Albtraum Erziehungsheim. Die Geschichte einer Jugend
Von Krone Dietmar
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Buchvorschau
Albtraum Erziehungsheim. Die Geschichte einer Jugend - Krone Dietmar
Dietmar Krone
Albtraum Erziehungsheim
Die Geschichte einer Jugend
Engelsdorfer Verlag
2011
Bibliografische Information durch
Die Deutsche Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Sämtliche Namen sowie etliche
Ortsnamen wurden geändert!
Copyright (2011) Engelsdorfer Verlag
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
href=http://www.engelsdorferverlag.de
>www.engelsdorferverlag.de
Inhalt
Inhalt
Prolog
Frühe Kindheit und Jugend
Unerwünscht
Das Knusperhaus
Schlechte Ernährung
Gebrauchsobjekt Kind
Der Gerichtsvollzieher
Nach der Schule arbeiten
Der Zusammenbruch
Die Fürsorge wird aufmerksam
Die Werbezettel
Der Milchhof
Die Gärtnerei
Ich will das Geld
Meine Dachbude
Mein Vater
Meine Mutter
Lennep
Das Waldheim
Stilles Verlangen
Vaters Tod
Mutters Bekanntschaften
Rausgeschmissen
Der Kinderschänder
Die Gemeinde
Verprügelt
Mein Helfer und sein Niedergang
Albtraum Schule
Der Sündenbock
Die Fürsorgeschwester
Ein böses Nachspiel
Leere Versprechungen
Schlimmer Besuch
Wieder zu Hause
Gleich zu Herbert
Er schickt mich weg
Selbstmordgedanken
Geflüchtet
Unsere Festnahme
Das Verhör
Das Urteil
Die Abholung
Das Heim
Die Aufnahmegruppe
Geschunden und erniedrigt.
Erzwungene Kinderarbeit
Montage im Akkord
Teuere Briefe
Eine große Gemeinheit
Was soll das sein?
Pfarrer Wichters
Einkäufe im Heim
Stell dich nicht so an
Die schwere Arbeit auf den Feldern
Die Heimküche
Jeder Tag beginnt mit Angst
Abendgedanken
Hackordnung und Intrigen
Fluchtversuche
Tommy
Weihnachten im Heim
Warten auf Besuch
Schwerste Misshandlung
Einlieferung in die Psychiatrie
Martin
Martins Freundschaft
Schlechte Mitteilung
Der Anwalt
Unglaublich
Abschied und Freiheit
Deutliche Spuren der Vergangenheit
Ohne Zeugnisse keine Arbeit
Privater Bereich
Schuld, Erkenntnis und Hoffnung
Warum das alles?
Spätes Wiedersehen
Mein Manuskript
Mit dem Filmteam im Heim
Die Erinnerung kehrt zurück
Ulrike
Im Erziehungsheim
Bei Großmutter ca. 1956
Prolog
Mein Buch soll eine Ermahnung an alle zukünftigen Eltern, Erzieher und Pädagogen sein. Sie sollen nicht die Fehler begehen, die in der Vergangenheit einst ihre Vorgänger gemacht haben.
Ich möchte von den Erlebnissen aus meiner geraubten Jugendzeit berichten. Ich möchte davon berichten, als ich als dreizehnjähriges Kind ohne ersichtliche Gründe, in eine geschlossene Erziehungsanstalt gesteckt wurde, und dort in der tiefsten Hölle landete.
Ich will über die schlimmen Verbrechen gegen die Menschlichkeit berichten.
Ich will berichten, wie ich und viele andere Kinder dort misshandelt und gedemütigt wurden.
Ich will darüber berichten, wie wir geprügelt und tagelang bei völliger Dunkelheit, bei Wasser und trockenem Brot, eingesperrt wurden.
Ich will auch Zeugnis darüber ablegen, welche Folgen der Heimaufenthalt, für das spätere Leben hat.
Statt den Schutzbefohlenen Kindern ein würdiges Heim und Geborgenheit zu geben, wurden viele Kinder oft Opfer schwerster Misshandlungen an Leib und Seele.
Statt den Kindern einen sicheren Weg zu bahnen, sie auf das Leben vorzubereiten, wurden sie zumeist als billige Arbeitskräfte für das Wohl der Heimbetreiber ausgenutzt. Der Lohn für die erpresste und erzwungene Kinderarbeit, war oftmals die Peitsche, oder andere, unmenschliche Züchtigungsmethoden. Hier wurde das Kind als Gebrauchsgegenstand benutzt, als billigstes Arbeitstier.
Eine vorschnelle Unterschrift in Behörden und Ämtern, haben unschuldigen Kindern die schönste Zeit, ihre Jugendzeit, geraubt. Ohne gewissenhafte Überprüfung, wurden in den Ämtern oft Denunzianten, moralpredigenden Fürsorgeschwestern und anderen Intriganten mehr Glauben geschenkt, als einem unschuldigen Kind.
Der zarte Faden Jugendzeit wurde abgeschnitten, und an das eiserne Band von Willkür und lebendigem Begraben sein, angeknüpft.
Hohe Mauern, Stacheldraht, verschlossene Türen und Tore. Ausgeliefert an lieblose und brutale Erzieher, die oft keine pädagogische Ausbildung hatten, und nicht das geringste Verständnis für Kinder besaßen. Sie zerstörten die jungen Geschöpfe bis auf den Grund ihrer Seele.
Wer in einer solchen Fürsorgehölle für Jahre eingesperrt war, ist für sein weiteres Leben schwer gezeichnet und traumatisiert.
Ich möchte mit meinem Buch und mit meinen Lesungen dazu beitragen, dass so etwas nie wieder geschieht. Kinder sind unsere zukünftige Gesellschaft, daher müssen wir sorgfältig mit ihnen umgehen.
Dietmar Krone
Frühe Kindheit und Jugend
Es war im Jahr 1954, als ich einen Monat zu früh das Licht der Welt in Remscheid Lennep erblickte. Als meine Mutter heftige Wehen bekam, wurde sie von einer Nachbarin in das kleine Krankenhaus der Stadt gebracht. Es gab damals keine Taxen in diesem kleinen Ort, und es fuhren auch keine Autobusse.
Mein Vater konnte meiner Mutter nicht helfen, da er wieder einmal volltrunken war. Ein paar Stunden später, brachte mich meine Mutter zur Welt. Es war der 10. Mai 1954, um 5.35.
Mein Vater kam am nächsten Morgen – wieder völlig betrunken – ins Krankenhaus, was meine Mutter sehr verletzt hat. Er wollte mich sehen, aber das wurde ihm verweigert. Ich lag im Brutkasten, und die Ärzte wussten noch nicht, ob sie mein kleines Leben erhalten konnten. Es war damals noch sehr schwer, einem Achtmonatskind das Leben zu erhalten.
Mein Vater wollte meinen Namen bestimmen. Er wollte, dass ich Thorsten genannt werde. Meine Mutter wollte mich aber Dietmar nennen. Der Streit war so laut, dass eine Krankenschwester meinen Vater aufforderte, das Krankenzimmer sofort zu verlassen. Sie schimpfte mit ihm. Er sollte sich schämen, in einem solchen Zustand hier anzukommen. Mein Vater suchte dann seine Stammkneipe auf und feierte meine Geburt. Nach einer Woche wurde meine Mutter aus dem Krankenhaus entlassen. Ich musste weiter im Brutkasten heranwachsen.
Unerwünscht
Über meine Geburt war weder meine Mutter, noch mein Vater begeistert. Ich war eben passiert, ein peinlicher Unfall. Für Verhütungsmittel war anscheinend kein Geld da, wohl aber für Alkohol. Meine Mutter erzählte mir oft mit einem hasserfülltem Gesicht, dass sie mehrfach versuchte, mich abzutreiben.
In der Altstadt wohnte eine Engelmacherin, die mit einer Saugglocke, Stricknadeln oder Seifenlauge versuchte, mein kleines Leben auszulöschen. Die Ehe meiner Eltern war schon seit langer Zeit gescheitert, und nun auch noch ein Kind.
Meine Mutter wurde auch oft von meinem Vater geschlagen, wenn er mal wieder völlig betrunken war. Meine Mutter flüchtete dann mit mir zu ihrer Mutter, die in der Altstadt wohnte.
Oft blieb ich als Kleinkind mehrere Wochen bei meiner Großmutter. Meine Mutter kam nur ab und zu vorbei, damit sie mich stillen konnte. Das hat zu Entwicklungsstörungen geführt. Als ich ungefähr elf Monate alt war, bekam ich eine doppelseitige Lungenentzündung, und musste wieder ins Krankenhaus. Es war wieder eine lebensbedrohliche Situation, zumal ich durch die Benutzung einer unsterilen Spritze auch noch zusätzlich eine Bauchhöhlenvereiterung bekam. Nur durch eine sofortige Notoperation konnte ich gerettet werden. Eine Nachbarin erzählte mir viele Jahre später, dass das Fenster im Schlafzimmer oft weit offen stand und ich den ganzen Tag geschrien habe. Es war eiskalter Winter, und die Nachbarin hat meine Mutter mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass sie das Fenster schließen soll, denn ich könnte eine Lungenentzündung bekommen. Vermutlich war das Absicht und die beste und unauffälligste Art, sich meiner zu entledigen. Die Kindersterblichkeit in den frühen fünfziger Jahren war ohnehin noch sehr hoch, und es wäre auch nicht weiter aufgefallen.
Da mein Vater regelmäßig seinen Wochenlohn in einer Kneipe ließ, musste meine Mutter in verschiedenen Haushalten putzen gehen. Mein Vater ging während dessen in die Kneipe. Da man mich zu Hause noch nicht alleine lassen konnte, nahm er mich mit in seine Stammkneipe. Es ist mehrfach vorgekommen, dass mein Vater mich dann einfach im Suff – vergessen – hatte. Fremde Leute haben mich dann nach Hause gebracht.
Das Knusperhaus
Ich erinnere mich noch an ein älteres Ehepaar, die wohnten in der Kölner Strasse. Die waren immer sehr lieb zu mir, und ich bekam öfters etwas Leckeres zugesteckt, manchmal auch ein paar Groschen. Ich war ungefähr 4 oder 5 Jahre alt.
Von diesen freundlichen Menschen bekam ich zu Weihnachten ein schönes Knusperhaus geschenkt. Das war eine unsägliche Freude für mich, denn es war nie Geld da, für mich ein Spielzeug zu kaufen oder mir eine Freude zu machen.
Die Figuren des Knusperhäuschens waren aus Marzipan und das ganze Häuschen mit vielen Leckereien beklebt. Der Zaun war aus Zuckerguss und das Dach mit Schokolinsen beklebt. Vor dem Knusperhaus stand ein kleines Reh aus Marzipan, das fand ich ganz besonders schön. Als ich von einem längerem Aufenthalt bei meiner Großmutter zurückkam, waren sämtliche Figuren verschwunden Es waren nur noch Bruchstücke des Häuschens übrig. Mein Vater hatte alles aufgegessen. Das hat mir einen sehr großen Schmerz zugefügt, und ich habe bitterlich geweint. Mein Vater, der wieder betrunken war, wurde darauf hin aggressiv und versetzte mir eine Ohrfeige. Der Rest vom Knusperhaus flog gegen die Wand. Aus der Traum.
Dieses Erlebnis, werde ich nie vergessen. Als ich in Berlin war, habe ich mir zur Weihnachtszeit öfters ein schönes Knusperhaus gekauft. Daran habe ich sehr viel Freunde gehabt, und das hat mir keiner zerstört.
Oben in der Kölner Strasse gab es ein kleines Lebensmittelgeschäft. Damals äußerte man seine Wünsche noch vor der Ladentheke und die