Die flexible Führungskraft: Strategien in einer grenzenlosen Arbeitswelt
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Über dieses E-Book
Auf der anderen Seite müssen sich die Unternehmen mit der Frage auseinandersetzen, für welche Mitarbeiter und in welchem Umfang diese Arbeitskonzepte unter den jeweiligen unternehmensindividuellen Voraussetzungen geeignet sind und welche Risiken sie mit sich bringen. Gerade die Auswahl von Mitarbeitern - und die zugrunde liegenden Kriterien - sind dabei häufig kritischer Verhandlungsgegenstand zwischen Betriebsräten und Unternehmensleitung, ebenso wie das Ausmaß und der Anspruch auf Flexibilisierung. Doch gerade die mittlere Führungsebene steht flexiblen Arbeitsformen oftmals skeptisch gegenüber, weil ihr unklar ist, wie sie der individuellen Führungsverantwortung für ihre Mitarbeiter in Zukunft gerecht werden kann, wenn der direkte tägliche Kontakt fehlt.
Das Augenmerk dieser Studie liegt daher explizit auf den Veränderungen, die "grenzenlose Arbeitswelten" für Führungskräfte mit sich bringen. Auf der Basis der Befragung von 2.500 Führungskräften und 40 Tiefeninterviews wird gezeigt, wie sich der Führungsalltag in einer flexiblen Arbeitswelt selbst gestaltet, wie Flexibilisierung tatsächlich gelebt wird und was deren Realisierung für die Führungskräfte bedeutet; dabei geht es nicht zuletzt auch darum, wie die Führungsverantwortlichen die Wirkungen flexibler Arbeitsformen einschätzen.
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Buchvorschau
Die flexible Führungskraft - Josephine Hofmann
Abstract.
Vorwort
Die digitale Transformation unserer Wirtschaft ist eines der derzeit wichtigsten Gestaltungsfelder für Unternehmen und Gesellschaft. Ihre Auswirkungen auf die Arbeitsund Lebenswelt sind erheblich. Eine ihrer bereits stark spürbaren Facetten ist die zunehmende Flexibilisierung und Entgrenzung von Arbeit – als Mittel zur Bindung und zur Motivation der Mitarbeiter, zur Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität, als Option zur Gestaltung einer anpassungsfähigen und immer mobileren Arbeitsorganisation. IT-seitig ist heute sehr viel möglich – doch diese Flexibilisierung muss zu Arbeitsabläufen, der gelebten Unternehmenskultur, den Tätigkeiten und den Mitarbeitern passen. Eine sinnvoll skalierte und gesundheitlich wie leistungsseitig verantwortliche Realisierung flexibler Arbeitsformen hängt maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung durch Führungskräfte gemeinsam mit deren Mitarbeitern ab.
Nicht selten aber gelten Führungskräfte als »Lähmschicht« in der Realisierung dieser Arbeitsformen – ohne oder gar gegen sie geht es aber nicht. Mit Hilfe der Bertelsmann Stiftung und zehn teilnehmenden Unternehmen mit insgesamt 2.500 Führungskräften konnten wir einen sehr breiten und aktuellen Einblick in den Führungsalltag, konkrete Erfahrungen im Umgang mit flexibel arbeitenden Mitarbeitern, strukturelle Rahmenbedingungen, offene Wünsche und optimierbare Kompetenzbereiche gewinnen. Wir legen damit auch ein aktuelles Schlaglicht auf die Praxis flexibler Arbeitsformen in deutschen Unternehmen vor.
So viel sei verraten: Die »Lähmschicht« ist nicht in dieser Allgemeinheit bestätigbar, im Gegenteil. Die erhofften Vorteile der Arbeitsformen lassen sich umfänglich realisieren. Aber es besteht durchaus Gestaltungsbedarf, um diese Arbeitsformen in Zukunft noch besser und in einem vernünftigen Ausmaß und einer produktiven Ausgestaltung realisieren zu können. Konkrete Führungsarbeit wird sich weiterentwickeln müssen, um diesen Herausforderungen zu entsprechen. Die vorliegende Studie versteht sich auch als Sprachrohr der Führungskräfte, die hierfür einen sehr wesentlichen Beitrag leisten.
Wir danken der Bertelsmann Stiftung und den beteiligten Unternehmen für ihre aktive Mitarbeit und den Erfahrungsschatz, den wir mit dieser Publikation mit ihnen teilen dürfen.
Prof. Dr. Wilhelm Bauer
Leiter des Fraunhofer-Instituts IAO
Vorwort
Neben den Auswirkungen der Globalisierung polarisiert wohl kaum ein Thema so sehr die Meinungen von Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wie die Frage nach den Folgen der Digitalisierung auf Lebens- und Arbeitsperspektiven der Menschen. Die Bilder reichen von menschenleeren Fabriken oder monotonen Tätigkeiten bis zu Szenarien einer durch Innovationen getriebenen Konsum- und Arbeitswelt. Unabhängig von den jeweiligen Positionen: Die Digitalisierung in Wirtschaft und Unternehmen ist längst Realität – wir befinden uns durch den technologischen Wandel in einer Zeitenwende!
Lange Zeit konzentrierte sich die Debatte auf die Transformation von Geschäftsmodellen, die Vermeidung des Niedergangs von Kultmarken oder den Aufstieg von Start-ups zu Weltmarktführern. Nun aber rückt die Debatte um die Effizienz von Arbeits-, Produktions-, Kooperations- und Kommunikationsprozessen zunehmend in den Vordergrund. Viele Unternehmen stehen damit auch in Bezug auf die Gestaltung ihrer Organisationsstrukturen und Führungskulturen vor einem Paradigmenwechsel. Über die Optimierung von Wertschöpfungsketten hinaus wird es für Führungskräfte immer wichtiger, sich auf die Arbeitswelt von morgen einzulassen und zukunftsfähige Führungsstrukturen zu etablieren.
Mit der Globalisierung und Digitalisierung geht dabei die Herausforderung einher, eine so noch nicht gekannte Heterogenität an Beschäftigungsoptionen und Arbeitsformen, Werten und Erwartungshaltungen zu managen. Mit vielen der klassischen Führungsinstrumente aus der Vergangenheit – angefangen von Stellenbeschreibungen oder Mitarbeiterbefragungen bis hin zum Recruiting und Diversity-Management – wird man allein nicht mehr auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren können. Denn: Mitarbeiter haben ein neues Selbstbewusstsein entwickelt und fordern immer offensiver Transparenz und Teilhabe ein.
Welche Vorstellungen haben aber Mitarbeiter von ihrem Arbeitsplatz in einer zunehmend grenzenlosen Arbeitswelt? Wie können Führungskräfte dem Anspruch an Partizipation und Transparenz gerecht werden? Wie müssen Organisationen Beförderungs- und Anreizmodelle an neue Rahmenbedingungen anpassen? Wie können Unternehmen abseits von Hierarchien und Statusdenken Innovation und Geschwindigkeit als wichtige Wettbewerbsfaktoren fördern? Welche Anforderungen und Verantwortlichkeiten stellen moderne Arbeitsformen an die Führung, aber auch an die Mitarbeiter?
Das Angebot moderner Arbeitsformen wird für die Arbeitgeberattraktivität, die Motivation und Kreativität, aber auch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen immer wichtiger. Gleichzeitig müssen sich über die reine Erwartungshaltung hinaus aber auch Mitarbeiter verstärkt an mitformulierten Zielen und Verantwortlichkeiten orientieren sowie an ihren eigenen Werthaltungen und Ergebnissen messen lassen. Für Führungskräfte bedeutet die Steuerung von Kooperations- und Entscheidungsprozessen in der digitalen Arbeitswelt entgegen langläufigen Meinungen daher eher sogar ein »Mehr an Führung«.
Die Delegation von Verantwortung in dezentralen Strukturen, die Förderung der Mitsprache am Arbeitsplatz und der Beteiligung am Erfolg sowie der sachbezogene Dialog zwischen Interessenvertretungen verlieren nicht an Aktualität oder Gültigkeit – im Gegenteil! Die Studienergebnisse zeigen, dass neue Kooperations- und Kommunikationsformen in Organisationen – richtig gehandhabt – wesentlich zum Unternehmenserfolg beitragen. Dazu braucht es aber eine Klärung der Verantwortlichkeiten und des Rollenverständnisses zwischen Führung und Mitarbeitern und vor allen Dingen auch zwischen den Mitarbeitern untereinander.
Gerade deshalb werden Werte wie Gradlinigkeit, Disziplin, Ehrlichkeit und Offenheit sowie soziale Kompetenzen wie die Fähigkeit, zuzuhören, zu beteiligen, zu fördern und zu unterstützen, in Verbindung mit Urteils-