Freitags Widerstand und die Unterwanderung von Crusoes Vorherrschaft: Eine Studie der Postkolonialismus-Forschung zu Daniel Defoes "Robinson Crusoe"
Von Wolfgang Streit
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Über dieses E-Book
Despite the general view of Robinson Crusoe as a manifesto for colonial empowerment this paper in the German language shows that the text in fact exposes the paradigmatic self-affirming colonial subject as inherently instable. It does so not only by the initial perforation of Crusoe’s name, but also by failing “pro-imperialist apology” – according to Edward Said’s idea of contrapuntal read¬ing – aimed at legitimiz¬ing Crusoe’s supremacy over “his” island, and his power over the main non-Western protagonists, Xury and Friday. Both these parallel cases of subjugation are ridden by almost absurd logical, or economic contradic¬tions exposing the futility at the heart of their mechanics. Also, the presentation of Crusoe’s superiority by means of the con¬struction of reli¬gious alterity is inconsistent as traces of hybridization within the Chris¬tian creed show. Moreover Crusoe’s will to establish his Western language usage as superior backfires when Creo¬lization enters the protagonist’s own discourse, and his self-aggrandizing declaration of being master of his island is subverted by antagonistic elements, which he – unsuccessfully – tries to exclude from the realm of hu¬mankind – by unconvincingly de¬picting their cannibal eating hab¬its.
Further, “anti-imperialist resistance” according to Said becomes obvious within the text when the visual contrast between Crusoe and colonized peoples – one of the markers of alterity – collapses as Friday acquires phenotypical Western traits and Crusoe devel-ops non-Western features. But it is Friday who symbolically resists colonial power most potently. Far from being only the obedient servant desired by his master he stubbornly refuses to speak Eng-lish adequately, thus exposing Crusoe’s deficiency of authority. But most of all, after years of subjugation, he stages a revolt not only against Crusoe, but – in the name of all colonized peoples – against Western colonists.
Wolfgang Streit
Wolfgang Streit, Dr. med., Studium der Humanmedizin in Hamburg und Montpellier als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Besuch des anthroposophischen Ärzteseminars der Lukasklinik und des Allgemeinen anthroposophisches Studienjahres in CH-Arlesheim und Dornach. Für Ausbildung und Studium jeweils ein Jahr in den USA, Frankreich und in der Schweiz. Niedergelassen als Facharzt für Allgemeinmedizin in Tübingen mit den Tätigkeitsschwerpunkten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Konstitutionstherapie u.a. Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen. www.dr-streit-tue.de
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Buchvorschau
Freitags Widerstand und die Unterwanderung von Crusoes Vorherrschaft - Wolfgang Streit
Eigennamen
Paradigma der Kolonisierung
Die Legitimation der Versklavung
Freitag: Die widersprüchliche Aneignung des
anderen
Die symbolische Revolte Freitags
Die erste Fassung dieser Abhandlung erschien als Kapitel D ii in:
Streit, Wolfgang. 2014. Einführung in die Postkolonialismus-Forschung. Theorien, Methoden und Praxis in den Geisteswissenschaften. Norderstedt: BoD.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Eigennamen
Paradigma der Kolonisierung
Die Legitimation der Versklavung
Freitag: Die widersprüchliche Aneignung des anderen
Die symbolische Revolte Freitags
Literatur
Namensregister
Abstract:
Despite the general view of Robinson Crusoe as a manifesto for colonial empowerment this paper in the German language shows that the text in fact exposes the paradigmatic self-affirming colonial subject as inherently instable. It does so not only by the initial perforation of Crusoe’s name, but also by failing pro-imperialist apology
– according to Edward Said’s idea of contrapuntal reading – aimed at legitimizing Crusoe’s supremacy over his
island, and his power over the main non-Western protagonists, Xury and Friday. Both these parallel cases of subjugation are ridden by almost absurd logical, or economic contradictions exposing the futility at the heart of their mechanics. Also, the presentation of Crusoe’s superiority by means of the construction of religious alterity is inconsistent as traces of hybridization within the Christian creed show. Moreover Crusoe’s will to establish his Western language usage as superior backfires when Creolization enters the protagonist’s own discourse, and his self-aggrandizing declaration of being master of his island is subverted by antagonistic elements, which he – unsuccessfully – tries to exclude from the realm of humankind – by unconvincingly depicting their cannibal eating habits.
Further, anti-imperialist resistance
according to Said becomes obvious within the text when the visual contrast between Crusoe and colonized peoples – one of the markers of alterity – collapses as Friday acquires phenotypical Western traits and Crusoe develops non- Western features. But it is Friday who symbolically resists colonial power most potently. Far from being only the obedient servant desired by his master he stubbornly refuses to speak English adequately, thus exposing Crusoe’s deficiency of authority. But most of all, after years of subjugation, he stages a revolt not only against Crusoe, but – in the name of all colonized peoples – against Western colonists.
Eigennamen
Im Zentrum von Robinson Crusoe (Defoe 1719 / 2001) liegt die Verhandlung der westlichen, abendländischen Identität. Die Hauptfigur des Romans hieß nicht immer Robinson Crusoe. Ihr ursprünglicher Name ist Robinson Kreutznaer (RC 5), und erst im Zuge eines Assimilierungsprozesses wird die Figur zum „Helden des mit mehr als eintausend von Robert Lovett (1991) gezählten Ausgaben vom Ersterscheinen bis 1979 nach der Bibel wohl „am meisten verbreitete[n] und am häufigsten gelesene[n] Werk[es] der Weltliteratur
(Reinhold 1978: 61). Während Daniel Defoe die Namensgebung in Moll Flanders gezielt dazu einsetzt, die verschiedenen Identitäten der titelgebenden Figur auszugestalten (Blewett 1989: 8 f), treibt er das Spiel mit dem Namen in seinem ersten Roman bereits subtiler. Der aus Bremen eingewanderte Vater Crusoe übergibt noch seinen deutschen Nachnamen an den Sohn,