Torrox Costa - ein deutscher Zauberstrand
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Über dieses E-Book
Sie sprechen auch über die Gesundheitsversorgung in Spanien, die Angst vor dem Alleinsein und das Sterben in der Fremde. Das warme Klima und die Meeresluft in Südspanien lassen viele kranke Deutsche wieder gesund werden.
Auch Spanier kommen über ihre Erfahrungen mit Deutschen zu Wort, und die deutsch-spanische Autorin schildert ihre Eindrücke von diesem Platz an der Sonne. Es wird deutlich, wie leidenschaftlich gegenseitige Vorurteile zwischen Deutschen und Spaniern immer noch vertreten werden.
Dieses Buch wirft ein Licht auf die Sonnen- und Schattenseiten des Lebens Deutscher in Spanien.
Rosa Jiménez-Claussen
Rosa Maria Jiménez-Claussen, geb. 1970 wuchs in einem deutsch-spanischen Elternhaus auf. Seit 1995 ist sie als Forscherin, Autorin und Trainerin zu Themen der Migration und Interkulturellen Kompetenz tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Bremen und arbeitet als Lehrerin in Niedersachsen. Mit "Torrox Costa - Ein deutscher Zauberstrand" zu deutschen Rentnerinnen und Rentnern an der Costa del Sol veröffentlicht sie ein Sachbuch, das durch die Interviewtexte auch zu einem 'erzählenden Buch' wird. Ihre zuvor veröffentlichten Studien handeln von älteren Spanierinnen in Deutschland und marokkanischen Migrantinnen in spanischen Haushalten.
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Rezensionen für Torrox Costa - ein deutscher Zauberstrand
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Buchvorschau
Torrox Costa - ein deutscher Zauberstrand - Rosa Jiménez-Claussen
Ich habe schon sehr viel Interesse gefaßt für euch hier oben, und wenn man sich interessiert, nicht wahr, dann kommt das Verstehen von selber ...
(Hans Castorp in „Der Zauberberg", Thomas Mann)
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Buch
Gerda Knull (63), Hausfrau, Rentnerin:„Die Leute stehen hier immer auf dem Balkon und lachen."
Reinhard Knull (66), Radarlotse, Rentner:„Die Schmerzen sind hier einfach viel weniger."
Hans Bauer (83), Geschäftsmann, Rentner:„Ich habe noch keine Stunde, die ich hier lebe, bereut."
Christa Tholen (74), Hausfrau, Rentnerin:„Hier gehen die Schmerzen weg."
Kurt Steinbach (66), Bistrobesitzer, Geschäftsmann:„Ich würde nicht noch mal ganz aus Deutschland weggehen."
Francisco, Rafael, José, Taxifahrer:„Die Deutschen betrügen und nehmen uns die Arbeit weg."
Ingrid Adler (74), Lehrerin, Rentnerin:„Meine Kontakte hier sind schon ein Grund für mich zu kommen."
Katherina Kurt (67), Sachbearbeiterin, Rentnerin:„Man ist hier nie fremd."
Martin Otto (65), Betriebsleiter, Rentner:„Die Spanier produzieren Müll."
Heinz Jürgen Klische (63), Autowerkstattinhaber, Rentner:„Und das sind so Sachen, wo ich mir als Norddeutscher schwer mit tue."
Mari, Rosi, Loli, Putzfrauen:„Es gibt saubere und schmutzige Deutsche."
Margit Engel (64), Sekretärin, Rentnerin:„Wir zahlen hier auch unsere Steuern."
Arend Müller (62), Polizeibeamter, Rentner:„Wir sind hier nicht in Afrika, wir sind hier immer noch in Europa!"
Hartmut Johns (62), Elektroingenieur, Frührentner:„Das ist auch notwendig, dass man mit den Landsleuten hier die Kontakte sucht."
Manuel Höpken (67), Außenhandelsvertreter, Rentner:„In Torrox Costa findet das vereinte Europa statt."
Ana, Montse, Loli, Ana Maria, Saisonarbeiterinnen im Tourismus:„Die Deutschen sind ganz anders als wir."
Gerda Mettjes (57), Ladenbesitzerin, Rentnerin:„Wir sind keine Deutschen. Wir sind Ostfriesen."
Erwin Mettjes (62), Betriebsinhaber, Rentner:„Die Mentalität von den Spaniern, die übernimmt man hier sehr schnell."
Robert Schulz, (78), Mitarbeiter bei Grundig, Rentner:„Durch meine Fußballerfahrung bin ich Torrox ganz verbunden."
Susana Chicano Vega, Apothekenbesitzerin:„Die Deutschen sind den ganzen Tag an der Sonne."
Horst Wewer (62), Verwaltungsleiter, Frührentner:„Wie Spanier Tiere halten, das ist die reinste Katastrophe."
Juliane Deutsch (18), Tierarzthelferin:„Die Hunde sind alles für die Deutschen."
Diego González Torres, Restaurantbesitzer, Rentner:„Die Deutschen gehen ja sogar noch mit ihren Hunden ins Bett."
Markus Gerdts (59), technischer Angestellter:„Ich trink nicht, und ich rauch nicht."
Hans Hermann (72), Geschäftsinhaber, Rentner:„Dabei hatte ich immer einen ganz anderen Traum."
Nicole Sanders (30), Versicherungsangestellte:„Die Spanier sind Ausländern gegenüber sehr offen."
Antonio Manuel Atencía Dominguez (15), Schüler:„Deutschland ist jetzt in einer ökonomischen Krise oder so etwas."
Luke Lee Boland (16), Schüler:„Die Deutschen in der Schule reden kein Spanisch."
Albina Boss (73), Sporthallen-Besitzerin:„Es wurde alles viel schöner und auch unwahrscheinlich sauber hier."
Heinz Boss (75), Betriebsleiter, Landesbehinderten-Beauftragter, Rentner:„Hier habe ich das Meer und die Weite und alles in Sichtweite."
Margot Werhold (70) Sekretärin, Rentnerin:„Das Hinterland ist hier nach wie vor am schönsten."
Helmut Werhold (75), Baufirmenbesitzer, Rentner:„Wenn einer mal länger krank ist, dann sind wir in Hamburg."
Dieter Schröder (67), Supermarkt-Besitzer, Frührentner:„Ich habe Lungenkrebs gehabt, und da habe ich angefangen zu denken."
Karin Rossi (62), Kellnerin, Hausfrau, Rentnerin:„Im Krankenhaus in Spanien ist einfach alles anders als bei uns in Deutschland."
Eleonore Schmitt (73), Hausfrau, Rentnerin:„Er ist immer noch da, ich kann mich nur nicht mehr mit ihm unterhalten."
José Escobar Godoy, Friedhofswärter:„Die meisten Deutschen lassen sich verbrennen."
Raymond Peschel (46), leitender Mitarbeiter einer Fluggesellschaft:„Es ist schon eine sehr exponierte Location hier."
Von vertrauten Ländern und Menschen – persönliche Anmerkungen der Autorin
Ein Platz an der Sonne: zu den Interviews
Mit Leib und Seele: Krankheit und Tod in der Fremde
Kartoffelfresser und Hundequäler: das interkulturelle Zusammenleben
Gefährliche Parallelgesellschaft oder friedliche Gemeinschaft?
Wörterverzeichnis
Zu diesem Buch
In diesem Buch erzählen ältere Deutsche, die an der Costa del Sol überwintern oder ganz dort leben, von ihren Erfahrungen. Sie alle leben in der deutschen Kolonie Torrox Costa bei Málaga. Dieser Ort wurde als deutsche Siedlung in den 1970er Jahren von der Bremer Baufirma Hoffmann als Hochhaussiedlung gebaut und gilt heute als der Ort, an dem auf dem spanischen Festland die meisten Deutschen leben. Die deutschen Rentner berichten in Interviews über ihren Alltag, ihre Wünsche, Sehnsüchte und Enttäuschungen in der vertrauten deutschen Fremde. Auch einige Spanier kommen über ihre Erfahrungen mit Deutschen zu Wort.
Die Menschen in Torrox Costa pflegen unter sich zu sagen: „Wer zweimal nach Torrox kommt, der kehrt immer wieder hierher zurück." Dies mag daran liegen, dass der Ort Torrox Costa die Menschen verzaubert und gleichzeitig schockiert.
Man könnte es auch so formulieren: „Wer sich durch einen ersten Besuch in Torrox Costa nicht abschrecken lässt, bei dem überwiegt die Verzauberung."
Das Meer, die Berge, das Klima und die Eigenheiten der deutschen Bewohnerinnen und Bewohner wirken faszinierend. Hochhäuser, deutsche Restaurants und Kneipen säumen den Weg der zwei Kilometer langen Seepromenade, die am Meer entlang zu einem Leuchtturm und am anderen Ende zu einem Hotel führt. Die Landessprache hier ist Deutsch. Die meisten Residenten sind offiziell nicht gemeldet, doch besitzen allein rund 6500 Deutsche in Torrox Costa eine Immobilie. Etwa vier Kilometer entfernt liegt oben am Berg das spanische Dorf Torrox. Die Bewohner dieses ursprünglichen Fischerdorfes bedienen und putzen heute für die Deutschen oder bauen Häuser für den weiteren Bauboom dieser Region.
Wer auch nur kurze Zeit in Torrox Costa weilt, wird mit dem Thema Krankheit konfrontiert. Die meisten Menschen kommen als Kranke an diesen Ort, um zu überwintern, da das wärmere Klima ihre Schmerzen lindert. Während die Patienten in „Der Zauberberg von Thomas Mann ihre „Liegekur
auf dem Balkon in der kalten Luft verbringen, liegen die Deutschen zu ihrer Genesung am Strand in der Sonne. Da sich die meisten von ihnen bereits in einem stattlichen Alter befinden, liegen die Tabuthemen „Sterben und „Tod
indirekt stets in der warmen Luft.
Die in diesem Buch dokumentierten dreißig Interviews wurden alle in Torrox Costa und dem Dorf Torrox geführt; hauptsächlich in Privatwohnungen und Gaststätten an der Seepromenade. Zu folgenden Themen wurden die deutschen Rentnerinnen und Rentner von mir befragt: ihre Entscheidung, in Torrox Costa zu überwintern oder zu leben, ihr Freundeskreis und Vereinsleben, ihre Hobbys, ihre spanischen Sprachkenntnisse, ihr Kontakt zu Einheimischen, ihr Beruf in Deutschland und ihre Erfahrungen mit der spanischen Gesundheitsversorgung. Die deutschen Interviewten thematisierten selbst vor allem den Umgang mit kranken Menschen. Sie sprachen auch über den Umgang mit Hunden und mit Müll, da sie sich in diesen Bereichen in ihrer Wahrnehmung von den Spaniern am deutlichsten unterscheiden. Die letzte Frage des Interviews lautete: „Wo möchten Sie einmal sterben?" Alle sprachen von ihrer Vorstellung, wo und wie sie bestattet werden möchten, und so handelt dieses Buch auch von Bestattungsriten, die in Spanien durch Deutsche neu entstanden sind.
Manche Personennamen sind auf Wunsch geändert worden, und nicht alle wollten sich fotografieren lassen. Der gesprochene Text wurde weitgehend belassen und nur zum besseren Verständnis an manchen Stellen verändert. Meine Fragen sind dann abgedruckt, wenn sie zum Verständnis des Textes erforderlich sind.
Ich bedanke mich bei allen Deutschen und Spaniern, die bereit waren, mir als deutsch-spanischer Autorin ein Interview zu geben. Für Anregungen danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Biographie- und Kulturanalyse. Mein Mann hat mich für dieses Buch allumfassend unterstützt und mich teilweise bei meinen Forschungsreisen begleitet.
Bremen, im Februar 2007
Rosa Maria Jiménez-Claussen
Vorwort zur zweiten Auflage
Kurz nach der Veröffentlichung dieses Buches, rief mich eine junge Frau an, die mich darum bat, ihr ein Exemplar zuzusenden. Es war die Schwiegertochter eines alten Mannes, den ich in diesem Buch interviewt hatte. Er war zwischenzeitlich gestorben, und sie wollte mein Buch ihrem Mann schenken, damit er sehen könne, dass sein Vater in Torrox Costa glücklich gewesen sei. Vor drei Monaten wandte sich eine Bremerin an mich, die in meinem Buch das Foto ihres Vaters und das Interview mit ihm entdeckt hatte. Da ihr Vater vor zwei Jahren gestorben war und sie wenig Kontakt mit ihm gehabt hatte, war sie überrascht und erfreut und besucht nun selbst öfter Torrox Costa. Mich berührten diese und andere Familiengeschichten.
Auch wenn sich in den letzten Jahren in Torrox Costa einiges geändert hat, so sind die Wünsche und Lebensumstände der Deutschen an diesem Ort doch weitgehend dieselben geblieben. Sie suchen die Wärme, das Klima und die Geselligkeit. Doch die deutschen Rentnerinnen und Rentner sind älter geworden, und einige sind gestorben. Manche können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nach Torrox Costa kommen, aber werden diesem Ort und den Menschen dort verbunden bleiben. Viele Kinder der deutschen Rentnerinnen und Rentner mussten sich schon entscheiden, ob sie die Wohnungen ihrer Eltern in Spanien übernehmen oder verkaufen möchten. Die meisten von ihnen haben während ihrer Kindheit die Ferien in Torrox Costa verbracht. Diejenigen, die weiterhin nach Torrox Costa kommen, wachsen als eine „neue Generation der Deutschen" heran.
Durch den Generationenwechsel und die wirtschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren, sind die Deutschen an diesem spanischen Küstenort weniger, und die Spanier und Engländer mehr, geworden. In Torrox Costa zeigen sich wie an kaum einem anderen Ort immer schnell die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Europa. Auch wenn Torrox Costa immer noch als ein „deutscher Ort" in Spanien gilt, so ist dieser Ort in den letzten Jahren doch europäischer geworden. Ein interkulturelles Zusammenleben, wie es dieser Ort bietet, ist schön. Ich habe nie geschrieben, dass es einfach ist.
Deutsche und Spanier erzählen in den Interviews in diesem Buch weiterhin lebendig die Geschichte dieses besonderen Ortes.
Bremen, im Oktober 2018
Rosa Maria Jiménez-Claussen
Gerda Knull (63), Hausfrau, Rentnerin:
„Die Leute stehen hier immer auf dem Balkon und lachen."
Reinhard Knull (66), Radarlotse, Rentner:
„Die Schmerzen sind hier einfach viel weniger."
Das Ehepaar Gerda und Reinhard Knull überwintert seit zehn Jahren in Torrox Costa. Die starken Rückenschmerzen von Frau Knull waren für beide der Grund, sich in Andalusien eine Wohnung zu kaufen. Knulls wandern sehr gerne gemeinsam mit Freunden in den Bergen. Das Interview wurde vor einer Kneipe am Ortseingang des Dorfes Torrox geführt.