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Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale
Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale
Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale
eBook266 Seiten3 Stunden

Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale

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Über dieses E-Book

"Es war einmal eine junge Familie mit drei wunderbaren Töchtern, die ans Meer nach Italien in das kleine Städtchen Cesenatico gereist ist …." C'era una volta ... fangen auch in Italien Märchen an.
Aber es ist alles andere als ein Märchen, was dem Familienvater Anton widerfährt. Erst werden im Hafen, dem Porto Canale Beine eines Schwarzen gefunden und er und seine Familie wird damit beim Spaziergang konfrontiert. Später, er ist noch schockiert von den gruseligen Funden, findet er den passenden Rumpf im Kofferraum seines Autos. Mafiamord?
Er muss ihn loswerden, aber wie? Amor Amaro hilft, es wird aber ein gefährliches Stück Arbeit. Die Ndrangheta steckt dahinter. Ein Lkw mit dubioser Ladung kommt in das verträumte Örtchen, radioaktiver Müll! Die Adriaküste droht damit verseucht zu werden! Ndrangheta-Geschäfte?

Es geht um Mord, Entführung, Erpressung, organisierte Kriminalität ... und das alles in einer Atmosphäre die eigentlich schön sein sollte, im Urlaub, in der Sonne, am Strand, in Bars und Restaurants.

Dies ist Band IV der Amor Amaro-Reihe. Ausnahmsweise spielt die Geschichte diesmal nicht in Kronenburg, der Großstadt im östlichen Ruhrgebiet, sondern im Urlaub eines Kronenburgers an der Adria. Doch wie immer hat Marco Toccato (Pseudonym) darauf geachtet, dass es nicht zu ernst abgeht. Und wie immer treten einige schöne Frauen auf den Plan. Und wie immer gibt es auch Kochrezepte zum Nachkochen.

"Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale" spricht alle Ihre Sinne an!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum22. Jan. 2018
ISBN9783745086232
Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale
Autor

Marco Toccato

Marco Toccato ist ein Pseudonym. Es steht für einen Autor mit sizilianischen Wurzeln, der in der Kindheit mit seinen Eltern ins Ruhrgebiet gekommen ist. Demgemäß sind seine Romane in der Regel welche, die in der fiktiven Stadt Kronenburg im östlichen Ruhrgebiet spielen. Eine Serie mit dem ebenfalls italienischstämmigen Amor Amaro handelt dort und es geht um die Aufklärung echter oder vermeintlicher Kriminalfälle. Dabei steht der Humor im Vordergrund, weniger Düsteres oder Erschreckendes. Italienisches Essen und Trinken spielt eine große Rolle, deshalb finden sich oft Kochrezepte italienischer Art in den Büchern.

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    Buchvorschau

    Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale - Marco Toccato

    Was schwimmt denn da?

    H

    eute Abend war die Entscheidung auf „links herum" gefallen. Anton und Alexandra sind mit ihren drei Mädchen Carla, Laura und Lena aus dem Hotel Canossa auf die Viale G. Carducci¹ und dann links herum Richtung Mole, also korrekt die Molo di Levante  gegangen. Das ist die südliche Seite der Einfahrt in den Porto Canale (Leonardesco), der gemäß Entwürfen von Leonardo Da Vinci gebaut wurde.

    Es ist nicht weit dorthin, einmal über die Carducci, zwischen Piazza Cavallotti, mit seiner Fontana, dem Springbrunnen und dem Grand Hotel Leonardo in nördliche Richtung geht man geradeaus und stößt bald auf die Südseite des Kanals.

    „Als ich zehn war", erzählt Anton seinen Frauen „war gerade Fußballweltmeisterschaft in Italien. Die Italiener waren wie verrückt damals. Nach jedem Spiel, das die italienische Nationalmannschaft gewonnen hatte, gab es einen Autocorso durch die Stadt. Sie fuhren unter Hupen und lauter Musik die Straße hier bis zur Piazza Cavallotti, das ist der Kreisverkehr hier vorne mit der Fontäne in der Mitte, dann einmal ganz herum und zurück Richtung Kreisverkehr an der Piazza Achille Costa, dort wo das alte Grand Hotel ist.

    Einige junge Burschen waren in dem Brunnen und spritzten mit Wasser um sich und auf die Vorbeifahrenden. Niemand störte das. Alle schrien sie ,Schilacci², Schillaci, Schillaci!‘, den Namen eines erfolgreichen italienischen Fußballspielers. Das werde ich nie vergessen.

    Wir waren damals noch in einem anderen Hotel, im Hotel Perugia, das ganz nahe am alten Grand Hotel liegt. Es gehört der Familie Veronesi und Signora Ornella Veronesi betrieb es mit zwei ihrer Kinder, Lorena und Achille.

    Mein Vater  und Achille hatten damals gegeneinander gewettet, dass Italien, so meinte Achille oder Deutschland, wovon Papa überzeugt war, gewinnen würde. Der Preis war eine Flasche Wein.

    Vor dem Halbfinale waren noch beide Mannschaften dabei, aber wir reisten schon vor dem Finale ab Richtung Toscana und deshalb hätten sie die Preisverleihung auf das nächste Jahr verschieben müssen.

    Doch Achille gab seinen treuen Gästen sowieso immer eine Flasche Rotwein mit, die in diesem Jahr im oberen Teil wie ein stilisierter Fußball gestaltet war.

    Papa foppte ihn noch und sagte so gut er das in Italienisch konnte: „Ha già capitolato, Achille? Ho vinto?" – Haben Sie schon aufgegeben, Achille? Habe ich gewonnen?

    „No, no, no Signor Kleinert, sono sicuro che noi italiani vinceremo. La nostra squadra azzurra è la migliore del mondo. Si vedrà! Sa bene, che regalo una bottiglia di Sangiovese ai nostri clienti quando partono." Nein, nein, nein, Herr Kleinert, ich bin sicher, dass wir Italiener gewinnen. Unsere ,Blaue Mannschaft‘ ist die beste der Welt! Das werden Sie sehen! Sie wissen genau, dass ich immer eine Flasche Sangiovese an unsere Gäste verschenke, wenn sie abreisen.

    „Beh! Prendo il suo regalo e berrò alla sua salute quando saremo a casa e la squadra tedesca diverrà campione del mondo 1990!" – Na gut! Ich nehme Ihr Geschenk und werde es auf Ihr Wohl leeren, wenn wir zu Hause sind und die deutsche Mannschaft Weltmeister sein wird.

    Ja und so war es dann auch, Deutschland wurde Weltmeister 1990 in Rom!"

    „Weißt du, wie oft du mir diese Geschichte schon erzählt hast?" Alexandra, Antons Frau deutet ein Gähnen an und streicht sich über einen nicht vorhandenen Bart.

    „Das war einfach nur schön und es ist eine Kindheitserinnerung von einer sehr glücklichen Zeit. Das ist doch klar, dass mich hier jeder Stein an die Reisen hierher erinnert, die wir viele Jahre lang gemacht haben. Ich verstehe meine Eltern gut, wenn sie immer wieder hierher fahren. Für sie ist das wie eine zweite Heimat und für mich auch ein wenig!"

    „Papa, was ist denn San Jovese?" Carla hört alles und saugt Wissen wie ein unersättlicher Schwamm auf.

    „Das ist eine Weinsorte, die hier sehr oft vorkommt. Davon gibt es sehr unterschiedliche Weine, aber alle sind sehr lecker."

    „Brrr, Wein ist sauer! Nee, da trink ich lieber Limo!"

    Lena ist  wieder weit vorgelaufen und schon am Fünf-Sterne Hotel „Leonardo" vorbei.

    Alexandra ruft sie besorgt: „Lena, bleib stehen! Es ist schon stockdunkel und wenn du dich verläufst oder womöglich in den Kanal fällst …."

    Lena läuft weiter, doch da schaltet sich Laura ein, ihre Zwillingsschwester. Sie rennt schnell zu Lena und hält sie fest. Sie ist immerhin die ältere von den beiden, ganze elf Minuten älter.

    „Aber da sind ganz viele Leute am Wasser!", sagt nun Lena. Sie und Laura sind fünf und Carla ist sieben Jahre alt.

    „Stimmt! Was ist denn da los?" Anton geht vor. Er ist besorgt, weil er den Kindern eventuell einen Anblick ersparen will, der nichts für sie ist.

    Gut, dass er das gemacht hat, denn er hört aus vielen Mündern die Worte „Bein, „Haxen und „Gamba".

    „Alexandra, bleibt bitte erstmal zurück. Ich glaube, das ist nichts für die Kids!"

    Anton ist fast zwei Meter groß und er kann nun über die Köpfe der fast durchweg kleineren Italiener, Deutschen und Österreicher sehen, wie einer der Angler mit Mühe ein menschliches Bein mit dunkler Haut aus dem Kanal hochzieht. Ein Zweiter ist ihm mit einem Kescher beigesprungen und sie senken nun ihren „Fang" auf das gepflasterte Kanalufer.

    Anton kann sich nicht losreißen. Überall klicken die Handys, als hätten ihre Kameras Verschlüsse wie alte Spiegelreflexkameras, ‚eigentlich blöd‘ geht es ihm durch den Kopf. Und dann ‚Warum komme ich ausgerechnet jetzt darauf?‘

    Es sieht sehr ästhetisch aus, wie das angewinkelte linke Bein eines offensichtlich sehr großen Menschen afrikanischer Abstammung auf dem neuen, hellen Pflaster liegt und immer wieder an verschiedenen Stellen wie poliert glänzt, wenn eines der Blitzlichter es anleuchtet. Es ist ein sehniges Bein mit schlanken Muskeln. Die sehr glatte Haut ist haarlos und glänzt wie eingeölt.

    Anton sieht im Kopf einen Afrikaner vor sich, den einzigen, den er kennt und mit dem er hier in Cesenatico gesprochen hat, Mustafa aus dem Senegal.

    Mustafa war einer von den Strandverkäufern³, die noch in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts am Strand Kettchen, Trikots und Spielzeug und vor allem Look-A-Like Uhren verkauft haben, das allerdings unter der Theke, wenn sie eine solche gehabt hätten.

    Da gab es Prollex-, Omerta- oder PanemCircensis-Nachbauten, die originaler als die echten waren und die statt damals zweieinhalb- bis achttausend Mark nur fünfzig- oder hunderttausend Lire kosteten, also fünfzig bis hundert Mark etwa.

    Antons Eltern hatten einige dieser Uhren, denn es gab auch Chartres-, Chenal- oder Gukki-Uhren für die Dame.

    Mustafa war immer ein gern gesehener Gast an den Liegen der Deutschen, Luxemburger und Niederländer, die sich über die Abwechslung beim anstrengenden Bad in der Sonne freuten.

    Mustafa konnte blendend Französisch, sehr gut Italienisch und sogar ein wenig Deutsch. Er war fast zwei Meter groß und schlank, gekleidet wie ein Scheich und genauso stolz ging er am Strand von Sonnenschirm zu Sonnenschirm. Alle mochten ihn.

    Er schien sich nur mit allen unterhalten zu wollen und ganz nebenbei verkaufte er seine Plagiate, außer Uhren auch Handtaschen und Modeschmuck. Er war ein eleganter Verkäufer, zeigte nie Enttäuschung, wenn jemand nichts gekauft hatte und die, die ihn (noch) nicht kannten und eher unhöflich wegjagten, ließ er links liegen und besuchte dann stattdessen eine alte, treue Kundin.

    Schon damals war der Verkauf dieser Waren am Strand verboten, aber man ließ es zu beziehungsweise schauten die Carabinieri und anderen Polizisten nicht so genau hin.

    Wie das in Italien so ist, solange keiner offensichtlich geschädigt oder belästigt wird, lässt man alles laufen. Ab und zu gab es dann wieder mal Order von oben und man machte einen lustlosen Einsatz am Strand, aber den so langsam und ohne Raffinesse, dass alle illegalen Strandhändler Zeit genug hatten, wegzulaufen.

    Keine Ahnung woran es lag, ob es der Spieltrieb der italienischen Polizisten war oder eine neue grundsätzliche Anweisung, man machte plötzlich ernst. Dem Spieltrieb der Polizisten kam das so entgegen, dass sie mit Quads ausgerüstet wurden und damit natürlich sehr schnell jeden Strandhändler verfolgen konnten.

    Ja, Anton denkt an Mustafa, aber dessen Bein kann es eigentlich nicht sein, denn Antons Erinnerung liegt fast zwanzig Jahre zurück und das Bein hier sieht so aus, als hätte es sich bis vor kurzem noch an der linken unteren Seite eines Schwarzafrikaners befunden, der höchstens fünfunddreißig Jahre alt war oder ist?

    Anton hat trotzdem eine Gänsehaut, als er zurück zu Alexandra und den Kindern eilt.

    „Wisst ihr was, wir gehen jetzt den ganzen Kanal entlang und schauen uns die Schiffe an. Carla, du kannst ja mal versuchen die Namen von denen zu lesen. Was meinst du?"

    Carla hat schon angefangen „RRRMM vier acht neun. Liest sie gerade laut. „Aber das ist doch kein Name oder Papa?

    „Nein, das sind die Registriernummern! Ich glaube, das ‚RM‘ ist eine Abkürzung für ,Rimini‘ der großen Stadt hier an der Küste."

    Carla hört schon nicht mehr zu, obwohl man das bei ihr nie weiß, sie kann Multitasking!

    A Punkt Merkel", liest sie nun.

    „Was hast du gesagt, Carla?" Anton kratzt sich am Kopf.

    A Punkt Merkel steht auf dem Schiff da vorne. Schau doch!"

    Anton ist von den Socken. Da hat doch wirklich, aus welchem Grund auch immer, einer der italienischen Fischer seinen Kahn nach Angela Merkel⁴ benannt. ‚Kann man mal sehen! Und das obwohl während seiner Amtszeit der Berlusconi kein gutes Haar an ihr gelassen hat! Aber eine ganze Zeit lang war Cesenatico auch eher rot, also wahrscheinlich gegen Berlusconi eingestellt. Vielleicht ist da noch was übrig hier und da.‘

    Trotz alledem bekam er das Bild mit dem ,appen Bein‘, wie man bei uns sagt, nicht mehr aus dem Kopf. Er klopfte sich innerlich auf die eigene Schulter, dass er auf Grund einer Ahnung vorgeeilt war. Wie hätte er das den Kindern erklären sollen?

    Das nächste „Puzzle-Teil"

    S

    ie gehen entlang des Porto Canale, was nichts anderes als Kanalhafen heißt. Wie immer ist es sehr voll. Überall auf den Bänken sitzen vor allem die älteren Leute, Einwohner von Cesenatico und unterhalten sich. ‚Das kann nur Dialekt sein,‘ denkt Anton, ich verstehe nicht ein Wort davon und es hört sich überhaupt nicht italienisch an.‘ Ihre Fahrräder lehnen an den umgebenden Laternen.

    Es wird viel Rad gefahren in Cesenatico. Anton meint, das wäre zum Teil auf Marco Pantani und vor allem auf Achille Veronesi vom Hotel Perugia zurückzuführen. Er hatte vor langer Zeit Fahrräder mit Aufdruck „Hotel Perugia" angeschafft und lieh sie kostenlos an seine Hotelgäste aus. Er muss einer der ersten, wenn nicht gar der erste Hotelier gewesen sein, der das tat. Ab da wurden Fahrräder immer mehr zum Fortbewegungsmittel in Cesenatico. Erst zogen die anderen Hotels nach und später auch die Einwohner und Ferienhaus- und Appartement-Urlauber. In Cesenatico machen vor allem italienische Familien Urlaub. Deutsche, Österreicher und andere findet man vor allem nach Süden hin in Valverde, Villamarina und Gatteo a Mare.

    Vor der Pescheria, einer äußerlich alten, aber renovierten Fischmarkthalle mit zwei Verkaufszeilen rechts und links steht mal wieder ein vollständig weiß geschminkter Mann ohne die geringste Bewegung. Seine Mühe ist vergeblich. Diese Nummer machen sie nun schon jahrzehntelang und niemand lässt sich damit noch hinter dem Ofen hervorlocken.

    Da wo sie Holzspielzeug verkaufen, ist wie immer eine Menschentraube, denn jedes Kind und auch viele erwachsene Touristen wollen sich als Pinocchio⁵ fotografieren lassen. Es gibt eine Figur aus Holz, hinter die man sich stellen kann und das Gesicht zwischen Hals und Mütze eines menschengroßen Pinocchios stecken kann, damit dann auch der Pinocchio ein Gesicht bekommt. Eine lange Lügennase ist an einem Metallbügel in der richtigen Höhe befestigt.

    Die drei Mädels wollen natürlich auch ein Foto von sich als Pinocchio gemacht haben. Sie schauen fasziniert auf die wechselnden Gesichter der Puppe und sind ganz aufgeregt, weil sie auch gleich dran sein werden.

    „Hat gerade noch so geklappt, was?"

    „Ja, gut dass du vorgelaufen bist. Die Kinder hätten die ganze Nacht kein Auge mehr zugemacht, pflichtet Alexandra Anton bei. „Welcher arme Kerl wird das wohl gewesen sein? Der ist doch sicher tot oder was meinst du?

    „Ja, glaube ich auch. Mir ging Mustafa durch den Kopf, als ich das Bein im Mondlicht glänzen sah."

    Bevor Alexandra die Frage stellen kann, stellt sie Carla: „Wer ist Mustafa, Papa?" Wie gesagt, sie ist multitaskingfähig und man sollte in ihrer Gegenwart aufpassen, was man sagt.

    „Äh, Mustafa, ja das war ein Strandhändler. Der verkaufte Schmuck und solche Sachen am Strand. Aber das ist lange her und jetzt gibt es diese Strandhändler nicht mehr."

    „Waru-um?" typisch Carla.

    „Weil es verboten ist, am Strand Sachen zu verkaufen, die aussehen, als wären es echte vom richtigen Hersteller. Das haben die gemacht und die Polizei hat sie dann irgendwann vertrieben. Jetzt dürfen nur noch die Händler mit den Kokosnüssen und den Badetüchern am Strand verkaufen."

    „Waru-um?"

    „Warum was? Mehr kann ich dir nicht dazu sagen! Aber Anton kennt das, Carla fragt lieber einmal mehr „Waru-um? als zu wenig

    „Warum …"

    „Carla, jetzt ist es aber gut!"

    „Nein, warum sind da so viele Leute am Wasser?"

    „Nicht schon wieder!" murmelt Anton und geht schnell hin, bevor die Kinder es tun.

    Ein Fischer ist auf seinem Kahn und holt mit seinem Netz gerade ein rechtes Bein eines Schwarzafrikaners aus dem Kanal.

    Es ist an sich ebenso ästhetisch und wohlgeformt, wie das linke, dass er vorher gesehen hat. Wenn nur nicht der Ansatz am Oberschenkel zum Rumpf gewesen wäre. Da sah man blassrotes und weißes Fleisch, ausgewaschen vom Kanalwasser und die Kugel des Oberschenkelhalsknochens. So als wäre das Bein mit Riesenkräften ausgerissen worden.

    Anton schaut schnell weg und ist erstaunt, wie da die meisten Leute, vor allem Touristen stehen und mit weit aufgerissenen Augen zuschauen, wie das Bein rausgeholt wird. Viele haben einen harten, gierigen Zug im Gesicht. Einer hat sogar das Handy gezückt und nimmt ein Video von der Bergungsaktion auf.

    Ein Junge stellt sich zwischen ihn und den Ort des Geschehens. Der Filmer flucht laut und stupst den Jungen an, aber das ist ein schwarzgelockter, pfiffiger, italienischer Jung-Apoll. Der lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe beziehungsweise von dem eben ergatterten Logenplatz wegbringen.

    „Ungezogene Blagen!" hört Anton vom Filmer, der jetzt stinksauer versucht, irgendwie an dem Jungen vorbei zu filmen.

    Anton kehrt zu Frau und Kindern zurück und bemüht sich, schnell aus diesem Menschenauflauf zu verschwinden.

    Der „Corpus Delicti"

    A

    nton ist sehr blass um die Nase. Seine Frau schaut ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?"

    „Nein, ja … ach lass uns schnell ins Hotel gehen. Für heute ist mein Bedarf gedeckt."

    Sie gehen auf dem schnellsten Weg zurück, über die mit Holzplanken gebaute Brücke, wo wieder diverse Autos drüber rappeln.

    Dieser Kanalarm liegt still im Mondlicht. Der Vollmond ist neben dem Grattacielo⁶ unnatürlich groß und orange zu sehen. Dieses sehr romatische Bild beruhigt Anton ein wenig.

    Früher haben sie ganz hinten auf dieser Wasserfläche Kanuball gespielt oder wie das heißt. Dabei spielen zwei Mannschaften, in Kanus gegeneinander. Es gibt zwei Tore und einen Ball, der mit den Paddeln bewegt, geworfen oder getrieben wird.

    -:-

    Der Abend ist noch sehr heiß. Es ist halb zehn und die Anzeige an der Bank gegenüber der Bibliothek hat noch 31°C angezeigt.

    Schon bald sind sie am Hotel. „Kannst du bitte die Mädels ins Bett bringen? Ich möchte mir gerne noch ein Bier unten auf der Terrasse trinken. Bei der Hitze und den Gedanken kann ich bestimmt nicht schlafen."

    Eigentlich gibt es nichts Schöneres, als diese wunderbaren Sommerabende an der Luft zu genießen.

    Anton und seine Frauen haben ein recht großes Zimmer mit zwei Räumen, aber der Balkon ist nicht nutzbar, weil er klein ist und statt einer üblichen Balkonbrüstung eine umlaufende Mauer von zwei Metern Höhe hat. Bleibt also nur die Terrasse unten.

    Ileana kommt. Sie ist die Tochter des Padrone und mittlerweile ist sie eigentlich die Hotelchefin. Ihr Bruder Davide leitet das Hotel Balestra, das nahe am Hafen liegt.

    Wenn Ileana lächelt, ist das so beruhigend, dass man meint, alles würde wieder gut. Anton tut das gut.

    „Buonasera Ileana, porta una birra al tedesco, per favore!" Anton hatte sich

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