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Osterwasser: Liebe mit Hindernissen, Jagd, Mystik, Mord und moderne Sklaverei
Osterwasser: Liebe mit Hindernissen, Jagd, Mystik, Mord und moderne Sklaverei
Osterwasser: Liebe mit Hindernissen, Jagd, Mystik, Mord und moderne Sklaverei
eBook351 Seiten4 Stunden

Osterwasser: Liebe mit Hindernissen, Jagd, Mystik, Mord und moderne Sklaverei

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Über dieses E-Book

Im Jagdrevier des neuen Forstbesitzers Caspers in der Südheide gibt es viel zu viel Wild. Und zu viele Tote. Kommissar Horst von Niets und seine Assistentin ermitteln zum dritten Mal im Jagdmilieu. Und treffen auf eine schöne, mysteriöse Heilerin zu Pferd, auf moderne Sklaverei mit dubiosen Sexpraktiken, auf alte Bräuche und neue Unsitten. Der Krimi verbindet Spannung, Unterhaltung und profundes Jagdwissen zu bester Unterhaltung.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum30. Nov. 2017
ISBN9783943322071
Osterwasser: Liebe mit Hindernissen, Jagd, Mystik, Mord und moderne Sklaverei
Autor

Hans-Felix Trunkwalter

Hans-Felix Trunkwalter, geboren 1948 in Wittingen, lebt heute in Steinhorst, einem kleinen Dorf in der Südheide. Er ist Betriebswirt und hat als selbständiger Berater in der Bauwirtschaft gearbeitet, überwiegend mit skandinavischen Häusern und Produkten. Schon früh war für ihn klar, dass sein Lebensmittelpunkt sein Dorf in der Südheide sein sollte. Von hier arbeitete er und erfüllte sich seinen Lebenstraum von einem großen Anwesen, mit Damhirschen, Ponys, Enten und Hühnern. Jagd war und ist seine Leidenschaft. Er engagiert sich ehrenamtlich in einer Vielzahl von jagdlichen Organisationen. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund bejagt er ein Revier in der Südheide. Trunkwalter geht es in seinen Kriminalromanen um gute Unterhaltung - aber auch um einen kritischen Blick auf die zerstörerische Macht des Geldes und den Missbrauch der Jagd zur gesellschaftlichen Imagepflege.

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    Buchvorschau

    Osterwasser - Hans-Felix Trunkwalter

    Hans-Felix Trunkwalter, geboren 1948 in Wittingen, lebt heute in einem kleinen Dorf in der Südheide. Er ist Betriebswirt und hat als selbständiger Berater in der Bauwirtschaft gearbeitet, überwiegend mit skandinavischen Häusern und Produkten.

    Schon früh war für ihn klar, dass sein Lebensmittelpunkt sein Dorf in der Südheide sein sollte. Von hier arbeitete er und erfüllte sich seinen Lebenstraum von einem großen Anwesen, mit Damhirschen, Ponys, Enten und Hühnern.

    Jagd war und ist seine Leidenschaft. Er engagierte sich ehrenamtlich in einer Vielzahl von jagdlichen Organisationen. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund bejagt er ein Revier in der Südheide.

    Trunkwalter geht es in seinen Kriminalromanen um gute Unterhaltung – aber auch um einen kritischen Blick auf die zerstörerische Macht des Geldes und den Missbrauch der Jagd zur gesellschaftlichen Imagepflege.

    Der Kriminalroman ist fiktiv. Eventuelle Ähnlichkeiten mit Personen, Orten oder Handlungen sind rein zufällig.

    Inhaltsverzeichnis

    Über den Autor

    Sonntag, 23. März 2008

    Freitag, 15. November 1996

    Freitag, 22. November 1996

    Freitag, 15. Januar 1993

    Freitag, 25. Januar 1993

    März 1993

    Mai 1993

    Donnerstag, 27. Juli 2000

    Freitag, 8. September 2000

    Freitag, 10. November 2000

    Freitag, 17. November 2000

    Mittwoch, 28. März 2001

    Freitag, 15. Juni 2001

    Donnerstag, 25. Juli 2002

    Freitag, 21. März 2003

    Sonnabend, 22. März 2003

    Sonntag, 23. März 2003

    Dienstag, 25. März 2003

    Mittwoch, 26. März 2003

    Mittwoch, 2. April 2003

    Sonnabend, 31. Mai 2003

    Freitag, 13. Juni 2003

    Sonnabend, 26. Juli 2003

    Mittwoch, 6. August 2003

    Mittwoch, 10. September 2003

    Donnerstag, 11. September 2003

    Mittwoch, 10. März 2004

    Donnerstag, 7. Oktober 2004

    Sonntag, 5. Dezember 2004

    Montag, 20. Dezember 2004

    Sonntag, 6. März 2005

    Sonnabend, 29, Mai 2005

    Dienstag, 7. Juni 2005

    Sonntag, 12. Juni 2005

    Montag, 17. Oktober 2005

    Mittwoch, 19. Oktober 2005

    Donnerstag, 20. Oktober 2005

    Donnerstag, 10. November 2005

    Donnerstag, 20. April 2006

    Freitag, 21. April 2006

    Sonnabend, 22. April 2006

    Sonntag, 23. April 2006

    Mittwoch, 26. April 2006

    Freitag, 19. Mai 2006

    Mittwoch, 12. Juli 2006

    Freitag, 4. August 2006

    Donnerstag, 14. September 2006

    Sonntag, 1. Oktober 2006

    Mittwoch, 4. Oktober 2006

    Sonntag, 24. Dezember 2006

    Freitag, 9. Februar 2007

    Mittwoch, 7. März 2007

    Sonntag, 8. April 2007

    Freitag, 20. April 2007

    Sonnabend, 26. Mai 2007

    Freitag, 13. Juli 2007

    Sonnabend, 4. August 2007

    Montag, 24. September 2007

    Mittwoch, 26. September 2007

    Dienstag, 2. Oktober 2007

    Sonntag, 14. Oktober 2007

    Freitag, 30. November 2007

    Donnerstag, 6. Dezember 2007

    Sonntag, 23. Dezember 2007

    Freitag, 8. Februar 2008

    Sonntag, 2. März 2008

    Mittwoch, 12. März 2008

    Donnerstag, 20. März 2008

    Sonntag, 23. März 2008

    Montag, 24. März 2008

    Dienstag, 25. März 2008

    Mittwoch, 26. März 2008

    Donnerstag, 28. März 2008

    Personenkreis

    Sonntag, 23. März 2008

    Um 6.33 Uhr erreichte die Polizeiwache ein Notruf: „Unfall mit blutverschmiertem Fahrer auf der Landstraße bei Sautenholz." Sautenholz lag in der Südheide in einem großen Waldgebiet, zwischen Celle, Uelzen und Soltau. Die ICE-Strecke Hannover-Hamburg verlief nicht unweit vom Dorf. Die Landstraße wurde von vielen Pendlern genutzt, die zur Autobahn A7 wollten.

    Die informierten Polizeibeamten und der Notarzt fanden einen roten Toyota-Land-Cruiser-Geländewagen mit beigem Stoffdach in einem kleinen Graben, neben der Auffahrt auf die Landesstraße bei Kilometer 14,1. Das Fahrzeug kam aus einem kleinen Waldweg. Ein Mann befand sich hinter dem Steuer und hatte eine stark blutende Verletzung im Gesicht. Er lag mit dem Gesicht auf dem Lenkrad. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Fahrers feststellen.

    Die Reifenspuren des Autos waren im Raureif gut zu sehen. Ein Polizeibeamter folgte der Spur und fand den Ort, wo das Fahrzeug geparkt war. Die leichte Raureifdecke war zertrampelt und rot von Blut gefärbt. Reichlich Blut begleitete die Fußspur, die von einer nahegelegenen Wiese kam. Der Polizeibeamte entdeckte auf der Wiese eine liegende Person in etwa einhundert Metern Entfernung. Sofort rief er seinen Kollegen und den Notarzt.

    Sie fanden eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, völlig nackt auf einem schwarzen Mantel liegend. Sie lag auf dem Rücken und hatte die Beine leicht gespreizt. Der Brustkorb war rot und hatte Druckstellen sowie kleine Verletzungen. Auch im Halsbereich und am Bauch waren Druckstellen, die auf brutalste Gewalt hindeuteten. Zwischen den Beinen der Frau war ein Knieabdruck zu erkennen. Der Notarzt stellte eine starke Unterkühlung der Frau fest. Der Puls war kaum noch wahrnehmbar. Die Chance, dass die Frau überleben würde, schätzte der Notarzt als sehr gering ein. Was war hier geschehen? Hatte hier ein Sexualverbrechen stattgefunden oder sollte hier ein Ritualmord durchgeführt worden sein? Für die örtliche Polizei war es ein großes Rätsel und sie brauchte unbedingt Hilfe von Kriminalspezialisten, und solch ein Spezialist war Horst von Niets.

    Auch diese Tat sollte durch Horst von Niets gelöst werden.

    In einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide war Horst von Niets auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen. Sein Bruder übernahm den Hof und er selbst machte eine Ausbildung bei der Polizei.

    Das ländliche Umfeld hatte ihn schon sehr geprägt. Jagen war eine seiner Leidenschaften. Dieser Passion konnte er weiter auf dem familiären Anwesen nachgehen. Gern verbrachte er seine knappe freie Zeit in der Natur. Beobachten und die Unberührtheit der Natur genießen, das war für ihn etwas ganz Besonderes. Mit allen Sinnen die Natur zu spüren, war für Horst von Niets pures Glück.

    Von seinem Vater hatte er das Jagen, die Waidgerechtigkeit und den ehrfurchtsvollen Umgang mit dem Wild und der Natur gelernt. „Betrachte das Jagen wie eine Ernte", waren die Worte seines Vaters. So verstand Horst von Niets auch heute noch die Jagd. Wild zu schießen, ohne es vernünftig zu verwerten, käme für ihn nie infrage.

    Menschen, für die Jagd nur Sport oder Prestige waren, mochte er nicht. Moral und Respekt gehörten zu seinem Leben und er war der festen Überzeugung, dass viele Streitigkeiten und Demütigungen vermieden werden könnten, wenn man dieses berücksichtigte. Respektvolles Umgehen miteinander erwartete er von allen Menschen.

    Heute war Horst von Niets Sonderermittler beim LKA in Hannover und kam immer dann zum Einsatz, wenn es um Kapitalverbrechen ging, die sich in der freien Natur zugetragen hatten. Er war 55 Jahre alt, nicht gerade ein athletischer Typ, aber dafür sehr sympathisch, kumpelhaft und immer zu einem Späßchen bereit. Seine 94 Kilogramm wurden auf gut 168 Zentimeter verteilt und mit Schuhgröße 42 lebte er nicht gerade auf großem Fuß. Seine Haarpracht war auch schon üppiger gewesen. Heute trug er einen Mittelscheitel und sein verbleibendes Haupthaar hatte er streng nach links und rechts gekämmt. Eine runde, braune Hornbrille saß auf seiner kleinen Nase. Er hatte buschige, dunkle Augenbrauen und ein gezwirbelter Oberlippenbart zierte sein rundliches Gesicht.

    Wurde er zu einem der vielen Fälle gerufen, so begleitete ihn immer seine Assistentin Chantal Gänsel, eine sehr attraktive, rothaarige, junge Kriminalistin. Ihr Po und Busen waren für den interessierten Mann schon ein Hingucker und ihr Vorname verriet, dass ihre Wiege vor gut 25 Jahren in der Ehemaligen gestanden hatte, und wenn sie sprach, dann wusste man, dass Dresden nicht weit weg gewesen sein konnte. Ihre 183 Zentimeter ließen Horst von Niets noch etwas kleiner erscheinen.

    Es war schon ein sehr auffälliges Paar, die große Schönheit aus dem Osten und der kleine Adlige aus der Heide, der von guten Freunden auch gern „Baron" genannt wurde. Die Zusammenarbeit war herzlich und so manches Wort wurde auch durch ein kleines Augenzwinkern unterstrichen. Sie verstanden sich ausgezeichnet und Horst von Niets genoss es auch heimlich, eine so gutaussehende Assistentin an seiner Seite zu haben.

    Horst von Niets war ein großer Naturliebhaber und ging auch gerne zur Jagd. Natur zu erleben, liebte er sehr, deshalb ermittelte er auch gern in der freien Natur.

    Ungerechtigkeiten waren für ihn von großem Übel. Menschen, die über andere Menschen Macht ausübten und das in übelster Art, mochte er überhaupt nicht. Dies war ihm Ansporn, seine Tätigkeit als Kriminalhauptkommissar äußerst engagiert auszuüben.

    Kriminaldirektor Mandel war sein direkter Chef und bevor er seine Dienstreise zum Tatort antrat, musste er sich die notwendigen Instruktionen von ihm geben lassen. Nicht, dass dies für ihn von Wichtigkeit gewesen wäre, aber er war nun mal der Chef und als Untergebener musste Horst von Niets diese Ansprache über sich ergehen lassen.

    Das Geschwisterpaar Gottfried und Rose Lohmann lebte in einem kleinen hellgrünen Holzhaus mit einem sehr steilen Dach, das am Rande des kleinen Heideortes Sautenholz lag. Neben dem First ragte ein Backsteinschornstein in den Himmel. Wacholder und kleinwüchsige Kiefern umrahmten das Häuschen. Schnell waren die Gedanken bei Hänsel und Gretel und der bösen Hexe. Ein kleiner Stall und ein Holzschuppen standen hinter dem Häuschen. Eine Wiese ging bis an den kleinen Heidefluss hinunter. Die Zeit schien hier stehen geblieben zu sein.

    Die Eltern der heutigen Bewohner waren ein kleiner Bauer, der nur recht und schlecht seine Familie ernähren konnte, und seine Frau. Die Familie galt als sehr wunderlich, und die Frau des Bauern lebte sehr zurückgezogen und machte durch wundersame Rituale, mit denen sie Kranke zu heilen versuchte, von sich reden. Viele kamen, um die Heilkünste der sogenannten Hexe für sich in Anspruch zu nehmen. Sie hatte durchaus Erfolg damit und so mancher erfuhr Linderung für sich. Niemand wusste so genau, was sie tat, und oft wurde sie auch von den Menschen ihrer Umgebung gemieden und belächelt. Nur wenn die Schmerzen zu groß wurden und der Onkel Doktor keine Hilfe mehr geben konnte, dann ließ er schon mal in einem Nebensatz anklingen, dass es doch noch die Frau vom Bauern Heinrich Lohmann gäbe. Die meisten Patienten verstanden diesen Rat und suchten den Kontakt zu der Hexe.

    Das Ehepaar Lohmann hatte zwei Kinder. Einen Sohn, der auf den Namen Gottfried getauft wurde, und eine fünf Jahre jüngere Tochter, die Rose hieß.

    Nachdem Rose mit sechzehn Jahren die Realschule beendet hatte, begann sie auf Wunsch ihrer Eltern eine Lehre als Haushaltsgehilfin in einem feinen Stadthaushalt in der Kreisstadt Celle. Rose war eine junge Frau, die mit allen Vorzügen einer sehr schönen Frau gesegnet war. Dies blieb ihrem Chef, einem angesehenen Arzt, auch nicht verborgen. Wenn die Frau des Arztes aus dem Haus war und die Luft für den Herrn Doktor rein war, dann versuchte er sich ständig der Rose unkeusch zu nähern. Er betatschte sie am Hintern und den Brüsten und versuchte sie zu küssen. Doch Rose verstand es geschickt, sich dieser plumpen Annährung zu entziehen.

    Wenn sie nicht gefügig wäre, dann würde er sie aus dem Anstellungsverhältnis entlassen. Rose wusste auch, dass die Frau ihres Chefs ihr wohl nicht glauben würde, und so wurde diese Situation für sie unerträglich. Täglich musste sie sich den Angriffen des Chefs erwehren. Selbst in der kleinen Bodenkammer stellte der Hausherr ihr nach. Als sie schlief, legte er sich zu ihr ins Bett und begrabschte sie unsittlich. Sie wehrte sich und schubste ihn aus dem Bett und rief um Hilfe. Lange dauerte es nicht, bis die Frau des Hauses kam und die beiden in der Bodenkammer fand. Der Hausherr umklammerte Rose und seine rechte Hand suchte unter dem Nachthemd nach dem Ziel seiner Begierde.

    Die Frau des Arztes betrat die Dachbodenkammer und sah die beiden in eindeutiger Position. „Rose, du packst sofort deine Sachen und verschwindest. Es ist ja ungeheuerlich, dass du meinen Mann verführst und das auch noch unter unserem Dach. Geh, ich will dich nicht mehr sehen. Unzucht mit dem eigenen Arbeitgeber, dass du dich nicht schämst. In einer Stunde bist du verschwunden." Sie nahm ihren Mann an der Hand und zog ihn aus der Kammer der Hausangestellten.

    Rose weinte fürchterlich, denn sie hatte doch keine Schuld an dieser Situation. Sie wusste aber auch, dass es keine Möglichkeit gab, sich gegen diese Herrschaften aufzulehnen. So packte sie unter Tränen ihre Habseligkeiten zusammen und verschwand mit ihrem kleinen Koffer in der Hand. Sie ging auf direktem Weg zum Hauptbahnhof und hatte Glück, dass noch ein Zug zu ihrem Heimatort fuhr. Die Fahrt mit dem Triebwagen dauerte gut eine Stunde. Sie stieg aus und ging langsam zu ihrem Elternhaus. Wie sollte sie es nur ihren Eltern erklären, dass sie bei den feinen Herrschaften fristlos aus dem Dienst entlassen worden war?

    Ihr Zuhause war dunkel, also schliefen schon alle. Sie klopfte zaghaft an das Fenster. „Was ist los?, rief eine verschlafene Stimme. „Ich bin es, Rose. Mach bitte auf. Schon liefen ihr wieder die Tränen übers Gesicht. Im Haus ging das Licht an, ihre Mutter schloss die Eingangstür auf. Sie sah das Häufchen Elend, das schluchzend und zitternd vor der Tür stand. Ohne etwas zu sagen, nahm sie ihre Tochter in die Arme und drückte sie. „Komm mein Kind, komm rein. Sie hatte ihren rechten Arme um die Schulter von Rose gelegt und ging mit ihrer Tochter in die Küche. „Sag nichts. Ich verstehe schon.

    „Aber Mama, wie kannst du es nur wissen, was mir passiert ist?"

    „Ich weiß es einfach, ich bin doch deine Mutter."

    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drückte sie ihre Tochter an die Schulter und streichelte ihr durch das schwarze Haar. Nur hin und wieder hörte man ein leises „schü schü schü schü", mit dem alle Mütter ihre kleinen Kinder beruhigen und ihnen zu verstehen geben, dass sie ganz doll geliebt werden.

    Rose schlief die Nacht fest und ruhig und am nächsten Morgen sah die Welt schon viel freundlicher aus. Der Vater war schon aus dem Haus, denn er musste heute bei einem großen Bauern aushelfen. Dies nahm er gerne an, da es doch etwas Geld ins Haus brachte.

    Die Mutter hatte für Rose schon einen besonderen Sud gekocht, der ihr Kraft für die Zukunft geben sollte. Dann nahm sie ihre Tochter an die Hand und ging mit ihr zum kleinen Heidebach. Die beiden Frauen setzten sich auf die alte Holzbank und die Mutter begann von ihrem Leben zu erzählen. Nie wurde sie von den Mitmenschen im Dorf anerkannt. Immer sah man auf sie herab und alle sahen in ihr nur die Kräuterhexe, die mit unheimlichen Kräften und Kräutern heilen konnte, was keiner verstand. So hatte sie sich immer mehr abgekapselt, in ihre eigene Welt. Sie lernte, die Natur zu verstehen, und zog ihre Kraft aus diesem Wissen. Viele Bücher hatte sie gelesen, die sich mit diesen Themen befassten, und sie lernte von den Menschen, die genau wie sie als wunderlich bezeichnet wurden. So bekam sie immer mehr innere Kraft und es war für sie eine Freude, Menschen zu helfen. Jedem half sie, ob Tier oder Mensch, auch denen, die sie belächelt und verspottet hatten.

    Sie streichelte die Hand von Rose und erzählte weiter, von den vielen Büchern, die in der kleinen Kammer waren, in der sie auch die leidenden Menschen empfing. Geld nahm sie nie für ihre Hilfe, doch die Leute gaben ihrem Mann immer etwas und wer kein Geld hatte, zahlte mit einem Huhn oder mit Eiern.

    Der kleine Heidebach plätscherte dahin und Rose hörte ihrer Mutter fasziniert zu. Sie legte Rose die Hand auf die Stirn und Rose merkte, wie eine angenehme, wohlige Wärme durch ihren Körper floss. „Sei du selbst, sei wie du bist, finde deinen Platz in der Natur und helfe den Hilfesuchenden." Sie nahm den Kopf von Rose zwischen ihre Hände und küsste sie auf die Stirn, den Mund, dann nahm sie ihre Hände und küsste die Handinnenflächen. Dabei murmelte sie etwas Unverständliches, aber Rose bekam ein zufriedenes Lächeln und ihre dunkelbraunen Augen glänzten vor Freude.

    Dann erzählte die Mutter: „Auch meine Mutter hat mir so den Weg zu den heilenden Kräutern und das Heilen durch Handauflegen gezeigt. Sie hatte dies wiederum von ihrer Mutter gezeigt bekommen, also deiner Urgroßmutter. Sie kam mit einem Zigeunerwagen und ihrer Sippe um 1870 von Rumänien nach Deutschland. Dort lebten sie mit der Großfamilie in Transsylvanien, nicht weit von der Burg des Grafen Dracula. Heilen und Helfen hatte eine lange Tradition in der Familie, aber auch das Ausgegrenztsein. Die Mutter von Rose war die erste Frau aus der Zigeunerfamilie, die sesshaft geworden war und einen deutschen Ehemann hatte. Sie und ihr Mann hatten es nicht einfach. Sie konnten dieses heruntergekommene Haus nur für einen geringen Preis kaufen, weil es sonst niemand wollte. Viele Leute in Sautenholz glaubten auch heute noch, dass in dem Haus ein böser Geist wohnte und dass es dort immer wieder spukte. „Rose haben wir dich genannt, weil dies ein alter Zigeunername ist, und schön wie eine Rose bist du ja auch, meine Rose, sagte die Mutter und strahlte ihr Mädchen an.

    Sie ging mit Rose in das kleine Zimmer, zeigte ihr die vielen Bücher und die eigenen handschriftlichen Notizen und Skizzen. „Du darfst immer, wann du willst, in dieses Zimmer und die Aufzeichnungen und Bücher studieren. Du findest dort auch Schriften von deiner Großmutter und Urgroßmutter. Frage mich, wenn du einiges nicht entziffern kannst, ich helfe dir. Alles in dem Zimmer gehört dir, nach meinem Tode." Die beiden Frauen drückten sich und Rose war glücklich und zufrieden.

    Natürlich musste Rose auch zum Unterhalt der Familie beitragen. Gelegenheitsarbeiten wurden von ihr übernommen. Malen und Schneidern konnte sie gut und sie war ständig bemüht, diese Fähigkeiten zu verfeinern.

    Täglich verbrachte sie Zeit in der kleinen Kammer und las die Aufzeichnungen ihrer Mutter. Sie wollte unbedingt die Natur verstehen. Sie wollte die heilenden Kräuter und Pilze kennenlernen. Ihre Mutter verstand es, sie mit sehr viel Einfühlungsvermögen in die Kräuterkunde einzuführen, und zeigte ihr die Plätze, wo diese Kräuter und Pilze wuchsen. Sie unterrichtete sie in der Kunst des Handauflegens und darin, wie man Kontakt zu verborgenen, mystischen Welten aufnahm.

    Gottfried fand eine Anstellung bei dem größten Bauern im Dorf und eignete sich alle Arbeiten an, die auf einem bäuerlichen Hof gebraucht wurden. Eine Ausbildung hatte er nie durchlaufen. Der Hof seines Chefs, Hermann Venske Senior, hatte eine Größe von gut 150 Hektar. Hundert Hektar Ackerland und der Rest waren Wald und Wiesen.

    Hermann Venske Senior war passionierter Jäger und bejagte seine Eigenjagd selbst. Auch sein Sohn Hermann Venske Junior hatte diese Leidenschaft, aber sie war bei ihm nicht so ausgeprägt wie bei seinem Vater. Auch Gottfried interessierte sich sehr stark für die Natur. Er beobachtete gern, was sich in der Natur zeigte. Durch seine Arbeit war er fast ausschließlich auf den Feldern zu finden und so gab es auch immer Neues zu beobachten. Berührungen mit der Jagd hatte er nur, wenn es darum ging, Hochsitze zu reparieren, oder bei der Treibjagd, als Treiber das Wild aufzuscheuchen. Dies sollte sich im Verlauf seines Lebens aber noch ändern.

    Rose hatte sich viel Wissen angeeignet und noch mehr hatte sie von ihrer Mutter gelernt. Sie kannte alle Kräuter, Pilze und die Kräfte, die in ihnen steckten. Sie wusste genau, zu welcher Jahreszeit sie wuchsen und an welchen Tagen, zu welcher Uhrzeit man sie pflücken sollte. Die Rezepturen waren in vielen Büchern und auf Zetteln festgehalten.

    Leider waren ihre Eltern viel zu früh gestorben. Zuerst starb ihr Vater an einem Herzinfarkt und nur drei Monate später auch die Mutter.

    Freitag, 15. November 1996

    Rose war im Stall und versorgte die Hühner und Enten, sowie den Hund von Gottfried und den schwarzen Kater. Als sie zurück ins Haus kam, hörte sie, wie ihre Mutter sehr schwer atmete. Sie klopfte leise an die Zimmertür, doch es kam keine Antwort. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen kleinen Spalt. Sie erschrak, denn ihre Mutter lag auf dem Teppich und streckte den Arm Rose entgegen. Rose nahm die Hand und streichelte sie. „Was ist, Mutter? Wie kann ich dir helfen? Soll ich den Arzt rufen?"

    „Nein, mein liebes Kind, bleib nur bei mir, ganz nah bei mir, sagte ihre Mutter kaum hörbar. „Hör mir nur zu. Ich gehe jetzt zu deinem Vater. Du musst nicht traurig sein, bald wird es mir wieder gut gehen.

    Es war still und Rose flossen die Tränen über die Wangen. „Was soll nur werden, wenn auch die Mutter nicht mehr hier ist? Sie hat uns doch immer beschützt, auch als wir schon erwachsen waren. Ohne Mutter, kann ich da überhaupt leben? Gedanken, die Rose durch den Kopf schossen. Sie streichelte die Hand der Mutter und sah, wie ihr das Atmen immer schwerer fiel. Die Augen waren kaum noch geöffnet. Mit einem nassen Lappen bestrich sie die Lippen der Mutter und hoffte, dass es ihr etwas Linderung verschaffen würde. „Mutter, du darfst mich noch nicht verlassen. Hörst du, Mutter, du darfst noch nicht gehen, flüsterte Rose flehend. Doch ihre Mutter wurde immer schwächer.

    Sie zog Rose leicht an der Hand und es sollte bedeuten, dass sie näher zu ihr kommen sollte. Rose kniete ganz dicht neben ihrer Mutter. „Hilf mir hoch. Vorsichtig nahm Rose die Mutter an den Schultern und zog sie zu sich. Die Mutter legte ihre Hände auf den Kopf von Rose und begann etwas Unverständliches zu murmeln. Nur einzelne Wortfetzen konnte Rose noch verstehen. „Segen … Kräfte … Heilen … von mir zu dir. Rose verspürte, wie der Druck von Mutters Händen stärker wurde, wie eine wohlige Wärme ihren Körper durchfloss und wie sie plötzlich Glücksgefühle verspürte. Um sie herum wurde alles hell und freundlich, und es war still, totenstill.

    Sie spürte, wie ihre Mutter noch in ihren Armen lag, und sie legte sie sanft auf den Teppich. Friedlich sah ihre Mutter aus und auch glücklich. Rose legte sich neben ihre tote Mutter, hielt weiter ihre Hand und sah träumend die vielen glücklichen und schweren Jahre vorüberziehen. Es war für sie eine große Genugtuung, dass sie ihre Mutter auf dem letzten Stück des Lebensweges hatte begleiten dürfen. Beide Frauen strahlten Glück und Zufriedenheit aus. Fast eine Stunde lag Rose neben der toten Mutter und hielt ihre Hand. Sie stand dann auf, streichelte ihrer Mutter über das Haar und die Wagen und küsste sie auf den Mund. „Danke, Mutti, danke für deine Liebe und dass du mich immer beschützt hast. Danke. Du bleibst immer in mir", sagte sie leise und streichelte der Mutter das Gesicht.

    Rose wusste aber auch, dass sie den Hausarzt verständigen musste, und ihren Bruder Gottfried. Schnell kam der Hausarzt, schaute sich die tote Frau an. Er kannte sie seit Jahren und wusste auch von ihrer schweren Krankheit. Sie hatte an Bauchspeichelkrebs im letzten Stadium gelitten, der nicht mehr heilbar war. Heilung um jeden Preis hatte die alte Frau Lohmann aber auch nicht gewollt. Sie war zwar hin und wieder zum Hausarzt gegangen, wenn die Schmerzen zu groß wurden, aber an eine Operation oder eine Chemo-Behandlung hatte sie nie gedacht. „Wenn Gott mir diese Krankheit geschickt hat, dann wird er dafür schon einen Grund gehabt haben", das war ihre Divise und keine Argumente hatten sie von diesem Glauben abbringen können. Keiner in der kleinen Familie kannte dieses schwere Schicksal der Mutter. Sie hatte es immer für sich behalten und der Arzt hatte Schweigepflicht.

    Der Arzt stellte den Totenschein aus und sprach Rose sein herzliches Beileid aus. Sie wartete noch einige Zeit, bis sie das Bestattungsunternehmen anrief. Sie wollte sie so lange wie nur möglich in ihrem Zimmer lassen. Als Gottfried von der Arbeit kam, umarmte sie ihn und sagte ihm die schlechte Nachricht. Er ging sofort mit Rose zur Mutter, kniete sich nieder und betete. Er bat Gott, dass er seine Mutter und seinen Vater im Paradies wieder zusammenführen möge und dass es beiden gut gehen möge, ohne Sorgen, ohne Schmerz, nur gut. Auch er strich seiner Mutter durchs Haar und über die Wangen, küsste sie auf den Mund und auf beide Hände. Er erhob sich und nahm seine Schwester in den Arm. „Rose, nun sind wir allein. Ich verspreche dir, im Beisein unserer toten Mutter, dass ich dich immer beschützen werde. Ich will und werde immer dein großer Bruder bleiben."

    Sie knieten nochmals nieder und sprachen gemeinsam das Vaterunser. Bevor sie den Raum verließen, um auf den Bestatter zu warten, nahm Rose eine Schere und schnitt ihrer Mutter mehrere kleine Bündel Haare ab und legte sie in einen Korb.

    Der Bestatter kam und holte die Tote aus dem Haus. Als der Leichenwagen wegfuhr, standen die Geschwister am Weg und winkten ihrer Mutter hinterher. Sie hielten sich bei der Hand und gingen gemeinsam zurück ins Haus.

    Auf dem örtlichen Friedhof wurde die Mutter neben ihrem Mann begraben. Es gab eine katholische Begräbnisfeier mit dem zuständigen Priester. An der kleinen Trauerfeier nahmen nur die Geschwister und die Familie Venske sowie die direkten Nachbarn teil. Ein paar Leute standen abseits und schauten der Beisetzung aus einer gewissen Distanz zu. Es waren wohl Menschen, die schon mal die Dienste der alten Frau Lohmann in Anspruch genommen, aber Angst vor zu viel Nähe hatten.

    Rose hatte für ihre Mutter

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