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Möge die Straße...: Pilgerlauf von Kiel nach Schengen
Möge die Straße...: Pilgerlauf von Kiel nach Schengen
Möge die Straße...: Pilgerlauf von Kiel nach Schengen
eBook447 Seiten5 Stunden

Möge die Straße...: Pilgerlauf von Kiel nach Schengen

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Über dieses E-Book

Im Sommer 2013 lief mein Mann Volker erneut auf Pilgerwegen, nun aber von oben nach schräg unten durch Deutschland: von Kiel nach Schengen/Luxemburg. Dabei begleitete ich meinen Langstreckenläufer in bewährter Weise mit meinem Fahrrad 'Lotte'; ein VW-Bus kam auch mit.
In 4 Wochen legten wir dabei 1034 km zurück und haben damit die Hälfte der Gesamtstrecke Norwegen-Spanien bewältigt.
Auf diesem völlig anderen Lauf-Abenteuer lernten wir uns bis dahin unbekannte wunderschöne Ecken Deutschlands kennen, trafen wieder viele interessante Menschen, und auch zwei Besuche auf Kinderkrebsstationen gehörten dieses Mal dazu.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum12. März 2015
ISBN9783738676495
Möge die Straße...: Pilgerlauf von Kiel nach Schengen
Autor

Silke Schnack

Silke Schnack, geb. 1960 in Hannover, ist langjährige begeisterte Läuferin und organisiert in ihrer Freizeit gerne Sportreisen. Ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte sie, nachdem sie zunächst aus Tagesaufzeichnungen einer Pilgerreise ein recht unterhaltsames privates Buch machte, das großen Anklang fand. In ihrem ersten veröffentlichten Buch "Etwas Urlaub etwas Sport und ganz viel Abenteuer", eine Reiseerzählung, beschreibt sie einen weiteren Pilgerlauf ihres Mannes Volker aus ihrer eigenen Sicht, nämlich die der begleitenden Fahrradfahrerin. In einem zweiten veröffentlichten Buch "Möge die Straße ...", erneut eine Reiseerzählung, schreibt sie über den Pilgerlauf durch Deutschland; wieder aus der Sicht der Radbegleitung neben ihrem Mann Volker, dem Langstreckenläufer. Inzwischen ist eine Neuauflage der ersten Reiseerzählung "Was wäre ich ohne dich" - Pilgerlauf durch Nordspanien- im Buchhandel erschienen. Sie ist Mutter zweier Söhne und lebt heute mit ihrer Familie in Kiel, Norddeutschland.

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    Buchvorschau

    Möge die Straße... - Silke Schnack

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Einleitung

    Möge die Straße ...

    Kiel - Bosau

    Bosau - Bad Segeberg

    Bad Segeberg – Nahe

    Nahe - Hamburg

    Hamburg - Harsefeld

    Harsefeld - Winkeldorf

    Winkeldorf - Bremen

    Bremen - Dünsen

    Dünsen - Visbek

    Visbek - Kroge

    Kroge - Vörden

    Vörden - Osnabrück

    Osnabrück

    Osnabrück - Ladbergen

    Ladbergen - Münster

    Münster - Werne

    Werne - Dortmund

    Dortmund - Grevelsberg

    Grevelsberg - Wermelskirchen

    Wermelskirchen - Köln

    Köln

    Köln - Euskirchen

    Euskirchen - Blankenheim

    Blankenheim – Gondenbrett

    Gondenbrett – Windhausen

    Windhausen – Echternach

    Echternach - Trier

    Trier - Merzkirchen

    Merzkirchen - Schengen

    Heimfahrt nach Kiel

    Nachwort

    Streckenkarte

    Vorwort

    ‚Möge die Straße

    uns zusammenführen ...

    Es ist dies nicht die erste Pilgerreise, die von Silke und Volker Schnack geplant und durchgeführt wurde. Wer gelesen hat, was sie auf dem Olavsweg während ihrer Pilgerreise von Trondheim nach Kiel erlebt haben, der spürt, was Volker und Silke Schnack antreibt, weiter zu gehen.

    Sicher ist es die sportliche Herausforderung für die beiden passionierten Läufer. Hinzu kommt das Wissen um die Geschichte der von ihnen beschrittenen Pilgerwege, und nicht zuletzt das tiefe und prägende Erleben von Höhen und Tiefen auf dem Weg zu ihrem Ziel.

    Mag das religiöse Motiv für eine Pilgerfahrt in der modernen Zeit nicht im Vordergrund stehen, so glaube ich doch, dass sich am Ende von durchlebten Strapazen und Glücksgefühlen eine gewisse Dankbarkeit an ‚irgend jemanden‘ einstellen wird.

    Silke und Volker Schnack stellen ihre Pilgerreisen, denen es an Besonderheiten in der Fortbewegung sicher nicht mangelt, auch noch in den Dienst eines guten Zwecks. Sie tragen bei jeder Reise für den Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche in Kiel eine stattliche Spendensumme zusammen.

    Eine Hilfe, die der Verein sehr hoch einschätzt.

    Zumal es im Erleben einer Krebstherapie bei Kindern und der Art und Weise des Pilgerns bei Silke und Volker Schnack emotionale Parallelen gibt.

    Respektvoll beginnt die Pilgerfahrt, und mit Herzklopfen werden die ersten Schritte zum Ziel gegangen.

    Geht die Planung auf, die wir vor dem Start erstellt haben?

    Dieses Erleben mit der gleichen Fragestellung finden wir auch bei Eltern von an Krebs erkrankten Kindern am Beginn einer sehr schweren Zeit.

    Wenn nach einem langen Pilgertag bei Regen und Wind die nasse Bekleidung in einer Pilgerherberge getrocknet werden muss, die Erschöpfung uns die Tränen in die Augen treibt und nach einer unruhigen Nacht im Gewitter sich die Frage stellt, ob es weiter gehen kann, dann gibt es nichts Schöneres als den wärmenden Sonnenstrahl am nächsten Morgen, der soviel Mut machen kann, das Ziel gesund zu erreichen. Parallelen.

    ... und der Wind in deinem Rücken sein.‘

    Ich wünsche allen, die einen schweren Weg gehen oder gehen müssen:

    ‚… wenn es kühl wird, warme Gedanken und den vollen Mond in dunkler Nacht.‘

    Ralf Lange

    Förderkreis für krebskranke Kinder

    und Jugendliche e.V., Kiel

    Einleitung

    Jetzt habe ich den zweiten Lauf meiner Europareise auch schon hinter mich gebracht. Wenn ich über meine Anfangsidee nachdenke und mir überlege, wie wir gestartet und wo wir jetzt schon angekommen sind, dann überkommt mich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit.

    Ich habe immer wieder ein Kribbeln im Bauch, wenn die Bilder der vergangenen Läufe als Film vor meinem geistigen Auge ablaufen oder ich schon in Gedanken bei der Planung für meinen nächsten Lauf bin.

    Dass sich so viele Menschen für unseren Lauf interessieren und dass es immer mehr werden, das beeindruckt mich schon sehr. Immer häufi ger werden wir gefragt: Wie sieht es aus, ist der nächste Lauf schon geplant, wann geht es los? Das Interesse scheint stetig zu wachsen.

    Für unseren Pilgerlauf durch Deutschland 2013 hatte ich einen besonderen Einfall, um Spendengelder für krebskranke Kinder sammeln zu können:

    Ich dachte mir, wenn wir verschiedene Lauftreffs oder Lauf-Vereine entlang unserer Pilgerlaufstrecke anschreiben und um Mitläufer bitten, die für jeden mitgelaufenen Kilometer 1,- € spenden, dann könnte man zum Ende hin eine ordentliche Spendensumme für den Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche e.V. in Kiel erzielen.

    Wir suchten gezielt nach Lauftreffs und –vereinen und schrieben diese mit einer Erläuterung unseres Vorhabens an. Wir ahnten nicht, dass wir so viele positive Rückmeldungen bekommen sollten. Vom Einzelläufer, über kleinere Laufgruppen bis hin zum größeren Vereins- bzw. Betriebssport-Lauf konnten wir über 100 Läufer zwischen Kiel und Schengen aktivieren, und die Spendensumme konnte sich am Ende sehen lassen.

    Die Begleitungen machten richtig Spaß, da man als Läufer oder Sportler sowieso schnell auf einer Wellenlänge ist und man während des gemeinsamen Laufs eine Menge zu erzählen hat.

    Wir lernten auf diese Weise unterwegs viele nette und interessante Menschen kennen, schade, dass wir uns vielleicht nur dieses eine Mal begegnet sind. Den einen oder anderen trifft man ja vielleicht noch einmal auf den verschiedensten Laufveranstaltungen in Deutschland wieder.

    Für uns war dieses Erlebnis eine großartige Erfahrung, die wir nicht mehr missen möchten. Ein riesiges Dankeschön an alle Mitläufer, ihr habt dazu beigetragen, dass dieser Lauf für uns zu einem Erfolg wurde.

    Da wir auf deutschen Pilgerwegen unterwegs waren, stand in unserer Planung für diesen Lauf außerdem fest, dass wir Kinderkrebsstationen auf unserer Strecke besuchen wollten. Ein kleiner Tipp vom 2. Vorsitzenden des Förderkreises, Herrn Ralf Lange, brachte den ersten Stein dafür ins Rollen.

    Silke bemühte sich um die Kontakte und so ergab sich, dass wir in Hamburg im UKE und in Herdecke sehr herzlich zu einer Besichtigung eingeladen wurden.

    Wir wurden auf beiden Stationen fröhlich empfangen, und was wir dort kennenlernten, machte uns fast sprachlos. Mit wie viel Liebe und Zuneigung man sich dort um die kranken Kinder kümmert, ist schon bemerkenswert.

    Wir bewundern die Ärzte und Schwestern, die Eltern der betroffenen Kinder und die Mitarbeiter der Förderkreise, die sich alle ständig kompetent bemühen, das Leben der Patienten so zu gestalten, dass diese sich immer sicher sein können, in den richtigen Händen zu sein.

    Nachdem wir die Stationen verlassen hatten, sprachen Silke und ich viel über diese neuen Erfahrungen und kamen gemeinsam recht schnell zu der Erkenntnis: Uns geht es doch sehr gut und wir wollen dankbar sein, dass wir gesund sind und auf diese Weise anderen helfen können, denen es viel schlechter geht.

    Jetzt, wo ich gerade diese Zeilen schreibe, muss ich an meinen Lauffreund HaWe aus Osnabrück denken, der mich auf einer Teilstrecke begleitete und uns sein motivierendes Ritual vorstellte:

    Mitten im Wald standen wir erwachsene Läufer da (wir waren zu viert mit Silke und Lotte unterwegs) und riefen laut:

    ‚Was geht’s uns gut!

    Was geht’s uns gut!‘

    Von verschiedenen Seiten bekommen wir immer wieder Bestätigung, dass das, was wir machten und noch vorhaben, der richtige Weg sei, um Schwächeren zu helfen. Das bestärkt mich darin, weiter zu machen, weiter zu planen, weiter zu laufen.

    Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Ben Homan, dem Bürgermeister von Schengen in Luxemburg, der uns im Ziel in Schengen völlig unerwartet in Empfang nahm.

    Diese Überraschung war gelungen und ist für uns eine bleibende Erinnerung.

    Wir beide sind schon verabredet; er möchte den Startschuss zu unserem nächsten Abenteuer, Pilgerlauf durch Frankreich 2015, in Schengen geben.

    ‚Die Erfahrung, die wir machten, war einfacher als wir dachten. Etwas Essen und Schlaf nach dem Lauf, baut einen schnell wieder auf.

    Man braucht nicht viel, um zufrieden und glücklich zu sein, die Natur mit anderen Augen zu sehen, hilft ungemein.‘

    Volker

    Möge die Straße …

    Durch einen Blick in den Rückspiegel überzeuge ich mich, dass er noch immer hinter mir fährt. Natürlich ist Finn da, schließlich hat er ein Navi in seinem Auto.

    Ich fahre auf der B76, bin kurz vor Plön am Steuer eines bepackten VW-Transporters auf dem Weg nach Bosau. Den stelle ich dort auf dem Campingplatz ab und unser Sohnemann Finn nimmt mich wieder mit nach Hause zurück. So der Plan.

    Der VW-Bus California, von Volker und mir spontan ‚Kalle‘ getauft, soll uns morgen Nachmittag in Empfang nehmen, wenn wir auf dem Pilgerweg ‚Via Jutlandica‘ aus Kiel kommend in Bosau eintreffen.

    Volker will tatsächlich morgen früh los laufen, bis nach Luxemburg will er laufen und nur auf Pilgerwegen, einmal von oben nach schräg unten durch Deutschland, ungefähr 1000 km weit und ich werde ihn mit meinem lieben Fahrrad, meiner zuverlässigen ‚Lotte‘, begleiten.

    Während der Fahrt im VW-Bus trudeln meine Gedanken: Nichts vergessen beim Einpacken? Wenn ich den Bus nachher in Bosau abstelle, muss an alles gedacht worden sein. Denn wir kommen morgen laufend und radelnd in Bosau an, alles, was jetzt vergessen wurde, muss sonst auf dem Rad transportiert werden. Besser nicht.

    Seit Monaten bereiten wir uns schon auf unser Projekt ‚Pilgerlauf durch Deutschland‘ vor, aber die letzte Zeit war so randvoll mit vielen Sorgen und nervenaufreibenden Ereignissen, die bis heute anhalten, dass ich mich nur unzureichend vorbereiten konnte.

    Das gefällt mir gar nicht – überhaupt nicht.

    Ich plane gerne alles im Voraus und erledige so viel wie möglich vorher, damit der Kopf frei ist für die neuen Herausforderungen.

    An der Ampel in Plön warte ich auf grün, sehe Finn im Auto hinter mir und gehe im Stillen die Checkliste durch. Alles bedacht?

    Mutti will morgen mit Abendessen auf den Campingplatz kommen, wir haben uns Bratkartoffeln gewünscht. Wenn man schon in Heimatnähe pilgert, kann man sich doch mal bedienen lassen. Drei Tage später ist diese Gelegenheit vorbei.

    Aber habe ich Mama mit unserer Bitte auch nicht zu viel zugemutet? Hoffentlich findet sie den Weg zum Campingplatz, ich war ja selber noch nie da, aber sie kommt schon hin, sagte sie lachend. Dabei hat sie in der letzten Zeit viel Kummer um Papa gehabt, der 81jährig seit drei Monaten schwer krank und pflegebedürftig in einem Pflegeheim wohnt. Für die Familie eine neue und keine einfache Situation, seine Kraft wird immer weniger, wir können fast täglich damit rechnen, dass er einschläft.

    Für Volker und mich waren die letzten Wochen eine Achterbahnfahrt der Gefühle, hin und her gerissen zwischen großer Vorfreude auf unseren Pilgerlauf und Sorgen um die Eltern.

    Letzte Woche war ich nochmal bei meinem Vater, erzählte ihm von unserer Tour, und dass wir ihn deshalb in der nächsten Zeit nicht besuchen können. Er sah mich ganz wach und offen an, lächelte anerkennend darüber, dass Volker so weit laufen will und da konnte ich zwar sehr traurig, aber doch etwas beruhigt Abschied nehmen.

    Mein Bruder war es, der mir mit zwei schlichten Sätzen Mut machte, unsere Tour wie geplant durchzuführen, unser Vater hätte es auch so gemacht.

    Im Nachhinein weiß ich, während ich unsere Reiseerlebnisse aufschreibe, dass die angespannten Gedanken um Papa ständig in meinem Unterbewusstsein blieben, bis zur Heimkehr nach Kiel.

    Ich fahre an der Marineunteroffizierschule in Plön vorbei und sehe die kleine Abzweigung Richtung Ruhleben. Dort verläuft die ‚Via Jutlandica‘, morgen werden wir hier abbiegen. Aber ich soll nun weiter geradeaus fahren, kurz vor Bösdorf rechts ab nach Bosau zum Campingplatz am Großen Plöner See. Finn bleibt immer hinter mir.

    Es ist schon 20 Uhr als wir vor dem Anmeldehäuschen stehen. Ein Zettel mit einer Handynummer klebt an der Tür, allerdings erreiche ich nur die Mailbox, der ich den geparkten Kalle anvertraue. Der Rückruf kommt als Finn und ich schon wieder auf dem Nachhauseweg sind: Kalle kann auf dem Parkplatz außerhalb des Campingplatzes bleiben und wir bekommen morgen einen Stellplatz für eine Übernachtung. Na siehste, geht doch.

    Still sitze ich neben Finn. Morgen, der 27. Juli 2013, unser Starttag. Wann geht´s denn los, Silke, wurde ich oft gefragt. Und nun ist‚ morgen‘.

    Dass es nun wirklich ernst wird, merkte ich schon gestern, als unsere Freunde Silke und Oskar mit einem selbstgebackenen Pilgerbrot plötzlich im Garten standen. So eine liebe Überraschung! Ich war richtig gerührt.

    Was liegt zuhause heute Abend noch an? Haben wir alles bedacht?

    Heute Nachmittag rief sogar noch ein Läufer aus Rickling an, um sich nach dem Start der dritten Etappe in Bad Segeberg zu erkundigen. Hab mir zum Glück eine Notiz geschrieben, damit wir ihn rechtzeitig anrufen.

    Zuhause verabreden wir uns mit Finn für morgen früh. Er bringt uns und das Fahrrad dann zur St.-Nikolai-Kirche am Alten Markt in die Innenstadt. Dort starten wir unseren Pilgerlauf durch Deutschland, unser drittes Abenteuer auf Pilgerwegen.

    Mit dem Einschlafen klappt es nicht so richtig; wie wird wohl morgen der Start und vor allem die 47km lange Strecke bei diesem heißen Sommerwetter?

    Mit großem Interesse haben wir die Wetterprognosen für die kommenden Tage verfolgt. Morgen sei mit hohem Gewitterrisiko zu rechnen, sagte man. Aber bitte nicht, wenn wir unterwegs sind, lieber später.

    Unten in der Küche liegen die letzten wichtigen Dinge bereit, der Wecker wird gestellt.

    Ich denke an Volkers Fuß. Er bekam vor einer Woche eine bakterielle Infektion durch einen Insektenstich auf dem rechten Fuß und muss seitdem Antibiotika einnehmen. Der Fuß schwoll an, daher fuhr Volker die Woche jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit, kühlte konsequent abends mit Eis und lagerte den Fuß hoch.

    Außerdem bekam er Laufverbot von seinem Hausarzt, na toll! Für Volker noch schlimmer als Medikamente schlucken zu müssen. Bis heute durfte er also überhaupt nicht laufen und soll ab morgen 27 Tage nacheinander jeweils 35-48 km schaffen?

    Das muss im Kopf erst mal bewältigt werden. Zumal der Arzt ihm sogar nahe legte, die Tour komplett zu verschieben, doch davon wollte Volker ja nun gar nichts wissen.

    Trotz dieser Gedanken-Purzelbäume versuche ich zuversichtlich zu bleiben, ich freue mich auf morgen. Ein paar Freunde und Läufer aus Kiel wollen sich an der Kirche morgen von uns verabschieden und uns auf der ersten Etappe Richtung Bosau begleiten.

    Es ist nicht alles bis ins Letzte planbar, es ist ein Pilgerlauf, da soll man für alles offen sein und annehmen, was auch immer das sein wird.

    Es wird schon seinen Sinn haben - ein großes Abenteuer eben.

    1. Etappe

    27. Juli 2013 Kiel – Bosau

    Still sitzen wir beide bei Kaffee und Zeitung, jeder hängt seinen Gedanken nach, leise läuft Radiomusik. Es ist früh, wir haben noch Zeit.

    Heute soll es losgehen, unser Pilgerlauf durch Deutschland. Es wird sicher sehr warm werden, wie die letzten Tage schon. Hitzerekord in Deutschland, es wurden 30°-36° C vorausgesagt.

    Nachbar Didi startet jetzt mit Marcus zum langen Trainingslauf, um der Hitze aus dem Weg zu gehen. Deshalb können die zwei bei unserem Abschied an der Kirche leider nicht dabei sein, sie verabschieden uns hier und wünschen viel Erfolg.

    Die Laufklamotten liegen bereit, neben den gefüllten Wasserfl aschen und den Pilgerpässen. Wechselshirts sind in den Fahrradtaschen. Auch die Regenkleidung, hatte jemand etwas von Gewitter gesagt? Wir sind jedenfalls vorbereitet.

    Heute nun soll Volker seinem Traum ein Stückchen näher kommen. Er ist erfahrener Langstreckenläufer aus Leidenschaft und möchte gerne einmal in seinem Leben von Norden nach Süden durch Europa auf diesen alten Landwegen gelaufen sein.

    Wir beide waren inzwischen schon zweimal auf verschiedenen Pilgerwegen unterwegs: 2009 auf dem Jakobsweg durch Spanien und 2011 auf dem Olavsweg durch Norwegen, auf dem Ochsenweg durch Dänemark und bis Kiel auf der Via Jutlandica. Daher starten wir nun dort, wo wir vor zwei Jahren ankamen: an der St.-Nikolai-Kirche, der Stempelstelle der Pilger, am Alten Markt in Kiels Innenstadt. Mit dem ersten Pilgerstempel im Pass geht´s dieses Mal auf deutschen Pilgerwegen bis nach Schengen/Luxemburg.

    Wir haben uns lange darauf vorbereitet, die Planung für die ca. 1040km lange Strecke hat gut eineinhalb Jahre gedauert. Die Pilgerstrecke hat Volker genau recherchiert, als GPS-Track runtergeladen und auf einzelne Lauf-Etappen umgebaut. Drei Paar Laufschuhe sind mittlerweile eingelaufen. Ich organisierte das ‚Drumrum‘.

    Volker schenkt mir noch einen Kaffee ein, wann wollte Finn hier sein? Keine Sorge, er kommt pünktlich.

    Eine Veränderung gegenüber dem Pilgerlauf von Trondheim nach Kiel gibt es: Damit wir auf dieser Reise zuverlässig ein Dach über dem Kopf haben und nur Tagesgepäck mit dem Rad transportieren müssen, kommt der Campingbus Kalle mit. Das Fahren von Kalle wird überwiegend von unserer Familie und Freunden übernommen, damit ich an diesen Tagen Volker mit dem Fahrrad Lotte begleiten kann.

    Der VW-Bus-Vermieter bot uns überraschend an, den Bus schon einen Tag eher abzuholen, ohne Mehrkosten. Das Angebot konnten wir nicht ablehnen, und ich habe ihn in aller Ruhe herrichten und bepacken können.

    Das saftige Pilgerbrot von Silke schneide ich zurecht und packe es in die Verpflegungstasche zu den Müsliriegeln, Gels und Getränken, wir werden erst am Nachmittag in Bosau sein.

    Auch bei diesem Projekt wollen wir Spenden sammeln für den Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche e.V. in Kiel.

    Volker hatte eine Idee: weil wir dieses Mal ausschließlich durch Deutschland unterwegs sein werden, kann man doch verschiedene Lauftreffs entlang der Strecke auffordern, uns zu begleiten und pro Mitlauf-Kilometer einen Euro zu spenden.

    Im Januar 2013 verschickten wir daraufhin über 50 Briefe und erhielten viele Antworten und begeisterte Zusagen. Uns erwarten nun Mitläufer aus 16 verschiedenen Lauftreffs zwischen Kiel und Schengen. Die meisten Kontakte entstanden durch E-Mails, man kennt also weder Gesicht noch Stimme.

    Wir sind sehr gespannt.

    Namen, Adressen und Standorte auf der Landkarte helfen dabei die Übersicht zu behalten, wann wir wo genau wen an der Strecke treffen. Zwei dicke Leitz-Ordner und ein Stapel Wanderkarten gehören zur Ausrüstung. Zur Bewältigung der Organisation unterwegs wäre eine dritte Person sehr von Vorteil gewesen.

    Das weiß man vorher aber alles nicht, es ist für uns beide das erste Mal den Jahresurlaub auf diese Weise, nämlich mit begleitenden Läufern, zu verbringen.

    Außer den noch unbekannten Läuferinnen und Läufern werden wir noch mehr neue Menschen kennenlernen.

    Mit Frau Blohm von der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. sind wir verabredet, um die Kinderkrebsstation im UKE zu besuchen.

    Ebenso mit einer Selbsthilfegruppe für Eltern krebskranker Kinder und Jugendlicher, dem Henri Thaler Verein in Ennepetal.

    Was uns wohl dort erwartet? Für uns beide etwas völlig Neues.

    Volker schnürt die Laufschuhe, den rechten nicht zu fest. Beim Druck auf den Fußspann entsteht eine kleine Beule, die Schwellung ist noch nicht vollkommen abgeklungen. Immer nach dem Motto ‚Geht nicht gibt´s nicht!‘, sagt er, schließlich ist der Weg das Ziel.

    Dann schiebt Volker das Rad mit den Taschen zum Auto, befestigt es auf dem Gepäckträger. Britta und Ben von nebenan machen sich auf den Weg zur Kirche.

    Finn ist da, es geht los, und ich werde langsam kribbelig.

    Vom Parkplatz in einer Seitenstraße schiebe ich Lotte zur Kirche hoch. Einige Leutchen scheinen dort auf uns zu warten, es gesellen sich immer mehr bekannte Gesichter dazu. Jetzt bin ich doch aufgeregt.

    Unterschiedliche Glücksbringer, kleine Eulen, Herzen und Steinchen bekommen wir mit liebevollen Worten überreicht. Und sogar ein selbstgenähter Wimpel mit LTV Logo wird an Lottes Hinterrad neben der Pilgermuschel befestigt. Ist das schick, danke, Susi und Gerd!

    Da sehen wir plötzlich zwei nassgeschwitzte tropfende Läufer vor uns: Didi und Mar cus haben ihre Laufstrecke extra so gelegt, dass sie nach zwei Stunden laufen hier sein können. Während Britta sie mit Wasser versorgt, stehen Volker und ich sprachlos daneben, super Überraschung!

    Mareike nimmt mich zur Seite, sie grüßt mich von Erika und Birgit, die leider nicht hier sein können, da sie arbeiten müssen. Das ist wirklich schade, mit den beiden haben wir fest gerechnet. Aber Arbeit geht nun mal vor. Mareike selbst hat extra ihren Urlaub verschoben, um heute dabei sein zu können.

    Vom Förderkreis ist wieder Herr Mattig dabei, im Laufdress. Unsere Nachbarn Renate und Holger, Arbeitskollegen, unsere Freunde Silke und Oskar und Läufer, Läufer, Läufer.

    Pastor Wünsche winkt uns alle in die Kirche, das Fahrrad wird wieder bis vor die Stufen zum Altar geschoben. Eine große Kerze steht brennend vor dem Pult, obenauf liegt der Kirchenstempel. Pastor Wünsche bittet uns im Halbkreis aufzustellen und verteilt Liedzettel. Aha, gesungen wird auch, ich freue mich.

    Wie beim letzten Mal, als wir aus Norwegen kamen, baten wir auch dieses Mal den Pastor, uns einen Pilgerstempel zu geben. Und wie beim letzten Mal macht er eine unvergessliche Viertelstunde daraus. In launiger und nachdenklicher Art findet er die richtigen Worte und singt mit uns das irische Segenslied ‚Möge die Straße uns zusammen führen, … bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand‘. Der Startstempel im Pilgerpass und der anschließende Reisesegen bringen uns gut auf den Weg.

    Vor der Kirche mache ich Pastor Wünsche darauf aufmerksam, dass genau zum Zeitpunkt des Reisesegens die Kirchturmuhr neun Uhr schlug, im richtigen Augenblick, finde ich. Moment, sagt er, ich mach Musik, und flitzt zurück in die Kirche, um die Glocken läuten zu lassen. Puh, nun ist´s mit mir geschehen, Gänsehaut und Kloß im Hals. Lass uns los, Volker.

    Ben piekt in seine Luftballons, unser ‚Startschuss‘ fällt. Die Läuferinnen und Läufer schließen sich uns an, andere bleiben dort, fotografieren und winken.

    Die Via Jutlandica verläuft von der St.-Nikolai-Kirche zum Fähranleger Reventloubrücke, knapp zwei Kilometer entfernt, direkt an der Kiellinie. Dort nimmt der Pilger die Fähre der Schwentinelinie über die Kieler Förde zum Anleger Wellingdorf/Schwentinebrücke am Ostufer. Von da kommt man unter der großen Autobrücke hindurch an die Schwentine und bleibt ihr treu bis nach Preetz.

    Reisesegen in der St.-Nikolai-Kirche

    Gott sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Gott sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen. Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst. Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Gott sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen. Gott sei über dir, um dich zu segnen. So segne dich der gütige Gott.

    Beim Recherchieren der Fährabfahrtszeiten und der sich daraus ergebenden Startzeit an der Kirche mussten wir vor zwei Monaten erfahren, dass diese Fährverbindung nur montags bis freitags besteht.

    Und wir wollen an einem Samstag starten, was machen wir nun? Freitags starten geht nicht, Volker wird bis mittags arbeiten, außerdem wird uns werktags keiner begleiten können. Die gesamte Planung des Laufs würde sich verschieben, ebenso die Verabredungen mit den anderen Lauftreffs.

    Die Nachricht machte uns sehr betroffen, so schnell zaubert keiner ein Schiff oder Boot aus dem Hut, das mehrere Läufer und ein Fahrrad übersetzt.

    Ich bemühte eifrig das Telefon und fragte mich durch. Schleusenfähre, Bootsverleiher usw. Schließlich sind wir hier in Kiel, haben die Förde, einen großen Hafen und viele Schiffe.

    Einer riet mir beim Seehafen Kiel anzurufen, die hätten dort eine Barkasse. Mit Frau Gerlach von der Geschäftsführung des ‚Port of Kiel‘ hatte ich ein ausführliches Gespräch. Sie konnte anschließend ihren Chef überzeugen die Idee des Pilgerlaufs zu unterstützen, so dass die Überfahrt mit der Barkasse ‚Sprott‘ samt Kapitän gesponsert wird, erzählte sie mir einige Tage darauf.

    Wie bitte? Gesponsert? Wie klasse ist das denn? Das überrascht uns! Die 500 Euro hätten wir nicht bezahlen wollen, sondern weiter nach Alternativen suchen müssen.

    Diese gute Nachricht habe ich sofort überall herum erzählt, wir waren so erleichtert!! Am nächsten Tag besuchte ich Frau Gerlach in ihrem Büro im Hafen, und bedankte mich mit einem Buch, der Reiserzählung über unsere Trondheim-Kiel-Tour, bei ihr.

    So können wir nun auf dem richtigen Pilgerweg zur Schwentine gelangen, das war Volker wichtig.

    Die fröhliche Laufgruppe macht sich von der Kirche aus auf zum Reventlou-Anleger, von der Schlossstraße durch den Schlossgarten geht´s zur Kiellinie, wo die ‚Sprott‘ wartet.

    Lachend nimmt uns der Kapitän in Empfang, Karin breitet die große LTV-Fahne aus, aus allen Winkeln werden Fotos gemacht, auch für die Lokal-Zeitung Kieler Nachrichten.

    Irgendjemand schnappt sich mein Fahrrad und bringt es an Bord.

    Renate und Holger stehen neben uns auf der ‚Sprott‘, sie sind mit Pressewart Jens im Auto hergekommen und der Kapitän nimmt sie wieder mit zurück. Pastor Wünsche überrascht einmal mehr und steht plötzlich mit seinem Rad am Anleger.

    Die Stimmung an Bord kann nicht besser sein, alles gackert und sabbelt durcheinander. Das große Kreuzfahrtschiff MSC ‚Poesie‘ und die Color Line-Fähre aus Oslo fahren an uns vorbei in den Hafen, wunderschön anzusehen bei diesem blauen wolkenlosen Himmel.

    Leider ist die Fahrt zu schnell vorbei, von weitem sehen wir schon winkende Läufer am Anleger Wellingdorf. Beim Näherkommen erkennen wir, wer genau dort an der Fischhalle auf uns wartet. Oh, Mann, wir staunen, dass hier auch so viele hergekommen sind.

    Lotte wird wieder von Bord getragen, ich brauche mich gar nicht zu kümmern.

    Die Barkasse dreht und macht sich auf den Weg zurück zum Bahnhofskai, wir verabschieden die Passagiere winkend, die uns alles Gute wünschen.

    Sportwartin Karin macht aus dem geplanten langen Trainingslauf vom Marathon-Training einen Pilger-Begleitlauf. Die Gruppe läuft nun ca. 10 Kilometer mit uns und dann wieder zurück nach Wellingdorf. Wir starten gegen 9:45 Uhr mit 16 Mitläufern Richtung Preetz.

    Der Pilgerweg Via Jutlandica ist hier an der Schwentine auch der E1-Fernwanderweg, dieser reicht von Italien bis zum Nordkap und ist 4900 Kilometer lang. Das weiße Andreaskreuz auf schwarzem Grund, das Zeichen des E1, fällt uns erst jetzt auf, obwohl wir hier schon oft gelaufen sind.

    Ein Genuss in der Natur zu sein, immer neben dem Fluss, auf dem ab und zu Kanus zu beobachten sind. Außerdem ist es hier überwiegend schön schattig.

    Die Schwentine ist mit 62 km einer der längsten Flüsse Schleswig-Holsteins, entspringt in der Nähe von Bornhöved und mündet in die Kieler Förde, wo wir eben anlegten.

    Wir überqueren die Schwentine auf der Holzbrücke, kommen am Gut Oppendorf vorbei, und über einen schmalen Trampelpfad mitten zwischen Getreidefeldern gelangen wir nach Flüggendorf. Die kleine Steigung hoch muss ich schieben, aber wie gut, dass Gerd bei mir ist, er übernimmt das für mich. In der nächsten Zeit musst du sicher noch reichlich schieben, lass dir ruhig helfen, meint er. Ich wechsle mein Laufshirt, puh, es ist ordentlich warm!

    An der Oppendorfer Mühle verabschieden wir Jens, dann geht´s an der Rastorfer Mühle vorbei, immer noch an der Schwentine entlang bis nach Rosenfeld am Stausee Rosenfeldersee. In der Laufgruppe herrscht gute Stimmung, alle sind gut drauf. Ich versuche mit vielen kurz zu sprechen, jongliere dabei mein Fahrrad zwischen den Läuferbeinen durch.

    Wir erreichen das Wasserwerk Schwentinental bei Klausdorf; über hundert Jahre alt und für die Trinkwassergewinnung der Stadtwerke Kiel von großer Bedeutung.

    Wie oft sind wir hier schon gelaufen, u.a. beim Nikolauslauf und zahlreichen Trainingsläufen, dieses hügelige Gebiet ist recht anspruchsvoll und gleichzeitig landschaftlich wunderschön.

    Unsere Gruppe kommt durchs Tiergehege mit herrlichen Ausblicken auf die Flusslandschaft, die hier ‚Altarm der Schwentine‘ heißt und seit 1984 ein Naturschutzgebiet ist.

    Für ihre Läufergruppe hat Karin eine Verpflegungsstelle in Rosenfeld aufgebaut, die haben wir gleich erreicht. Es wurde schon gut geschwitzt, kalte Getränke und frisches Obst sind jetzt genau richtig.

    Kurz bevor wir dahin abbiegen, sehe ich jemanden auf dem Weg stehen, es ist Erika, die doch heute gar nicht kommen konnte? Und Birgit mit Thorsten daneben, sie haben uns einen Streich gespielt. Gelungen! Wir freuen uns, dass sie doch dabei sein können, sie wollen mit uns bis nach Preetz mitlaufen.

    In Preetz gibt es den offenen Lauftreff Sohlenkiller, den wir auch anschrieben, mit der Bitte uns zu begleiten für den guten Zweck. Frauke war eine der Ersten, die zusagten. Auch sie erwartet uns jetzt mit Ralf und Ulla am Verpfl egungsstand und begrüßt uns herzlich. Die drei werden zusammen mit uns auf ihrer Hausstrecke zurück nach Preetz laufen, die ein Teil der bekannten Schusteracht ist, ein 30km langer Wanderweg in Form einer acht.

    Am Verpflegungsstand erfrischen wir uns bei kühlen Getränken und Leckereien, ein Büfett in Karins Kofferraum. Leider müssen wir nun von dem Großteil der Truppe endgültig Abschied nehmen. Herzliche Umarmungen, viele gute Wünsche und noch mehr Klöße im Hals. Winken, winken, Fotos.

    Wir haben bis hier gut zehn Kilometer hinter uns, und bis Bosau noch ca. 37 vor uns. Es ist inzwischen noch wärmer geworden, in Begleitung von sechs Läuferinnen und Läufern machen wir uns gegen elf Uhr auf den Weg Richtung Preetz.

    Die Sohlenkiller kennen sich gut aus, wir haben wieder eine landschaftlich hübsche, wenn auch anstrengende Strecke vor uns. Die Schwentine immer an der Seite verläuft der Pilgerweg bergauf und bergab, Thorsten hilft beim Schieben, gelegentlich heben wir das Rad gemeinsam über umgestürzte Bäume. Und das bei dieser Hitze!

    Unser nächstes Ziel ist das Adlige Kloster Preetz, die Via Jutlandica verläuft genau über das Klostergelände. Das adlige Damenstift der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft wurde im 13. Jahrhundert gegründet und steht unter Denkmalschutz. Vor Wochen schon fragte ich dort an und bekam die Zusage, dass uns jemand heute mit dem Kloster-Pilgerstempel erwarte.

    Bevor wir auf das Klostergelände abbiegen, umarmt Frauke den dicken Baum, der schon viele Jahre an der Straßenecke wächst und Frauke bei ihren Laufanfängen immer Mut gab. Bei dem muss ich mich immer kurz bedanken, wenn ich hier vorbei komme, sagt sie.

    Inzwischen ist es viertel vor zwölf. Wir hatten mit einem früheren Eintreffen gerechnet, aber es ist eben ein Pilgerlauf, da kann man nicht alles genau planen.

    Die ältere Dame vom Kloster finden wir in einem der vielen Nebengebäude, nachdem Ulla dort klingelte. Recht aufgebracht schimpft sie, dass sie so lange in der heißen Sonne auf uns warten musste. Wir alle versuchen beruhigend auf sie einzureden, aber erst Erikas Argument, dass manche der krebskranken Kinder, für die wir ja unterwegs sind, die Sonne nur selten sehen, scheint sie zu besänftigen.

    Gemeinsam gehen wir nun zur Kloster-Verwaltung,

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