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Brehms Tierleben. Band 26. Ergänzungsband 2: Käfer II
Brehms Tierleben. Band 26. Ergänzungsband 2: Käfer II
Brehms Tierleben. Band 26. Ergänzungsband 2: Käfer II
eBook230 Seiten3 Stunden

Brehms Tierleben. Band 26. Ergänzungsband 2: Käfer II

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Über dieses E-Book

Alfred Edmund Brehm (* 2. Februar 1829 in Unterrenthendorf, heute Renthendorf bei Neustadt an der Orla; † 11. November 1884 ebenda) war ein deutscher Zoologe und Schriftsteller. Sein Name wurde durch den Buchtitel Brehms Tierleben zu einem Synonym für populärwissenschaftliche zoologische Literatur. (Auszug aus Wikipedia)
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Jan. 2016
ISBN9783958641792
Brehms Tierleben. Band 26. Ergänzungsband 2: Käfer II
Autor

Ernst Ludwig Taschenberg

Ernst Ludwig Taschenberg (* 10. Januar 1818 in Naumburg (Saale); † 19. Januar 1898 in Halle) war ein deutscher Entomologe. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Brehms Tierleben. Band 26. Ergänzungsband 2 - Ernst Ludwig Taschenberg

    Brehms Tierleben. Ergänzungsreihe: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen

    Brehms Tierleben.

    Ergänzungsreihe: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen

    Brehms Tierleben.

    Band 26

    Ergänzungsband 2:

    Käfer II

    Gutenberg-Verlag, Hamburg 1927

    Nach der zweiten Originalausgabe bearbeitet von Dr. Adolf Meyer, Bibliotheksrat und Privatdozent

    24 Bände mit 36 mehrfarbigen Bildern und etwa 300 einfarbigen Bildern

    Käfer II

    Die Schnellkäfer, Schmiede( Elateridae), erinnern zwar in ihrer allgemeinen Körpertracht, durch die gestreckte, schmale und geschlossene Form an die Prachtkäfer, weichen aber anderseits in so wesentlichen Punkten von ihnen ab, daß eine Vereinigung beider unmöglich ist. Der tief in das Halsschild eingelassene Kopf neigt sich stark abwärts, ohne in den meisten Fällen eine senkrechte Richtung einzunehmen, und wird von unten meist durch eine Art von Brustlatz, die verlängerte Vorderbrust, bedeckt. Die elf-, auch zwölfgliedrigen Fühler gelenken nahe dem Vorderrande der Augen ein und sind gezähnt, beim Männchen nicht selten gekämmt, manchmal auch nur fadenförmig. Die Oberlippe ist deutlich, jeder Lappen des Unterkiefers blattartig und bewimpert, die Zunge ohne Seitenzipfel. Wie vorher sind die Gelenkpfannen für die fast kugeligen Hüften der vorderen Beine hinten offen, die Hüften der hintersten blattartig erweitert, nach hinten gerinnt, es fehlen aber überall die Schenkelringe, die bei den Prachtkäfern deutlich entwickelt sind. Die linealen Schienen tragen kurze Endsporen und fünfgliedrige, häufig unten mit lappigen Anhängen versehene Tarsen, der Hinterleib eine gleiche Ringzahl. Eine Eigentümlichkeit zeichnet die meisten Glieder dieser Familie vor allen übrigen Käfern aus. Da sie nämlich infolge ihrer kurzen Beine sich vergeblich bemühen würden, auf diese wieder zu gelangen, wenn sie auf den Rücken gefallen sind, so hat die Natur das Auskunftsmittel getroffen, daß sie ihren Körper in die Höhe schnellen und in der Luft umdrehen können. Hierzu war eine ganz besondere Beweglichkeit zwischen dem Vorderbrustringe und der hinteren Körperpartie sowie ein Fortsatz jenes nach hinten und eine Aushöhlung für den Fortsatz im Vorderrande der Mittelbrust nötig. Will der Käfer diese Vorteile benutzen, so macht er seinen Rücken hohl, Halsschild und Flügeldeckenspitze gegen eine feste Unterlage und den Vorderbruststachel gegen den Vorderrand der Mittelbrust stemmend; indem er nun durch die starken Brustmuskeln letzteren von hier ab in seiner Grube schnellt, was mit einem knipsenden Geräusch erfolgt, wird der ganze Körper in die Luft gefedert, dreht sich hier um und fällt auf die Beine nieder; gelingt es bei ungünstigen Stützpunkten nicht das erste und zweite Mal, so wiederholt der Käfer das Schnellen so oft, bis er seinen Zweck erreicht hat.

    Man kann ihn sehr leicht zu solchen Seiltänzerstückchen veranlassen, wenn man ihn mit dem Rücken auf die flache Hand legt. Während man ihn zwischen den Fingern hält, fühlt und sieht man die heftigen Bewegungen des hin- und herschnellenden Halsschildes und hört wohl auch das knipsende Geräusch; er führt also zwischen unsern Fingern die eben beschriebenen Bewegungen aus, die er mithin immer anzuwenden scheint, wenn er sich aus einer peinlichen, der Hilfe bedürftigen Lage befreien will. Er erkennt in ihr und in den kurzen Beinchen seine einzigen Rettungsmittel; denn fühlt er erst den Boden unter letzteren, so läuft er eiligst davon und sucht sich zu verkriechen, wo und wie es eben gehen will. Auf seine Flügel verläßt er sich bei den Fluchtversuchen nicht, braucht dieselben vielmehr im warmen Sonnenschein, um von honigspendender Dolde zu Dolde oder von Blume zu Blume anderer Art zu gelangen, oder um an warmen Abenden sein anderes Ich aufzusuchen. Hinsichtlich ihrer Lebensweise zeigen die verschiedenen Arten andere Gewohnheiten. Diese treiben sich am Boden umher, besuchen Blumen, um Honig zu lecken, und zeigen sich um so lebendiger, je wärmer die Sonne scheint; jene wählen Sträucher und deren grüne Blätter zum Aufenthalte und finden sich daher mehr im Walde als auf Wiesen und Feld; kommt man ihnen zu nahe, so lassen sie sich mit angezogenen Beinen zur Erde fallen und sind dann meist, trotz der sorgfältigsten Nachforschungen, für immer dem Auge entschwunden. Noch andere stecken bei Tage hinter der Baumrinde oder klemmen sich zwischen die harzigen Knospenteile der Nadelhölzer, wollen überhaupt von einem sehr geübten Auge gesucht sein. Sie alle kommen bei uns im Frühjahre mit dem jungen Grün oder später und verschwinden gegen den Herbst nach und nach wieder, sei es nun, daß sie bis dahin ihre Art fortgepflanzt haben und nun von der Bühne abtreten, sei es, daß sie als jungfräuliche Käfer die winterliche Zeit in Erstarrung erst vorüberlassen wollen, ehe sie dem Brutgeschäfte obliegen. Man kennt bis jetzt erst von wenigen die Entwicklungsgeschichte, aus der ein mehrjähriges Leben im Larvenzustande hervorgeht.

    Die bekannt gewordenen Larven sind wurmförmig, walzig und schwach niedergedrückt, durchaus mit festem und glänzendem Chitinpanzer umschlossen und sechsbeinig. Sie haben auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit dem allbekannten » Mehlwurm«, also mit der Larve des später zu besprechenden Mehlkäfers ( Tenebrio molitor). Wer beide nebeneinander sieht, bemerkt aber sofort einen wesentlichen Unterschied zwischen der Bildung und Stellung des Kopfes. Die Schnellkäferlarven tragen den flachgedrückten, auf dem Scheitel ausgehöhlten Kopf gerade vorgestreckt. Auf seiner Unterseite zeichnet sich derselbe durch drei gestreckt viereckige Streifen aus, die in einem tiefen, bogenförmigen Ausschnitte des Schädels nebeneinander liegen; die beiden äußern, nach vorn sich verbreiternden stellen den Stamm der Kinnladen, der mittelste das Kinn dar. Durch die Bildung des letzten Leibesgliedes scheinen hauptsächlich die Artunterschiede bedingt zu sein. Diese Larven laufen gewandt und leben versteckt in der Erde oder im mulmigen Holze, oder bohrend in verschiedenen abgestorbenen, aber auch lebenden Pflanzenteilen, von denen sie sich ernähren, wie beispielsweise von Hutpilzen, saftigen Wurzeln und Knollen, so daß einige unsern Kulturpflanzen nicht unerheblichen Schaden zufügen. Auch verschmähen sie tierisches Fleisch nicht und fressen sich untereinander auf, wenn sie eng beisammen sind und Mangel an anderer Nahrung leiden, oder bohren sich dann und wann in andere Insektenlarven ein. Am letzten Aufenthaltsorte erfolgt ebenso versteckt, wie die Larve lebte, die Verwandlung in eine schlanke, ungemein bewegliche Puppe, die in einer Erweiterung der umgebenden Erde oder des faulen Holzes ohne Zweifel nur kurze Zeit ruht.

    In den Sammlungen finden sich gegen dreitausend Arten, von denen manche weder beschrieben noch benannt sind. Sie breiten sich über alle Erdteile aus, sind in den warmen und heißen Gegenden zahlreicher und zum Teil wesentlich größer und prächtiger als in den gemäßigten, in ihrer Gesamtheit jedoch nur von mittlerer Größe und eintönig in ihrer Färbung, so daß zwischen ausländischen und heimischen Arten durchaus der Gegensatz schwindet, den wir in dieser Beziehung bei den Prachtkäfern kennengelernt haben.

    Mäusegrauer Schnellkäfer ( Lacón murinus)

    Latraille vereinigte die Schnellkäfer samt den Prachtkäfern und einer beide verbindenden kleineren Familie, den hier mit Stillschweigen übergangenen Eucnemiden, zu der Gruppe der Spitzbrüstigen ( Sternoxia), Linné alle Arten der in Rede stehenden Familie unter dem Gattungsnamen Elater, der heutzutage nur für eine verhältnismäßig kleine Anzahl beibehalten worden ist. Es würde ermüdend sein, hier auch nur einen Vertreter für jede der acht Sippen vorzuführen, welche die Systematiker seit Candèzes klassischer Bearbeitung dieser Familie annehmen, zwecklos, diese Sippen charakterisieren oder überhaupt der wissenschaftlichen Anordnung irgendwie Rechnung tragen zu wollen; es mag genügen, auf einige wesentliche Punkte hinzuweisen, die in ihren verschiedensten Gruppierungen als unterscheidende Merkmale dienen, und dann wenige interessantere Arten näher zu beleuchten. Die ausländischen Arten nehmen eine Reihe von Eigentümlichkeiten in Anspruch, die bei unsern heimischen sehr vereinzelt oder gar nicht vorkommen, wie beispielsweise jederseits eine lange Spalte an der Unterseite des Halsschildes zur Aufnahme der Fühler in der Ruhelage. Dieselbe bildet gleichzeitig die seitliche Grenze der Vorderbrust und den nach unten umgeschlagenen Seitenteilen des Vorderrückens und findet sich höchst selten bei unsern heimischen Arten; eine der gemeinsten führt sie: der mäusegraue Schnellkäfer ( Lacon murinus), ein flacher, breiter Schnellkäfer, der an den Rosen die Blütenstiele befressen und als Larve den zarten Wurzeln der Bäumchen in den Baumschulen schädlich werden soll. Die eben erwähnte Furche darf nicht verwechselt werden mit einer andern, die zu gleichem Zwecke hier und da nahe dem Seitenrande des Halsschildes vorkommt. Die Stellung des Kopfes, ob die Stirn unmittelbar in den vorderen Gesichtsteil übergeht oder durch eine Querleiste von ihm getrennt ist, die Form der Fühlerglieder und die Länge des dritten derselben im Vergleiche zu andern, die Gestalt des Schildchens, der Mangel oder die Gegenwart von Hauptläppchen an gewissen Fußgliedern, die Gestalt der breiten Hinterhüften und anderes kommen für alle Elateriden in Betracht, deren Vorderbrust zu einem Kinnfutterale erweitert und deren Hinterbrust nach vorn abgerundet oder gestutzt ist, während bei der letzten Sippe ( Campylidae) jener »Brustlatz« fehlt und das Hinterbrustbein nach vorn in eine Spitze ausläuft.

    Der rauhe Schmied ( Athous hirtus) gehört einer namentlich in den kalten und gemäßigten Strichen der nördlichen Halbkugel vertretenen Gattung an und ist eine unserer gemeinsten Arten, die oft in größeren Mengen auf den blühenden Dolden der Wiesen, Weidenheger und Feldraine während des Sommers angetroffen wird. Er saugt dort Honig, fliegt unter Mittag und des Nachmittags bei Sonnenschein nach andern Weideplätzen und ist ein vollkommen harmloser Käfer von durchschnittlich 13 Millimeter Länge bei 4,5 Millimeter Breite. Seine Stirn begrenzt ein erhabener, scharf abgesetzter Vorderrand; jedes der mittleren Glieder an den Fühlern ist ebenso lang wie breit und dreieckig, das zweite kürzer als das dritte; das Halsschild ist länger als breit, in der Mitte etwas erweitert, vor den mäßig heraustretenden und spitzen Hinterecken ein wenig eingezogen und gleichmäßig fein punktiert; die kaum breiteren, seicht gestreiften und fein punktierten Flügeldecken runden sich hinten gemeinschaftlich ab. Die Vorderbrust erweitert sich mäßig nach vorn und bleibt ohne Fühlerfurche. Die Hüften der Hinterbeine erweitern sich allmählich nach innen, Füße und Fußklauen sind einfach, das erste Glied ist so lang wie die beiden folgenden zusammen. Der Glanz des schwarzen Körpers wird durch die graue Behaarung etwas gebrochen, es kommen indes auch Stücke mit braunen Flügeldecken zwischen den schwarzen nicht selten vor.

    Die Larve des rauhen Schnellkäfers läßt sich nicht, gleich ihm, als harmlos bezeichnen, weil sie, wenn in größeren Mengen an einer Stelle vorkommend, unsern Kulturpflanzen merklichen Schaden zufügt. Sie hat den wurmförmigen Bau aller bekannten Schnellkäferlarven, den charakteristischen Kopf mit den drei langen Vierecken auf der Unterseite, die sechs kurzen Brustbeine und eine derbe rötlichgelbe Chitinbekleidung, ist aber etwas platt gedrückt und mit vereinzelten Borstenhaaren besetzt. Der erste der zwölf Körperringe erreicht die doppelte Länge jedes der unter sich gleichen übrigen Ringe; über alle zwölf läuft ein seiner Längseinschnitt in der Rückenmitte. Das letzte, sich kaum verschmälernde Glied ist an den Seiten gekerbt, auf seiner Rückenfläche platt gedrückt und durch seichte Runzeln uneben, am Hinterrande mehr als halbkreisförmig ausgeschnitten, so daß jederseits des Ausschnittes ein dreizähniger Hornfortsatz gewissermaßen zwei Anhängsel bildet. Zwei Zähne jedes dieser viereckigen Anhängsel stehen nebeneinander, währen der dritte über dem inneren stehende sich nach oben richtet. Diese drei Zähne Pflegen samt den stumpfen Hervorragungen an den gekerbten und leistenartigen Seiten des Gliedes braun gefärbt zu sein. Der flach gedrückte Bauch liegt etwas tiefer als die leistenartig an ihm lang laufenden Ränder der Rückenschilde, in deren Falten sich die Luftlöcher verstecken, und wird auf dem letzten Gliede von einem die Seitenleisten verbindenden Bogenleistchen eingefaßt. Innerhalb dieser Bogenleiste und dem Vorderrande des Endgliedes öffnet sich der After, welchen die Larve zapfenartig ausstülpen kann und beim Kriechen zum Nachschieben benutzt. Diese an dem soeben beschriebenen Endgliede leicht kenntliche Larve lebt nach Candèzes Erfahrungen hinter der Rinde abgestorbener Bäume, nach den meinigen auch wie diejenige des Saatschnellkäfers in der Erde an verschiedenen Pflanzen, namentlich, wie auch von andern beobachtet worden, an den Zuckerrüben. Wenn sie, wie der Engerling, den Bart und die Spitze der jungen Rübe benagt, so fängt die Pflanze an zu kränkeln, die Rübe bleibt im Wuchse zurück und verliert wesentlich an Zuckergehalt. Die Schädlichkeit dieser Larve, die mit den nächsten Verwandten unter dem gemeinsamen Namen » Drahtwurm« bei den Landwirten bekannt ist, liegt mithin auf der Hand. Über ihre Lebensdauer vermag ich Sicheres nicht anzugeben; entschieden erstreckt sich dieselbe auf mehrere Jahre, wie von allen andern angenommen wird.

    Das reiche Mittel- und Südamerika erzeugt in seinen heißen Strichen sehr zahlreiche Arten von Schnellkäfern, die neben der Familieneigentümlichkeit noch die wunderbare Kraft besitzen, wie die Johanniswürmchen im Dunkeln zu leuchten. Man erkennt die großen oder mittelgroßen » Feuerfliegen«, die meist düster braun gefärbt, dicht graugelb behaart und der Gattung Pyrophorus zugeteilt worden sind, leicht an einem etwas aufgetriebenen, wachsgelben Flecke in der Nähe jeder Hinterecke des Halsschildes, von dem aus sich im Leben das magische Licht verbreitet. Die Stirn ist abgestutzt oder abgerundet mit dickem Vorderrande, aber keiner Querleiste versehen; die Augen sind sehr groß, die Fühler vom vierten Gliede ab oder auch gar nicht gesägt. Das quere Halsschild ist meist polsterartig gewölbt und in den Hinterecken zu einer mehr oder weniger kräftigen Stachelspitze ausgezogen. Die Füße sind zusammengedrückt, fadenförmig und unterhalb behaart.

    Daß Insekten, die Mutter Natur mit so hervorragenden Eigenschaften ausgerüstet hat, wie die eben erwähnte »Feuerfliege«, die Aufmerksamkeit und Bewunderung derjenigen Menschen auf sich lenken mußte, die nicht mit den Augen eines heutigen Forschers dergleichen Dinge betrachten, darf nicht wundernehmen. Wir finden daher schon bei Moufet (1634) eine große Art leidlich abgebildet und beschrieben. Er nennt den Käfer Cincindela, griechisch Kephalolampis, weil er sein Licht nicht aus dem Schwanze, sondern aus dem Kopfe aussende, und erzählt, was er in den Reiseberichten des Oviedus über ihn gefunden hat, wie folgt: »Der Cocujo, viermal größer als unsere fliegende Art (er hat vorher den Leuchtkäfer Lampyris auch als eine Cincindela abgehandelt), gehört zum Geschlechte der Käfer ( scarabeorum). Seine Augen leuchten wie eine Laterne, durch deren Schein die Luft so erhellt wird, daß jeder im Zimmer lesen, schreiben und andere Verrichtungen vornehmen kann. Mehrere vereinigt geben ein weit helleres Licht, so daß eine Gesellschaft in finsterer Nacht unangefochten einen beliebigen Weg zurück legen kann, allein bei diesem Lichte, das weder der Wind wegwehen, noch die Finsternis verdunkeln, noch Nebel oder Regen auslöschen können. Mit ausgebreiteten Flügeln glänzen sie ebenso mit hellem Licht nach ihrem Hinterteil zu. Die Ureinwohner bedienten sich vor Ankunft der Spanier keines andern Lichtes, weder in den Häusern noch im Freien. Die Spanier aber brauchen Fackel- und Lampenlicht zu ihren häuslichen Geschäften, weil jener Glanz mit dem Leben des lichtverbreitenden Tieres allmählich schwindet. Wenn sie aber des Nachts ins Freie gehen müssen oder mit einem eben erst angelandeten Feind zu kämpfen haben, durchsuchen sie nur mit Hilfe dieser Käfer den Weg und, indem ein Soldat vier Cocujos trägt, täuschen sie den Feind mannigfach. Denn als der edle Thomas Candisius und der Ritter Robert Dudley, der Sohn des berühmten Robert, Grafen von Leicester, die westindische Küste zuerst betraten und in der Nacht ihrer Ankunft im benachbarten Walde unzählige Lichter, wie von brennenden Fackeln, unerwartet herannahen sahen: kehrten sie schnell zu ihren Schiffen zurück, in der Meinung, daß die Spanier mit Kanonen und brennenden Lunten unvermutet im Hinterhalt lägen. Es finden sich daselbst mehrere Insekten dieser Gattung, aber weil der Cocujo unter allen den Vorrang hat, übergeht Oviedus die übrigen mit Stillschweigen. Die Inder pflegen Gesicht und Brust mit einer aus diesen Tieren bereiteten Salbe einzureiben, damit sie andern gleichsam als feurige Personen erscheinen. Wie dies möglich, läßt sich nicht einsehen, da ja mit dem Leben des Käfers auch die Leuchtkraft schwindet, es sei denn, daß kurz nach dem Tode der Glanz noch andauert, daß er aber nicht lange bestehen könne, ist sicher.

    »Da die Inder sie in dem Grade benutzen, daß sie ohne dieselben weder sicher vor den nächtlichen Mücken (die sie mit demselben Eifer jagen wie die Schwalben die Fliegen) schlafen, noch ohne diese natürlichen Leuchten ihre nächtlichen Arbeiten verrichten könnten, so haben sie verschiedene Fangweisen ausgesonnen, die ich teils nach Peter Martyr, teils nach Augenzeugen dem Leser mitteilen will. Weil sie durch den Mangel des Lichtes alle Nächte untätig dazuliegen genötigt sind, gehen die Inder mit einem brennenden Scheite aus, und mit lauter Stimme Cucuje, Cucuje rufend, durchschlagen sie mit jenem derartig die Luft, daß die Käfer entweder aus Vorliebe für das Licht herbeifliegen, oder aus Furcht vor Kälte zur Erde zu fallen; diese halten die einen durch Zweige und Tücher zurück, die andern behandeln sie mit eigens dazu angefertigten Netzen, bis sie sich mit

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