Prozess um eine Leiche
Von Gunter Pirntke
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Buchvorschau
Prozess um eine Leiche - Gunter Pirntke
Gunter Pirntke
Prozess um eine Leiche
I M P R E S S U M
Covergestaltung: Gunter Pirntke
Digitalisierung: Gunter Pirntke
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© 2012 by andersseitig.de
ISBN: 978-3-95501-008-9
Das Buch ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das Übersetzen in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, diese Bücher oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten oder zu verbreiten.
E-Book Distribution
www.xinxii.com
Inhaltsverzeichnis
Historische Vorbemerkungen
Schlussbemerkungen anstelle einer Einleitung
Der Aufstieg zur Macht
Zwei Länder, eine Krone und preußische Eindringlinge
Ehrenbezeugung für eine Leiche
Verfahren gegen von Hausius, Gartenberg und Heinecken
Die Vermögensanalyse
Abschlussbericht und Anklage
Letzte Überlegungen
Historische Vorbemerkungen
Heinrich von Brühl, ein Name, der sicher nicht jeden so bekannt sein dürfte, wie der anderer großer Persönlichkeiten, deren Wirken sie untrennbar mit Dresden verbindet. Und doch hat er als Premierminister unter dem Sohn Augusts des Starken das Schicksal Sachsens entscheidend beeinflusst.
Brühl wurde am 13.08.1700 in Gangloffsömmern bei Sömmerda(Thüringen) geboren. Der Grundstein seines Aufstiegs wurde mit seiner Bestellung zum Pagen auf das Schloss Weissenfels gelegt, wo sein Vater bereits als Hofmarschall tätig war. 1719 wurde er von August dem Starken an den Dresdner Hof geholt, wo er vorerst ebenfalls als Page und später als Kammerjunker diente. Seine zuverlässige Gewissenhaftigkeit und vorausschauende Art die Dinge im Vorfeld zu erledigen, machten ihn zu einer unentbehrlichem Vertrauensperson. So folgte sein Aufstieg zum Kammerpräsident, später Obersteuereinnehmer und Geheimen Rat.
Nach dem Tod des Kurfürsten wird dessen Sohn, Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen und wenig später als August III. König von Polen. Dieser ist träge, hasst unangenehme Überraschungen und schwierige Entscheidungen und ist zum Regie-ren nur wenig geeignet. Heinrich von Brühl, der im Amt bleibt, gelingt es den neuen Herrscher für sich einzunehmen. Er behauptet sich gegenüber allen Mitkonkurrenten und vereint in kurzer Zeit nahezu alle Ministerien und wichtigen Ämter auf seine Per-son. Am 8. Dezember 1746 wird er zum Premierminister ernannt. Außer dem Kur-fürsten, der sich fast nur mit der Malerei, der Oper und der Jagd beschäftigt, gibt es keinen mehr der die Macht hätte ihn zu kontrollieren. Sein Handeln wird mehr und mehr von Misswirtschaft, Unterschlagung und persönliche Bereicherung bestimmt. Er und seine Sekretäre sind Ansprechpartner für die wichtigsten Entscheidungen.
Außenpolitisch hält er ebenfalls alle Fäden in der Hand. Nicht zuletzt unter seinem Mitwirken entsteht eine große Koalition mit Österreich, Russland, Frankreich, Sachsen und dem Reich gegen den Erzfeind Preußen, das sich mit England und Hannover verbündet. Nach dem Ende des sich daraus entwickelten Siebenjährigen Krieges(1756-1763) ist Sachsen wirtschaftlich und finanziell endgültig ruiniert.
Bereits am 24. November schlossen Preußen und Österreich einen Waffenstillstand. Der sächsische Kronprinz Friedrich Christian besuchte den preußischen König Fried-rich II. in seinem Hauptquartier in Meißen, um mit ihm, in Abstimmung mit dem War-schauer Hof und im Auftrag Österreichs, die Friedensverhandlungen einzuleiten.
Die Unterhandlungen begannen am 30. Dezember 1762 in dem von preußischen Truppen geplünderten Jagdschloss Hubertusburg bei Wermsdorf in Sachsen, dass für die Dauer der Verhandlungen von allen drei Staaten zum neutralen Gebiet erklärt wurde. Da das Schloss vollständig ausgeräumt war, fanden die Verhandlungen in einem Nebenflügel statt. Der Reichstag in Regensburg hatte schon einige Tage vorher seine Neutralität erklärt. Die Verhandlungen führten keine Minister oder Sonder-botschafter, sondern erfahrene Staatsbeamte. Für Österreich der Hofrat Heinrich Gabriel von Collenbach, für Preußen der Legationsrat Ewald Friedrich von Hertzberg und der sächsische Geheime Rat Thomas von Fritsch. Die Unterhändler waren mit großen Vollmachten versehen und entwarfen die Friedensartikel, deren Hauptpunkt die entschädigungslose Abtretung der besetzten Länder und Ortschaften auf Grundlage des Berliner Friedens von 1742 und des Zweiten Aachener Friedens von 1748 war.
Am 15. Februar 1763 unterzeichneten Collenbach und Hertzberg im Schloss Huber-tusburg den Friedensvertrag zwischen Preußen und Österreich. Einziger Streitpunkt war die Abtretung der böhmischen Grafschaft Glatz. Österreich wollte unter allen Umständen die Festung behalten und bot Preußen sogar die Übernahme der schle-sischen Schulden und den Verzicht der österreichischen Krone auf den Titel Herzog von Schlesien an. Doch Preußen zeigte sich unnachgiebig und die Grafschaft mit Festung und der gesamten militärischen Ausrüstung kam zurück an den preußischen Staat. Der Friedensvertrag wurde von Preußen am 21. Februar und von Österreich am 24. Februar 1763 ratifiziert.
Friedrich II. zieht nach dem Hubertusburger Frieden am 30. März 1763 in Berlin ein, und wird von seinen Untertanen gefeiert. Radierung, Johann Lorenz Rugendas
Die Ratifikation seitens des Königreichs Preußen erfolgte durch die Unterschrift Friedrichs II. im nahen Dahlener Schloss.
Ebenfalls am 15. Februar wurde am selben Ort ein Friedensvertrag zwischen Preußen und Sachsen geschlossen und vom preußischen Unterhändler Hertzberg und dem sächsischen Bevollmächtigten Fritsch unterzeichnet. Der Kriegszustand zwischen beiden Staaten war damit beendet.
Am 28.10.1763, nur kurze Zeit nach dem Tod seines Herrn, stirbt Heinrich Graf Brühl in Dresden. Sein Vermögen wird vom neuen Kurfürsten Friedrich Christian sofort be-schlagnahmt. Am Abend des 4.11. erfolgt seine Beisetzung in der Stadtkirche Forst, unter dem Taufstein(Bieberstein’sche Gruft).
Ein schlichter Zinksarg mit seinen sterblichen Resten steht in der Gruft unter der Bonhoefferkapelle
Ein Denkmal wurde für ihn nie errichtet, mal abgesehen von einem kleinem im Sei- fersdorfer Tal bei Dresden. Dafür sollte ihm aber noch ein Prozess gemacht werden.
Über die älteste Geschichte dieser Familie ist noch wenig bekannt. Erstmals erwähnt wird das Geschlecht im Jahre 1344 mit Heinrich aus dem Brühl. Er wird als Ministeri-aler der Grafen von Hohnstein in einer Urkunde genannt. Auch später wurde der Leitname Heinrich noch oft an Angehörige der Familie vergeben.
Heinrich von Brühl († 1446) besaß das Rittergut Wenigenntenstedt und erscheint 1424 erstmals urkundlich. Mit ihm beginnt die Stammreihe des Geschlechts. Dessen Nachkomme Heinrich von Brühl, erwarb um 1470 den Sattelhof zu Gangloffsömmern bei Weißensee. Gangloffsömmern wurde für lange Zeit der Stammsitz des Ge-schlechts.
Ende des 17. Jahrhunderts besaß den Stammsitz der sachsen-weißenfelsische Oberhofmarschall und Wirkliche Geheime Rat Hans Moritz von Brühl. Sein dort ge-borener Sohn war der berühmte Heinrich von Brühl. Fast zwei Jahrzehnte lang war Brühl als Premierminister und Oberkämmerer einer der mächtigsten Männer im Kur-fürstentum Sachsen. In dieser Stellung wurden Heinrich von Brühl 1737, und seine drei älteren