Bobbys Flucht aus Innsmouth
Von Lukas Moj
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Über dieses E-Book
Bobby Brown erlebt das pure Grauen: Ohne erkennbaren Grund überfallen mitten in der Nacht US-Marines sein Elternhaus. Der zwölfjährige Junge kann entkommen - aber in Sicherheit ist er noch lange nicht.
Denn die Behörden stehen am Anfang ihrer geheimnisvollen Ermittlungen der sonderbaren Zustände in der alten Hafenstadt Innsmouth.
Wird Bobby die Flucht aus seiner Heimatstadt gelingen?
Erfahren Sie die ganze Wahrheit über die kalte Silvesternacht 1927 in Innsmouth!
Lukas Moj
Der gute, alte H.P. Lovecraft! Wen hat er nicht das Fürchten gelernt? So auch Lukas Moj. Mit Holbeins Hexer-Reihe wurde er auf den Meister des Grauens aufmerksam, danach verschlang er jede seiner Originalgeschichten und ist heute begierig darauf, seinen eigenen Spuren in der Bibliothek des Schreckens zurück zu lassen.
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Buchvorschau
Bobbys Flucht aus Innsmouth - Lukas Moj
Kapitel 1: Am Strand von Little Neck
Oma Winnies Hände fühlten sich kalt an. Doch das machte mir nichts aus. Nach einer Weile spürte ich das Pulsieren unserer Handflächen. Je länger sie meine Hände hielt, umso schneller verschwanden Angst und Kummer aus meinen Gedanken. Als die Sonne in den Fluten des Atlantiks unterging, wurde die Bucht in ein pittoreskes Rot getaucht. Wir lauschten den Wellen, wie sie gegen die Steinwände des Teufelsriffs klatschten. Selbst das Kreischen der Möwen, die in Scharen den wolkenlosen Himmel über uns bevölkerten, ging im Getöse des schäumenden Wassers unter.
Ich liebte diese Momente am Strand von Little Neck, einer kleinen Halbinsel in einem abgelegenen Winkel von Massachusetts. Wir saßen auf einem der massiven Felsbrocken, die verstreut aus dem Sand wuchsen, und das Meerwasser streifte unsere nackten Füße, die wir in das kühle Nass fallen ließen. Der salzig schmeckende Atem des Atlantiks blies uns in unsere Gesichter. Oma Winnie kraulte sanft mein dunkelblondes Haar. Das Hämmern ihres Herzens schlug kraftvoll wie die Schaufelräder der alten Raddampfer. Im Gleichklang sprachen wir das Gebet, so wie uns die Priesterin des Ordens gelehrt hatte: Vater Dagon, Mutter Hydra, großer Thulu, beschütze uns vor dem Bösen.
Hinter uns, einige Meilen nordwestlich, schob sich die dunkle Silhouette meiner Heimatstadt gen Himmel. Der reißende Strom des Manuxet, der es kaum erwarten konnte in den Fluten des Ozeans aufzugehen, durchschnitt das Küstenstädtchen in zwei Hälften. Nördlich der Flussmündung verzierten neuenglische Kolonialhäuser mit ihren dreiflügeligen Erkern, spitzen Giebeln und den rechteckigen Kaminen das Hafenviertel, den ein steinerner Wellenbrecher wie eine mittelalterliche Burg umrahmte. Auf der gegenüberliegenden Seite der Flussmündung ruhte ein Ungetüm aus roten Backsteinen und hohen Schornsteinen: die Marsh-Raffinerie. Eine Armee von Lagerhallen, die an der Kaimauer lagen, beherrschte den Panoramablick der Nordhälfte. Und aus dem Meer von Dächern und Giebeln wuchsen die Türme der christlichen Kirchen empor, die mit ihren Spitzen am Himmelsgewölbe kratzten.
Nur dem nahen Betrachter offenbarte sich der heruntergekommene Zustand des Kürtenortes. Wenn die Windböen vom Osten her über die Stadt rollten, hallte das Knallen der löchrigen Fensterläden und das Klappern der rostigen Reklametafeln durch die Straßen. Die scharfe Salzluft und die raue Witterung zerrten ungehindert an der Baumasse der alten Häuser. Aus dem versandeten Hafen liefen nur wenige Fischerboote aus. Die verfallenen Lagerhallen waren die Relikte vergangener Zeiten, in denen Waren aus entfernten, exotischen Ländern ihren Weg in die jungen Vereinigten Staaten gefunden haben. Die Marsh-Raffinerie hatte lange vor meiner Geburt ihre Produktion eingestellt. Wie ein monströser Leichnam lag der Fabrik-Komplex nun still und regungslos in Mitten der Stadt. Die Kirchen waren seit Jahren verstummt. Zwar schlugen die Glocken pünktlich die Stunde, jedoch drangen aus ihren Kirchenräumen keine Choräle und keine Orgelmusik heraus. Ein Tourist oder Tagesausflügler, die den Zauber der Kolonialzeit in diesem neuenglischen Küstenort entdecken wollten, würden enttäuscht werden. Jedoch trat der Fall selten ein, dass sich ein Besucher in meine geliebte Heimatstadt - Innsmouth - verirrte.
Kapitel 2: Ein Fremder ist in der Stadt
In Newburyport sagte man mir, man käme am besten mit dem Zug nach Arkham; und als ich mich am Verkaufsschalter über den viel zu hohen Ticketpreis empörte, erfuhr ich das erste Mal von Innsmouth.
Robert M. Olmstead, Notizen
Freitag, der 15. Juli 1927
Ein Fremder ist in der Stadt. Er kam mit Joes alten, klapprigen Bus. Oma Winnie sagte, ich solle mich von Fremden fernhalten. Sie bringen Ärger und schnüffeln überall herum. Dad war nicht glücklich darüber, dass wir dem Fremden nachgelaufen sind. Aber es war ein großer Spaß! Sandy, Rick, Thad und ich liebten es, Räuber und Gendarm zu spielen. Thad, der älteste von uns vieren, war der Anführer unserer Gruppe - na ja, er bildete sich das ein. Das kam davon, dass sein Vater - Mr James Waite - zum Vorstand des Rates gehörte, der die Geschicke unserer Gemeinschaft leitete.