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Einführung in die Postkolonialismus-Forschung: Theorien, Methoden und Praxis in den Geisteswissenschaften
Einführung in die Postkolonialismus-Forschung: Theorien, Methoden und Praxis in den Geisteswissenschaften
Einführung in die Postkolonialismus-Forschung: Theorien, Methoden und Praxis in den Geisteswissenschaften
eBook567 Seiten6 Stunden

Einführung in die Postkolonialismus-Forschung: Theorien, Methoden und Praxis in den Geisteswissenschaften

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Über dieses E-Book

Die Postkolonialismus-Forschung ist heute insbesondere in den Geisteswissenschaften einer der dynamischsten Forschungsbereiche überhaupt, aber alles andere als leicht zugänglich.

Mit diesem Einführungsband bringt Streit interessierten Studierenden die zentralen theoretischen Inhalte und Methoden leicht verständlich nahe. Die Einleitung bietet einen Überblick zu Forschungspositionen, zu relevanten Regionen und zur Geschichte der Forschungsrichtung. Daran schließen sich Erklärungen und theoretische Einordnungen der Grundlagentexte des „Dreigestirns“ der Forschungsrichtung an, von Edward Said, Gayatri Spivak und Homi Bhabha.

Drei praktische Studien zu Daniel Defoes Roman "Robinson Crusoe," zu Franz Kafkas Novelle "In der Strafkolonie" sowie zu dem Film "Apocalypse Now Redux" motivieren zum Sprung von der einführenden Lektüre zur eigenen Forschung.

Abschließend ermöglichen ein begriffserklärendes Glossar, ein teilweise kommentiertes Literaturverzeichnis und ein Namensregister die sichere Orientierung.

Vier Lesermeinungen:
„Wer nach dem Lesen dieses Bandes keine Lust auf ,mehr‘ bekommt, dem ist nicht zu helfen. Mich hat er dazu gebracht endlich einmal die Originaltexte anzusehen: Ein wirklicher ,Motivationsband‘. “

„Mir war die Forschungsrichtung bisher ein ‚Buch mit sieben Siegeln‘. Auch andere Einführungen schrecken oft ab. Aber diese Darstellung ist mit viel ‚common sense‘ geschrieben. Immer wieder behält man durch Wiederholungen den ,roten Faden‘ im Auge. Das Glossar und das Namensregister sind toll zur Orientierung im Buch. Anspruchsvoll wird es nur an Stellen, die auch wirklich komplizierter sind, z.B. bei den Beispielsanalysen. Kritisch anzumerken ist aber, dass die recht nützlichen Zusammenfassungen der drei Beispielsanalysen in Englisch sind. Ich meine, das müsste in einem durchgängig deutschen Buch nicht sein.

„Vor allem die Einführungen zu den Theoretikern sind sehr gut verständlich und ordnen die Ansätze in die Literaturwissenschaft ein. Das gilt besonders für Bhabha, bei dem man ohne eine solche Hilfestellung aufgeschmissen ist. Dabei ist Streit immer wieder knackig in der Kritik, aber immer fair. Er kommt nie besserwisserisch daher.“

„Inspiriert und inspirierend für einen Einführungsband. Besonders bei den Ausführungen zum ‚Unheimlichen‘ und Machiavelli als Theoretiker setzt Streit Schwerpunkte, die sonst nirgendwo so zu finden sind. Absolutes Highlight: Die Beispielsanalyse zu ,Apocalypse Now Redux‘.“
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. Jan. 2015
ISBN9783738685657
Einführung in die Postkolonialismus-Forschung: Theorien, Methoden und Praxis in den Geisteswissenschaften
Autor

Wolfgang Streit

Wolfgang Streit, Dr. med., Studium der Humanmedizin in Hamburg und Montpellier als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Besuch des anthroposophischen Ärzteseminars der Lukasklinik und des Allgemeinen anthroposophisches Studienjahres in CH-Arlesheim und Dornach. Für Ausbildung und Studium jeweils ein Jahr in den USA, Frankreich und in der Schweiz. Niedergelassen als Facharzt für Allgemeinmedizin in Tübingen mit den Tätigkeitsschwerpunkten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Konstitutionstherapie u.a. Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen. www.dr-streit-tue.de

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    Buchvorschau

    Einführung in die Postkolonialismus-Forschung - Wolfgang Streit

    INHALT

    A Vorwort

    B Einleitung

    i Anlass, Forschungsansätze, Begriffe

    Dimension und Aktualität von Kolonialismus und Imperialismus – Gegenstand der Postkolonialismus-Forschung: Das Für und Wider des „post – Definition von Postkolonialismus-Forschung – Adressierung – Begrifflichkeit: Kolonialismus, Imperialismus, Neokolonialismus – Postkolonialismus-Forschung, Kulturwissenschaften und „Cultural Studies– Typisierungsvorschläge

    ii Räume und Ideen

    Forschungsarena Welt – Karibik und „Schwarzer Atlantik" – Niederländische Kolonien – Afrikanische Regionen – USA – Britannien, Indien – Irland, Lateinamerika, Spanien, Portugal – Australien, Neuseeland, Kanada – Frankreich – Mittel- und Osteuropa – Habsburgerreich – Russisch-sowjetisches Imperium – Deutschland – Metropolen

    iii Stationen und Positionen der Postkolonialismus-Forschung

    Vorspiel in der Renaissance – Frühe materialistische Kritik – Von der „Irischen Renaissance zur Bürgerrechtsbewegung – „Dritte-Welt-Forschung / Commonwealth-Studien / „Neue englischsprachige Literaturen / „Ecocriticism – Übergreifende Forschungsansätze – Textualität vs. Materialität – Essentialismus

    C Zentrale Theoretiker

    i Edward Said: Die „große Erzählung" von Orientalismus und Imperialismus

    Orientalismus – Von Orientalismus zu Kultur und Imperialismus: Zur Methode – Kultur und Imperialismus – Resümee

    ii Gayatri Spivak: Die Verschränkung von Neostrukturalismus, Feminismus und Materialismus

    Selbstpositionierung, Selbstkritik, Subjektkritik – Katachrese: Postkolonialismus-Forschung als Dekonstruktion – Essentialismuskritik, strategischer Essentialismus – Vier Feministinnen: Postkolonialismus-Forschung und Geschlecht – „Kann der / die Subalterne sprechen?" – Resümee

    iii Homi K. Bhabha: Mobile Begriffe

    „Von der Mimikry und vom Menschen: Die Ambivalenz des Kolonialdiskurses – „Die Verpflichtung zur Theorie: Verhandlung, kulturelle Differenz und der Dritte Raum – „Als Wunder verstandene Zeichen: Handeln und Subversion – „DissemiNation: Zeit, Erzählung und die Ränder der modernen Nation – Resümee

    D Beispielsanalysen

    i Vorbemerkung zur Auswahl der untersuchten Texte

    ii Daniel Defoe:Robinson Crusoe (1719 / 2001): Freitags Widerstand und die Unterwanderung von Crusoes Vorherrschaft

    Eigennamen – Paradigma der Kolonisierung – Die Legitimation der Versklavung – Freitag: Die widersprüchliche Aneignung des anderen – Die symbolische Revolte Freitags

    iii Die Transparenz der Folter: Franz KafkasIn der Strafkolonie (1914 / 1995) aus Sicht der Postkolonialismus-Forschung

    Rezeption – Postkolonialer Kafka? – Sprache; „Kleine Literatur" – In der Strafkolonie:Kolonialer Kontext; Handlung – Der Reisende – Kannibalismus, Mimikry – Transparenz, Polysemie, Körperlichkeit

    iv The Uncanny Method in the Madness: Francis Ford CoppolasApocalypse Now Redux (2001) aus Sicht der Postkolonialismus-Forschung

    Tötungsauftrag im Vietnamkrieg – Mythos vs. Geschichte – Kalter Krieg, Domino-Theorie, Freihandel – Unheimliche koloniale Palimpseste – Wahnsinn und „Methode" von Kurtz

    E Glossar

    F Anhang

    Kommentierte chronologische Auswahlbibliographie – Alphabetische Gesamtbibliographie – Namensregister

    A Vorwort

    Die Postkolonialismus-Forschung hat Deutschland bislang verfehlt. Diese provokante These ist falsch und wahr zugleich. Falsch ist sie, weil an deutschen Universitäten Seminare und Vorlesungen zu diesem Forschungsfeld stattfinden, und 2001 gar ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg „Postcolonial Studies in München seine Arbeit aufnimmt. In Anglistik und Amerikanistik beweisen Tagungen die Lebendigkeit des Disputs im Bereich der Erforschung des Kolonialismus und seiner Folgen. Wie selbstverständlich tauchen seit geraumer Zeit auch im deutschen Feuilleton und im Zuge von Ausstellungen englischsprachige Begriffe wie „Third Space auf (Immler 2001, Cause 2014). Anders als noch vor zehn Jahren liegen mittlerweile auch Übersetzungen zentraler Texte dieses hochvitalen Forschungsbereichs ins Deutsche vor und ausführliche Monographien zu allen drei Hauptdenkern (Nandi 2009; Schmitz 2008; Struve 2013).

    Wahr ist die These gleichwohl: Wegen Mittelstreichung wird das oben genannte Graduiertenkolleg 2004 eingestellt, und der „Sprecher genannte Leiter forscht seit Jahren höchst erfolgreich im Ausland bei vorteilhafteren Förderungsbedingungen. Der inhaltsverwandte, ebenfalls Münchener Aufbaustudiengang „Englischsprachige Länder ist eingestellt, wenn auch noch auf der Homepage ohne weitere Informationen genannt (Englischsprachige 2014). Zwar forschen und lehren an Hochschulen ausgewiesene Spezialisten der Postkolonialismus-Forschung, doch auch diese müssen bisweilen einschlägige Themen in andere DFG-Förderbereiche einschmuggeln (Thurau 2005: 40). Julia Reuter und Alexandra Karentzos (2012: 8) sehen einen Grund der „vergleichsweise wenig erfolgreichen universitären Institutionalisierung" der Postkolonialismus-Forschung in deren transdisziplinärem Methodenanspruch.

    Abgesehen von diesen Rückschritten im professionellen Bereich sind bis heute Denkansätze und Begriffe der Postkolonialismus-Forschung einem breiten deutschen Publikum wenig bekannt. An den Universitäten werden sie, wohl auch wegen des Bachelor-Zeitdrucks, oftmals unterschlagen. Das Bewusstsein davon, dass die Postkolonialismus-Forschung nicht etwa nur auf die Kultur von entkolonisierten Ländern und deren Zeugnisse zielt, sondern vor allem auch im Herz der kanonisierten Literatur zu betreiben ist, hat sich nicht durchgesetzt. Zwar führen Begründer der Forschung wie Edward Said und das legendäre Gelehrtentrio Bill Ashcroft, Gareth Griffiths und Helen Tiffin die Denkansätze aus dem Kreis der nachkolonialen Kulturen, aber Teile der Forschungsrichtung selbst ziehen sich auf die Bearbeitung nachkolonialer Bedingungen zurück.

    Das ist Grund genug, mit der vorliegenden Einführung gerade Forschungsneulingen in Bachelor- und Masterstudiengängen der Geisteswissenschaften eine breite Perspektive auf das spannende Forschungsfeld zu eröffnen. Dabei wird die Argumentation der einschlägigen Theorie- und Forschungsansätze sorgfältig erhellt und kritisch eingeordnet. Dazu kann eine vorliegende „kritische Einführung" zur postkolonialen Theorie (Castro Varela / Dhawan 2005) wegen des Schwerpunkts auf der Kritik eine sinnvolle Ergänzung sein, ohne ihn freilich zu ersetzen. Daneben belegt der Übersichtsband von Julia Reuter und Alexandra Karentzos (2012) der sich auch an Insider wendet, mit knappen theoretischen Einführungen das Ausmaß in dem die Postkolonialismus-Forschung von disziplinübergreifender Arbeit profitieren kann. Ebenfalls aufschlussreich sind die englischsprachige und thematisch auf den englischsprachigen Raum ausgerichtete Übersicht von Tobias Döring (2008) und die Darstellung von Ina Kerner (2012) mit besonderer Berücksichtigung Lateinamerikas.

    Der Grund, dass hier gerade deutschsprachigen Studierenden der Geisteswissenschaften der Zugang erleichtert werden soll, liegt darin, dass sich keine der Kulturen, die von den „großen" deutschen Philologien erforscht werden, von den Auswirkungen des Kolonialismus ausnehmen kann. Sicherlich sind dies zuvorderst Anglistik, Amerikanistik und Romanistik. Aber das erwähnte Ausmaß des Kolonialismus und die feinverästelten Wege, auf denen Kulturen im kolonialen Griff gehalten werden, adressieren den Band an weitere Zielgruppen, von denen die Germanistik nicht die unbedeutendste ist. Zu ihnen gehören aber außerdem alle Disziplinen, die fremdsprachliche Literaturen erforschen und im weiteren Sinne alle, die sich mit kulturellen Äußerungen befassen.

    Wenn es die deutsche Postkolonialismus-Forschung in der Vergangenheit lange schwer hat, sich Gehör zu verschaffen, so trägt dafür auch, so Jürgen Osterhammel, die deutsche Geschichtsschreibung Verantwortung. Zu sehr, so diagnostiziert er 2004, ist sie nämlich in „nationalhistorischer Routine" (159) verfangen, als dass Blicke über den deutschen Tellerrand an der Tagesordnung wären. Und das Fach Geschichte ist in den Geisteswissenschaften ein wichtiger übergreifender Vermittler, gerade wenn es um Kolonialismus geht. Doch sie vernachlässigt oftmals die koloniale oder imperiale Praxis anderer Staaten, und vor allem deren kulturelle Auswirkungen. Diesen Vorwurf wiederholt noch zehn Jahre später implizit Dominik Geppert (2014) aus Anlass der Kontroverse um die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Freilich haben nicht nur deutsche Historiker Nachholbedarf. In seiner Einleitung eines Bandes, der das britische und das niederländische Imperium vergleicht, sieht sich etwa auch Stephen Conway (2003: 1) zu einem sehr eingeschränkten Anspruch gezwungen: Rundweg gibt er zu, dass in einem Band, der aus der vierzehnten (!) britisch-niederländischen Historikerkonferenz hervorgeht, aus Mangel an Fachkenntnissen kaum einer der Autoren über eine einzel- bzw. nationalstaatliche Untersuchung hinausgehen kann.

    Dabei kann die von Osterhammel geforderte, breitere geschichtliche Perspektive nicht nur regressiver „abgrenzender Identitätsvergewisserung (2004: 181) entgegenarbeiten, wie er erläutert. Zunächst einmal müssten überhaupt erst die historischen Tatsachen erschlossen werden. Dabei führt es in die Irre, auf „philologischer und soziokultureller (Hanimann 2005) Arbeitsteilung zu beharren, denn das philologische würde ohne das soziokulturelle und historische Verständnis im Vakuum argumentieren. Wenn es um Gräueltaten geht, wurde in der Öffentlichkeit die Bedeutung der deutschen Kolonialgeschichte und ihrer Blutschuld in der Tat lange Zeit von Arbeiten zu Nazi-Deutschland so sehr überstrahlt (Gilroy 2004: 15), dass sogar die Sensibilität dafür fehlt, dass in Deutschland auch heute noch Straßennamen nach Gewaltverbrechern im Dienst des Kolonialismus benannt sind (z.B. Loerzer 2004a, 2004b; jbb 2004, Ebitsch 2008, Czeguhn 2012). Eine solche Privilegierung der Menschenverachtung übersieht geflissentlich die Zusammenhänge: Mit dem Ziel der Identitätsstiftung beschwört das NS-Regime das koloniale Erbe und ehrt es in diesen Straßennamen (Eisenack 2005). Und der NS-Imperialismus setzt mit ungekannter Grausamkeit bis hin zum Genozid koloniale Grundgedanken in die Tat um. Dennoch sind Initiativen zu Namensänderungen in solchen Fällen nicht immer von Erfolg gekrönt, wie etwa eine Münchener Ausstellung 2013 belegt (Resetarits 2013).

    Die Gründe dafür sind dieselben wie für die spürbaren Widerstände gegen die Postkolonialismus-Forschung, die Anil Bhatti damit erklärt (1998: 346), dass sie „sich gegen die Ideologie der Reinheit und gegen den Authentizitätsdiskurs richtet. Gerade wenn es um das Selbstbild der Nation geht, löst diese Forschungsrichtung fraglos Ängste aus. Womöglich erklären diese Ängste auch das geringe Interesse an der Denkund Forschungsrichtung, in deutschen Medien. So erläutert Gilroy im Interview: „In vielen europäischen Ländern – nicht nur, aber auch in Deutschland – definiert sich der Blick auf die Geschichte der modernen Welt geradezu dadurch, dass die zentrale Bedeutung kolonialer Macht für die Idee von Europa geleugnet wird (Gilroy et al. 2004: 15). Das geistige Gegenstück dieses Desinteresses ist die Beschönigung, etwa wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen zum Jahresende 2005 in einem Mehrteiler eine undifferenzierte Kolonialnostalgie pflegt (Zimmerer 2005). Doch selbst im Raum der Wissenschaft zeigt sich bisweilen mangelnde Kenntnis von Fragen, die innerhalb der Postkolonialismus-Forschung gestellt werden, wie etwa solchen nach Identität und Rassismus. So lässt Sonja Zekri (2002) durchblicken, dass es der Kölner Ausstellung „Besondere Kennzeichen: Neger – Schwarze im NS-Staat nicht gelingt, die rassistische Stereotypisierung in Nazi-Deutschland, die aus kolonialen Phänomenen resultiere, differenziert in den Blick zu nehmen. Im Detail verweisen die Historikerin Nicola Lauré al-Samarai und der Vorstand der „Initiative Schwarze Menschen, Tahir Della, auf die mangelnde Kenntnis der deutschen Kolonialgeschichte bei dem Veranstalter dieser Schau, und dabei geht es immerhin um das wissenschaftlich arbeitende „NS-Dokumentationszentrum Köln. Auch als die renommierte Münchener Hypo-Kunsthalle 2011 die Ausstellung „Orientalismus in Europa zeigt, sieht man leider nicht nur die ideologie-historisch aufgeladenen Bilder, sondern vermisst auch jegliche reflektierende Einordnung der ikonographischen „Orientschwärmerei" (Goebel 2011) sowie von deren Machtattributen.

    Doch solche Ignoranz erstreckt sich bisweilen auch bis in eine der renommiertesten deutschen Forschungseinrichtungen hinein, in die DFG, wenn „führende Forscher aktuelle Forschungsprojekte begutachten. Eine solche Koryphäe kann sich nach der Sichtung eines interdisziplinären Projekts zu irischen Kulturzeugnissen vor dem Hintergrund des Kolonialismus ungestraft zu der Behauptung versteigen, Samuel „Becketts Räume gehörten auch wohl eher einer europäisch-westlichen Moderne an als dem spezifisch irischen Kontext (aus dem Schreiben, das die Begutachtung zusammenfasst). Entgegen dieser Experten-Meinung belegen aus Sicht der Postkolonialismus-Forschung die beiden führenden Irish-Studies-Vertreter Declan Kiberd (1996: 377, 537-38) und Seamus Deane (1986:189-93) die reichhaltigen Bezüge des Exilanten Beckett zu dessen kolonial geprägter Heimat. Die Raumbedeutung aus diesem Kontext auszuschließen, heißt vor dem Hintergrund der überragenden Bedeutung von Räumen in der Postkolonialismus-Forschung, dass sich solch ein überforderter Gutachter damit unfreiwillig aus dem Kreis ernstzunehmender Wissenschaftler ausschließt und für sein Amt disqualifiziert. Am Rande sei bemerkt, dass nicht nur hinter vorgehaltener Hand auch vom „Wahnsinn des DFG-Gutachterwesens" (Bisky 2006) gesprochen wird.

    Doch diese Beispiele mangelnder Kenntnis von der Postkolonialismus-Forschung sind für die deutschen Universitäten glücklicherweise nicht typisch. Die Einleitung der vorliegenden Einführung zeigt, dass die Postkolonialismus-Forschung trotz der eingangs geäußerten Skepsis, für die es gute Gründe gibt, erfolgreich in einer Vielzahl geisteswissenschaftlicher Disziplinen tätig ist. Damit stellt sich zugleich die Frage, weshalb diese Einführung vorwiegend – wenn auch nicht nur – auf Literatur fokussiert ist. Tatsächlich sprechen pragmatische Gründe für eine gewisse Selbstbeschränkung: In einem Band kann das Spektrum der Postkolonialismus-Forschung zwar breit, aber nicht erschöpfend dargestellt werden. So werden etwa auch ökonomische Theorien und Fragen der Welthandelsordnung die für die Globalisierungsdebatte zentral sind, nur am Rand gestreift. Weil die Forschungsrichtung auf Außenstehende wegen ihrer Vielschichtigkeit ohnehin oftmals abschreckend unübersichtlich wirkt, soll diese Selbstbeschränkung in der vorliegenden Einführung durch die konzentrierte Darstellung eine Tugend sein. Auch ermöglicht ein klarer Aufbau die rasche Orientierung im vorliegenden Band:

    Nach einem Überblick über den Gegenstand, knappen Bemerkungen zur geschichtlichen Betroffenheit einschlägiger Regionen einerseits und einem skizzenhaften Einblick in die Forschungsgeschichte andererseits gelten die Kapitel zu Edward Said, Gayatri Chakravorty Spivak und Homi Bhabha den zwei Theoretikern und der Theoretikerin, zu denen die Forschung selbst am häufigsten Bezüge herstellt und die daher sogar als „Heilige Dreifaltigkeit" dieser Richtung bezeichnet werden (Young 1995: 163). Die sich daran anschließenden drei beispielhafte Analysen zu unterschiedlichen Kulturräumen untersuchen solche Kulturzeugnisse, in denen sich Kolonialismus oder Imperialismus als soziokulturelle Phänomene artikulieren. Diese Interpretationen zweier Texte und eines Films ermutigen die Lesenden dazu, beschriebene Begriffe und Ansätze für die eigene Forschung fruchtbar zu machen – aber das ist nicht deren einziges Ziel.

    Die Beispiele zeigen auch, dass sich die Arbeit an kolonialen Bezügen nicht darin erschöpfen kann, in einen „postkolonialen Werkzeugkasten zu greifen und dann den methodologischen Schlüssel der passenden Größe an das Objekt anzusetzen. Vielmehr muss neben postkolonialen Fragestellungen und Begriffen vor allem der ganz „konventionelle, genaue Blick auf die Kulturzeugnisse gerichtet werden. Das heißt vor allem auch, dass das vertraute philologische Instrumentarium keineswegs beiseitegelegt, sondern ebenfalls kreativ zur Bearbeitung des Themas eingesetzt wird. Diese Konfrontation verschiedenartiger Medien mit hybrider Methodologie soll zudem ansatzweise Graham Huggans (2008: 4-10) Hypothese Rechnung tragen, dass eine der Herausforderungen der Postkolonialismus-Forschung im reflektierten inter-, bzw. transdisziplinären Arbeiten liegt. Gegen Ende des Bandes versammelt, erklärt und vertieft ein Glossar schließlich nochmals zumeist vorher schon angesprochene, zentrale Fachbegriffe, die teils bedeutungsgleich aus anderen Disziplinen übernommen oder mit spezifischer Bedeutung aufgeladen sind. Und das abschließende Namensregister erleichtert das Auffinden relevanter Personen.

    Mit seinem reichhaltigen Angebotstableau ermöglicht der vorliegende Band einen ersten, aber gründlichen Einstieg in die Forschungsrichtung, weil er sich auf wiederkehrende theoretische Annahmen, Methoden, Themen und Kritik konzentriert sowie leitmotivisch so zentrale Kategorien wie Macht, Identität, Alterität, Essentialismus und das Unheimliche anspricht. Im Lauf der Lektüre treten die Konturen der Reichweite und Vielfalt der Postkolonialismus-Forschung klar zutage.

    Zu einigen Begriffen, Zitierweise und Verständnishilfen

    Zum Abschluss des Vorworts drei Bemerkungen zu einigen Begriffen und zur Zitierweise: Eine der grundlegenden Erkenntnisse der Postkolonialismus-Forschung ist die historisch evidente Tatsache, dass koloniale Gegenüber dazu benutzt werden, das Selbst der Kolonisten – durch Abgrenzung – hervortreten zu lassen. Wegen der Fremdheit dieses kollektiv behandelten Gegenübers hat es sich eingebürgert, dabei vom „anderen zu sprechen. Die Großschreibung dieses Begriffs als „Andere(r) ist von der strukturalistischen Psychologie bzw. Psychoanalyse inspiriert, die damit eine Instanz wie die symbolische Ordnung meint. Diese ist zwar ebenfalls unpersönlich zu denken, hat aber sonst wenig mit dem fremden Gegenüber gemein. So wie Gayatri Spivak (z.B. 1985: 131) dieser Praxis nicht folgt, wird auch im vorliegenden Band diese falsch entlehnte Großschreibung nicht aufrechterhalten: „Andere werden nur am Satzanfang großgeschrieben. Zudem fällt die eben genannte Spielart der Psychologie, die sich Psychoanalyse nennt und sich dem Un- oder Unterbewussten widmet, meist unter den umfassenderen Begriff der Psychologie, gelegentlich ergänzt durch den konventionellen Begriff. Schließlich heißen in Anlehnung an Manfred Franks (1984: 31-31) Gebrauch die weithin als „poststrukturalistisch bezeichneten Ansätze, die sich auf Ferdinand de Saussure beziehen und teilweise von ihm absetzen, hier „neostrukturalistisch," und zwar aus den Gründen, die Frank selbst erläutert und im Glossar unter diesem Eintrag zu finden sind.

    Wörtlich zitierte Stellen der konsultierten englischsprachigen Literatur beruhen, wenn nicht anders gekennzeichnet, auf eigenen Übersetzungen. Damit soll keineswegs die Arbeit der anderen Übersetzer geringgeschätzt, sondern der Ton einheitlicher gehalten werden. Gelegentlich werden Originalformulierungen zur Beurteilung der Übersetzungsgüte durch den Lesenden mit genannt. In das Literaturverzeichnis wurden viele Klassiker der Literatur, zu denen Interpretationen angesprochen werden, aufgenommen, aber nicht alle, um eine Aufblähung über Gebühr zu vermeiden. Dort, wo es hilfreich ist, werden fremdsprachliche Originaltitel übersetzt. Schließlich rät der begrenzte Seitenumfang dazu, eine „Fußnotenschlacht" zu vermeiden: In Klammern folgen Seitenzahlen auf Autorennamen und die Zahl des Erscheinungsjahres. Bei wiederholtem oder eindeutigem Bezug entfallen Name und / oder Jahr.

    B Einleitung

    i Anlass, Forschungsansätze, Begriffe

    Dimension und Aktualität von Kolonialismus und Imperialismus

    Weshalb sollte uns die Postkolonialismus-Forschung interessieren? Einige Zahlen geben Hinweise auf mögliche Antworten: „Mehr als drei Viertel der heutigen Welt sind unmittelbar und tiefgreifend von Imperialismus beeinflusst" (Tiffin 1995: 95). Detaillierter erläutert Harry Magdoff (1978: 29, 35), dass im Jahr 1800 die westlichen Mächte 55 Prozent der Erdoberfläche für sich beanspruchen, und tatsächlich knapp 35 Prozent kontrollieren. Über die nächsten 75 Jahre steigt die beanspruchte Landfläche jährlich im Schnitt um 210.000 Quadratkilometer und beträgt 1878, vor der nächsten größeren Eroberungswelle, 67 Prozent. Dies Wachstum beschleunigt sich bis 1914 auf eine jährliche Steigerungsrate von 620.000 Quadratkilometern. Damit liegen in dem Jahr, in dem sich der Wettlauf der Großmächte im Ersten Weltkrieg entlädt, rund 85 Prozent der Erde entweder unter der Oberhoheit der Kolonialmächte oder sie haben eine koloniale Vergangenheit.

    Diesen gewaltigen Flächendimensionen entsprechen Kulturräume, in denen gelebt, gedacht, geschrieben und Kunst geschaffen wird. Beschäftigt man sich auch nur oberflächlich mit Geschichte, so wird die Bedeutung dieser Dimension für die Gegenwart klar, denn Historie ist stets mehr als nur vergangene Zeit. Die Wirkung auch zeitlich weit zurückliegender Geschehnisse pflanzt sich fort und entfaltet ihre Wirkung oftmals lange nach dem Verschwinden der Akteure. So zeigen sich auch gegenwärtig noch nahezu alle Weltregionen von den Bedeutungen geprägt, deren Keim in einem Kolonialismus und Imperialismus liegt, der seit dem Briand-Kellog-Pakt von 1928 völkerrechtlich diskreditiert ist. Dies ist der Grund für Edward Saids Feststellung (1993: xxiv), dass für „die meisten von uns auch heute noch die „die geschichtliche Erfahrung des Imperiums als alltäglich anzusehen ist.

    Tatsächlich ist die heutige Welt ohne die Kenntnis der Auswirkungen von Hegemonie, Eroberungen, Unterwerfungen, Knechtschaft und Vertreibungen sowie den damit zusammenhängenden komplexen Symbolisierungsstrategien nur sehr eingeschränkt zu verstehen. Zwei gänzlich unterschiedliche Beispiele aus dem Jahr 2009 und 2014, die dies unter Beweis stellen, sollen hier als Beleg genügen: Der Han-chinesische Pogrom gegen Uiguren 2009 mit mehr als hundert Mordopfern wird nicht verständlich, so zeigen Henrik Borks Ausführungen (2009), wenn man den – im Sinn von Edward Said – „orientalistischen" und damit auch sexualisierten Blick der Han-Chinesen auf die Ethnie der Uiguren nicht kennt. Weil die chinesischen Kolonisten Uiguren als triebgesteuerte Orientalen ansehen, führen Missverständnisse in einem Wohnheim zur Erfindung von Belästigungsvorwürfen und zur weiteren Eskalation. Und verständlich wird auch die russische Annektierung der Krim 2014 erst vor dem Hintergrund der Gemengelage der ethnischen Spannungen als Konsequenz der Besiedlungspolitik und der wechselhaften Zugehörigkeit der Region am Schwarzen Meer sowie aus der imperialen Nostalgie russischer Akteure, der realpolitischen Unverbindlichkeit völkerrechtlicher Prinzipien und aus Bündnisverpflichtungen und Wirtschaftsinteressen. Forscherpersönlichkeiten wie Stuart Hall und Graham Huggan analysieren solche Prozesse in ihrer Migrations- und Rassismusforschung als Teilbereich der Postkolonialismus-Forschung.

    Gegenstand der Postkolonialismus-Forschung: Das Für und Wider des „post"

    Wenn damit kurz die Dringlichkeit der Postkolonialismus-Forschung angedeutet ist, stellt sich die Frage, worum es dabei geht. Beim Wort genommen, befasst sich die Postkolonialismus-Forschung mit „nachkolonialen Zuständen, und die obigen Zahlen stellen deren gewaltiges Potential unter Beweis. Doch vor allem die Vorsilbe „post, also der Hinweis auf das „nach des Kolonialismus, wirft Fragen auf, die in der Forschung selbst kontrovers beantwortet werden. Geht es dabei um eine zeitliche Markierung oder um eine inhaltliche Abgrenzung von anderen Forschungsansätzen? Weiter: Verweist das „post darauf, dass die thematisierten Gesellschaften sich vom Einfluss der Kolonisten gelöst und eine gänzlich eigenständige Kultur entwickelt haben? Und geht es um die ausschließliche Arbeit mit Texten, die nach der Entkolonisierung entstanden sind?

    Die Auseinandersetzung um die Beantwortung dieser Fragen trägt die Postkolonialismus-Forschung unter anderem als Streit um den „Bindestrich in ihrem Namen heftig aus (Gandhi 1998: 3). Viele derjenigen, die den Bindestrich nach „post fordern, verstehen ihn als Markierung des grundsätzlichen Bruchs einer vollzogenen Entkolonisierung. Mit der Unabhängigkeit soll etwas kulturell Neuartiges beginnen. Wer dieser Ansicht ist, legt den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Erforschung kultureller Tatsachen wie Literatur oder Theater, die nach der Entkolonisierung in Erscheinung treten. Vor diesem Hintergrund lehnen es etwa Karen Rehberger und Gerhard Stilz als zu „vage ab, Untersuchungen bis in die Zeit des frühen Kolonialismus voranzutreiben. Wenn sie nach „post auch keinen Bindestrich setzen, möchten sie dennoch die Forschung zum „Postkolonialen weitgehend auf „ehemals" kolonisierte Länder (2004: 142) verengen und auf die „Frage der Identitätsstiftung der ehemaligen Kolonien (143, meine Hervorhebung). In einem Atemzug betont ihre – deshalb dennoch wertvolle – Einführung jedoch „den Dialog zwischen den Kulturen der Kolonisatoren und der Kolonisierten (146). Dieser setzt logisch mit der Kolonisierung ein und verweist, wie die Autoren überzeugend erläutern, auf die Bedeutung der Vorgänge zur Zeit des Kolonialismus und des Entkolonisierungskampfes (142-32).

    Die anderen, und sie sind in der Mehrheit, verzichten auf den Bindestrich. Sie meinen, dass ehemalige Kolonien nach ihrer Unabhängigkeit zwar postkolonial heißen, dass aber deren kulturelle Prägung viel früher, nämlich mit dem Beginn der Kolonisierung eingesetzt hat. Weil die Nachwirkungen von Dauer sind, muss dieser Auffassung gemäß die gesamte Phase vom Beginn der Kolonisierung bis in die Gegenwart erforscht werden. Danach entstandene Kulturzeugnisse sind lediglich Teilbereiche der auszuwertenden Objekte (Ashcroft et al. 1998: 187-88). In diesem letzteren Sinn beweisen führende Forscher wie Edward Said (1993) die Aussagekraft der Zeugnisse aus den Kulturen der Kolonialmächte England, Frankreich, Österreich-Ungarn und – seit dem Zweiten Weltkrieg – der USA für das Verständnis des Kolonialismus. Sie betonen gerade den Wert der Information vom lebendigen kolonialen Prozess in seinen Legitimationsstrategien und Widersprüchen, seinen Durchsetzungstaktiken, dem Widerstand, auf den er stößt, seiner Verteidigung dagegen und dem Mehrwert (z.B. an Identitätsstiftung), den er für die Kolonisten abwirft.

    Als Begründung ihrer Arbeit erläutert daher Helen Tiffin (1989: 32), dass die kolonialen Züge nicht getilgt werden könnten und dies angesichts der im Zuge der Vorherrschaft ausgeübten Grausamkeiten auch nicht wünschenswert sei. Folglich erklärt sie den Traum von der Wiederherstellung einer imaginären vorkolonialen „Reinheit als irrig. Entkolonisierung ist für sie kein erreichter oder auch nur erreichbarer Zustand, sondern ein unabschließbarer Prozess. In dasselbe Horn stößt Homi Bhabha (1994:128), wenn er die „fortdauernde koloniale Gegenwart und ihre widersprüchlichen Artikulationen von Macht und kulturellem Wissen thematisiert. Und Gayatri Spivak, neben Said und Bhabha die dritte der bekanntesten Theoretiker der Forschungsrichtung, zieht dieselbe Konsequenz aus ihrem Wissen um die Kontinuität des Kolonialismus. In der Tat spielt völkerrechtliche Unabhängigkeit eine untergeordnete Rolle, wenn es darum geht, wie gegenwärtige Kultur, Sprache und Literatur beschaffen sind.

    An den Bindestrich werden auch methodologische Vorschläge zur Interpretation von kolonial geprägten Kulturen geknüpft. Die „Bindestrich- Post-kolonialen bekennen sich bei ihrer Forschung dazu, die materiellen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, wenn sie auch dessen sprachliche Bedingungen damit keineswegs übersehen. Spinnefeind scheinen Ihnen die „strichlosen Postkolonialismus-Forscher zu sein, die vermeintlich geringes Interesse an Fragen des Materialismus zu erkennen geben und dazu neigen, sich voll und ganz auf die sprachlichen Bedingungen von Kolonialismus und Imperialismus zu konzentrieren. Es scheint, dass diese Frontstellung heute überwunden und einem Pluralismus der Ansätze gewichen ist; zumindest ist der Ruf nach Strichen heute weniger deutlich vernehmbar.

    Mit der Wahl der zeitlichen Dimension werden zugleich inhaltliche Entscheidungen gefällt. Denn wenn man sich auf die Erforschung von Kulturen ehemaliger Kolonien nach deren Entkolonisierung beschränkt, so macht man sich vermeintlich nicht die Hände mit der Analyse der Herrenkulturen schmutzig. Die Debatte darum fasst Anne McClintock (1992) zusammen. Grob gesagt, reicht die Breite des Forschungsspektrums von Edward Saids ideologiekritischer Lektüre des abendländischen Kanons der Kolonialnationen, die Aijaz Ahmad (1992:166) heftig kritisiert, bis zu Helen Tiffins (1989) Bevorzugung von nachkolonialer Literatur, die sich aus den verschiedenartigsten kolonialen Situationen durchaus auch auf diesen Kanon bezieht, um ihn im Zuge der spielerischen Aneignung seiner Elemente zu destabilisieren.

    Definition von Postkolonialismus-Forschung

    Unmissverständliche Aussagen zum Gegenstand ihrer Arbeit machen einige der führenden Postkolonialismus-Forscher, Bill Ashcroft, Gareth Griffiths und Helen Tiffin, (1989: 2): Sie arbeiten an der „gesamte[n] Kultur, die von dem Moment der Kolonisierung bis heute vom imperialen Prozess betroffen ist," und das schließt die Kultur der Kolonisten selbstverständlich ein. Damit schält sich eine Definition heraus: Postkolonialismus-Forschung ist das wissenschaftliche Arbeitsgebiet, in dem die soziokulturellen Auswirkungen von Kolonialismus erforscht werden, und zwar vom Beginn der Kolonisierung an, während des Kolonialismus, im Zuge der Entkolonisierung und nachdem Unabhängigkeit erlangt wurde.

    Um die Debatte zur Vorsilbe abzurunden, bedeutet dies paradoxerweise nicht weniger, als dass das „post im Namen der Forschungsrichtung keine zeitliche Dimension ausdrückt und daher keineswegs die Analyse kolonialer Prozesse ausschließt – im Gegenteil. Wenn man das „post dennoch nicht weglässt, dann aus Gründen der Arbeitsteilung: Die Philologien und sozialwissenschaftlich arbeitenden Nachbardisziplinen grenzen damit ihre Arbeit gegen die stärker faktenorientierten Fächer wie die Geschichtswissenschaft und Politologie ab – wo freilich der Begriff mittlerweile auch kursiert. So bezeichnen Historiker nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Begriff „postkolonial" – mit oder ohne Bindestrich – entkolonisierte Länder, wohingegen die Philologen den Begriff seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts für „die verschiedenen kulturellen Auswirkungen von Kolonisierung" (Ashcroft et al. 1998: 18692) verwenden.

    Dabei ist die Nähe dieses Begriffs zu philologischen bzw. philosophischen Begriffen wie „Postmoderne und dem gleichermaßen missverständlichen Begriff „Poststrukturalismus gewollt, den Frank als zu „indifferent ablehnt und historisch abgeleitet durch „Neostrukturalismus ersetzt (Frank 1984: 31-32). In all diesen Gebieten zeigt die Vorsilbe potentiell Interessierten an: Achtung! Hier befinden Sie sich auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften. Es ist daher sicher nicht das Dümmste, sich der Meinung von Sara Suleri (1995: 275) anzuschließen: „[B]esäße ich eine Vetorecht über Präfixe, müsste sich post- als erstes verabschieden. So einfach lässt sich das „post aber nicht entmachten. Letztendlich rechtfertigt die Konvention seinen weiteren Einsatz.

    Adressierung

    Wen geht nun diese Forschungsrichtung überhaupt an? Sie fördert in allen Geisteswissenschaften die Erkenntnis davon, wie Phänomene des Kolonialismus sich weltweit jeweils eigenständig auswirken. Die Anglistik und Amerikanistik zeigen sich solchen Fragen gegenüber traditionell aufgeschlossener, doch die Forschung wird auch getragen von der Germanistik, der Romanistik, der arabischen Philologie (bzw. Islamistik), der Slawistik, der Indologie, der Sinologie und Japanologie sowie nicht zuletzt von der Komparatistik, die sich per se mit den kulturübergreifenden Fragestellungen befasst, die unter dem Eindruck der Postkolonialismus-Forschung zum Teil fundamental revidiert wurden und werden (Tiffin 1989: 33-35).

    Doch auch in anderen Geisteswissenschaften wie Medienwissenschaften (z.B. Bergermann 2012) Kunstgeschichte (z.B. Haustein 2008; Karentzos 2012; Streit 2002) und Musikwissenschaften (z.B. Said 1995), werden die vor kolonialem Hintergrund entstandenen Kulturzeugnisse erforscht. Dies gilt ebenfalls für Historiographie (z.B. Bühler 2003), Soziologie (z.B. Reuter 2012), Politologie (z.B. Ziai 2012), Wirtschaftswissenschaften (z.B. Pollard / McEwan / Hughes (Hg.) 2011), Anthropologie und Ethnologie (z.B. Münster 2012), Theologie (z.B. Nehring / Thielesch (Hg.) 2013), Rechtswissenschaften (z.B. Zimmer 2004; Böhlke-Itzen 2004), Geographie (z.B. Lossau 2012), Pädagogik (z.B. Baquero Torres 2012): Keine der großen Disziplinen, die historisch an Resultaten menschlichen Wirkens arbeitet, kann ihren Fragen ausweichen. Sicher ist, dass die Linguistik z.B. mit Brathwaites Arbeit (1995b) und als Komplementärdisziplin der Literaturwissenschaft immer wieder auch adressiert ist. Und auch die Philosophie (z.B. Purtschert 2012) sieht sich der Forschungsrichtung vor neue Herausforderungen gestellt.

    Exemplarisch zeigt die deutsche Germanistik, wie sich die Postkolonialismus-Forschung gerade im vergangenen Jahrzehnt mehr und mehr durchsetzt. Lange sträubt sich die Disziplin gegen die Übertragung der Fragestellungen dieser Forschung auf ihr Gebiet und begründet dies mit der historischen Übermacht der anderen Imperien im Vergleich zu dem vergleichsweise unbedeutenderen deutschen Kolonialismus. Noch 2003 konstatiert der US-amerikanische Germanist Russell Berman (2003: 19) den Forschungsstand daher nüchtern: „In der literaturgeschichtlichen Forschung war der deutsche Kolonialismus bis vor kurzem [...] nur eine Randerscheinung. Und: „Wir wissen immer noch viel zu wenig über den Stellenwert der Kolonialidee für Gesellschaft, Politik und Wissenschaft in Deutschland zwischen 1800 und 1945 (20). Wohl auch unter seinem Einfluss ändert sich die Situation danach jedoch grundlegend. So setzt sich etwa 2005 Andrea Polaschegg mit der Gültigkeit von Edwards Saids Orientalismus-Konzept für die deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts auseinander. Zwar stellt noch 2012 ein in der Forschung ausgewiesener Germanist fest (Uerlings 2012: 45), dass in den einschlägigen Einführungsbänden „Germanisten, die sich über die Postkolonialität informieren wollen, hier nicht […] fündig werden. Aber nach sieben verdienstvollen Sammelwerken der Reihe „Postkoloniale Studien in der Germanistik von 2012-14 (u.a. Uerlings / Patrut (Hg.) 2012; Dürbeck (Hg.) 2014) kann man nun konstatieren, dass die Postkolonialismus-Forschung auch in der deutschen Germanistik angekommen ist.

    Aus den oben genannten wissenschaftlichen Disziplinen ergibt sich folgerichtig, dass nicht nur Texte Untersuchungsgegenstand der Postkolonialismus-Forschung sein können. Dies legt zwar die philologische Herkunft Begrifflichkeit nahe, doch die Forschung richtet den Blick ebenso auf Filme, künstlerische Objekte, architektonische Zeugnisse oder musikalische Werke. Die durchaus sinnvolle Berücksichtigung mehrerer Objektarten leitet dabei zu der interdisziplinären Analyse an, die die Wissenschaftstheoretikerin Julie Thompson Klein (2001) generell bei komplexen Fragestellungen für erforderlich ansieht, die aus den Kulturwissenschaften heraus Klaus Hansen (2000) fordert und bei der Julia Reuter und Alexandra Karentzos (2012: 8) in der Postkolonialismus-Forschung „zumindest in Deutschland bislang „wenige Anstrengungen feststellen können.

    Begrifflichkeit: Kolonialismus, Imperialismus, Neokolonialismus

    Doch wo genau verläuft die Demarkationslinie zwischen den beiden nun immer wieder genannten Begriffen Kolonialismus und Imperialismus? Kurz gesagt, versteht man unter Kolonialismus, die Besiedlung fremder Länder und die Beherrschung von deren Einwohnern. Doch eindeutig vom Imperialismus ist dieser Begriff nicht zu trennen. Eine gängige Unterscheidung besteht in der Fassung des Kolonialismus als tatsächliche Beherrschung solcher Länder und des Imperialismus als Triebfeder dahinter, wie dies Edward Said vorschlägt (1993: 8). Anstelle dieser funktionalen Unterscheidung zieht der Imperialismus-Forscher Wolfgang Mommsen (1977: 19) eine zeitliche Grenze: Kolonialismus gilt ihm als ältere Spielart des Imperialismus. Zugleich gesteht er aber ein, dass es dieser Definition an Trennschärfe mangelt.

    Die Zeit des Hochimperialismus datiert Mommsen (1977: 20) auf die knapp vier Jahrzehnte zwischen 1881 und 1918. Detaillierter erläutert er (20): „Heute darf als allgemein anerkannt gelten, dass der Imperialismus die Schlussphase des großen Ausbreitungsprozesses der Gesellschaftssysteme der westlichen Welt über die unterentwickelten Regionen des Erdballs gewesen ist, ein Prozess, dessen Anfänge bis in das 14. Jahrhundert zurückreichen. Muss man auch aus heutiger Sicht die Bezeichnung „unterentwickelt als ethnozentrische Überlegenheitsvokabel zurückweisen, so hat die Chronologie doch einen Nutzen: Sie veranschaulicht den zeitlichen Horizont des Gegenstands, um den es hier geht, und deutet an, dass sich die Beziehungen zwischen Kolonisten und Kolonisierten entlang der Zeitachse intensivieren.

    Dies unterstreicht Mommsen (1977: 21), wenn er die Phase des Imperialismus als zunehmende Formalisierung des Kolonialismus und des Machtkampfes der europäischen Großmächte mithilfe von Kolonien beschreibt. Zwar existiert ein von den Vereinten Nationen sanktionierter, internationaler Konsens über die Völkerrechtswidrigkeit von gewalttätigen Grenzverletzungen und Gebietsannexionen. Dennoch lässt Mommsen (20) keinen Zweifel daran, dass der Imperialismus andauert und sich auch die älteren Kolonisierungen nicht von den heutigen Wirtschaftsbeziehungen, die er, ebenso wie Petra Steinberger (2009: 16) als „neokolonial" bezeichnet, abgrenzen lassen.

    Das bedeutet, dass sich der Blick auf Kolonialismus und Imperialismus auch auf die Gegenwart richtet, und zwar nicht nur, was die Spätfolgen angeht. Einerseits verbergen sich im 21. Jahrhundert innerhalb des vermeintlich klinisch reinen Begriffs der Globalisierung Ausbeutungsprozesse und -strategien des klassischen Kolonialismus. Dies wird etwa deutlich, wenn die Europäische Union ausländische Märkte durch hochsubventionierte Billigimporte ruiniert, um eigene Überproduktionsprobleme zu lösen (Busse 2010: 96-11). Erwin Wagenhofers Dokumentarfilm We Feed the World (2006) zeigt anschaulich, wie diese zerstörten Existenzgrundlagen und die konsequente Flucht vor dem Hungertod am Anfang des 21. Jahrhunderts zum zentralen Grund von Massenmigration werden. Andererseits belegen Beispiele wie Nordirland, Tibet, Tschetschenien und eben die Krim das nur vermeintlich anachronistische Fortdauern von Kolonialismus in die Gegenwart hinein. Zu diesen alltäglichen Problemen des Imperialismus, des Welthandels und nicht zuletzt des Tourismus liegt eine Vielzahl von Untersuchungen vor (z.B. Purtschert 2008; Golly 2009; Businger 2008). Und schließlich feiert im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts im Nahen Osten eine Interventionspolitik zumindest vorübergehend fröhliche Urständ, die an den geächteten Kolonialismus erinnert, und zwar unter Einsatz massiver Lügenkampagnen vor dem dadurch zunehmend delegitimierten UN-Sicherheitsrat und betrieben von den USA und einigen gutgläubigen, zynischen oder abhängigen Satellitenstaaten.

    Bei dem damit geographisch und historisch weit gefassten Forschungsgegenstand ist die Gefahr des Ausuferns (Slemon 1995: 45) nicht von der Hand zu weisen. Zu Recht erklärt etwa auch Bart Moore-Gilbert (1997: 11), dass der Begriff des „Postkolonialen mittlerweile auf eine solche Vielfalt von „historischen Augenblicken, geographischen Regionen, kulturellen Identitäten, politischen Situationen und Kontexten sowie Lesepraktiken Anwendung finde, dass seine analytische Schärfe bedroht sei. Dies Bedenken rührt nicht zuletzt aus der gewaltigen historischen Tiefe, auf die der analytische Blick stößt, eine Tiefe jedoch, die wiederum verschiedene Experten unterschiedlich umreißen. Alternativ zu Mommsens oben zitierter Datierung auf das 14. Jahrhundert schlagen Ashcroft, Griffiths und Tiffin (1998:188) das 16. Jahrhundert als Beginn des Kolonialismus vor, wohingegen sich Karen Rehberger und Gerhard Stilz (2004: 143) grob in der Mitte einfinden, nämlich „zu Beginn des 15. Jahrhunderts". Immerhin besteht damit weitgehender Konsens darüber, dass die chronologische Leitlinie der Postkolonialismus-Forschung etwa mit dem Beginn der Neuzeit zusammenfällt. Damit ist jedoch eher der Ist-Zustand der Richtung beschrieben als ein Verbot, die Forschung weiter in die Vergangenheit voranzutreiben. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang James Scotts Diagnose von Versklavung als einer der zentralen Funktionen frühgeschichtlicher und antiker Gemeinschaften (2013: 15):

    Die Athener und Spartaner brachten vielleicht die Männer einer besiegten Stadt um und verbrannten ihre Ernten, aber praktisch immer verschleppten sie die Frauen und Kinder als Sklaven […].Es ist eine Tatsache, dass Versklavung im absoluten Zentrum [Orig.: the very centre] von Staatlichkeit lag. Es ist unmöglich, die gewaltigen Auswirkungen dieser menschlichen Ware auf staatenlose Gesellschaften zu übertreiben.

    Wenn damit die für Kolonialismus typische Situation der Sklaverei als zentrales Phänomen benannt ist, eröffnet sich freilich erst das Aufgabenfeld für die Postkolonialismus-Forschung. Wenn man nach den frühesten kolonialen Situationen fragt, die von der Forschung bearbeitet werden, stößt man auf Verweise zu Konferenzdebatten über die griechische Antike (Moore-Gilbert1997: 12). In der Politologie liegen Vergleiche der Auswirkungen des römischen und des US-amerikanischen Imperiums nahe (Johnson 2004), und in der Tat wird die Beschaffenheit des Verhältnisses zwischen der Antike und modernen Kolonien ebenso untersucht (Sánchez-Moreno Ellart 2006) wie der Einsatz von Ideen der Antike als argumentatives Werkzeug im Zuge des modernen Kolonialismus, etwa wenn es um die Beschaffung der Elgin Marbles geht. (Goff (Hg.) 2005). Zudem liegt auch schon eine Ausarbeitung zur selbstreflexiven Sicht des Historikers Herodot im Bezug zu griechischer Imperialmacht vor (Harrison 2009). So kann man resümieren: Die Grenze der Forschung zieht weniger die Zeit als die Quellenlage.

    Postkolonialismus-Forschung, Kulturwissenschaften und „Cultural Studies"

    Damit stellt sich auch die Frage nach der Beziehung zwischen den Kulturwissenschaften und der Postkolonialismus-Forschung. Die Ansicht Bernhard Kleins und Jürgen Kramers (2002), dass die gemeinsame Basis der Postkolonialismus-Forschung und der „Cultural Studies bislang kaum erforscht sei, bezieht sich nicht auf die Übersetzung des Begriffs als Kulturwissenschaften, sondern auf eine im engeren angelsächsischen Sinn sozioökonomische bzw. marxistisch ausgerichtete Kulturanalyse (Riedel 2002: 77-78). Dagegen besitzt der deutsche Begriff der Kulturwissenschaften eine größere Ausdehnung und überspannt neben den Philologien auch Disziplinen wie etwa Architektur- und Kunstgeschichte oder Musikwissenschaft. So bezieht sich „Kulturwissenschaften auf die Gesamt- und „Cultural Studies" auf die als sozioökonomisch orientierter Teilmenge. Zu diesen Begriffen steht die PostkolonialismusForschung mit ihrem Blick auf die kolonialen Bezüge quer. Wäre sie lediglich Teil der Kulturwissenschaften, so müsste nämlich die Methodologie in den Kulturwissenschaften entwickelt und dann mit dem Blick auf Kolonialismus kombiniert worden sein. Doch etwa das Beispiel Homi Bhabhas, eines des wichtigsten Ideengebers der Richtung zeigt, dass dies nicht der Fall ist: Er unternimmt weit mehr, als Begriffe wie Hybridität und Mimikry nur auf den kolonialen Zusammenhang anzuwenden. Wie das Kapitel zu ihm zeigt, entwickelt er sie stattdessen aus ihm heraus.

    Sicherlich lässt sich mit Klein und Kramer (2002: 3) der gleichzeitige Aufstieg der Kulturwissenschaften und der Postkolonialismus-Forschung in Deutschland konstatieren. Zugleich muss man jedoch auch in Frage stellen, ob sich beide wirklich durchgesetzt haben. Doch die für die deutsche Forschung spezifische Feststellung, dass es zwischen beiden

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