Wellensittiche: Liebenswerte Flatterbande
Von A. Ketschau
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Buchvorschau
Wellensittiche - A. Ketschau
Für Bonny und Lucy, die die Herausgabe dieses Buchs nicht mehr erleben durften.
INHALT
Wellensittiche in freier Natur
So wurde der Wellensittich zum Haustier
Verschiedene Schläge von Wellensittichen
Genetik
Anatomie und Sinne
Verhalten
Vorüberlegungen, Wellensittichkauf und Eingewöhnung
Artgemäße Wellensittichhaltung im Haus
Hinweise zur Haltung im Freien
Artgerechte Fütterung
Urlaub
Gesundheit
Alter & Abschied
Literatur
Oben: Die Hennen Klärchen und Lucy. Unten: links die Hennen Lucy und Trixy, rechts
die Hähne Timmy und Larry.
Oben: verschieden dickes Astwerk ist vorteilhaft für die Füßchen der Wellis und
bietet außerdem Beschäftigung und Schnabelarbeit. Unten: wären die Wellis nur zu
dritt in der Voliere, hätte der Dritte viel zu wenig Sozialkontakte. Außerdem kann
ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis zu Konflikten führen.
Oben: Perle hat die Schaukel erklommen. Unten: neugierig betrachtet Larry den
Fotografen.
Wellensittiche in freier Natur
Unsere Hauswellensittiche stammen von den wilden Wellensittichen in Australien ab. Sie leben dort in unwirtlichen Wüstengebieten und Trockensavannen im Inneren des Landes. Die Bedürfnisse und Lebensweise des Hauswellensittichs unterscheiden sich kaum von denen der Wildwellensittiche. Wilde Wellensittiche sind Nomadenvögel und ziehen ständig umher. Aus diesem Grund finden entflogene Hauswellensittiche nur selten nach Hause zurück.
Wellensittiche haben sich an das Leben in Wüsten- und Steppengebieten angepasst. Sie ernähren sich überwiegend von einer Vielzahl Grassamen. Das Land ist karg und heiß, Regen fällt nur selten und in manchen Jahren gar nicht. Das Land ist unfruchtbar und dauernd von Dürren heimgesucht. Pflanzen in diesem kargen Lebensraum sind Eukalyptusbäume, kleine Büsche und Stachelkopfgräser. Die Wasserläufe trocknen von Zeit zu Zeit aus. Die Lebensbedingungen sind für die Wellensittiche nicht gerade die besten. Das Nahrungsangebot hängt von den Regenfällen ab. Regen gibt es im Inneren Australiens selten, aber wenn es regnet, dann ordentlich! In der Regenzeit verwandelt sich das karge Land in ein reiches Blütenmeer. Die Wellensittiche finden in dieser Zeit viele unterschiedliche Samen. Mit dem Ende der Regenzeit sinkt auch die Samenvielfalt, und die Wellensittiche suchen sich neue, ergiebigere und feuchtere Gebiete. Offene Küstenlandschaften und allzu dichte Wälder werden dabei meist gemieden. Wahrscheinlich gibt es dort nicht genügend Samen. Der Lebensraum der Wellis erstreckt sich von den subtropischen Breitengraden im Norden bis zu den gemäßigten Klimazonen im Süden. Das Klima variiert von sehr heiß am Tag bis zu Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in der Nacht. Trockene Grassteppen umgeben die Wüsten, mildere Küstengebiete schließen sich an. Während der kühleren Jahreszeit verlassen die Wellensittiche die gemäßigten Bereiche des australischen Südens. Im nächsten Frühling kehren sie aber dahin zurück.
Timmy’s Farbschlag ist der Grünreihe und den Hellflügeln zuzuordnen. Der
Farbschlag heißt Gelbflügel Grünreihe Hellgrün. Die Farben sind aufgehellt und die
Wellenzeichnung leicht verwaschen.
Wellensittiche sind nicht an bestimmte Brutgebiete gebunden. Sie brüten da, wo die Bedingungen günstig sind, also da, wo sie Nistmöglichkeiten, Futter und Wasser finden. Wellensittiche suchen bestimmte Gegenden manchmal jahrelang nicht auf, um dann plötzlich wieder dort aufzutauchen. Durch Dürren können Schwärme stark dezimiert werden, aber bei günstigen Bedingungen erholen sich die Zahlen wieder. Bisher scheint ihr Bestand in Australien nicht gefährdet. Wellensittichschwärme können riesige Dimensionen annehmen. Manchmal kreisen Wellensittiche tagelang über ihrem Brutgebiet, um dann weiterzuziehen. Manchmal wird dabei die Brut im Stich gelassen. Wahrscheinlich ist solchen Wellensittichen der Brutplatz zu unsicher geworden. Sie fühlen sich schlicht stark gestört. Wellensittiche bilden Schwärme, um bessere Nahrungs- und Wasserquellen zu finden. Auch schließen sich manchmal mehrere Schwärme zusammen. Der Schwarm bietet Sicherheit. Bei guten Lebensbedingungen gibt es auch kleinere Schwärme mit rund 10-15 Tieren. Die wilden Wellis sind überwiegend grün gefärbt. So werden sie von Beutegreifern und auch menschlichen Beobachtern oft übersehen. Außerdem können Beutegreifer in einem Schwarm aus grünen, „gewellten Vögeln weniger leicht einen einzelnen Vogel als Beute ausmachen, denn die Vögel verschwimmen optisch zu einem „Klecks
. Vor allem in Dürreperioden kommen sehr große Wellensittichschwärme vor. In den äußeren Verbreitungsgebieten zählen die Schwärme dagegen meist nicht mehr als 100 Tiere. Am Boden Nahrung suchende Wellensittiche locken meist andere Wellensittiche an. Die riesigen Schwärme von manchmal mehr als 100 Vögeln suchen gemeinsam Wasser und Nahrung, zerfallen aber meist später wieder in kleinere Schwärme. Wellensittiche fliegen schnell und können plötzlich die Richtung ändern. Das funktioniert auch im Schwarm einwandfrei. Ändert ein Vogel die Richtung, folgen alle anderen sofort. Fühlen sie sich sicher, fliegen Wellensittiche langsamer und machen auch weniger Wendungen.
Beim Fliegen im Schwarm fühlen sich Wellensittiche sicher und geben auch Lautäußerungen von sich. Befinden sich Wellensittiche dagegen am Boden, etwa zur Nahrungsaufnahme, machen sie weit weniger auf sich aufmerksam, denn ein Beutegreifer könnte in der Nähe sein. Einzelne Wellensittiche halten immer wieder Ausschau nach möglichen Feinden. Wellensittiche sind nie alleine: sie fliegen, schlafen und fressen zusammen, putzen gegenseitig ihr Gefieder, halten gemeinsam nach Feinden, Wasser, Nahrung und Ruheplätzen Ausschau. Deshalb darf man auch nie einen Wellensittich einzeln halten. Wellensittiche picken reife Samen vom Boden auf, ernähren sich aber auch von halbreifen Samen, die sich noch in den Pflanzen befinden. Sie können gut klettern und halten sich auch an Pflanzen fest. Zwei Zehen sind nach vor und zwei nach hinten gerichtet, sodass der Vogel sich gut festhalten und fortbewegen kann. Wilde Wellensittiche ernähren sich überwiegend von einer Vielzahl Pflanzensamen, hier und da wird aber auch an Früchten genascht. Möglicherweise werden hier und da kleine Insekten mit aufgepickt, aber vorwiegend sind Wellensittiche spezialisierte Samenfresser. Durch das Aufnehmen kleiner Sandkörnchen wird die Nahrung im Magen zerrieben. Zu einem geringen Anteil wurde auch Obst in den Mägen wilder Wellensittiche nachgewiesen. Wellensittiche brüten in den Astlöchern von Eukalyptusbäumen. Die Hennen bauen solche Höhlen mit ihren kräftigen Schnäbeln oft noch aus. Die Kronen der Eukalyptusbäume spenden den Wellensittichen Schatten, wenn sie sich in ihren Ruhephasen dort aufhalten. Die Wellensittiche knabbern auch an Rinde und Blättern der Eukalyptusbäume, eventuell wirken diese wie natürliche Antibiotika. Morgens und abends suchen die Wellensittiche an heißen Tagen Futter. Ist das Wetter gemäßigter, fressen die Vögel auch tagsüber. Nahrung finden die Vögel auch einige Kilometer vom Schlafplatz entfernt, weshalb die Vögel in kleinen Gruppen dorthin und auch wieder zurück fliegen. Diese Flüge sind kräftezehrend. Wellensittiche besitzen einen Kropf (sackförmige Erweiterung der Speiseröhre), in dem sie größere Mengen Futter „speichern" können. So können sie größere Flugstrecken zurücklegen, ohne dauernd fressen zu müssen. Sie können so auch größere Mengen Futter aufnehmen und zu ihren Küken bringen. Der Kropfinhalt entleert sich zuerst in den leeren Magen. Ist auch dieser leer, muss der Vogel spätestens wieder fressen, da sich sonst Körperfett abbaut. Über Nacht fressen die Vögel sehr wenig oder gar nichts, sodass die benötigte Energie dafür aufgenommen werden muss, ohne dass der Vogel an Körperfett verliert. Wilde Wellensittiche werden kaum fett, auch nicht bei reichhaltigem Nahrungsangebot. Ein fetter Wellensittich kann nur noch schwer mit dem Schwarm mithalten und wird zudem schneller ein Opfer von Beutegreifern. Bei unseren Hauswellensittichen müssen wir als Halter darauf achten, dass unsere Tiere nicht verfetten. Sie brauchen genügend Bewegung (und das ist bei vielen Hauswellensittichen ein Problem), und ihre Nahrung sollte entsprechend gestaltet werden (kein Honig, kein Zucker, keine oder wenig Ölsaaten (z.B. Sonnenblumenkerne), eine reichhaltige Körnermischung (viele verschiedene Saaten), wenig Obst, vermehrt Kräuter und Gemüse, eventuell einen kleinen Teil des Körnerfutters durch Knaulgras strecken, das kaum Nährwert besitzt, aber satt macht). Haben die Vögel eine ausreichend große Voliere bzw ausreichend Freiflug im Zimmer, können sie ausreichend klettern und fliegen, beachtet man eine gesunde Ernährung, sollte Übergewicht keine Rolle spielen. Zuckerhaltige Leckereien (z.B. Cracker) sollte man vermeiden. Man sollte die Vögel zu Bewegung anregen, alleine