Texte der Orientierung: Originaltexte aus Weltliteratur, Philosophie und Religion
Von Udo Glanz und Bob Joblin
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Über dieses E-Book
Die Texte sind eine Zusammenstellung bedeutender Originaltexte und Einzelzitate aus der Geschichte der Menschheit. Alle thematisieren das menschliche Grundbedürfnis nach Orientierung.
Goldene Regeln, hinduistische und buddhistische Orientierung, Konfuzius, Platon, Aristoteles, Gebote, Todsünden, Bergpredigt, 1. und 17. Sure (Koran), Luther, Kant, Lessing, Hegel, Marx, Engels, Nietzsche, Gandhi, King, Grundrechte, Weltethos, Menschenpflichten. In der Printausgabe auch noch Exupéry, Brecht, Sartre, Fromm, Beuys usw.
Dieses Buch steht für Weltoffenheit, Bildung, Respekt für andere Glaubensrichtungen, ein friedliches und aufgeklärtes Miteinander in einer modernen Gesellschaft.
Um eine literarische Herangehensweise zu unterstützen, werden keine ausführlichen Konfessionsangaben ausgewiesen. Dies soll keinen Synkretismus, sondern ein autonomes, friedliebendes, vernunft- und verständnisorientiertes Denken, Reden und Handeln begünstigen. Die Loslösung der Texte von den Institutionen ermöglicht eine frische Herangehensweise für unbeschriebene Blätter.
Der Kanon nimmt sich den Anspruch einer lückenlosen, chronologischen „Geschichte der Orientierung“ nicht heraus. Freiraum für Ergänzungen und eigene Kommentare stellen wir digital auf www.kult-spiel.de zur Verfügung. Bei der Print-Ausgabe ist oberhalb der Originaltexte und in der „Addbox“ Platz für eigene Anmerkungen. Wir nennen diese neue Art des Buches „Addbook“.
Vor allem bei den buddhistischen Texten gestaltete sich eine wissenschaftlich vollständige Literaturangabe schwierig. Es handelt sich in diesem Kapitel um eine erstmalige Zusammenstellung aus mehreren Quellen und Neuübersetzungen.
Mehr als eine Ergänzung zur Hotel- oder Krankenhausbibel.
Aktuelles zu den Literaturangaben, neuen Texten, Kommentaren und allen weiteren Informationen entnehmen Sie bitte unserer Internetseite: www.glanz-verlag.de
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Texte der Orientierung - Udo Glanz
Orientierungsfragen
VORWORT
Die Texte sind eine Zusammenstellung bedeutender Originaltexte und Einzelzitate aus der Geschichte der Menschheit. Alle thematisieren das menschliche Grundbedürfnis nach Orientierung.
Goldene Regeln, hinduistische und buddhistische Orientierung, Konfuzius, Platon, Aristoteles, Gebote, Todsünden, Bergpredigt, 1. und 17. Sure (Koran), Luther, Kant, Lessing, Hegel, Marx, Engels, Nietzsche, Gandhi, King, Grundrechte, Weltethos, Menschenpflichten. In der Printausgabe auch noch Exupéry, Brecht, Sartre, Fromm, Beuys usw.
Dieses Buch steht für Weltoffenheit, Bildung, Respekt für andere Glaubensrichtungen, ein friedliches und aufgeklärtes Miteinander in einer modernen Gesellschaft.
Um eine literarische Herangehensweise zu unterstützen, werden keine ausführlichen Konfessionsangaben ausgewiesen. Dies soll keinen Synkretismus, sondern ein autonomes, friedliebendes, vernunft- und verständnisorientiertes Denken, Reden und Handeln begünstigen. Die Loslösung der Texte von den Institutionen ermöglicht eine frische Herangehensweise für unbeschriebene Blätter.
Der Kanon nimmt sich den Anspruch einer lückenlosen, chronologischen „Geschichte der Orientierung nicht heraus. Freiraum für Ergänzungen und eigene Kommentare stellen wir digital auf www.kult-spiel.de zur Verfügung. Bei der Print-Ausgabe ist oberhalb der Originaltexte und in der „Addbox
Platz für eigene Anmerkungen. Wir nennen diese neue Art des Buches „Addbook".
Vor allem bei den buddhistischen Texten gestaltete sich eine wissenschaftlich vollständige Literaturangabe schwierig. Es handelt sich in diesem Kapitel um eine erstmalige Zusammenstellung aus mehreren Quellen und Neuübersetzungen.
Mehr als eine Ergänzung zur Hotel- oder Krankenhausbibel.
Aktuelles zu den Literaturangaben, neuen Texten, Kommentaren und allen weiteren Informationen entnehmen Sie bitte unserer Internetseite: www.glanz-verlag.de
GOLDENE REGELN
8.-6. Jahrhundert v. Chr.: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.
(Die Bibel, 3. Mose Leviticus 19, 18), Judentum
620 v. Chr.: Was immer du deinem Nächsten verübelst, das tue ihm nicht selbst.
Pittakos von Mytilene, die griechischen Sieben Weisen
6. Jahrhundert v. Chr.: Verletze nicht andere auf Wegen, die dir selbst als verletzend erschienen.
(Udana-Varga 5, 18), Buddhismus
500 v. Chr.: Tue anderen nicht, was du nicht möchtest, dass sie dir tun.
bzw. „Tu anderen nicht, was dir selbst nicht gefallen würde. /
Es wird dann keine Regungen von Widersetzlichkeit gegen dich geben, gleichgültig ob du es mit Staats- oder Familien Angelegenheiten zu tun hast." (Analekten des Konfuzius 15, 23 & 12,2), Konfuzianismus
500 v. Chr.: Ein Wort, das als Verhaltensregel für das Leben gelten kann, ist Gegenseitigkeit. Bürde anderen nicht auf, was du selbst nicht erstrebst.
(Lehre vom mittleren Weg 13, 3), Konfuzianismus
500 v. Chr.: Daher übt der Weise keine Gewalt gegen andere, noch heißt er andere so tun.
(Acarangasutra 5, 101-102), Jainismus
500 v. Chr.: Füge anderen nicht Leid durch Taten zu, die dir selber Leid zufügen oder zufügten.
/ Wer sich zum Vorbild gemacht bat, soll weder schlagen noch Anlass zu Schlägen geben.
/ Wie ich bin, so sind die anderen Wesen; daher soll eines das andere nicht schlagen noch sich von einem anderen schlagen lassen. Das ist die Bedeutung.
(Dhammapada, 10, 129-I30); Buddhismus
5. Jahrhundert v. Chr.: Tue anderen nicht an, was dich ärgern würde, wenn andere es dir täten.
Sokrates, griechischer Philosoph
400 v. Chr.: Soll ich mich andern gegenüber nicht so verhalten, wie ich möchte, dass sie sich mir gegenüber verhalten?
Platon, griechischer Philosoph
4. Jahrhundert v. Chr.: Man soll sich nicht auf eine Weise gegen andere betragen, die einem selbst zuwider ist. Dies ist der Kern aller Moral. Alles andere entspringt selbstsüchtiger Begierde.
(Mahabharata, Anusasana Parva 113, 8; Mencius Vii, A, 4), Hinduismus
2. - 4. Jahrhundert v. Chr.: Was alles dir zuwider ist, das tue auch nicht anderen an.
(Shayast-na-Shayast 13, 29 - Mittelpersische Schrift), Zoroastrismus
2. - 4. Jahrhundert v. Chr.: Dass die Natur nur gut ist, wenn sie nicht anderen antut, was ihr nicht selbst bekommt.
(Dadistan-i-Dinik 94, 5 - Mittelpersische Schrift), Zoroastrismus
200 v. Chr.: Was du nicht leiden magst, das tue niemandem an.
Judentum, Buch Tobit. / Von Martin Luther übersetzt Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
(Tobias 4,16 in den Apokryphen der Revidierten Ausgabe von 1984)
150er v. Chr.: Dies ist die Summe aller Pflicht: Tue anderen nichts, das dir Schmerz verursachte, würde es dir getan.
(Mahabharata 5, 1517), Hinduismus und Brahmanismus
90 v. Chr.: Was du selbst zu erleiden vermeidest, suche nicht anderen anzutun.
Epiktet
1. Jahrhundert: Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen.
bzw. Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun, das tut ihnen auch.
(Die Bibel, Matthäus 7, 12; Lukas 6, 31), Christentum
2. Jahrhundert: Was dir selbst verhasst ist, das tue nicht deinem Nächsten an. Dies ist das Gesetz, alles andere ist Kommentar.
(Talmud, Shabbat 31a), Judentum
9. Jahrhundert: Bei Allah, der mein Leben in Seiner Hand hält, keiner von euch kann ein treuer gläubiger Muslim sein, wenn er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst möchte.
9. Jahrhundert: Niemand von Euch hat wahren Glauben, bevor er nicht seinem Bruder oder seiner Schwester das gönnt, was er glaubt was ihm selbst zusteht.
(Sahih Buchari), Islam
ca. 1780: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
(Universalisierungs-Formel) bzw. Handle nach der Maxime, die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetze machen kann.
(Allgemeine Formel) Immanuel Kants Kategorischer Imperativ. Kant Werke IV, S. 421, 6 / S. 436, 30 - 437, 1
1807: Die Bewegung ist also schlechthin die gedoppelte beider Selbstbewusstsein. Jedes sieht das Andre dasselbe tun, was es tut; jedes tut Selbst, was es an das Andre fordert; und tut darum, was es tut, auch nur insofern, als das Andre dasselbe tut; das einseitige Tun wäre unnütz; weil, was geschehen soll, nur durch beide zustande kommen kann.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit des Selbstbewusstseins; Herrschaft und Knechtschaft
1997: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
Die Goldene Regel wird Teil der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten, Artikel
BHAGAVAD-GITA – HINDUISTISCHE ORIENTIERUNG
Töten
Weder derjenige, der denkt, das Lebewesen töte, noch derjenige, der denkt, es werde getötet, besitzt Wissen, denn das Selbst tötet nicht und wird auch nicht getötet. Für die Seele gibt es zu keiner Zeit Geburt und Tod. Sie ist nicht entstanden, sie entsteht nicht, und sie wird nie entstehen. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper getötet wird (Bhagavad-gita 2.12 bis 2.20)
Hat der Mensch Pflichten zu erfüllen?
Geregelte Tätigkeiten werden in den Veden vorgeschrieben, und die Veden sind unmittelbar von der Höchsten Persönlichkeit Gottes ausgegangen. Folglich ist die alldurchdringende Transzendenz für ewig in Opferhandlungen gegenwärtig (3.15)
Kann man Pflichten transzendieren?
Doch für jemanden, der im Selbst Freude findet, dessen menschliches Leben ein Leben der Selbstverwirklichung ist, dessen Zufriedenheit allein im Selbst gründet und der völlig in sich erfüllt ist - für ihn gibt es keine Pflicht. Ein selbst-verwirklichter Mensch verfolgt bei der Erfüllung seiner Pflichten keine Absicht, und ebenso gibt es für ihn keinen Grund, diese Tätigkeiten nicht zu verrichten. Auch ist es für ihn nicht notwendig, von irgend einem anderen Lebewesen abhängig zu sein. (3.17 und 3.18)
Sollte man Pflichten jemals aufgeben?
Daher sollte man aus Pflichtgefühl handeln, ohne an den Früchten der Tätigkeiten zu haften; denn wenn man ohne Anhaftung tätig ist, erreicht man das Höchste. Könige wie Janaka und andere erreichten allein durch die Erfüllung vorgeschriebener Pflichten die Vollkommenheit. Deshalb solltest du deine Arbeit ausführen, und sei es auch nur, um die Allgemeinheit zu lehren. Was auch immer ein bedeutender Mensch tut, dem folgen die gewöhnlichen Menschen. Und nach den Maßstäben, die er durch sein Beispiel setzt, richtet sich die ganze Welt.
O Sohn Prithas, in allen drei Planetensystemen gibt es keine Arbeit, die mir vorgeschrieben ist. Weder mangelt es mir an etwas, noch muss ich irgend etwas erreichen - und dennoch beschäftige ich mich mit der Erfüllung der vorgeschriebenen Pflichten. Denn würde ich es jemals verfehlen, die vorgeschriebenen Pflichten sorgfältig auszuführen, o Partha, folgten gewiss alle Menschen meinem Pfad. Wenn ich die vorgeschriebenen Pflichten nicht erfüllen würde, gingen alle Welten zugrunde.
So wie die Unwissenden ihre Pflichten mit Anhaftung an die Ergebnisse ausführen, o Bharata, so führen auch die Gelehrten ihre Pflichten aus, aber ohne Anhaftung, und nur, um die Menschen auf den rechten Pfad zu führen. Ein Weiser sollte den Geist der Unwissenden, die an den fruchttragenden Ergebnissen ihrer vorgeschriebenen Pflichten haften, nicht verwirren. Er sollte sie nicht dazu bewegen, mit ihrer Arbeit aufzuhören; vielmehr sollte er im Geist der Hingabe handeln und sie mit verschiedenen Tätigkeiten beschäftigen. (3.19 bis 3.26)
Wodurch wird man getrieben, von der Pflicht abzuweichen?
Es ist Lust allein, Arjuna, die aus Leidenschaft geboren wird und sich später in Zorn umwandelt. Sie ist der allesverschlingende, sündige Feind dieser Welt. Wie Feuer von Rauch, ein Spiegel von Staub und ein Embryo vom Mutterleib bedeckt wird, so wird das Lebewesen von verschiedenen Graden dieser Lust bedeckt. So wird das reine Bewusstsein des weisen Lebewesens von seiner ewigen Feindin in der Form von Lust bedeckt, die niemals befriedigt werden kann und die wie Feuer brennt. Die Sinne, der Geist und die Intelligenz sind die Wohnstätten der Lust. Durch sie bedeckt die Lust das wirkliche Wissen des Lebewesens und verwirrt es. Deshalb, o Arjuna, bester der Bharatas, bezwinge gleich zu Anfang dieses große Symbol der Sünde (die Lust), indem du die Sinne regulierst, und erschlage diese Zerstörerin des Wissens und der Selbstverwirklichung. (3.37 bis 3.41)
Was ist das Zeichen von Loslösung und Selbstzufriedenheit?
Wer mit Gewinn zufrieden ist, der von selbst kommt, wer von Dualität frei ist und keinen Neid kennt und wer sowohl bei Erfolg als auch bei Misserfolg ausgeglichen bleibt, wird niemals verstrickt, obwohl er handelt. (4.22)
Wie handelt man zur Freude des Höchsten?
Wer bloß allen Tätigkeiten entsagt und sich nicht im hingebungsvollen Dienst des Herrn beschäftigt, kann nicht glücklich werden. Aber ein besonnener Mensch, der hingebungsvollen Dienst ausführt, kann den Höchsten unverzüglich erreichen. Wer in Hingabe handelt, wer eine reine Seele ist und wer Geist und Sinne beherrscht, ist jedem lieb, und jeder ist ihm lieb. Obwohl ein solcher Mensch stets tätig ist, wird er niemals verstrickt. Ein Mensch im göttlichen Bewusstsein weiß im Innern stets, dass er in Wirklichkeit nicht handelt, obwohl er sieht, hört, berührt, riecht, isst, sich bewegt, schläft und atmet. Denn während er spricht, sich entleert, etwas annimmt, seine Augen öffnet oder schließt, weiß er immer, dass nur die materiellen Sinne mit ihren Objekten beschäftigt sind und dass er selbst darüber steht. Wer seine Pflicht ohne Anhaftung erfüllt und die Ergebnisse dem Höchsten Herrn hingibt, wird nicht von sündhaften Handlungen beeinflusst, ebenso wie ein Lotosblatt vom Wasser nicht berührt wird. (5.6 bis 5.10)
Soll man dem Geist freien Lauf lassen oder ihn kontrollieren?
Für einen Menschen mit ungezügeltem Geist ist Selbstverwirklichung ein schwieriges Unterfangen. Demjenigen aber, dessen Geist beherrscht ist und der sich mit geeigneten Mitteln bemüht, ist der Erfolg sicher. Das ist Meine Meinung. (6.36)
Ist alles vergeblich gewesen, wenn man im Leben scheitert?
O Sohn Prithas, ein Transzendentalist, der Glück bringenden Tätigkeiten nachgeht, wird weder in dieser Welt noch in der spirituellen Welt Vernichtung erleiden; wer Gutes tut, Mein Freund, wird niemals vom Schlechten besiegt. Nach vielen, vielen Jahren des Genusses auf den Planeten der frommen Lebewesen wird der gescheiterte Yogi in einer Familie rechtschaffener Menschen oder in einer reichen, aristokratischen Familie geboren. Oder er wird in einer Familie von Transzendentalisten geboren, die zweifelsohne große