Fantasy-Lesebuch 2
Von Diverse
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Über dieses E-Book
Wie gruselig kann ein Park in unausweichlicher Finsternis sein?
Was macht ein Autor, dessen Protagonisten sich verselbstständigen?
Wie hängen geheimnisvolle Maschinen und Irrlichter zusammen?
Was macht einen unglücklichen Goblin wieder froh?
Die Antworten auf diese Fragen finden sich in dieser Anthologie. Subtiler Horror und klassische Fantasy laden zum Schnuppern in unterschiedliche Subgenres ein – zum Lesen, Vorlesen und Nacherzählen. Vier Autoren, fünf Geschichten und eine gewagte Mischung, die viel zu schade für die Schublade wäre.
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Buchvorschau
Fantasy-Lesebuch 2 - Diverse
Fantasy
Lesebuch 2
Ingrid Pointecker (Hrsg.)
Anthologie
Die Deutsche Bibliothek und die Österreichische Nationalbibliothek verzeichnen diese Publikation in der jeweiligen Nationalbibliografie. Bibliografische Daten:
http://dnb.ddp.de
http://www.onb.ac.at
E-Book Distribution: XinXii
http://www.xinxii.com
© 2015 Verlag ohneohren, Ingrid Pointecker, Wien
www.ohneohren.com
ISBN: 978-3-903006-00-3
1. Auflage
Covergestaltung: Ingrid Pointecker
Coverillustration: natalia_maroz | shutterstock.com
Sonstige Grafiken: Bonzo, cyberscooty, jean_viktor_balin, Sev, petersirka | openclipart.org
Lektorat, Korrektorat: Ingrid Pointecker
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und/oder des entsprechenden Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Personen und Namen in diesem E-Book sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Inhaltsverzeichnis
Zwischen Himmel und Erde
Florian Albrod
Auf Abwägen
Florian Albrod
Deadline
Renée Engel
Samhain
Corinna Schattauer
Auf leisen Sohlen
Markus Unger
Die AutorInnen
Zwischen Himmel und Erde
Florian Albrod
Ich fühlte mich nicht wohl. Zwar hatte ich seit Wochen auf das Ergebnis meiner Abschlussarbeit gewartet, nur um heute an einem betreten guckenden Smiley zu scheitern, der ein Problem mit dem Uni-Intranet verkündete, aber das war es nicht, was mich so verunsicherte, als ich mich auf den Weg zur Fakultät machte. Nein, der ganze Tag hatte etwas Bedrohliches an sich. Schon der Anblick der Regionalbahn erfüllte mich an diesem Morgen mit Misstrauen. Die schwere, massige Lok tauchte dröhnend und kreischend aus dem grauen Nebel auf, und das Geräusch ihrer Bremsen kam mir schriller vor als sonst.
Meine Mitreisenden stanken nach Kaffee. In Röstereien mag ich den Duft eigentlich, aber der Geschäftsmann neben mir und die Lehrerin auf dem Sitz gegenüber waren nun einmal keine Röstereien, sondern fröhlich vor sich hinschwitzende Durchschnittsbürger. Beziehungsweise Durchschwitzbürger.
Drückend heiß war es, und dazu so dunkel wie an einem Wintertag. Kein Wunder, dass das Intranet aufgegeben hatte. Ein Blick auf die ekelerregend feuchte Landschaft, die vor dem Zugfenster vorbeirauschte, war genug, um auch mich vollständig zu demotivieren. Wiegten sich hier normalerweise Bäume im goldenen Wind, so gemahnte der Himmel heute an Krieg und sauren Regen. Am liebsten wäre ich wieder ausgestiegen und nach Hause gegangen. Vielleicht würde sich das Wetter morgen bessern. Wenn das Intranet wieder funktionierte und draußen eine gelbe Sonne strahlte … Aber die Zugtüren hatten sich schon geschlossen, und ich kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht noch länger auf das Ergebnis warten konnte. Ich wollte nicht mehr Hendrik Jansen sein. Ich wollte Hendrik Jansen, Germanist sein.
Während der Bahnfahrt hörte ich immer wieder ein lautes Dröhnen, wie von einem Triebwerk oder einem Rotor, dabei war draußen nichts zu sehen. Vielleicht lag es an den Rädern. Das Ganze erschien mir seltsam, aber wer kennt sich schon mit Zügen aus? Das ratternde Motorengeräusch wurde immer lauter, doch keiner der anderen Fahrgäste schien etwas zu bemerken.
Gib´s zu, sagte ich mir, du bist total nervös. Du bist dir nicht sicher, ob du bestanden hast, auch wenn du immer so tust. Ich versuchte, mich abzulenken und an etwas Motivierendes zu denken, zählte im Endeffekt aber nur die Minuten.
Ich kam bis zwanzig, dann fand ich mich am Hauptbahnhof wieder. Es tat gut, endlich aussteigen und frische Luft atmen zu können. Das Rotorgeräusch war bis zur letzten Sekunde nicht verklungen, und ich beneidete meine Mitreisenden um ihre offenkundige Schwerhörigkeit.
Für die Busfahrt zum Campus kaufte ich mir einen Groschenroman an einem Zeitungskiosk: „Das Ewigkeitsduell".
Eine wunderschöne Heldin namens Rahel kämpft darin gegen ein Ungeheuer, das sie jeden Tag an einen anderen Ort teleportiert. Manchmal auch zweimal an denselben Ort, wie in dieser Ausgabe.
Furchterfüllt blickte Rahel auf, wobei ein Träger ihres Kleids verrutschte. Erst vor wenigen Minuten war sie den Nazitruppen von Dr. Haubitze entkommen, und jetzt sollte sie auf diesem kahlen Acker sterben, erschossen von einem britischen Tiefflieger? Sie sah abwechselnd zu der herannahenden Spitfire und der klobigen Pistole in ihrer Hand. Sie hatte noch nie eine Waffe abgefeuert, aber es war ihre einzige Chance. Wenn sie das Cockpit treffen konnte …
Nein, das kam für sie nicht infrage. Sie warf die Waffe demonstrativ auf den Boden, hob beide Hände zum Himmel und ging in die Knie. Der Pilot würde sie mit Sicherheit verschonen.
Das Letzte, was Rahel sah, war das flammende Mündungsfeuer der Maschinengewehre, dann spürte sie einen furchtbaren Schmerz und ihr wurde schwarz vor Augen.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie in das zerknautschte Reptiliengesicht ihrer Nemesis. „Es macht mir Spaß, mit dir