B.A.f.H.: Band 2: The Bastard Ass(i) Goes Overseas
Von Florian Schiel
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Über dieses E-Book
sich gegen eine neue Katastrophe wappnen: Der 'Bastard Assistant from Hell' besucht die
Westküste!
Der höllische Uni-Assistent Leisch wird in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geholt. Im sonnigen Kalifornien soll er ein kleines Forschungsinstitut wieder auf Vordermann bringen - und setzt sich dabei gründlich mit der amerikanischen Lebensweise auseinander.
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Buchvorschau
B.A.f.H. - Florian Schiel
Florian Schiel
B.A.f.H.
The Bastard Ass(i) Goes Overseas
Band 2
Nach Erdbeben, Überflutungen und der
Love-Parade in San Francisco muss Kalifornien
sich gegen eine neue Katastrophe wappnen:
Der 'Bastard Assistant from Hell' besucht die
Westküste!
'Noch ein Anti-Idyll'
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar
Alle Rechte vorbehalten
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© Lehmanns Media, Berlin 2012
Helmholzstraße 2-9
10587 Berlin
ISBN 978-3-86541-620-9
www.lehmanns.de
"Ich bin der Geist , der stets verneint!
Und das mit Recht, denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, wenn nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element."
(Goethe, Faust, Der Tragödie erster Teil, Studierzimmer [1])
Foreplay
Böööh!! Bööööh!!
Mein PAD (Professoren-Annäherungs-Detektor) schlägt an. Das ist schon das fünfte Mal heute! Normalerweise rennt der Chef nicht andauernd an meinem Büro vorbei. Es muss sich um jemand anderen handeln.
Ich schaue auf den Gang hinaus und sehe gerade noch den breiten Rücken unseres Dekans im Geschäftszimmer verschwinden.
Wenn die Häuptlinge sich persönlich beim Chef zum Kriegsrat versammeln, ist irgendetwas im Busche. Ich versuche, Mikrophon und Soundblasterkarte im Rechner des Chefs zu aktivieren. Aber leider hat er den Rechner wieder einmal ausgeschaltet.
Das Geräusch störe ihn, sagt der Chef immer entschuldigend, wenn ich ihn darauf hinweise, dass sein Rechner schon wieder nicht am Netz ist.
Dann bekommen Sie aber keine Email
, sage ich dann, und außerdem wird der Rechner nicht ge-backuped.
Schön... ähm... äh... ich wollte sagen: Schade... hmm...
Und dabei bleibt es dann. Im Grunde habe ich den Verdacht, dass der Chef sowieso keine Email beantworten will und deshalb den Rechner, sobald ich den Raum verlassen habe, wieder ausschaltet. Für mich ist das äußerst ärgerlich, weil dadurch das Zimmer des Chefs der einzige abhörsichere Raum am LEERstuhl ist.
Es klopft und Frau Bezelmann streckt ihren Kopf herein:
Sie werden vom Chef verlangt
, sagt sie genüsslich.
ALARMSTUFE GELB!
Nur vom Chef?
frage ich vorsichtig.
Frau Bezelmann zieht ihre Mundwinkel nach unten. Ihre Augengläser blitzen gefährlich:
Der Dekan und der halbe Fachbereichsrat sind auch da
, erklärt sie bedeutungsvoll.
Auf dem Weg zum Geschäftszimmer gehe ich blitzschnell die Ereignisse der letzten Monate durch. Der abgeschleppte Wagen des Kanzlers? Die überflutete Tiefgarage? Die Explosion in Labor 3? Der Schneepflug der Hausmeister? Oder hat die RKfH etwa eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen mich angestrengt?
Kinkerlitzchen! Ich meine, immerhin hatten wir schon seit über einem Jahr keine Todesfälle mehr an unserem LEERstuhl...
Apropos! Vielleicht hat es ja tatsächlich etwas mit dem UPS-Lieferanten zu tun, der vor zwei Jahren in den zufällig nicht abgedeckten Hauptkabelschacht gefallen ist...
Vor der Türe zum Chefzimmer mobilisiere ich kurz meine Abwehrkräfte, dann klopfe ich und öffne die Türe.
Ah... ja... ähm... da ist ja... äh... da kommt ja endlich... hmm... der Mann, auf den wir... hmm... kommen Sie.. äh... kommen Sie nur herein...Setzen Sie sich...
Der Dekan, drei Professoren vom Fachbereich und natürlich der Chef sitzen auf Polstermöbeln hinter halb leeren Kaffeetassen und grinsen mir freundlich entgegen. Ein wahrhaft erschreckender Anblick!
Außerdem sitzt da noch eine nicht mehr ganz junge Dame mit strengen Gesichtszügen steif auf der Sofakante und betrachtet mich mit dem uninteressierten Blick eines gerade gefütterten Tigers.
Die... äh... Herren Kollegen kennen Sie ja... ähm... Leisch. Und das hier ist... äh... Professor Icewater aus San Francisco, die Sie gerne... hmm.... kennenlernen möchte...
Mrs. Icewater neigt den Kopf mit dem grauen Haarknoten ganz leicht in meine Richtung.
Ich durchforste fieberhaft mein Gedächtnis, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, ob der Name Icewater in letzter Zeit in einer Email vom Chef aufgetaucht ist.
Unser Dekan, Professor Steinbrecher, lehnt sich in den ächzenden Sessel zurück und ergreift gewichtig das Wort:
Professor Icewater hat kürzlich einen Lehrstuhl der University of California übernommen und, nun ja, nach ihrer eigenen Schilderung geht es dort ziemlich drunter und drüber. Hacker, unsichere Systeme, ein offenes Computernetz, Viren, Plattenabstürze - Sie verstehen?
Ich beteuere mit dem Brustton des guten Gewissens, dass ich damit absolut nichts zu tun habe. Und weil es ausnahmsweise sogar stimmt, klingt es richtig überzeugend.
Die Professoren schmunzeln.
Sind Sie schon mal fünf schmunzelnden Professoren gegenüber gesessen?
Ich schalte auf ALARMSTUFE ROT!
Aber natürlich nicht
, fährt Professor Felsklauber von der virtuellen Fluidthermodynamik fort. Professor Icewater ist hier, weil sie von unserem hervorragend organisierten Rechnernetz hier gehört hat. Sie möchte Sie gerne - vorausgesetzt natürlich, dass Sie einverstanden sind - für einige Zeit als Berater mit nach San Francisco nehmen. Was halten Sie davon?
Ich starre in sechs erwartungsvolle Professorengesichter.
Volles Auslandstagegeld und freie Dienstwohnung?
Die Professoren schauen Mrs. Icewater an. Diese nickt.
Ok
, sage ich.
Der Chef atmet erleichtert auf...
--- Sexual Harrasment
Heute ist mein erster Arbeitstag auf dem Campus.
Um einen guten Eindruck zu hinterlassen (der erste Eindruck ist bekanntlich der Entscheidende!) und um mich in die neue Situation einzustimmen, frühstücke ich lauwarmes Pepsi und microwaved Pizza, nachdem ich die ganze Nacht im 'Dark Sun' andere Spieler abgeschlachtet habe.
Dann ziehe ich löchrige Jeans und das abgef....... T-Shirt an, das ich finden kann, schmiere mir die Reste der Pizza auf die Brust und fahre zum Campus.
Gleich auf dem ersten Gang kommt mir ein absolut fertiger Typ entgegen. Bleich, schmuddelig mit fettigem Haar, Ringen unter den Augen und eingefallener Hühnerbrust.
So schauen also die hiesigen Hacker aus, denke ich und hebe lässig grüßend die Hand. Dann erst merke ich, dass ich den Spiegel an Ende des Flurs gegrüßt habe.
Nach einigem Hin und Her (der Sicherheitsoffizier am Eingang wollte mich 'rausschmeißen, weil er mich für einen 'Homeless' hielt), finde ich ins Büro von Ginger, dem 'Human Resources Manager' und Hilfssekretärin des Instituts. Ginger ist eine angenehme 25-jährige Überraschung mit kupferrotem, kurzem Haarschopf und hinterlistig grünen Augen. Sie überhäuft mich zunächst mit einem Riesenstapel an Formularen und Informationsmaterial, den ich lässig in die leere Pizzaschachtel schaufele. Schließlich rennt hier jeder morgens (so gegen zwölf) mit einer Pizzaschachtel 'rum und ich wollte nicht gleich am ersten Tag als Ausländer erkannt werden.
Gerade als ich dezent vorschlagen will, ob Ginger mir nicht beim Ausfüllen des ganzen Papierkrams behilflich sein könnte - zum Beispiel heute Abend in meinem neu angemieteten Penthouse - gerade in dem Moment hält sie mir eine Broschüre über 'Sexual Harrasment am Arbeitsplatz' unter die Nase.
Dann führt sie mich zu meinem Büro, beziehungsweise zu dem lichtlosen, quadratischen, grau ausgepinselten Würfel, was die hier so sinnig 'cubicle' nennen. Mein cubicle ist vollgestopft mit Rechnern bzw. Rechnerteilen, alten Manuals, vergammelten Zeitschriften und verstaubten Ethernet-Kabel-Trommeln. Auf dem Schreibtisch steht eine altersschwache Sparc2 und wimmert vor sich hin. Auf den ersten Blick sehe ich, dass essentielle Teile für ein erfolgreiches System-Management fehlen - z.B. ein TV mit VCR und ein Microwave.
Ginger grinst spöttisch und lässt mich in den Chaos allein, das mein Vorgänger - möge er im untersten Höllenkreis schmoren! - mir hinterlassen hat.
Als allererstes mache im einzigen Regal Platz für meine Pizza-Schachtel, indem ich die ganzen 'Internal Procedure Manuals' (das ist das unnötige Zeug, wo genau drinsteht, wer wann und warum auf welchen Rechnern welche Rechte hat) in den Papierkorb werfe. Dabei fällt mir auf, dass dieser angefüllt ist mit angeschimmelten Pizzastücken. Die Putzfrau (falls es hier so was gibt) muss ich mir gleich morgen mal krallen...
Prof. Icewater, meine neue Chefin, steht plötzlich hinter mir in der offenen Türe und begrüßt mich so kühl wie ein arktisches Walross. Während des einleitenden chitchat mache ich eine geistige Notiz, dass sie auf weißen Turnschuhen daherzuschleichen pflegt. Also ist Vorsicht geboten!
Well, das ist also Ihr neues Reich
, meint sie in einem Anflug von kälteklirrender Herzlichkeit, der ihr gar nicht steht, und blickt sich in meinem cubicle um. Jetzt haben wir nur noch ein klitzekleines Problem: ihr... äh... Vorgänger hat vergessen, das Root-Passwort zu hinterlassen. Und seitdem ... äh...
Ich lächele nachsichtig.
Wo liegt da das Problem?
Prof. Icewater schaut mich zweifelnd an und verabschiedet sich.
Ich setze mich an die Sparc2 und gebe ihr mit Stop-A den Todesstoß. Als sie schnaufend wieder hochkommt, gehe ich in den Single-User-Mode und unterbreche an der richtigen Stelle ein SUID-Skript.
Dann setze ich das Root-Passwort neu und scanne erstmal in aller Ruhe die Userverwaltung nach weiblichen Namen, um sie für die tägliche Usermail vorzumerken. Nachdem ich die heutige Usermail überflogen habe, lösche ich sämtliche System-Mailboxen, um die Mitarbeiter auf den neuen System-Manager aufmerksam zu machen. Anschließend schicke ich eine Email an alle, in der alle Rechnerbenutzer höflich darauf aufmerksam gemacht werden, dass es in den nächsten Wochen wegen Umstrukturierung