Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Feuerwehr...: aus allen Rohren
Feuerwehr...: aus allen Rohren
Feuerwehr...: aus allen Rohren
eBook260 Seiten3 Stunden

Feuerwehr...: aus allen Rohren

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

- Feuerwehr -
„…..aus allen Rohren“

Heitere Geschichten - nicht nur für Feuerwehrleute


Mit dem Wort: „Ende“ und den drei dahinter gesetzten Fragezeichen habe ich am Schluss des Buches „Feuerwehrleute – jedermann eine Glanznummer“ mehr oder weniger offengelassen, ob es einen zweiten Teil der heiteren Geschichten aus dem Feuerwehrleben geben wird.
Nachdem ich jedoch von zahlreichen Lesern gebeten wurde, ein weiteres artgleiches Buch zu veröffentlichen, war die Entscheidung schnell gefallen.
Ich durchleuchtete erneut meine eigenen Erinnerungen, recherchierte bei Arbeitskollegen und wurde - wen wundert es - fündig.
Wie in meinem ersten Buch berichte ich auch diesmal ausschließlich über so manch vergnügliche Begebenheit aus dem unwiderlegbar sehr schweren - aber gleichwohl wunderbaren Feuerwehrberuf.
Das Buch „Feuerwehr - … aus allen Rohren“ schließt lückenlos, an das humorige Buch „Feuerwehrleute – jedermann eine Glanznummer“ an.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum4. Juli 2012
ISBN9783844838084
Feuerwehr...: aus allen Rohren

Ähnlich wie Feuerwehr...

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Feuerwehr...

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Feuerwehr... - Books on Demand

    Autor

    Die unumgängliche Vorgeschichte!

    Als es im Wachlautsprecher leise knackte, hob ich wie immer in all den Jahren, hellhörig den Kopf, und lauerte auf die Durchsage des Leitstellensprechers. Doch es war kein Alarm oder eine der üblichen allgemeinen Durchsagen, was da aus dem Lautsprecher dröhnte. Nein – diesmal betraf es in der Sache mich ganz alleine. „Achtung - Durchsage an alle Mitarbeiter: Um vierzehn Uhr findet im Besprechungszimmer der Feuerwache 1 die Verabschiedung des Kollegen Otto Steinmann statt."

    Jetzt war es also soweit. Nach fast vierzig Dienstjahren wurde ich pensioniert, oder wie es auch etwas geschraubt genannt wurde, in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Wie so oft in den letzten Wochen und Monaten durchlief ich wieder einmal ein heftiges Wechselbad der Gefühle.

    Auf der einen Seite freute ich mich auf die nun ungeteilte Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen konnte - auf der anderen Seite war ich sehr niedergedrückt, dass ich nun aus der vertrauten und geliebten Umgebung „meiner Feuerwehr" ausscheiden sollte. Dazu kam, dass ich aus gesundheitlichen Gründen annähernd zwei Jahre vor der regulären Zeit pensioniert werden musste. Wechselschichtdienst und die unausbleiblichen physischen und physischen Belastungen des Feuerwehrberufes hatten, wie bei so vielen meiner Kollegen, ihren Tribut gefordert. Immer massiver auftretende Herzkreislaufbeschwerden hatten schließlich den Ausschlag gegeben, dass ich von Kardiologen und Amtsärzten als nicht mehr feuerwehrdiensttauglich eingestuft wurde.

    In Gedanken ging ich zurück in das Jahr 1963.

    Meine berufliche Karriere – sofern man überhaupt von Karriere sprechen kann – war eigentlich recht zufriedenstellend verlaufen.

    Als ich im November 63 bei der Feuerwehr anfing, war es ein durchaus erreichbarer Wunsch, vor der Pensionierung zum Oberfeuerwehrmann befördert zu werden. Die Beförderung zum Brandmeister, Oberbrandmeister oder gar zum Hauptbrandmeister war ein Traum, der damals zwar spekulativ realisierbar war, aber wegen kontinuierlich fehlender Planstellen meistens jedoch eine unerfüllte Illusion blieb.

    Der Aufstieg in den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst war zu dieser Zeit genauso spärlich wie ein Volltreffer im Lotto.

    Doch die Zeiten änderten sich. Durch massive qualitative und quantitative Veränderungen im Feuerwehrberuf stiegen im gleichen Maß die Chancen, die Erfolgsleiter nach oben zu steigen. Neben vielen anderen Kollegen fasste ich diese Möglichkeiten am Schopf und war unterdessen als Beamter des gehobenen Dienstes im „Vorbeugenden Brandschutz tätig und durfte mich nun salbungsvoll Brandamtmann schimpfen. Für einen ehemaligen Autoschlosser fand ich das gar nicht einmal so schlecht.

    Natürlich war der Weg dorthin nicht immer ein Zuckerschlecken – für keinen von uns.

    Ständiges Lernen und unzählbare Prüfungen gehörten genauso dazu, wie die steigende nicht unerhebliche Verantwortung die zwangsläufig mit jeder Beförderung einherging. In den fast vierzig Dienstjahren hatte ich eine nahezu grenzenlose Anzahl von Einsätzen hautnahe miterlebt.

    Da war von den täglichen Routineeinsätzen bis hin zu spektakulären und oft tragisch endenden Einsätzen ausnahmslos alles dabei. Viele davon hatte ich vergessen – die schrecklichsten aber hatten sich – obwohl ich immer wieder versuchte diese Einsätze zu verdrängen - nachhaltig in meinem Kopf festgefressen.

    Ziemlich nervös lenkte ich nun meine umherschwirrenden Gedanken zu dem, was in etwa einer Stunde unumkehrbar vor mir lag – meine Pensionierung.

    *

    Ungeachtet dessen, dass ich darum gebeten hatte, meine Verabschiedung im kleinen Rahmen durchzuführen, war das Besprechungszimmer verhältnismäßig voll.

    Viele meiner langjährigen Kameraden hatten es sich nicht nehmen lassen an der „Feierstunde" teilzunehmen.

    Zu meiner Freude waren auch einige ehemaligen Mitstreiter von Ordnungsamt, Bauaufsichtsamt, Polizei sowie der Gewerkschaft ÖTV zu meiner Verabschiedung erschienen.

    Besonders schön fand ich, dass die Personalratsmitglieder, die dem Beamtenbund (KOMBA) angehörten, vollzählig zu meiner Verabschiedung erschienen waren.

    Ich war freilich ein eingefleischtes und überzeugtes Mitglied der konkurrierenden Gewerkschaft ÖTV. Und sicher führte ich während der Personalratswahlkämpfe gemeinsam mit meinen ÖTV - Fraktionskollegen, gewerkschaftspolitische Auseinandersetzungen mit den Mitbewerbern. Wir wurden in diesen Wahlkampfzeiten zwar oft zu quirligen Gegnern -niemals aber zu Feinden.

    (Noch heute denke ich oft an die jahrzehntelange, gemeinsame Personalratszeit mit diesen Gefährten zurück. Stellvertretend für viele dieser - zwar streitbaren aber stets aufrechten Beamtenbündlern - erinnere ich mich hierbei gerne an Männer wie: Manfred Hörner, Bernd Walter, Manfred Göbel, Lothar Widder, Roland Kopp, Winfried Kilb, Hans Brauckmann, Eduard Schmidt, Michael Spannaus, Lothar Brühl, Roland Pfaff, Heinrich Wagner und Josef Stenzhorn.)

    Auf dem großen Tisch waren Blumen, diverse Weingebinde sowie eine Anzahl persönlicher Präsente aufgebaut.

    Gut sichtbar lag ein Abschiedsgeschenk auf dem Tisch, das bei mir – ob ich wollte oder nicht – dann doch die Tränenproduktion in Gang setzte.

    Dort lag nämlich mein verschrammter Feuerschutzhelm, der mich in all die Jahre sprichwörtlich gut behütet hatte.

    Ich riss wie immer in so sentimentalen Momenten, ein paar lockere Witzchen, um damit meine innere Gefühlsseligkeit zu überspielen. So ganz überzeugend gelang mir dies sicherlich nicht.

    Da ich vor einiger Zeit mit meiner Frau in unser kleines Häuschen im Taunus gezogen war und dort unumgänglich noch einige Umbauarbeiten anstanden, hatten mir meine Kollegen aus der Abteilung „Vorbeugender Brandschutz in sehr bezeichnender Weise eine hochwertige Handkreissäge geschenkt. In einem separaten Päckchen hatten die Witzbolde noch einen „Erste Hilfe Kasten hinzugefügt.

    In mir regte sich der starke Verdacht, dass diese Komiker nicht allzu viel von meinen handwerksmäßigen Fähigkeiten im Umgang mit gefährlichen Maschinen hielten. Und das nur, weil ich mir kürzlich mit einem Elektrohobel die Haut vom Daumen geschrubbt hatte.

    Als die Tür zum Besprechungszimmer aufging, und der Amtsleiter den Raum betrat, verstummte das Volksgemurmel und die Anwesenden erwarteten die erste von mehreren Ansprachen.

    Nachdem der Amtsleiter gefolgt vom Personalratsvorsitzenden und dem ÖTV-Gewerkschaftssekretär ihre Lobgesänge auf meine Person hinter sich gebracht hatten, und ich aus den Händen des Amtsleiters meine Entlassungsurkunde entgegengenommen hatte, erwarteten alle, (vielleicht auch nicht) dass ich nun auch noch etwas sagen würde.

    Mein Freund und ÖTV Fraktionskollege Manfred hatte mich vorsorglich noch ermahnt: „Otto, denk bei deiner Abschiedsrede immer an Amitz Dulniker.

    Anmerkung:

    (Besagter „Amitz Dulniker ist in Ephrahim Kishons Satire „Der Fuchs im Hühnerstall ein israelischer Politiker, der sich durch weitschweifige, stundenlange Reden bei seinen Zuhörern nicht unbedingt beliebt macht. Einer seiner Lieblingssätze lautete: „Bevor ich zum Schluss komme – noch ein paar grundsätzliche Bemerkungen ..."

    Drei Stunden später ereilt Amitz Dulniker - noch immer bei dem Vortrag seiner grundsätzlichen Bemerkungen - am Rednerpult sein erster Herzanfall.

    Seine Parteifreunde schicken ihn daraufhin einstimmig zu einer längeren Erholung in die Diaspora nach „Kimmelquell." In diesem bisher völlig einträchtigen und unpolitischen Dörfchen führte Amitz Dulniker sofort die Segnungen der Politik ein und löste damit das absolute Chaos aus.) (Ein herrliches Buch.)

    Obwohl ich mir alles pedantisch aufgeschrieben und das Ganze fast auswendig gelernt hatte, war zumindest der Anfang meiner Abschiedsrede dann doch sehr holprig.

    Mit belegter Stimme bedankte ich mich für die überaus freundlichen Worte meiner drei Vorredner.

    „.... bei soviel Belobigung meiner Person müsste ich eigentlich mindestens „Leitender Branddirektor sein stellte ich schmunzelnd fest. Dann schwelgte ich ausgiebig und teilweise ziemlich bewegt, in schönen Erinnerungen und stellte am Schluss hypothetisch fest: „Sollte es die Reinkarnation (Wiedergeburt) wirklich geben, wünsche ich mir, in einem späteren Leben, erneut als Feuerwehrmann auf diese Welt zu kommen.

    Doch bis dahin melde ich mich erst einmal mit den Worten ab: „Einsatz beendet – ich rücke ein."

    Die Anwesenden klatschten kräftig und gratulierten mir nun einzeln zu meiner nun definitiv vollzogenen Pensionierung.

    (In einem politischen Protokoll (das es hier natürlich nicht gab) würde es heißen: „Es erfolgte, bei Enthaltung des Orators, lang anhaltender Beifall von allen Fraktionen.")

    Als ich zufällig in Richtung Manfred blickte, war ich mir fast sicher, an seinen Lippen das Wort „Dulniker" ablesen zu können.

    Eine Stunde später hatte sich – nach einem kleinen Umtrunk - die formelle Versammlung aufgelöst und ich saß zum letzten Mal an meinem Schreibtisch und packte meine persönlichen Gegenstände und einige liebgewonnenen Erinnerungsstücke in einen Pappkarton.

    Ich blickte in den Kasten - viel befand sich nicht in der Schachtel. „War das wirklich alles, was von vierzig Jahren Feuerwehrdienst übrig geblieben ist?" fragte ich mich betrübt.

    Doch dann stellte ich getrost fest: Die Pappschachtel war zwar relativ leer – aber mein Kopf - der war relativ voll - voll mit Erinnerungen an ein oft schweres aber gleichwohl wunderbares Arbeitsleben.

    An diesem Tag nahm ich mir vor, die amüsantesten Erlebnisse aus dieser Zeit niederzuschreiben.

    Mit meinem ersten Buch „Feuerwehrleute ... jeder Mann eine Glanznummer" habe ich diese damalige Absicht bereits in die Tat umgesetzt.

    In der Fortsetzung „Feuerwehr ... aus allen Rohren" versuche ich erneut, mit Humor zu berichten, was sich im Leben von Feuerwehrleuten, neben ihren originären, schweren und oft gefährlichen Aufgaben, noch so alles abspielen kann. Die Ereignisse haben sich dinglich so zugetragen – zumindest so ähnlich. Natürlich sind auch in diesem Buch eine kräftige Portion schriftstellerische Freiheiten mit eingeflossen. Zudem wurden einige Namen, Zeiträume und Ortsangaben aus Gründen des Persönlichkeitschutzes und eines fortlaufenden Erzählflusses von mir verändert.

    Wie beim schreiben meines ersten Buches habe ich auch diesmal mithilfe diverser Korrekturprogramme und durch unzählig wiederholte persönliche Überprüfungen nach Druck - und Flüchtigkeitsfehlern geforscht.

    Sollte sich im vorliegenden Buch trotzdem erneut der eine oder andere Fehler eingeschlichen haben, so bitte ich die Leser um Nachsicht. „Sorry „Nobody is perfekt!"

    Wer das Buch „Feuerwehrleute - jeder Mann eine Glanznummer" gelesen hat, kann sich vielleicht an die Geschichten vom „Lügenbänkchen" erinnern.

    Für die, die das Buch nicht gelesen haben, will ich den historischen Hintergrund dieser altersschwachen Sitzgelegenheit schnell erläutern.

    Bereits auf der alten Feuerwache stand diese alte, wackelige Holzbank in der Fahrzeughalle und diente den eingefleischten Sprücheklopfern als beliebter abendlicher Treffpunkt. Hier wurden althergebrachte Geschichten verbreitet und neu hinzugekommene Storys ausführlich zum Besten gegeben. Aber auch viele der „meist" perfekt geplanten Possen nahmen hier, zumindest ihren theoretischen Anfang.

    Das gleiche Bänkchen steht noch heute in der Fahrzeughalle der Feuerwache 1 und dient noch immer seinem traditionellen Zweck – nämlich als eigentlich recht unbequeme Sitzgelegenheit für bequeme Sprücheklopfer.

    Wie sollte es daher anders sein, dass neben vielen anderen Schauplätzen, auch in diesem Buch, die alte Feuerwache und die kleine erbärmliche Bank, wiederum eine bemerkenswerte Rolle spielen.

    Und nun: Viel Spaß beim schmökern!

    Kleinholz und Schwimmhexe!

    Altgasse 6 - Feuerwache 1

    Der Geruch nach kaltem Rauch, der noch immer an der Einsatzkleidung, den Fahrzeugen und den Geräten haftete, erinnerte deutlich an die acht Einsätze, die uns tagsüber in Atem gehalten hatten.

    Seit zwei Stunden war nun erfreulicherweise Ruhe eingekehrt und wir konnten - zumindest ohne Alarm - unser Abendessen einnehmen.

    Alle Einsatzkräfte waren zerschlagen und müde und hofften auf eine ruhige und splitterfreie Nacht. Natürlich war uns bewusst, das ein Unglück – welches auch immer - keine Rücksicht auf schachmatte Feuerwehrleute nimmt. Wenn die Alarmglocken rasselten, mussten wir eben wieder raus. So war sie eben - unsere selbstgewählte, beruflicher Bestimmung.

    Einige Kollegen hatten sich nach dem Abendessen in den Fernsehraum zurückgezogen, andere saßen noch immer im Mannschaftsraum und klönten über Gott und die Welt und wieder andere büffelten in irgendeiner stillen Ecke für anstehende Prüfungen.

    Die Einsatzleiter und der Zugführer saßen im Wachbüro und stanzten im Zweifingersuchsystem (auch „System Kolumbus – jede Taste eine Entdeckung" genannt) die Einsatzberichte des Tages in die Schreibmaschine.

    Doch die hartgesottenen Mitstreiter hockten da, wo das wahre Leben abging – und zwar in der Fahrzeughalle auf dem „Lügenbänkchen." Und wie sollte es anders sein – ich saß mittendrin.

    Beide Hände in den Hosentaschen vergraben und einem breiten Grinsen im Gesicht, schlenderte Walter Tischler auf uns zu.

    Walter Tischler war, nachdem er seine Maurerlehre abgeschlossen hatte, zur Feuerwehr gekommen und wurde von Anfang an jedermanns Freund. Walter war etwas, was man bei der Feuerwehr achtungsvoll, eine ehrliche Haut nannte. Zudem war er eine wirklich imposante Erscheinung.

    Walter war groß und kräftig gebaut, hatte blonde lockige Haare, tausend Lachfältchen in den Augenwinkeln und war sicher einer der gutherzigsten Kollegen in unseren Reihen.

    Von ihm ging nie etwas Unehrliches aus. Seine stete Hilfsbereitschaft sowie sein kerzengerader Charakter waren sprichwörtlich. Kurz gesagt, er war ein Kumpel, wie man ihn sich eigentlich nur erträumen konnte.

    Einige Vorgesetzte behaupteten, Walter hätte trotz allem Positiven, zwei große Schwächen. Er könne a) nicht schwimmen und er würde b) immer wieder einen Großteil seiner geballten Energie dafür verwenden, seinen Kollegen, den einen oder anderen Schabernack zu spielen.

    Sogar ohne nähere Betrachtung mussten wir eingestehen, dass die zwei Einschränkungen tatsächlich zutrafen.

    Nur waren wir uns gegenüber diesen Argwöhnern sicher, dass diese zwei Vorhaltungen in keinem Fall als Schwäche ausgelegt werden konnten. Schließlich hatte Walter bis zu seiner ersten Laufbahnprüfung noch reichlich Zeit das Schwimmen zu erlernen, und die Streich die er ausheckte, waren immer so harmlos, ehrenhaft und erfolgreich ausgelegt, dass selbst die Betroffenen anschließend kräftig darüber lachen konnten.

    Da gab es sicher ganz andere diskutierbare Pillen, die bei der Feuerwehr so ab und zu abgezogen wurden.

    Da auf dem Lügenbänkchen kein Sitzplatz mehr frei war, lehnte sich Walter mit dem Rücken an die Wand und fragte immer noch grinsend: „Na ihr staubigen Brüder, was brütet ihr den heute wieder aus? Mit einem Blick auf Walters immer noch in seinen Hosentaschen versenkten Händen, grunzte Karl-Werner Fraunstein: „Walter, wenn du deine Ellenbogen suchst, die stecken in deinen Taschen. Geistesgegenwärtig entgegnete Walter triumphierend: Das weis ich mein lieber Karl-Werner - ich habe sie ja schließlich selbst reingesteckt.

    Zwischenzeitlich waren drei weitere Kollegen aufgetaucht, und da sich keiner von dem Bänkchen weggerührt hatte, blieben nur drei Möglichkeiten: 1. stehen bleiben, 2. auf den kalten Boden setzen, oder aber 3. das Feld räumen. Stehen bleiben war auf die Dauer zu anstrengend, und auf dem Boden sitzen war zu kalt und zu unbequem. Die letzte Möglichkeit wollte von den vier „Neuzugängen" erst recht keiner ergreifen – man könnte ja schließlich etwas maßgebliches versäumen.

    Walter legte kurz entschlossen sechs zusammengerollte BSchläuche, jeweils im zweier Pack, auf den Hallenboden und schon war eine einigermaßen annehmbare Sitzfläche für die vier, bis dahin, stehenden Männer entstanden.

    Horst Sauerteig meint wenn Paul Ohr aus der Schreinerei nicht so geizig über seinen Holzvorrat wachen würde, könnte man doch ruckzuck eine zweite Bank zusammenklopfen. Schließlich wäre ja allgemein bekannt, dass sich immer mehr interessierte Mitarbeiter zu dieser fidelen Laberrunde hingezogen fühlten.

    „Am fehlenden Holz sollte das nicht scheitern wieherte Karl-Werner Fraunstein. „Wie ich gehört habe, hat der Walter riesige Holzvorräte in seinem Hof gelagert - der springt da bestimmt gerne in die Breche – ist doch so Walter – oder?

    Walter winkte nur kraftlos ab. Erinnere mich nur nicht an diese Geschichte. Zudem ist das schon ewig her. Habt ihr außer diesem alten Kalauer nichts ersprießlicheres auf der Pfanne?"

    Nun hatten einige der Anwesenden sprichwörtlich Feuer gefangen – ich natürlich auch.

    Alleine das Walter so fieberhaft auf ein anderes Thema umschwenken wollte, und zudem bei diesem hilf - und fruchtlosen Versuch auch noch eine rote Birne bekommen hatte, ließen in den Köpfen der „Uneingeweihten" schlagartig alle Alarmglocken schrillen.

    „Komm lass dich nicht so feiern und sei nicht so hartleibig. Auf geht`s Walter - stille endlich unseren Wissensdurst" wurde der arme Kerl nun von allen Seiten geradezu mit beschwörendem Nachdruck angebohrt.

    Bevor uns Walter klar und deutlich unter die Weste hustete, dass er nicht im Schlaf daran denke, unsere Lachmuskeln auf seine Kosten, in Schwingungen zu versetzen, stillte er lieber seinen eigenen Durst, und nahm einen kräftigen Schluck „Feuerwehrchampagner zu sich – oder auf gut deutsch gesagt: „Er trank ausgiebig eine rundweg geschmacksneutrale - dafür aber sehr natriumhaltige Flasche Sprudelwasser aus.

    Nachdem er sich dann noch seine obligatorische Zigarette -Marke „Silberdollar" - angezündet und daraus einen knietiefen Zug gemacht hatte, hüllte er sich grinsend in vornehmes Schweigen.

    Trotz unserer massiven Bettelei, lies sich Walter nicht erweichen, die Geschichte mit dem Holzvorrat zum besten zu geben.

    Klaus Stahlmann beugte sich nach vorne und fragte ihn fast schon spitzfindig: „Walter hast du etwas dagegen, wenn ich die Story herauslasse?

    Walter zuckte jetzt widerstandslos mit den Schultern und antwortete mit traurigem Gesichtsausdruck: „Dann erzähl schon. Sonst geben die Brüder doch keine Ruhe."

    „Na endlich" dachte ich erfreut, als Klaus Stahlmann schließlich mit der nachstehenden Geschichte herausrückte: Willi Baseler zu seiner Zeit eines der findigsten Schlitzohren auf der Feuerwache 1 hatte wieder einmal zugeschlagen.

    Mit einem dünnen Bohrer hatte er den Boden von Walters Kaffeehumpen vorsichtig angebohrt und danach das entstandene Bohrloch wieder fein säuberlich mit hellem Kerzenwachs verschlossen. Man musste schon sehr genau hinsehen, um das schändliche Attentat auf die Kaffeetasse zu erkennen.

    Es kam, wie es kommen musste: Walter füllte während der Frühstückspause seine Tasse mit löslichem Kaffeepulver, Zucker und Milch und brühte das ganze mit kochendem Wasser auf. Infolge der heißen Brühe hatte sich der kleine Stopfen aus Kerzenwachs bereits auf dem Weg von der Küche zum Mannschaftsraum in seine Bestandteile zerlegt.

    Erst tröpfelte es nur verhalten, dann aber lief der milchige Kaffee ungehindert aus der Tasse.

    Walter hatte das Malheur noch gar nicht bemerkt. Erst als Willi Baseler auf die dubiose Kaffeespur auf dem Fußboden sowie auf die Flecken auf Walters Hose deutete und ihn pfäffisch süß fragte: „Walter, seit wann kränkelst du denn an Inkontinenz" setzte dieser

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1