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Keine Zeugen: Der zweite Mallorca-Krimi
Keine Zeugen: Der zweite Mallorca-Krimi
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eBook417 Seiten5 Stunden

Keine Zeugen: Der zweite Mallorca-Krimi

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Über dieses E-Book

"Ich hatte tatsächlich gehofft, derartige Fälle vorerst nicht wieder untersuchen zu müssen."
"Und doch landen solche früher oder später weder bei uns auf dem Tisch. Die Kundschaft dafür geht einfach nicht aus. - Die Nachfrage wird immer perfider, und die Angebotsseite passt sich an."
"Vielleicht ist es auch umgekehrt", seufzte Inés.
"Könnte sein, es geht ja dabei um viel Geld."
"Mein Gott, die armen Mädchen."

"Andreas Heßelmann entspinnt geschickt eine Geschichte auf Mallorca, in der es nicht allein um das Katz-und-Maus-Spiel einer Mördersuche geht."
(Peter Bausch, Journalist, Aix-en-Provence)
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum19. Jan. 2018
ISBN9783740756963
Keine Zeugen: Der zweite Mallorca-Krimi
Autor

Andreas Heßelmann

1958 Duisburg, Niederrhein. Seit 1980 Buchhändler in der Nähe von Stuttgart. Nun im Ruhestand. Seit 1991 schreibe ich Bücher. Was zunächst ein abendlicher Ausgleich für den Alltag war, wurde in wenigen Jahren zu einer Leidenschaft. Das Gefühl mit den eigenen Gedanken und Worten Menschen und Situationen zu erschaffen, ist im Moment des Schreibens unübertroffen. Dann aus diesen Büchern vorzulesen und die Zuhörer fesseln zu können erst recht. Kaum drei Jahre alt, die ersten Märchenplatten, dann Jim Knopf, die ersten (Kinder)-Krimis von Enid Blyton und später die von Jean-Bernard Pouy. Eine von Anfang an spannende und überaus fesselnde Welt, in der ich versank und die ich als Kind mit eigenen Figuren ergänzte. Meine Phantasie war angeregt. Das gilt auch heute noch. Ich wurde Buchhändler, schreibe seit 30 Jahren, erwecke Personen und Handlungen zum Leben und mache daraus Bücher, die ich gerne selber lese. Das ist in meinen Augen entscheidend: Man sollte die eigenen Bücher mögen.

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    Buchvorschau

    Keine Zeugen - Andreas Heßelmann

    Qui dorm no pilla peixos

    Wer schläft fängt keine Fische

    (mallorquinisches Sprichwort)

    Inhaltsverzeichnis

    Prolog

    13. August, 11 Uhr 25

    14. August, 10 Uhr 20

    14. August, 14 Uhr 40

    15. August, 9 Uhr 25

    15. August, 11 Uhr 10

    15. August, 14 Uhr 30

    15. August, 16 Uhr 45

    15. August, 17 Uhr 30

    15. August, 18 Uhr 20

    15. August, 19 Uhr 05

    16. August, 00 Uhr 10

    16. August, 9 Uhr 55

    16. August, 10 Uhr 15

    16. August, 11 Uhr 15

    16. August, 14 Uhr 05

    16. August, 16 Uhr 55

    16. August, 17 Uhr 30

    16. August, 19 Uhr 00

    17. August, 9 Uhr 15

    17. August, 10 Uhr 40

    17. August, 13 Uhr 45

    17. August, 18 Uhr 40

    17. August, 19 Uhr 50

    18. August, 9 Uhr 35

    18. August, 11 Uhr 10

    18. August, 13 Uhr 35

    18. August, 21 Uhr 15

    18. August, 22 Uhr 55

    18. August, 23 Uhr 40

    19. August, 7 Uhr 40

    19. August, 9 Uhr 00

    19. August, 10 Uhr 45

    19. August, 11 Uhr 00

    19. August, 12 Uhr 05

    19. August, 17 Uhr 15

    19. August, 18 Uhr 05

    19. August, 19 Uhr 55

    19. August, 20 Uhr 05

    19. August, 20 Uhr 10

    19. August, 20 Uhr 20

    19. August, 22 Uhr 15

    19. August, 23 Uhr 35

    19. August, 23 Uhr 50

    20. August, 0 Uhr 40

    20. August, 8 Uhr 20

    20. August, 9 Uhr 00

    20. August, 9 Uhr 10

    20. August, 9 Uhr 40

    20. August, zur gleichen Zeit

    20. August, 10 Uhr 20

    20. August, 14 Uhr 40

    20. August, 15 Uhr 15

    20. August, 15 Uhr 50

    20. August, 16 Uhr 00

    20. August, 18 Uhr 15

    20. August, 18 Uhr 25

    20. August, 22 Uhr 40

    21. August, 3 Uhr 55

    21. August, 10 Uhr 10

    22. August, 5 Uhr 05

    22. August, 7 Uhr 05

    22. August, 11 Uhr 40

    22. August, 11 Uhr 50

    22. August, 11 Uhr 55

    22. August, 12 Uhr 05

    22. August, 13 Uhr 15

    22. August, 13 Uhr 55

    22. August, 14 Uhr 10

    22. August, zur gleichen Zeit

    22. August, 21 Uhr 50

    23. August, 10 Uhr 10

    23. August, 15 Uhr 20

    24. August, 11 Uhr 00

    24. August, 13 Uhr 15

    25. August, 14 Uhr 35

    25. August, 16 Uhr 40

    25. August, 16 Uhr 55

    25. August, 22 Uhr 35

    26. August, 11 Uhr 20

    26. August, 15 Uhr 45

    26. August, etwa zur selben Zeit

    26. August, 17 Uhr 05

    27. August, 7 Uhr 15

    27. August, 22 Uhr 55

    Prolog

    ¡Maldita sea! Verdammt nochmal! Bei dem Deutschen hat das doch auch geklappt!", schimpfte Inés von vorne. Inspector Miguel Sanchez Olivero schaute auf. Keine zehn Meter lief sie vor ihm. Gar nicht mehr beschwingt. Sondern eher verkrampft und ungelenk. Er sah ihre Rückenpartie. Ihren kurzen Rock. Den Po darunter – leider verborgen – und die nackten Beine. Und ihr Aufstampfen. Ihre Entrüstung. Unverändert impulsiv. Wie die ganzen letzten Monate hindurch. Trotz allem. Trotz ihres inzwischen nahezu selbstverständlichen Verhältnisses oder ihrer Beziehung oder gar Liebschaft oder was auch immer Inés’ Launen an Beschreibung gerade zuließen. Hieß es nicht, gute Beziehungen könnten beruhigen? Gemeinsame Wege gangbar, Ziele erreichbar und Zukunft möglich machen? Gut, dass nicht er der Grund ihrer Aufregung war, sondern diese neumodischen Stöcke, über die sie gerade immer wieder stolperte. Sein für sie im Moment unsichtbares Schmunzeln hätte sie jetzt auf jeden Fall noch mehr aufgeregt. In Rage oder gar auf die Palme gebracht. Amüsiert schüttelte er den Kopf. Seit nun fast einem Jahr waren sie also zusammen. Das war zumindest seine Definition. Nein, sein Gefühl! Seit dem Fall mit den toten Mädchen. Mehr oder weniger. Mit zwei Wohnungen. Mit zwei Autos. Mit einer Menge Herumdrucksen und Ausreden, damit niemand in der Jefatura das mitbekam, was jeder schon längst mitbekommen hatte. Ihr Chef, Comisario Pelleter, hatte sie sogar schon zur Seite genommen: Ich werde Sie trennen müssen. Andere Ressorts. Andere Dienststellen. Keine Ahnung. Himmelherrgott! Sie wissen doch, was man oben darüber denkt?! Nach ein paar Wochen hatte man sich auf diesen Kompromiss mit zwei Adressen geeinigt, der mehr oder weniger gelebt wurde. Heute weniger. Kam selten genug vor. Denn die Jungs waren bei ihrer Mutter, also der Oma, die entgegen aller Vorhaben immer noch in Palma in diesem einstigen, jetzt renovierungsbedürftigen Neubauviertel lebte, das aufgrund der wirtschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre zu einer, nach Miguels Meinung, denn seine Sympathien würden vorerst eingeschränkt bleiben, zu ihr passenden Brutstätte für Klatsch und Tratsch, für Gerüchte, Rechthabereien und gleichzeitiger Ahnungslosigkeit geworden war. Während sie sich nun die Freiheit nahmen, unterwegs zu sein. Die Penyals d’Honor zwischen Bunyola und Orient, die Felsen mit Traumaussicht, waren das erste Ziel.

    Und das zweite, der Abend, noch nicht geplant.

    „Vielleicht hast du sie doch zu lang?", wendete er vorsichtig ein.

    „Der hat mir das aber so gezeigt!, zischte sie und rammte die Stöcke neben ihre Füße in den steinigen Pfad, „Arm rechtwinkelig abknicken, Stockspitze neben den Knöchel, Griff in die Hand. – Das ist die Länge des Stocks. Und dann soll man beim Wandern nahezu schweben. – So eine Scheiße! Verdammt noch mal! Auf dem blöden Asphalt ging’s besser.

    Zwei Schritte weiter war sie zum weiß Gott wievielten Mal über die Spitzen der für Südländer, wie sie, immer noch zu modernen Trekking-Stöcke gestolpert. Grinsend und mit hochgezogenen Brauen verfolgte er wieder ihr verzweifeltes Herumstochern, das ihr der Deutsche in aller Seelenruhe beigebracht hatte, während die Kollegen der CNP einen gewöhnlichen Unfall aufnahmen, den dieser verursacht hatte. Leider waren sie genau in diesem Moment mir ihrem Auto direkt hinter dem Deutschen gewesen, als der plötzlich mit seinem Wagen ins Schlingern kam, das Lenkrad verriss und dann auf der MA-1 in Höhe Santa Maria del Cami in die Leitplanken krachte und sie fast durchbrach. Sonst wäre Sanchez Olivero vielleicht um den Lehrgang herumgekommen; wahrscheinlich aber auch um diesen Ausflug – und diese Ansicht. Bald eine Dreiviertelstunde stolzierte der Typ dann neben seinem schrottreifen Auto in der prallen Sonne mit Inés auf und ab, nachdem er den Inhalt des Kofferraums neben der demolierten Mercedes M-Klasse ausgebreitet hatte, damit er nicht alleine auf den Abschleppwagen warten musste. No, veramente ist totalemente easy. Vamos! Dass er Minuten vorher sicher siebzigtausend Euro zerkleinert hatte, war ihm offensichtlich egal. So wie sein Aussehen, das mit keinem Kleidungsstück seinen womöglichen Besitzstand darstellte. Wie ein Storch mit Tennissocken auf Balzgang sah er dabei aus. Inés hatte zunächst ungläubig und grinsend zugeschaut, doch als sie es nach einer Weile selbst ausprobierte, war sie sichtlich verwundert und walkte am Straßenrand auf und ab.

    ¡Hombre! Damit ist man viel schneller! ¡Mira! Und der ganze Körper ist in Bewegung", und sie wackelte extra mit dem Hintern.

    Noch am selben Nachmittag war bereits das nötige Equipment in der Sportabteilung im Carrefour zusammengestellt. Zweiteilige Teleskop-Stöcke, Wandersandalen, dieser verboten kurze Rock und ein Shirt aus Mikrofaser, dazu ein knallroter Rucksack mit unzähligen Fächern. Damit du mich besser findest, wenn ich dir dann davoneile, meinte sie zur Farbe. Er hingegen lief und schwitzte in seiner ältesten Jeans und einem karierten, viel zu dicken Holzfällerhemd hinterher, als gäbe es später noch irgendeine Drecksarbeit zu machen, bei der man sich versauen könnte. Außerdem ohne Stöcke. Ohne Rucksack. In ausgelatschten Turnschuhen zum geschätzten zehnten Mal an derselben Felswand vorbei. Er suchte den Weg, der nach rechts abgehen sollte. Steil hinauf. Aber was ist steil hinauf? Und das vor ihnen war irgendwie auch kein Weg. Dafür hing an den Spitzen von Inés Stöcken schon der halbe Wald. Wie Jahresringe eines Baumes. Fein säuberlich aufgesammelt. Braune Steineichenblätter, Hülsenreste von Johannisbrotfrüchten und ein Fetzen Plastikfolie. SYP las er in einer Ecke. Der Rest einer Einkaufstüte einer längst pleitegegangenen und aufgekauften Supermarktkette. Der Konsummüll war mittlerweile überall zu finden.

    Wieder schaute er auf. Zu ihr und den wütenden Schritten. Inés Farrigua Bertoli, hatte Pelleter sie ihm vorgestellt, wie soll ich sagen, ihre neue Assistentin. Neunundzwanzig war sie seinerzeit. Saß auf seinem Stuhl als er in sein neues Büro eintrat. Hatte sich vielleicht Hoffnungen auf den Posten gemacht. So einen gab’s in jenen Tagen aber nicht für so junge Dinger. Falsches Alter, falsches Geschlecht. Und schon gar nicht, wenn sie Mütter waren wie sie. Zehn und fast acht waren die zwei Jungs damals. Früh angefangen oder früh nicht aufgepasst, war sein erster Gedanke. Aber gleich vom ersten Tag an hatte er sie und ihr Temperament gemocht. Nur wenig später vermutete er mehr hinter seinen Gefühlen. Viel mehr. Und es wurde noch mehr. Von Tag zu Tag. Ohne dass er etwas sagte.

    Endlich, Jahre darauf, lud er sie öfter zu einem Kaffee oder gar zu einem Nachmittag mit den Jungs ein, weil er sich sicher war. Ja, an manchen Sonntagen gab es sogar einen Ausflug, von dem sie glaubte, dass er den Buben keinen Spaß machen würde. Ab und zu nahm sie auch seine sonstigen Einladungen an. Meist in den Mittagspausen. Auf einen simplen Kaffee. Im September des letzten Jahres gab sie nach und – das war das Wichtigste – hatte es seitdem wohl nicht bereut. Mit einem Handrücken wischte er sich über die Stirn. Ein Tropfen Schweiß rann an seiner Schläfe herunter. Inzwischen wusste er mehr: Er liebte sie. Wirklich. Irrtum ausgeschlossen. Er machte ein paar schnelle Schritte um aufzuholen.

    Der kurze Rock flog erneut ein wenig hoch. Das Höschen, ein Geburtstagsgeschenk von ihm, mehr als Spaß gedacht, blitzte kurz unter ihm auf. Ein Essen zu zweit hätte es auch getan, hatte sie verschmitzt geantwortet, soll ich ja wohl nie lange anhaben, fügte sie noch hinzu, und hielt das Ding hoch. Am Gummi auseinander, als wolle sie gleich hineinhüpfen. Hellblau. Eine Unfarbe. Aber vorne mit dem in knallig leuchtenden Farben aufgedruckten Spruch: El lugar más hermoso del mundo¹. Natürlich waren sie auch essen gegangen. In einem der angesagten Restaurants in Palma. Das Essen war reiner Nepp. Aber das Höschen später ein voller Erfolg. Hatte sie etwa Zweifel an seiner Kondition und es deshalb angezogen? Quasi zur Motivation? Aber dadurch auch wieder ein kurzer freier Blick auf die Schenkel und die Kniekehlen. Seit eineinhalb Stunden lächelten sie ihn an. Diese Kniekehlen. Mit jeweils zwei Grübchen. Bei jedem Schritt. Braungebrannt. Geschätzte 144 Quadratzentimeter. Spontan beschloss er, jetzt Kniekehlenfetischist zu werden. Oder deren Erforscher. Eine Professur wäre das Mindeste. Eigentlich müsste er jeden Millimeter ihres Körpers kennen. Aber das zugestandene Halbdunkel für ihre Liebe ließ nur unvollständig das Finden solcher Details zu. Und wer schaut da schon nach Kniekehlen?

    „Weißt du, dass du unglaublich schöne Kniekehlen hast?", fragte er.

    Halblaut. Eher sich selbst. Die Finger schon ausgestreckt.

    „Und was ist das für ein schöner Knochen?"

    Sie. Laut. Über die Schulter.

    Ein großer Schmetterling tanzte ihm vor der Nase herum. Gelblichweiß. Mit schwarzer Bänderzeichnung. Ihm vollkommen unbekannt. Allenfalls der Hinterflügel hätte von einem ihm bekannten Schwalbenschwanz sein können. Kurz zuvor war der Falter noch damit beschäftigt gewesen, eine Blüte um ihren Nektar zu erleichtern. Mehr oder weniger passend fiel dem Inspector eine Zeile eines Gedichts ein: Quiero hacer contigo lo que la primavera hace con los cerezos². Kurz musste er überlegen, von wem es war. Dann fiel ihm der Name ein, Pablo Neruda. Komisch was einem beim Wandern alles einfällt, dachte er und war überrascht, die Zeilen noch zu kennen. Seine Stimmung nun angeheizt. Auch wenn der duftende Frühling sich in einen feuchtglänzenden Sommer verwandelt hatte, den er ein weiteres Mal von seiner Stirn wischte. So roch es nun verführerisch nach Pinien, wilden Blumen und Kräutern und – Ziegenbock. Eindeutig von rechts. Er rümpfte die Nase. Die Natur hatte sich in Schönheit versucht und einen Dämpfer erhalten. Sanchez Olivero schaute trotzdem nur beiläufig auf den Boden, um sofort wieder auf ihre jetzt in der Sonne golden glänzende Beine zu schielen. Er würde es mit ihr genau hier, genau jetzt machen wollen ...

    „Ach, die legen manchmal tote Ziegen für die Geier aus, damit sie genug zu essen haben", versuchte er abzuwiegeln.

    „Aber welcher Knochen der Ziege ist so groß?"

    Inés kannte seine Gedanken nicht und deutete auf den bleichen, ungefähr in der Mitte zerbrochenen Knochen.

    Sanchez Olivero stand neben ihr. Im Kopf der gerade geschmiedete Plan. Eine Hand frech unter ihren Rock geschoben. Auf den formidablen Po. Auf die zarteste Haut, die er kannte. Sie machte einen tadelnden Laut und wendete sich etwas ab, schubste den Knochen mit der Fußspitze dann in seine Richtung.

    „Und?"

    „Hund. Schwein. Rind."

    „Rinder? – Hier in den Bergen?! – Seguro!"

    Er zuckte mit den Schultern und bückte sich. Hielt das tote Stück in der Hand und maß es. Mehr als eine Handspanne lang, er schätzte gut dreißig Zentimeter und drehte es. Auf der einen Seite rissig und schmutzigweiß, fast grau, auf der anderen voller Erde, braun und mit ein paar Resten von Sehnen oder so. Es hatte lang schon so gelegen. War leicht und nicht mineralisiert, dafür das kugelige Gelenk in seiner Art umso verräterischer. Sie schauten sich beide an. Es war kaum ein Zweifel möglich. Der war weder von einer toten Ziege, noch einem in den Bergen tödlich verunglückten Pferd oder Esel. Auch ein Paläontologe würde keinen geeigneteren Vorschlag für diesen knöchernen Knüppel haben. Denn er war auch kein Bestandteil eines sogenannten, jetzt ausgeschwemmten Bonebeds, einer versteinerten Knochenschicht in der Erde, wie er es mal in einem Buch gelesen hatte. Zudem war die Gegend bislang in keinem wissenschaftlichen Katalog als Fundstelle für fossile Überreste aufgeführt und Mallorca nebenbei dafür viel zu spät aus dem urzeitlichen Thetys-Ozean aufgetaucht. Für das Erkennen solcher Teile eines Skeletts hatten sie auf der Akademie genug Unterrichtsstunden erhalten. Wenn man ihnen also keinen Mist beigebracht hat, war das in seiner Hand ein menschlicher Oberschenkelknochen. Blank, weil vielleicht bis auf den letzten Fetzen abgenagt und zusätzlich von der Sonne ausgelaugt. Synchron schoben sie ihre Brauen in die Stirn.

    „Denkst du das Gleiche wie ich?", wollte sie wissen. Er nickte bloß. Befühlte die Struktur und meinte:

    „Tausende Jahre ist der auf jeden Fall nicht alt."

    „Vielleicht ein Wanderer. – Vor Jahren abgestürzt. Oder’n Mountainbiker."

    „Ich hoffe es", sagte er und schaute an ihren Schenkeln hoch.

    Genau hier und genau jetzt.

    „Na, so ausgebleicht wie der Knochen da ist", erklärte sie noch.

    Der Frühling, Kirschbäume, Sommer oder was auch immer musste ein paar Minuten warten. Schon war er aufgestanden, schaute sich von einem Verdacht getrieben um und kletterte zwischen kantigen Felsen ein paar Meter höher. Unter Umständen lag oberhalb von diesen ja der andere Teil oder noch mehr. Drei Minuten später erreichte er das obere Ende. Rosmarin und abgeblühte Zistrosen-Sträucher begrünten die erodierte Felsspitze. Dahinter eine Steineiche. In einer ihrer Astgabeln ruhte eine umgestürzte Aleppo-Kiefer. Es sah aus, als sei sie im Moment ihres Sterbens, vielleicht bei einem Sturm, froh darüber gewesen, so aufgefangen zu werden, um sich so erleichtert dem Tod hinzuzugeben. Es war ein eigenartiges Bild der Ruhe mit dem nahezu täglichen, postkartentauglichen Blau des Himmels als Hintergrund. Zwischen dem Kräuterbusch und dem Stamm einer weiteren kleinen Steineiche, die nun aus dem entstandenen Wurzelloch emporwuchs, sah er etwas liegen. Wieder beugte er sich zu dem Gefundenen vor und rief sofort den riesigen Stein hinunter:

    ¡Espera! Warte eben! Bin gleich wieder da", dann lugte er über die Kante. Inés war nicht zu sehen. ¡Pucha! Verdammter Mist!, murmelte er. Und schon hörte er sie direkt hinter sich:

    „Sag nicht, dass ich sehe, was ich glaube."

    Ihre Stimme klang merkwürdig. In der Sekunde darauf hustete Inés und übergab sich ein paar Schritte neben ihm. Sie konnte solche Anblicke einfach nicht ertragen. Seit jeher.

    Aus dem bleichen Schädel vor ihnen glotzten sie Ziegenköttel an. Auf einem Stück ledern gewordener Haut über dem Stirnbein waren noch Reste der Behaarung zu sehen. Kurze, dunkle und pelzige Strähnen. Vermutlich einstmals schwarz. Vier Zähne, keine Nase, das Kinn weit aufgeklappt. Ein längst verhallter Schrei. Aber ein Gesicht war dennoch nicht mehr zu erkennen. Der rechte Arm, im wahrsten Sinne des Wortes nur noch Haut und Knochen, nach hinten gedreht, als suche er nach Halt. Kleiderfetzen hielten den von Wind, Wetter, großen Vögeln und vermutlich streunenden und hungrigen Hunden aufgerissenen Korpus zusammen. Alles zusammen hatte versucht, den Resten eines Lebens ein geordnetes und damit verwertbares Ende zu bereiten. Ihm war, als sei der Körper trotz dieser Hilfestellung noch nicht vollständig verwest. Ein Bein fehlte gänzlich. Lediglich einen Teil davon, so vermutete er, hatten sie dort unten am Felsen gefunden. Für den anderen fielen ihm die wilden Hunde ein und er dachte lieber nicht weiter. Da wo die Sonne hingekommen war, schienen die bloßgelegten Knochen schon ausgeblichen. Zwei, höchsten drei Monate waren demnach vergangen, wenn Ricardo mit seinen Ausführungen recht hatte, die er bei jeder Leiche dozierte.

    Inés blieb etwas abseits stehen und hielt sich räuspernd ein Tuch vor den Mund. Ihr Gesicht aschfahl. ¡perdon! Tschuldige! Er schob einen weiteren Ast zur Seite. Klappte in förmlich nach hinten. An ihm blieben Reste der Kleidung hängen und ein großes Stück nahezu vertrockneter Haut und anderem Gewebe. Die sterblichen Überreste waren nun ein klaffendes Loch. Schwarz und unwirklich. Ein paar Fliegen stoben auf und jede Menge Ameisen rannten davon. Auch er musste nun schlucken und sich räuspern. Er ließ den

    Ast, der von keinem Kirschbaum stammte, ruckartig los. Federnd schnellte er zurück. Irgendetwas klackte wie Kastagnetten aufeinander. Vielleicht Geröll. Vielleicht ein paar Knochen. Ein leichter Grusel ließ ihn deshalb schaudern. Dann richtete sich Sanchez Olivero auf.

    „Wanderung beendet. Das ist Sache der Spurensicherung."

    Auch seine Stimme alles andere als fest. Dann zog er sein Handy aus einer Hosentasche, nahm mit der anderen Inés in den Arm, küsste sie mit einem versonnenen Blick und tippte anschließend die Nummer des Servicio.


    ¹ Der schönste Ort der Welt

    ² Ich will mit dir machen, was der Frühling mit den Kirschbäumen macht.

    13. August, 11 Uhr 25

    „Verdammich! Dat is ja janz doll", Franz-Herbert Korte stand vor dem in der Sonne fast golden schimmernden Portal der Kathedrale, die der Beschreibung in seinem alten Reiseführer als »Die Leuchtende« alle Ehre machte. Hingegen er ein Bild von Tourist: kurze weiße Sportshorts mit blauen Nähten, Badelatschen und Söckchen, Käppi, fette Goldkette um den Hals und mit einem roten 1.FC Köln Hemd, das eher einem Zelt glich. In Höhe des Bauchnabels hing eine altertümliche Spiegelreflexkamera mit einem ausgefahrenen Telezoom. Mit einer Hand über den Augen schaute er an dem steinernen Koloss empor.

    „Erna! Komm! Dat musst du dir angucken", seine Stimme donnerte zwischen Almudeina und Kathedrale hin und her. Fast hopste er dabei und klatschte in die Hände. Ein paar Kilo mehr und er hätte eine übergroße wiederbelebte Ausgabe von Dirk Bach sein können.

    „Leck mich en de Täsch. Wat die Kerls nich alles hinbekomme hann, so ohne Betonmixer und Spundwänd." Es war nicht klar, ob er wusste wie viele Menschen aus der halben Welt, über weiß Gott wie viele Jahre an zarten Engelsflügeln, filigranen Pflanzen, dem treuen Hund des Abendmahls oder dem treulosen Judas gemeißelt hatten, aber über so viel Zierrat war er schlicht begeistert. Seit jeher. Immer wieder stach seine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Luft, mal auf ein Ornament, mal auf eine Figur weisend. Passanten, Touristen und ein paar Kutscher grinsten zu ihm herüber. Er war eine echte Show. Selbst die mageren Pferde schienen froh über die Vorstellung des menschlichen, übergroßen Springballs. Schon drinnen, nach fast zwanzig Minuten Wartezeit in der Schlange und dem ungewohnten Eintritt für eine katholische Kirche, hatte er in jedem Winkel die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Vor allem als er mit seinem riesigen Teleobjektiv die aus dem sechsten Jahrhundert, also noch aus byzantinischer Zeit stammende Säule im Hauptaltar ablichtete.

    In dem Moment als Erna neben ihm stand, trommelte Phil Collins seinen Schlagzeugeinsatz von In the air tonight in der Gesäßtasche von Kortes Shorts. Er zupfte das Handy, vielmehr ein edles Smartphone heraus, hämmerte seinen Zeigefinger auf das leuchtende grüne Symbol und bölkte:

    „Wat? Sie schon wieder? – Ach! – Verdammich! Is ja janz doll! – Jut! Hab ich jetzt nich gewusst. – Nee! Trotzdem. Bei dem Preis! Der Kerl soll voranmachen. – Hatten wir meines Erachtens drüber gesprochen. – Rufen Sie bitte Armando Ruiz Castedo an. Ihn hab ich jetzt mit der ganzen Sache betraut, plötzlich klang Korte förmlich, „ja, natürlich, was glauben Sie denn, er hat alle Unterlagen und Pläne! Ich hab ja auch noch was anderes zu tun. – Jau, nix für ungut.

    Dann legte er auf und zischte leise in Richtung des erloschenen Displays: „Do kanns mich krützwies! Wat dat al kost. – Avver et is woll nüdich."

    „Was wollte der?", wollte Erna wissen und kaute dabei auf einem Fingernagel herum. Auch sie ein ansehnlicher Star in dieser Vorführung, allerdings in anderer Hinsicht. Schlanke, gute Figur. Sehr gute Figur. Durch Studios fit und in Form gehalten. Gepflegte, feste, lange, blonde Haare zu einem dicken Zopf geflochten. Kurzes leichtes Sommerkleid, das sicher nicht besonders billig war. Genauso wenig wie das geschmackvoll verwendete Make-up. Dass Korte und sie seit mehr als acht Jahren ein Paar waren, war bezüglich eines solchen Erscheinungsbilds unwahrscheinlich. Sie das hübsche, ehemalige Model, für die Presse durch die Agentur mit dem Namen Serena von Falkenburg, statt Erna Hammerschmidt, versehen, aber war mit dem dicken, ehemalig mehrfachen Würstchenbudenbesitzer aus Köln-Deutz sogar verheiratet.

    „Der denkt wohl, er hätt‘ ‘nen rheinischen Jeck am Apparat oder glaubt die Leute aus Inca könnten dat nich", Korte schaute die Front der Kathedrale hinauf und hielt sich die Kamera vor das Gesicht. Jetzt war er schon so lange auf der Insel und hatte erst heute die Gelegenheit wahrgenommen, diese Kirche, dieses Kunstwerk, genauer in Augenschein zu nehmen. Ständig war er an diesem vorbeigerannt, weil er andere Termine oder bei den wenigen Besichtigungstouren dafür nicht genügend Zeit hatte. Aber jetzt verlangte der Bau genau das: Zeit und Ehrfurcht. Denn das vor ihm war ein wahr gewordener Traum. Innen wie außen. Etwas, das er trotz seines Geldes nie realisieren könnte. Und etwas, das seine Hartnäckigkeit bestärkte. Als er sich den Apparat wieder umhängte, diesmal nicht vor den Bauch, fuhr er fast auf Hochdeutsch fort, was zeigte, dass nun Zweifel an ihm nagten:

    „Erst sacht der mir, dat ich dat Gemäuer billig haben könnt un nu kütt der anner und hält de Hand bei allem Schitt opp."

    Dann nahm er Erna aufgrund seines Umfangs etwas umständlich in die Arme. Zwischen ihren Beinen schien die Sonne durch den dünnen Stoff ihres Kleidchens. Alles wäre zu sehen, hätte sie nicht ihren flammend roten Bikini darunter an, der unmissverständlich das ansonsten zu Erspähende verbarg. Er seufzte und nuschelte ihr ins Ohr:

    „Manchmol froch ich mich, wat uns he noch alles erwartet udder wat ich überhaupt he soll?!"

    Er schielte genau auf die sonnendurchflutete Stelle des Kleides, tätschelte kurz ihren Po und ergänzte:

    „Komm! – Jommer noh Hus. – Ich mach doch nich nur Stippeföttche mit dir."

    14. August, 10 Uhr 20

    „Wo seid ihr denn rumgelatscht? ¡macho! Das sind doch alles Ziegenpfade. Der Wanderweg ist mindestens dreihundert Meter weit weg. In westlicher Richtung", Enrique schüttelte etwas herablassend den Kopf und legte Sanchez Olivero eine Mappe auf den Tisch. Sie trug den Titel Ausgerutscht, in seiner Handschrift, „Na ja, sie hat kein ruhiges und du kein aufgeräumtes Zuhause, also muss sich das zarte Pflänzchen eurer jungen Liebe ein Örtchen für heimliche Zweisamkeiten suchen, – ¿eh? ¿verdad?", fügte er dann noch ein wenig hämisch klingend hinzu.

    ¡Idiota! Zerreißt euch nur alle das Maul!, pfiff ihn der Inspector an, „vielleicht kannst du als Entschuldigung dafür eine weiche Version von dem erzählen, was darin steht, er tippte mit den Fingern auf die Mappe, nachdem er sie kurz geöffnet hatte und das Bild von seinem Toten mit Ziegenköttelblick und eine wunderbar farbige und für ihn daher genügend eklige Aufnahme des offenen Thorax auf Ricardos Seziertisch liegend gesehen hatte. Enrique holte tief Luft, setzte sich dadurch gut aufgeplustert auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und war mit einem Mal der wichtigste Mensch in diesem Raum:

    „Ricardo tippt auf sieben bis neun Wochen, aber natürlich sind seine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, er streckte die Beine aus, schob ein paar Kugelschreiber hin und her und sein Blick wurde noch bedeutsamer, „aber so viel wissen wir bereits: Wetterbedingt verlief die Putrefaktion überdurchschnittlich schnell, es war ja die ganze Zeit ungewöhnlich heiß. Und obwohl die Einstrahlung durch Bäume und Buschwerk teilweise verhindert wurde, so weisen Knochen, Haut und Haare schon jetzt nicht mehr den sonst normalen Verwesungsgeruch auf, sondern riechen bereits wie die Erde und Steine drumherum. Die Hautablösung ist weit fortgeschritten, Haare und Nägel sind, wie du selbst gesehen hast, ausziehbar. Auch das Entwicklungsstadium des Fettwachses deutet auf zumindest eineinhalb, eher aber zwei Monate hin. Die Mumifizierung ist weit fortgeschritten, eine bakterielle Fäulnis ist kaum noch vorhanden. Die Fliegen, die du gesehen hast, sind bereits die nächste und übernächste Generation, denn es gibt mehr leere Puppenhülsen als frische Maden und Puppen. Der Befall und Verbiss durch Ameisen ist fortgeschrittener. Der Körper ist unter Umständen durch einen mutwilligen Stoß, Tiere oder einen Sturm oder alles zusammen von weiter oben durch die Bäume hindurch den Hang hinabgerutscht und dann hängengeblieben. Die noch sichtbaren Hautabschürfungen, Position und Schädigungen der Knochen weisen darauf hin. Wir gehen zumindest davon aus. Das Gelände über dem Fundort ist zudem ja ausnehmend steil. Das Erdreich unter der Abbruchkante, auf der der Körper lag, bricht häufig heraus. Das geht da wie in einer Kaffeemühle und erklärt die vielen angebrochenen Knochen und nachträglichen Verschiebungen in der Anordnung, was die Lage am Fundort betrifft. Der Körper scheint wie verdreht. Die inneren Organe sind so gut wie vertrocknet und zum Teil fehlend. Verbissspuren lassen insbesondere auf Greifvögel schließen. Die Leber weist darüber hinaus Spezifikationen des Alkoholmissbrauches auf, weil ...

    ¡Estupendo! Fein! Bevor du dich zu sehr hineinsteigerst, eine schlichte Fassung reicht mir ..."

    „Nun gut, du Weichei, Enrique grinste, als würde er dafür einen Preis erhalten können, „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei um eine irreversibel tote Leiche.

    Sanchez Olivero schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Gerade als er etwas entgegnen wollte, öffnete Inés die Tür und schaute zwischen Enrique und Miguel hin und her.

    „Ach, sie nickte mit dem Kopf in Richtung Miguels Schreibtisch, „der Obduktionsbericht? – Woran ist er gestorben?

    „Das wollte ich ihm die ganze Zeit erklären, antwortete Enrique, „aber Miguel hat mittlerweile deine schwachen Nerven geerbt.

    Inés boxte Enrique grinsend in die Seite und erwiderte:

    „Die ständen dir manchmal auch ganz gut. – Was machen Frau und Kinder?" Jetzt verzog Enrique sein Gesicht.

    „Soweit alles in Ordnung. – Bis jetzt."

    „Mein Rafael und dein Oscar gehen jetzt in die gleiche Klasse."

    ¡Ah si! Stimmt! Sie verstehen sich ganz gut."

    „Ich habe auch nichts anderes gehört. Die beiden können gerne zusammen bei uns zu Hause lernen oder Hausaufgaben machen. Da wären sie unter Beobachtung, lachte sie, „meine Mutter kann ziemlich hartnäckig sein in solchen Sachen. Vielleicht hilft’s ... Deine gute Eva ist ja auch oft bis spät abends arbeiten.

    Sanchez Olivero blätterte derweil die Seiten durch. Als ob dadurch endlich Ausweispapiere, Eheringe oder andere Dinge nebst einem lückenlosen Stammbaum zur Feststellung der Identität auftauchen würden und der Fall innerhalb von Minuten abgeschlossen werden könnte. Die Seiten mit den Bildern ließ er aus. Nach dem zweiten Mal blickte er verdutzt Enrique an:

    „Da steht nicht mal was über die Todesursache!?"

    „Doch! Vorne drauf. Abgerutscht. Haben wir doch gerade drüber geredet. Mehr kann Ricardo eben noch nicht sagen."

    „Keine Kugel? Kein eingeschlagener Schädel? Kein Gift?"

    „Nicht in dieser Leiche. Nur gebrochene Knochen. Und davon eine ganze Menge."

    „Und das Alter?"

    „Nicht jünger als fünfundsechzig bis siebzig. Wahrscheinlich deutlich älter. Unter Umständen achtzig und mehr."

    „Also vielleicht doch ein Wanderer. Herzinfarkt, Schlaganfall oder so."

    Enrique zuckte mit den Schultern. Dazu hatte Ricardo ihm nichts gesagt.

    „Du hast gesagt, es fehlen Innereien?"

    „Ja! Organhandel können wir aber

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