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B.A.f.H.: Band 3: Carpe Diem Academicum
B.A.f.H.: Band 3: Carpe Diem Academicum
B.A.f.H.: Band 3: Carpe Diem Academicum
eBook283 Seiten3 Stunden

B.A.f.H.: Band 3: Carpe Diem Academicum

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Über dieses E-Book

Der Bastard Assistant from Hell ist wieder im Lande - und zu allen Schandtaten bereit! Niemand ist vor dem gefürchteten Uni-Assistenten sicher, der schon Tausende von Lesern mit seinem bösen Witz begeistert hat. Seine satirischen Anschläge auf unsere Universitäten und den Alltag in jedem Büro stehen unter dem Motto: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Und warum harmonisch, wenn ein wenig Öl im Feuer viel mehr Spaß macht.
SpracheDeutsch
HerausgeberLehmanns
Erscheinungsdatum28. März 2014
ISBN9783865416216
B.A.f.H.: Band 3: Carpe Diem Academicum

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    Buchvorschau

    B.A.f.H. - Florian Schiel

    Florian Schiel

    B.A.f.H.

    Carpe Diem Academicum

    Band 3

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar

    Alle Rechte vorbehalten

    Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen

    © Lehmanns Media, Berlin 2012

    Helmholzstraße 2-9

    10587 Berlin

    ISBN 978-3-86541-621-6

    www.lehmanns.de

    The Bastard Ass(i) plots on

    Frau Bezelmann steht im Gang und strahlt mir entgegen – ein Anblick, der jeden mit einem schwächeren Nervenkostüm in die Flucht schlagen würde. Sie hat mir zur Begrüßung sogar einen besonders stacheligen Kaktus mit Lichterkette (es ist ja Weihnachten!) und eine riesige Packung Pralinen besorgt. Später stelle ich fest, dass die meisten Pralinen mit Senf gefüllt sind. Ein wirklich warmer Empfang! Sogar Marianne ist da und freut sich krampfhaft. Und unser abergläubischer Hausmeister macht heimlich hinter meinem Rücken Zeichen gegen den bösen Blick...

    Aber wirklich freuen tun sich natürlich die Studenten. Trotz Studentenstreiks sind sie alle vollzählig in der Übung zum Grundkurs erschienen, die ich sofort nach meiner Ankunft vom Kollegen O. übernommen habe. Mein guter Ruf ist mir also vorausgeeilt (oder war er noch immer vorhanden?).

    Als allererstes erkläre ich den versammelten Ingenieursanwärtern, dass ich meine Erfahrungen in „Nach amerikanischen Vorbild werde ich also von nun an Fragen zur Übung nur noch schriftlich beantworten. Alle Fragen, die Sie haben, müssen bis zum Ende der Veranstaltung gesammelt und mit genauer Angabe des Idioten... ich meine, des Fragenden per E-Mail an folgende Adresse geschickt werden…"

    Ich kritzele eine nicht-existente E-Mail-Adresse möglichst unleserlich an die Tafel.

    „... außerdem wird die Klausur ab sofort ein Multiple-Choice-Test sein, der von einem Computer automatisch ausgewertet werden kann..."

    Ein paar ganz Ahnungslose freuen sich an dieser Stelle auch noch! Dabei schweben vor meinem unermüdlich-kreativen inneren Auge bereits Prüfungsfragen wie:

    Operator TRUE ist auf FALSE gesetzt, und Operator FALSE auf TRUE. Was ergibt die Formel (TRUE && FALSE) && (FALSE || TRUE) && FALSE || (TRUE || FALSE) ?

    a) 42

    b) MAYBE

    c) Who cares?

    „…und natürlich werde ich im Unterricht keine Tafel oder Overhead-Folien mehr verwenden. Der gesamte Stoff wird stattdessen in komprimierter Form mit einem Beamer auf die Leinwand geworfen. Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass ich noch schneller hin- und herscrollen kann, als das mit Folien bisher möglich war. Eine gute Übung für Sie, damit Sie nicht vorzeitig geistig einrosten. Außerdem kann ich so die ersten 20 Minuten jeder Übung mit dem Einrichten der Technik vergeuden und den Stoff dann mit doppelter Geschwindigkeit durchnehmen.

    Auf ein schriftliches Skriptum wie in der Steinzeit werde ich natürlich verzichten. Begleitende Hypertext-Dokumente finden Sie nur noch im Internet – sofern Sie zufällig auf die Adresse stoßen sollten (sie ist nämlich nirgends gelinkt; das macht das Studium gleich viel spannender!). Falls Sie doch irgendwie drauf kommen, werden Sie feststellen, dass es mit gigantischen Graphiken und minutenlangen HiFi Sound-Files gespickt ist, und dass Sie keine reelle Chance haben, das Ding mit Bandbreiten kleiner 10 MegaBit runterzuladen..."

    Inzwischen haben sogar die Erstsemester gemerkt, wo sie hier gelandet sind: In der ‚Bastard Lecture from Hell’!

    Einige durch die Studentenstreiks ermutigte Kommilitonen versuchen zu protestieren und verlangen eine Diskussion über meine neuen Unterrichtsmethoden. Ich ersticke jegliche Insubordination im Keim, indem ich mit beiläufiger Stimme ankündige, dass schon nächste Woche, einen Tag vor Heilig Abend, eine Probeklausur über den bisherigen Stoff abgehalten werde.

    Danach entlasse ich die Bande und schlendere links und rechts in die Büros grüßend zu meinem alten Arbeitsplatz. Offensichtlich waren einige Kollegen nicht auf meinen Anblick vorbereitet. Kollege Rinzling verschluckt sich an seinem täglichen Sahnetörtchen, als ich den Kopf zur Tür hereinstrecke und ihm freundlich einen guten Morgen wünsche. Er bekommt einen Hustenanfall, der sich gewaschen hat, und läuft ganz lila im Gesicht an. Dabei zeigt er mit dem zitternden Finder in meine Richtung und keucht:

    „Nnnn...hirchhh!... nnnnnn... hiiiirrrrchhh!... nnnnnn..."

    Eine hervorragende Gelegenheit, mein in den USA erworbenes Wissen anzuwenden: die sogenannte ‘Heimlich Method’! (Sprich ‘Heymlick’)

    Ich greife Rinzling von hinten unter die Arme und ziehe mit der rechten Hand den linken Unterarm ruckartig nach hinten. Nach der Theorie von Heimlich sollte dadurch der Lungendruck so sprunghaft ansteigen, dass etwaige fehlgeleitete Stücke Sahnetörtchen aus der Luftröhre gepustet werden.

    Vielleicht bin ich durch das Fitnesstraining in Kalifornien zu kräftig geworden, oder ich habe den Trick vom guten Herrn Heimlich noch nicht ganz kapiert. Jedenfalls fliegt kein Sahnetörtchen aus Rinzlings aufgesperrtem Schlund, vielmehr schießt sein falsches Gebiss quer durch den Raum und beißt sich in Mariannes haarspray-gesteifte Stirnfransen fest, die gerade neugierig um die Ecke schaut.

    Marianne bekommt einen hysterischen Schreikrampf, der den Rest der Belegschaft auf den Plan ruft, und den Frau Bezelmann schließlich nur mit ein paar schallenden Ohrfeigen zum Abbruch bringen kann. Rinzling bekommt endlich wieder röchelnd Luft in die Teerlungen, wohingegen seine blutunterlaufenen Augen mich immer noch so fassungslos anstarren, als wäre ich der Geist von Hamlets Vater.

    Ganz zum Schluss erscheint der Chef in der Türe und erkundigt sich nach der Ursache für den Aufruhr. Bevor noch irgendjemand umständliche Erklärungen abgeben kann, fällt sein Blick auf mich, und er bemerkt lediglich:

    „Oh... äh... Leisch... hmm... ach so!"

    Window Cleaning

    Heute haben sich die Fensterputzer der Firma ‚Blitzblank’ angemeldet (das Superhirn, das sich diesen phantasievollen Namen ausgedacht hat, möchte ich gerne mal kennenlernen!).

    An sich schätze ich eine gewisse Patina auf meinen Fenstern, weil dann nicht so viel blendendes Licht in mein Büro fällt (besonders am frühen Morgen). Andererseits ist so eine Putzaktion immer eine gute Gelegenheit, für den Rest des Tages in der Cafeteria zu verschwinden – wenn man es richtig anstellt!

    In der Ankündigung der Haustechnik steht in hochtrabendem Amtsdeutsch:

    „Um eine zügige Durchführung der Arbeiten nicht zu behindern, werden die Angestellten angewiesen, ihre Arbeitsflächen und Fenstervorbauten von allen Gegenständen freizumachen..."

    (‚Machen Sie sich bitte frei’ – wie bei der Einstellungsuntersuchung!)

    Ich packe noch ein halbes Dutzend müde heulender Winchesterlaufwerke auf die ohnehin schon überlastete Fensterbank und schiebe den Labortisch mit meinem ‚STACK’ (STapel Ausgearbeiteter Chaotischer Katastrophen; ca. 89 cm hoch) näher ans Fenster. Dann tupfe ich in den Fensterecken ein wenig Silicat-Lösung auf die Scheibe. Das Silicat verbindet sich mit dem Glas und verursacht trübe Stellen, die sich nicht mal mehr mit dem Glasschaber entfernen lassen.

    Nach diesen Vorbereitungen verschwinde ich mit Marianne im Café ‚Zum faulen Studenten’ hinter dem Uni-Hauptgebäude (DAS ist mal ein guter Name!) und lasse mir den neuesten Uni-Tratsch berichten.

    Ich muss ja schließlich wieder auf dem Laufenden sein, wer gerade mit wem oder warum nicht mehr, was an drohenden Einstellungen bzw. Entlassungen ansteht, wer gerade die R.K.f.H. (‚Reisekostenstelle from Heaven’) leitet, wer einen Elch-Mercedes fährt und wer nicht, etc. pp.

    Man kann ja so leicht ins Fettnäpfchen platschen! So wie der Kollege O., ein eingefleischter Junggeselle, der neulich mit Prof. K. von der physikalischen Optik im Aufzug steckengeblieben ist, weil ich gerade einige hochinteressante Hochspannungsversuche im Labor 3 durchgeführt hatte (diese neumodischen Schaltsicherungen vertragen überhaupt nichts mehr. Früher konnte man die Schmelzsicherungen bei Bedarf noch durch Zimmermannsnägel ersetzen. Heute fliegt schon der Fehlstromschutzschalter raus, wenn ich nur am Sicherungskasten vorbei schlendere…). Jedenfalls steckt O. mit Prof. K. im Aufzug fest, und sie kommen irgendwie aufs Thema Ehe zu sprechen. O., der K. bisher nur als standhaften Hagestolz kannte, bringt wie üblich seine abfällige Meinung über diese Institution in markigen Worten untermalt mit einschlägigen ‚Herrenwitzen’ zum Ausdruck. Erst nach der spektakulären Befreiung über die Inspektionsklappe (aber das ist eine andere Geschichte!) teilt K. dem O. beiläufig mit, dass er vorgestern geheiratet habe.

    Keine drei Stunden später schlendere ich zurück in mein Büro, um nach den Fensterputzern zu gucken. Ein Mädel im Blaumann balanciert zwischen den heulenden Winchestern auf dem Fensterbrett herum und verschmiert waghalsig aus dem Fenster hängend mehr oder weniger erfolgreich den angesammelten Dreck auf der Außenseite meiner Fenster.

    „Gleich fertig!" versichert sie strahlend, trotz erschwerter Arbeitsbedingungen. Dabei ist es noch nicht mal zwei Uhr!

    In den benachbarten Büros schaut es ähnlich aus.

    Ich gehe ins Sekretariat zu Frau Bezelmann und rufe unten beim Pförtner an. Es sei ein Skandal, sage ich empört. Hundertmal schon hätten wir die Pforte gebeten, die Jalousien auf der Ostseite sofort herunterzulassen, wenn die Sonne direkt in die Büros scheine. Man könne ja gar nichts mehr auf dem Display erkennen, wie solle man da vernünftig arbeiten, und so weiter und so fort.

    Frau Bezelmann öffnet protestierend den Mund – und klappt ihn wieder zu. Dann schaut sie gespannt hinüber in das Büro des Chefs, wo ebenfalls gerade ein Blaumann im Fenster hängt. Ihre herabgezogenen Mundwinkel vertiefen sich unmerklich. Der Rabe Nero krächzt leise.

    Die hirnlose Pforte aktiviert brav in allen Büros gleichzeitig die Jalousien. Spitze Schreie ertönen von allen Enden des Instituts; eine Leiter kracht irgendwo mitten in einen Praktikumsversuch; mehrere Eimer voll mit dreckigem Putzwasser sausen in den Biergarten hinunter und zerplatzen wie Wasserbomben mit einem schmatzenden Geräusch auf dem Betonboden.

    Mit einem alten ThickWire-Kabel retten Marianne und ich vom dritten Stock aus einen Putzer, der sich geistesgegenwärtig an den Blitzableiter geflüchtet hat. Frau Bezelmann spricht ihrem Putzer, der am Fensterbrett des Chefs hängt, von ihrem Fenster aus Mut zu, bis die Hausmeister die Leiter bringen.

    Insgesamt mal ein erfreulich abwechslungsreicher Nachmittag...

    Competitors

    „Also, sage ich mit gefurchter Stirne und nehme ein paar Unterlagen zur Hand, „Sie sind Herr Muxeneder von der Firma ‚Superfax’ und haben ihr neustes Modell ‚SMM 1313’ hier mitgebracht...

    Der vierschrötige Mann im Salz-und-Pfeffer-Anzug nickt finster und wirft einen giftigen Blick auf seinen Nebenmann.

    „…und Sie, wende ich mich an diesen, „sind Herr Redenexum von der Firma ‚Gigafax’ und haben ebenfalls ihr neuestes und bestes Modell mitgebracht, das… äh, Moment… ‚AIE 9907’…

    „Ganz recht", bestätigt der lange schlaksige Vertreter, und sein prominenter Adamsapfel hüpft. Dann schaltet er sein geschultes Verkäuferlächeln eine Stufe höher auf ‚Osram 15’ und legt seine rechte Hand zärtlich auf das Vorführgerät, das vor mir aufgebaut ist.

    „Gut, sage ich. „Wie Sie beide wissen, möchte der LEERstuhl ein neues Faxgerät für das Sekretariat erwerben, und ich wurde mit der Beschaffung beauftragt.

    Das stimmt zwar überhaupt nicht – Frau Bezelmann würde sich niemals ins Zeug reden lassen, wenn es um Neuanschaffungen geht –, aber mir ist langweilig, und ich habe es gern, wenn Leute in meinem Büro streiten.

    „Es versteht sich von selbst, fahre ich fort, „dass wir als technisch orientiertes Institut nur das beste und teuerste erwerben werden, was es zur Zeit auf dem Markt gibt. Um die langweilige Sache etwas zu beleben, habe ich Sie beide gleichzeitig zu einer Demonstration hierher gebeten.

    Beide Vertreter holen tief Luft und setzen zum Sprechen an, aber ich hebe rechtzeitig den Zeigefinger.

    „Moment noch! Ich glaube, wir können den ganzen üblichen Standardschmarrn getrost überspringen. Ich glaube Ihnen unbesehen, dass Ihre Geräte Faxe senden und empfangen können, dass sie Faxe im Voraus speichern und empfangen können, wenn kein Papier mehr da ist. Da die Modelle ihrer Firmen sich sowieso weitgehend ähnlich sind – auch äußerlich –, möchte ich Sie beide bitten, mir die wirklich außergewöhnlichen Features zu zeigen. Sie müssen mich überzeugen, dass Ihr Gerät beim selben Preis einfach mehr zu bieten hat als die Konkurrenz. Ich schlage vor, wir fangen bei Ihnen an."

    Ich deute auf Herrn Muxeneder.

    „Unser SMM 1313, hebt dieser salbungsvoll an, „SMM steht übrigens für ‚Simple Minded Model’ und soll die einfache Bedienbarkeit unterstreichen –, unser Modell kann 32 Nummern direkt und 99 Nummern indirekt anwählen…

    Sein Konkurrent schnaubt verächtlich:

    „Das AIE 9907 hat sogar 999 Speicherstellen, die BELIEBIG auf Direktwahl, Zielwahl oder andere Makrofunktionen programmiert werden können. Außerdem hat es eine ‚Artificial Intelligenz Energy’ Funktion. Das heißt, es merkt SELBSTTÄTIG, wann es am günstigsten Strom sparen kann…"

    Herr Muxeneder gibt einen kurzen Lacher von sich:

    „Dafür muss man dann fast 44 Sekunden lang warten, bis das Ding aus seiner ‚Artificial Intelligence Energy’-Starre wieder erwacht! Unser Modell dagegen hat einen integrierten Annäherungssensor, der sofort eine ‚Turbo-Warm-Up-Phase’ einleitet, sobald jemand nur den Raum betritt…"

    „Und dafür muss man sich dann den ganzen Tag das infernalische Quietschen Ihres Geräts anhören, kontert Redenexum. „Na, ich danke!

    Muxeneder ist beleidigt und schaltet sein SMM 1313 ein, um uns zu beweisen, dass es ‘sanft wie ein Kätzchen schnurrt’. Während das Ding sich hartnäckig weigert, hochzufahren, fährt Redenexum fort, mir die Vorzüge seiner AIE anzupreisen:

    „… hat eine menü-geführte Bedienung über das integrierte LCD-Display, ist voll netzfähig, kann mit allen gängigen Rechnern kommunizieren…"

    Ich deute auf einen alten schnaufenden 286 in der Ecke, den ich normalerweise nur dazu verwende, meinen Kaffee warm zu halten, und sage:

    „Na, dann mal los! Drucken Sie von dem aus mal ein Dokument."

    Redenexum betrachtet sorgenvoll den Haufen Schrott und beginnt in seiner Aktentasche nach passenden Kabeln zu kramen.

    Inzwischen hat Muxeneder seinen Fax-Boliden endlich zum Leben erwecken können, und das Ding schnurrt tatsächlich – allerdings wie ein ausgewachsener sibirischer Tiger, den man 4 Wochen nicht gefüttert hat.

    „Das sind nur die Lager am Anfang, versichert mir Muxeneder mit blauem Augenaufschlag, „die schleifen sich bald ein. Sehen Sie hier: alle Funktionen können über 6-stellige Codes direkt gesteuert werden, so dass Sie sich nicht immer durch hundert Menü-Ebenen quälen müssen wie bei dem Modell meines… äh… Kollegen…

    Der ‚Kollege’, der gerade unter dem Tisch feststeckt und verzweifelt den Druckerport sucht, schnaubt verächtlich. Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass mein Kaffeewarmhalter keinen Druckerport hat, weil ich die parallele Schnittstelle schon vor Jahren für die Steuerung unserer ISDN-Anlage missbraucht hatte.

    Ungerührt fährt Muxeneder fort:

    „Und hier ein ganz besonderes Feature: Wenn Sie hier drücken…"

    Das Gerät gibt noch ein schwaches Rülpsen von sich und alle Lämpchen erlöschen.

    „Wwwwas ist den jetzt schon wieder los?", stottert Muxeneder. Das ‚schon wieder’ ist ihm einfach so rausgerutscht. Der gute Mann kann noch nicht sehr lange im Geschäft sein…

    „Sehr beeindruckend, sage ich so sarkastisch wie möglich. „War das jetzt die ‚Super-Turbo-Stromsparschaltung’?

    Muxeneder beschnüffelt verzweifelt sein SMM 1313 von allen Seiten. Dann entdeckt er, dass die Netzleitung nicht mehr in der Dose ist. Mit einem Aufschrei stürzt er sich auf Redenexum, der gerade ächzend unter dem Tisch hervorkommt:

    „Sie!!! So etwas Unfaires ist mir ja noch nie untergekommen! Der Kerl hat mein SMM 1313 sabotiert!!!"

    Das stimmt nicht ganz. Genaugenommen war ich es mit einem praktisch unsichtbaren Nylonfaden, den ich vorher in die Steckdose platziert hatte.

    Der empörte Muxeneder ist knallrot im Gesicht und schüttelt seinen Konkurrenten heftig an den Aufschlägen. Dieser versucht verzweifelt, sein Gleichgewicht wiederzufinden und hält sich ausgerechnet an seinem eigenen AIE 9907 fest. Dabei gerät er auf eine Tastenkombination, die irgendwelche sadistischen Entwicklungsingenieure eingebaut haben, damit sie auch mal was zu lachen haben, und das Gerät fängt an, im Turbobetrieb seinen gesamten Toner auszustoßen. Ich flüchte mich auf den Gang und beobachte aus sicherer Entfernung die weitere Entwicklung. Immerhin bringt der umher dampfende Toner sofort die Handgreiflichkeiten zum Stillstand. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Vertreter als einen Fleck auf der Micky-Mouse-Seidenkravatte – es denn zwei Flecken.

    Ich schicke Frau Bezelmann mit dem Staubsauger vor, und ein paar Minuten später ist mein Büro wieder zu betreten.

    „Meine Herren, sage ich, nachdem die Ordnung einigermaßen wiederhergestellt ist, „so kommen wir doch nicht weiter. Wenn Sie mich zum Kauf überzeugen wollen, müssen Sie mir schon ein paar Features zeigen, die wirklich außergewöhnlich sind für ein Faxgerät…

    Redenexum sagt schnaufend: „Unser AIE 9907 hat alle marktüblichen Funktionen, darüber hinaus ist es voll programmierbar, sogar sämtliche akustischen Signale sind frei wählbar, vom einfachen Beep bis hin zu den ersten 8 Takten von Beethovens Fünfter…"

    Muxeneder lacht hämisch: „Daran sieht man sofort, wie veraltet Ihr Gerät schon wieder ist. Unser SMM 1313 hat 346 Ever-Greens fest gespeichert, per Potpourri-Funktion wird bei jeden erfolgreich gesendeten Fax ein Schlager ausgewählt und in HiFi-Qualität über die zwei integrierten Sound-Systeme wiedergegeben…"

    „Ja, olle Kamellen, die schon in der Steinzeit auf den Hitlisten waren, zischt Redenexum böse. „Dafür hat unser Gerät die Option, über das Internet die neuesten Techno-Hits herunterzuladen, alternativ kann es auch die neuesten Witze im Netz aufspüren und vorlesen, zum Beispiel die neuesten Clinton-Witze. Kennen Sie zum Beispiel den schon…

    „Unser Gerät kann dafür eine Haushaltsübersicht führen, kreischt Muxeneder mit verzerrtem Gesicht dazwischen, „Hilfe bei ärztlichen Notfällen geben und Horoskope stellen…

    „…wobei sich die Prognosen jeden zweiten Monat wiederholen, weil man bei Ihrem Gerät an Speicher gespart hat, ergänzt Redenexum genüsslich. „Das Problem hat unser AIE nicht, weil es serienmäßig mit einem 6,3 GB Plattenlaufwerk kommt. Sämtliche Werke Shakespeares, die Bibel und alle Jahrgänge der größten deutschen Tageszeitungen bis 1963 sind darin gespeichert…

    „Dafür muss man erst ein 7,4 cm dickes Manual studieren, bevor man auch nur an einen Artikel davon kommt",

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