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Über Mut: Vom Zupacken, Durchhalten und Loslassen
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eBook115 Seiten1 Stunde

Über Mut: Vom Zupacken, Durchhalten und Loslassen

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Über dieses E-Book

Zeit zu handeln: Mit humanistischen Werten und Optimismus wider die German Angst

Rita Süssmuth, ehemalige CDU-Politikerin und Grand Dame der deutschen Politik, mischt sich mit 87 Jahren ein letztes Mal ein: In ihrem Vermächtnis appelliert sie an alle Demokrat:innen, Veränderungen anzugehen und die Politik in Deutschland aktiv mitzugestalten. Denn die aktuellen Kriege und Krisen können leicht zu einem Gefühl der Ohnmacht führen. Die engagierte Humanistin ruft deshalb dazu auf, dieser Zeitenwende mit Optimismus und Zivilcourage im Alltag zu begegnen. Sie ist der festen Überzeugung: "Wir können unsere demokratischen Werte retten - aber nur, wenn wir sie verteidigen!"

- Das letzte Buch von Rita Süssmuth: Autobiografie, Vermächtnis und Streitschrift
- Mit Beherztheit Krisen bewältigen und Demokratie verteidigen
- Engagement und aktive Partizipation: Politik sind wir!
- Für eine bessere Welt: Gefahr für die Demokratie erkennen und verantwortlich handeln
- Politisches Sachbuch, das aufrüttelt: für mehr Tatkraft, Mut und Hoffnung im Umgang mit Krisen

Mut zur Zukunft: Beteiligung der Bürger:innen fördern und demokratische Werte erhalten

In ihren politischen Erinnerungen beschreibt Rita Süssmuth die aktuellen Konflikte unserer Zeit und zeigt auf, welche Gefahren für die Gesellschaft daraus erwachsen: Klimawandel, Kriegstreiber und neurechte Nationalist:innen schüren Sorgen und Unsicherheiten. Aber wir stehen dem nicht hilflos gegenüber: Mut und Vertrauen in die Werte der Demokratie, die ein halbes Jahrhundert die Bundesrepublik geprägt haben, können helfen, mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

Die ehemalige deutsche Politikerin wirbt in ihrer Biographie dafür, sich beherzt für Demokratie und Vielfalt zu engagieren. Denn: Politik – das sind wir!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum19. Juni 2024
ISBN9783987909290
Über Mut: Vom Zupacken, Durchhalten und Loslassen

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    Buchvorschau

    Über Mut - Rita Süssmuth

    PROLOG

    Ich habe im letzten Winter meinen 87. Geburtstag gefeiert.

    Mit 87 weiß man das Geschenk des Lebens zu schätzen. Und man wird in diesem Alter Realist genug, um zu wissen, was man noch mitgestalten möchte. Und was man hinterlassen kann.

    Das Leben ist für mich absehbar geworden. Das macht mir keine Angst. Warum das so ist, werde ich zwischen diesen beiden Buchdeckeln begründen.

    Denn tatenlos mit den Händen im Schoß auf das Ende warten – das werde ich nicht tun. Im Gegenteil: Angesichts der Einsicht, wie es um mich steht, wird mein Lebensmotto wacher denn je: „Einmal mehr aufstehen als hinfallen", so müsse man das Leben gestalten. Das schrieb in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts Winston Churchill. Schon als junge Frau habe ich mir dieses Lebensmotto zu eigen gemacht. Und nie mehr aus den Augen verloren.

    In diesem Motto stecken die beiden Pole menschlichen Daseins: erstens der Mut zum Zupacken und Durchhalten – und zweitens der Mut zum Scheitern. Beides erfordert Entschlossenheit und Ausdauer. Dieses Buch fordert zum Zupacken auf – und genauso zu der Entschlossenheit, sich den Aufgaben unserer Zukunft zu stellen. Ohne Angst. Ohne Verlust. Ohne Verzweiflung.

    *

    Nun kann man sich fragen: Was soll das Ganze? Habe ich mit meinen 87 Jahren nicht so langsam das Stadium erreicht, bei dem Menschen hoffen, ich würde einfach mal den Mund halten? Was sollen diese Ratschläge, die historisch gesehen von einem Menschen stammen, der während des Hitler-Regimes geboren wurde?

    Nein, ich möchte nicht den Mund halten. Ich suche die Veränderung zum Besseren. Darüber reden wir nämlich stets mehr, als zu handeln. Das sollten wir ändern, mit allen Menschen in unserer Gesellschaft, den Frauen und Männern, den Jungen und Alten, den Alt-Eingesessenen und den Zugezogenen.

    Ich bitte um Verständnis, dass in diesem Zupacken, im immer wiederholten „So kann es nicht bleiben, im „Dennoch der tiefste Zug meines Engagements verankert liegt: Das Zupacken ist unumgänglich, wenn es gelingen soll, Gewalt, Terror, Krieg, Mord, Lüge und Ungerechtigkeiten Einhalt zu gebieten. Ein Teil der Menschen, insbesondere die Betroffenen und Einfühlsamen, wehren sich trotz ihrer gefühlten Ohnmacht gegen diese Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Sie spüren: Wir befinden uns in einer Zeitenwende, die es zu bestehen gilt.

    *

    Auf den folgenden Seiten werde ich meine Beobachtungen zur Situation des 21. Jahrhunderts zu erklären versuchen. Aber ich werde es nicht dabei belassen. Mir geht es darum, dass jede der genannten Plagen bekämpft werden kann – wenn eine Gesellschaft das nur will. Mein Eindruck lautet: Zu lange haben wir es uns bequem gemacht: Unter dem Schutzschirm der NATO haben wir unsere Häuser gebaut, unsere Autos exportiert, unsere begehrten Maschinen in alle Welt verkauft und unseren wachsenden Wohlstand vermehrt und genossen. Dabei blieben die Fragen auf der Strecke: Wer sind wir? Wohin wollen wir? Wozu sind wir fähig? Und wo stoßen wir auf unüberwindbaren Widerstand – und wo auf existenzielle Grenzen?

    Und schließlich: Kann unsere Wachstumsideologie so unbeschränkt weitergehen? „Nein!", sagten schon vor über 50 Jahren die Wissenschaftler, die sich im Club of Rome zusammenfanden und das Ende des Wachstums prognostizierten. Das alles ist seit Langem bekannt. Aber Konsequenzen haben Politik und Gesellschaft erst spät gezogen. Und die Frage ist für mich, ob sie diese Konsequenzen wirklich durchhalten. Oder vor der Größe der Aufgabe den Mut verlieren und ermatten.

    Mir geht es um die menschliche Stärke gerade dort, wo sie herausgefordert wird.

    *

    Damit wir uns richtig verstehen: Ich halte Weltuntergangsszenarien und ständiges Gejammere über die Unvollkommenheit der Welt nach wie vor für falsch. Warum? Erstens, weil wir in vielen einzelnen Taten und Entscheidungen in den letzten Jahrzehnten gezeigt haben, dass wir etwas ändern können – wenn wir es nur wollen und zupacken.

    Und zweitens, weil die Welt, unsere Erde, die gesamte Schöpfung immer ein unvollkommener Ort war. Immerhin haben wir es geschafft, diesen einst für Menschen so unwirtlichen Ort zu einem Platz zu machen, an dem auch Freiheit, Demokratie, Mitgefühl und Liebe wachsen können. Wenn wir es nur zulassen – indem wir aktiv werden und Natur und Kultur durch schöpferische Leistungen verbinden.

    *

    Meine Aufforderung, zuzupacken, verbindet sich mit der Betrachtung einer zweiten Tugend: mit einer neuen Art des Durchhaltens – und Loslassens. Ich habe in meinem Alter immer noch die Lust am Denken: an kritischen Fragen, wertschätzenden Diskussionen, neuen Horizonten und neuen Lösungen. Deshalb erwarten Sie bitte klare Worte. Denn Wahlkampfparolen bringen uns in diesen Zeiten nicht mehr weiter. Kantige Zeiten verlangen nach Klartext.

    Zurück zum Loslassen. In diese Tugend übe ich mich gerade erst ein. Ich gestehe: Es fällt mir nicht leicht, mir, deren Merkmal stets das Zupacken und das Durchhalten war, das Loslassen zu akzeptieren. Doch ich habe in meinem langen Leben in der Politik kennengelernt, dass eines nicht ohne das andere denkbar ist. Engagement muss auch Grenzen kennen. Diese Tatsache an sich hat viel mit Loslassen zu tun. Denn das Loslassen schärft gleichzeitig den Blick auf die Realität, der Schritt zurück führt zu einer geweiteten Perspektive, trennt Wichtiges von Unwichtigem. Nach der Akzeptanz des Loslassens kommt die Freiheit, Dinge deutlich aussprechen zu können. Das habe ich schon immer so gehalten. Aber es gibt da noch ein paar Dinge, die ich sagen, die ich hinterlassen möchte.

    Wir sind schneller in das 21. Jahrhundert mit seinen existenziellen Herausforderungen geworfen worden, als wir dachten und wollten. Das Wort Zeitenwende hat leider einen kriegerischen Hintergrund und nicht das Versprechen auf einen besseren Zustand unserer Welt durch Fortschritt in den Wissenschaften. Wir müssen eingestehen: Deren Erkenntnisse steigerten nicht nur den Fortschritt, sondern bescherten uns gleichzeitig immense Risiken für das Überleben unseres Planeten. Klimaveränderungen mit Dürren und Überflutungen machen uns die Bedrohung bewusst. Neue kriegerische Gewalttaten bedrohen und verunsichern Millionen von Menschen, die schon länger als wir in Europa auf bessere Zeiten gehofft und gewartet haben.

    Ich selbst bin zwei Jahre vor dem mörderischen nationalsozialistischen Zweiten Weltkrieg geboren, im Februar 1937. Meine Kindheit war geprägt von täglicher Angst ums Überleben. Wir drei Töchter verbrachten mit unserer Mutter Nächte im Luftschutzkeller mit der Angst vor den Soldaten und ihren Waffen. Unser Vater war seit 1939 im Krieg im Osten und Westen. Aber er hatte für uns alle das große Glück, schon im Juli 1945 aus der englischen Gefangenschaft nach Hause freigelassen zu werden.

    Als Gesellschaft brauchten wir einander, um zu überleben. Es war kein freiwilliger, sondern ein erzwungener Zusammenhalt, notwendige Vorsicht. Wir misstrauten und fürchteten uns wechselseitig, waren aber auch aufeinander angewiesen. Angst gehörte im Alltag zu unserem Leben. Aber über sie wurde wenig gesprochen. Denn sie sollte und durfte nicht weiter in uns kriechen. Es wurde wenig gelacht. Auf den Feldern wuchsen Gott sei Dank immer Gemüse und Kartoffeln, die uns weiterhalfen, Milch und Eier mussten gehamstert werden. Wir wuchsen nicht nur in einer vaterlosen Gesellschaft auf; sondern auch die Mütter wurden aufs Stärkste gefordert und zuweilen überfordert mit ihrer Aufgabe, das Überleben zu organisieren.

    Als der Wiederaufbau durch große Kraftanstrengung gelang, zog endlich wieder etwas Lebensfreude in unser Leben ein. Die Lust zu singen erwachte, Musik zu machen, sich zu treffen, miteinander auszutauschen. Das Motto „Nie wieder Krieg!", die Absage gegen Waffen und Gewalt, hatte angesichts der grausamen Kriegs- und Vernichtungserfahrung einen hohen Stellenwert und bestimmte unsere Grundeinstellung.

    Wir konnten nach der Währungsreform wieder wirtschaften, konnten kaufen, was wir brauchten. Wer es sich erlauben konnte, wollte reisen, die Welt kennenlernen. Selbstwertgefühl und Tatkraft des Selbermachens, des Mitgestaltens kamen wieder auf. Dazu gehörten später in den Sechzigerjahren viele kritische Fragen. Insgesamt kehrte so die

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