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Sex, Mord und Halluzinationen: Traum und Alptraum eines Aussteigers in Venezuela
Sex, Mord und Halluzinationen: Traum und Alptraum eines Aussteigers in Venezuela
Sex, Mord und Halluzinationen: Traum und Alptraum eines Aussteigers in Venezuela
eBook188 Seiten2 Stunden

Sex, Mord und Halluzinationen: Traum und Alptraum eines Aussteigers in Venezuela

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Über dieses E-Book

Der Autor beschreibt und verarbeitet in seinem Roman abenteuerliche und lebensgefährliche Erlebnisse während seiner Rucksack-Reise durch Venezuela.

Der Ich-Erzähler wittert jenseits seines bürgerlichen und eingefahrenen Lebens vollkommen neue Erfahrungen und Herausforderungen. Daher lässt er kurzerhand Stress, Alkohol, Monotonie und ein unerfülltes Dasein hinter sich und fliegt nach Südamerika. Er lernt dabei nicht nur das fremde Land, deren Einwohner und andere Aussteiger kennen, sondern auch das eigene Ich mit seinen Sehnsüchten und Hoffnungen, begleitet von Zweifeln und Selbstironie.

Der Leser wird mit dem Elend der Armen konfrontiert, der Güte von wenigen, der Menschlichkeit in unmenschlichen Situationen, dem kleinen Glück in unerwarteten Momenten und dem plötzlichen Sterben von Menschen. Er schärft die Wahrnehmung und offenbart ungekannte und pure Lebensfreude. Dem Leser werden Einblicke in lebensgefährliche Situationen, menschliche Abgründe gewährt. Gute und böse Überraschungen wechseln sich ab.

Packend und schillernd beschreibt der Autor die verschiedensten Charaktere, die jede für sich auf tiefgründige Weise spannende und lebensfrohe Geschichten entstehen lassen. Der Leser wird dadurch auch mit den herrschenden Widersprüchen, dem Überlebenskampf, der Gewalt und dem allgegenwärtigen Tod konfrontiert.

Dieser Roman liefert mit einer unglaublichen Intensität ein buntes Bild von dem, was einem Aussteiger in Südamerika passieren könnte.

Eine äußerst gelungene Lektüre, die den Leser immer tiefer in ihren verruchten und klammernden Bann zieht, aus dem es nur ein Entkommen gibt: Aussteigen, ihr Aussteiger!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum8. Jan. 2016
ISBN9783860402580
Sex, Mord und Halluzinationen: Traum und Alptraum eines Aussteigers in Venezuela

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    Buchvorschau

    Sex, Mord und Halluzinationen - Jörg Bausen

    Bausen

    Venezuela

    Aufbruch

    Die ersten Sonnenstrahlen verwandelten die weißen Wolken in eine bizarre milchig-gelbe Berglandschaft. Ich fühlte mich schwerelos in dieser anderen Welt über den Wolken, fern von der bedrückenden Vergangenheit, die ich mit dieser Reise hinter mir zu lassen hoffte. Ich beobachtete die anderen Passagiere. Wie würden die Menschen sein, die ich in Südamerika kennenlernen würde? Gastfreundlich und offen oder zurückhaltend und unfreundlich? Würden es vor allem Touristen sein oder Einheimische? Würde ich Freundschaften schließen oder nur oberflächliche Bekanntschaften machen? Wahrscheinlich werde ich die verschiedensten Charaktere kennenlernen, dachte ich. Hauptsache ich finde Leute, mit denen ich Teile meiner Reise gemeinsam bestreiten kann, um nicht allein unterwegs zu sein. Ständig ohne Begleitung unterwegs: das wäre schlimm. Niemand, mit dem ich meine Eindrücke und Erfahrungen würde teilen können. Ich müsste einsam Entscheidungen treffen und meiner Wege gehen. Bei diesem Gedanken wurden meine Hände feucht, und ein flaues Gefühl beschlich meine Magengegend. Beinahe eifersüchtig sah ich einem jungen Pärchen vor mir beim Flirten zu. Nie zuvor hatte ich mich so einsam gefühlt.

    Ich sah meine alte Heimat, das Hochhaus in Frankfurt, wo ich im zwölften Stock mit Blick auf die Skyline gelebt hatte. Frankfurt bei Nacht, die vielen strahlenden Lichter im Dunkel und ein Flugzeug, welches mit roten Leuchten über die Stadt hinein in den Nachthimmel flog. Im Keller des Hauses der blaugekachelte Pool mit den effektvoll angeordneten Unterwasserstrahlern, in dem ich nach dem abendlichen Joggen schwamm, um mich anschließend in der Sauna nebenan zu entspannen. Sogar das weißgestrichene Bankhaus, in dem ich gearbeitet hatte, konnte ich sehen. Meinen Schreibtisch am Fenster und die süße Kollegin gegenüber, die zwischen den erschreckend wuchtigen Aktenschränken wie ein Wirbelwind wütete. Die niedliche Geli. Wie klein sie war. Und was für ein Energiebündel. Ihre gelockten blonden Haare schienen das winzige Gesicht zu verschlucken, und ihre Stimme drang durch die langen Haarsträhnen leicht piepsig nach außen. Geli schienen die stressigen Arbeitstage nichts anhaben zu können, denn sie war ständig gut gelaunt und sprühte vor Energie. Selbst im größten Stress verlor sie nicht die Fassung. Wenn ich hektisch wurde, schaute sie mich mit ihren strahlend blauen Augen aufmunternd an und machte einen ironischen Witz wie: Wenn du so weitermachst, kommt dein Herzinfarkt vor dem Feierabend. Im Gegenzug veralberte ich sie wegen ihrer geringen Körpergröße, mit Sprüchen wie: Pass auf, dass du nicht in den Aktenschrank fällst oder wenn du an deinen Schreibtisch willst, dann hol dir eine Leiter. Auf diese Weise lachten Geli und ich die innere Anspannung einfach weg. Wir nahmen uns und die ganze Arbeitswelt nicht zu ernst, und ich wüsste nicht, wie ich den Arbeitsdruck ohne sie durchgehalten hätte. Die Telefone klingelten unentwegt, aber trotz eingespielter Teamarbeit konnten wir nicht alle Gespräche entgegennehmen. Das nervige Läuten der Geräte verschwamm mit den gereizten Stimmen der anderen Mitarbeiter. Der typisch beruhigende Kaffeegeruch versprach Entspannung, schon bevor ich mir eine Tasse genehmigte. Draußen auf dem Parkplatz wartete mein roter Chopper, um mit mir nach Feierabend in die Freiheit zu reiten ...

    Das alles war nun Vergangenheit, und sollte ich je nach Hause zurückkehren, würde ich mit leeren Händen dastehen, müsste von vorne beginnen, eine neue Existenz und ein neues Leben aufbauen. Und was würde mich in Südamerika erwarten? Keine Ahnung. Die Zukunft rollte wie eine Flutwelle auf mich zu. Würde sie mich unter sich begraben oder in eine andere, schönere Welt mitreißen? Ich wusste nicht, wo ich heute Abend, morgen, die nächsten Tage, Wochen und Monate sein würde. Gewiss war nur, dass ich in zwei Stunden in Caracas landen würde. Von dort aus wollte ich auf die Isla Margarita fliegen, eine kleine Insel nördlich von Venezuela.

    Früher hatte ich jedes Wochenende mit meinen Kumpels ordentlich einen draufgemacht. Wir betranken uns in Kneipen, tanzten in Discos, flirteten mit Frauen und wachten morgens verkatert und manchmal in unbekannten Betten auf. Oft konnte ich mich nicht mal an die Frau neben mir erinnern, auch kaum an das, was wir die Nacht zuvor getrieben hatten. Es gab zu viel Suff, zu viele Partys und zu viele flüchtige Beziehungen. Besonders erschreckend war das Erlebnis, welches letztlich den Ausschlag zu dieser radikalen Wendung meines Lebens gegeben hatte. Ich sah mich mit zwei Kumpels - Zimbo, ein großer schwarzhaariger Kerl mit breitem Grinsen im stoppeligen Gesicht, und Otto, ein noch größerer Typ mit Glatze und Ohrringen, - ein Volksfest unserer Heimatstadt besuchen. Im Festzelt roch es nach feuchtem Holz und Schweiß, nach kaltem Rauch und abgestandenem Bier. Es spielte keine Musik, die Bänke an den Tischen waren spärlich besetzt, und an der langen Theke standen ein paar Leute zusammen.

    Ein schwergewichtiger Fluggast stieß versehentlich gegen meine Schulter. Schwankend folgte er dem Gang zur Toilette.

    Bei dem Volksfest damals waren die Stunden vergangen, und die fröhlichen Zecher wurden weniger mit steigendem Bierkonsum und Alkoholpegel. Das Zelt hatte sich geleert. Ich stand mit Zimbo und Otto an der Bar und schüttete das erste letzte Bier hinunter. Nachdem etwa eine Stunde später unser allerletztes konsumiert war, torkelten wir nach Hause. Durch den übermäßigen Alkoholgenuss fühlten wir uns erleichtert, leichtsinnig, stark und optimistisch, um die künftigen Hürden und Schlaglöcher des Lebens zu meistern.

    Eine der schwarzhaarigen Stewardessen fragte, ob ich noch was trinken wolle. Durch die feuchtfröhliche Erinnerung animiert, bestellte ich ein Bier. Sie verschwand schwungvoll durch den Gang in die Kombüse, und ich überlegte vergebens, woher wir damals den Einkaufswagen hatten. Jedenfalls war er plötzlich da, und ich setzte mich übermütig hinein, um von den Kumpels gefahren zu werden.

    Die Stewardess servierte das Bier.

    Ich sah mich mit dem Einkaufswagen schnell kreisend einen Berg hinab rauschen. Der Wind pfiff mir um die Nase wie beim Cabrio fahren; über mir glitt der pechschwarze Himmel mit Sternen als gelbe Wegweiser vorbei. Zimbo versuchte mich aufzuhalten, bekam einen Schuh zu fassen, der sich auszog, ohne mich zu bremsen. So schlingerte ich den kompletten Steilhang hinunter, bevor ich unten gegen die Bordsteinkante krachte. Ein brutaler Schlag, ein furchtbarer Ruck, ein Zucken und Krachen in meinem Körper, eine Flut von Sternen und Blitzen in meinem Kopf, ein schwarzes Loch, ein endloses Nichts.

    Ich trank einen Schluck Bier und wusste noch, dass es das penetrante Klingeln eines Telefons war, was mich damals erwachen ließ. Mit furchtbaren Kopfschmerzen schleppte ich mich zum Spiegel. Der Anblick ließ mich erstarren. Das rechte Auge war zugeschwollen, das Gesicht entstellt und blutverkrustet.

    Mein Sitznachbar, ein freundlich blickender Venezolaner, stellte mein leeres Bier auf das Tischchen am Gang, damit es leichter abgeräumt werden konnte. Ich nickte ihm dankbar zu und er lächelte.

    Ich bestellte ein weiteres Bier und sah mich eine Woche nach diesem Saufunfall mit meiner Mutter im Wohnzimmer sitzen, als Vater vom Stammtisch zurückkehrte und den neuesten Klatsch berichtete: Irgendein Verrückter habe einen Notarztwagen gebraucht, weil er mit einem Einkaufswagen eine Steilstraße heruntergefahren sei und sich mehrfach überschlagen habe. Ich verließ das elterliche Haus auf dem schnellsten Wege ...

    Einen Monat lang blieb ich völlig trocken und halte bis heute respektvollen Abstand zu Einkaufswagen. Ich blickte aus dem Fenster des Flugzeuges und beobachtete die skurrile Vorstellung der weißen Wolken vor dem himmlischen Blau im Sonnenschein. Nicht zuletzt dieses Erlebnis hatte damals etwas in mir bewirkt, den Anstoß zum Aufbruch gegeben, die Gewissheit, es müsse etwas geschehen, denn so konnte es nicht weitergehen. Mir fehlte die innere Ruhe, die Selbstzufriedenheit, die einen mit der Gewissheit, das Richtige zu tun, durchs Leben wandern lässt. Ich war rastlos und auf der Suche nach meinen vielen unverwirklichten Träumen - Träume von Reisen in ferne Länder, Träume von spannenden Abenteuern, Träume von außergewöhnlichen Erlebnissen, Träume vom Leben außerhalb der bürgerlichen Routine. Daher plagten mich seelische Unruhe, Fernweh nach fremden Ländern und Sehnsucht nach einem anderen Leben. Ich sah weder einen tieferen Sinn noch ein größeres Ziel im Leben. Eine berufliche Karriere und materieller Wohlstand konnten doch nicht alles sein? Ich hatte das Gefühl, auf der endlosen Straße der Realität zu verenden. Das war meine wirkliche Angst: Eines Tages würde das Leben gelaufen sein, ohne dass ich zumindest einen ansehnlichen und akzeptablen Teil meiner Sehnsüchte verwirklicht hätte. Diese Umstände machten mich unzufrieden und unglücklich, was sich in einem unsteten und unsoliden Lebenswandel ausdrückte. Beinahe hätte mein Leben betrunken in einem Einkaufswagen sein jähes Ende gefunden, noch bevor es richtig begonnen hatte. Mir wurde klar, dass ich mein Leben vollständig ändern musste, um dem Teufelskreis von Arbeit, Alkohol und Unzufriedenheit zu entkommen. Die neue Devise: Ich lebe das Leben so intensiv wie möglich, mit allen Gefahren, Träumen, Sehnsüchten und Gefühlen, und ich verbinde all das mit dem nötigsten Quantum an Realität und Vernunft, um eine erträgliche Mischung Existenz zu erhalten.

    Also kündigte ich Stellung und Wohnung, verscherbelte das Motorrad, packte einen Rucksack, kaufte ein One-Way-Ticket nach Venezuela und entschwand aus dem alten Leben und den unvollendeten Träumen. Ich wollte meinem Leben eine neue Richtung geben, wenn auch, oder erst recht, auf einem anderen Kontinent.

    Erste Zweifel

    Flughafen Caracas: Chaos, keine Spur von System wie in Frankfurt. Menschen irrten planlos umher, weil an den Schaltern und auf den Informationstafeln nur mangelhafte Angaben über Abflugzeiten und Flugziele genannt waren. In den Hallen stapelte sich abgestelltes Gepäck, und die Besitzer hockten daneben oder darauf. Um sie herum wirbelten Kofferkulis und Taxifahrer nach Kundschaft suchend. Dazu eine eintönige Stimme vom Lautsprecher, die ihren Text wie im Halbschlaf abgespulte.

    Nach einem Wettrennen mit der Zeit erwischte ich mein Flugzeug gerade rechtzeitig. Mit einer zweimotorigen Maschine, durch Rost und Alter zusammengehalten, setzte ich nach Isla Margarita über. Dort steuerte ich auf einen Taxifahrer zu, einem impulsiven älteren Mann mit grauen Haaren, der mich in ein kleines, billiges Hotel fahren sollte, dessen Adresse ich meinem Reiseführer entnommen hatte. Problem: Ich konnte kein Spanisch und er weder Deutsch noch Englisch. Wir probierten es mit Händen und Füßen. Eine einladende Handbewegung forderte zum Einsteigen auf. Sein Auto war früher irgendein spritfressender Amischlitten gewesen, aber jetzt nur ein Haufen Schrott, der so gerade noch vorankam. Als wir durch die Straßen kurvten, sah ich fast nur solche Wracks am konfusen Verkehr teilnehmen. Die Fahrer legten durch wildes Gestikulieren und dauerndes Hupen ihre eigenen Verkehrsregeln fest.

    Porlamar, mit meinem Hotel, liegt im Südosten der Insel. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir erfrischende saftig-grüne Landschaften, verschmutzt und verunstaltet durch achtlos entsorgten Müll. In dichten Sträuchern hingen Plastikbehälter und Blechdosen, die das gleißende Tageslicht reflektierten und unangenehm blendeten. Selbst in den Dächern der Palmen hatten sich alte Plastiktüten verfangen. Durch das offene Fenster wehte mir ein Gemisch aus Staub, Abgasen und Verpackungsresten ins Gesicht. Es roch nach Meer, Gras und Abfall, wunderbar warm, süßlich, wohltuend belebend, aber gleichzeitig auch herausfordernd und erschreckend, als würden mir beim Einatmen sämtliche Kräfte gegeben und beim Ausatmen wieder genommen. Überall durch Industrie- und Hausmüll verseuchte Gegenden und nur am Horizont, auf den grünen Hügeln fern der Straßen, ließ sich die ursprüngliche landschaftliche Schönheit der Insel erahnen, die Kolumbus 1498 während seiner dritten Reise vorgefunden haben musste.

    Dann passierten wir die Vororte von Porlamar, der zweitgrößten Stadt der Insel. Der Taxifahrer kurbelte das Fenster herunter, um manche Leute zu begrüßen oder zu beschimpfen, wedelte dabei wild mit beiden Armen, so dass fraglich war, mit welchem Körperteil er das Taxi lenkte. Endlose Reihen einsturzreifer Holz- und Steinhütten mit Wellblechdächern zogen vorüber. Wo Türen und Fenster hingehörten, befanden sich leere Öffnungen, und als Boden diente der natürliche Erduntergrund. Die Straßen waren schlechtere Feldwege. Was wäre, wenn es stark regnen und kein Auto genügend Halt finden würde? Erschütternd war der unvorstellbare Schmutz, in dem die Menschen gemeinsam mit Hühnern, Hunden, Katzen, Schweinen und sonstigen Haustieren lebten. Getrennte Plätze für die Toilette oder die Müllentsorgung sah ich nicht, alles wurde an Ort und Stelle erledigt und liegengelassen. Diese Menschen hatten wirklich andere Sorgen und kämpften täglich ums Überleben, um ihre Familien satt zu bekommen. Sie achteten nicht auf ihre Umwelt und dachten zu

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