Die Beziehungsformel: Endlich glücklich lieben
Von Monika Wogrolly
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Über dieses E-Book
"Nichts prägt Persönlichkeit und Schicksal des Menschen mehr als seine Beziehungen. Das Buch analysiert gelungene und fehlgelaufene Entwicklungen und warnt vor unzähligen Beziehungsfallen.
Vor allem aber zeigt es konkrete Lösungen. Das von Psychotherapeutin Monika Wogrolly meisterhaft und unterhaltsam geschriebene Buch ist mehr als ein Ratgeber. Es spiegelt unsere Beziehungsmuster, gibt Einblick in bewusstes oder unbewusstes Beziehungsverhalten und zeigt Wege aus Beziehungskrisen." (Prof. Dr. Reinhard Haller)
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Buchvorschau
Die Beziehungsformel - Monika Wogrolly
2017
FRAGEN UND ERKENNEN
„Es sind oft die Gedanken, die mich in der Wahrnehmung einengen, und nicht die wirklichen Verhältnisse, die mich blockieren."
E-Mail von Marina K. (32), über ihr Selbstbild in der „Opferrolle"
„Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit. Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken."
Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus/Logisch-philosophische Abhandlung
Welcher Beziehungstyp bin ich?
Wenn wir im Alltag von Beziehungen sprechen, denken wir aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst an Partnerschaft und Liebe. Aber Beziehungen sind mehr als Liebesbeziehungen. Beziehungen machen unser Leben aus. Wie wir uns selbst sehen und die Welt erfahren, hängt von der Art ab, wie wir in Beziehung zu uns selbst und zu anderen stehen. Sagen wir über jemanden: „X ist mein Freund und für mich da …", bringt das unsere wertschätzende Beziehung zu X zum Ausdruck. Ebenso, wenn wir eine Person verfluchen oder ablehnen, drückt das etwas über unsere Beziehung zu ihr aus. Jeder Beziehungsabbruch setzt eine vorher da gewesene Beziehung voraus. Schon im Mutterleib sind wir in Beziehung. Es gibt unterschiedliche Beziehungsinhalte, je nach dem dahinterstehenden Wunsch oder Motiv.
Es lassen sich verschiedene Arten von Beziehungen unterscheiden: die Beziehung zu sich selbst und zum Körper, die Beziehung zur Umwelt, zu den Menschen und die Beziehung zu Gegenständen, die Beziehung zu Krankheiten und Befindlichkeiten, die Beziehung zu den eigenen Gedanken und Gefühlen, die Beziehung zum Beruf und die Beziehung zu Tieren sowie viele andere mehr. Eine sexuelle Beziehung ist zu einer Beziehung zwischen Arzt und Patient oder einer beruflichen Beziehung zwischen Arbeitskollegen grundverschieden.
Das Wesen der Beziehung ist die Bezogenheit, die Intentionalität. Darin steckt „Intention" für Absicht. Die Bezogenheit ist das Verhältnis zwischen den Beziehungsparteien: Diese können einander auf einer gleichwertigen Ebene als Subjekt und Subjekt (Hans + Maria = Subjekt + Subjekt) oder auf einer ungleichwertigen Beziehungsebene als Subjekt und Objekt begegnen (Hans + Maria = Subjekt + Objekt): Auf Augenhöhe, wenn die Beziehungsparteien gleichwertig sind, oder autoritär und asymmetrisch, wenn sie ungleichwertig aufeinandertreffen.
Um herauszufinden, welcher von den drei nun folgenden Beziehungstypen wir in einer Partnerschaft oder auch in der Beziehung zu uns selbst sind, ziehen wir bestimmte Beziehungsmuster heran und stellen uns folgende Fragen:
•Wie ist unser Umgang mit uns selbst?
•Wie betrachten wir uns selbst?
•Mit welchen Eigenschaften würden wir uns
einem Fremden gegenüber beschreiben?
•Worauf – auf welche Eigenschaften, die wir an uns finden – können wir in unserer Selbstbeschreibung auf gar keinen Fall verzichten?
•Wie ist unser Umgang mit anderen: Neigen wir dazu, uns für andere oder auch im Beruf aufzuopfern?
•Was sind unsere Werte, wofür leben wir?
•Was verleiht unserem Selbstbewusstsein Auftrieb?
•Wodurch wird unser Selbstwertgefühl bedroht?
Immer mehr Menschen opfern sich für Beruf, Familie, ja, sogar ihr Hobby auf. Sie neigen dazu, ihre Grenzen nicht nur zu missachten, sondern so lange zu ignorieren, bis sie sich in ihrem Tun verlieren und irgendwann böse erwachen: Der Beziehungstyp des Opfermenschen nimmt immer mehr zu. Der klassische Opfermensch spürt sich nicht mehr und verliert das gesunde Gefühl dafür, wann es genug ist. Sein Einsatzwillen und seine Leistungsbereitschaft überfordern ihn, sie tragen aber sein Selbstwertgefühl: Ist er nicht wie gewohnt zu Höchstleistungen fähig, katapultiert dieser Missstand den Opfermenschen in den Keller der Wertlosigkeit. Fatalerweise ist es alles andere als einfach, aus diesem Hamsterrad des Leistungsdenkens auszusteigen. Es gelingt nur nach einem bewussten Entschluss des Opfermenschen, sich selbst künftig mit Achtsamkeit, Respekt vor den eigenen Grenzen der Belastbarkeit und Wertschätzung zu begegnen, anstatt sich kopflos und gnadenlos auszubeuten. Hinter dem Opfermenschentum steckt das (in der Kindheit und Jugend zu wenig oder gar nicht gestillte) Bedürfnis nach Lob, Anerkennung und Aufmerksamkeit, wobei es dem Opfermenschen davon nie genug sein kann.
Dem Beziehungstyp des Konsummenschen entsprechen alle, die andere ausbeuten und sich nichts dabei denken. Konsummenschen machen sich keinen Kopf, wie es anderen mit ihnen geht. Ihr Ziel ist einzig und allein ihre permanente Bedürfnisbefriedigung. Davon bekommen sie nie genug, denn ihre Bedürftigkeit ist schier unermesslich wie ein Fass ohne Boden. Kommen Opfermenschen und Konsummenschen zusammen, entsteht eine Subjekt + Objekt-Beziehung, da der Konsummensch es nicht schafft, eine gleichwertige Beziehung zu führen, und der Opfermensch sich von vornherein aufopfert und die Objektrolle einnimmt. Wenn Person X dem Beziehungstyp des Konsummenschen angehört, kann X nur auf eine Person Y reagieren, die sich diesem Verhalten anpasst und unterwürfig ist. Alles andere (etwa eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe) würde das Selbstbild von Person X infrage stellen und ihr Selbstwertgefühl untergraben.
Ein weiterer Beziehungstyp ist der Partnermensch. Wer so tickt, legt Wert auf Beziehungen auf Augenhöhe. Chefs, die diesem Beziehungstyp angehören, oder Promis verblüffen immer wieder mit ihrer unkonventionellen Art, zeigen keine Allüren und sind bei Mitarbeitern und Fans beliebt. Man sagt über sie, dass sie normal geblieben und nicht abgehoben sind.
Grundsätzlich kann jeder von uns einer oder mehreren der genannten Beziehungstypen angehören. Natürlich existieren auch Mischformen und ist es möglich, dass jemand jahrelang ein Opfermensch war und sich dann durch eine glückliche Persönlichkeitsentfaltung zu einem Partner-menschen entwickelt.
Am Anfang war Beziehung
Beziehungen sind ein Dauerbrenner: Um sie drehen sich die Weltpolitik, das „Miteinander-Können oder Nicht-Können" von Staatsmännern, der Umgang zwischen Mensch, Maschine, Umwelt und Tier. Der Triumph von Donald Trump wäre ohne Beziehungssystem der sozialen Netzwerke nicht möglich gewesen, ohne unmittelbaren Beziehungsaufbau und Einflussnahme auf Follower über Twitter & Co. Gerade eine narzisstische Persönlichkeit legt Wert auf Beziehungen, um die eigene Größe auf einer ungleichen Beziehungsebene bestätigt zu finden. Künstler und Denker aller Zeitalter beschäftigen sich mit verborgenen Schnittmustern unseres Verhaltens. In Kriegen geht es um Beziehungskrisen und Konflikte, Missverständnisse und Unterstellungen so wie im aktuellen Flüchtlingsdrama und in der Liebe.
Blicken wir auf klassische Werke der Weltliteratur oder nach Hollywood, treffen wir überall auf das Beziehungsthema. In Arthur Schnitzlers „Traumnovelle setzen sich in den Zwanzigerjahren die Beziehungen wie in einem Labyrinth fort, ebenso wie im daran angelehnten Hollywood-Erotikdrama „Eyes Wide Shut
von 1999. Ähnlich verlinken sich 1809 in Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften, 1920 in Arthur Schnitzlers Bühnenstück „Reigen
und 1888 in Theodor Fontanes Roman „Irrungen, Wirrungen Menschen in Beziehungen. Der Philosoph Martin Heidegger bezeichnete das Dasein als „In-Sein
und meinte damit, Beziehungen nicht zu entkommen, im Leben immer in Beziehung zu sein. Auch in Martin Bubers philosophischer Schrift „Ich und Du geht es um Beziehungen: Das Ich entsteht erst in der Beziehung zu einem Du. „Durch dich erlebe ich mich neu
, schrieb eine verliebte ältere Dame an ihren viel jüngeren Facebook-Freund, dem sie nie real begegnet war, aber seit zwei Jahren täglich „mit ihm schrieb, so der Jargon der sozialen Netzwerker, und ihn nach ihrer Unterleibsoperation im Aufwachraum noch vor ihrer Familie per Messenger informierte, dass alles gut gelaufen sei. Im Kinoklassiker „Pretty Woman
dreht sich alles um Beziehungen. War Julia Roberts als Prostituierte in der untergeordneten Objektrolle, wurde sie von Richard Gere mit den Zutaten Verliebtheit, Wertschätzung und seiner Kreditkarte (= Vertrauen) auf eine gleichwertige Beziehungsebene gehoben.
Beziehungen bestimmen unser Denken und Handeln. Auch wie wir uns selbst erleben, hängt von unserer Beziehungskultur ab. Liebende sind die Beziehungsmenschen schlechthin. Es gibt auch Beziehungsopfer. Das sind häufiger Menschen des passiven Beziehungstyps, also jene, die sich in einer Beziehung aufgeben und verlieren, darin auflösen und verschwinden. Beziehungslosigkeit macht krank und kann tödlich enden. Säuglinge, denen die zwischenmenschliche Fürsorge und Wärme entzogen wird, sind verloren. Unsere verborgene Beziehungsformel zu erkennen und zu knacken sowie unsere „innere Programmierung" in ihre Bestform zu bringen, ist das Anliegen dieses Buches.
Die häufigsten Beziehungsformeln
In tausenden Therapiesitzungen in Klinik und Privatpraxis traf ich auf sie – die häufigsten Beziehungsformeln unserer Zeit. Irgendwann ergab sich daraus der Wunsch, meine Erkenntnisse aufzuschreiben und anderen damit Mut zu machen, Wege von der Pseudobeziehung zur Beziehungsfähigkeit zu finden und keinen Tag länger auf ihr persönliches Glück zu verzichten. Wir wollen uns in konkreten Fallbeispielen die häufigsten Beziehungsformeln unserer Zeit näher ansehen.
Als Psychotherapeutin hatte ich Gelegenheit, bei alle sechs Wochen wechselnden Patientengruppen aus jeweils zwölf Personen in einer psychiatrischen Rehaklinik eine Schnittmenge aller Beziehungsformeln zu finden. Bei allen Patienten gab es einen gemeinsamen Nenner: Ganz gleich, ob Reinigungskraft, Ärztin, Anwalt, Generaldirektor oder Frührentnerin, alle hatten sie einen prall gefüllten Terminkalender, eine endlose To-do-Liste und vor allem eines nicht: Zeit. Jeder war vor seiner Krise ständig abrufbar, belastbar, hilfsbereit, vernetzt und online. Sobald sie es nicht waren, setzten Schuldgefühle ein oder begann ein unbarmherziger „innerer Kritiker" ihr Verhalten als Versagen abzuwerten. In ihren Beziehungen hatten sie vor allem eines gelernt: Dass ihr Wert, damit einhergehend ihr Selbstbild – die Beziehung zu sich selbst –, von ihrer Leistungsfähigkeit abhing.
Die Beziehungsformel „Ich habe nur Wert durch Leistung entspringt der gesellschaftlichen Entwicklung und lässt sich in weitere Beziehungsformeln unterteilen: in die Beziehungsformel mangelnder Abgrenzung und des Unvermögens, „Nein zu sagen ohne schlechtes Gewissen
; in die Beziehungsformel des Perfektionismus, nicht gut genug zu sein; in die Beziehungsformel der Bindungsangst, niemandem vertrauen zu können; und schließlich in die Beziehungsformel des sozialen Rückzuges und der emotionalen Verrohung, wenn man den Kontakt zu den Menschen, zu sich selbst und seinen Gefühlen nahezu unmerklich aufgibt. Ebenso könnte man die Beziehungsformeln als die Irrtümer der Menschheit im Hochtechnologie-Zeitalter, Selbstmord auf Raten und Verbrechen an sich selbst bezeichnen.
Denn nach außen hin wollen Opfermenschen mit ihrer grenzenlosen Einsatz-, Leistungs- und Liebesbereitschaft nur das Beste. Sie verlangen nach der perfekten Liebe, dem perfekten Job und der perfekten Freizeitgestaltung. Nebenbei möchten sie es ihrem Arbeitgeber, der Verwandtschaft und sich selbst hundertprozentig recht machen. Sie wollen geliebt werden, so wie sie selber zu lieben bereit sind. Diesen Beziehungsformeln gemäß zu leben, führt jedoch nicht zum erwünschten Ziel, sondern unweigerlich zum Zusammenbruch. All diese geheimen Formeln bewirken in jeder Beziehung eine Verunsicherung. Das Gute daran ist: Die Menschen in den Fallbeispielen sind zu sich selbst unterwegs. In der Krise tun sie das Richtige: Sie nehmen Hilfe in Anspruch. Es bedarf des Mutes und der bewussten Entscheidung, einen neuen Weg einzuschlagen. Den Weg geht jeder Mensch selbst und aus eigener Kraft, weshalb es keine Schande sein darf, sich dabei unterstützen zu lassen.
Was macht eine Psychotherapeutin?
Als Psychotherapeutin bin ich Wegbegleiterin, Impulsgeberin, Bergführerin, aber nicht Herkules, der den Ratsuchenden auf den Schultern trägt. Psychotherapie kann Mut machen, alte Trampelpfade zu verlassen. In den Fallgeschichten in diesem Buch geht es nicht um ein voyeuristisches „Was es nicht alles gibt!". Es geht um die Erkenntnis, welche verborgenen Beziehungsformeln uns blockieren, und um die Bewusstmachung, was sie bewirken und woran unsere Gesellschaft am meisten krankt. Und schließlich geht es für uns alle um die Entscheidung, aus der Komfortzone gewohnten Verhaltens und Denkens herauszutreten, um unsere belastende Beziehungsformel in ihre Bestform zu bringen.
Das bedeutet einige Mühe, kostet Zeit und ist aufregend. Aber es lohnt sich, denn es geht um viel – um ein stabiles Selbstwertgefühl und ein erfülltes Beziehungsleben. Wir wollen alles tun, aus dem gewohnten Trott zu erwachen und die für uns bestmögliche Beziehungsformel zu entwickeln, um glücklich zu leben und zu lieben.
Die Beziehungsformel – Fluch oder Weissagung?
Eine Formel kann eine Gleichung sein, die aufgeht, ein Kochrezept, das uns gelingt, eine Handlungsanweisung, die uns erfolgreich macht, doch auch eine bestimmte Methode oder Technik, verschiedene Meinungen auf einen Nenner zu bringen. Worauf wir vielleicht nicht gleich kommen, sind unsere Gedanken. Diese sind schließlich frei. Aber mal ehrlich: Können wir uns da sicher sein? Warum denken wir, wie wir denken, gut oder schlecht über uns und andere? Warum sehen wir die Dinge, wie sie für uns sind? Woher kommen unsere Meinungen und Bewertungen? Unser Wertesystem? Unser Glauben und unsere Ziele und Wünsche? Unsere Gedanken sind unbekannter Herkunft. Denn oft wissen wir gar nicht, warum wir so denken, fühlen und handeln, wie wir es eben tun. Warum manche von uns fast immer glückliche Entscheidungen treffen, nach der Devise: „Na klar bin ich befördert worden, etwas anderes war gar nicht denkbar, während andere ihr Scheitern als vorprogrammiert ansehen, nach dem Motto: „Hab ich’s mir doch gleich gedacht, dass ich das nicht schaffe.
Unsere Gedanken folgen bestimmten Mustern, inneren Fahrplänen. Wiederkehrende Gedanken sind wie der Refrain in einem Lied und verlaufen formelhaft. Gut möglich, dass sie sich in unserer Kindheit und Jugend wie Flüsse ihren Weg gebahnt haben, die vorgezeichneten Bahnen auch später nicht übertreten, wenn wir erwachsen sind und belastende Gedankenmuster hinter uns lassen könnten. Versucht man einen Fluss umzuleiten, kommt es zu Überschwemmungen. Darum bleibt unser Denken lieber in bewährten Bahnen. Unsere Beziehungsformel ist etwas, das unser Selbstbild im besten Fall stützt, im schlechtesten Fall die Beziehung zu uns selbst blockiert und stört. Letztendlich verleiten uns diese formelhaften Glaubenssätze im besten Fall zu Glücksgriffen im Leben, im schlechtesten Fall zu Fehlentscheidungen. Dabei gibt es nicht nur gute, nicht nur schlechte Gedanken. Unsere Beziehungsformeln treiben im Tümpel des Unterbewusstseins. Sie beeinflussen, was wir denken und tun, wie wir uns selbst und die Welt sowie andere Menschen bewerten. Darum stehen Beziehungsformeln im Brennpunkt dieses Buches. Sie verleihen uns die zündenden oder hemmenden Impulse. Immer gibt es eine zentrale Beziehungsformel. Um sie dreht sich unser Leben, unser Schicksal, unser Glück: Wer wir sind, wie wir uns fühlen, was wir tun und wie wir uns selbst und unsere Beziehungen erleben.
Von antiken Philosophen wie Sokrates lernen wir, Fragen zu stellen – ohne sie gleich beantworten zu müssen. In einer Psychotherapie, aber auch in jedem guten Gespräch finden wir heraus, dass es schon wohltuend ist, etwas auszusprechen, unabhängig davon, ob wir Lösungen und Antworten haben. Wir erholen uns von Enttäuschungen und Kränkungen, indem wir in Worte fassen und sichtbar machen, was zuvor wie ein versunkenes Schiffswrack auf dem Grund unserer Seele lag.
Vor dem Hintergrund des bisher Gesagten wollen wir uns kritisch nach unserem Selbstwert fragen:
•Wird unser Selbstwert davon bestimmt, wie wir von anderen gesehen und bewertet werden?
•Wird unser Selbstwert davon bestimmt, es allen Menschen recht zu machen, immer belastbar zu sein – in einem leistungsbezogenen „Vollgas-Modus"?
Sollten wir auf diese Fragen ein „Na ja auf den Lippen haben, ist es an der Zeit, etwas zu ändern. Der Verdacht liegt nahe: Eine unbewusste Beziehungsformel engt uns ein und beschneidet unsere Freiheit. Sie sollte uns schnellstmöglich bewusst gemacht, wie ein baufälliges Gebäude gesprengt und neu aufgebaut oder generalsaniert werden. Denn sie ist der Motor in unserem Inneren. Sie bestimmt unser Selbstbild, unsere Leistungsfähigkeit, unseren Charme, unsere Beziehungsfähigkeit. Unser materialistisches Weltbild bedingt, dass wir den Körper sachlich erleben und zu ihm in einer distanzierten Beziehung stehen. Mehr und mehr wird der menschliche Körper zu einem Gebrauchsgegenstand, Accessoire, Besitzstück, Prestigeobjekt oder reparaturbedürftigen Objekt, das optimiert und korrigiert werden kann. Wir sollten unseren Körper aber nicht versachlichen wie einen Computer oder ein Auto. Wann immer es sprachlich geschieht und wir beispielsweise von unserer „Festplatte
sprechen oder vom „Abspeichern von Gedanken", kann das nur spielerisch gemeint sein. Uns muss dabei bewusst sein, dass wir mehr sind als die Funktion biochemischer Prozesse unseres Gehirns.
Das Wichtigste über Beziehungsformeln ist im Folgenden kurz zusammengefasst:
•Jedes Leben dreht sich um eine oder mehrere verborgene Beziehungsformeln.
•Wie wir uns selbst bewerten, beruht zum guten Teil auf etwas, das wir als „Beziehungsformeln" bezeichnen.
•Beziehungsformeln sind Glaubenssätze, die uns stärken und motivieren – oder uns wie Gewichte hinunterziehen, wie missglückte Tätowierungen verunstalten, wie Flüche verfolgen können.
•Beziehungsformeln sind meist unbewusst und maßgeblich bestimmend für Selbstwertgefühl, beruflichen Erfolg, Glück oder Unglück in der Partnerschaft.
•Beziehungsformeln bedingen, ob wir als Singles oder in einer Lebensgemeinschaft leben.
Eine Beziehungsformel ist eine unbewusste Überzeugung, in ihrer unglücklichsten