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Jüdischer Bolschewismus: Mythos & Realität
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Jüdischer Bolschewismus: Mythos & Realität
eBook559 Seiten7 Stunden

Jüdischer Bolschewismus: Mythos & Realität

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Über dieses E-Book

Über die Bedeutung des "jüdischen Bolschewismus" für die Entstehung des tödlichen Antisemitismus in der NSZeit wurde bereits viel spekuliert. Doch die Geschichte zeigt: Er war Mythos und Wirklichkeit zugleich.

Die hinter der sozialistischen Idee stehende Überlegung klingt eigentlich ganz schlüssig: Der Sozialismus beseitigt die gesellschaftlichen Unterschiede und damit auch die Differenzen zwischen Juden und Christen. Dem Antisemitismus wäre damit der Boden entzogen. Bürgerliche und fromme Juden sprachen sich zwar von Anfang an gegen diesen Gedanken und damit gegen die "jüdische Romanze mit dem Kommunismus" aus. Nichtsdestoweniger wurde der Kommunismus von jüdischen Protagonisten mitgeprägt, was nach seiner Ausartung in eine Diktatur rasch zum Mythos einer jüdischen Verschwörung führte.
Dass die gesellschaftlichen Unterschiede nicht zu beseitigen waren, bedarf zwanzig Jahre nach dem Ende des kommunistischen Ostblocks keiner Erwähnung mehr. Dass aber auch der Antisemitismus durch den Bolschewismus nicht beseitigt, sondern im Gegenteil gar noch verschärft wurde, war nicht immer unumstritten.
Die gesamte Bandbreite zwischen Mythos und Realität des "jüdischen Bolschewismus" beleuchtete der Historiker Johannes Rogalla von Bieberstein in einer Studie, die nun - überarbeitet - als Buch vorliegt. Viele vergessene oder verdrängte grundlegende Fakten werden dabei aufgerollt. Bieberstein widmet sich auch kaum bekannten Vorgängen in verschiedenen europäischen Ländern und zeigt auf, wie die rhetorische Figur vom "jüdischen Bolschewismus" antisemitische Ressentiments beförderte.
SpracheDeutsch
HerausgeberAres Verlag
Erscheinungsdatum5. Okt. 2015
ISBN9783902732491
Jüdischer Bolschewismus: Mythos & Realität

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    Buchvorschau

    Jüdischer Bolschewismus - Johannes Rogalla von Bieberstein

    Johannes Rogalla von Bieberstein

    „JÜDISCHER BOLSCHEWISMUS"

    Johannes Rogalla von Bieberstein

    „Jüdischer Bolschewismus"

    Mythos & Realität

    Mit einem Vorwort von Ernst Nolte

    ARES VERLAG

    Umschlaggestaltung: Digitalstudio Rypka

    Umschlagbild: Lenin ruft im erstürmten Winterpalast 1917 vor bewaffneten bolschewistischen Revolutionären die Sowjetherrschaft aus. Gemälde aus der Zeit des „sozialistischen Realismus" (Quelle: Ullstein-Bilderdienst).

    Bildnachweis Innenteil: Ullsteinbild: S. 151 und S. 154; alle anderen Bilder: Archiv des Verlags und des Autors.

    Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio graphie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    ISBN 978-3-902475-75-6

    Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, auszugsweisen Nach druck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Daten verarbei tungs anlagen aller Art, sind vorbehalten.

    © Copyright by Ares Verlag, Graz 2010

    Layout: Klaudia Aschbacher, A-8111 Judendorf-Straßengel

    Gesamtherstellung: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan

    Inhalt

    Widmung und Dank

    Vorwort des Autors zur 2. Auflage

    Vorwort von Ernst Nolte

    Einführung : Überlegungen zur Er forschung des Mythos vom „jüdischen Bolschewismus"

    Der Sozialismus als Heilslehre sowie als Arzt des Antisemitismus

    Der marxistische Sozialismus als Antipode des Christentums

    Ostjuden als Revolutionäre

    Weltkrieg und Weltrevolution

    Die Komintern als bolschewistische Weltpartei

    Schauplätze der Weltrevolution

    Die „Judensäuberung" Stalins und das Bolschewismus-Feindbild

    Der neue antikommunistische Antisemitismus

    Der Teufelskreis

    Personenregister

    Widmung und Dank

    Mein Buch widme ich der Erinnerung an meinen langjährigen Gesprächspartner

    Dr. Léon Poliakov

    (1910–1997)

    Mit seinen Eltern kam er als Flüchtling vor dem Sowjetregime aus St. Petersburg über Odessa nach Berlin, wo er von 1921 bis 1924 das Goethe-Gymnasium besuchte. Nach Paris verzogen, geriet er 1940 als französischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft. Ein aus meiner Geburtsstadt Leipzig stammender Wehrmachtsangehöriger ließ ihn auf eigene Faust frei. Die mörderische Judenverfolgung überlebte er im südfranzösischen Versteck als „Robert Paul".

    Als Erforscher der in mehrere Sprachen übersetzten „Geschichte des Antisemitismus ist Léon Poliakov ein unerbittlicher Wahrheitssucher gewesen. Trotz des Grauens, mit dem er sich auch als Mitbegründer des „Centre de Docwnentation Juive Contemporaine beschäftigt hat, verlor er nicht seinen von Menschlichkeit gespeisten Humor und lehnte Kollektivverurteilungen ab.

    Einer Vielzahl von Historikern und Gesprächspartnern bin ich für Auskünfte und Ratschläge dankbar, auf die ich in besonderen Fällen im Text und in den Fußnoten Bezug nehme.

    Anmerken möchte ich, daß ich auch als Mitglied der von Professor Dr. Helmut Reinalter/Innsbruck geleiteten „Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Freimaurerei und als Angehöriger des Beirats der „Zeitschrift für Internationale Freimaurerforschung (IF) unter anderem, in Brüssel, Innsbruck, Jerusalem, Krakau, Paris und Warschau über die von mir betriebene Erforschung der These von einer freimaurerischjüdischen Verschwörung referiert habe.

    Der Edition Antaios in Dresden danke ich für Erstpublizierung des Buches.

    Meiner lieben Frau Margarete, die als Geschichtslehrerin für meine jahrelange Abendarbeit an Schreibtisch und Computer immer Verständnis aufgebracht hat, bin ich für ihr Mitdenken sowie Hilfe beim Übersetzen italienischer Texte verpflichtet.

    Endlich danke ich der Universitätsbibliothek Bielefeld, in der ich tätig bin und die die Infrastruktur für meine Recherchen bereitgestellt hat.

    Leopoldshütte, im September 2009 Johannes Rogalla von Bieberstein

    Vorwort des Autors zur 2. Auflage

    Mit dem „ Mythos vom ‚jüdischen Bolschewismus‘ lege ich eine Überarbeitung meiner Untersuchung „,Jüdischer Bolschewismus‘. Mythos und Realität aus dem Jahre 2002 vor. Sie ist gestrafft, nimmt Anregungen und Kritik auf und berücksichtigt einige wichtige Neuerscheinungen wie Alexander Solschenizyns Buch über die Juden in der Sowjetunion, Yuri Slezkines vieldiskutierten Essay „Jewish Century (Cambridge, MA: Harvard University Press, 1996), Jeffrey Herfs Analyse der nationalsozialistischen Propaganda von einem Zusammenwirken von Bolschewiken mit angloamerikanischen „Finanzjuden in „Jewish Enemy (Princeton, NJ: Princeton University Press, 2006), und schließlich Agnieszka Pufelskas Doktorarbeit über das polnische Feindbild von der „Judäo-Kommune (Paderborn: Schoeningh, 2007).

    Mit meiner Abhandlung über diesen geschichtsmächtig gewordenen Mythos geriet ich unversehens in den Strudel der Polit-Affaire um den deutschen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Sie wuchs sich zu einer der größten politischen Skandale der Bundesrepublik und einer Zerreißprobe in der CDU/CSU aus, bei der unterschiedliche Rechnungen aufgemacht worden sind. Der Major der Reserve Martin Hohmann hatte am 3. Oktober 2003 in seinem Wahlkreis in der Rhön eine zunächst unbeachtete Rede gehalten, in der er holzschnittartig Zeitkritik aus konservativer Sicht übte und sich speziell gegen die These von einer deutschen Kollektivschuld wandte. Konkret nahm er die von Daniel Goldhagen zugespitzte These vom deutschen Volk der „Täter, ja der „Mörder von Geburt an aufs Korn. Es ist somit festzustellen, daß die von manchen Personen des öffentlichen Lebens vorgenommene und vom liberalen israelischen Professor Moshe Zimmermann kritisierte – „Gleichsetzung Deutscher = Nazi" (taz vom 5. Juli 1995) Eruptionen ausgelöst hat.

    Um diese in seinen Augen nicht nur unwahre, sondern auch verletzende Anschuldigung zu entkräften, fragte Martin Hohmann – provozierend und unter Berufung auf in meinem Buch dargelegte Handlungen jüdischer Bolschewiken –, ob diese etwa wegen des Engagements einer Minderheit von ihnen für den gewalttätigen Kommunismus gleichfalls als „Tätervolk bezeichnet werden dürften. Diese konstruierte Frage wurde anschließend von ihm mit der Feststellung verneint, daß weder die Juden noch die Deutschen ein „Tätervolk seien. Obgleich der Zentralrat der Juden ihm deswegen einen „Griff in die unterste Schublade eines widerlichen Antisemitismus unterstellte, hat die Staatsanwaltschaft geurteilt, daß der gegen Hohmann gerichtete Antisemitismus- und Volksverhetzungsvorwurf keine Substanz habe und sich daher ein Ermittlungsverfahren erübrige. Hohmann hat überdies Unterlassungserklärungen erwirkt, gemäß denen ihm bei Androhung von hohen Ordnungsgeldern ersatzweise Ordnungshaft nicht länger unterstellt werden darf, er habe die Juden als „Tätervolk bezeichnet. Eben dies hatte jedoch der Tagesthemen-Journalist Werner Sonne abends am 30. Oktober 2003 getan und damit die „Affaire" in Bewegung gebracht.

    Indem Martin Hohmann mit seiner als Tabubruch bewerteten und als antisemitisch empfundenen rhetorischen Frage genau das getan hat, wovor ich im Schlußabsatz meines Bolschewismus-Buches gewarnt hatte, nämlich Juden noch heute für den untergegangenen und historisch gewordenen Kommunismus haftbar zu machen, lieferte er einen Anlaß für einen Frontalangriff durch die in Tel Aviv und München beheimatete Internet-Plattform „haGalil. Der den Nachfolgeparteien der SED als deren München-Schwabinger Bundes- und Landtagskandidat verbundene, in der kommunistischen Plattform sowie im Bundesvorstand der trotzkistischen SAV engagierte und 1997 in München wegen Landfriedensbruch etc. zu einer Haftstrafe von sechs Monaten, ersatzweise Geldstrafe, verurteilte „freie Journalist Max Brym durfte „Europas größtes jüdisches Bildungs- und Kommunikationsangebot, die Internetplattform „haGalil, bereits am 3. September 2003 dazu nutzen, vorgebliche „Geschichtsrevisionisten und Antisemiten im intellektuellen Gewand" zu schmähen.

    Dabei brandmarkte Brym die Edition Antaios, in der das Buch über die Haßformel „Jüdischer Bolschewismus erschienen ist. Dem Antaios-Autor von Bieberstein unterstellte er, es ginge ihm darum, von „jüdischer Schuld im Zusammenhang mit dem Kommunismus zu sprechen. Endlich bezichtigte er den Verfasser des Vorworts, Professor Ernst Nolte, er würde den „nazistischen Genozid als ‚Abwehrhaltung‘ gegen den jüdischen Bolschewismus verharmlosen. Am 27. Oktober veröffentlichte dann die junge Historikerin Andrea Livnat in „haGalil ihren Beitrag „MdB Martin Hohmann zum Nationalfeiertag – ,Gerechtigkeit für Deutschland‘. Darin teilte sie mit, der Name Hohmann sei bereits vor einem Jahr in einer Sendung des ARD-Magazins „Panorama über „Rechtsradikale in der CDU gefallen. Sie behauptete, Hohmanns Rede vom 3. Oktober 2003 stünde „in bester antisemitischer Tradition. Sein Detailwissen habe er dem Buch von Bieberstein entnommen, dem sie zwar keinen Antisemitismus unterstellte, jedoch über ihn bemerkte, der Leser könne sich „nur wundern, wie gründlich Bieberstein Juden aufspürt".

    Über Hohmann urteilte sie abschließend, die CDU könne mit ihm „das gesamte rechte Wählerspektrum abdecken. Wer brauchte da noch die NPD". Indem der Spiegel die Hohmann-Rede am 3. November 2003 unter der Überschrift „CDU – Der ganz rechte Weg zu einer großen Affaire aufbauschte und dies mit dem ebenso bösartigen wie falschen Vorwurf untermauerte, Hohmann wie Bieberstein definierten die Juden „wie die Nazis, wurde dies deutlich: Die inkriminierte Rede von „provinzieller Natur, die normalerweise unbeachtet geblieben wäre, wurde, so die frühere DDR-Bürgerrechtlerin und Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld, zu „einer Staatsaffaire aufgeblasen, um die CDU unter Druck zu bringen.

    Dies erhellt, daß der für „die Linke engagierte und in der „Kommunistischen Plattform der PDS tätig gewesene Agitator Max Brym in dem „haGalil-Beitrag „Ein Verleger und der rechte Sumpf ein prominentes CSU-Mitglied beleidigte und dabei zynisch folgendes unterstellte: „Der ganze ‚Philosemitismus‘ bestimmter Unionsoberer ist falscher Budenzauber. In der CDU/CSU existiere eine starke „antisemitische Stahlhelmfraktion, von der bis auf den „Dummkopf Hohmann „kein einziger latenter oder offener Antisemit gefeuert werde.

    Nach dem Journalisten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Andreas Rosenfelder, der den in der Universität Bielefeld von der Antifa gebrandmarkten Bibliothekar und Buchverfasser Bieberstein interviewt hatte, phantasierte der sich gegen den „Professorenpöbel und „Schleimer echauffierende Scharfmacher aus Schwabing eine rechte Verschwörung zusammen, die an die Mär der „Weisen von Zion erinnerte. Der von ihm und seinen vielen Mitstreitern erzeugten „kollektiven Hysterie (Norman Finkelstein) hat sich die CDU-Vorsitzende Angela Merkel schließlich gefügt.

    Zwar ist es im Rahmen einer gewaltigen, Martin Hohmann sogar zu einem „lupenreinen Goebbels" – so www.stern.de am 11. November 2003 – dämonisierenden Politkampagne, deren Spannweite von der Antifa über die linken Parteien und „politisch korrekten Leitmedien bis hin zum Zentralrat der Juden und schließlich zum israelischen Botschafter in Berlin reichte, gelungen, Martin Hohmann politisch zu vernichten. Allerdings sind dabei Kollateralschäden eingetreten. Zunächst sah sich die Bundesregierung gezwungen, „haGalil die vom Steuerzahler aufgebrachten „Kampf gegen rechts-Subventionen zu streichen, wobei die eigentlichen Gründe (Max Brym) wegen deren unsäglicher Peinlichkeit allerdings verschleiert wurden. Der spektakulärste, „antideutsche Linke verstimmende Erfolg von Hohmann war, daß eine Jury an der Universität Frankfurt den rassisch grundierten Begriff „Tätervolk (eigentlich: „Volk der Täter) als „Unwort" des Jahres auswählte. Seitdem ist er aus dem Verkehr gezogen.

    Wie tiefgreifend die durch die Hohmann-Affaire ausgelösten Erschütterungen waren, beleuchtete die Frankfurter Allgemeine am 15. November 2003. Sie teilte über die CDU/-CSU-Bundestagsfraktion mit: „Die Stimmung ist fast wie in einer Diktatur und merkte an, daß viele Abgeordnete gegen ihre Überzeugung für den von Angela Merkel geforderten – präzedenzlosen – Ausschluß des von seinem Wahlkreis direkt für die CDU gewählten Hohmann aus der Fraktion votiert hätten. Hingegen konnte die aus dem Zentralrat der FDJ hervorgegangene PDS-Abgeordnete Petra Pau zufrieden sein. Sie hat in einem Brief an den damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD), der sich „in tiefster Seele als „Antifaschist begreift, sowie die CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Merkel mit „besorgten Grüßen Martin Hohmann nachgesagt, er würde „Jüdinnen und Juden in unglaublicher Weise verunglimpfen und damit „einen ganzen CDU-Flügel repräsentieren!

    Zur Zuspitzung der Krise hat beigetragen, daß sich General Reinhard Günzel mit Hohmann solidarisiert hat. Nachdem Hohmann aus seiner Fraktion und Günzel aus seinem Amt als Chef des deutschen Krisenspezialkommandos GSG 9 entfernt worden waren, forderte der von etwa 7 Prozent der Studenten (bei einer Wahlbeteiligung von 11 Prozent) gewählte „antifaschistische AStA-Vorsitzende Stefan B. von der Universität Bielefeld, daß nunmehr auch der Bibliotheksdirektor von Bieberstein als angeblicher „Stichwortgeber und „geistiger Vater der Hohmann-Rede „raus aus der Uni müsse. Die ebenso durchsichtigen wie bösartigen Verleumdungen des Bielefelder AStA-Vorsitzenden, daß Bieberstein „unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft strukturellen Antisemitismus verbreite und „neonazistischen Gruppen Material liefere, wurden bemerkenswerterweise mit Spiegel online am 15. November 2003 auch durch das größte deutsche Nachrichtenmagazin gestreut.

    In der SPD-Zeitung „Neue Westfälische stigmatisierte mich ein rotgrüner Kampagnenjournalist mit einem Steckbrief-Foto als „Brandstifter. Dieser durchaus als niederträchtig zu bezeichnende Artikel, der bemerkenswerterweise die Wertungen des kommunistischen Agitators Max Brym übernahm und einige empörte NW-Leser ihr Abo kündigen ließ, erzeugte gleich den aus dem Dunkel der Anonymität operierenden Antifa-Studenten durch Weglassen der Anführungszeichen beim „jüdischen Bolschewismus den Eindruck, der Kommunismus sei für mich „jüdisch geprägt und folglich sei ich ein des Faschismus verdächtiger, für die Universität nicht tragbarer „Antisemit. Nach diesen Neostalinisten, die sich mit RAF-Leuten und den sogenannten Elbterroristen solidarisiert haben, erfüllte die Kritik an Kommunisten, insbesondere auch jüdischen, offenbar den Tatbestand des Faschismus und des Antisemitismus. Dies aber ist für diese Gruppen „keine (erlaubte) Meinung, sondern ein Verbrechen.

    Durch das Bielefelder Antifa-Netzwerk wurde der Umstand geradezu verschwörungstheoretisch ausgeschmückt, daß ich mich bereit gefunden habe, mein Buch in der damals in Gründung befindlichen nationalkonservativen Edition Antaios zu veröffentlichen. Die Verfolger fühlten sich dadurch bestätigt, daß dieser Verlag für das Vorwort Professor Ernst Nolte gewonnen hatte, den in Deutschland seit dem „Historikerstreit gern als „umstritten apostrophierten, in Italien und Frankreich jedoch hochangesehenen nonkonformistischen Historiker und Träger des Adenauer-Preises. Die von mir wegen einer Veröffentlichung zuvor kontaktierten liberalen Verlage waren vor diesem heiklen Thema zurückgeschreckt, welches der Jerusalemer Historiker Jacob Talmon als „explosiv" bezeichnet hatte. Daher hatte der Altpräses (Landesbischof Hans Thimme) von Westfalen als mein väterlicher Freund bereits 1989 den wohlgemeinten Rat erteilt, ich solle von dem Thema lieber die Finger lassen!

    Mit einer Mischung aus Unterstellungen und Unwahrheiten gelang es den sich als Moralhüter aufspielenden Kampagnenführern des Bielefelder Antifa-AStAs, welcher beispielsweise entlassene RAF-Verbrecher im Rahmen seiner „Bildungsarbeit zu Vorträgen eingeladen hat, eine derartige Unruhe und Hysterisierung in der Universität zu erzeugen, daß das ins Gerede gebrachte, jedoch kaum von jemandem gelesene Buch über den Mythos vom „jüdischen Bolschewismus auf ihr Verlangen tatsächlich von mehreren – vielleicht aus Angst vor der Antifa ungenannten – Geschichtsprofessoren der Universität Bielefeld auf „volksverhetzende Inhalte geprüft worden ist. Solche oder auch nur irgendwie antisemitische Wertungen ließen sich bei einem Autor, der seit Jahrzehnten um das christlich-jüdische Gespräch bemüht gewesen ist und 1978 durch Vermittlung der deutschen Botschaft drei Vorträge in Israel gehalten hat, jedoch natürlich erwartungsgemäß nicht finden. Absurderweise fiel den Hysterie stiftenden Bielefelder „Tugend-Terroristen schließlich nichts Besseres ein, als mir vorzuwerfen, ich habe das Wort „Jude verwandt und den PDS- und „Linken-Politiker Max Brym als „jüdischen Journalisten bezeichnet. Es ging ihnen also darum, die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit nach dem Muster der SED-Diktatur abzuschaffen, wo das Wort „Jude bei Kommunisten aus jüdischen Familien nach der Feststellung von Chaim Noll eine „Allergie" ausgelöst hat. Weil dubiose Philosemiten den Juden ihren Namen zu entwenden suchen, hat sich bereits der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, veranlaßt gesehen, verunsicherte Deutsche zu ermuntern, sie sollten ruhig Jude sagen. Dies ist im übrigen die Pflicht der Bibliothekare, die sich an amtliche Bezeichnungen halten müssen.

    Die gegen Martin Hohmann geführte Kampagne fand weltweit Beachtung und sorgte für einen reißenden Absatz des Bolschewismus-Buches. Insofern haben die Kampagnenführer eben das bewirkt, was ansonsten bei tabuisierten Themen erreicht werden soll, nämlich daß sie totgeschwiegen werden. In einer jüdischen Wochenzeitung konnte man sogar lesen, daß jetzt alle über den „jüdischen Bolschewismus sprächen. Das Internet gibt darüber Aufschluß, daß mein Buch bis in den Nahen Osten, China und Japan Beachtung fand und sogar in kleineren Ländern, wie Dänemark, den Niederlanden, Rumänien, Polen, Schweden, der Tschechischen Republik und Ungarn, Diskussionen auslöste. Die Falschbehauptung im englischsprachigen Programm der Deutschen Welle vom 1. November 2003, daß Hohmann die Juden eine „race of perpetrators (wörtlich: „Verbrecherrasse, also eine neben der falschen Zuordnung des Begriffs offenbar auch absichtlich verschärfende Übersetzung von „Tätervolk) genannt habe, hat Öl ins Feuer gegossen, so daß das Boulevard-Blatt New York Post am 9. November die Hohmann-Rede zum Anlaß nehmen konnte, sogar einen Boykott deutscher Waren zu verlangen.

    Wie groß die künstlich erzeugte Aufregung und wie absurd die durch keinerlei Sachkenntnis getrübten politischen Verdächtigungen gewesen sind, zeigte sich daran, daß das Buch über den „jüdischen Bolschewismus, welches Bielefelder „Antifaschisten an der Universität in einen (nicht jedermann zugänglichen) „Giftschrank" verbannen wollten, von renommierten Historikern in hochangesehenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften, wie Osteuropa, Cahiers de la Monde Russe, International Review of Social History, English Historical Review, Revue Historique und Kwartalnik Historyczny gewürdigt worden ist. Auch wurde es in einigen Osteuropa-Seminaren als grundlegender Text herangezogen. Keiner unter den – auch jüdischen – Rezensenten hat es für antisemitisch erklärt. Im übrigen spielte für Historiker die um das Buch gerankte linke Verschwörerlegende keinerlei Rolle. Ich wurde unter anderem von Professor Richard Levy in Chicago gebeten, für die von ihm im renommierten ABC-Clio-Verlag 2005 herausgegebene „Antisemitism-Enzyklopädie den Beitrag „Judeo-Bolshevism zu verfassen. Das wäre wohl kaum der Fall gewesen, wenn meine Forschungen tatsächlich so irrelevant gewesen wären, wie anderenorts behauptet. Auch in der englischsprachigen Version von Wikipedia, die mir einen Personenartikel widmet, wird unter dem Schlagwort „Jewish Bolshevism" mein Buch aufgeführt.

    All diese Vorgänge illustrieren die Worte des Hamburger Weihbischofs Hans-Jochen Jaschke vom Oktober 2008, daß man in Deutschland „elektrisiert" ist, wenn Schlagworte wie Jude, Holocaust und Hitler fallen. Andere sprechen von einem Pawlowschen Reflex. Im Rheinischen Merkur konnte man am im November 2008 in dem Leitartikel „Antisemitismus sogar lesen: „Jede Debatte endet irgendwann bei Hitler und dem Holocaust. Es tobt ein Kampf um Deutungshoheit. Während wissenschaftlich arbeitende Historiker die historische Wahrheit in ihrer Komplexität zu ergründen suchen, unternehmen es „Geschichtspolitiker, für ihre Klientel ein günstiges Image mit Schwarz-Weiß-„Geschichtsbildern zu erzeugen. Wunde Punkte, wie in der Türkei z. B. der Völkermord an den Armeniern, müssen dabei ausgeklammert werden. Gelegentlich wird sogar in freiheitlichen Demokratien ein so massiver Druck ausgeübt, daß Bücher ungedruckt bleiben oder gedruckte Bücher im Extremfall eingestampft werden. Der Politologe Ilan Pappe aus Haifa, der 2006 in Großbritannien über das heikle Thema des „ethnic cleansing" in Palästina ein Buch veröffentlichte (Oxford: Oneworld publications), hat sich genötigt gesehen, seinen Lehrstuhl aufzugeben und arbeitet jetzt an einer englischen Universität.

    „Erinnerungspolizisten, wie sie der Oxforder Historiker Timothy Garton Ash nennt, werfen sich gern zu Zensoren auf, suchen nonkonforme Auffassungen und nicht in ihr „Geschichtsbild passende Fakten zu unterdrücken und nötigenfalls als Meinungsdelikte anzuschwärzen. Sie kümmert nicht, daß es nicht primär Aufgabe der Historiker ist, Erinnerungs- und Trauerarbeit zu leisten. Wie im europäischen Historiker-Appell von Blois von 2005 betont wird, haben Geschichtswissenschaftler nicht die Aufgabe zu preisen und zu verdammen, sondern vielmehr gewissenhaft die historische Wahrheit, also Tatsachen und Beweggründe für das Handeln der Menschen, zu ergründen, darzulegen und zu erklären. Professor Pierre Barral von der Universität Montpellier merkte zu meinem methodischen Vorgehen an, das Werk über den Mythos des „jüdischen Bolschewismus dokumentiere in liberaler Weise gleichermaßen sowohl „rechtfertigende als auch „denunziatorische" Argumentationen, um den Leser zu befähigen, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

    Léon Poliakov (1910–1997), der Verfasser der grundlegenden achtbändigen „Geschichte des Antisemitismus, hat als Jude schlicht so formuliert: „Ich wollte wissen, warum man mich töten wollte. Poliakov hatte mich vor Jahren nach Paris eingeladen, um im „Maison des Sciences de l’Homme über meine Erforschung der antisemitischen „These von der Verschwörung 1776–1945 zu referieren. Dieses im Jahr 2008 unter dem Titel „Der Mythos von der Verschwörung" überarbeitet neu aufgelegte Buch ist vor mehr als dreißig Jahren besonders auch bei der Linken, so etwa von dem deutsch-israelischen Professor Walter Grab in der Frankfurter Rundschau, sehr positiv aufgenommen worden. Vergeblich hat Poliakov eine französische Übersetzung dieses dann ins Japanische übersetzten Buches vorgeschlagen. Als damals linksliberaler Abkömmling einer antinazistischen Familie bin ich neben meiner beruflichen Tätigkeit zeitlebens den Ursachen des Genozids an den Juden nachgegangen. Im Jahre 1978 habe ich in Jerusalem im Seminar des israelischen Historikers Yehuda Bauer in der Hebräischen Universität über meine Forschungen referiert. Auch im Kloster Walberberg bei Köln habe ich auf Einladung des Koordinierungsrates für christlich-jüdische Zusammenarbeit über meine Forschungen berichtet.

    Meine Beschäftigung mit antijüdischen Verschwörungskonstrukten trug mir 1998 eine Einladung zu der deutsch-polnischen Tagung „Vorurteile überwinden im jüdischen Kulturzentrum von Krakau ein. Dort habe ich erstmals unter großem Beifall über den Mythos vom „jüdischen Bolschewismus gesprochen, der nach 1917 die bis dahin bei Konterrevolutionären und säkularen Rechten dominierende antifreimaurerische Verschwörungsthese abgelöst hat.

    Léon Poliakov hat noch lebhaftes Interesse an den Vorarbeiten zur vorliegenden Untersuchung gezeigt, sie jedoch nicht mehr lesen können. Als jüdischer Russe, der nach 1917 als „antibolschewistischer" jüdischer Emigrant zunächst nach Berlin geflüchtet war, bevor er mit seiner Familie nach Paris zog, hat er gerecht und differenziert über die Deutschen geurteilt. Ihn ließ 1940 als kriegsgefangenen französischen Soldaten ein Wehrmachtsangehöriger flüchten. Diesem seinem Retter aus Leipzig ist er zeitlebens dankbar gewesen. Diese Kontakte sowie diejenigen, die ich als Student in Paris und London mit meinen jüdischen akademischen Lehrern und Bekannten hatte, bedeuten mir bis heute sehr viel. Als Mitglied einer von der Gestapo verfolgten Familie benötige ich keine Belehrungen einer linksextremen Antifa.

    Die jüdische, aus Moskau stammende Schriftstellerin und Journalistin Sonja Margolina, die sich in „Das Ende der Lügen (Berlin 1991) dem oft tabuisierten Thema jüdischer Kommunisten freimütig widmete, hat angesichts der begreiflichen Fixierung der Deutschen auf „Auschwitz bemerkt, daß es für sie „nur schwer vorstellbar ist, daß die Juden mehrere Geschichten haben. Für mich, der ich an der renommierten Londoner „School of Slavonic and East European Studies als „research student gearbeitet habe oder auch für Kenner der Materie wie Holger Michael, der in seinem Buch „Zwischen Davidstern und Roter Fahne (Berlin 2007) das Schicksal der Juden in Polen im 20. Jahrhundert geschildert hat, ist dies freilich eine offenkundige Tatsache.

    Bei den polnischen Juden, welche sich in ihrer überwältigenden Mehrheit als eine religiös-nationale Minderheit angesehen haben, stellten die jüdischen Kommunisten innerhalb der jüdischen Gemeinschaft lediglich eine prozentual winzige, „absolute Randgruppe dar. Diese konnte allerdings wegen des großen Bedarfs an kommunistischen Kadern bei der Stalinisierung Polens nach 1945 in Schüsselpositionen aufrücken und deswegen leicht antisemitisch stigmatisiert werden. Das von Agnieszka Pufelska erforschte Schreckbild von einer „Judäo-Kommune, die eine polnische Variante der Haßvokabel vom „jüdischen Bolschewismus" darstellt, konnte somit aufgrund des Antijudaismus vieler polnischer Katholiken den Anschein von Plausibilität gewinnen.

    In einer am 15. November 2003 von www.spiegel.de verbreiteten Stellungnahme hat der Bielefelder AStA-Vorsitzende mich angeklagt, daß ich – wie Martin Hohmann – „die jüdische Religion einzelner Führer des Kommunismus aufführe. Dies sei genauso unsinnig wie sie nach Rechts- und Linkshändern zu sortieren. Diese Behauptung ist ebenso absurd wie ignorant. Denn die Ostjuden haben sich einschließlich der kommunistischen als Angehörige des jüdischen Volkes bzw. der jüdischen Nation verstanden, die für die frommen Juden das „auserwählte gewesen ist. So berichtet auch Gertrud Pickhan in ihrer vom Leipziger Simon-Dubnow-Institut publizierten Arbeit über den „Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund in Polen (München–Stuttgart 2001), daß diese mitgliedsstarke jüdisch-sozialistische Partei für eine „nationalkulturelle Autonomie der polnischen bzw. auch russischen Juden eingetreten ist. Die Juden haben sich dort als eigene „natsie, also als jüdische Nation bzw. „ethnische Gruppe verstanden. Für den jüdischen Bund sind der spätere Präsident der Kommunistischen Internationale Grigori Sinowjew, der junge Leo Trotzki und auch seine Schwester tätig gewesen. Sogar diejenigen jüdischen Kommunisten, welche der „internationalistischen" polnischen KP angehörten, verfügten in ihrer Partei über ein jüdisches Büro.

    Der Chef der Roten Kapelle, Leopold Trepper, der außer von den Nationalsozialisten schließlich auch von den polnischen Stalinisten verfolgt worden ist, konnte somit bekennen: „Ich wurde Kommunist, weil ich Jude bin. Auch säkulare Juden wie die zuweilen als „rote Assimilanten oder „nichtjüdische Juden bezeichneten kommunistischen haben fast immer eine zuweilen verdeckte jüdische Identität gehabt. Agnieszka Pufelska macht dies vergessen, in dem sie formuliert: „Trotzki und seine ‚nicht-slawischen‘ [!] Kollegen hatten nichts mit dem Judentum am Hut. Tatsächlich jedoch ist der junge, in einer jüdischen Schule (Cheder) erzogene und von einem Rabbi getraute Trotzki als Führer des jüdischen Proletariats bezeichnet worden. Der Moskauer Oberrabbiner hat in diesem Zusammenhang gewarnt: „Die Trotzkis machen die Revolution und die Bronsteins [sein Familienname] bezahlen dafür."

    Das 2004 in Princeton erschienene Buch „The Jewish Century, welches der aus Sowjetrußland in die Vereinigten Staaten ausgewanderte Historiker Yuri Slezkine verfaßt und seiner beim Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion engagierten jüdischen Großmutter gewidmet hat, zeichnet sich dadurch aus, daß es nicht aus der Perspektive der NS-„Opfer verfaßt ist. Vielmehr beleuchtet es trotz des Holocaust die Erfolgsgeschichte der Juden im 20. Jahrhundert, die in den USA zur wohlhabendsten aller ethnischen Gruppen aufgestiegen seien. Wie dies Michael Holger auch für Polen nachweist, haben die aus dem Ghetto herausdrängenden Juden in einer Anzahl von Ländern einen stupenden sozialen Aufstieg erreicht, was den überkommenen Antijudaismus vielfach mit Konkurrenz- bzw. Neid-Ressentiments unterfüttert hat. Außer im Geschäftsleben glänzten sie in den freien Berufen sowie in Kunst und Wissenschaft. Slezkine macht darauf aufmerksam, daß es nicht nur Marx und Trotzki, sondern auch Schoenberg und Einstein gegeben hat. Dabei betont er freimütig, daß der Marxismus und der Freudianismus hinsichtlich ihrer Ursprünge „weitgehend jüdisch gewesen seien und daß es sich bei der kommunistischen Führungselite in Polen ursprünglich mehrheitlich um „ethnische Juden gehandelt habe.

    Auch Slezkine weist darauf hin, daß es bereits im russischen Bürgerkrieg von 1917–1920 in der Ukraine grauenhafte Judenpogrome gegeben hat. Diese sind von Oleg Budnizkij, dem Leiter des Moskauer Forschungszentrums für Jüdische Studien, in seinem 2005 in Moskau auf Russisch vorgelegten Buch „Die russischen Juden zwischen Roten und Weißen näher dargestellt worden. Damals ist die Rote Armee die einzige Kraft gewesen, die sich den Pogromen an den Juden entgegenstellte. Dies erklärt, daß die „Sowjetbourgeoisie, die sich nach dem Bürgerkrieg in der Konsolidierungsphase der Sowjetunion herausgebildet habe, in einem „beachtlichen Ausmaß jüdisch gewesen ist. Dabei hat es sich um Juden gehandelt, die aus dem Ghetto gekommen sind, vielfach keine originären Sozialisten und Kommunisten waren und eine „jüdische Revolution gegen ihre Jüdischkeit verfolgt hätten. Wegen der Verfolgung der Juden durch Hitlers und Stalin ist es dann zu einer Rückwendung vieler assimilierter Juden zum Judentum gekommen.

    In der Erstauflage meines Buches hätte ich nachdrücklicher auf folgendes hinweisen sollen: In Sowjetrußland ist es nach der Überwindung der Schrecken des Bürgerkriegs trotz der Verfolgung der Klassenfeinde und der Kirchen zu einer mit großem Elan betriebenen Modernisierung des einstigen rückständigen Zarenreichs auf den Gebieten Volksbildung, Wissen-schaft, Kunst, Gesundheit und Industrie gekommen. Daran hatten die einstmals diskriminierten und verfolgten Juden als jüdische Russen aufgrund ihres hohen Bildungsniveaus und ihrer Begabung einen bedeutsamen Anteil. Die positiven Leistungen vieler russischer Juden, die sich erstmals der vollen Gleichberechtigung erfreuten und sich mit dem Sowjetregime arrangierten, dürfen über den unbestreitbaren Verbrechen einer zahlenmäßig kleinen jüdisch-bolschewikischen Minderheit nicht übersehen werden. Slezkine stört sich zu Recht daran, daß Alexander Solschenizyn fordert, daß das – über die ganze Welt verstreute – gesamte „jüdische Volk sich der Verantwortung für seine revolutionären [bolschewistischen] Mordgesellen … stellen muß". Bei seiner schier endlosen Aufzählung jüdischer Amtsträger in der frühen Sowjetunion fehlen prozentuale Angaben und wird nicht differenziert zwischen solchen, die an leitender Stelle im Polit- und Repressionsapparat gewirkt haben und jenen vielen, die als Fachleute in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen durchaus Positives geleistet haben.

    Der Bielefelder Historiker Joachim Radkau hat während der Antifa-Kampagne gegen Bieberstein angemerkt, daß dessen Fragestellung, nämlich die Erforschung der antikommunistischen Komponente des Nationalsozialismus, keineswegs eine „rechte, sondern vielmehr eine für die einstige Studentenbewegung typisch „linke gewesen ist. In jenen Jahren interessierte der Nationalsozialismus als Antimarxismus; ein prominenter deutscher Marxist konnte den deutschen Nationalsozialismus als „Gegenbolschewismus" charakterisieren. Damals, als ich ein Redakteur der linksliberalen Göttinger Studentenzeitung politikon gewesen bin, von dem ein Foto am Londoner Grabe von Karl Marx existiert, hat übrigens der jetzt als „rechts verschrieene Ernst Nolte aufgrund seines Buches „Der Faschismus in seiner Epoche einen guten Namen bei den Linken gehabt. Gut kann ich mich noch an ein langes Gespräch mit dem späteren Chefideologen des SDS, Hans-Jürgen Krahl, erinnern, den es aus dem bürgerlichen Göttingen ins „Café Marx" nach Frankfurt am Main zog!

    Der von mir erforschte messianische, weltrevolutionäre Elan überwiegend jüdischer Revolutionäre und Literaten, welche nach dem abscheulichen Gemetzel des Ersten Weltkrieges eine reale Chance erblickten, die als finster empfundene Welt der christlichen Monarchien und des Kapitalismus zu zertrümmern und mit revolutionärer Gewalt ein lichtes kommunistisches Zukunftsreich mit dem Moskauer Kreml als „neuem Vatikan (!) aufzurichten suchten, faszinierte mich. Ebenso wie die Tatsache, daß der einst von jüdischen Frommen als betrügerischer Messias behandelte Jesus von Nazareth von jüdischen Sozialisten plötzlich als „göttlicher Kommunist, ja als „erster Bolschewik" gepriesen wurde. Es liegt mir fern, die schwärmerischen Anhänger der Utopie, sofern sie niemandem ein Leid getan haben, zu kriminalisieren.

    Wer mein Buch unvoreingenommen liest, erkennt dies und stellt fest, daß ich natürlich den bolschewistischen „Pogromsozialismus – wie ihn der jüdische Sozialist Parvus Helphand genannt hat – mit seinem Terror und seinen Klassenmorden ablehne. Andererseits habe ich als einstiger Anhänger von Willy Brandt durchaus Sympathien für den demokratischen Sozialismus, etwa eines Ferdinand Lassalle, der jeglichen Antisemitismus ablehnte. Im übrigen weise ich darauf hin, daß es ein von manchen geschürtes Vorurteil ist, vorauszusetzen, die Konservativen seien generell Antisemiten gewesen. Viele von ihnen, darunter meine beiden Großväter, von denen der eine beim „Röhm-Putsch seine Scheiben eingeworfen bekam und der andere bei den Pogromen sagte: „was die Nazis mit den Juden tun, ist unchristlich, haben gute Beziehungen zu Juden unterhalten und die rasseantisemitischen „National-Sozialisten verachtet und abgelehnt, wenngleich auch oft in ihrer mörderischen Destruktivität unterschätzt. Im übrigen hat es ja bekanntermaßen im Ersten Weltkrieg ein Zusammenspiel des Kaiserreichs mit den Bolschewiken gegeben. Winston Churchill hat geurteilt, die Deutschen hätten Lenin „wie einen Pestbazillus" nach Rußland transportiert!

    Ich selbst habe noch den späteren deutschen Botschafter in London Hans Herwarth von Bittenfeld kennengelernt, der in den dreißiger Jahren die rechte Hand des deutschen Botschafters in Moskau, Graf von der Schulenburg, gewesen ist. Für ihn, der eine jüdische Großmutter hatte, ist der 1939 im Gulag erschlagene Karl Radek (Sobelsohn) ein begehrter Gesprächspartner gewesen. Radek ist 1917 mit Lenin und vielen russisch-jüdischen Revolutionären in dem legendären „plombierten Wagon über Schweden nach Rußland entlassen worden und hat Ende 1918 als Komintern-Agent „Max die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) überwacht. Als Sekretär und damit Geschäftsführer der Komintern, der Zentrale der Weltrevolution, deren Exekutivkomitee eine Mehrheit „nichtjüdischer Juden hatte, ist er von einem deutschen Blatt als „proletarischer, jüdischer Napoleon bezeichnet worden.

    Meine Absicht ist es keinesfalls, die jüdischen Sozialisten und Kommunisten ohne Rücksicht auf etwaige individuelle Schuld zu brandmarken. Vielmehr suche ich ihre historische Rolle zu bestimmen und zu ermitteln, aus welchen Gründen die „Kirchenväter des Sozialismus, wie es der im November 1918 in der Wiener „Roten Garde von Egon Erwin Kisch aktiv gewesene jüdische Dichter Franz Werfel formuliert hat, mehrheitlich jüdisch gewesen sind. Und warum auf eine vielfach phantastische Weise eine geschichtsmächtig gewordene jüdische Minderheit von Rußland bis hin in die Vereinigten Staaten, auch als Geheimagenten der Komintern, die frühe sozialistische und kommunistische Bewegung prägen konnten. Dessen haben sich sozialistische und kommunistische Juden vielfach ausdrücklich gerühmt. Des weiteren habe ich auch erforscht, warum eine panische Angst vor dem Bolschewismus im Bürgertum weltweit ausgeprägt gewesen ist. Hier liegen die Gründe dafür, daß der Autokönig Henry Ford „den Juden als „Weltbolschewiken dämonisieren und die Haßvokabel „jüdischer Bolschewismus" fatale Wirkungen zeitigen konnte.

    Bei meinen Forschungen stieß ich auf die weitverbreitete, von einem jüdischen Literaten in die Worte gekleidete Hoffnung, daß der Sozialismus der „Arzt des Antisemitismus werden möge. In Entsprechung dazu hat der aus Polen stammende und nach Amerika ausgewanderte, jiddisch schreibende Literaturnobelpreisträger Isaak B. Singer in seiner Saga „Die Familie Moschkat (1950) die These vom Teufelskreis formuliert. Nach ihr, mit der mein an diverse Verlage geschicktes ursprüngliches Manuskript betitelt ist, erzeugt Antisemitismus Kommunismus, wobei der Kommunismus wiederum einen zehnmal, ja hundertmal stärkeren Antisemitismus hervorruft. Dieses aufschaukelnde furchtbare Wechselspiel von Revolution und Konterrevolution, das den überkommenen Antijudaismus und Antisemitismus zur Voraussetzung hat, versuchte ich zu begreifen und darzustellen. Dabei bin ich zu Ergebnissen gelangt, die sich von denjenigen von mir auch zur Gegenkontrolle zitierten prominenten jüdischen Wissenschaftler und Denker nachweislich nicht wesentlich unterscheiden.

    Nach seinem Tod ist Lenin, dessen zum Christentum konvertierter jüdischer Großvater Alexander Blank im Sowjetstaat ein Tabu war, in der Prawda mit Mohammed verglichen worden. Bereits 1919 hatte Harry Graf Kessler die „Welle des Bolschewismus mit der „Überflutung durch Mohammed verglichen und erklärt, „die Fahne des Propheten weht auch in Lenins Heeren. Der damalige weltrevolutionäre Ansturm des Bolschewismus mit seinen ephemeren Räterepubliken in Budapest und München und gescheiterten Putschen in Berlin und Wien sowie mit dem im Keim erstickten „deutschen Oktober, der die Oktoberrevolution nach Westeuropa tragen und Berlin zum Zentrum der Weltrevolution machen sollte, ist heute vergessen und aus dem öffentlichen Bewußtsein geschwunden. Denn der zuletzt nur noch nationalrussisch akzentuierte Kommunismus ist kollabiert und Historie.

    Spätestens seit 1989 haben sich die Feindbilder gewandelt. Für manche, von denen einige vom „Islamfaschismus" sprechen, stellt die sich nicht mehr über militärische Aggression, sondern vielmehr über millionenfache Migration vollziehende Islamisierung Westeuropas eine vergleichbare, ja vielleicht realere Gefahr für das christlich geprägte Westeuropa und auch für das jüdische Israel dar, als sie einstmals der militante Bolschewismus dargestellt hat.

    Vorwort von Ernst Nolte

    Eine Untersuchung über den Mythos vom „jüdischen Bolschewismus würde wohl auch in Deutschland als legitime wissenschaftliche Fragestellung anerkannt werden, sofern der Verfasser von Anfang an deutlich machte, daß er unter „Mythos so viel wie „Wahnvorstellung, Erfindung oder „Lüge versteht. Ganz anders sehen die Dinge aus, wenn als Mythos der begeisternde oder auch fanatisierende Impuls verstanden wird, der eine tatsächlich vorhandene Wirklichkeit zuspitzend und verzerrend überformt, so daß eine neue, eine ideologische Realität entsteht. Dann muß ja die Voraussetzung gemacht werden, daß der Mythos vom „jüdischen Bolschewismus" eben nicht ein bloßer Wahn ist, sondern daß er einen rationalen, d. h. verstehbaren und überprüfbaren Kern in der Wirklichkeit besitzt. Notwendigerweise wird dann sofort die Erinnerung an die Tatsache wach, daß die Behauptung, der Bolschewismus sei jüdisch, zum Kernbestand der Auffassungen Hitlers und des Nationalsozialismus gehörte, zu jenem Kernbestand, den man weit mehr als die Lehre von dem zu erobernden „Lebensraum oder der zu bewahrenden „rassischen Reinheit als unmittelbare Ursache

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