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B.A.f.H.: Band 4: The Bastard Ass(i) Plots on
B.A.f.H.: Band 4: The Bastard Ass(i) Plots on
B.A.f.H.: Band 4: The Bastard Ass(i) Plots on
eBook298 Seiten3 Stunden

B.A.f.H.: Band 4: The Bastard Ass(i) Plots on

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Über dieses E-Book

Die 48 besten Stories aus den Jahren 2001 - 2003 (handverlesen!). Ein MUSS für jede anständige Bastard-Buch-Sammlung! Das ideale Geschenk für alle DAU-geschädigten SysOps, Hotline-Huschen und Rechner-Freaks!
SpracheDeutsch
HerausgeberLehmanns
Erscheinungsdatum28. März 2014
ISBN9783865416223
B.A.f.H.: Band 4: The Bastard Ass(i) Plots on

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    Buchvorschau

    B.A.f.H. - Florian Schiel

    Florian Schiel

    B.A.f.H.

    The Bastard Ass(i) Plots On

    Band 4

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar

    Alle Rechte vorbehalten

    Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen

    © Lehmanns Media, Berlin 2012

    Helmholzstraße 2-9

    10587 Berlin

    ISBN 978-3-86541-622-3

    www.lehmanns.de

    Funny Dressing

    Der Bastard Hausmeister from Hell (B.H.f.H.), Sethimus Typhon und ich sitzen beim Atzinger und genehmigen uns unseren täglichen wohlverdienten Frühschopen. Falls sich jemand wundern sollte, dass ich mit dem schwulen Bastard Bureaucrat from Hell einfach so zusammen ein Bier trinke, der sollte nicht vergessen, dass Sethimus zur Zeit wahrscheinlich der Einzige auf dem ganzen Campus ist, mit dem ich 'Prozesse Versenken' auf der Cray des Rechenzentrums spielen kann. Nein, viel erstaunlicher ist, dass der B.H.f.H. dabei sitzt. Zuerst gab es nämlich – wie fast immer bei Bastarden verschiedener Profession – erhebliche Missstimmigkeiten zwischen den beiden: Sethimus hat eine kleine Reisekostenabrechnung des B.H.f.H. über den lächerlichen Betrag von ca. 7 TDM kurzerhand an die Prüfungsstelle des Bayerischen Rechnungshofes weitergeleitet, und der B.H.f.H. hat sich gerächt, indem er in allen Schwulenbars des Müllerviertels herumerzählte, Sethimus würde seine Schuhe aus der Altkleidersammlung beziehen.

    Nach dem ungeschriebenen Ehren-Codex aller Bastarde dieses Planeten besteht somit zur Zeit eine Art Patt-Situation, welche es beiden erlaubt, ohne ihr Gesicht zu verlieren, zusammen ein Bier trinken zu gehen (Sethimus trinkt natürlich kein Bier, sondern Multi-Vitamin-Saft!).

    Wir sitzen also beim Atzinger vor unserem Bier (bzw. Multi-Vitamin-Saft) und schweigen uns friedlich an, wie es nur wirklich starke Männer so richtig können, während im Hintergrund das Radio leise vor sich hin leiert:

    »... hat in Mazedonien einen Waffenruhe angeboten. Grund sei das orthodoxe Oktoberfest ...«

    Unsere Köpfe heben sich drei Zentimeter.

    »... äh ... Verzeihung ... äh ... Grund sei das orthodoxe Osterfest. Die politische Lage...«

    Unsere Köpfe senken sich wieder.

    Schweigen.

    Immer noch Schweigen (wie es nur wirklich starke Männer zustande bringen – falls ich das noch nicht bemerkt haben sollt...)

    »Jaja, so isses ...«, bemerkt schließlich der B.H.f.H., nur um das männliche Schweigen durch die Setzung eines kleinen Kontrastes noch mehr zu betonen, und wir anderen beiden seufzen bestätigend und nehmen noch einen Schluck Bier (bzw. Multi-Vitamin-Saft).

    Das Radio leiert:

    » ... ist gestern Abend in der Münchner Innenstadt eine Atombombe entschärft worden...«

    Alle Köpfe im Atzinger zucken nach oben. Der Wirt hinter dem Schanktisch lässt ein halbgezapftes Glas Bier fallen.

    »... äh ... Verzeihung ... ähm ... eine Autobombe entschärft worden ...«

    Alle Anwesenden lassen die angehaltene Luft ab und bestellen erleichtert noch ein Bier. Immerhin hat der kleine Versprecher das Eis gebrochen und es kommt endlich so etwas wie ein Gespräch zustande:

    »Ich finde, Sethimus schaut heute irgendwie nicht fit aus wie sein Drink«, bemerkt der B.H.f.H. mit einem kritischen Seitenblick auf den Multi-Vitamin-Saft des Bastard Bureaucrat. Sethimus lächelt schwach. Aber es stimmt: dunkle Ringe unter den Augen, das Rouge ungleichmäßig verteilt, ja, sogar eine Andeutung von Bartstoppeln zieren sein edles Gesicht. Ich stochere noch ein bisschen nach:

    »Wahrscheinlich hat er Überstunden gemacht, um einen neuen Rekord von abgelehnten Reisekostenforderungen zu schaffen! Reicht es schon für das Guinness-Buch?«

    Sethimus hat für solche laschen Späßchen nur ein verächtliches Schnauben übrig. Da wir ihn jedoch hartnäckig anschweigen und uns weigern, das Thema fallen zu lassen, lässt er sich herab, auf darauf einzugehen:

    »Das Problem ist ... eigentlich ... sagen wir mal so... da ist diese Frau ...«

    Dem B.H.f.H. und mir fallen fast die Biergläser aus den Pfoten.

    »Eine FRAU???!!!«

    »Nun ja ... hmm ... kein Grund zur Aufregung ... nicht mal eine Bekannte sozusagen ...«

    »Eine BEKANNTE???!!!«

    Sethimus seufzt hörbar und starrt verträumt in seinen Multi-Vitamin-Saft. Wir starren ihn an – gar nicht verträumt. Dass ausgerechnet der schwulste Bastard der Uni, an dem sich schon alle Tippsen der Reisekostenstelle ihre Zähne ausgebissen haben, von einer 'Bekannten' spricht, ist eine mittlere Sensation.

    »Jetzt rück schon raus damit! Erzähl doch mal von der ... der Frau!«, drängt der Bastard Hausmeister from Hell.

    »Da gibt's nichts zu erzählen!«, wehrt Sethimus mürrisch ab.

    »Wo hast du sie denn kennen gelernt?«, frage ich behutsam. Frisch Verliebte sind leichter zu verschrecken als kalifornische Berglöwen auf einer Oscar-Verleihungs-Party; man muss ganz vorsichtig auf das Thema zusteuern.

    »In einer Bar ... in einer Schwulenbar im Müllerviertel ... sie geht dorthin, weil sie da nicht dauernd von Männern belästigt wird ...«

    Der B.Hf.H. und ich nicken verständnisvoll.

    »Und ... ich weiß auch nicht ... in dem Moment, als ich sie das erste Mal sah, in diesem einmaligem tiefblauen Cocktail-Kleid mit diesem raffiniert eingefassten Ausschnitt – da wusste ich es ...« Sethimus schaut mit blind glänzenden Augen hinaus auf die Amalienstrasse. Der B.H.f.H. ist so fasziniert, dass er sich unwillkürlich umdreht und auch hinaus guckt; natürlich ist da nichts zu sehen

    »Was? Was wusstest du?«, Der tollpatschige B.H.f.H. kann es nicht lassen. Sethimus schaltet sofort seinen Himmelsblick ab und mustert uns beide mit verächtlichem Gesichtsausdruck.

    »Das könnt ihr beiden sowieso nicht verstehen!«

    Der B.h.f.H. fühlt sich sofort in seiner Hetero-Ehre gekränkt.

    »Wieso können WIR das nicht verstehen?«, fragt er empört. »Schließlich bist DU der Schwule hier und redest über eine tolle Frau!«

    Ich gebe verzweifelte Signale, dass er endlich das Maul halten soll, und versuche, das Thema wieder zurück auf das Hauptthema zu bringen:

    »Hast du sie seitdem wieder gesehen?«

    Sethimus schaut missmutig in sein Glas, entschließt sich aber dann, weiter zu erzählen.

    »Nachdem ich sie das erste Mal gesehen habe, konnte ich zwei Nächte nicht mehr schlafen. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas derartig ... unglaublich Schönes gesehen ...«

    Der B.H.f.H. und ich schauen uns an und ziehen die Augenbrauen hoch. Zum Glück hält er den Mund. Sethimus erzählt weiter:

    »Und dann habe ich über den Barbesitzer ihren Namen heraus bekommen und habe sie angerufen ...«

    »Einfach so angerufen?«

    »Ja, warum nicht? Leider war sie gar nicht zugänglich und hat alle meine ... meine Angebote in den Wind geschlagen ...«

    Ich gebe einen mitfühlenden Laut von mir.

    »... und vorgestern habe ich mir sogar eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen und die Steuererklärung für sie gemacht. Aber sie bleibt hart. Sie rückt mit nichts heraus. Ich weiß bald nicht mehr ...«

    »Hast du sie schon mal schick zum Essen ausgeführt?«, schlägt der B.H.f.H. hilfreich vor.

    Sethimus schnaubt verächtlich.

    »Ich kann doch nicht mit einer Frau öffentlich zum Essen gehen!«

    »Aber ... äh ... ich meine ... ich dachte ...«, stottert der B.H.f.H. verblüfft. Aber Sethimus beachtet ihn gar nicht.

    »Dann habe ich es halt ohne sie versucht ... bin wie ein Blöder durch sämtliche einschlägigen Geschäfte getigert ... sogar in Mailand war ich letztes Wochenende ... deshalb bin ich auch so fertig im Moment ... alle meine Überstunden sind dabei draufgegangen – ohne Erfolg!«

    »Einschlägige Geschäfte?«, wiederhole ich. »Was für einschlägige Geschäfte?«

    Sethimus schaut mich verwundert an.

    »Klamotten-Geschäfte natürlich. Wo würdest du denn nach einem Cocktail-Kleid suchen?«

    »Willst du sie mit einem Cocktail-Kleid bestech ... ich meine, du willst ihr ein Cocktail-Kleid kaufen?« fragt der B.H.f.H. verwundert.

    »Was? Wieso ihr? Sie hat doch schon eins! Das ist es ja gerade!«

    Der B.H.f.H. starrt Sethimus mit offenem Mund an. Er versteht überhaupt nichts mehr. Ich auch nicht.

    »Aber was hat denn das Cocktail-Kleid damit zu tun, dass du an diese Frau herankommen willst?« frage ich verzweifelt.

    Der Bastard Bureaucrat from Hell starrt uns beide abwechselnd an, dann wird er plötzlich knallrot im Gesicht.

    »Ihr glaubt doch nicht etwa ...«, flüstert er mit vor Wut heiserer Stimme. »Ihr Riesenhornochsen! Ihr glaubt ernsthaft, ich würde hinter einer Frau her sein? Ihr Idioten, Schmalspur-Bastarde, Hetero-Hirnis, ihr! Nicht zu fassen, so was! Das KLEID war es, capito?! Ihr tiefblaues Cocktail-Kleid mit dem raffiniert gefassten Ausschnitt! DAS muss ich haben! DESWEGEN kann ich nicht mehr schlafen, ihr Rindviecher! Aber dieses Weib will mir nicht verraten, wo sie es her hat, diese Hexe! Und sie will es mir nicht mal ein einziges Mal ausleihen, die blöde Quarktasche! Ich hasse sie! Hätte ich sie bloß niemals getroffen!!!«

    Der Bastard Hausmeister from Hell macht den Mund auf – und macht ihn wieder zu. Dann schaut er mich an, mit genau dem Blick, den besonders große Hunde manchmal haben, wenn sie vor einer verschlossenen Kühlschranktür stehen. Dann steht er wortlos auf und geht.

    Text Book

    Die Semesterferien haben gerade begonnen. Und jetzt, da endlich alle lästigen StudentInnen (da wars mal wieder!) irgendwo in Timbuktu darauf warten, von muslimischen Fundamentalisten entführt zu werden (früher nannte man das: 'Urlaub'!), will ich die Zeit meiner Sprechstunde nutzen, im Hof hinter dem neuen Gen-Zentrum mit Frau Bezelmann ein wenig Panzerfaust-Schießen zu üben. Ich habe schon den Helm auf, da klopft es an meine Türe. Der Chef kann es nicht sein, der klopft nie an. Trotzdem lasse ich sicherheitshalber den Helm hinter dem Raid-Array verschwinden und rufe 'Herein!'.

    Draußen steht eine Studentin und blinzelt durch ihre 2 x 4,5 Dioptrien kurzsichtig in mein Allerheiligstes. Ich seufze. Sie ist genau der Typ, den ich jetzt am allerwenigsten brauchen kann. Der Typ, der alles ganz genau erklärt haben will und dann in der Prüfung doch alles durcheinander bringt. Der Typ, der keine Vorlesung verpasst, alles haarklein mitschreibt, aber nix kapiert. Ich habe im Prinzip nichts gegen Frauen – ganz im Gegenteil! Ich finde es zum Beispiel sehr erfreulich, wenn das uniforme Bild von geschmacklosen Sweat-Shirts und Kordhosen in meiner Vorlesung durch das eine oder andere hübsche weibliche Outfit aufgelockert wird. (Falls ihr es nicht bemerkt haben solltet: das war der längst mal wieder fällige Chauvi-Spruch in dieser Kolumne!) Aber nicht in den Semesterferien und nicht, wenn ich mit Frau Bezelmann verabredet bin! Frau Bezelmann warten zu lassen, ist ungefähr das Äquivalent zu einer Eisbärenmutter erklären, dass ihr Eisbärenjunges gerade eine steile Karriere im Pelzwarenhandel begonnen hat.

    »Äh ...«, sagt sie und kommt zögernd näher.

    »Ja?«, sage ich ungnädig.

    »Ich hätte da eine Frage zu ... zu Ihrem Proseminar ... äh ...«, sie blättert hastig in einem umfangreichen schmuddeligen Computerausdruck, den ich unschwer als mein Online-Skript erkenne.

    »Ja, äh ... hier: 'Quantendifferentielle Relations-Dynamik von stochastisch transformierten Matrix-Tensor-Beziehungen'«.

    Sie bringt es immerhin fertig, den Titel ohne Fehler vorzulesen. Bei den meisten Studenten reicht das schon für die Note 3.

    »Ja? Und was hätten Sie da gerne gewusst?«, sage ich freundlich(!).

    »Ja, also ich glaube ... es könnte sein, dass da ein Fehler ist … in Ihrem Skript, meine ich ...«

    »Ein Fehler?«

    »Hier auf ... auf Seite 1523 ist die Ruhemasse des Protons mit 1,6735 mal 10 hoch minus 27 Kilogramm angegeben. Im Kaeding steht aber 1,6725 ...«

    Sie hält mir den Text unter die Nase, den ich vor Jahren mal bei einem längst emeritierten Physik-Professor im Papierkorb gefunden hatte. Ich fand damals die vielen Formeln irgendwie putzig und beeindruckend; deshalb habe ich das Ding eingescannt und in den Anhang zu meinem Online-Skript gepackt, obwohl es natürlich nichts, aber auch gar nichts mit meiner Vorlesung zu tun hat.

    »Ha, ja«, sage ich. »Das ist kein Fehler, sondern ein Feature ... ich meine, das ist eine sogenannte verifizierbare kreuz-didaktische Referenz-Entität.«

    »Eine kreuz-didaktische ... äh ... was?«

    Mit anderen Worten: DUMMY STUDENT MODE ON

    »Eine verifizierbare kreuz-didaktische Referenz-Entität«, wiederhole ich streng. »Wissen Sie vielleicht nicht, was das ist?«

    Die Studentin räumt kleinlaut ein, davon noch nie etwas gehört zu haben. Ich bis vor kurzem auch nicht.

    »Eine verifizierbare kreuz-didaktische Referenz-Entität ist ein absichtlicher Fehler in den Unterlagen, anhand dessen ich prüfen kann, ob der candidatus den Stoff wirklich verstanden hat, oder lediglich den Inhalt des Skriptes wiederkäuen kann, verstehen Sie?«

    »Oh«, sagt sie erleuchtet.

    »Wenn Sie jetzt in der Prüfung den tatsächlichen Wert für die Ruhemasse des Protons verwenden, sehe ich, dass Sie es wirklich verstanden haben und Sie bekommen einen Pluspunkt«, erläutere ich salbungsvoll.

    Ihr Gesicht strahlt, soweit man mit 4,5 Dioptrien und Monster-Akne eben strahlen kann (rot hauptsächlich!).

    What a sucker!

    'Pluspunkt' geht ihr runter wie warmes Olivenöl. Vor lauter Begeisterung fällt der Studentin gar nicht auf, dass in meiner Vorlesung von Protonen niemals die Rede war! Hoffentlich war's das dann jetzt, sonst fängt Frau Bezelmann noch ohne mich an!

    »Oh, gut!«, wiederholt sie. »Ich, meine ... ich wollte sagen: Gut, das hab' ich verstanden ... äh ...«

    Ich stehe auf, um anzudeuten, dass ich noch Besseres in den Semesterferien zu tun habe, als Studenten auf ihre offensichtlichen IQ-Defizite hinzuweisen. Aber sie bemerkt das gar nicht, sondern blättert immer noch in dem verdammten Skript.

    »... und ... ähm ... hier auf Seite 897 in Abbildung 76a ...«

    Das geht jetzt aber wirklich zu weit! Aus dem Hof hinter dem neuen Gen-Zentrum höre ich eine gedämpfte Explosion und fallende Glassplitter. Das bedeutet, dass Frau Bezelmann wirklich schon ohne mich angefangen hat! Ich drücke unauffällig auf den Fußschalter unter meinem Schreibtisch. Sofort gellt ein durchdringender Alarmton durch mein Allerheiligstes!

    »Was ist das denn?!«, schreit die Studentin erschrocken und lässt das Skript auf den Boden knallen.

    »Verdammt!« schreie ich und entfalte eine hektische Aktivität, springe zu einem Display, wo noch die Reste von 'Dune' herumlungern, und hacke frenetisch ein paar sinnlose Zeilen.

    »Großer Core-Dump! Das ist ein WA!« brülle ich über den Lärm der Sirene. »Ein Wurm-Alarm! Ein Internet-Wurm ist über die Firewall eingedrungen! Wir müssen sofort sämtliche Router von Netz trennen! Tun Sie mir einen Gefallen und laufen Sie hinüber in den Rechnerraum (gleich gegenüber, gar nicht zu verfehlen) und stellen Sie den roten Netztrennschalter neben dem Fenster auf 'Off'!«

    »Aber ich ...«

    »Kein Zeit! Machen Sie schnell!!!«, brülle ich, und sie rast tatsächlich los.

    Drüben im stillgelegten Experimentierpraktikum, gleich gegenüber von meinem Büro, sitzt wie immer Yogi Flop, unser esoterischer Physiker, und bewacht seinen Versuchsaufbau zur Detektion von mikroskopischen paraphysikalischen Anomalien. Tatsächlich hockt er schon ziemlich lange da; man könnte auch sagen, dass er praktisch da drüben lebt, mehr recht als schlecht am Leben gehalten von mitleidigen Seelen hier am LEERstuhl, die ihm ab und zu eine Pizza mitbringen. Yogi Flops Theorie besagt nämlich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit des Auftretens paraphysikalischer Effekte und der Dauer des vorherigen permanenten Beobachtens besteht. Konkret, je länger man ununterbrochen zwei winzige Mühlesteine unter dem Mikroskop beobachtet, desto wahrscheinlicher wechseln sie in genau dem Moment scheinbar ohne physikalischen Grund die Position, wenn man gerade wegschaut. (Böse Zungen behaupten bis heute, Yogi Flop sei auf diese abstruse Theorie gekommen, nachdem wir zusammen mal eine ganze Nacht im Atzinger Schrödingers Gleichungen diskutiert hatten. Das ist selbstverständlich die reinste Phantasie; zumindest konnte bis jetzt keiner beweisen, dass da ein kausaler Zusammenhang besteht.) Da die ersten Versuche keinen Erfolg zeigten, hat Yogi Flop die permanenten Beobachtungszeiten immer weiter ausgedehnt; im Moment muss er so bei 2 bis 3 Wochen angelangt sein.

    Jetzt aber stürmt auf einmal diese Studentin zu Yogi Flop herein. Da er seine Augen nicht vom Mikroskop nehmen darf, kann er nicht sehen, wer es ist, und vermutlich denkt er, jemand bringt wieder mal eine klein geschnittene, kalte Pizza vorbei. Die Studentin rennt, ohne Yogi Flop überhaupt wahrzunehmen, zum roten Schalter für die Notabschaltung und dreht – Ruckzuck! – im ganzen Labor den Saft ab. Erst wird es schwarz vor Yogis Augen (weil die Mikroskopbeleuchtung ausgeht), dann, als seine verblüfften Ganglien endlich ans Großhirn melden, was da passiert ist, sieht er rot!

    Mit einem Wutgeschrei, das Jonny Weißmüller alle Ehre gemacht hätte, stürzt sich Yogi Flop aus seiner dunklen Beobachtungsecke auf die verblüffte Studentin. Erschrocken weicht sie zurück; vermutlich denkt sie, es handele sich um eine mystische Materialisierung des Internet-Wurms, der da auf sie zukommt. Sie stolpert rückwärts über einen Stapel uralter Computerbänder und kracht voll in den ausrangierten Versuchsaufbau zur Bestimmung der Ruhemasse des Protons!

    (Welch Ironie die Realität um uns herum für uns täglich bereit hält, wissen nur wenige Zeitgenossen wirklich zu schätzen. Zum Beispiel wenn der Finanzminister darüber schwafelt, dass die Steuern gesenkt werden müssen, und im gleichen Atemzug von einer 'notwendigen Verbreiterung der Einnahmebasis' spricht.)

    Während Yogi Flop lautstark die Studentin zur Sau macht, schließe ich ganz schnell mein Allerheiligstes ab und sprinte mit Helm zum Hof hinter dem neuen Gen-Zentrum (das inzwischen schon einige Löcher hat). Schließlich will ich heute auch noch ein wenig Spaß haben!

    History

    Für manche Leute war früher alles besser. Im Sommer schien praktisch ununterbrochen die Sonne, im Winter lagen mindestens drei Meter richtig weißer Schnee (und nicht nur nebeneinander!). Die Studenten waren schlauer, die Studentinnen hübscher und die Professoren professoriger. Die Uni war noch eine richtige Universität, wo Leute ohne Robe und Hut nichts zu suchen hatten. Die Stundenpläne waren dünner bzw. existierten nur in der Phantasie besonders krankhaft veranlagter Streber, die Biergärten waren grüner, das Bier billiger und die Wespen stachen heftiger als heute.

    Der LEERkörper bestand aus einem Haufen vertrottelter und bezwickerter, aber liebenswerter Graubärte, die bei zahlreichen Anlässen höchst würdevoll in ihren schwarzen Talaren hinter dem Dekan einherzuschreiten vermochten. Und die Hausmeister hießen noch Pedelle und waren originelle Schlitzohren, die heimlich unter dem großen Physiksaal illegal Bier an die Studenten ausschenkten und im Fasching zwei Augen zudrückten, wenn in der Anatomie schweinische Orgien gefeiert wurden. Mit den Worten eines großen Dichters: Damals waren kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri noch richtige kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri. Einfach Klasse!

    Andere Leute sind der Meinung, dass früher alles alles eher bescheiden aussah. Es gab noch kein Ozonloch, so dass man ewig im Englischen Garten herumflezen musste , um einen gescheiten Teint zu bekommen (selbst bei großzügiger Applikation von Tiroler Nussöl), es gab haufenweise Schnee aber keine Snow-Boards, um darauf herumzurutschen, kein MTV. Die Studenten waren ein Haufen eingebildeter, verzogener Müttersöhnchen mit albernen Mützen, die Studentinnen – sogenannte 'höhere Töchter' – gingen hauptsächlich zur Uni, um sich einen angehenden Großbürger zu angeln und hatten Frisuren zum Abgewöhnen. Gelernt wurde eigentlich gar nichts; wenn außer Burschenschafts-Kneipen etwas anstand, war es allenfalls Rudern oder Fechten oder sonst irgendeine idiotische Leibesertüchtigung, und – achja – die Wespen stachen früher auch schlimmer als heute!

    Die Professoren waren nur auf ihren Standesdünkel und auf ihre Machtkämpfe innerhalb des Dekanats ge-tuned, und wenn sie damit nicht vollständig ausgefüllt waren, gaben sie ihre engstirnige Weltsicht als alleinige Wahrheit an ungebildete Gymnasiasten weiter, deren hauptsächliches Verdienst darin bestand, aus einem reichen Vaterhaus zu stammen. Die sogenannten Pedelle waren sadistische Kleingeister, die ihre unverarbeiteten Minderwertigkeitskomplexe in Studentenquälereien auslebten. Mit

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