Wendepunkte: Biografie bewusst gestalten
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Über dieses E-Book
aufgreift, kann zum wirklichen Gestalter des eigenen Lebensweges werden und Keime der Selbstwerdung zur Entwicklung bringen, die später reiche Früchte tragen können.
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Buchvorschau
Wendepunkte - Monika Kiel-Hinrichsen
Monika Kiel-Hinrichsen
Wendepunkte
Biografie bewusst gestalten
Urachhaus
Inhalt
Cover
Titel
Der Mensch als »Autor« seiner persönlichen Biografie
Biografische Krisen als Aufwach- und Wachstumserlebnis
Die Krise als Sprache des höheren Ich
Übergänge und Krisen in der Kindheit und Jugend
Wendepunkte in der Biografie
Von der Abhängigkeit zur Autonomie:
Trotzalter, Zahnwechsel und 9. Lebensjahr
Stürmische Zeiten:
Vorpubertät, Pubertät und Adoleszenz
Endlich erwachsen:
Die Ich-Geburt mit 21 Jahren
Zwischen Sinn und Routine:
Die Jahre zwischen 21 und 35: Weichenstellungen – Sackgassen – Befreiungsschläge
Auf der Gipfelhöhe des Lebens:
Die Jahre zwischen 35 und 42 – Midlife-Krise
Aufbruch zu neuen Ufern:
Die 40er-Jahre – Marsphase
Herbst in der Biografie:
Die Jahre um 50 – Jupiterphase
Das Wesentliche erkennen und vom Unwesentlichen trennen:
Die Jahre von 56 bis 63 – Saturnphase
Das Steuer übergeben und zu eigenen Ufern aufbrechen:
Die Jahre von 63 bis 70
Wie auf Adlers Schwingen der untergehenden Sonne entgegen:
Die 70er-Jahre und was danach kommt
Metamorphose und polarer Ausgleich in der Biografie
Mit dem Schatten unterwegs – Doppelgängerwirkungen in der Biografie
Behinderung in der Biografie – Am Leben gehindert sein
Krankheit und Tod in der Biografie
Danksagung
Anmerkungen
Literatur
Bildnachweis
Impressum
Newsletter
Der Mensch als »Autor«
seiner persönlichen Biografie
Die Biografie, der persönliche Lebenslauf, ist das Kostbarste und ganz Einmalige, das jeder Mensch in sich trägt. Unser Lebensmanuskript, dessen Inhalt von uns, unseren Eltern und den vielen anderen Begegnungen und Erfahrungen handelt und das wir im täglichen Leben immer wieder neu auf der Lebensbühne zur Inszenierung bringen, besteht aus verschiedenen Kapiteln. Je nach unserem Lebensalter und den Lebenserfahrungen kommen sie in drei großen Akten zur Aufführung.
Das Besondere daran ist, dass wir auf der Lebensbühne mehrfach vertreten sind: als Regisseur, als Dramaturg, als Bühnenbildner, als einzelne Schauspieler und zu guter Letzt auch als der Zuschauer.
Der erste Akt ist die Zeit unserer Kindheit und Jugend, in der sich unser Körper aufbaut und entwickelt, was in unmittelbarem Zusammenhang mit unserer Umgebung steht. Welche Bedingungen bringe ich mit? Wie ist meine konstitutionelle Beschaffenheit, wie meine Temperamentsanlage? Es ist ein Unterschied, ob ich die »Welt« mehr als ein melancholisch geprägtes Wesen wahrnehme oder mehr cholerisch oder phlegmatisch geprägt.
Welche Menschen haben an meiner Erziehung mitgewirkt? Konnte ich Vorbilder erleben, die ich nachgeahmt habe?
Sinneswahrnehmungen, Gewohnheiten, Rhythmus im Lebensalltag und Stimmungen in der Umgebung legen das Wurzelwerk für Gesundheit und Krankheit und das Soziale im späteren Leben. Durch das Beispiel von Eltern und Erziehern bilden sich negative und positive Gesten sich selbst und anderen Menschen gegenüber.
Welche Schicksalserfahrungen gehören in die Kindheit, die vielleicht für Schadstellen an den Wurzeln gesorgt haben? Als Kind in der Kriegszeit aufgewachsen zu sein, in der Fliegeralarm die Umgebung in Angst und Schrecken versetzt oder Flucht zu einer Trennung von den Eltern geführt hat, bedeutet oft im späteren Alter, sich mit den Folgen auseinandersetzen zu müssen. Eine Scheidung der Eltern ist ein existenzieller Verlust, der bis in die Leiblichkeit hinein zum Ausdruck kommen kann. Bauchweh, Schlafstörungen oder sich besonders für einen Elternteil anzustrengen sind Phänomene, die eine Biografie tief zeichnen können.
Wie viel Freiheit oder Grenzen, aber auch Fürsorge und Anteilnahme habe ich in der Zeit des Heranwachsens erfahren? Wie wurde mit meiner Intimsphäre umgegangen?
In der Pubertät beginnt die Biografie eine mehr und mehr persönliche Handschrift zu bekommen, der Jugendliche will und muss sich von den Eltern und Erziehern lösen, um nun seine sich öffnende Seele am Du, an der Welt zu erfahren. Das Tor hin zum anderen Geschlecht wird durchschritten.
Der zweite Akt beginnt mit dem Erwachsensein und endet um das 40. Lebensjahr. Der Regisseur setzt das Lebensmanuskript tastend in Szene, auf der Bühne des Lebens wird es lebendiger. Wir begeben uns mit unserer Seele weit hinaus, vergleichbar mit dem Stängel und den Blättern einer Pflanze, um dort Erfahrungen sammeln zu können, die sich in einer Knospe ballen, um später blühen, reifen und Früchte tragen zu können.
Zwischen 20 und 40 lernen wir unser Innenleben individuell umzubilden und zu beherrschen. Verschiedenste Darstellungen werden als Schauspieler selbst übernommen, um dann in zunehmender Freiheit alte Rollen abzulegen und beruflich und gesellschaftlich Ideale zu verwirklichen. Viele Beziehungen münden nun in Familien. Zunehmend findet die Entwicklung des persönlichen Bewusstseins zum Zwecke eines inneren Ordnungschaffens statt.
Diese Zeit, meist um die Lebensmitte, geht oft mit Lebensfragen einher, die einen unmittelbaren Bezug zum ersten Akt haben können. Gerade im Beziehungsleben kommt es zu Situationen, in denen sich unsere Erfahrungen mit den eigenen Eltern widerspiegeln und die von uns neu gestaltet werden wollen.
Aber auch Begegnungen anderer Art können uns so herausfordern, dass sie eine seelische Krise zur Folge haben. Diese beinhalten immer einen Aufforderungscharakter, an sich etwas wahrzunehmen und zu ändern.
So wird das Leben selbst unser Erzieher – der Edelstein wird geschliffen, um im dritten Akt in seiner Klarheit und individuellen Schönheit zum Vorschein zu kommen.
Dieser Prozess ist oft schmerzhaft, und leicht stößt man mit seiner eigenen Biografie an Grenzen, die alleine nicht aufgehoben werden können. Hier setzt dann die Biografiearbeit als »seelisch-geistige Geburtshilfe« an und unterstützt den Menschen darin, seine »ganz persönliche Blüte« zu entfalten.
Je älter wir werden, desto mehr nähern wir uns der geistigen Seite unserer Biografie, dem Bedürfnis, in unserem Denken, Fühlen und Handeln immer authentischer mit uns selbst und mit unserem geistigen Urbild zu werden. Im Lebensmanuskript müssen nun Anfang, Mitte und Ende zusammengebracht werden, damit es zu einem Abschluss kommen kann.
Nicht selten muss der Protagonist in dieser Lebensphase noch einmal verstärkt an sich arbeiten. Er wird zum Zuschauer seines eigenen Stückes. Alle Unebenheiten in der Persönlichkeit sind beim Schleifen des Edelsteins hervorgetreten und wollen nun erkannt und geglättet werden. Oft gelingt es an dieser Stelle, den Zusammenhang der verschiedenen Akte zu erhellen, sodass ein Verständnis und eine Dankbarkeit gegenüber der eigenen Biografie und dem oft weisheitsvollen Wirken darin entsteht und der letzte Schliff getan werden kann.
Biografische Krisen als Aufwach- und Wachstumserlebnis
Die Krise als Sprache des höheren Ich
Ruth P. kommt auf Anraten ihres Arztes zu einem Erstgespräch in die Biografiearbeit. Seit geraumer Zeit leidet sie unter Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Sie ist seit einem halben Jahr arbeitslos, da der Betrieb aus finanziellen Gründen Stellen reduzieren musste. Sie hat seit zwölf Jahren als Sekretärin dort gearbeitet, war zwar öfter mal unzufrieden, hatte sich aber mit dieser Arbeitsstelle arrangiert. Die Kündigung habe sie wie ein Schlag getroffen, betont sie in unserem Gespräch und ringt mit den Tränen. Aber das sei ja nun schon ein halbes Jahr her. Fragend und etwas verzweifelt schaut sie mich an.
Wer kennt sie nicht, die Krise, die einem von heute auf morgen den Boden unter den Füßen wegzuziehen droht. Manchmal ist die Sprache laut und deutlich: eine Kündigung des Arbeitsplatzes wie bei Ruth, eine schwere Krankheit, die Trennung von einem Partner oder der Verlust eines Menschen durch Tod. Aber auch andere bedeutsame Ereignisse im Lebenslauf, wie eine herausragende Begegnung mit einem Menschen, eine Heirat oder die Geburt eines Kindes, können plötzlich unseren Alltag verändern und eine Krise auslösen. Nicht selten vollzieht sich der Weckruf auch leise im eigenen Inneren, unmerkbar für die Außenwelt.
Wir