Panische Gefühle: Sexuelle Übergriffe im Instrumentalunterricht
Von Freia Hoffmann
()
Über dieses E-Book
Musikmachen ist ein sinnlicher Vorgang. Körperlichkeit und Nähe können aus dem Unterrichtsgeschehen nicht ausgeklammert werden. Deshalb ist es für Lehrende wichtig, Grenzen zu respektieren, mit Wünschen und Bedürfnissen verantwortungsvoll umzugehen und die körperliche und sexuelle Integrität der ihnen anvertrauten Menschen zu achten.
Mit dieser Veröffentlichung liegt zum ersten Mal ein Handbuch vor, das mit Fallbeispielen, Analysen und praktischen Ratschlägen aufklärt und sensibilisiert.
Ähnlich wie Panische Gefühle
Ähnliche E-Books
Instrumentalpädagogik in Studium und Beruf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerkörperungen der Musik: Interdisziplinäre Betrachtungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenExzellenz durch differenzierten Umgang mit Fehlern: Kreative Potenziale beim Musizieren und Unterrichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInterpretation: Vom Text zum Klang Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Praxishandbuch Musizieren im Alter: Projekte und Initiativen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRelative Solmisation: Grundlagen, Materialien, Unterrichtsverfahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKünstler als Pädagogen: Grundlagen und Bedingungen einer verantwortungsvollen Instrumentaldidaktik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusizieren im Alter: Arbeitsfelder und Methoden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStark, körperbewusst und kreativ durch Rhythmik: Rhythmik im Spiegel neurowissenschaftlicher Erkenntnisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinder optimal fördern - mit Musik: Intelligenz, Sozialverhalten und gute Schulleistungen durch Musikerziehung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom wilden Lernen: Musizieren lernen - auch außerhalb von Schule und Unterricht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRhythmik - Musik und Bewegung: Transdisziplinäre Perspektiven Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlles Kopfsache?: Wie Psyche und Motorik den Blasmusiker beeinflussen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZur Systemdynamik des Übens: Differenzielles Lernen am Klavier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesund und motiviert musizieren. Ein Leben lang: Musikergesundheit zwischen Traum und Wirklichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusik online unterrichten: Einzelunterricht via Internet als Ergänzung für den Präsenzunterricht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWege zum Musizieren: Methoden im Instrumental- und Vokalunterricht Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Komponistenlexikon für junge Leute: 153 Porträts von der Renaissance bis zur Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMut zum Lampenfieber: Mentale Strategien für Musiker zur Bewältigung von Auftritts- und Prüfungsangst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrplan Kammermusik: epub2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrplan Blockflöte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kunst des Musizierens: Von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Musikvermittlung - wozu?: Umrisse und Perspektiven eines jungen Arbeitsfeldes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFormelbuch der Harmonielehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeue Allgemeine Musiklehre: Mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Lehrplan Klavier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerzstück Musizieren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜbemethodik für Bläser: (2) Übemethoden und Trainingshilfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Pferd in der Cellostunde: Praktische Beispiele für kindgemäßen Instrumentalunterricht unter Anwendung der Impact-Pädagogik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Musik für Sie
Partiturlesen: Ein Schlüssel zum Erlebnis Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAbenteuer Musik: Eine Entdeckungsreise für Neugierige Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Jazz-Gitarristen Buch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusiktheorie praxisnah: Ein Handbuch für Schule und Studium Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Songwriting - Workshop 1 + 6 Songs: Schritt für Schritt erleben wie Songs entstehen - mit allen Hörbeispielen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusikalische Praxis als Lebensform: Sinnfindung und Wirklichkeitserfahrung beim Musizieren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGetting Pro - kompakt: Methoden, Tricks und Hintergründe für professionelle Audioproduktionen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hey: Die Kunst des Sprechens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine Musik-Rituale: Wie Musik uns verwandelt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFormelbuch der Harmonielehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDirigierpraxis: Der Weg zum persönlichen Dirigierstil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kunst des Musizierens: Von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Modernes Klavierspiel: Mit Ergänzung: Rhythmik, Dynamik, Pedal Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Kunst zu unterrichten: Grundlagen der Instrumental- und Gesangspädagogik Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Please Kill Me: Die unzensierte Geschichte des Punk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbuch der Kinderstimmbildung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5ABC Musik: Allgemeine Musiklehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarmonielehre am Klavier I Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomponistenlexikon für junge Leute: 153 Porträts von der Renaissance bis zur Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarmonielehre im Selbststudium Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrplan Musiktheorie und Komposition: epub 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinfach üben: 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrbuch der harmonischen Analyse Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Neue Allgemeine Musiklehre: Mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Körper als Vermittler zwischen Musik und (all)täglicher Lebenswelt: Distanzauslotungen am Beispiel ausgewählter Werke der Neuen Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrplan Klavier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehren und Lernen im Instrumentalunterricht: Ein pädagogisches Handbuch für die Praxis Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Musiktheorie: + Tipps, Tricks, Aufgaben, Tests + Lösungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBach-Kantaten / Dein ist allein die Ehre: Band 3: Johann Sebastian Bachs geistliche Kantaten erklärt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSkalen, Dreiklänge und mehr .. Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für Panische Gefühle
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Panische Gefühle - Freia Hoffmann
Zürich
Franziska: Verehrung, Blockaden und Verpflichtungsgefühle
Als ich die Aufnahmeprüfung für Jungstudentinnen gemacht habe, war ich 13. Ich hatte vorher privat bei einer Lehrerin gelernt, die auch bei meinem Professor ausgebildet worden war und die mich weitergeleitet hat. Ich galt als sehr begabt, war ein paarmal im Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert". Meine Eltern waren sehr stolz auf mich und haben mich sehr gefördert. Sie sind zu Kursen mitgefahren und wenn ich einen Wettbewerb gewonnen habe, bin ich mit einem Geschenk belohnt worden. Auch im Familienalltag fühlte ich mich sehr unterstützt. Meine Mutter hat mir zum Beispiel, wenn sie bügelte, gern beim Üben zugehört. Ich war ein sehr braves Kind. Wenn es Situationen gab, wo ich keine Lust hatte oder wo ich mich gewehrt habe, habe ich schnell gemerkt, dass das nicht gut war. Ich war dann zwei Stunden trotzig und habe dann wieder geübt.
Mit 13 wurde also beschlossen, dass ich Jungstudentin werden sollte – das war für meine Eltern das höchste, was ich in diesem Alter erreichen konnte. Ich bin zu einem prominenten Geiger gekommen, der eine Professur in W. hatte. Mein Vater hat mich einmal in der Woche zum Unterricht gefahren und ich habe diesen Lehrer auf eine kindliche Weise sehr verehrt. Er hat sehr viel Energie vermittelt, er hat mich musikalisch motivieren können und ich mochte es auch, wie er über Musik gesprochen hat: sehr sachlich und einfühlsam.
Privat war es für mich eine schwierige Zeit. Kurz nach der Aufnahmeprüfung ist meine Mutter krank geworden, anderthalb Jahre später ist sie gestorben. Mein Vater war Alkoholiker und ist dann manisch-depressiv geworden. Damit wurde mein Lehrer für mich zu einer wichtigen Autoritätsperson, die in gewisser Weise meine Eltern ersetzt hat. Mein Vater hatte ihm von unserer Situation erzählt und ich habe ihm von meinem Vater erzählt, wenn ich nicht mehr zurechtkam. Er wurde für mich eine Vertrauensperson, auch wenn über meine privaten Verhältnisse nicht viel geredet wurde. Aber ich hatte das Gefühl: Da kann ich hinkommen und da bin ich im Prinzip aufgehoben. Etwa ein Jahr lang hab ich ganz gut durchgehalten. Dann bin ich ganz oft einfach nicht zum Unterricht gekommen ohne abzusagen und bin dann später wieder aufgetaucht. Dann hat er gesagt: „Hallo, Franziska, schön, dass du da bist. Bin ich noch dein Lehrer? Da hab ich gesagt: „Ja.
Und damit war es für eine Weile wieder in Ordnung.
Ich war 16, als zum ersten Mal etwas geschah, wofür ich mich sehr geschämt habe und wo plötzlich eine Fremdheit zwischen uns entstand. Es war irgendwie von Vergewaltigung die Rede, und er sagte: „Wenn eine Frau vergewaltigt wird, so ist das ihre… – so wünscht sie sich das. Ich erinnere mich, dass ich im Raum stand und im Boden unter mir ist so etwas wie eine Luke und ich fall da runter. Ich hab auf den Boden gestarrt, mein Gesicht wurde heiß und rot und ich konnte ihn nicht ansehen. Ich hab nichts gesagt und es kam mir vor wie drei Stunden. Und dann ist er zu mir gekommen und hat gesagt: „Entschuldige, wenn ich dich verletzt habe.
Also das hat er schon registriert, dass das überhaupt nicht gut war.
Allmählich wurden mir auch die Bilder, die im Unterricht benützt wurden, suspekt: „Die Geige ist die Frau und der Bogen ist der Mann. Das ist immer wieder gesagt worden. „Die Geige mag das Gewicht vom Bogen.
Auch von der Reibung hat er immer gesprochen und von einem Loch. Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Zusammenhang, aber noch sehr genau an die Süffisanz, mit der er diese Bilder und Ausdrücke benützt hat. Es ist ja nahe liegend, dass man von Reibung spricht und dass der Bogen die Saite in Schwingung versetzt und so weiter. Aber das hat natürlich nichts mit einer anderen Art von Reibung zu tun, die er meinte – und ganz klar meinte. „Die Geige oder die Frau ist diejenige, die sich hingibt, und überhaupt, wenn wir Musik machen, müssen wir uns erstmal anmachen. Ich muss dich sozusagen erstmal anmachen, erst dann wirst du dich entfalten und wirst dann auch wirklich musikalisch spielen."
Nach einiger Zeit hat mich mein Lehrer öfter zu Unterrichtswochenenden zu sich nach Hause eingeladen. Ich habe mich dabei extrem unwohl gefühlt. Ich habe dann oben unterm Dach in einem Zimmer gewohnt. Seine Frau war auch immer da, wir haben zu dritt gegessen und gekocht und so. Es war aber immer etwas seltsam, da zu übernachten, auch ihr gegenüber fand ich es seltsam. Er wollte mir wohl signalisieren: Ich bin für dich da, ich weiß, du hast es schwer zu Hause. Jetzt gucken wir mal, ob wir dich ein bisschen aufmöbeln können. Es war schon auch eine ernst gemeinte Initative dabei. Aber trotzdem hatte die Sache atmosphärisch noch eine andere Seite… Lieb war mir das nicht.
Ein anderes Mal ging es um meine Körperhaltung. Ich hatte eine Zeit, wo ich sehr „gehangen hab. Wo ich die Schultern hängen hatte, wo also nichts mehr von dem blühenden Kind übrig war. Da hat er mir gesagt: „Franziska, warum stellst du dich nicht mal grade hin, schämst du dich für deinen großen Busen?
So. Seitdem hatte ich immer das Gefühl, mein Busen ist zu groß und es ist alles ohnehin nur noch schrecklich. Ich erinnere mich, dass ich damit zu meinem Vater gegangen bin, habe ihm das aber in sehr unkritischer Weise erzählt. Ich wusste einerseits genau, dass das eigentlich ganz furchtbar war, aber ich habe es andererseits nicht an mich rangelassen. Mein Vater meinte: „Naja, wenn er sich das erlauben kann…" Er hat sich nicht darüber aufgeregt. Es war fast so, als ob er meinen Selbstschutz-Mechanismus, das alles nicht an mich ranzulassen, eher unterstützten wollte. Was ich in dieser Zeit allmählich unangenehm fand, das war auch dieser Händedruck. Mein Lehrer hat die Hand genommen, sie lange gehalten und einem immer sehr, sehr intensiv in die Augen gesehen. Das war eine Art, da konnte ich mich auch nicht dagegen wehren. Ich fand es nicht gut, es hatte etwas sehr Einnehmendes, was ich dann überhaupt nicht mehr wollte.
Wie in vielen anderen Klassen der Musikhochschule gab es auch bei uns eine sehr enge Gemeinschaft. Mein Lehrer war wie ein Guru, der seine Studenten gerne um sich versammelt und auf sich ausgerichtet hat. Man durfte nicht zu anderen Lehrern, man durfte nicht auf andere Kurse und er hat ganz klar gesagt: „Ich will diese Art von Zusammenhalt." Heute würde ich sagen, es war noch viel mehr, es war wie eine Gehirnwäsche. Er hat uns regelrecht abhängig gemacht durch diese Art von Enge. Einmal waren wir zusammen auf einem Kurs. Er hat bei solchen Gelegenheiten immer Vorträge gehalten über alles Mögliche. Irgendwie sind wir auf die Bild-Zeitung gekommen, ich weiß nicht, warum. Ich hab gemeint, da sei ja immer unter einer aufregenden Bildunterschrift eine nackte Frau zu sehen, und hab mich ziemlich darüber aufgeregt. Sein Kommentar: „Wir haben nichts gegen nackte Frauen." Ich war total stumm danach. Ich habe mich nicht wehren können, das würde mir vielleicht heute noch schwer fallen. Aber in solchen Situationen, wo ich einfach als Frau nicht ernst genommen wurde, ist mir schon klar geworden, dass ich mich eigentlich besser vertreten müsste.
Im Nachhinein hab ich auch mit Männern, die in seiner Klasse waren, darüber gesprochen, aber die sagten immer nur: „Ach, das hab ich nicht gewusst, und bei uns war das eher so eine schenkelklopfende Männerkumpanei. Oder er hat Männerwitze erzählt. Einen davon hab ich auch mal mitbekommen, den hat er einer anderen Studentin erzählt, während ich im Raum war: „Eine Frau sagt, mein Mann fährt als Astronaut auf den Mond und ich hab Angst, dass er nicht runter kommt. Die andere Frau sagt, und ich hab Angst, dass er nicht hoch kommt.
Die Studentin konnte überhaupt nicht darüber lachen, das war eine, die auch schon sehr lange bei ihm