Güter und Höfe in Benrath und Umgebung: Schriftenreihe des Archivs der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V. - Heft Nr. 9
Von Theo Fühles und Peter Müller (und andere)
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Über dieses E-Book
- Heft 9 aus der Schriftenreihe des Archivs der
Heimatgemeinschaft Benrath -
Erstausgabe erschienen im November 1990 -
Mit Beiträgen von: Inge Lackinger, Maria Lampenscherf, Otto Flämig, Theo Fühles, Peter Müller, Klaus-Jürgen Schwenzer und Wolfgang Theisen.
Theo Fühles
Gründer/Leiter des Heimatarchivs 1970-1992
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Buchvorschau
Güter und Höfe in Benrath und Umgebung - Theo Fühles
Groß-Benrath
DIE LANDSCHAFT ZWISCHEN ITTER UND RHEIN
Rhein und Itter haben die Kulturlandschaft unserer Heimat in jahrtausendelanger Arbeit geschaffen und das Land mit einem wirren Netz von reichgewundenen Flußarmen, Bach-mäanderden und Altwässern bedeckt. Ein dichter Rohr- und Schilfgürtel säumte die Ufer. Weiden, Pappeln, Erlen und Eschen, unter denen hohe Gräser standen, stellten die Verbindung mit dem Waldgürtel her, der sich in weitem Bogen vom Rheinufer über Itter, Reisholz und Hassels bis nach Urdenbach und den alten Rhein spannte. Das Gewirr der Wasserläufe und Sumpfbildungen machten das Kernland nur schwer passierbar.
Für die Bodenverhältnisse und die spätere Besiedlung des Benrather Raumes hat die Itter eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Urspünglich floß sie in vielen Windungen und Verzweigungen mit teich- und weiherähnlichen Verbreiterungen durch unser Ortsgebiet. Noch bis ins 20. Jahrhundert ließ sich das alte Bachbett an manchen Stellen gut erkennen.
Im Bereich der heutigen Schimmelpfennigstraße querte es die Hildener Straße und zog sich zwischen dem Novener Hof und Haus Einsiedeln (Kloster Noven) quer über die EinsiedelStraße, in großem Bogen um die dortige Schule herum. Das Bachbett verbreiterte sich am „Grunewald", im heutigen Kreuzungsbereich Einsiedelstraße, Paulsmühlenstraße, Am Wald, zu einemTümpel. Hinter den Häusern der Capitostraße zeigte es sich wieder. Der Bach teilte sich dann in zwei Arme.
Der nördliche Seitenarm verbreiterte sich zu einem Sumpfstück, das sich als „Piels Oersch bis fast zu den alten Häusern an der heutigen Wilhelm-Rüther-Straße, den verbliebenen Häusern des „Gut an der Neuenbrück
, erstreckte.
Von dort nahm der Bach die Richtung der Hoxbachstraße auf, die früher einfacher und richtiger „Bachstraße" hieß, da wohl der Hoxbach wie der Itterarm Pate gestanden haben.
Im Bereich der Hoxbachstraße/Buscherhof Straße, wo vor einigen Jahren noch munter der Bach floß, muß sich der nördliche Itterarm hinter dem ehemaligen „Buscher Hof" mit dem Hoxbach verbunden haben.
Der südliche Hauptarm der Itter verschwand im Industriegebiet und wurde erst wieder jenseits der Bahn am „Növener Gässchen" sichtbar.
Vom Nordende der heutigen Hauptstraße strich er durch die Gärten zwischen den Häusern und dem Bahndamm hindurch in den Bereich der Straße „Am Pritschau Hof, durch die Gärten des „Növener Hofes
(Pritschau Hof). Hier wendete sich der Bach nach Westen und floß hinter den Häusern der Friedhofstraße in Richtung Markt. Etwa im Bereich der Gaststätte „Im Dorf" ist heute noch der tiefste Punkt der Hauptstraße. Hier kreuzte die alte DorfStraße das Bachbett. Im heutigen Marktbereich dehnte sich einst eine große Sumpflache aus. Hier teilte sich der Bach in zwei Hauptarme. Der südliche floß bis in die Kreuzung Börchemstraße, Sistenichstraße, Schloßallee und höhlte dort das Bachbett aus.
In Verbindung mit dem Bau der Schloßallee entstand so das „Schmieds-Loch".
Von dort aus bildete sich ein Weiher, der nach der Anlage der Straße den Schloßteich ausmachte.
Die südliche Itter speiste als Urdenbacher Mühlenbach den Weiher, der das „Alte Schloß zum Wasserschloß machte. In Urdenbach trieb er endlich die Mühle an, um dann mit dem „Alten Rhein
in den Strom zu münden.
Der nördliche Hauptarm war dort zu finden, wo heute die Cäcilienstraße verläuft. In einigem Abstand waren die Häuser des „Börchem, das „Gut in der Schmitten
und andere Anlieger des Baches zu finden. Hier wurde der Bach „Langenweyers Bach genannt. Er bildete nördlich des heute noch oft feuchten Schützenplatzes den ‚Toten Weiher
.
Dann ging es über den „Kappeler Hof, den „Niederheider Hof
nach Holthausen, um dort den „Langen Weiher" zu bilden.
Nachdem das Bachbett die Dörfer Itter und Himmelgeist passiert hatte, konnte sich auch der nördliche Itterarm mit dem Rheinstrom verbinden. Auf dem Hochufer des viel gewundenen Itterlaufes mit seinen Haupt- und Nebenarmen wuchsen die ersten Siedlungen empor. Die älteste Siedlungsform war der Einzelhof, die typische Siedlungsform der feuchten, grundwasserreichen Ebene. Die Höfe lagen in Abständen auf dem Hochufer und bevorzugten hier den Grenzrand zwischen den feuchten, sandigen Niederungen und den höher gelegenen trockenen Lehmböden.
Einige Namen der Güter lassen sich übersetzen und geben Zeugnis von Schilf und Rohr, von Matsch und Dreck. Sie zeigen, das die „alten Benrather" lieber auf feuchtem Grund bauten, um guten Boden zu schonen. So war gewährleistet, immer genügend Wasser und Brot im Hause zu haben.
Quellennachweis:
- Bützer, Adolf „Ein StückAltBenrath" Benrather Tageblatt, 1968
- Benrather Heimatgeschichte, 1974 Rheinisch-Bergische Druckerei, Düsseldorf
HÖFE, GÜTER UND KOTTEN
Definitionen.:
Der Hof:
Anfänglich die Anhöhe, der eingezäunte Garten, dann der Platz zwischen den Gebäuden. „Der Hof meint den bäuerlichen Gesamtbesitz oder nur die Gebäude. In Dörfern ohne Rittergut hieß der Besitzer des größten Gutes „Hofbauer
.
Das Gut:
Landgut; jeder der landwirtschaftlichen Nutzung dienende Grundbesitz, der die zu seiner Bewirtschaftung erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude trägt.
Der Kotten:
Kleine Bauernstelle. Von den Gutsherren wurden oft planmäßig Stellen eingerichtet, um Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben, die man nicht als Gesinde ins Haus nehmen mußte. Der Grundbesitz war so klein, daß ein Nebenerwerb erforderlich war.
Die Anfänge der Benrather Höfe, die bis in unser Jahrhundert „das Dorf" ausmachten, liegen sicher gute tausend Jahre zurück.
Wie die Zusammenhänge in Benrath aussahen, wird erst durch einige Urkunden des 14. Jahrhunderts belegt. Das Werden des Ortes, die Besiedelung, muß unter anderen Gesichtspunkten gesehen werden wie heute. Zur Zeit Karls des Großen war sich die Gesellschaft mehr oder weniger einig, daß der gesamte Grund und Boden dem Herrscher, dem Herrn, gehört.
Er war Grundherr. Er hatte das Recht, Land zu verleihen. Das tat er, um Gefolgsleute zu entlohnen, alte Stammesfürsten zu beruhigen oder Landesgrenzen zu sichern und Neuland zu besiedeln. Sie konnten als Grafen und somit „Kronvasallen" wiederum Land verleihen an Gefolgsleute, die somit als Ritter oder Verwalter (Ministeriale) Herren des Grund und Boden, Grundherren wurden. Die Grundherrschaft des Grafen und wiederum des jeweiligen Herrschers blieb dadurch unangetastet.
Dasselbe galt für Klöster und Stifte, die zur „Erlangung des Seelenheils" reich beschenkt wurden.
Die Menschen nun, die diesen Grund und Boden bewirtschafteten, gehörten anfänglich sozusagen zum Inventar. Sie waren leibeigen,