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Detlev von Liliencron und Theobald Nöthig: Briefwechsel 1884-1909
Von Jean Royer
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Über dieses E-Book
Um wissenschaftliche Ausgaben der Briefe Liliencrons ist es schlecht bestellt. Die bekanntesten Sammlungen - die von Dehmel und Spiero besorgten - sind unzulänglich. Ihre Auswahl ist willkürlich, ihre Texte oft unvollständig oder ungenau. Die Datierungen sind nicht immer richtig, notwendige Anmerkungen fehlen. Hinzu kommt, dass diese Sammlungen wichtige Entwicklungsperioden Liliencrons (etwa die Zeit nach Erscheinen der Adjutantenritte oder das Jahr 1887) nur dürftig dokumentieren. Einige Ergänzungen durch Teilveröffentlichungen haben daran wenig geändert.
Hier nun wird der noch unbekannte Briefwechsel Liliencrons mit einem unbekannten schlesischen Schriftsteller vollständig vorgelegt. Über das merkwürdige und aufschlussreiche Phänomen, dass der Dichter Liliencron fast 25 Jahre mit einem Dichter, der ihm an Bedeutung weit nachsteht, über Fragen seiner Kunst korrespondiert hat, wird noch zu handeln sein. Zunächst ist festzustellen, dass in dieser Korrespondenz Entwicklungsphasen Liliencrons beleuchtet werden, die einer Erhellung durch Briefkommentare, wie sie hier auftauchen, bedürfen. Das bezieht sich besonders auf das Jahrfünft von 1884 bis 1889, in dem der Mensch und Dichter Liliencron zu seinem Selbst zu finden suchte. Man vergegenwärtige sich: Im Spätherbst 1884 (dem Beginn dieses Briefwechsels) lebt Liliencron in Kellinghusen, wo er schon 1872 mit seinen Eltern gewohnt hat, und Augusta Brandt führt seit einigen Monaten seinen Haushalt. Ein Jahr zuvor ist seine Frau, Helene von Bodenhausen, endgültig zu ihrer Mutter zurückgekehrt und gleichzeitig mit dem Erscheinen der Adjutantenritte hat er sein Amt als Kirchspielvogt in dem schleswig-holsteinischen Städtchen angetreten. Ein Jahr später, zum 31. Dezember 1885, soll ihm der Abschied aus dem Staatsdienst bewilligt werden. In der Zwischenzeit, am 7. April 1885, wird das Gericht die Scheidung zwischen ihm und Helene aussprechen. Der freie Schriftsteller muss dem Gerichtsvollzieher die Tür der Villa Schuldenburg immer wieder öffnen, sich einmal vier Tage lang von unreifen Kirschen und unreifen Stachelbeeren ernähren, trotz seiner holsteinischen Viehgesundheit fast ein Jahr lang wegen einer schweren Krankheit und der darauf folgenden Operation bettlägerig bleiben. Also sehnt er sich aus Abdera hinaus, träumt von Berlin, zieht aber nach München und landet schließlich wieder in Hamburg.
Die Reise nach München trennt diesen Briefwechsel, inhaltlich und äußerlich, in zwei Teile. Aus der Zeit vom 6. November 1884 bis Ende November 1889 - aus fünf Jahren also - sind 193 Briefe erhalten, die über die Hälfte des gesamten Briefwechsels ausmachen. Der Rest verteilt sich mit 152 Briefen auf einen Zeitraum von fast 20 Jahren: vom 24. Januar 1890 bis zum 5. Juli 1909. Auch die Form des Briefwechsels zeigt die Zäsur: Seit Anfang 1890 nimmt die Zahl der Postkarten - bezeichnenderweise besonders bei Liliencron - stark zu. Das gleiche gilt für den Inhalt: Die Briefe der ersten Periode enthalten außer zahlreichen Einzelheiten über Liliencrons damalige dramatische, novellistische und lyrische Dichtung oft Gedichtmanuskripte.
Dagegen liegt den Briefen der zweiten Periode kein Gedichtmanuskript bei. Allerdings hat Nöthig nachträglich noch einige Manuskripte erhalten, die er vermutlich mit Verbesserungsvorschlägen zurückgeschickt hat.
Hier nun wird der noch unbekannte Briefwechsel Liliencrons mit einem unbekannten schlesischen Schriftsteller vollständig vorgelegt. Über das merkwürdige und aufschlussreiche Phänomen, dass der Dichter Liliencron fast 25 Jahre mit einem Dichter, der ihm an Bedeutung weit nachsteht, über Fragen seiner Kunst korrespondiert hat, wird noch zu handeln sein. Zunächst ist festzustellen, dass in dieser Korrespondenz Entwicklungsphasen Liliencrons beleuchtet werden, die einer Erhellung durch Briefkommentare, wie sie hier auftauchen, bedürfen. Das bezieht sich besonders auf das Jahrfünft von 1884 bis 1889, in dem der Mensch und Dichter Liliencron zu seinem Selbst zu finden suchte. Man vergegenwärtige sich: Im Spätherbst 1884 (dem Beginn dieses Briefwechsels) lebt Liliencron in Kellinghusen, wo er schon 1872 mit seinen Eltern gewohnt hat, und Augusta Brandt führt seit einigen Monaten seinen Haushalt. Ein Jahr zuvor ist seine Frau, Helene von Bodenhausen, endgültig zu ihrer Mutter zurückgekehrt und gleichzeitig mit dem Erscheinen der Adjutantenritte hat er sein Amt als Kirchspielvogt in dem schleswig-holsteinischen Städtchen angetreten. Ein Jahr später, zum 31. Dezember 1885, soll ihm der Abschied aus dem Staatsdienst bewilligt werden. In der Zwischenzeit, am 7. April 1885, wird das Gericht die Scheidung zwischen ihm und Helene aussprechen. Der freie Schriftsteller muss dem Gerichtsvollzieher die Tür der Villa Schuldenburg immer wieder öffnen, sich einmal vier Tage lang von unreifen Kirschen und unreifen Stachelbeeren ernähren, trotz seiner holsteinischen Viehgesundheit fast ein Jahr lang wegen einer schweren Krankheit und der darauf folgenden Operation bettlägerig bleiben. Also sehnt er sich aus Abdera hinaus, träumt von Berlin, zieht aber nach München und landet schließlich wieder in Hamburg.
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Dagegen liegt den Briefen der zweiten Periode kein Gedichtmanuskript bei. Allerdings hat Nöthig nachträglich noch einige Manuskripte erhalten, die er vermutlich mit Verbesserungsvorschlägen zurückgeschickt hat.
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