Traces in the snow: Die Geschichte von Frank Morton
Von Thomas Milles
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Über dieses E-Book
Herausgeber: Hans-Jürgen Sträter, Adlerstein Verlag
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Buchvorschau
Traces in the snow - Thomas Milles
Inhalt
Vorwort
One - Frank
Frank & Claire
Miguel, Hoi & Bill
Diner
Emely
Doris
Barney & Fred
Lake Superior
Herman the German
Michael & Gabriel
Nancy
Nachwort
Vorwort
Im Dezember 2009 begann ich dieses kleine Buch und versuchte meine Gedanken zu Papier zu bringen. Vieles was hier zu lesen ist entspricht der Realität, einiges ist frei erfunden. Die meisten Personen sind Geschöpfe meiner Phantasie, doch was ist Fiktion, was Realität?
Heute nun ist es fertig geworden - kann ein Buch je fertig werden? In den vergangenen Monaten ist viel geschehen, hat sich viel verändert in der Welt und diese Veränderungen finden teils ihren Platz in den Zeilen.
Ich widme diese kleine Geschichte den Menschen, die ich kennenlernen durfte und die zu früh von uns gingen sowie denen, die niemand kennt und die jeden Tag dafür Sorge tragen, dass wir jede Nacht schlafen können.
Ihr seid und bleibt unvergessen
Ganz besonders möchte ich einer lieben Freundin danken, die mich aufbaute, als scheinbar nichts mehr ging und mich weiterschreiben ließ.
Der Autor, im August 2010
Oft tut auch der Unrecht,
der nichts tut;
Wer das Unrecht nicht verbietet, wenn er kann,
befiehlt es.
(Marcus Aurelius)
One - Frank
Frank Morton schaute auf die Uhr. Es war Donnerstag, 14:30 Uhr. Der Kalender auf seinem dunkelroten Schreibtisch aus afrikanischem Edelholz zeigte mit großen Lettern den 24. Dezember 2009. Über die Sprechanlage rief er seine Sekretärin in sein Büro und Claire de Moin ließ ihren Chef nicht warten.
Die schweren Holztüren öffneten sich und eine hochgewachsene, sehr attraktive Mittvierzigerin betrat das spartanisch eingerichtete Büro. Sie schloss die schweren Türen und trat die drei Meter bis zu seinem Tisch heran. „Was kann ich für dich tun Frank?" Die Worte kamen sanft aber bestimmt über ihre Lippen, während sie sich mit einer eleganten Bewegung auf den Rand des Tisches setzte. Sie schaute ihren Vorgesetzten, einen eher kleinen Mann 45 Jahre alt, graumelierte Haare, leichter Bauch und stahlblaue Augen an. Er sah sehr müde aus, die Vertragsverhandlungen der letzten Wochen hatten ihm das Letzte abverlangt.
Langsam hob sich sein Blick, wanderte an ihrem Körper empor und blieb an ihren wunderschönen klaren braunen Augen hängen. „Ja, Claire. Bitte streiche für die nächsten fünf Tage alle meine Termine. Wir haben es geschafft… wir haben es geschafft mein Schatz! Er sprang aus dem Sessel, eilte zu der kleinen Anrichte links neben der Tür und öffnete eine Flasche Scotch. „Der Kongress hat die Gelder bewilligt Kleines… und… wir haben den Auftrag! Auch einen?
Er füllte zwei Gläser noch bevor Claire antworten konnte.
Mit den Gläsern in der Hand ging er zu ihr, drückte ihr eines in die Hand und sagte: „Auf uns mein Liebling, auf drei Milliarden Dollar im ersten Jahr und auf 25 Milliarden die nächsten 10 Jahre… Ich liebe Dich." Mit diesen Worten kippte er den Scotch in einem Schluck herunter und setzte anschließend das Glas mit einem lauten Knall auf dem Tisch ab.
Claire de Moin, die Scotch nun überhaupt nicht mochte, nippte aus Höflichkeit an dem Alkohol, stellte ihr Glas neben das seine und nahm ihn in den Arm. „Das ist ja wundervoll Frank. Ich freue mich so für dich." Sie küsste ihn zärtlich, spürte sein Zittern und strich ihm liebevoll über den Rücken. Er hatte seit acht Jahren an diesem Projekt gearbeitet. Jeden Tag, sieben Tage die Woche… ER war das Projekt. Jede Woche in einem anderen Land, jedes Mal neue Regierungsvertreter bestechen, schmieren…Vorträge an Universitäten halten, viel versprechende Talente innerhalb der Firma entdecken und fördern, Versager feuern. Wer sein Pensum nicht schafft, fliegt raus. Und immer die Angst, dass der Kongress die Gelder schlussendlich nicht bewilligt.
Sie löste sich von Ihm, schaute Ihm tief in die Augen und entdeckte wieder den frisch gebackenen Ingenieur von damals… Kernphysik, Avionik, Mathematik… und alles mit Auszeichnung. Offener Blick, wilde Frisur, hellbrauner Cordanzug, eine alte zerknitterte Aktentasche… so stand er im Personalbüro von Alliant Techsystems. Keine Spur von Nervosität. Und als der Personalchef erfuhr, dass auch General Dynamics Interesse an dem jungen Mann zeigte, war dessen Einstellung in das Unternehmen nur noch Formsache.
Und so begann die steile Kariere Frank Mortons im Januar 1984.
Die Entwicklung von Munition für die Pistolen und Gewehre der Amerikanischen Polizei war seine Aufgabe. Aber bald schon wurde sein Talent für physikalische Zusammenhänge in Verbindung mit günstigen Produktionsmethoden erkannt und schon ein Jahr später kam er ins ATOM-Team.
Anfang 1985 war die Welt im Atomzeitalter. Nichts ging über diese makellose Art der Energiegewinnung. Frank war Mitglied in einem fünfköpfigen Team, bestehend aus den besten Ingenieuren und Wissenschaftlern der Firma und begierig auf jedes Gramm Wissen, welches er aufsaugen konnte.
Im Januar 1985, kurz nachdem er seine spätere Frau Rose kennenlernte, reisten die fünf mit falschen Pässen nach Russland ein. Ihr Ziel war ein kleines Dorf namens Prypjat in der Ukraine. Russland war zu diesem Zeitpunkt schon nahezu bankrott und da kamen die Amerikaner mit ihren Millionen in der Tasche sehr gelegen. Es ging um Versuche mit abgereichertem Uran, die Sicherheitsvorkehrungen, Verbote und Bestimmungen der USA waren zu rigoros und so durfte man in dem kleinen Atomreaktor in der Ukraine unbehelligt von der Welt und irgendwelchen Kontrollbehörden Versuche durchführen.
Die fünf bekamen von der russischen Regierung die Genehmigung für Block 4 des Reaktors in Tschernobyl. Es herrschte reger Verkehr in den Wochen danach zwischen Prypjat und Minneapolis, der Zentrale von Alliant Techsystems. Die Fünf reisten oft hin und her, in den USA wurde entwickelt und theoretisiert.
In der Ukraine wurden die Berechnungen in Versuche umgesetzt.
Nach Geheimdienstmeldungen war ein Krieg in den nächsten fünf Jahren im nahen Osten vorstellbar und so drängte die Zeit. Das Ziel, kostengünstige nukleare Munition für die Luftwaffe herzustellen, war noch so weit weg. Nächtelang hockte Frank am Computer in Minneapolis, endlose Stunden Simulationen von Kernschmelzen, Neutronenabsorbtionen durch Xenon-Isotope und die Beseitigung von diesen verdammten Temperaturschwankungen im Kühlsystem. Seit Tagen hatte er seine Frau nicht mehr gesehen. Nur zum Schlafen kam er heim… wenn er denn schlief. Oft lag er mit offenen Augen, addierte Zahlenkolonnen oder errechnete Wahrscheinlichkeiten.
Im Oktober 1985 erhielt Frank von Rose eine E-Mail in der sie ihm mitteilte, dass sie schwanger sei. Frank war zu diesem Zeitpunkt in der Ukraine und kontrollierte das abgepumpte Kühlbecken von Reaktorblock 4. Wieder vergingen Wochen, Monate von zahllosen Simulationen, aber dann stimmten die Zahlen. Alle Computer, Frank und seine Kollegen waren sich einig… Es musste klappen.
Es war der 25. April 1986, 14:00 Uhr. Chefingenieur Anatoli Stephanowitsch Djatlow drehte die Schlüssel auf dem Kontrollpult und betätigte die Starttaste. Auf der Wand vor ihm leuchteten hunderte kleine Lampen. Drei Neue kamen dazu als Anatoli die Kühlmittelpumpen aktivierte. Hinter ihm standen die fünf Wissenschaftler, nervös und nicht ahnend was in den nächsten Stunden passieren würde. Anatoli drehte sich zu ihnen um und sagte: „Ich starte nun die Automatik um die Brennstäbe einzuführen. Beten sie, dass ihre Zahlen stimmen."
Er drückte einen weiteren Schalter und ein weiteres Licht leuchtete an der Wand vor ihnen auf…
Das Klingeln des Telefons auf dem Kontrollpunkt schreckte alle aus ihrer Spannung. Anatoli nahm den Hörer ab und nach ein paar Worten drehte er sich zu Frank um und hielt ihm den Hörer hin: „Für sie. Frank nahm den Hörer und nach zehn Sekunden knallte er ihn wieder auf die Gabel. „Es kommt
, schrie er. „Das Baby kommt. Alle drehten sich zu ihm um. Seine Kollegen lachten, schlugen ihm auf die Schulter und auch die anderen Arbeiter im Kontrollraum lachten, obwohl sie wohl kaum ein Wort verstanden haben konnten. „Mensch, ab nach Haus. Vielleicht bekommst du noch mit, wie dein Kind aufs College geht
, feixte Sam, mit 63 Jahren der Senior im Team.
Frank war hin und her gerissen… nach fünf Minuten, endlosen fünf Minuten für seine Kollegen, verkündete er fröhlich: „Ich fahre heim. Meldet euch. Ruft mich an… ich muss wissen ob es geklappt hat. Ruft mich an."
Um 14.10 Uhr verließ Frank Morton den Kontrollraum, stieg in den Wagen des KGB Offiziers, der den Auftrag hatte die ausländischen Gäste zu „schützen und doch nicht mit in den Kontrollraum durfte. „Zum Landeplatz Sergej, bitte schnell, mein Kind ist unterwegs.
„Meinen Glückwunsch Frank, schlechtes Timing allerdings. Gerade heute, wo euer großer Tag ist. Heute startet doch das Experiment, oder? „Als ob du das nicht wüsstest Sergej
, lachte Frank.
Sergej gab Gas. Kurz vor dem Haupttor war ein kleiner Hubschrauberlandeplatz, wo ein Hind-Kampfhubschrauber wartete.
Als der Pilot den herannahenden Wagen bemerkte, drückte er die Zigarette an dem Raketenträger der rechten Tragfläche aus und stieg in seinen Hubschrauber. Sergej stoppte den Schwarzen Wolga 20 Meter vor dem Hind und stieg aus dem Fahrzeug. Frank verließ den Wagen ebenfalls und beide liefen geduckt zu der offenen Seitentür des lärmenden Hubschraubers. Der KGB-Offizier kletterte bis ins Cockpit und gab dem Pilot die nötigen Instruktionen. Frank setzte sich im Laderaum auf die Notpritsche und schnallte sich an. Sergej verließ das Cockpit, klopfte Frank auf die Schulter und sagte: „Wir sehen uns später Frank. „Ja bis in ein, zwei Tagen, Sergej. Dann bin ich wieder hier.
Als der Offizier aus dem Hind sprang, drückte der Pilot den Steuerknüppel und die Turbine des Hinds heulte auf.
Es war 14:32 Uhr und mittlerweile waren vier Brennstäbe aus Uran 235 an ihren Positionen. Nach ca. zwei Stunden waren alle 400 Brennstäbe in ihren Behältern. Die Reaktionen begannen zaghaft, die Temperatur stieg nur mäßig an. Um den Ausstoß an Neutronen zu reduzieren, aktivierte Anatoli die Automatik für die Steuerstäbe.
Nach dem Betätigen des Schalters setzte sich die Anlage für die Steuerstäbe in Bewegung. Langsam wurden die Stäbe zwischen den Brennstäben in Position gebracht. Je mehr Stäbe eingebracht wurden, umso weniger Neutronen wurden durch das Uran freigesetzt. Die Reaktion war unter Kontrolle.
Diesmal ging es nicht um Energiegewinnung. Dieses Mal ging es um den Abfall. Die mittlerweile nur noch vier Wissenschaftler brauchten abgereichertes Uran.
Die enorme Dichte von über 19 Gramm pro cm3machte den radioaktiven Stoff zu idealen Geschossen. Durchschüsse selbst