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B.A.f.H.: Band 5: The Ultimate Bastard Assistant from Hell
B.A.f.H.: Band 5: The Ultimate Bastard Assistant from Hell
B.A.f.H.: Band 5: The Ultimate Bastard Assistant from Hell
eBook256 Seiten2 Stunden

B.A.f.H.: Band 5: The Ultimate Bastard Assistant from Hell

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Über dieses E-Book

Der vorläufig letzte Band aus der Reihe der Bastard-Bücher von Florian Schiel. 43 neue Bastard-Geschichten, die jeder Bastard-Fan einfach haben muss. Jeder der die ersten vier Bände kennt, weiß was zu erwarten ist. Der Uni-Assistent Leisch treibt es wieder bunt.
Achtung! Zwerchfellmuskelkatergefahr
SpracheDeutsch
HerausgeberLehmanns
Erscheinungsdatum30. Mai 2014
ISBN9783865416230
B.A.f.H.: Band 5: The Ultimate Bastard Assistant from Hell

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    Buchvorschau

    B.A.f.H. - Florian Schiel

    Florian Schiel

    B.A.f.H.

    The Ultimate Bastard Ass(i) from Hell

    Band 5

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar

    Alle Rechte vorbehalten

    Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen

    © Lehmanns Media, Berlin 2014

    Helmholzstraße 2-9

    10587 Berlin

    ISBN 978-3-86541-623-0

    www.lehmanns.de

    Hotline

    Ich bin gerade mitten in einer schwierigen Versuchsreihe und versuche, die optimale Höhe meiner Hängematte durch das empirische HIAT-Verfahren ('hang in and try') herauszubekommen, als ich plötzlich durch ein merkwürdiges, unbekanntes Geräusch abgelenkt werde. Zuerst untersuche ich meinen 4x120 Watt Verstärker, ob da vielleicht eine Störung vorliegt; dann merke ich, dass das Telefon klingelt.

    Ich lasse es eine Weile vor sich hin düdeln, damit die eingerosteten Piezos wieder in Schwung kommen; schließlich hebe ich ab.

    „Hallo", sage ich.

    „Hi. Ist das die Computer-Unterstützung?"

    Die unbekannte Stimme klingt sexy; also bleibe ich dran.

    „Am Apparat. Gibt es ein Problem?"

    „Ähm ... ja, ich komme mit der Installation von WinWord auf meinem PC nicht weiter ..."

    Großer Core-Dump! Ich unterdrücke den natürlichen ersten Reflex, sofort wieder aufzulegen. Die Stimme klingt ja, wie gesagt, sexy.

    „Ja?" sage ich.

    „Ja ... hmm ... also, irgendwie weiß ich nicht, was ich jetzt machen soll ... Da steht auf dem Bildschirm: 'press any key to continue' ..."

    „Und?" frage ich. Die Sache beginnt mich zu interessieren.

    „Ja ... äh ..., lispelt sie hilflos, „ich kann auf meinem Keyboard die ANY-Taste nicht finden ...

    VOLLTREFFER -- UND HIER SIND WIR WIEDER: IM TIEFEN TAL DER SUPERDEPPEN! BULLSHIT MODE ON!

    „Tja, hmm, sage ich und versuche, meine zuckenden Mundwinkel in den Griff zu bekommen. „Das ist allerdings merkwürdig. Gewöhnlich ist die ANY-Taste links oberhalb vom Nummern-Pad. Vielleicht hat man Ihnen aus Versehen ein europäisches Modell geliefert? Aber das ist überhaupt kein Problem. Glücklicherweise können Sie ja immer noch durch die richtige Tastenkombination alle möglichen ASCII-Codes auf Ihrem Keyboard erzeugen, nicht wahr?

    Kurzes Schweigen. Dann:

    „Äh ... was?"

    „Passen Sie auf, sage ich, ganz der liebe Onkel von der freundlichen Hotline. „Jedesmal, wenn Sie die ANY-Taste brauchen, drücken Sie einfach die folgenden drei Tasten gleichzeitig: die Taste, wo 'ALT' draufsteht, die Taste, wo 'CTRL' draufsteht, und die Taste über der RETURN-Taste. Das ist nämlich die ANY-Kombination. Sie wissen doch hoffentlich, welches die RETURN-Taste ist?

    Sie beeilt sich, mir zu versichern, dass sie die RETURN-Taste sehr gut kenne. Schließlich will man nicht ganz blöd dastehen.

    „Na, schön, sage ich. „Durch diese Tastenkombination wird der ASCII-Code der ANY-Taste simuliert, verstehen Sie? Ganz einfach immer diese drei Tasten drücken.

    „Ach? So einfach ist das?" wundert sie sich.

    Sie wird sich gleich noch mehr wundern. Auf alle Fälle notiere ich ihre Caller-ID, damit ich beim nächsten Mal nicht mehr abhebe.

    Nach dem Lunch liege ich in meiner Hängematte und verdaue. Das Telefon rührt sich nicht mehr. Eigentlich könnte ich ein bisschen Abwechslung durchaus gebrauchen. Aber seit ein Mitarbeiter einen schweren Stromschlag abgekriegt hat, nachdem er sich durch mich hat beraten lassen, traut sich niemand mehr, meine Dienste in Anspruch zu nehmen.

    Ich fummele ein bisschen in der ISDN-Anlage der Uni herum und lenke alle Anrufe der Hotline im PC-Labor auf meinen Anschluss um. Mein Telefon beginnt sofort zu düdeln.

    „PC-Hotline. Wie kann ich Ihnen helfen?" melde ich mich.

    „Ja, hallo! Hier ist ... äh, egal. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ich auf meinem PC noch Garantie habe. Weil ... nämlich, der Kaffeetassenhalter ist abgebrochen ..."

    Das ist sogar für mich etwas Neues! Donnerwetter! Echt fortschrittlich hier an der Westküste - PCs mit eingebautem Kaffeetassenhalter ...

    „Hab ich das richtig verstanden, sage ich, „der Kaffeetassenhalter an Ihrem PC ist abgebrochen?

    „Genau!"

    „Äh, wo ist der denn angebracht? Hat er das gleiche Markenzeichen wie der PC selber?"

    Er raschelt etwas im Hintergrund herum, dann nuschelt er:

    „Vorne am Gehäuse. Nee, der hat kein Markenzeichen 'drauf..."

    „Ist er am Gehäuse angeklebt? So etwa wie die Tassenhalter im Auto?"

    „Nee, der war versenkbar ..."

    „Versenkbar??"

    „Ja. Aber jetzt is' er abgebrochen. '4x' steht vorne 'drauf. Ist das 'ne Marke?"

    Ich kapiere endlich, dass der Kerl seinen CDROM-Schlitten als Tassenhalter missbraucht hat und gehe kurz in den Zustand ROTFL.

    Als ich wieder zu Atem komme, empfehle ich dem Burschen, in Zukunft seinen Kaffee doch lieber oben auf dem Schirm abzustellen.

    „Da bleibt er nämlich länger warm, von wegen der heißen Abluft von der Bildröhre, verstehen Sie?"

    Er bedankt sich herzlich für den heißen Tip. Hoffentlich kippt er bald mal den Kaffee in die Innereien seines Displays. Manchen Leuten sollte man wirklich keinen Rechner in die Finger geben! Warum gibt es eigentlich keine Rechner-Führer-Scheine?

    Kaum ist der Hörer auf der Gabel, düdelt es schon wieder.

    Diesmal ist es eine Frau. Zumindest klingt es so. In San Francisco kann man da nie so ganz sicher sein ...

    „Äh, ich weiß nicht, ob ich da richtig bin. Sie sind doch die PC-Beratung, oder?"

    Ich bestätige, dass dem so sein, und frage freundlich nach ihrem Problem. Hier an der Westküste ist ein Computerproblem eine sehr persönliche, ja fast schon peinliche Sache. Manche bringen ihren PC sogar mit zum Therapeuten.

    „Hmm, ja also: meine Maus funktioniert einfach nicht so mehr richtig. Auch wenn ich sie nur auf dem Maus-Pad benutze. Kann man da was machen?"

    Ich überlege nicht lange:

    „Verwenden Sie denn den mitgelieferten Staubschutz?"

    „Äh ... nein?"

    „Sagen Sie bloß, Ihre Maus kam ohne Staubschutz. So eine durchsichtige Plastikhülle, nein?"

    „Ähm ... ja, doch. Aber ..."

    „WAS - ABER!"

    „Ich dachte, das sei nur die Verpackung ...", flüstert sie eingeschüchtert.

    „Die Verpackung! stöhne ich. „Jetzt machen Sie sich mal aber auf die Socken und finden Sie schleunigst den Staubschutz für Ihre Maus! Ist ja kein Wunder, wenn die arme Maus nicht mehr funktioniert!

    Sie verspricht hastig, dass sie sich sofort darum kümmern werde und legt auf.

    Schade, dass ich nicht sehen kann, wie sie versucht, mit einer verpackten Maus zurechtzukommen ...

    Der nächste Anrufer hält sich nicht lange mit unnötigen Vorreden auf:

    „Mein PC faxt nicht!"

    „Aha, sage ich, vorsichtig geworden, „Sie haben nicht zufällig das Dokument zusammengefaltet und in den Schlitten des CDROMs gefüttert?

    „Was? Wie? Ich habe doch gar kein CDROM. Ich sagte, mein PC faxt einfach nicht. Ich verwende die mit dem Moden gelieferte Fax-Software ..."

    Ich bitte den erregten Anrufer kurz zu beschreiben, was er im Einzelnen mache.

    „Ich erstelle ganz normal ein Dokument. Dann gehe ich in die Fax-Software, wähle 'Senden' aus und gebe die Faxnummer ein. Dann hört man ihn wählen und ein hohes Pfeifen, aber beim Empfänger kommt immer nur ein leeres Blatt an ..."

    „Hmm, klingt ganz normal. Haben Sie es denn schon mit verschiedenen Faxnummern versucht?"

    Er bestätigt entrüstet, dass er es jetzt schon fünfmal mit drei verschiedenen Nummern versucht habe.

    „Und außerdem wird das auch allmählich ganz schön anstrengend", fügt er mit beleidigter Stimme hinzu.

    „Anstrengend?" frage ich überrascht.

    „Naja, immer so lange das Dokument gegen den Schirm halten, meine ich. Man will ja nicht, dass es verwackelt, oder?"

    Das ist zu viel! Ich lege auf - und gehe nach Hause!

    ACDC

    Es ist Mai und wir sind jetzt mitten in der heißen Phase des Sommersemesters. Alle Seminare sind nach vier Wochen Starthilfe soweit angelaufen, dass immerhin 30% der Studenten auch wirklich erscheinen; auf meinem Stack stapeln sich die ganzen verspätet abgegebenen Semesterarbeiten von letzten Jahr und warten darauf, dass ich endlich die Energie aufbringe, sie in den Reißwolf zu stopfen; im Biergarten vor der Cafeteria tobt der Balzkampf um die coolsten Studentinnen (die mit den meisten Piercings und/oder den wenigsten Klamotten am Leib); der Kollege Rinzling wird jeden zweiten Tag mit akuten allergischen Reaktionen vom Notarztdienst abgeholt; meine Server verrecken reihenweise, weil sich die Klimaanlage - wie jedes Jahr - nicht von 'Arktisch' auf 'Subtropisch' umschalten lässt; und Frau Bezelmann übt im Sekretariat mit ihrer brandneuen Boozooka, so dass inzwischen schon vier Studenten mit akutem Hörschaden in der HNO-Klinik liegen.

    (Frau Bezelmanns Boozooka ist ausnahmsweise mal keine Boden-Luft-Rakete, sondern ein Musikinstrument, das sie auf dem Flohmarkt von Toschmakota in Hindustan entdeckt hat. Experten sind sich mittlerweile darüber einig, dass es sich dabei um ein Instrument handelte, das extra so entworfen wurde, damit es NICHT harmonisch gestimmt werden kann, und dass nach dem geltenden Bundesimmissionsschutzgesetz eigentlich jeder im Umkreis von 63 Metern einen Gehörschutz tragen müsste.)

    Mitten in diesem Chaos sitze ich in meinem Allerheiligsten, stopfe mir bei Bedarf ein paar Schaumstoffflocken in die Ohren und lese in aller Ruhe die neueste Ausgabe von 'Hacker's Havoc'. Mit Befriedigung sehe ich, dass mein neuestes Patent unter der Rubrik 'Erfindungen, die die Welt nicht braucht' den Platz 1 einnimmt. Es handelt sich um einen Nabeltiefenmesser, ein handliches kleines Gerät, mit dem jeder Fitnessfanatiker seine individuelle Nabeltiefe ermitteln kann. Die Maßeinheit ist 1 Leisch und entspricht genau meiner Nabeltiefe nach drei Anchovis-Pizzas und vier Litern Cola. Es versteht sich von selbst, dass sich in der kommenden Badesaison nur noch Leute mit weniger als 0.05 Leisch Nabeltiefe in die Stranddisco wagen werden.

    Der Kommentator von 'Hacker's Havoc' äußert sich hämisch im Text: man könne sich ja so Einiges vorstellen, besonders nach Windows98 und so, aber dass jemand so abgrundtief bescheuert sein könne, die Nabeltiefe als Fitnessindikator zu verwenden, dass sei ja wohl doch ein klein wenig zu optimistisch.

    Wenn der wüsste, denke ich grinsend, und fühle nach dem knisternden, 5-stelligen Scheck in meiner Innentasche, mit dem sich ein namhafter deutscher Sportartikelhersteller die Rechte gesichert hat.

    Ich blättere um, und mein Grinsen gefriert zu einer gruseligen Grimasse des Grauens. Das darf doch nicht wahr sein! DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN!

    Wenn das stimmt, was meine entsetzten Augen da lesen, und wenn ich nicht das bemitleidenswerte Opfer einer Boozooka-Musik-induzierten Halluzination bin ... dann habe ich es tatsächlich verpasst, mir rechtzeitig Karten für das heutige Konzert zu besorgen. Heute Abend, lese ich erschüttert, heute Abend spielt 'Asynchroneous Core Dump Chaos' in der ehemaligen Sondermülldeponie bei Grosslappen - UND ICH HABE KEINE KARTE!

    Damit ihr versteht, warum das eine solche Katastrophe darstellt, müsst ihr wissen, dass ACDC (nicht zu verwechseln mit AC DC mit den lächerlichen elektrischen Blitzen dazwischen!), DIE Kultband für alle Hacker ist. Die ... hm ... Musik von ACDC klingt ungefähr so, wie wenn man einen nicht boot-fähigen Linux-Kernel ab Version 2.2 in synthetischen Wodka taucht, mit Zitronensäure beträufelt und anschließend unbearbeitet auf das Sound-Device piped, an dem ein mittelgroßes Kernkraftwerk mit Akustikwandler angeschlossen ist. Natürlich geht auch niemand von uns dorthin, um was davon zu hören - dafür gibt es schließlich die super-coolen ACDC-Rabbit-Ears. Nein, es ist einfach ein Kultereignis, auf dem man nicht fehlen kann. Nicht fehlen darf! Garantiert schon seit Monaten ausverkauft! Und ich steh' da und hab' keine Karte!

    Die Lage ist ernst! Sehr ernst! Ich fahre sofort die Schutzschilde hoch, rufe bei Frau Bezelmann an und drohe, ihren Mac platt zu machen, wenn sie nicht sofort mit dem infernalischen Lärm aufhört. Dann trinke ich in rascher Folge drei Tassen Kaffee, werfe zwei XXXXXXX ein (you better don't know!) und denke viereinhalb Minuten scharf nach.

    Als erstes begebe ich mich zum Sekretariat und linse vorsichtig durch die offene Türe. Frau Bezelmann ist am Telefon und verbreitet sich über die Rücksichtslosigkeit ihrer Kollegen, die sie nicht mal in der Mittagspause ihre Boozooka üben lassen. Ich entwende unbemerkt ihre Ersatzbrille und klopfe gleich darauf beim Kollegen O. an. Keiner da. Bestens! Mit meinem Generalschlüssel dringe ich in sein Büro ein und klaue seinen schwarzen Anzug, den er immer auf Kongressen anlegt. Zurück in meinem Büro ziehe ich den Anzug an, kämpfe eine Weile mit dem Schlips und schmiere mir eine Tube Gleitgel ins Haar. Mit Frau Bezelmanns Brille schaue ich genauso dorky aus, wie man es sich nur wünschen kann. So ausstaffiert gehe ich hinüber in den Innenhof der TU, wo im Audi Max das 'Münchner Management Seminar' stattfindet. Ein riesiges Plakat hängt über den Eingang: 'Kompetenz-Workshop für zukünftige Führungskräfte'. Mit anderen Worten: das Audi Max ist im Moment gesteckt voll mit ehrgeizigen Managern der zweiten und dritten Riege, die nur darauf warten, ihren Chefs endlich den Dolchstoß verpassen zu können. Genau das, was ich brauche, um heute Abend noch ins Konzert zu kommen!

    Ich betrete den Seminarraum und halte mich unauffällig im Hintergrund bis der Vortragende eine Kaffeepause von zehn Minuten ankündigt. Ich warte, bis der Referent den Raum verlassen hat, dann stürze ich nach vorne und lege eine Folie auf den Overhead.

    '!!! UNANGEKÜNDIGTE SONDERAUFGABE !!!' steht ganz groß drauf.

    Sofort wird es mucksmäuschen still, wenn man von einigen Handybenutzern absieht, die noch rasch ihre Sekretärinnen abwürgen müssen.

    „Mein Herren, sage ich, und ich schwöre, es sind wirklich keine Damen da, „meine Herren: dies ist eine unangekündigte Managementaufgabe, in der Sie beweisen können, wie flexibel Sie auf schwierige Situationen reagieren. Wer die folgende Aufgabe erfolgreich löst - und es kann nur einer sein -, der erhält an Ende des Seminars ein zusätzliches Prädikatszertifikat. Die Aufgabe wird nur einmal mündlich gestellt und nicht wiederholt

    Inzwischen ist es absolut still; alle Möchtegern-Führungskräfte hängen förmlich an meinen Lippen.

    „Folgende Situation", fahre ich fort. „Der Personalvorstand des Konzerns X, den sie schon lange mal persönlich kennen lernen wollten, ruft sie an und bittet Sie um Ihre Hilfe. Er hatte seinem Sohn Karten zum heutigen ACDC Konzert in Grosslappen versprochen, aber keine Karten mehr bekommen. Er befindet sich folglich in einer peinlichen familiären Situation und bittet Sie, ihm zu helfen, das Unmögliche zu schaffen und noch heute eine Karte für dieses Konzert zu besorgen. Sie schaffen es und besorgen sogar ZWEI Karten, die Sie unter dem Namen 'Leisch' an der Abendkasse hinterlegen lassen. Dann gehen Sie selber auch heute Abend zu diesem Konzert, lernen den Sohn des Personalvorstandes kennen und knüpfen auf diese Weise erste Kontakte mit der Familie. Wenn Sie es schaffen, bis morgen eine Einladung der Familie vorweisen zu können, haben Sie die Aufgabe bestanden.

    Ich hoffe, Sie haben alles verstanden. Viel Erfolg!"

    Damit schnappe ich mir die Folie und haue durch den hinteren Ausgang ab. Hinter mir höre ich noch, wie aufgeregte Rufe und Fragen aus der Managermenge hochbranden.

    Während ich über den Hof zurück zu meinem Büro gehe, sehe ich die Manager wie schwarze Fledermäuse aus dem Haupteingang flattern. Alle haben ein Handy am Ohr und alle schreien.

    Eine Stunde vor Konzertbeginn bin ich - in normalem Konzert-Outfit - an der Abendkasse, einem uralten verrosteten Wohnwagen am Maschendraht um das Sondermüllgelände. Als ich mich nach hinterlegten Karten für den Namen 'Leisch' erkundige, stürzt aus dem Halbdunkel ein Typ mit schwarzem Anzug und Schlips und stellt sich begeistert als der Besorger der Karten vor. Ich gucke ihn wortlos an, wie eine Kröte eine besonders saftige Fliege betrachten könnte, und fahre mir mit der Zunge langsam über meine Magnet-Piercings, die ich großzügig in Mund- und Nasenbereich verteilt habe. Dann schalte ich um auf 'extrem maulfauler angepisster, schlecht erzogener Pubertätslümmel aus zu reichem Hause', eine meiner Lieblingsrollen. Den Rest des Abends lasse ich mir von dem Typen, der sich wie ein gigantischer Blutegel durch nichts abschütteln lässt, alles bezahlen, was es zu solchen Gelegenheiten käuflich zu erwerben gibt. Die meiste Zeit steht er allerdings nur da und presst sich seine elegante lederne Collegemappe auf die Ohren. Wahrscheinlich deshalb, weil ich und meine Kumpels unseren Stammplatz immer direkt vor den

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