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Brehms Tierleben. Band 25. Ergänzungsband 1: Käfer I
Brehms Tierleben. Band 25. Ergänzungsband 1: Käfer I
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eBook245 Seiten3 Stunden

Brehms Tierleben. Band 25. Ergänzungsband 1: Käfer I

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Über dieses E-Book

Alfred Edmund Brehm (* 2. Februar 1829 in Unterrenthendorf, heute Renthendorf bei Neustadt an der Orla; † 11. November 1884 ebenda) war ein deutscher Zoologe und Schriftsteller. Sein Name wurde durch den Buchtitel Brehms Tierleben zu einem Synonym für populärwissenschaftliche zoologische Literatur. (Auszug aus Wikipedia)
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Jan. 2016
ISBN9783958641785
Brehms Tierleben. Band 25. Ergänzungsband 1: Käfer I
Autor

Alfred Edmund Brehm

Alfred Edmund Brehm (* 2. Februar 1829 in Unterrenthendorf, heute Renthendorf; † 11. November 1884 ebenda) war ein deutscher Zoologe und Schriftsteller. Sein Name wurde durch den Buchtitel Brehms Tierleben zu einem Synonym für populärwissenschaftliche zoologische Literatur. Auch durch Vorträge und durch seine Tätigkeit als Zoodirektor und -gestalter versuchte er die breite Bevölkerung naturkundlich zu bilden und zur Naturliebe zu erziehen. Alfred Edmund Brehm war Sohn des Pfarrers und Ornithologen Christian Ludwig Brehm. An seinem Geburtsort, dem Pfarrhaus in Renthendorf, existiert heute ein Museum, das sich dem Leben und Werk beider Naturforscher widmet, die Brehm-Gedenkstätte. Der Arzt und spätere Wegbereiter der spanischen Ornithologie Reinhold Brehm war sein jüngerer Bruder. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Brehms Tierleben. Band 25. Ergänzungsband 1 - Alfred Edmund Brehm

    Brehms Tierleben.

    Band 25

    Ergänzungsband 1:

    Käfer I

    Gutenberg-Verlag, Hamburg 1927

    Nach der zweiten Originalausgabe bearbeitet von Dr. Adolf Meyer, Bibliotheksrat und Privatdozent

    24 Bände mit 36 mehrfarbigen Bildern und etwa 300 einfarbigen Bildern

    Vorwort

    Nach dem Erscheinen unserer Ausgabe von Brehms Tierleben traten vielfache Wünsche an den Verlag heran, doch auch die den Wirbellosen gewidmeten Bände von Brehms Tierleben unserer Ausgabe anzufügen. Diesem Verlangen wird hiermit gern entsprochen. Wie schon in der Einleitung zum ersten Bande dieser Ausgabe bemerkt worden ist, hat Brehm die Bearbeitung der wirbellosen Tiere Ernst Ludwig Taschenberg und Oscar Schmidt übertragen, zwei ganz hervorragenden Fachforschern auf diesem Gebiete. Beide stimmten in der allgemeinen Auffassung vom Wesen und der Seele der Tiere mit Brehm überein und haben ihre Aufgabe in einer Brehm kongenialen Weise gelöst. So bildet Brehms Tierleben in der letzten, ihm von Brehm selbst noch verliehenen Gestalt ein in sich geschlossenes Ganzes. Wer es nicht weiß, daß die Schilderungen des Insektenlebens und des Lebens der sogenannten niederen Tiere nicht von Brehm selbst stammen, merkt es an der Lektüre dieser Bände selbst kaum.

    Über Oscar Schmidt werden wir im Vorwort des ersten von ihm bearbeiteten Bandes berichten. Hier ist zunächst noch mit einigen Worten Ernst Ludwig Taschenbergs zu gedenken, der das »Leben der Insekten, Tausendfüßler und Spinnen« im Brehm geschrieben hat. Er war Professor der Zoologie an der Universität Halle und Kustos des Zoologischen Museums dieser Universität. Als solcher hat er ein stilles und langes Gelehrtenleben geführt, fern von der Unrast und dem Lärm des sogenannten praktischen Lebens. Er starb am 19. Januar 1898 in Halle, wenige Tage nach Vollendung seines 89. Lebensjahres. Sein Amtsnachfolger wurde sein Sohn Otto Taschenberg. Der »Zoologische Anzeiger« vom 31. Januar desselben Jahres fügt der Mitteilung seines Ablebens folgenden ehrenvollen und schlichten Satz hinzu: »Sein ausgebreitetes Wissen auf dem Gebiete der Entomologie, seine feine Beobachtungsgabe, sein liebenswürdiges Wesen lassen seinen Hintritt in weiterem wissenschaftlichen wie im näheren Freundeskreise innig bedauern.«

    Über die bei der Herausgabe waltenden Grundsätze habe ich mich ebenfalls schon in der Einleitung des ersten Bandes deutlich ausgesprochen. Auch hier habe ich es sorgsam vermieden, durch sogenannte Überarbeitung des Textes von Taschenberg und Oscar Schmidt den Anschein eines auf »neu renovierten« Tierlebens zu erwecken. Ein solches kann heute nur noch unter Mitwirkung einer sehr großen Zahl von Spezialforschern verfaßt werden, wobei dann allerdings kaum ein in allen Stücken einheitliches Bild vom Leben und Wesen des Tieres herauskommen kann. Das aber ist gerade die Stärke des »alten Brehm«, also des Ergebnisses der Zusammenarbeit von Brehm, Taschenberg und Oscar Schmidt. Dieser »alte Brehm« aber hat, wie gerade heute bei den zahlreichen Brehm-Gedenkfeiern immer wieder zum Ausdruck gebracht worden ist, erst das »Leben der Tiere« den Menschen wirklich nahegebracht. Diese seine große Mission ist auch heute noch keineswegs erschöpft, genau wie der historisch interessierte Laie immer wieder in Rankes Werken oder Gustav Freytags »Bildern aus der deutschen Vergangenheit« Belehrung sucht, obschon diese durchaus nicht mehr dem gegenwärtigen Stande der Spezialforschung entsprechen. Dieser aber ändert sich dauernd, während die großen Leistungen auch der wissenschaftlichen Forschung zu den Klassikern unseres Volkes gehören. So wird auch Brehm gerade wegen seiner am Bilde des Menschen gemessenen Auffassung des Tierlebens immer der erste und beste Zugang zur Erkenntnis des Tierlebens bleiben, und die »modernen Forscher«, die heute über den »veralteten Brehm« klagen, können ihm nicht dankbar genug dafür sein, daß er immer wieder neue Generationen unseres Volkes für das Interesse auch an der modernen Zoologie heranbildet.

    In allerdings zahlreichen Fußnoten habe ich mich bemüht, solche Ergänzungen und Änderungen zu bringen, die ohne Zweifel auch Taschenberg und Schmidt selbst gebracht hätten, wenn sie noch lebten. Die Bilderbeigaben verdanken wir in erster Linie unserem trefflichen Zeichner und Maler, Herrn Diehl, sowie der Verlagsbuchhandlung von Oldenbourg in Berlin und Herrn Georg E. F. Schulz, dem ersten Schöpfer vorzüglicher photographischer »Naturkunden«.

    Hamburg, den 3. Februar 1929.

    Der Herausgeber.

    Ein Blick auf das Leben der Gesamtheit

    Bunte Schmetterlinge, fleißige Ameisen, zudringliche Fliegen, die Finsternis suchende Tausendfüßler, Kunstweberei übende Spinnen und noch viele andere Tiere aus der nächsten Verwandtschaft der genannten, die uns jetzt beschäftigen sollen, gehören einem Formenkreise an, der von dem in den vorausgegangenen Bänden dieses Werks betrachteten wesentlich verschieden ist. Während bei den Säugern, Vögeln, Amphibien und Fischen ein inneres Knochen- oder wenigstens Knorpelgerüst mit einer Wirbelsäule als Hauptstamm die Stützpunkte für alle nach außen sich ansetzenden Fleischteile darbietet und, durch dieselben verhüllt, seine Gliederung nicht zur Schau trägt, finden hier die umgekehrten Verhältnisse statt. Die Haut bildet einen mehr oder weniger festen Panzer, der, um seinem Träger die Beweglichkeit zu sichern, in Glieder zerfällt, die durch dünne Häute beweglich miteinander verbunden sind. Diese Glieder gruppieren sich bei den einen in Kopf, Mittel- und Hinterleib, bei den andern verschmelzen die beiden ersten Gruppen zu einer einzigen, dem sogenannten »Kopfbruststück«, bei wieder andern setzt sich nur der Kopf von der übrigen gleichwertigen Gliedergruppe ab, die Mittel- und Hinterleib in sich vereinigt. Auch das Oben und Unten an diesem gegliederten Panzer kann von Bedeutung werden, indem die Glieder z. B. von der Rückenseite her verschmolzen und nur an der Bauchseite getrennt auftreten, oder in selteneren Fällen auch umgekehrt. Die Grenzen gewisser Glieder oder Ringe ( Segmente), wie man sie auch nennt, obschon sie in den wenigsten Fällen wirklich geschlossene Ringe darstellen, setzen sich als Leisten, Zapfen und Vorsprünge verschiedener Gestalt in das Körperinnere fort, um hier den Muskeln und sonstigen Weichteilen als Anheftungspunkte zu dienen. Diese festen Glieder bilden, um es kurz zu sagen, ein äußeres » Hautskelett«. Demselben gehören meist abermals gegliederte, als besondere Anhänge erscheinende Fortsätze an, die verschiedenen Zwecken: dem Umhertasten, dem Fressen, dem Laufen, bei dem Fortpflanzungsgeschäfte dienen, oder auch ihrem Wesen nach noch nicht gedeutet werden konnten, vorwiegend aber Füße sind. Infolge dieses eigentümlichen Bauplanes hat man alle denselben für ihren Körper innehaltenden Tiere als Gliedertiere ( Insecta) dem Formkreise der bisher betrachteten Rückgrat- oder Wirbeltiere entgegengestellt. Weil aber die unserm Formkreise nicht angehörigen Ringelwürmer auch gegliedert oder eingekerbt erscheinen, wenn auch ohne gegliederte Anhänge, und weil zu Anfang dieses Jahrhunderts der Begriff »Insekt« ein engerer geworden als zu Linné's Zeiten, so legte Gerstäcker (seit 1855) unserm Formkreise den jetzt ziemlich allgemein angenommenen Namen »Gliederfüßler« ( Arthropoda) bei.

    Die Gliederfüßler unterscheiden sich von den Wirbeltieren auf die eben angedeutete Weise nicht nur in ihrer äußeren Erscheinung, sondern auch durch ihren inneren Bau, wie ein flüchtiger Blick auf denselben ergeben wird. Dort zieht vom Hauptsitz, dem Gehirn, ausgehend, das Rückenmark in der Wirbelsäule dem Rücken entlang als Stamm des Nervensystems, hier finden wir an entsprechender Körperstelle das sogenannte Rückengefäß, ein gegliederter Hauptstamm für den wesentlich andern Blutlauf; wogegen dem Rückengefäß gegenüber, längs des Bauches, Nervenfäden paarweise hinlaufen, die sich in gewissen Abständen knotenartig zu den sogenannten Ganglienketten erweitern und in ihrer Gesamtheit das Bauchmark als den Hauptsitz des Nervensystems darstellen. Zwischen dem Rückengefäß und dem Bauchmark befindet sich der Ernährungskanal, der zwar auch eine Verbindung zwischen der Mundöffnung am vorderen und der Afteröffnung am hinteren Ende des Körpers herstellt, wie bei den Wirbeltieren, auch teils gerade, teils vielfach gewunden verläuft, aber in seinen verschiedenen Abteilungen von dem Verdauungskanal der höheren Tiere wesentlich abweicht. Um zu der Mundöffnung zu gelangen, drängt er sich in seinem vordersten Teil zwischen den Verbindungssträngen der beiden vordersten Ganglienpaare des Bauchmarks hindurch und bildet auf diese Weise den sogenannten Schlundring, den man wohl mit dem Gehirn der Wirbeltiere verglichen hat. Neben drüsigen Gebilden von verschiedener Beschaffenheit und Bedeutung, die zu den Ernährungswerkzeugen in irgendwelcher Beziehung stehen, füllen die Geschlechtsteile die Leibeshöhle aus, und zwar die hintersten Abschnitte derselben. Sie treten paarig auf und sind wie bei den höheren Tieren auf zweierlei Einzelwesen verteilt; ihre Öffnung liegt vor dem After. Die Werkzeuge für die Sinne finden sich bei den Gliederfüßlern nicht in der Vollständigkeit wie bei den Rückgrattieren, sondern es sind dieselben nur für das Gesicht und das Gefühl allgemein verbreitet, die Geruchs- und Gehörwerkzeuge nur bei wenigen nachgewiesen; die vorhandenen haben aber ihren Sitz hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich, am Kopfe. ¹ Die Gliederfüßler atmen weder unter Beihilfe von Lungen oder Kiemen ausschließlich durch den Mund, noch durch eine am Kopfe gelegene Öffnung, sondern der ganze Körper wird bei dieser Tätigkeit in Anspruch genommen. Ein ihn durchziehendes, in äußerst seine Röhrchen verzweigtes Gefäßnetz, die Luftröhren ( Tracheen) genannt, öffnet sich an bestimmten, zahlreichen Stellen, den Luftlöchern ( Stigmen), um allerwärts der Luft den Zutritt in das Innere zu gestatten. Kiemenbildung ist nicht ausgeschlossen und vor allem verdrängt sie bei den auch sonst als entschiedene Wassertiere nicht unwesentlich von den Land- und Luft-Gliederfüßlern abweichenden Krebsen die Luftlöcher.

    Zu diesen Eigentümlichkeiten der Krebse, die von unsern weiteren Betrachtungen ausgeschlossen und dem folgenden Band vorbehalten bleiben, gehört auch der Stoff, aus welchem sie ihr Hautskelett aufbauen. Es besteht nämlich dem Wesen nach aus Kalk, während sich die Bedeckung der übrigen Gliederfüßler von einer unterliegenden Haut aus als höchst eigentümliche Masse schichtenweise ablagert. Dieselbe ist reich an Stickstoff, in Wasser, Weingeist, Äther, verdünnten Säuren oder auch in konzentrierten Alkalilaugen unlöslich und schmilzt nicht im Feuer wie das Horn, sondern glüht nur. Man hat sie unter dem Namen » Chitin« in die Wissenschaft eingeführt. Wenn somit das Chitin nur äußerlich dem Hornstoffe gleicht, trotzdem aber in Zukunft von Hornteilen oder hornigen Gebilden die Rede sein wird, so hat dies seinen Grund in der nun einmal eingebürgerten Ausdrucksweise, die nicht so leicht zu verdrängen ist, selbst wenn man längst ihre Ungenauigkeit vom wissenschaftlichen Standpunkt aus erkannt hat.

    Diese wenigen Vorbemerkungen werden ausreichen, um den Formkreis der Gliederfüßler im allgemeinen zu charakterisieren und seinen Gegensatz zu den Rückgrattieren hervorzuheben; der letztere wird nach allen Seiten hin noch schärfer hervortreten, wenn wir im weiteren Verlaufe die einzelnen Abteilungen (Klassen) der Gliederfüßler näher betrachten. Es sind deren vier: die Kerbtiere oder Insekten, Tausendfüßler, Spinnen und Krebse, von denen nur die drei ersten diesem Bande angehören sollen.

    *

    Im Wasser und auf dem Lande, an Pflanzen und Tieren, auf dem Lande kriechend oder in der Luft fliegend, allüberall, wo überhaupt tierisches Leben möglich, trifft man Insekten an, nur die hohe See muß ausgenommen werden, weil die wenigen Arten, die man in ihren Seetangen gefunden hat, zu vereinzelt sind. Je weiter nach den Polen hin, desto vereinzelter, desto ärmer an Arten, wenn auch manchmal in größeren Mengen derselben Art, treten sie auf; dementsprechend nehmen sie bis zum gänzlichen Verschwinden ab, je höher man auf den Schneebergen vordringt, wie beispielsweise auf den Alpen der Schweiz bei 2812 Meter Meereshöhe; zahlreicher, mannigfaltiger und wunderbarer in Form und Farbenpracht werden sie, je heißer der Himmelsstrich, in dem sie wohnen.

    Die Insekten, Kerbtiere, Kerfe ( Hexapoda) erkennt man äußerlich daran, daß ihr gegliederter Körper in drei Hauptabschnitte zerfällt, von denen der Kopf zwei Fühlhörner und der Mittelleib sechs Beine, meist auch vier oder zwei Flügel trägt. Hinsichtlich ihrer Entwicklungsweise zeichnen sich die meisten durch Verwandlung ihrer Form auf den verschiedenen Altersstufen aus; sie bestehen, wie man sich kürzer ausdrückt, eine » Verwandlung« ( Metamorphose).

    Der Kopf, für den Beschauer des vollkommen entwickelten Insekts aus einem einzigen Stücke bestehend und durch weiche Haut mit dem Mittelleibe verbunden, kann für sich allein bewegt werden, nach allen Seiten hin, wenn er frei vor jenem sitzt, mehr beschränkt, wenn er in die Höhlung vor dessen Vorderteile wie der Zapfen in seine Pfanne eingelassen ist, oder wohl gar von oben her davon überwuchert wird. Die Eingliedrigkeit ist jedoch nur eine scheinbare; denn in der ursprünglichen Anlage setzen ihn fünf Ringe, wie wir die einzelnen Glieder immer nennen werden, zusammen, von denen die beiden ersten die Augen und das Fühlerpaar, jeder der folgenden ein Kieferpaar trägt, sämtlich Werkzeuge, die für den Kerf von größter Bedeutung sind, für uns aber großenteils zu durchgreifende Unterscheidungsmerkmale darbieten, als daß wir sie mit Stillschweigen übergehen könnten. Bevor wir jedoch zu ihrer näheren Betrachtung übergehen, sei noch bemerkt, daß die Gegend zwischen den oberen Augenrändern die Stirn, der Raum hinter den hinteren Augenrändern bis nach der Mundöffnung hin die Wangen, die vordere Partie von der Stirn abwärts das Gesicht und der vorderste Teil desselben vor der Mundöffnung das Kopfschild ( clypeus) genannt wird.

    Die Augen der Insekten sitzen zu beiden Seiten des Kopfes vollkommen fest. Dessenungeachtet dürfte der Kerf ein größeres Gesichtsfeld beherrschen als die Wirbeltiere mit ihren zwei beweglichen Augen. Ohne den Körper zu rühren, schaut er zugleich nach oben und unten, nach vorn und hinten, wie der flüchtige Schmetterling lehrt, der sich nicht beschleichen läßt, von welcher Seite man auch nahen mag. Der Grund von dieser Umsichtigkeit liegt in dem Baue des Insektenauges. Dasselbe besteht nämlich aus einer überraschenden Menge kleiner Äugelchen, deren Oberfläche sich als je ein regelmäßiges Sechseck schon bei mäßiger Vergrößerung erkennen läßt. In den

    Morphologie und Anatomie der Insekten.

    Einteilung eines Insektenkörpers. a Kopf, b Vorderbrust, c Mittelbrust, d Hinterbrust, e Hinterleib.

    Insektenauge mit der facettenartigen Oberfläche, ein Teil geöffnet, so daß die pyramidenförmigen Einzelaugen sichtbar sind.

    Kopf der Honigbiene von vorn.

    Kopf eines Schmetterlings.

    Kopf von Cicada orni von vorn.

    Kopf des Procrustes coriaceus von unten.

    Rüssel von Tachina grossa. a Kinn, b Zunge, c Lippentaster, alle drei machen zusammen die Unterlippe aus. d Kinnbacken ( Mandibeln), e Kinnladen ( Maxillen), i Kiefertaster, k Kopfschild, o Oberlippe.

    gewöhnlichen Fällen zwischen zwei- und sechstausend schwankend, in einzelnen über diese Zahl hinausgehend, in andern weit unter ihr zurückbleibend (bei den Ameisen nur zu 50), bilden sie auf jeder Seite des Kopfes scheinbar ein einziges, mehr oder weniger gewölbtes, bisweilen halbkugelig vorquellendes, zusammengesetztes Auge oder Netzauge. Manchmal lassen sich die Ränder der einzelnen Felder oder Facetten als regelmäßige Unebenheiten auf der das Ganze überziehenden Hornhaut erkennen; sind sie mit Wimpern besetzt, so erscheint das Auge behaart. Unter jeder Facette befindet sich ein zunächst durchsichtiger und lichtbrechender, tiefer unten von einer Farbenschicht und von Nervenfasern umgebener Kegel. Alle Kegel liegen mit ihren Spitzen eng beisammen und vereinigen ihre Nervenfäden zu einem einzigen, der nach dem sogenannten Gehirn verläuft. Vom Durchmesser und der Wölbung der Hornhaut sowie von der Entfernung dieser bis zur Netzhaut mit dem Nervenfaden hängt die Weitsichtigkeit eines Insekts ab, von den bisweilen im Innern geschichteten Farben der äußere, prächtige Schiller, den manche Augen auszeichnen, der aber mit dem Tode des Kerfs in der Regel verlorengeht. Die Netzaugen füllen einen größeren oder geringeren Teil der Kopfoberfläche aus, sind oft an der Innenseite nierenförmig ausgeschnitten, durch eine eingeschobene Stirnplatte unvollkommener oder vollkommen in eine obere und untere Partie geteilt. Außer den zusammengesetzten kommen auch einfache oder Punktaugen ( ocelli, stemmata) ausschließlich oder neben jenen zugleich vor. Im letzteren Falle stehen sie meist zu dreien in einem flachen Bogen oder zu einem Dreieck vereinigt, auch zu zweien, am seltensten vereinzelt zwischen den Scheitelrändern der Netzaugen. In ihrer äußeren Erscheinung lassen sie sich am besten, wenn auch etwas grobsinnlich, mit einer zarten Perle vergleichen, welche der Goldarbeiter halbiert und gefaßt hat, im innern Baue wiederholt sich ungefähr dasselbe, was von dem einzelnen Kegel des zusammengesetzten Auges gilt. Wenige Insekten im vollkommenen Zustande haben nur einfache Augen, wenige sind gänzlich blind. Es gehören dahin beispielsweise einige Käfer, die tief im Innern von Höhlen oder ausschließlich von Steinblöcken bedeckt ihr kümmerliches Dasein fristen.

    Die Fühler, Fühlhörner ( antennae), zeigen sich als das oberste Paar der gegliederten Anhänge, indem sie an den Seiten oder vorn am Kopfe, weiter oben oder unten, häufig in dem Ausschnitt der nierenförmigen Augen eingelenkt sind. Sie bestehen aus einer geringeren oder größeren Anzahl von Gliedern und liefern den ersten Beweis für den unendlichen Reichtum an Formen, den wir in jeder Beziehung bei den Kerfen anzustaunen noch Gelegenheit finden werden. Ohne auf die Mannigfaltigkeit näher einzugehen, sei nur bemerkt, daß das Grundglied sich durch besondere Dicke oder Länge vor den andern auszeichnet und als Schaft den andern, die Geisel bildenden, entgegengestellt wird. Die Geiselglieder sind entweder gleichartig in ihrer Bildung, oder die letzteren von ihnen weichen insofern ab, als sie einen Kamm, einen Fächer, einen Knopf von dichter oder loser Zusammensetzung, eine Keule und anderes darstellen. Bei den geraden Fühlern reihen sich sämtliche Glieder in derselben Richtung aneinander, bei den geknieten, gebrochenen dagegen die Geiselglieder unter einem Winkel an den meist verlängerten Schaft, und dieser Fall gab wegen der Ähnlichkeit mit einer Peitsche ursprünglich die Veranlassung für die besonderen, eben angeführten Benennungen. Während bei manchen Insekten die Fühler so klein sind, daß sie von einem ungeübten Auge gänzlich übersehen werden können, übertreffen sie bei andern die Körperlänge mehrfach.

    Über die Bedeutung der Fühler sind die Gelehrten noch nicht einig. Daß die entwickelteren irgendeinem Sinne dienen und dem Kerfe gewisse Wahrnehmungen von außen zuführen, unterliegt keinem Zweifel. In den meisten Fällen dürften sie, wie ihr deutscher Name besagt, dem Gefühle dienen, worauf das fortwährende Umhertasten deutet, oder die Erfahrung, daß der Flug ein unsicherer wird, wenn die Fühler abgeschnitten sind; in andern scheinen sie dem Gehör- oder Geruchswerkzeug der höheren Tiere zu entsprechen. Erichson, der eine große Menge dieser geheimnisvollen Gebilde mikroskopischen Prüfungen unterwarf, fand in der Regel an gewissen Gliedern, besonders den letzten, oder an den blattartigen Ansätzen dieser einzelne oder siebartig beieinanderstehende größere oder kleinere Löcher und hinter jedem eine Haut ausgespannt und um diese einen kurzen Filz

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