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Sprichwörtliches über Altbayern: 444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz
Sprichwörtliches über Altbayern: 444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz
Sprichwörtliches über Altbayern: 444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz
eBook361 Seiten4 Stunden

Sprichwörtliches über Altbayern: 444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz

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Über dieses E-Book

"Münchner Kindl" oder "Passauer Tölpel" sind nach wie vor bekannte Ausdrücke. Doch wer weiß noch etwas mit "Regensburger Wallfahrt", "Bruder Straubinger", "Landshuter Wein", "Ingolstädter Feige" oder "Rosenheimer Schmalzgrube" anzufangen? Und wa-rum bezeichnete der Volksmund München als "goldenen Sattel auf magerem Pferd"? Solch kurzweilige Ortsporträts finden sich in Sprichwörtern und Redensarten - für Altbayern hier nun erstmals erläutert. Die Beschreibungen aus den drei altbayerischen Regionen erstrecken sich alphabetisch von Adelschlag bis Wolnzach, von Abensberg bis Zwiesel und von Amberg bis Weiden, und geografisch von Konnersreuth bis Garmisch-Partenkirchen und von Wegscheid bis Landsberg am Lech. Eine unterhaltsame Publikation, deren kulturgeschichtlicher Neuigkeitswert nicht hoch genug einzuschätzen ist!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Sept. 2013
ISBN9783791760001
Sprichwörtliches über Altbayern: 444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz

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    Buchvorschau

    Sprichwörtliches über Altbayern - Helmut A. Seidl

    Zum Buch

    Münchner Kindl, Regensburger Bruckmandl oder Passauer Tölpel – dies sind nach wie vor bekannte Ausdrücke. Doch wer weiß noch etwas mit Begriffen wie Hirschauer Stückl, Bruder Straubinger, Landshuter Wein, Ingolstädter Feige oder Rosenheimer Schmalzgrube anzufangen? Und warum bezeichnete der Volksmund München als »goldenen Sattel auf magerem Pferd«? Solch kernige Ortsporträts finden sich in Sprichwörtern und Redensarten – für Altbayern hier nun erstmals erfasst und ausführlich erläutert. Die einzigartige Sammlung bietet eine Fülle markiger Aussagen und faszinierender Einblicke, z. B. in die Entstehungsgeschichte des Schimpfworts damische Urschel.

    Eine informative, vergnügliche Publikation, deren kulturgeschichtlicher Neuigkeitswert nicht hoch genug einzuschätzen ist!

    Zum Autor

    Helmut A. Seidl, Dr. phil., geboren 1951, ist Professor für Neuere Sprachen an der Hochschule Augsburg und verfasste u. a. das Standardwerk Medizinische Sprichwörter: Das große Lexikon deutscher Gesundheitsregeln. Für seine Sprichwortstudien wurde er mit dem Preis der Katharina-Sailer-Stiftung ausgezeichnet.

    Helmut A. Seidl

    Sprichwörtliches

    über Altbayern

    444 Ortsporträts aus Oberbayern,

    Niederbayern und der Oberpfalz

    Verlag Friedrich Pustet

    Regensburg

    Impressum

    Umschlagmotiv: Landtafel 10 aus Philipp Apian: Bairische Landtafeln, 1568.

    – Bayerische Staatsbibliothek München, Hbks / F 15 b.

    Pergament: Artikularis/fotolia.com

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

    in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

    Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    eISBN 978-3-7917-6000-1 (epub)

    © 2013 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

    eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg

    Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

    Diese Publikation ist auch als Printausgabe erhältlich:

    ISBN 978-3-7917-2526-0

    Weitere Publikationen aus unserem Programm

    finden Sie auf www.verlag-pustet.de

    Informationen und Bestellungen unter verlag@pustet.de

    Inhaltsverzeichnis

    Haupttitel

    Impressum

    Zum Buch

    Zum Autor

    Einleitung

    Oberbayern

    Adelschlag – Altmannstein – Altötting – Ampfing – Aßling – Au i. d. Hallertau – Beilngries – Berchtesgaden – Bernbeuren – Böhmfeld – Bruckmühl – Burggen – Burghausen – Dachau – Denkendorf – Dorfen – Egmating – Eichstätt – Eitting – Erding – Ettal – Feichten a. d. Alz – Freising – Garmisch-Partenkirchen – Gars a. Inn – Geltendorf – Grassau – Greiling – Haag i. OB – Haar – Hitzhofen – Hofstetten – Holzkirchen – Ingolstadt – Kastl – Kipfenberg – Kösching – Landsberied – Landsberg am Lech – Langenbach – Miesbach – Mittenwald – München – Murnau a. Staffelsee – Nandlstadt – Neuburg a. d. Donau – Oberammergau – Oberhausen – Pförring – Riedering – Rosenheim – Stammham – Titting – Traunstein – Tuntenhausen – Vilgertshofen – Vohburg a. d. Donau – Walting – Wasserburg a. Inn – Weilheim i. OB – Windach – Wolnzach

    Niederbayern

    Abensberg – Aicha vorm Wald – Aidenbach – Arnbruck – Auerbach – Bad Abbach – Bischofsmais – Bodenmais – Böbrach – Bogen – Deggendorf – Dietersburg – Dingolfing – Drachselsried – Eggenfelden – Eging a. See – Eichendorf – Eppenschlag – Ergolding – Falkenberg – Frauenau – Freyung – Frontenhausen – Fürstenzell – Gangkofen – Gottfrieding – Grafenau – Grainet – Haibach-Elisabethszell – Hausen – Hauzenberg – Hutthurm – Iggensbach – Innernzell – Jandelsbrunn – Kelheim – Kirchberg i. Wald – Kirchdorf i. Wald – Kollnburg – Konzell – Laberweinting – Landshut – Langdorf – Langquaid – Lindberg – Loiching – Mainburg – Marklkofen – Neuhaus a. Inn – Neuschönau – Niederalteich – Obernzell – Ortenburg – Osterhofen – Passau – Patersdorf – Pfarrkirchen – Plattling – Prackenbach – Regen – Rinchnach – Rohr i. NB – Saal a. d. Donau – Sankt Englmar – Sankt Oswald-Riedlhütte – Schöfweg – Schöllnach – Schönberg – Simbach – Steinach – Straubing – Tann – Teisnach – Triftern – Viechtach – Vilshofen a. d. Donau – Wegscheid – Winzer – Wurmannsquick – Zeilarn – Zwiesel

    Oberpfalz

    Amberg – Auerbach i. d. OPf. – Bad Kötzting – Berching – Berngau – Birgland – Blaibach – Cham – Chamerau – Dietfurt a. d. Altmühl – Edelsfeld – Eschlkam – Gebenbach – Gleiritsch – Hahnbach – Hirschau – Konnersreuth – Lohberg – Mintraching – Nittenau – Parkstein – Pleystein – Pressath – Regensburg – Schierling – Thalmassing – Velburg – Waidhaus – Weiden i. d. Oberpfalz

    Anhang

    Anmerkungen – Siglen- und Quellenverzeichnis – Ortsregister – Bildnachweis – Danksagung

    Vorschauen

    Einleitung

    Das deutsche Sprichwort … nennt oft auch sogar die Stadt,

    die Anlaß zur Entstehung des Sprichwortes gegeben hat.

    Johann Michael Sailer

    In der Tat wird der Name eines Gemeinwesens in deutschen Sprichwörtern vielfach explizit erwähnt. Es handelt sich dabei durchweg um diverse Beschreibungen eines Orts oder seiner Bewohner. Da nun im Griechischen der Terminus topos für „Ort und der Begriff graphein für „beschreiben stehen, bieten sich für diese Art von Sprüchen oder Redensarten die Bezeichnungen topografisches Sprichwort bzw. topografische Redensart geradezu an. Eine entsprechende Definition könnte demnach lauten:

    „Ein topografisches Sprichwort beschreibt einen namentlich genannten Ort bzw. seine Bewohner."

    Topografische Sprichwörter lassen sich also, wie etwa Bauernregeln, Rechtssprichwörter oder Medizinische Sprichwörter¹, in der Parömiologie (Sprichwortforschung) als eigenständige Sonderform kategorisieren. Bei dieser kommen hauptsächlich drei Aspekte zum Tragen:

    Geschichte: Fast alle einschlägigen Sprüche beziehen sich auf frühere Zustände oder Gegebenheiten der betreffenden Orte und seiner Bewohner. Das heißt, es handelt sich zumeist um untergegangene Sprichwörter, die mithin „ihre kognitive ‚Ikonizität‘ verloren"² haben. Andererseits erlauben sie aber faszinierende Einblicke in versunkene Welten, seien es historische Ereignisse, denkwürdige Veranstaltungen, Feste und Bräuche, lokale Speisen und Getränke oder berufliche Tätigkeiten bzw. soziale Verhaltensweisen. Mitunter wird hier auch auf symbolhaften Charakter tragende Figuren (wie etwa Münchner Kindl oder Passauer Tölpel) bzw. typische Bauwerke und Wahrzeichen Bezug genommen. Derlei Aussagen besitzen also oft einen enormen kulturhistorischen Wert.

    Geografie: Manche Sprichwörter nehmen Bezug auf die geografische Lage des Ortes (z. B. Tal, Sumpf, Abgeschiedenheit) oder die Bodenbeschaffenheit (Sand, Kies, Lehm). So beziehen sich etwa die bei Freytag verzeichneten „geographischen Sprichwörter Sachsens „auf die Lage, Eigentümlichkeit, auf den Charakter sächsischer Orte, auf die Beschäftigung seiner Bewohner. Es sind Äußerungen des Lobes und Wohlgefallens und der Freude an dem Angeschauten, aber auch der Schadenfreude, des Neides und des Mißtrauens, wie sie die Neckereien und Reibereien zwischen den Bewohnern erzeugen … Der Verbreitungskreis der geographischen Sprichwörter ist ein beschränkter und begrenzter. Viele haben nur insofern Wert, als sie den Zustand der Orte in früherer Zeit darstellen.³

    Stereotype: Häufig werden angebliche Wesenszüge bzw. Verhaltensweisen der Bewohner genannt oder man mokiert sich über deren Sprache, Kleidung oder Aussehen. Hierzu zählen auch die (nicht immer stereotyp einzuordnenden) sprichwörtlichen „Ortsneckereien bzw. Neckreime oder Spottverse. Über sie schrieb Fehrle 1924: „Sprach- und kulturgeschichtlich sind die Ortsneckereien eine reiche Fundgrube. Der Volkshumor kommt hier unverfälscht zum Ausdruck. Die Scherze sind bodenständig.⁴ Für Ortsneckereien aber gilt heute das Gleiche wie für einstige Spitznamen bzw. Neck- oder Uznamen von Orten. So konnte etwa Bronner 1911 noch feststellen: „Die ganze Donautalung in Bayern von Ulm bis Passau weist gegenwärtig noch fleißig Necknamen auf."⁵ Das dürfte heute aber nirgends mehr der Fall sein, was u. a. Ludwig Schießl für die Oberpfalz und Valentin Erl für das Rottal bestätigen.⁶

    Bei Spottreimen gibt es nun manchmal längere Litaneien, denen wichtige Wesensmerkmale von Sprichwörtern fehlen: Kürze und Prägnanz. Allerdings ist bei den nachfolgend dennoch angeführten Ortslitaneien umfassenderer Art davon auszugehen, dass einzelne Teile auch separat kursierten und diese dann als sprichwörtlich gelten können.

    Neben Sprichwörtern, die immer aus fest geprägten Sätzen bestehen (z. B. Wer auf der Steinernen Brücke geht und keine Glocken läuten hört, der ist nie zu Regensburg gewesen), sind hier zugleich sprichwörtliche Redensarten aufgenommen worden. Dabei handelt es sich um offene, veränderbare Satzteile. So bedient(e) sich der Volksmund vielfach gewisser Vergleiche mit ortsspezifischen Gegebenheiten, wie etwa ausschauen wie die Muttergottes von Passau. Diese je nach Situation modifizierbare Redensart ist in dem Fall in hochdeutscher Form angeführt.

    Mitunter erscheint ein Sprichwort oder eine Redensart aber in der Mundartfassung, die ohnehin immer für Authentizität, Farbe und Kraft steht.

    Zudem konnten sogenannte Schnaderhüpfl, die in Niederbayern auch in Form von Stichelreimen kursier(t)en, ebenso wie bestimmte Liedzeilen durchaus Sprichwörtlichkeit erlangen. Bisweilen gab es bei ihnen sogar explizite Hinweise: „Auch gesungen bzw. „Nur gesprochen.

    Einige wenige Sprichwörter topografischer Art sind noch heute in Umlauf; das Gros jedoch hatte, wie erwähnt, meist nur eine kurze Blütezeit und ist wohl längst der Vergessenheit anheimgefallen. Früher aber verbreiteten sich solche Sprüche u. a. bei Anlässen wie Vereinsfesten, Kirmesvergnügungen, Wallfahrten, Wirtshausbesuchen, Viehmärkten oder Tanzabenden. Weiter in die Ferne getragen wurden sprichwörtliche Ortsbeschreibungen dann oft durch Kaufleute, Soldaten oder Handwerksburschen auf der Walz. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es eine ganze Reihe von Wandersprichwörtern gibt, bei denen nur jeweils der Ortsname ausgetauscht oder der Spruch an lokale Umstände angepasst wurde. Beliebt war hier etwa der diastaltische Priamelvierzeiler „Wer durch X geht und sieht kein Kind, durch Y und spürt keinen Wind, durch Z kommt ohne Spott, der hat eine Gnade vor Gott."⁷

    In diesem Band sprichwörtlicher Porträts deutscher Städte und Gemeinden wurden nun alle topografischen Sprichwörter und Redensarten zu erfassen versucht, die seit dem Beginn der Neuzeit, also etwa seit 1500, über Orte in den heutigen bayerischen Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz kursier(t)en. „Beackert" wurde demnach das Gebiet, das man gemeinhin als Altbayern bezeichnet, d. h. Bayern ohne Franken und Schwaben (zu den beiden letztgenannten Regionen liegen bereits gesonderte Bände vor⁸).

    Unter Einschluss der Varianten ließen sich dabei für Oberbayern 174 Sprüche über 130 Orte eruieren. Für Niederbayern konnten bei 190 Orten rund 210 topografische Sprichwörter und Redensarten, für die Oberpfalz bei 60 Städten und Gemeinden etwa ebenso viele einschlägige Beschreibungen ausfindig gemacht werden.

    Die vorliegende Publikation enthält also insgesamt 444 sprichwörtliche Ortsporträts zu nahezu 400 Ortschaften (bzw. jetzigen Ortsteilen) in Altbayern. Bei dieser Relation kommt natürlich zum Tragen, dass sich ein einzelner Spruch oft auf mehrere Orte erstreckt.

    Die Recherchen zu diesem Langzeit-Projekt erforderten häufig auch akribische Detektivarbeit, um Aussagen inhaltlicher oder sprachlicher Art richtig einzuordnen. Zudem hatten sich z. B. die Namen von Ortschaften in orthografischer Hinsicht manchmal geändert. Wiedergegeben sind die Sprüche jeweils in der in den einschlägigen Fundorten angeführten Form, nur hie und da erfolgte bei älteren Quellen eine sprachliche Modernisierung wie etwa „Tor statt „Thor.

    Etliche Ortschaften gehören jetzt anderen Verwaltungseinheiten an. Sprüche über früher selbstständige Orte sind nun bei dem Gemeinwesen zu finden, in das der betreffende Ort eingemeindet wurde, so z. B. Hals → Passau, Weichs → Regensburg oder Haidhausen → München. Zudem können selbst Sprichwörter über eigenständige Gemeinden bei anderen Kommunen verzeichnet sein. Das gilt insbesondere für Vielsprüche, in denen oft mehrere Orte zugleich auftauchen. (Siehe dazu die Querverweise im Ortsregister I am Ende des Buches.)

    Jede Belegstelle ist mit Hintergrunderläuterungen zu der sprichwörtlichen Aussage versehen. Darüber hinaus gibt es für sämtliche Orte, über die ein topografisches Sprichwort bzw. eine topografische Redensart vorlag, ergänzende Kurzinformationen (▶) .

    Auf die jeweiligen Quellen wird bei allen Sprichwörtern und Redensarten mittels Fußnoten verwiesen. Die Fundstellen selbst sind dann im Abschnitt „Anmerkungen verzeichnet, und zwar durch aus je drei Großbuchstaben bestehende Siglen. Die vollständigen Literaturangaben finden sich im daran anschließenden „Siglen- und Quellenverzeichnis.

    Oberbayern

    Adelschlag (Lkr. Eichstätt)

    Der Moir von Adelschlag hat’s meist Feld;

    der Moir von Landershofen hat’s meist Geld;

    der Moir von Walting hat’s meiste Holz;

    der Moir von Gungolding hat’n meist’n Stolz.¹

    Diese sprichwörtliche Ortslitanei erinnert an die erste Hälfte eines Rhönspruchs, der sich auf Mellrichstadt, Münnerstadt, Fladungen und Bad Neustadt a. d. Saale bezieht: „Mellerscht hat’s Feld, Münnerscht hat’s Geld, Flade hat’s Holz, Neusch’t hat ’n Stolz …² Der Spruch scheint demnach auch in der über 200 km entfernten Region Eichstätt bekannt gewesen und entsprechend abgeändert worden zu sein. Mit „Moir war dabei jeweils ein anderer Träger des Familiennamens Maier / Meier / Mayer etc. gemeint. Der Meier von Adelschlag („Olschlou") war also einst der größte Grundbesitzer vor Ort.

    ▶ Der ursprüngliche Besitzer des Ortes scheint aber, so lässt der Ortsname vermuten, ein gewisser Adelolt gewesen zu sein.³ Die Gem. Adelschlag ist Mitglied der VG Nassenfels. Landershofen ist ein Ortsteil von → Eichstätt, Gungolding gehört zur Gemeinde → Walting.

    Altmannstein (Lkr. Eichstätt)

    In Schwabstetten hängt der Teufel an der Ketten;

    vor Sinzhausen möcht’ ein’ grausen;

    in Laimerstadt ham s’ noch nie was g’habt;

    in Tettenwang kommt d’ Not z’samm.

    „Ortsspottkette.¹ Alle Orte gehören mittlerweile zu Altmannstein. Der „Teufel an der Kette ist hier wohl eine Metapher für angebliche Armut. Zur Zeile mit „Sinzhausen, vor dem „einen grausen möchte, merkte Bronner an: „Ort mit großem Schloßgut, aber lauter kleinen Leuten.² Es handelt sich um Neuenhinzenhausen, wobei das dortige Wasserschloss aber schon 1866 abgetragen wurde. Laimerstadt, dessen Bewohner angeblich „noch nie was gehabt haben, hat dennoch etwas: Es liegt am Obergermanisch-Raetischen Limes, der einst zwischen Rhein und Donau die Außengrenze des Römischen Reiches bildete.

    ▶ Der im Riedenburger Schambachtal gelegene Markt Altmannstein wechselte im Zuge der Gebietsreform 1972 von der Oberpfalz zu Oberbayern. Beim Ortsteil Pondorf steht die berühmte „Bavaria-Buche", eine über 500 Jahre alte Rotbuche.

    Altötting (Lkr. Altötting)

    Hilf, Sankt-Mergen im Grimmenthal,

    zu Altenötting,

    zu Heilbrunn in Nesseln

    und in Pfannenstil.¹

    „Sankt Mergen ist in diesem sprichwörtlichen Hilfeersuchen eine Variante von St. Marien. Bei den erwähnten Orten (Obermaßfeld-Grimmenthal, Altötting, Heilbronn und Ravensburg-Pfannenstiel) handelt es sich also um Stätten der Marienverehrung. Das zum Bistum Passau gehörende Altötting ist dabei nicht nur der bedeutendste Marienwallfahrtsort Deutschlands, sondern auch der größte deutsche Wallfahrtsort überhaupt. So heißt es in einem alten bayerischen Sprichwort: Von jeder Haustür geht ein Weg nach Altötting²,und eine abweisende Redensart besagt, dass man eher rücklings nach Altötting wallfahren würde als dies oder jenes zu tun: Liaba wallfahr i ärschlings nach Öding.³Den Weg zur Muttergottes-Figur nach Altötting nehmen Pilger nun schon seit über 500 Jahren. Ende des 15. Jhs. bildeten zwei wundersame, dem Gnadenbild zugeschriebene Heilungen den Anfang. Und 1657 hieß es beispielsweise in Merians Topographia Bavariae: „Und ist dieses Orth / wo nicht das vornehmbste in Teutschland / so wol der Andacht / als grossen KirchenSchatz halben / doch guten Theils andern solchen Gotteshäusern / wol zuvergleichen / und das Teutsche Loreta nicht unbillich zu nennen.

    Das „deutsche Loreto war ein Epitheton ornans Altöttings, das sich auf Loreto bei Ancona, Italiens berühmten Wallfahrtsort, bezieht. Dort steht die „Santa Casa, das Haus der Heiligen Familie, welches Engel aus Nazareth hingebracht haben sollen. Und wie Loreto hat Altötting eine „Schwarze Madonna. Über diese Art von Gnadenbild ist in Schäfers Städtewahrzeichen von 1858 Folgendes zu lesen: „Als die seltsamste Variante in der Marienverehrung dürfte aber unstreitig der Cultus der ‚schwarzen Maria‘, gewissermaßen wol nur als eine Reminiszenz aus der vorchristlichen Zeit, anzusehen sein. Die nichtchristliche Vorzeit hatte eine … Ceres nigra … und sogar eine Diana nigra verehrt, und so konnte es bei den mannigfachen Accomodationen nicht fehlen, daß man auch nach Analogie des ‚schwarzen Herrgottes‘ u.s.w. eine ‚schwarze Maria‘ im Christenthume … sich dachte und hochverehrte Bildnisse derselben aufstellte.⁵ Mit seinen Ausführungen geht Schäfer offensichtlich davon aus, dass diese Darstellung der Madonna durchaus gewollt war und die Rußfärbung in der Hauptsache keineswegs einer Feuersbrunst oder dem Rauch der vielen Kerzen geschuldet ist. Der Sage nach sollen nämlich die Ungarn im 10. Jh. den Ort in Brand gesteckt haben, die Gluten aber vor dem Marienbild auf wunderbare Weise erloschen sein. Nur wurde das Bild „von Hitze und Feuersqualm ganz schwarz, so schwarz, wie man es heute noch sieht. Weniger Wundergläubige erklären die Sache freilich einfacher und natürlicher und sagen, ‚das Angesicht und die Hände des Gnadenbildes haben durch hohes Alter die schwärzliche Farbe bekommen‘.⁶ Wie dem auch sei, die um 1300 (also lange nach den historischen Ungarneinfällen!) entstandene und aus Lindenholz gefertigte „Schwarze Muttergottes hat Altötting zum „religiösen Herzen Bayerns" werden lassen.

    Abb. 1: Altöttings Schwarze Muttergottes

    Zudem sind in der Gnadenkapelle die Herzen bayerischer Herrscher aufbewahrt. Und in der Stiftspfarrkirche fanden z. B. König Karlmann, der Urenkel Karls des Großen, oder der Heerführer der Katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg, Johann Tserclaes Graf von Tilly, ihre letzte Ruhestätte. In dieser Kirche ist auch der „Tod vo Eding" zu sehen:

    Der schaut aus wie der Tod zu Ötting.⁷

    Die in Süd- und Ostbayern durchaus noch gebräuchliche Metapher „Dea schaud aus wia da Doud z Eedeng gibt es auch in erweiterter Lesart: Der schaut aus wiaran Toud vo Öding sei Geschäftsreisender.⁸ So findet sich in Finks „Allerhand Schmai aus Niederbayern dieser Passus, dem dort noch die Pointe der ganzen Geschichte folgt: „Da hockt in der früheren Bahnhofswirtschaft … der Stammtisch beieinander, unter dem Balken mit der eingebrannten Inschrift: ‚Dasitzendiebeinanderdiewodaallweilbeinandersitzen.‘ Sagt einer zu seinen beiden Nachbarn: ‚Was schauts denn es zwoa heit so dasig?‘ Ein anderer: ‚Wirkli, wia-r-an Toud vo Öding sei Gschäftsreisender!‘…"⁹

    Abb. 2: Der sogenannte Tod z’ Eding

    In Niederbayern benutzt man zudem den sprichwörtlichen Vergleich kasweiß wie der Tod zu Ötting für einen kreidebleich Aussehenden, der „den Totenschein schon im Sack hat.¹⁰ Die genannten Versionen bezeichnen also eine todkranke, ausgezehrte, schwächliche Person¹¹, während weitere hauptsächlich auf einen allzu Dürren abzielen, im Vergleich zu dem der Altöttinger „Sensenmann bzw. „Boandlkramer ein Mastschwein wäre: Gega den is da Tod z’ Öding a Mastsau.¹² bzw. Der is so dürr, daß der Toud vo Eding a Spegsa is dageng.¹³ Letztere, zu der Haller anmerkt: „Der ist nur mehr Haut und Knochen!¹⁴, lautet auf hochdeutsch: „Der ist so dürr, daß der Tod von Altötting dagegen eine Specksau ist. Der „Tod z’ Eding, dessen Gerippe sich auf einer 7 m hohen Schrankuhr in der Stiftspfarrkirche St. Philipp und Jakob befindet, hat sich Pilgern wohl besonders nachdrücklich eingeprägt, zumal mit jedem Schwung seiner Sense (bei 60 Sensenhieben pro Minute) irgendwo ein Mensch sein Leben lassen soll.

    Mit dem kannst auf Ötting reiten.¹⁵

    In der Mundart hat der populäre Ausspruch folgende Form: „Mid dem kasd auf Eeden raiddn.¹⁶ Er besagt, dass ein Messer derart stumpf ist, dass man damit nach Altötting reiten könnte. Zum Vorschein kommt hier ein alter Aberglaube, der diesen Messerritt mit einem Hexenritt gleichsetzt. Was übrigens das in bayerischen Landen einst übliche Mitführen eines Messers betrifft, so gab es dazu für die frommen, aber gleichwohl rauflustigen Bewohner des nahen Niederbayern den Spruch „An Rosenkranz in der Taschn, ’s Messer in der Hand.¹⁷ „Von dieser doppelten Grundausrüstung soll man sich allerdings inzwischen „längst emanzipiert haben.¹⁸ Einst aber galt das lange Messer als „niederbayerisches Legitimationszeichen".¹⁹

    Der kimmt bis af Eding,

    bis der ebbs awer bringt von Mäu.²⁰

    (= Der kommt bis nach Altötting, ehe der etwas aus dem Mund herausbringt.) „Dieser Mann redet umständlich.²¹ Die Mundartversion stammt aus Bodenmais im Bayerischen Wald. Von dort aus sind es rund 120 km zum religiösen Herzen Bayerns. Die „Waidler, insbesondere die aus Bodenmais, pilgerten aber auch gern zum nahen Neukirchen b. Hl. Blut.

    ▶ Die Kreisstadt Altötting ist über Shrines of Europe mit den ausländischen Marienwallfahrtsorten Loreto, Tschenstochau, Mariazell, Fátima und Lourdes verbunden. In 11 km Entfernung befindet sich Marktl, der Geburtsort von Papst Benedikt XVI.

    Ampfing (Lkr. Mühldorf am Inn)

    Z’ Ampfing und z’ Nuifin

    san d’ Leut wie die Tuifin;

    z’ Rattenkircha und z’ Haun

    is eahna aa net zum traun.¹

    (= In A. und in Neufahrn sind die Leute wie die Teufel; in Rattenkirchen und in Haun ist ihnen auch nicht zu trauen.) Von Ampfing nach Neufahrn (zur Gem. Mettenheim gehörig) sind es 2, nach Haun (Ortsteil von Rattenkirchen) 8 und nach Rattenkirchen 10 km.

    ▶ Die Gem. Ampfing („Ampfing zieht an!) liegt im Isental. Im oberen Teil ihres Wappens finden sich zwei Morgensterne, die an die „Schlacht von Ampfing erinnern. Diese, die letzte Ritterschlacht vor dem Einsatz von Feuerwaffen, ist jetzt gemeinhin als „Schlacht bei Mühldorf" bekannt. Dabei besiegte der Wittelsbacher Ludwig IV. der Bayer im Jahr 1322 den Habsburger Friedrich den Schönen im Kampf um die römisch-deutsche Königskrone.

    Die Gem. Rattenkirchen, deren Name sich vom Personennamen „Rato" ableitet,² führt in ihrem Wappen u. a. fünf schwarze Kugeln, die an die Schlacht von Hohenlinden im Jahr 1800 erinnern, als der Ort von napoleonischen Truppen beschossen wurde.

    Mettenheim („eine Gemeinde zum Wohlfühlen") war einst im Besitz des Hochstifts Salzburg.

    Aßling (Lkr. Ebersberg)

    Draußerhalb Pörsdorf

    Is a greaner Bosch’n,

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