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Kleine Thüringer Geschichten
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eBook362 Seiten4 Stunden

Kleine Thüringer Geschichten

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Über dieses E-Book

Dieses Buch beinhaltet kleine Geschichten aus dem Leben, die in einer thüringer Mundart erzählt werden, aber dennoch von jedem verstanden werden können. Es sind Lebensepisoden, teilweise zum Nachdenken, aber immer unterhaltend und einfach belustigend.
Viel Lesespaß in einem Band!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum31. Dez. 2013
ISBN9783732266326
Kleine Thüringer Geschichten
Autor

Eberhard Weiland

Der Autor ist Naturwissenschaftler und hat so die Fähigkeit, die Ereignisse der Geschichte rational und systematisch zu bewerten. Da er vor und nach der Wende in Russland, China und den USA tätig war kennt der auch die Denkweise der Menschen in diesen Staaten und kann dieses Wissen bei der Bewertung der Geschehnisse in Deutschland nutzen. Er hat ein Gespür, was die Menschen zu diesem oder jenen Handeln veranlaßte und versucht so, die Zusammenhänge plausibel nachvollziehbar zu machen. Dabei wird auch durch kleine Ergänzungsnachrichten etwas Humor in den Dateninhalt gebracht.

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    Buchvorschau

    Kleine Thüringer Geschichten - Eberhard Weiland

    Dieses Buch ist meiner lieben Frau Karin gewidmet.

    Inhaltsverzeichnis

    Inhalt (Teil1):

    Der Fahrstuhlführer des Jahres (1985)

    Auf dem Jahrmarkt (2006)

    Auf dem Trödelmarkt (2007)

    Aus dem früheren Leben (2005)

    Beim Mittagbrot (1989)

    Das Abendmahl (1986)

    Das Babberchen (2006)

    Das Begegnen (2003)

    Das Fahrradfahren (2007)

    Das Kaffeetrinken (1988)

    Das Krippenspiel (2004)

    Das neue Handy (2006)

    Das neue Sofa (2005)

    Das Poesie-Album (2005)

    Das Schlachtfest (2006)

    Das Spezialistentreffen (2005)

    Das Weihnachtsgeschenk (2002)

    Der 1. Mai (2006)

    Der Alleinunterhalter (2006)

    Der Aschkuchen (2004)

    Der Automat (2005)

    Der Badetag (1989)

    Der Bücherwurm (1987)

    Der Bürgermeister (2005)

    Der Einkauf (2004)

    Der Einkaufswagen (2005)

    Der Fliegenfänger (2006)

    Der Kaffee (2004)

    Der Klubschlitten (1988)

    Der Körper nimmt es an (2004)

    Der Kühlschrank (2004)

    Der Messebesuch (2002)

    Der Morgenbus (2007).

    Der neue Feldstecher (1987)

    Der Regenwurm (1988)

    Der Rettungseinsatz (2000)

    Der Schaffner (1988)

    Der Silvesterknall (2004)

    Der Stadtspaziergang (2006)

    Der Theater-Theo (1988)

    Der Wannen-Peter (1988)

    Der Weihnachtsmarkt (2005)

    Die Ausfahrt (1987)

    Die Bratwurstbude (2002)

    Die Brustknaller (2006)

    Die Busfahrt (1986)

    Die deutsche Sprache (1989)

    Die Deutschstunde (2005)

    Die Ehrenjungfern (1989)

    Die Handies (2005)

    Die Hundewache (1989)

    Die Kaufhallenbekanntschaft (2006)

    Die Kinder-Ausfahrt (2004)

    Die Kindheitserinnerungen (2003)

    Die Napoleon-Schlacht (2006)

    Die neue Herzklappe (2006)

    Die neue Kulimine (1989)

    Die neue Technik (1988)

    Die Parkfreuden (2005)

    Die Stollenzutaten (2003)

    Die Turbo-Laufenten (2004)

    Die Vergeßlichkeit (2005)

    Die Verstopfung (2005)

    Die Weihnachtsbäckerei (2003)

    Es geht schon (2004)

    Im Biergarten (2005)

    Im Winter (2007)

    In der Elektrischen (2004)

    In der Stadt (2003)

    Mein Thüringen (2006)

    Unser Kneiper (2004)

    Vor der Busfahrt (1989)

    Inhalt (Teil2):

    Am Stammtisch (2010)

    An der Ostsee (2009)

    An der Tankstelle (2009)

    Auf dem Bürgeler Töpfermarkt (2008)

    Auf dem Tanzboden (2009)

    Auf dem Taubenmarkt (2008)

    Auf dem Volksfest (2011)

    Auf dem Weihnachtsmarkt (2009)

    Ausfahrt in den Spreewald (2013)

    Bei der Stadtratsversammlung (2009)

    Bei der Weinverkostung (2009)

    Beim Bäcker (2008)

    Beim Doktor (2001)

    Besuch beim alten Brehm (2009)

    Besuch der BUGA (2008)

    Besuch im Möbelhaus (2009)

    Das Feuerwerk (2013)

    Das Kino (2009)

    Das Mittelalterfest (2009)

    Das Planetarium (2009)

    Das Weltkulturerbe (2009)

    Der geklaute Fernseher (2009)

    Der Kaffee (2008)

    Der Pfingstausflug (2013)

    Der Reparaturservice (2009)

    Der Schrebergarten (2013)

    Der Sommer (2010)

    Der Straßenbau (2009)

    Der Tag der Arbeit (1. Mai) (2009)

    Der Thüringer und die Gastronomie (2009)

    Der ungünstigste Fall (2008)

    Die Ahnentafel (2009)

    Die Astronomie (2009)

    Die Briefmarkenbörse (2009)

    Die Deutsche Sprache (2013)

    Die Entwicklung der Technik (2009)

    Die Erntehelfer (2009)

    Die Frühstücksrunde (2009)

    Die Globalisierung (2009)

    Die Graffiti-Sprayer (2009)

    Die Grauen (2008)

    Die Lange Nacht der Wissenschaft (2008)

    Die Mode (2009)

    Die Modellbahn (2009)

    Die Schulsportfeste (2009)

    Die Wende (2009)

    Die Wohnkultur (2010)

    Erlebnis Straßenbahn (2013)

    Erlebnisse mit Kindern (2009)

    Es hat geschneit (2008)

    Fotografieren - ein schönes Hobby (2008)

    Heute ist alles Bio (2008)

    Heute ist Grobmüll (2008)

    In der Straßenbahn (2010)

    Jena leuchtet (2009)

    Kegeln und Bowling (2008)

    Kinder lernen von den Eltern (2008)

    Mit der Dampflok unterwegs (2009)

    Persönlichkeiten aus der Heimat (2009)

    Studenten in der Stadt (2010).

    Ufos (2009)

    Vorfreude auf Ostern (2009)

    Vorweihnachtszeit (2009)

    Wenn es Herbst wird (2008)

    Abbildungsverzeichnis:

    Schillerhaus Jena

    Collegium Jenense

    Johannistor Jena

    Jenergasse

    Kollegiengasse mit Zeiss-Bau 59

    Heinrichsberg Jena

    Schillerkirche Wenigenjena

    Silberdisteln

    Vorwort

    Gern liest man Geschichten, die in die Jugendzeit zurückführen oder an Dinge des Alltags erinnern. Dazu fallen einem dann auch Ereignisse aus dem eigenen Leben ein, die man manchmal schon fast vergessen hatte.

    Die vorliegenden kleinen Geschichten aus Thüringen haben zwei Besonderheiten: zum einen beruhen sie alle auf realen Beobachtungen und mitgehörten Erlebnisberichten, zum anderen sind sie nicht in Hochdeutsch geschrieben, sondern in einem regionalen thüringer Dialekt, der auch keinen Anspruch auf irgendwelche wissenschaftliche Spracherkenntnisse beinhaltet, aber durch spezielle Begriffe und Redewendungen sehr lebensnah und unterhaltend ist.

    Ich wünsche allen Lesern viel Spaß und unterhaltsame Stunden beim Lesen dieses Buches.

    Kleine Thüringer Geschichten (Teil 1)

    Der Fahrstuhlführer des Jahres

    Wenn bei uns im Betriebe eener offn Fahrstuhlführer ze sprechen kommt, dann is alleweil immer nur eener gemeent, den jeder kennt, un das is dr Fahrstuhlführer Anton.

    Un das obwohl ´r weeßknöppchen nich dr Eenzsche is, der bei uns zwischen Himmel un Erde hin un her kutschiert. Doch dr Anton is ähmd ä Unikum für sich. – Mei Anton war beliebt bei Jung un Alt, üwerall wo ´r so von Woche zu Woche in seiner Pendelkist rauf un runter sauste. Un das hatte ooch sein´n guten Grund, denn dr Anton war ähmd so ne richtsche freundliche Natur, er war so änne Seele von nem guten Menschen.`S kam ooch vor, wenn ´r sein guten Tag hatte, daß´r än fröhliches Liedchen für sich un seine Kundschaft vor sich hin trällerte. Er war än stets lust´scher Kerl, höflich un gern geseh´n. Awer dr Höhepunkt war immer freitags, da packt´r gleich nach´m Mittagbrote sein´n Schnauzenhobel aus un spielte so ä wenig off dr Harmonika, uns allen zer Freude. Da wußte mer gleich: `s geht off´s Wochenende zu, un da kam Freude off, Freude off de freien Tage. Un wenn dann dadrzu ooch noch so´n guter Kaffeeduft durch de Zimmer un de Gänge zog, da dachte so mancher: dr Anton bringt doch noch än Stückchen Ruhe, än Rest Romantik un Gemietlichkeet in de heut´ge Zeit. Un ´s gab ooch so manchen, der viel mehr Geld wie er verdiente, un der ´n Anton ob seiner innern Zufriedenheit beneidete.

    Doch dann kam alles ganz annersch. Un das war so: In Berlin hatte Eener ne neue Fahrstuhlordnung erlassen. Un die klatschte nun voll in den Anton sein Fahrstuhl nein, denn die begrenzte de Zahl dr Mitfahrer in den türseits offenen Fahrstühlen. Früher hatte dr Anton immer zu sein´n Leuten gesagt: Max, tritt ä weng off de Seite, daß de dir nich de Ausgehjacke weiß machst!, „Kommt, Leute, ruckt än Stück z´samm für Günter mit sein´m Gepacksche! oder „Moni, stell dich nich so weit an den Rand, daß dir dr Türknopp nich dein´n schön Rock bis üwer de Ohr´nhochreißt! – Jetzt mußt dr aber sagen: „So und soviel Quadratmeter müssen frei bleiben, sechs Mann rein un keiner mehr, Feierabend! Berta, du bleibst draußen! - Un desdrwegen haben de Leute den Anton von heut auf morgen dumm angeguckt, un ham gesagt: „Nu gucke dir doch nur mal den alten Kriebel an, jetzt wird der ooch noch putzig off seine alten Tage! Se wußten ja alle nischt von dr Fahrstuhlverordnung. Un mei Anton war ähmd ä gewissenhafter Kerl, der ooch ne Fahrstuhlverordnung für ernst nimmt, selbst wenn se so ferne von Berlin kommt. Awer die hatt´n ähmd leider nur Verdruß gebracht. Drum hab´n mer uns ze Weihnachten zesamm´ngetan, ä jeder hat ä paar Groschen eingeworfen un dadrvon hab´n mer ihm än kleenes Fläschen gekooft, so än Offwärmer für de Seele un´s Gemüt. Un mer hab´n da ooch noch ännen Zettel nangebammelt: „Für unseren Anton – den Fahrstuhlführer des Jahres!" Un kurz vor Feierahmd, da hör´n mer, was uns schon lange gefehlt hatte: Dr Anton spielte noch ä mal seine Mundharmonika! Un irgendwie war´n mer uns gegenseitig dankbar.

    Off´n Jahrmarkte

    Wie ich heute so am Holzmarkte in Richtung dr Elektrischen loofe, da merk´ ich doch so im Vorbeigeh´n wie da an dem Pfahle von änner Straßenlaterne än Schild hängt, wo se droff geschrieb´n ham: „Jahrmarkt, 4.8. Juli. –„Na gucke, sag ich so vor mich hin, „da is ja mal wieder Jahrmarkt! De Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wie sollte ooch bei so ännem kleenen Schilde änne ries´sche Freude offkommen! Menschenskinner, wenn ich da so an meine Kinner- und Jugendzeit denke! Da war dr Jahrmarkt noch än Ereignis! Zweemal im Jahr, im Frühjahr un im Herbste fandt´r statt. Besonders de Kinner war´n immer ganz wuschig, weil da ooch immer än größerer Rummel mit drbei war. De Karussels, ´s Riesenrad, de Wurf- un Schießbuden, das war was! Wenn de Geisterbahn ooch noch da war oder mer in dr Losbude noch ne Kleenigkeit gewonnen hatte, dann war de Freude besonders heft´sch! Un dann erscht noch de ganzen Süßigkeeten , die´s da gab! Mer mußte awer ooch ´s Geld mächtsch einteelen, was mer von dr Mutter oder von den Großeltern für´n Rummelbesuch erbettelt hatte. Se hatten ja früher alle nich viel, aber ä paar Groschen sprang´n schon raus! Un dann erscht de vielen Marktbuden mit Klamotten: Handtücher, Taschentücher, Socken, Unterwäsche, Hemden. `s gab kaum was, was mer for´n Alltag nich gebrauchen konnte. Sogar ä Scherenschleifer war da. Der Bimmelte immer mit ner kleenen Glocke und rief: „Scherenschleifen – wird gleich gemacht hier! – Un üwer allem lag dr Duft dr Rostbratwürschte. Dr Vater und dr Opa kriegten immer änne ganze. De kinner un de Frau´n mußten sich immer eene teilen, so daß jeder ne halbe abbekam. Un die hat geschmeckt! – Dann gab´s off´m Markte ooch noch Geschirr: Tassen aus Kahle oder de blauweise Keramik aus Bürgel für de Küche! Un von überallher tönte de Musik drkreuz un drquere, un in den Ohr´n da war dr ganze Mischmasch drvon grauslich scheene. Awer den Leuten hat´s mächt´sch Spaß gemacht, dr ganze Feetz hätte gut un gerne doppelt so lange dauern könn´n. Un wie is dr Jahrmarkt heute? Ich dacht mer, nimmst dir mal ä Stündchen Zeit un guckst dir den Spaß ähmd mal so im Vorbeigeh´n an. `S gab drwegen ooch ne Menge Stände, aber wen´ger die alten Holzbuden, mehr so Klapptische mit nem Zeltdach oben drüber. Es gab natürlich ooch zentnerweise Klamotten. Un die hatten fast alle große Schilder dran, damit mer ooch gleich merken sollte, um wieviel Prozent se angeblich preisgesenkt war´n. Spar´n könnte mer so angeblich noch un nöcher! `S ließ´sich aber trotzdem nich vermeiden, daß mer für hallwege was Ordentliches am Ende ä paar mehr oder weniger große Scheinchen rumreichen mußte. Ä Haufen Zeug guckte einen ooch an wie: Koof mich, sonst flieg´ ich morchen off´n Misthaufen! – Un dann noch ä Deschawü-Erlebnis! Wie früher gab´s wieder tonnenweise Socken un Handtücher! Nur war´n die Handtücher keene chinesischen mehr mit Blumen droff oder Kranichen. Jetz gab´s welche mir Pferde-, Hunde- un Katzen-Köppen droff. Dr Gipfel war än langes Badetuch, wo von oben bis unten drei weibliche Hinterteile droff gedruckt war´n: weiß, gelb un kaffeebraun! Wer trocknet sich nur mit so was sein Gesicht ab?` Un welcher Geruch soll denn dadrbei rauskommen? – De Krönung von dem Ganzen aber war de Wurschtbude gleich drneb´n. Da hatte doch de Verkäuferin still un heimlich ihr Schild neb´n das ominöse Handtuch gestellt, un da hatte se mit Kreide droffgeschrieb´n: „Sonderangebot: heute frisches Schaffleisch!"

    Off´m Trödelmarkte

    „Antik- und Trödelmarkt, dann und dann stand off´m Schilde. - Ja, es war mal wieder soweit, dr Troß dr fahrenden Händler war in de Stadt eingefall´n, un jeder versuchte sein Schnäppchen ze machen. Selbst, wenn mer nischt koofen tat, ´s war immer wieder interessant ze gucken, was es alles gab, un ooch was da so für Typen rumliefen bzw. rumstanden. Da gab´s de Nostalgiker, de Trophäenjäger, de Abstauber, de Kunstliebhaber, de Musikfans, de Leseratten un schließlich ooch de Hobbyhandwerker, die ä paar neue Werkzeuge suchten. Un dann gab´s ooch noch de Genießer, die so aus Spaß an dr Freud´ einfach rumbummelten un immer wieder was Hübsches entdeckten, was´n Spaß machte. Ooch off dr Händlerseite gab´s die unterschiedlichsten Typen. Dr Einfachheet halber kann mer erscht mal de Wucherer un die, die ihr Zeug fast verschenken, unterscheiden. Das trifft´s am Besten. Aber glücklicherweise gibt´s ooch immer wieder ä paar richtsche Spaßvögel drunter, die ä weng für de Unterhaltung dr Leute sorgen. „Komm´n Se näher, komm´n Se ran, hier wär´n se genauso be –dient wie nebenan! hörte mer se brüllen. – „Kommen Se , junge Frau, gucken Se nur mal die schöne Blumenvase, für Sie kostet se nur de Hälfte! – „Na, der Herr, wie wär´s denn mit ner schönen alten Taschenuhr? Oder brauche Se for de Gutste ä neues Ohrgehänge? – „Hallo, nun schauen Se sich nur mal die schönen Bilder an, brauchen Se nich drheeme mal wieder was Neues über´s Kanapé? – „Na, mei Gutster, es gibt doch immer wieder was zum Rumbasteln. Wie wär´s denn mit nem Satz Stemmeisen oder hier dem Satz von neuen Scharnieren für de alte Kommode? – „Was, än altes Grammophon suchste? Na da mußte mal da nüber bei´n Fritz: Ich kann dr aber paar schöne alte Platten verkoofen, wo schon de Klara Salamander mitgesung´n hat! –„Aber sicher, mein Kleener, von mir kriegste dein Hippo aus´n Überraschungseier-Sortiment, ich hab´sogar noch de ganze Familie drzu. Un weil du´s bist, da geb´sch die dir heute mal ganz umsonst! – „Bettwäsche, Tischwäsche, Unterwäsche –alles geht heut´ weg, alles muß raus! bläkte der Nächste üwern Platz weg, wo de Verkoofstische reihenweise offgebaut war´n. Aber ´s gab ooch andre Händler, die von früh bis abends nur stille rumhockten un nur off Anfrage de Preise leise vor sich her murmelten als hätte mer von den Brüdern schon ze viel verlangt. – De meisten Händler freuten sich, wenn se ihr´n Kram loswurden, ´s gab aber ooch solche drunter, die sich von ihr´n Habchen nur schweren Herzens trennen konnten, merschtenteels, wenn se de Dinge ihr ganzes Leb´n immer um sich gehabt hatten. Aber letzten Endes sagten se sich, eh´mer den Kram den Erben in den Rachen schmeißen, da verkoofen mer das Zeug lieber vorher! Denn wie sagt mer doch: „Undank is dr Welt Lohn! oder „Dr Spatz in dr Hand is besser als de Taube off´m Dach!" un wenn mer´s jetzt verkoofen, dann finden mer vielleicht noch Eeenen, der wirklich Spaß hat an den Dingen. Dann is dr Verlust doch ä bißchen leichter ze verkraften!

    Immer neue Menschen würschen üwer den Marktplatz, de meisten wissen eegentlich gar nich, was se suchen. Se lassen nur de Oochen rumschweifen bis se mal bildlich geseh´n irgendwas anhuppt, was es Interesse erregt. Un das macht den eegentlichen Reiz von dem Trödelmarkt ooch aus: Mer kann sich immer wieder überraschen lassen!

    Aus´m früher´n Leben

    `S war Kaffeegränzchen-Zeit. Dr Kaffeeduft zog drwegen mit nem hübsch-feinem Aroma quer durch de Bude, da hockte doch mal wieder de Frauenmannschaft, also dr weibliche Anteil vom Skatklub zesammen. Un eh´ de Männer von dr Arbeit eintreffen sollten, da hatten se sich doch alle noch ä paar wicht´ge Dinge mitzeteilen un dieses un jenes ze bequatschen. Un merschtenteels kam ooch de ganze Bandbreite dr Gesprächsinhalte off´n Tisch: von dr Fleckentfernung bis zum Küchentip, von dr Kindergartentante bis zur Wohnungseinrichtung wurde natürlich alles durchgekaut. Aber dr Höhepunkt war heite de Gärtner´s Liesbeth, denn die hatte in den letzten Wochen Sachen erlebt, die hälst de einfach nich für möglich – se hatte sich nämlich selber besucht, in ihr´m frühren Leben war se gewesen! Mer will´s kaum gloom, wenn mer´s erschte Mal dadrvon hört! – Se hatten ja alle in dr Schule schon mal drvon gehört, daß es in Indien Leute gähm soll, die schon ä Mal gelebt hatten, so behaupteten se´s jedenfalls von sich selber. Aber ´s war allen auch so ä bissel unheimlich, weil se sogar schon irgendwann mal als Viecher gelebt hab´n wollen: als Affe, als Elefant oder sogar schon mal als Karnickel. Un nun sollte de Gärtner´s Liesbeth ooch schon früher mal off dr Erde rumgehuppt sein, un das schon vor paar hundert Jahren. Also, das war ja ä Ding! Das konnten die andern kaum verkraften: in Mitteleuropa änne Wiedergebor´ne! Mei lieber Oskar, das war drwegen starker Tobak, wie mer so sagte. Aber de Liesbeth selber meente nur: Ach das war ganz einfach, da hatten se beim Fernsehen so ne Hypnosetante, un die hat mich dann off´m Sofa ausgehorcht. So ähnlich wie´s früher schon dr alte Freud versucht hat mit seinen Patienten. Jedenfalls hat se dann den ganzen Kram offgeschrieb´n, jedenfalls das alles, was ich drvon in dr Hypnose noch gewußt habe. Un dann kam´s Schönste, da hab´n die mit ihr´n Computern rumgesucht, was an dr Geschichte noch heutzetage praktisch ze verwerten is. Und dann sin mer mit´n Auto hingegondelt un ham uns das frühere Leben mal praktisch angeguckt. – Un was soll ich euch sagen, ich war drwegen schon ä mal dortgewesen wo ich noch nie war. Wie in meiner Westentasche hab´ich mich ausgekannt in dem Neste, obwohl ich noch nie eenen von mein schönen Füßen dort neingesetzt habe. Un sogar de Kirche un das Rathaus hab´ ich wiedererkannt, denn an dem Rathaus, da stand sogar noch Rathaus dran! Das hältst de kaum für möglich! Un wenn´s draußen dransteht, da muß es ja wohl ooch drinne sein! Un ooch den Marktplatz hab ich wiedergefunden, `s gab ja ooch bloß een´n größer´n Platz in dem Neste. – Ihr werdet´s kaum für möglich halten, aber ich hab´ da schon so um 1650 gelebt. Un als se mir dann im Heimatmuseum ooch ne de Klamotten von damals gezeicht hab´n, da hab ich gedacht: „Ei verdanzsch, die Tracht hätt´ste ooch von deiner Mutter geerbt ham können! - Wie dr Berichtze Ende war, war´n die ganzen andern Weibsen wie aus´m Häuschen. „Mein Gott, meente de Bäcker´s Lene, „was du so alles erlebt hast! Aber sag mir nur mal, was hast de denn in dr Zwischenzeit zwischen deinen zwee Leben angestellt? Um wie biste denn dann in dein jetzsches Leb´n neingekommen? - Da de Liesbeth natürlich ooch nich alle Fragen gleich beantworten konnte, kam´n ooch von den ander´n Frauen immer noch mehr Fragen drzu, wie: „Warst de och mal in dr Kühltruhe? oder „Wie hat denn das alles ohne elektrischen Strom funktioniert? bis hin zu den Fragen „Gab´s denn im Mittelalter ohne Einstein ooch schon Wurmlöcher und „Müssen mir denn jetzt alle in 300 Jahr´n ooch noch mal leben?

    Beim Mittagbrote

    Wenn bei uns im Betriebe de Mittagbrotzeit rankam, da konnte mer drwegen de Schwiegermutter verwetten, daß se alle beim ersten Bimmeln gleich wie von der Tarandel gebissen offspringen un nach´m Speisesaale loshirschen. Un mer konnte meenen bei manchen wär dr Kopp schon dort, während dessen dr Hinnerschste grade noch zur Tür nausmachte. `S hatten freilich nich drangedacht, daß se in dr Schlange vor dr Essenausgabe noch än ganzes Weilchen off ihr bißchen Babbchen warten mußten, so daß de Rennerei glattweg für de Katze war. Aber letzten End´s hatten se alle ihr Essen. De eene Hälfte, die fraß Broiler, für die Gummiadler noch än Kosename war, un was bei dr andern Hälfte off´m Teller lag, war nach´m Küchenschilde „Karpfen blau. De Küchenschilder hatten nämlich den gewaltschen Vorteil, daß mer immer nachkommen konnte, was es zum Mittag hätte geben hab´n soll´n. Un das war nun diesmal ausgerechnet „Karpfen blau, ooch wenn´s mehr danach aussah, als hätte de Katze än Heringsschwanz übrig gelassen. - Da mer über Geschmack nich streiten soll, so stritt ooch keener, und se dachten alle: ´s wird wohl so schmecken müssen! ´S hatten diesmal ooch freilich von dr Küche aus den Hinweis „nach Hausmacher-Art weggelassen, den se sonst fleißig strapazierten, so daß sich ooch keener unnöt´g was einbilden konnte. - Mein Dietmar, der keen Kostverächter war, meente ä mal mehr: „Also, ein Freßchen is das heute wieder mal, mit so einem Geschmack! Das ich das noch erleb´n durfte! Un dadrmit hat´r weeßknöppchen ooch Recht, denn dr Schweinebraten von vorgestern, der hätt´n bald hingerafft, so sehr ging er dem armen Kerl im Bauche rum. Aber off´s Überleben, da hat´r gestern schon eene Kafferunde ausgegeb´n , so daß heute keener drzu noch was sagen wollte. - Nur dr Manni, der konnt´s nich lassen, doch ooch noch ne dumme Bemerkung zum Essen ze machen. Er meente: „Unser Essen war doch wieder mal so reichlich heute!, obwohl grade heute fast nix offn Teller lag. „´S is doch keen Wunder, wenn du die Gockel dreimal wiederkaust, wie än Ochse! meente nun dr Herbert off´n Manni seine Reichlichkeitsformel. Un vom Nachbarplatze mischte sich nun ooch noch dr Werner in den Schwatz ein: „Was ihr nur egal mit dr Fresserei habt! Was mer mehr nötig ham is ä bissel Sex im Büro, mir brauchen einfach ä paar flotte Weiber! Kennt ihr denn keene, die mir uns noch angeln können? Dadrmit war natürlich ´s Stichwort gegeb´n. Un es war gut, daß se alle ihr´n Teller schon so ziemlich leer hatte. Denn nun kam´n se vom Hundertsten ins Tausendste, nur nich mehr zum Kauen, selbst wenn´s Gespräch nur langsam in Gang kam. Aber das is ähmd so: `s kann sich keener ä paar dralle Weiber vorstellen, wenn´r de abgekanbberten Reste vom „Karpfen blau off´m Teller hat. Un ooch de Gockelknochen wirken nicht gerade förderlich off´s Gespräch. So kam´s dann doch, daß es nach zwei, drei Witzen un nem flotten Spruch als Ratschlag für´n Umgang mit´n Ehefrauen so langsam zum Austrudeln dr Mittagsrunde kam. Un es bimmelte drwegen ooch schon wieder de große Glocke zum Pausenende. Un de Jungs dachten so bei sich: Was müsssen das nur früher für Zeiten gewesen sein, als es noch 2 Stunden Mittagspause gab, als mer in aller Gemütlichkeet sein Mittagbrot drheeme reinmampfen un anschließend ooch noch än kleenes Nickerchen halten konntest?! `S war ähmd doch noch änne andere Zeit als wie heutzetage! (Kaum eener dachte aber dran, daß sich de Leute damals aber ooch viel weniger leisten konnten!) `S wär´n ooch gerne noch ä weng am Tisch hocken geblieb´n, aber de Arbeet wartete, un es mußte ja weiter geh´n. Also zurück an de Arbeet! Dadrbei gab´s aber ooch Experten, bei denen war, während de Beene noch zum Arbeitsplatze zurück gingen, dr Kopp schon wieder naus aus´m Werk un machte schon Feierabend!

    Das Abendmahl

    De Riedel´s Else war eene von den Frau´n, die mer merschtenteels am Sonntage in dr hübschen kleenen Dorfkirche seh´n konnte. Sicher ging se ooch nich jede Woche hin, so sehr war ihr de Kirche nun doch nich ans Herze gewachsen, obwohl se natürlich zu ihr´m Herrn da oben stand. Un dann hatte se ja ooch ä mal dieses un ä mal jenes Wehwehchen, wie´s ähmd so is , wenn mer alt wird. Aber irgendwie gehörte dr Kirchgang doch zu ihr´m Lebensplan. `S könnt ja sein, dr Herrgott paßt off se off, ob se da is am Sonntage.

    Besonders glücklich sah se immer aus, wenn se ihr kleenes Enkelchen drbei hatte. Un die Kleene an ihrer Hand war ooch wirklich än ganz süßer Fratz. Un se war ooch mächtsch stolz off se, zumal se diese Jahr noch in de Schul´ sollt neinkommen. – Wie se nun am letzten Sonntage nun wieder in dr Kirch´ beieinander hockten und ´s Enkelchen ooch off ihr´n Knien rumrutschte, da wurde doch vom Herrn Pfarrer wieder das Heil´ge Abendmahl gefeiert. Das hatte de Kleene noch nie miterlebt, un se war ooch ganz ems´sch bei dr Sache, als se mit dr Oma zum Abendmahl nach´m Altar vorwärschte. Weil se awer noch nich konfirmiert war, das Mädel, wollt´dr Herr Pfarrer se noch nicht am Abendmahl teilhaben lassen. Se war awer desdrwegen keen bissel traurig. Se lief wieder zu Ihr´m Platze zerück, setzte sich mit wicht´ger Miene off de Bank un sagte ganz laut, daß es ooch de ganze Kirche hör´n sollte: „Ach, das macht gar nichts, daß ich jetzt nichts gekriegt habe, meine Oma macht doch heute ze Mittag sowieso Grüne Klöße!"

    `S Babberchen

    Nun war´s also schon wieder mal passiert. De ganze Bude war total verqualmt, un es stank drwegen überall wie angesengte Hufnägel. Aber in Wirklichkeet war´s ä bissel anders. De Elfi hatte nämlich de Milch überkochen lassen, un so off´m ganzen Herde eene heiden Sauerei veranstaltet. Sogar de alte Oma, die sonst nur in ihr´m großen Ohrensessel rumhockte, war offgesprungen un meente: „Mensch, Kind, was hast de denn da wieder angestellt? De ganze Milch is ja aus´m Topp raus! De hast wohl gar vergessen ´s Babberchen in den Topp rein ze legen?" – „Was? „ antwortet de Elfi während se noch de Milch offtitschen tat, „was soll denn das sin , Oma?! – „Na, ham se euch denn nich ä mal beigebracht, wie mer de Milch

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