Kaddisch für Julius und Berta Stern: Offenburg / Baden-Baden
Von Martin Ruch
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Martin Ruch
Martin Ruch (Offenburg), freelance publicist on regional and cultural history topics, including the history of Offenburg's Jews.
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Buchvorschau
Kaddisch für Julius und Berta Stern - Martin Ruch
Titel:
Kennkartenporträts für Julius und Berta Stern, 1938.
Quelle: Stadtarchiv Baden-Baden
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Herkunft
Ausbildung
Studium, Beruf
Heirat mit Berta Schnurmann aus Offenburg
1904: Versetzung nach Baden-Baden
Eine junge Schülerin schreibt über ihren Lehrer Julius Stern
„Gott spricht"
„Leben" – Gedichte von Berta und Julius Stern (1905)
Ethische Kultur
Julius und Berta Stern als Autoren
„Schillers Liebesleben" (1909)
Das Ehepaar Stern und Dr. Georg Groddeck
Julius Stern schreibt den Nachruf auf Groddeck
Pensionierung 1931
1933
„Verse und Strophen"
„Höllenfackeln böser Verführer"
Exkurs: Dr. Manfred Merker über Julius Sterns poetische Tradition und über seine verschlüsselte bittere Anklage gegen den Nationalsozialismus
Besuch eines Freundes
Novemberpogrom 1938 in Baden-Baden
Kennkartenzwang
Ermordung der Schwester Helene Stern
Deportation der badisch-pfälzischen Juden Oktober 1940
„Lappen in der gelben Farbe": Judenstern 1941
Wannsee-Konferenz
Die Deportation vom 22. August 1942
Freitod am 17. August 1942
„Moriturus" – der Todgeweihte Julius Stern schreibt das letzte Gedicht
Erinnerungen an Julius und Berta Stern
Dank
Literatur
Anmerkungen
Anhang: Leben. Gedichte. Eine Auswahl.
Kaddisch: Das Kaddisch-Gebet ist wahrscheinlich eines der bekanntesten jüdischen Gebete überhaupt und viele Nichtjuden wissen davon. Meistens wird es das „Totengebet" genannt, was es aber nur indirekt ist, in Wirklichkeit ist es die Heiligung des göttlichen Namens und man sagt es stellvertretend für die Verstorbenen, um sich an sie zu erinnern.
Übersetzung:
Erhoben und geheiligt werde sein großer Name auf der Welt, die nach seinem Willen von Ihm erschaffen wurde – sein Reich soll in eurem Leben in den eurigen Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel schnell und in nächster Zeit erstehen. Und wir sprechen: Amen! Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten. Gepriesen sei und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht, gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei der Name des Heiligen, gelobt sei er, hoch über jedem Lob und Gesang, Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprechet Amen! Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz Israel zuteil werden, sprechet Amen. Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, stifte Frieden unter uns und ganz Israel, sprechet Amen.
(www.talmud.de, 3.7.2015)
Einleitung
David Grossmann, israelischer Schriftsteller, geb. 1954, schrieb am 10. Mai 2015 in der Süddeutschen Zeitung über den Verlust von Millionen Lebenswelten in der Shoah: „Mich schmerzt der Gedanke daran, dass man so vielen Menschen ihre Persönlichkeit und Individualität geraubt hat. Und ihre Einzigartigkeit durch den Entzug des Namens ausgelöscht hat. Man machte sie stattdessen zu Nummern. Beraubte sie ihrer persönlichen Dinge, ihrer Intimität, ihrer Freunde und Familien, ihrer Begabungen und Geheimnisse."
Jedes Individuum, das in der Schoah ermordet wurde, verkörperte eine ganze Welt. Und jedes dieser ausgelöschten Individuen hat ein Recht darauf, wenigstens in der Erinnerung weiter zu leben. Für viele Namen konnte das seither an vielen Orten geleistet werden, in Yad Vashem, in Museen, unzähligen Büchern und Gedenkprojekten. Aber diese Arbeit ist längst nicht abgeschlossen.
Deportationsliste August 1942 für Baden-Baden.
Quelle: Leo Baeck Institute, New York, Sign AR 2537
Sterbebuch Baden-Baden, Eintrag Julius Stern.
Quelle: Stadtarchiv Baden-Baden
Zwei weitere Namen sollen an dieser Stelle genannt werden, die Namen zweier Menschen, die mit Offenburg und Baden-Baden in besonderer Weise verbunden sind, ein Ehepaar, das am 17. August 1942 den gemeinsamen Tod einem Schrecken in Theresienstadt oder Auschwitz vorgezogen hat. Denn auch Julius und Berta Stern sollten deportiert werden, auch sie standen „auf der Liste. Sie flohen und emigrierten endgültig aus dieser grausamen, wahnsinnig und mörderisch gewordenen Welt. So fand man Julius und Berta Stern dann tot in ihrer Wohnung in der Hardäckerstraße 12 in Baden-Baden, „am Vorabend des Tages, an dem sie beide in ein Vernichtungslager im Osten abtransportiert werden sollten
, wie ein Angehöriger nach dem Krieg sagte.¹ „Selbsttötung durch Gift lautete der amtliche Befund. Im Krematorium Baden-Baden fand am 19.8.1942 die Einäscherung statt, Frau Stern um 19 Uhr, Herr Stern um 16.30 Uhr. „Die Leiche war von 17.8 bis 19.8. in der Leichenhalle aufbewahrt. Bemerkung: Asche an Angehörige abgegeben.
Ein letztes Mal noch befasste sich dann die städtische Verwaltung mit dem „Fall Stern. Am 2. September 1942 schrieb der Oberbürgermeister der Welt- und Kulturstadt an das „Finanzamt – Abt. Jüdisches Vermögen
: „Wie mir gemeldet wurde, befinden sich in der Wohnung des verstorbenen Juden Stern eine größere Anzahl Lebensmittel, wie Mehl, Eier, Konserven usw. Um einen Verderb zu verhindern sollen die Lebensmittel dem Städt. Krankenhaus zugeführt werden. Doch das Finanzamt antwortete Tags darauf: „Die Schlüssel für das Haus des verstorbenen Juden Stern sind mir von der Gestapo noch nicht übergeben worden.
Das Amt wollte selbst über die Verwendung entscheiden.²
Seit dem Jahr 2009 weisen zwei „Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an ihrem letzten Wohnsitz in Baden-Baden auf die beiden Stern hin mit der Inschrift: „Gedemütigt, entrechtet, Flucht in den Tod 17.8.42.
Auf der Liste der Shoah Victims in Yad Vashem, Israel, steht auch ihr Name: Julius Stern und Berta, geb. Schnurmann, als „murdered Jews from Germany", ermordete Juden aus Deutschland.
Stolpersteine für Julius und Berta Stern, Hardäckerstr. 12, Baden-Baden.
Foto: Ruch
Gymnasium Hohenbaden, Baden-Baden, 2015. Foto: Ruch
Hier in Baden-Baden hatten die beiden gelebt, seit Julius Stern 1904 seine Stelle als Lehrer für Griechisch, Latein, Deutsch und Geschichte am Gymnasium der Stadt, heute Gymnasium Hohenbaden, angetreten hatte. Ihr erster Wohnsitz war Scheibenstr. 15 gewesen, im Januar 1928 zogen sie um in ihr neu errichtetes Eigenheim, Hardäckerstr. 12. Im Melderegister der NS-Zeit wurden beide als „Volljude registriert, obgleich Berta Stern, geb. Schnurmann aus Offenburg, als „evangelisch
in ihrer Heiratsurkunde genannt worden war und Julius Stern aus der jüdischen Religionsgemeinschaft ausgetreten sein soll, wie eine vertrauenswürdige Schülerin später sagen wird. Eine Dokumentation zur Verfolgung der Juden in der NS-Zeit vermerkte zu