Frühlings Erwachen: Eine Kindertragödie
Von Frank Wedekind und André Hoffmann (Editor)
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Über dieses E-Book
Im Zentrum der Handlung stehen drei Jugendliche: Melchior Gabor, ein kluger und aufgeklärter Schüler; Wendla Bergmann, ein naives Mädchen, das gerade die ersten Regungen der Sexualität entdeckt; und Moritz Stiefel, ein verängstigter Junge, der unter dem Druck der schulischen Erwartungen leidet.
Melchior und Wendla entwickeln eine Beziehung, die tragisch endet, als Wendla ungewollt schwanger wird und eine illegale Abtreibung ihr Leben kostet. Moritz, der mit seinen schulischen Leistungen nicht zurechtkommt und von Versagensängsten geplagt ist, nimmt sich schließlich das Leben.
Die strengen und moralisch starren Erwachsenen, darunter Lehrer und Eltern, sind unfähig oder unwillens, die Jugendlichen zu verstehen oder ihnen zu helfen. Die fehlende Kommunikation und das Fehlen einer offenen Diskussion über Sexualität und persönliche Freiheit führen zu tragischen Missverständnissen und Ereignissen.
Frank Wedekinds Werk ist eine mutige Anklage gegen eine repressiv-moralische Gesellschaft und wirft Fragen zu Sexualität, Bildung und individuellen Freiheiten auf, die auch heute noch relevant sind. "Frühlings Erwachen" bleibt ein kraftvolles und provokatives Stück, das die Herausforderungen und Kämpfe des Heranwachsens in einer restriktiven Gesellschaft beleuchtet und die dringende Notwendigkeit von Aufklärung und Offenheit unterstreicht.
Perfekt für Buchliebhaber und Theaterfans, die an tiefgründigen gesellschaftlichen Themen interessiert sind. Dieses Werk lädt zu intensiven Diskussionen und Reflexionen über die menschliche Natur und gesellschaftliche Strukturen ein.
Frank Wedekind
Frank Wedekind (18641918) war ein deutscher Schriftsteller und Theaterautor. Er schrieb zahlreiche oft provokative Theaterstücke, die sich mit Tabuthemen, etwa jugendlicher Sexualität, befassten. Wedekind war auch politischer Aktivist und Verfechter von Frauenrechten und Homosexualität. Seine Stücke werden bis heute aufgeführt.
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Buchvorschau
Frühlings Erwachen - Frank Wedekind
Frühlings Erwachen
Eine Kindertragödie
Vorwort
„Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind ist ein kontroverses Drama, das erstmals 1891 veröffentlicht wurde. Es behandelt die Schwierigkeiten und Ängste, die mit dem Erwachsenwerden verbunden sind, und die oft verheerenden Auswirkungen gesellschaftlicher Unterdrückung und mangelnder Aufklärung.
Im Zentrum der Handlung stehen drei Jugendliche: Melchior Gabor, ein kluger und aufgeklärter Schüler; Wendla Bergmann, ein naives Mädchen, das gerade die ersten Regungen der Sexualität entdeckt; und Moritz Stiefel, ein verängstigter Junge, der unter dem Druck der schulischen Erwartungen leidet.
Melchior und Wendla entwickeln eine Beziehung, die tragisch endet, als Wendla ungewollt schwanger wird und eine illegale Abtreibung ihr Leben kostet. Moritz, der mit seinen schulischen Leistungen nicht zurechtkommt und von Versagensängsten geplagt ist, nimmt sich schließlich das Leben.
Die strengen und moralisch starren Erwachsenen, darunter Lehrer und Eltern, sind unfähig oder unwillens, die Jugendlichen zu verstehen oder ihnen zu helfen. Die fehlende Kommunikation und das Fehlen einer offenen Diskussion über Sexualität und persönliche Freiheit führen zu tragischen Missverständnissen und Ereignissen.
Frank Wedekinds Werk ist eine mutige Anklage gegen eine repressiv-moralische Gesellschaft und wirft Fragen zu Sexualität, Bildung und individuellen Freiheiten auf, die auch heute noch relevant sind. „Frühlings Erwachen" bleibt ein kraftvolles und provokatives Stück, das die Herausforderungen und Kämpfe des Heranwachsens in einer restriktiven Gesellschaft beleuchtet und die dringende Notwendigkeit von Aufklärung und Offenheit unterstreicht.
Perfekt für Buchliebhaber und Theaterfans, die an tiefgründigen gesellschaftlichen Themen interessiert sind. Dieses Werk lädt zu intensiven Diskussionen und Reflexionen über die menschliche Natur und gesellschaftliche Strukturen ein.
Frank Wedekind (1864-1918) war ein einflussreicher deutscher Dramatiker, Dichter und Schauspieler, der als Pionier des modernen Theaters gilt. Geboren als Benjamin Franklin Wedekind in Hannover, wuchs er in der Schweiz auf, wo seine Eltern nach dem Scheitern der 1848er Revolution Zuflucht fanden. Seine Kindheit verbrachte er in ländlicher Abgeschiedenheit, bis er später nach München zog, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte.
Wedekind begann seine Karriere als Journalist und Kabarettist, bevor er sich dem Schreiben von Theaterstücken widmete. Seine Werke sind bekannt für ihre scharfe Gesellschaftskritik und die Auseinandersetzung mit Themen wie Sexualität, Moral und die Repression durch die bürgerliche Gesellschaft. Sein erstes und vielleicht bekanntestes Drama, „Frühlings Erwachen" (1891), verursachte bei seiner Veröffentlichung einen Skandal und führte zu heftigen Debatten über Zensur und die Grenzen der künstlerischen Freiheit. In diesem Stück setzt sich Wedekind mit den Ängsten und Unsicherheiten der Adoleszenz auseinander und kritisiert die mangelnde Aufklärung und die rigiden gesellschaftlichen Normen seiner Zeit. Es wurde später zu einem Broadway-Musical und einem Film adaptiert. Neben seiner Arbeit als Dramatiker war Wedekind auch als Kabarettsänger und Journalist tätig. Seine provokanten und oft kontroversen Stücke machten ihn zu einer zentralen Figur in der deutschen literarischen und künstlerischen Welt vor dem Ersten Weltkrieg.
Wedekinds Leben war ebenso dramatisch wie seine Werke. Er verbrachte aufgrund seiner politischen Aktivitäten und seiner scharfen Kritik an der Gesellschaft mehrere Male Zeit im Gefängnis. Trotz dieser Widrigkeiten setzte er sich unermüdlich für die Freiheit der Kunst und die Rechte des Einzelnen ein. Er starb 1918 in München an den Folgen einer Operation, hinterließ jedoch ein literarisches Erbe, das bis heute nachwirkt. Seine Werke beeinflussten zahlreiche Schriftsteller und Regisseure des 20. Jahrhunderts und bleiben wichtige Beiträge zur modernen Theaterliteratur. Sein Vermächtnis ist ein Aufruf zur kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und eine Mahnung an die Bedeutung individueller Freiheit und künstlerischer Ausdruckskraft.
Im Dezember 2024
Dem vermummten Herrn
der Verfasser
Erster Akt
Erste Szene
Wohnzimmer
Wendla
Warum hast du mir das Kleid so lang gemacht, Mutter?
Frau Bergmann
Du wirst vierzehn Jahr heute!
Wendla
Hätt′ ich gewußt, daß du mir das Kleid so lang machen werdest, ich wäre lieber nicht vierzehn geworden.
Frau Bergmann
Das Kleid ist nicht zu lang, Wendla. Was willst du denn! Kann ich dafür, daß mein Kind mit jedem Frühjahr wieder zwei Zoll größer ist. Du darfst doch als ausgewachsenes Mädchen nicht in Prinzeßkleidchen einhergehen.
Wendla
Jedenfalls steht mir mein Prinzeßkleidchen besser als diese Nachtschlumpe. — Laß mich′s noch einmal tragen, Mutter! Nur noch den Sommer lang. Ob ich nun vierzehn zähle oder fünfzehn, dies Bußgewand wird mir immer noch recht sein. — Heben wir′s auf bis zu meinem nächsten Geburtstag; jetzt würd′ ich doch nur die Litze heruntertreten.
Frau Bergmann
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich würde dich ja gerne so behalten, Kind, wie du gerade bist. Andere Mädchen sind stakig und plump in deinem Alter. Du bist das Gegenteil. — Wer weiß, wie du sein wirst, wenn sich die andern entwickelt haben.
Wendla
Wer weiß — vielleicht werde ich nicht mehr sein.
Frau Bergmann
Kind, Kind, wie kommst du auf die Gedanken!
Wendla
Nicht, liebe Mutter; nicht traurig sein!
Frau Bergmann (sie küssend)
Mein einziges Herzblatt!
Wendla
Sie kommen mir so des abends, wenn ich nicht einschlafe. Mir ist gar nicht traurig dabei, und ich weiß, daß ich dann um so besser schlafe. — Ist es sündhaft, Mutter, über derlei zu sinnen?
Frau Bergmann
Geh′ denn und häng′ das Bußgewand in den Schrank! Zieh′ in Gottes Namen dein Prinzeßkleidchen wieder an! — Ich werde dir gelegentlich eine Handbreit Volants unten ansetzen.
Wendla
(das Kleid in Schrank hängend)
Nein, da möcht′ ich schon lieber gleich vollends zwanzig sein ...!
Frau Bergmann
Wenn du nur nicht zu kalt hast! — Das Kleidchen war dir ja seinerzeit reichlich lang; aber ...
Wendla
Jetzt, wo der Sommer kommt? — O Mutter, in den Kniekehlen bekommt man auch als Kind keine Diphtheritis! Wer wird so kleinmütig sein. In meinen Jahren friert man noch nicht — am wenigsten an die Beine. Wär′s etwa besser, wenn ich zu heiß hätte, Mutter? — Dank′ es dem lieben Gott, wenn sich dein Herzblatt nicht eines morgens die Ärmel wegstutzt und dir so zwischen Licht abends ohne Schuhe und Strümpfe entgegentritt! — Wenn ich mein Bußgewand trage, kleide ich mich darunter wie eine Elfenkönigin ... Nicht schelten, Mütterchen! Es sieht′s dann ja niemand mehr.
Zweite Szene
Sonntag abend
Melchior
Das ist mir zu langweilig. Ich mache nicht mehr mit.
Otto
Dann können wir andern nur auch aufhören! — Hast du die Arbeiten, Melchior?
Melchior
Spielt ihr nur weiter!
Moritz
Wohin gehst du?
Melchior
Spazieren.
Georg
Es wird ja dunkel!
Robert
Hast du die Arbeiten schon?
