Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Lebenserfahrungen
Lebenserfahrungen
Lebenserfahrungen
eBook185 Seiten2 Stunden

Lebenserfahrungen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Erfahrungen leuchten dem Menschen, wie die Sterne, erst am Abend.

Es hat ein Leben mit allen Höhen und Tiefen gebraucht, um diese Erfahrungen zu verfassen. Erfahrungen, in denen es um das größte Glück geht, das man erleben kann: die Liebe. Aber auch um großes Leid, das das Schicksal dann bereithält, wenn man es nicht erwartet. Leben und Sterben - zwischen diesen beiden Polen hat ein Leben stattgefunden, das es zu meistern gegolten hat, das man je nach Standpunkt als schicksalhaft schrecklich oder als himmlisch schön empfinden kann. Das Schöne dieser Erfahrungen sei zur Nachahmung empfohlen, das Schreckliche nur zum Hinnehmen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum26. Juni 2023
ISBN9783757857141
Lebenserfahrungen

Ähnlich wie Lebenserfahrungen

Ähnliche E-Books

Biografien / Autofiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Lebenserfahrungen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Lebenserfahrungen - Rinus Ritter

    für Anna

    kein Weg führt nur in eine Richtung

    um einen Menschen zu lieben,

    muss man ihn nicht voll und ganz verstehen;

    es genügt,

    ihn voll und ganz anzunehmen

    Inhaltsverzeichnis

    Zwei Vorworte: Zu diesem Buch

    Teil I: Reifung

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Adoleszenz

    Teil II: Aufbruch

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Antworten des Schicksals

    Teil III: Leben und Sterben

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Zwei Vorworte

    Zu diesem Buch

    Es existieren unvorstellbar viele Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben gesammelt haben oder haben sammeln müssen, von denen nie etwas bekannt geworden ist. Manche haben ihre Erfahrungen weitergeben können, ihren Kindern oder Enkelkindern. Andere haben den Mut gefunden, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Beim Niederschreiben erlebt man oft, dass das, was aus der Feder fließt, nicht nur der Erinnerung dient, sondern auch der Bewältigung und dem Schließen eines Friedens. Denn das Schicksal weist uns manchmal merkwürdig gewundene Wege, Wege, die wir oft nicht verstehen. Mit dieser Niederschrift möchte ich jene Erfahrungen festhalten, die Anna und ich haben sammeln müssen, um ihre Bedeutung für unser Leben zu beschreiben und um sie nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen.

    Vor über sechzig Jahren sind Anna und ich einander begegnet, haben uns ineinander verliebt und eine Familie gegründet. Wie wir zusammengefunden haben, wie es unserer Familie ergangen ist und welche Rolle das Schicksal dabei gespielt hat, davon möchte ich berichten. Die Erinnerungen an jene Erlebnisse und Erfahrungen, die unser Leben geprägt haben, sind in drei Teile gegliedert. In einem ersten Teil ‚Reifung‘ beschreibe ich meine Jugenderfahrungen. Darin räume ich jener Rolle, die Mädchen bei meinem Erwachsenwerden gespielt haben, einen besonderen Raum ein. Im zweiten Teil ‚Aufbruch‘ versuche ich, mit Hilfe später gefundener Aufzeichnungen das Erwachsenwerden jenes wunderbaren Menschen festzuhalten, mit dem ich fast mein ganzes Leben habe teilen können. Im dritten Teil ‚Leben und Sterben‘ erzähle ich von den beiden Polen Glück und Trauer, zwischen denen meine Familie ihren Weg in eine ungewisse Zukunft gesucht und vielleicht auch gefunden hat.

    Jetzt im Alter von dreiundachtzig Jahren, einem Alter, in dem ich das Gefühl habe, wie andere Gleichaltrige auch mein Leben hinter mir zu haben, blicke ich auf ein Schicksal zurück, das es im ersten Lebensabschnitt gut mit mir gemeint hat. In einem Lebensabschnitt, in dem meine Gefühlswelt sich in einer Weise entwickeln konnte, die mich befähigt hat, die ‚richtige‘ Partnerin zu finden und mit ihr zusammen eine lebenslange glückliche Reise antreten zu können. Eine Reise, auf der das Schicksal es jedoch schon zu Beginn des zweiten Lebensabschnitts keineswegs gut mit uns gemeint hat. Mein Blick zurück wird jedoch kein anklagender Blick oder ein Rückblick im Zorn sein, im Zorn auf die vielen unverschuldet über meine Familie und auch über mich hereingebrochenen Unglücke. Es werden auch keine Fragen aufgeworfen wie ‚was wäre, wenn ...‘, wenn das Schicksal es gnädiger mit uns gemeint hätte. Dann hätte aus diesem Buch ein Roman werden können. Mein Rückblick wird der Blick auf ein Leben sein, wie es eben vorkommen kann ...

    Neben Erinnerungen an ein mit unerwarteten Schicksalsschlägen angefülltes Leben enthält dieses Buch auch sehr persönliche Erinnerungen an Annas und meine Gefühlswelt als Jugendliche, als Studenten, als zweiundfünfzig Jahre lang äußerst glücklich verheiratete Menschen, als gemeinsam alt gewordene Eltern und Großeltern. Anna ist die Liebe meines Lebens gewesen; ich habe nie einen liebenswerteren Menschen kennen gelernt.

    Was wir in unserer Jugend nicht gewusst haben: welche Bedeutung die Sexualität des Menschen für das Entwickeln einer Beziehung und für deren Scheitern hat. Es ist einfach nicht darüber geredet worden, selbst nicht in Beziehungen, die Jahrzehnte überdauert haben. Dennoch ist schon vor über sechzig Jahren Sexualität für uns etwas gewesen, was uns natürlich abenteuerlich, aber auch selbstverständlich erschienen ist und ein Leben lang angehalten hat. Deshalb möchte ich in einem zweiten Vorwort diese Erinnerungen jener Art entgegenhalten,

    wie heute über Sexualität geredet wird.

    Gerade habe ich Gelegenheit gehabt, einem Informationsteil und der nachfolgenden Diskussionsrunde zum Thema Sexualität in jedem Lebensalter und der Frage nach dem sogenannten ‚perfekten Sex‘ zuhören zu können. Die Runde hat aus bekannten Personen bestanden, die gerade an diesen Themen forschen: einer Sexualtherapeutin, einer Soziologin und einem Mediziner. Die Leitung dieser Runde hat in den Händen eines sachkundigen Moderators gelegen. Es ist um das Sexualverhalten in der heutigen Zeit und um die Frage gegangen, worin die Ursachen erkennbarer Probleme zwischen Sexualpartnern bestehen könnten; ob sie eher genetisch und durch das biologische Altern bedingt oder ob sie eher in den starken Veränderungen unserer Lebensumwelt zu suchen sind. Die Soziologin forscht zu den gesellschaftlichen Folgen der sexuellen Umwälzungen, die vor über fünfzig Jahren eingesetzt haben sowie der danach massiv wachsenden Bedeutung des Internets und der sogenannten sozialen Medien, die einen noch weitgehend unbekannten Einfluss auf das Sexualverhalten der Menschen haben. Der Mediziner fragt unter Nutzung der Resultate moderner Gehirnforschung, welchen Einfluss Hormone, Ernährung, Gesundheit und Alter auf die Ausprägung der Libido haben. Die Sexualtherapeutin steuert Fallbeispiele aus ihrer Praxis bei, die beleuchten, welcher Art die Probleme sind, von denen Klienten berichten, die bereit sind, über ihre Wünsche und die Ursachen ihres Beziehungsfrusts zu sprechen. Ein weiterer aktueller Anlass dieser Diskussionsrunde sind die bis jetzt zu beobachtenden Folgen der Corona-Lockdowns auf das individuelle Sexualverhalten.

    Diese Veranstaltung hat bei mir in mehrfacher Hinsicht zwiespältige Gefühle hinterlassen. Erfreulich ist, wie offen und selbstverständlich über Sexualität, Lust und Intersexualität gesprochen und auf welche Weise das, was unter ‚gutem Sex‘ verstanden werden kann, thematisiert wird. Für viele ältere Menschen wie mich, für die Sexualität in ihrer Jugendzeit ein verschlossenes Buch gewesen ist, sicher aber auch für manchen jungen Menschen heute ist eine solche Gesprächsrunde insofern gewöhnungsbedürftig, als es noch keineswegs selbstverständlich ist, in dieser Weise über Sex zu sprechen. Denn so recht mag man sich mit diesem Thema noch nicht anfreunden, vielleicht weil man sich dabei ertappt fühlt, nicht ähnlich sachlich und kühl über die (eigene?) Sexualität reden zu können. Denn diese neue Normalität des selbstverständlichen Redens über sexuelle Verhaltensweisen birgt die Gefahr, in einer irgendwie mechanischen, irgendwie seelenlosen Weise über etwas zu sprechen, was die meisten Menschen in ihrem innersten Gefühlsleben berührt. Als kundiger Zuhörer wird man sich auch fragen, wie die Teilnehmer einer solchen Gesprächsrunde selbst zu dem stehen, worüber sie reden.

    Erfreulich ist auch, wenn davon gesprochen wird, dass Sexualität und Lust keineswegs mehr etwas ist, was unterdrückt gehört, wie das vor gar nicht langer Zeit noch verkündet worden ist. Sexualität ist etwas, was uns von frühester Kindheit an bis ins hohe Alter begleitet, ist etwas, was uns Menschen in jeder Lebensphase glücklich machen kann. Noch vor fünfzig Jahren ist unter sexueller Aufklärung verstanden worden, Jugendlichen ein lusttötendes Kauderwelsch an lateinischen Ausdrücken vorzusetzen. Später ist Aufklärung darauf reduziert worden, von den Gefahren der Sexualität zu reden, nicht aber von den schönen Gefühlen. Aufklärung ist weitgehend Vergangenheit. Heute überlässt man diese Aufgabe dem Internet und den sogenannten sozialen Medien in der Hoffnung, die jungen Leute werden schon etwas Rechtes daraus machen. Welche Auswirkungen das auf das Sexualverhalten haben kann, ist am Beispiel der Frage verdeutlicht worden, was unter ‚perfektem Sex‘ verstanden werden und wie man einen solchen Sex beim ‚Sexting‘ oder ‚Dating‘ herbeiführen könnte. Als unbedarfter Zuhörer fragt man sich angesichts der allgegenwärtigen Werbung, ob ‚perfekter Sex‘ so etwas wie eine Handelsware ist, die sich mit etwas Geschick bei Lidl oder Aldi finden und erwerben lässt.

    An dieser Stelle ist mir als interessiertem Zuhörer etwas sehr klar geworden, etwas, was auch dieser Gesprächsrunde bei aller Offenheit gefehlt hat. Keiner der Teilnehmer hat den Mut, vielleicht auch nicht den Willen gehabt, auf ein einfaches und zugleich uraltes Wissen hinzuweisen: Mögen sich zwei Partner, wird jeder Sex, auf den sie sich verständigen, als perfekt empfunden. Sich zu lieben bedeutet nämlich vor allem, Verständnis für den Partner zu haben, Verständnis für sein Wesen, seine Eigenarten, seine Wünsche und seine Gefühle. Wo keine Zuneigung, wo keine Liebe vorhanden ist, wird auch ein ‚perfekter Sex‘ nicht zum Glück führen.

    Teil I

    Reifung

    1

    Obwohl mir das zuerst komisch vorgekommen ist: mit vierzehn Jahren habe ich begonnen, private Notizen zu machen. Auf die Idee bin ich durch eine spannende Jugendgeschichte gebracht worden, die ich kurz davor gelesen habe. In dieses geheime Notizbuch schreibe ich das hinein, was mich besonders beeindruckt und beschäftigt, was sonst aber niemanden etwas angeht. Und zu dem, was nun wirklich niemanden etwas angeht, gehören meine Gedanken zu Mädchen. Seit kurzer Zeit geistern immer häufiger Traumbilder von ihnen durch meinen Kopf. Ich weiß gar nicht, woher die kommen. Was weiß ich überhaupt von Mädchen?

    Die meisten Mädchen, die ich bislang kennen gelernt habe, sind auf irgendeine Weise merkwürdig, manchmal verlockend, manchmal abweisend, manchmal albern und manchmal zickig. Nur wenige erscheinen mir interessant, an die ich dann denken muss. Seit wann schaue ich überhaupt nach Mädchen? Ich habe neben einem Bruder eine kleine Schwester, doch das zählt nicht; vielleicht, weil sie manchmal richtig zickig sein kann. Wenn ich den Erzählungen meiner Eltern glauben darf, soll ich damals in der Volksschule angeblich eine ganze Mädchenklasse zu meinen Freundinnen erklärt haben. Darüber ist in der Familie gelacht worden. Weil mir das ganz und gar nicht gefallen hat, ist mir dieser Spott eine Lehre gewesen; von mir aus habe ich erst viel später wieder von Freundinnen geredet.

    An dem losen Geschwätz meiner Kameraden über Mädchen habe ich mich nur ungern beteiligt. Vielleicht deshalb, weil mir das eine oder andere Mädchen interessant und auch ganz lieb vorgekommen ist und mir der Widerspruch zu dem, was meine Kameraden über gerade diese Mädchen von sich gegeben haben, nicht gefallen hat. Mit Mädchen ist bisher also gar nichts losgewesen? So ganz stimmt das nicht. Ich muss von drei Erlebnissen berichten, bei denen ich zum ersten Mal gemerkt habe, dass Mädchen eigenartig andere, ganz neue und irgendwie aufregende Gefühle bei mir erzeugen können. Das erste Erlebnis hatte ich vor einem halben Jahr, als wir noch im Badischen gewohnt haben. Karin ist die Tochter einer dort mit meinen Eltern befreundeten wohlhabenden Familie, sie ist etwa so alt wie ich. Bei unseren Besuchen ist mir immer mehr aufgefallen, wie hübsch sie ist. Obwohl sie sich wie ein ziemlich verwöhntes Mädchen benimmt, mag ich sie irgendwie. Bei einem unserer Besuche hat sie gerade eine Tennisstunde hinter sich, bei der ich zuschauen durfte. Tennisspielen ist etwas, woran ich gar nicht zu denken wage, etwas, was meine Eltern in der Nachkriegszeit auch gar nicht bezahlen können. Als die Stunde vorbei ist, ist der Platz noch eine Weile frei geblieben. Karin hat mich gefragt, ob ich auch mal ein paar Schläge probieren möchte. Da habe ich natürlich sofort mitgemacht. Weil ich im Federballspiel geübt bin, habe ich nach ein paar Probeschlägen bald begriffen, worauf es beim Tennisspiel ankommt. Als sie sich daraufhin ein wenig über den Platz gescheucht fühlt, hat ihr das natürlich nicht gefallen. Irgendwie ist es deshalb zu einem Gerangel um die Filzkugel gekommen, die sie mir abnehmen will, um das Spiel zu beenden. Dabei hat sie meinen Arm und meine Hand mit dem Tennisball ganz eng an ihre schon entwickelten Brüste geklemmt. Vor Schreck ist mir die Spucke weggeblieben! Sie hat das gar nicht weiter gestört, im Gegenteil, sie hat wohl Spaß an dieser Art der Balgerei gehabt. Du meine Güte, hat mich das aufgeregt! Noch einige Nächte danach habe ich geglaubt, ihre Brüste an meinem Arm und an meiner Hand zu spüren. Einem Mädchen so nahezukommen, eine Berührung zu erleben, an die sonst niemals zu denken ist, das ist unglaublich gewesen! Später habe ich mich gefragt, ob ihr das bewusst gewesen ist, ob sie diese Art der Balgerei und diese Berührungen womöglich sogar gewollt hat. Ich habe jedoch keine Gelegenheit mehr gehabt, das herauszufinden, denn wenige Wochen später ist meine Familie weit weg in den Norden umgezogen. Die Erinnerung an das Erlebnis mit Karin ist zwar nicht in Vergessenheit geraten, doch immer mehr vom Gefühlsnebel einer vielleicht von ihr gewollten erregenden Begegnung verhüllt worden.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1