Flaschenpost für die Insel-Löwen: Eine Abenteuergeschichte
Von Falko Feldmann
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Über dieses E-Book
Marie ist so etwas wie die Anführerin der Insel-Löwen. Sie ist unerschrocken, natürlich auch im Dunkeln. Ganz im Gegensatz zu Anne. Die ist etwas schüchtern und ein bisschen ängstlich - oder vorsichtig, wie die anderen immer sagen. Alle vier sind zehn Jahre alt und gehen in eine ziemlich normale Schule. Gerade das ist aber das Besondere: gewöhnlich müssen nämlich Kinder wie Felix, die nicht gut sprechen oder nur langsam lernen, aber auch solche wie der geniale Eule, den ihr noch kennenlernen werdet, auf Sonderschulen, oft weit von ihrem Wohnort entfernt. Dort treffen sie keine Kinder wie Marie, Alexander und Anne und können natürlich auch keine Bande mit ihnen bilden.
Die Geschichte von den Insel-Löwen, beruht auf vielen wirklichen Begebenheiten: Es gab Zoltan, die Burg und die Schulen. Wenn ihr nachforscht, werdet ihr feststellen, dass sich alles so zugetragen haben könnte, wie es hier zu lesen ist, auch wenn ich nicht für jede Einzelheit garantieren kann. Und sicher würdet ihr Felix und die anderen Insel-Löwen wiedererkennen, falls sie euch begegnen, auch wenn alle vielleicht inzwischen älter geworden sind.
Nur der Schrei, mit dem alles begann, ist bereits verklungen ...
Falko Feldmann
Falko Feldmann hat über viele Jahre auf seinen Reisen zahlreiche faszinierende Menschen, die nicht sehen konnten, kennen gelernt. Ihre besondere "Sichtweise" auf die Welt hat ihn stark beeindruckt. Seine Begegnungen verarbeitet er in diesem Buch zu einem einzigartigen Zeugnis der inneren Farben, die uns allen zu eigen sind.
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Buchvorschau
Flaschenpost für die Insel-Löwen - Falko Feldmann
Im Andenken an
Robert
der nur 10 Jahre wurde,
aber immer in unseren Herzen bleiben wird
Inhalt
Dunkelheit
Alter Baum
Flaschenpost
Pergament
Schriften
Eule
Kinnings
Forschung
Zoltan
Ferienlager
Boah
Vorbereitungen
Zählerei
Schatzkammer
Mut
Schatz
Nachwort
Dunkelheit
„Hilfe! Felix! Hiiiilfe!" schreit Alexander, bis seine Stimme fast versagt.
Der Schmerz in seinem rechten Bein ist so stark, dass ihm die Tränen aus den Augen schießen. Wimmernd tastet er sein Bein ab, fühlt etwas Hartes, Kaltes, dessen eiserne Zähne sich in seinen Unterschenkel bohren. Erkennen kann er in der Dunkelheit nichts.
Allmählich weicht der Schreck aus seinem Kopf. Er überdenkt seine Lage. Immerhin: Die Flasche hat er. Sein Handy funktioniert in diesem Dreckloch nicht. Er ist nicht allein, denn draußen hockt Felix, der sicherheitshalber zurückgeblieben ist. Aber wie kann er ihm sagen, was nun zu tun ist? Er weiß nicht, ob er ihn hört, auch nicht, ob er versteht, was er ihm zuruft.
Seine Hand hat jetzt eine Kette gefunden, an der das Eisen befestigt ist. Er muss in ein Fangeisen getreten sein, in eine Falle, mit der Trapper gewöhnlich Füchse, Biber oder Waschbären fangen, fällt ihm ein. Aber hier am Flusslauf der Oker gibt es keine Trapper und auch keine Biber. Warum hat also hier im Kanalrohr jemand ein Fangeisen ausgelegt?
‚Ratten!‘, schießt es ihm durch den Kopf. Er gerät in Panik und schreit vor lauter Angst so laut auf, dass seine Stimme sich überschlägt.
„Felix! Komm her! Komm her! Bitte! Komm her!"
Verdutzt starrt Felix in das große Kanalrohr, in dem Alexander gebückt verschwunden ist. Eine Weile noch hat er das Matschen von Alexanders Schuhen im Schlamm gehört. Felix denkt, er habe sich vielleicht getäuscht; doch jetzt hört er die Rufe seines Freundes wieder und wieder. Er lauscht in den Eingang des Kanalrohres hinein. Alexander hat gesagt, er solle am Eingang sitzen bleiben. Jetzt ruft er nach ihm, und seine Stimme klingt sonderbar. Felix runzelt die Stirn.
„Ich sitzen, jaaah! Reingehen, nein, nein."
Trotzdem macht er zwei Schritte in das dunkle Rohr hinein und presst seinen Rücken an die kühle Betonwand. Seine Zähne knirschen so laut, dass es ihm selbst bewusst wird. Wieder dringt Alexanders Rufen zu ihm heraus. Felix überlegt.
„Alex drin, hmm, sagt er zu sich selbst. „Alex ruft, jahah! Ich tomme, ach so.
Vorsichtig geht er zwei Meter weiter. Er spürt, wie die Nässe in seine Schuhe dringt, als er in den Schlamm tritt. Der Boden ist rutschig. Seine Augen gewöhnen sich allmählich an das Dämmerlicht. „Matsch, ach so, spricht er mit sich selbst. „Alex ruft, hmm.
Immer noch mahlen seine Zähne aufeinander.
Minuten vergehen und nichts ist mehr zu hören.
Felix weiß nicht, was er tun soll.
Da hört er erneut Alexanders Rufe.
„Bitte! Bitte! Felix!"
„Ich geh´ rein, ach so, entschließt sich Felix und geht nun ohne zu zögern mit einer Hand an der Rohrwand weiter und weiter in die Dunkelheit. „Alex, ich tomme!
, ruft Felix seinem Freund zu.
Alexander hört, wie Felix näher kommt. Endlich! Dann spürt er Felix´ Hand.
„Ich bin so froh, dass du da bist! stöhnt er. Dann dreht er ihn in die Richtung, aus der beide gekommen sind, und redet mit bebender Stimme auf ihn ein: „Felix, geh zu Marie! In die Hütte. Sag ihr, dass mein Bein kaputt ist. Holt Hilfe! Marie ist in der Hütte! Geh zu Marie! Mein Bein ist kaputt! Verstanden?
Felix nickt und wiederholt: „Marie gehen. Hütte. Bein kaputt. Holt Hilfe."
Alexander gibt ihm einen kleinen Schubs und sagt: „Gut. Dann geh los."
Langsam entfernen sich die Schritte, und das matschende Geräusch verklingt. Alexander ist wieder allein in der Finsternis. Er lehnt sich zurück an die Wand, schließt die Augen und versucht, nicht mehr an Ratten zu denken. Schließlich verliert er das Bewusstsein.
Alter Baum
Die Hütte ist für jeden, der nichts von ihr weiß, unauffindbar. Sie befindet sich in der Mitte einer Insel, die auf drei Seiten von den Armen eines Flusses, der Oker, umgeben ist. Hier erreicht man die Insel über eine Brücke. Die vierte Seite der Insel wird durch einen hohen, eisernen Zaun begrenzt, den man durch ein großes Portal passieren kann. An beiden Zugängen halten steinerne Löwen Wache und mustern jeden beim Betreten der Insel eindringlich.
Auf der Insel steht eine uralte Platane und breitet ihre weit ausladenden Äste fast bis zum Springbrunnen hin aus. Innerhalb des mächtigen, hohlen Stammes der Platane befindet sich die Hütte, zu der Felix unterwegs ist. Hier haben die Insel-Löwen Marie, Anne, Felix und Alexander ihr Hauptquartier für ihre Streifzüge an der Oker.
Marie sieht Felix schon, als er durch das eiserne Portal des hohen Zaunes schreitet. Sie ist ziemlich sauer, weil sie sich für drei Uhr verabredet hatten und die Sonne jetzt schon fast im Westen steht. Also hat sie mindestens zwei Stunden in der Hütte gesessen und gewartet. Wenn sie eines hasst, dann solche Unzuverlässigkeit ihrer Löwen.
Aber warum kommt Felix allein? Er darf sonst nur mit einem von ihnen von zu Hause fortgehen, weil seine Eltern Angst haben, dass er sich allein verläuft oder gar unters Auto kommt.
Marie spürt, dass etwas nicht stimmt. Felix hält oft an und scheint mit sich selbst zu sprechen. Das macht er immer dann, wenn er sich auf etwas zu konzentrieren versucht.
Tatsächlich redet Felix wieder leise vor sich hin: „Alex´ Bein kaputt, jaaah! Marie ist in Hütte, ach so! Die Blumen sind schön. Ich rieche."
Er hockt sich hin und betrachtet die Löwenzahnblüten.
„Ich muss Hilfe holen, oh ja."
Er sieht einem Schmetterling nach und erblickt in der Ferne die große Platane.
„Alter Baum, ach ja! Marie ist in alter Baum."
Langsam läuft er weiter, fasst wie immer dem Wächter-Löwen ins Maul, geht an der Fontäne vorbei und erreicht schließlich die Hütte, vor der Marie schon auf ihn wartet.
„Wo bleibt ihr denn?" ruft Marie Felix zu.
„Hallo, Marie! antwortet Felix und winkt ihr zu. Felix hat in diesem Augenblick hinter Marie Anne entdeckt und begrüßt sie winkend: „Hallo, Anne!
Marie blickt sich um und sieht Anne über den Trampelpfad vom Schildkrötenbaum nahe der Brücke herauf kommen.
Als die drei beisammen sind, berichtet Felix, dass Alexanders Bein kaputt ist und er in der schwarzen Röhre steckt. Die beiden Mädchen verstehen zunächst nicht, was Felix meint; schließlich fällt Marie ein, dass sie einmal