die eigene Wohnung oder das Haus, aus diesen Gründen beibehalten. Keine andere Wohnung ist so gemütlich wie die eigene, ist so vertraut und vermittelt so viel Sicherheit.

    In keiner anderen Wohnsituation sind Angehörige oder Lebenspartner immer da. Das soziale Umfeld muss sich nicht zwangsläufig verändern, die Nachbarschaft bleibt bestehen.

    Die eigenen vier Wände sind vertraut, teilweise über Jahrzehnte bewohnt und in die Gefühlswelt fest eingebunden. Sie vermitteln Beständigkeit.

    Die Veränderung, die durch Alter und/oder Pflege eintritt, scheint sich dann nur auf den zu Pflegenden zu beziehen, nicht auf das „Zuhause".

    So wird es von der Mehrzahl der Betroffenen gewünscht, und die eigene Wohnung ist augenscheinlich der beste Ort für die Pflege.

    Oft wird die Häuslichkeit auch aus Kostengründen beibehalten oder schlichtweg mangels einer anderen Unterbringungsmöglichkeit.

    Pflege in Heimen oder Seniorenresidenzen ist ein Kostenfaktor, und nicht überall darf man alle eigenen Möbel oder Gegenstände aus der Häuslichkeit mitbringen, von Haustieren und weiteren Familienmitgliedern ganz abgesehen. Es ist eben nicht wie „zu Hause"!

    Aber was passiert mit der vertrauten Umgebung, mit den Möbeln, der Belegung der Zimmer oder wenn bauliche Veränderungen nötig werden?

    Ein Mensch, der gepflegt werden muss, braucht Sicherheit und

    Vertrauen in sein Umfeld. Ohne diese beiden Grundvoraussetzungen

    kann Pflege und Betreuung nicht gelingen.

    Erfahrungsgemäß verkleinert sich der Radius eines Menschen, wenn sich seine Fähigkeiten reduzieren, vom regelmäßigen Aufenthalt in der Außenwelt hin zum Rollstuhl oder Sessel in der Wohnung bis zur Bettlägerigkeit und völliger Immobilität.

    Wenn der zu Pflegende noch in der Lage ist, das Haus zu verlassen, ist die Anpassung der Wohnung meist noch mit wenig Veränderung möglich.

    Wobei wenig ein dehnbarer Begriff ist, der mit Organisation und oft auch Kosten einhergeht.

    Da sollten mögliche Stolperfallen wie Teppiche zur Seite geräumt werden, eine Rampe über die Stufen gelegt werden oder die Garderobe sollte tiefer hängen, damit er leichter an seine Kleidung kommt, eine Sitzerhöhung für die Toilette ist hilfreich, ein Fernsehsessel mit Aufstehhilfe kann angeschafft werden usw., usw.

    Es gibt viele Möglichkeiten, die Mobilität zu unterstützen und zu fördern.

    Wenn aber ein Umbau nötig wird, weil das Bad oder das Schlafzimmer vielleicht nur über eine Treppe erreicht werden kann und ein Treppenlift eingebaut werden muss, die Türen für einen Pflegerollstuhl zu schmal sind, dann wird es schwierig. Es gibt für solche Fälle Spezialisten, die fast jedes Wohnproblem in den Griff bekommen, aber auch das kostet Geld, und staatliche Zuschüsse decken nicht immer alle Kosten ab.

    Von der Einwilligung eines Vermieters bei baulichen Veränderungen mal ganz abgesehen.

    Erfahrungsgemäß sind weniger als 20 % der Wohnungen oder Häuser zur Pflege Angehöriger überhaupt ohne größere Umwandlungen geeignet. Das heißt: Ein Pflegebett hat Platz genug, das Bad und die Toilette können problemlos erreicht werden und bieten ausreichend Raum für zwei Personen und eventuelle Hilfsmittel. Größere Hindernisse müssen nicht überwunden werden und Sicherheit kann gewährleistet werden.

    Falls ein Pflegebett benötigt wird (und das ist in den meisten Fällen der häuslichen Pflege der Fall oder sollte es sein), sieht die Sache schon anders aus. Es gibt zwar Einsätze, die einfach in einen Bettrahmen gestellt werden, quasi ein Bett im Bett, aber wenn es sich um ein klassisches Ehebett handelt, ist der Zugang von der anderen Seite immer noch problematisch.

    Wo soll/kann also ein Pflegebett mit Aufrichter (Bettgalgen) und Seitenbegrenzern (Gitter) stehen?? Selten ist das vorhandene Schlafzimmer groß genug, um neben das Ehebett noch ein Pflegebett zu stellen. Also muss es woandershin – aber wohin?

    Als meist größter Raum im Haus oder der Wohnung bietet sich da das Wohnzimmer an.

    Der Esstisch kommt an die Wand und das Sofa wird zur Seite gerückt, der Perserteppich aus hygienischen Gründen in den Keller verbannt – dann passt es.

    Ist das aber noch der vertraute Raum?

    Ein Wohnraum wird zum Krankenzimmer umfunktioniert und verändert seine Atmosphäre komplett. Aus der Kommode wird eine Ablagefläche für Inkontinenzmaterial wie Vorlagen oder Pants, ein Toilettenstuhl steht am Bett und fremde oder unangenehme Gerüche durch Ausscheidungen oder Wunden verstärken die negative Veränderung zusätzlich.

    Der Raum hat nur noch sehr wenig mit dem vertrauten, gemütlichen Wohnzimmer gemein und kann sich in etwas Bedrohliches verwandeln. Nichts ist so, wie es mal war.

    Was also tun?

    Eine Möglichkeit, das zu vermeiden, besteht darin, den Raum gemeinsam mit dem zu Pflegenden einzurichten, sollte er dazu in der Lage sein.

    Ein wertschätzender Umgang und behutsame Veränderungen, zum Beispiel das IKS-Material in die Kommode zu legen und den Toilettenstuhl mit einem bunten Tuch abzudecken, helfen die Lage zu entschärfen.

    Kreativität und Einfallsreichtum, gepaart mit Praktikabilität sind dann gefragt. Es soll sich ja auch der eventuell noch in der Wohnung lebende Partner wohlfühlen.

    Für Außenstehende wie Freunde oder Besucher (und auch Familienangehörige!) kann eine Umgebung der Pflegeperson, die von starken Gerüchen, Verbandsmitteln und Pflegeprodukten dominiert wird, eine so starke Belastung darstellen, dass sie sich zurückziehen und den Kontakt einstellen.

    Ein gravierender Punkt in der häuslichen Pflege ist also die optische Veränderung der vertrauten Umgebung durch bauliche oder einrichtungstechnische Maßnahmen. Diese Veränderungen betreffen nicht nur den zu Pflegenden, sondern im besonderen Maße auch den Pflegenden! Auch dieser verliert seine vertraute Umgebung und findet sie verändert vor.

    Wenn Sie es schaffen, Sicherheit und Geborgenheit zu bewahren,

    das „ZUHAUSEGEFÜHL" zu erhalten, sind Sie der erfolgreichen

    häuslichen Pflege ein großes Stück nähergekommen.

    Mythos Nummer 2: „Was du mir Gutes in der Kindheit gegeben hast, das gebe ich dir nun zurück."

    Eine starke Motivation in der Pflege ist der Vergleich mit der eigenen Kindheit. Die Tochter, der Sohn oder die Enkel betreuen einen oder beide Elternteile oder die Großeltern und stellen die eigene Versorgung als Kind als Vergleich dagegen.

    „Als ich klein und hilflos war, haben meine Eltern mich versorgt und gepflegt. Unter ihrer Obhut ging es mir gut und ich konnte mich zu dem Menschen entwickeln, der ich jetzt bin. Da ist es nur recht und billig, wenn ich ihnen in dieser Situation alle meine Liebe und Fürsorge zurückgebe."

    Dieser emotional geprägte Ansatz ist eine kraftvolle Triebfeder, um die Pflege der Eltern oder Großeltern zu übernehmen. „Du hast es für mich getan – jetzt tue ich es für dich." Damit scheint die emotionale Waagschale vom Geben und Nehmen ausgeglichen. Scheinbar.

    Ist sie aber nicht.

    Im Falle dieser Generationenpflege lassen Sie uns einen Blick auf die Waagschale werfen:

    Die Pflege eines Kindes vom Neugeborenen bis zum selbstständigen Jugendlichen lässt sich mit einem Wort definieren: >Entwicklung<.

    Eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Fähigkeiten bis hin zur Selbstständigkeit und der Fähigkeit, sich in allen Bereichen des Lebens autonom zu verhalten. Dieser Prozess ist in seiner Ausrichtung grundsätzlich positiv ausgerichtet. Mit einem Wort – es ist eine durchaus erfreuliche Entwicklung, auch wenn manche Jugendliche es im „Hotel Mama" viel schöner finden als in freier Wildbahn …

    Im Falle einer Alterspflege sieht die scheinbar gleiche Sache, nur in

    umgekehrter Reihenfolge, ganz anders aus. Die Definition dieses

    Prozesses heißt dann nicht >Entwicklung<, sondern >Verlust<.

    Die Reihenfolge lässt sich also nicht einfach umkehren, da die Ausrichtung nicht positiv, sondern negativ belegt ist. Verlust und Rückschritt sind in der Wahrnehmung des Betroffenen zwei bedrohliche Tatsachen, seine Autonomie kann nicht mehr aufrechterhalten werden und er wird immer hilfloser und bedürftiger – und das ist belastend für beide Seiten, für den zu Pflegenden und den Pflegenden!

    Alterspflege ist psychisch belastender, da davon auszugehen ist, dass statt positiver Entwicklung ein ständig stärker werdender Verlust in der Pflege stattfindet – und da liegt eben der Unterschied zur kindlichen Entwicklungspflege. Die Waagschale ist nicht immer ausgeglichen.

    Das Kind wird erwachsen – der alte Mensch stirbt. So ist das Leben.

    Die eigenen Eltern oder Großeltern zu pflegen

    ist etwas Wunderbares und Wertvolles,

    seien Sie sich nur der Unterschiede bewusst

    und gleichen Sie sie mit eigener Wertschätzung

    und Freude an der Tätigkeit aus.

    Gehen Sie in die Pflege in dem Bewusstsein, etwas Einzigartiges zu

    leisten – und nicht etwas zurückzugeben!

    Mythos Nummer 3: „… in guten wie in schlechten Tagen"

    „Ich habe versprochen, dich zu Hause zu pflegen,

    und ich muss es halten!"

    Es ist wunderbar, einem Menschen, den Sie lieben oder dem Sie sich verpflichtet fühlen, dieses Versprechen zu geben. Es ist ehrenvoll und zeugt von größter Zuneigung und der Bereitschaft, zu diesem Menschen zu stehen, ihn

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1