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Krimi Dreierband 1012
Krimi Dreierband 1012
Krimi Dreierband 1012
eBook350 Seiten4 Stunden

Krimi Dreierband 1012

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:

 

Trevellian und die Mikrochip-Gangster (Franklin Donovan)

Trevellian und der Mann namens El Toro (Franklin Donovan)

Trevellian und der Hacker (Alfred Bekker)

 

Das Faultier witterte die tödliche Gefahr.

Wie so oft hing der Bewohner des peruanischen Dschungels kopfüber an einem Ast im Bergwald der Ostkordilleren, und das Tier tat das, was es am liebsten machte. Nämlich nichts. Es hätte sich auch nicht durch die lange Kolonne von Regierungstruppen aus der Ruhe bringen lassen, die weit unter ihm vorbeimarschierte. Aber das Faultier spürte deutlich den Tod, der hinter der nächsten Wegesbiegung lauerte.

Darum erklomm das Wesen mit dem weißen Streifen auf der Stirn den Baumstamm. Und kletterte so schnell wie möglich in Sicherheit. Die Männer in den olivgrünen Uniformen ahnten nichts Böses. Wie die meisten Peruaner waren sie Indios oder Mestizen. Auf ihren wie geschnitzt wirkenden Gesichtern war nichts zu lesen außer Erschöpfung. Und Gleichgültigkeit.

Der Angriff kam mit der Macht einer Feuerwalze…

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum16. Mai 2024
ISBN9798224441891
Krimi Dreierband 1012
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Krimi Dreierband 1012 - Alfred Bekker

    Franklin Donovan, Alfred Bekker

    Krimi Dreierband 1012

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    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write ( https://writeapp.io) erstellt.

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    Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Krimi Dreierband 1012

    Copyright

    Trevellian und die Mikrochip-Gangster: Kriminalroman

    ​Trevellian und der Mann namens El Toro: Action Krimi

    Trevellian und der der Hacker

    Krimi Dreierband 1012

    Franklin Donovan, Alfred Bekker

    Dieser Band enthält folgende Krimis:

    Trevellian und die Mikrochip-Gangster (Franklin Donovan)

    Trevellian und der Mann namens El Toro (Franklin Donovan)

    Trevellian und der Hacker (Alfred Bekker)

    Das Faultier witterte die tödliche Gefahr.

    Wie so oft hing der Bewohner des peruanischen Dschungels kopfüber an einem Ast im Bergwald der Ostkordilleren, und das Tier tat das, was es am liebsten machte. Nämlich nichts. Es hätte sich auch nicht durch die lange Kolonne von Regierungstruppen aus der Ruhe bringen lassen, die weit unter ihm vorbeimarschierte. Aber das Faultier spürte deutlich den Tod, der hinter der nächsten Wegesbiegung lauerte.

    Darum erklomm das Wesen mit dem weißen Streifen auf der Stirn den Baumstamm. Und kletterte so schnell wie möglich in Sicherheit. Die Männer in den olivgrünen Uniformen ahnten nichts Böses. Wie die meisten Peruaner waren sie Indios oder Mestizen. Auf ihren wie geschnitzt wirkenden Gesichtern war nichts zu lesen außer Erschöpfung. Und Gleichgültigkeit.

    Der Angriff kam mit der Macht einer Feuerwalze…

    XXXx

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Trevellian und die Mikrochip-Gangster: Kriminalroman

    Franklin Donovan

    Jake Morris wusste, dass sie ihn töten wollten.

    Der Mann mit dem vernarbten Gesicht nahm aber nicht an, dass einer von ihnen ein Schießeisen hatte. Erst recht nicht eins mit Schalldämpfer.

    Also würden sie es anders machen müssen. Mit selbst geschliffenen Messern. Das war das Wahrscheinlichste. Oder mit Bleirohren oder anderen Schlagwerkzeugen, mit denen man einem Mann den Schädel zertrümmern konnte.

    Mit jeder Sekunde, die vertickte, rückte die Todesgefahr näher. Es war drei Minuten vor Zwölf. Um Mitternacht begann ein neuer Tag. Der Tag, an dem Jake Morris aus dem Gefängnis entlassen werden sollte.

    Falls er diese Nacht überlebte…

    ***

    Jake Morris hatte seine muskelbepackten Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er lag auf seiner Metallpritsche. Zelle 31, Block B, Maryland Penitentiary, 954 Forrest Street, Baltimore, Maryland. Das war seine Adresse während der vergangenen fünf Jahre gewesen. Sechs Monate seiner Haftstrafe hatten sie ihm wegen guter Führung erlassen.

    Sicher auch deshalb, weil das Narbengesicht den Drogenring der Anstalt hatte hochgehen lassen. Emerson, der Ober-Knast-Dealer, und zwei seiner Kumpels schmprten jetzt unten in der Isolationshaft vor sich hin. Nur mit Unterhosen aus Papier bekleidet und auf halbe Ration gesetzt. Jake Morris konnte sich vorstellen, wie ihn diese Drogenkerle jetzt hassten. Und Emerson hatte eine Menge Freunde im Bau.

    Der Narbengesichtige atmete ruhig und langsam durch die Nase. Er teilte sich die Sechs-Quadratmeter-Zelle mit drei weiteren Mitgefangenen. Von denen würde keiner einen Finger rühren, um Morris zu helfen. Da machte er sich keine Illusionen.

    Schritte waren auf dem Gang zu hören. Sehr leise zwar, aber dennoch laut genug für seine Ohren. Narbengesicht grinste bitter. Er hatte sich nicht getäuscht. Sie hatten bis zur letzten Nacht gewartet, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Ihn und den Gefängnisdirektor, der ihm großspurig versprochen hatte, für seinen Schutz zu sorgen.

    Jake Morris wusste, dass er sich hier drin nur auf sich selbst verlassen konnte. Und darauf, dass der Wachwechsel der Aufseher nicht länger als fünf Minuten dauerte.

    Die Geräusche auf dem Flur kamen näher. Die Turnschuhe der Gefangenen verursachten viel weniger Lärm als die Stiefel der Aufseher. Es waren nicht gerade wenige nächtliche Besucher, die sich bei Jake Morris durch die Tritte auf dem Korridor ankündigten.

    Trotz der Todesgefahr grinste der Vernarbte spöttisch. Er hatte seine Wahl getroffen. Ein für alle Mal. Diese Gefängnisstrafe war nicht seine erste. Doch sie sollte seine letzte sein. Das hatte er sich geschworen.

    Jake Morris war ein Mann, dem die Fäuste locker saßen. Das hatte ihn schon auf der Highschool in Schwierigkeiten gebracht. Später waren es die Gangs gewesen, in denen man ihn wegen seiner Schlägerqualitäten geschätzt hatte. Morris lernte schnell. Zum Beispiel, dass man bei einem Straßenraub in zwei Minuten mehr Geld verdienen kann als mit zwei Monaten Rasenmähen bei den Nachbarn.

    Darum hatte er in seiner Jugend öfter die Fäuste geschwungen als den Rasenmäher geschoben. Später war es dann so weitergegangen. Immer wieder miese Jobs, und dazwischen eine Schlägerei nach der anderen.

    Doch hier in Baltimore hatte Jake Morris einen Schlussstrich gezogen. Der Mann, mit dem er sich angelegt hatte, saß nun im Rollstuhl. Und er, Morris, war schuld daran. Er ganz allein.

    Die Zellentür öffnete sich. Seine Gedanken wurden unterbrochen.

    Jake Morris lag weiterhin auf der Pritsche ausgestreckt. Aus den Augenwinkeln bemerkte er Cliff Thorne und ein paar andere miese Typen. Sie trugen dieselbe hellgraue Anstaltskleidung wie Jake Morris. In ihren Händen blitzten lange Metallstücke.

    Sie hatten die Zellentür aufgeschlossen. Wie sie an die Schlüssel herangekommen waren, war Morris rätselhaft.

    »He, Verräter!«, heiserte Thorne.

    »Meinst du mich?«

    Der Vernarbte rührte sich nicht von der Pritsche.

    »Siehst du hier noch einen Verräter, du Drecksau? Ich habe eine Botschaft von Emerson…«

    Cliff Thorne sprang vor und ließ gleichzeitig sein selbst gebasteltes Messer auf Jake Morris niedersausen. Damit hatte der Narbengesichtige gerechnet. Thorne, der ein muskelbepackter Schwarzer war, würde sich nicht mit langen Volksreden aufhalten.

    Morris blockte den Messerarm ab und wuchtete seine Rechte in Thornes Magen. Der Schwarze war wenig beeindruckt.

    Das Narbengesicht rollte sich seitwärts von der Pritsche und versuchte gleichzeitig, Thorne umzureißen. Einer der anderen Kerle trat ihm gegen den Schädel. Jake Morris merkte kaum etwas davon. Erstens hatte er schon Schlimmeres abgekriegt in seinem Leben als einen Tritt mit Turnschuhen. Und zweitens war jeder Kick immer noch besser wegzustecken als ein Messerstich.

    Morris federte hoch. Wieder jagte die Klinge auf seinen Leib zu. Das spitze Blechstück zielte auf sein Herz. Der Vernarbte reagierte sehr schnell. Das Metall verfehlte seine Brust. Aber es drang in seinen Oberarm.

    Cliff Thorne wieherte zufrieden auf, als er das Blut sah.

    »Macht ihn endlich alle!«, röhrte er mit gedämpfter Stimme.

    Jake Morris kämpfte wie ein Berserker. Er hatte vier Messerstecher gegen sich und war selbst unbewaffnet. Trotzdem war er der Meinung, eine reelle Chance zu haben. Denn seine Gegner traten sich gegenseitig auf die Füße, wenn sie an ihn heranzukommen versuchten.

    Der härteste Brocken war Cliff Thorne. Morris packte ihn und schaffte es, den Körper seines Feindes herumzureißen. Wie einen menschlichen Schutzschild brachte der Vernarbte den Schwarzen zwischen sich und die anderen Messerhelden.

    Allerdings hatte Thorne selbst noch ein spitzes Blechstück in der Faust. Aber nicht mehr lange. Jake Morris wandte einen miesen Trick von der Straße an -und sein Gegner heulte auf. Der Vernarbte hatte ihm das Handgelenk gebrochen.

    Das Metall klirrte auf den Betonboden. Morris beförderte es mit einem Tritt unter die Pritsche.

    Da kam einer der anderen Emerson-Kumpels mit seiner Klinge durch. Das behelfsmäßige Messer ratschte an Morris’ Rippenbogen entlang und hinterließ eine blutige Spur auf seinem nackten Oberkörper.

    Dieser weitere Erfolg gab dem Schlägertrupp Auftrieb. Einer kickte gegen Morris’ Knie. Der Narbige kam ins Straucheln und musste Thorne loslassen. Der Farbige taumelte zur Seite und hielt sich sein kaputtes Handgelenk.

    Aber seine Freunde stürzten sich auf ihr Opfer.

    Mit beiden Fäusten wehrte sich Morris, der schon in die Knie gegangen war.

    Nur nicht fallen!, beschwor er sich selbst. Ich muss weiterleben… leben… für Diane…

    Morris teilte Schläge aus, wehrte immer wieder die Messer ab. Seine Unterarme waren völlig zerschnitten. Dann rutschte er aus.

    Das ist das Ende!, schrie eine erbarmungslose Stimme in seinem Gehirn.

    Ein leiser Pfiff ertönte. Halb bewusstlos bemerkte Jake Morris, dass seine Feinde verschwanden. Den verletzten Cliff Thorne nahmen sie mit.

    Die Tür klappte hinter ihnen zu. Eine Minute später wurde sie wieder aufgerissen.

    Bridges und O’Neill standen vor ihm. Morris hatte sich noch nie so darüber gefreut, die beiden Aufseher zu sehen.

    »Heavens!«, keuchte O’Neill und schob sich seine Uniformmütze ins Genick. »Sie bluten ja fürchterlich, Morris!«

    ***

    Die Wärter schafften den Vernarbten sofort in den Krankentrakt. Jake Morris war bei Bewusstsein. In seinem Kopf war nur ein Gedanke.

    Überlebt… Ich habe es überlebt… Ich werde frei sein…

    Der Anstaltsleiter Larry Connor erschien im Behandlungsraum des Gefängnishospitals, während Morris noch von dem Mediziner und dessen Assistenten zusammengeflickt wurde.

    Der Gefängnisdirektor schnaufte aufgeregt und fuhr sich mit einem großen Taschentuch über seine Stirnglatze. Er war ein hektischer kleiner Mann mit roter Gesichtsfarbe. Offensichtlich war er von den Aufsehern aus dem Bett geholt worden. Seine Haare waren zerzaust, und er trug keine Krawatte. Morris hatte ihn noch nie ohne Krawatte gesehen.

    »Mein lieber Morris… Was für eine Tragödie…«

    Larry Connor rang die Hände.

    Der Vernarbte kauerte nackt auf der Behandlungsliege und verkniff sich ein spöttisches Grinsen.

    »Damit habe ich gerechnet, Sir. Mit diesen Drogentypen ist nicht gut Kirschen essen.«

    »Wieso konnten die in Ihre Zelle eindringen? Haben Ihre Mitgefangenen nichts bemerkt? Woher hatten die Eindringlinge die Schlüssel und die Waffen?«

    Bist du so dämlich, oder tust du nur so?, dachte Morris und blickte zur Decke, um dem Anstaltsleiter nicht ins Gesicht zu lachen. Respektlosigkeit konnte er sich so kurz vor seiner Entlassung nicht leisten.

    Als Direktor hätte Connor wissen müssen, dass in seinem Knast mit Drogen gehandelt wurde wie in jeder anderen Strafanstalt in den Vereinigten Staaten. Immer gab es den einen oder anderen Aufseher, der ein Auge zudrückte und seinen Anteil bekam. Außerdem waren diese Drogentypen gerissen genug, um auch im perfektesten Sicherheitssystem Lücken zu finden. Ganze Dealerringe wurden von Gefängniszellen aus geleitet. Verschlossene Türen waren für diese Hundesöhne keine Hindernisse.

    Aber diese Gedanken kamen nicht über Jake Morris’ Lippen.

    »Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, Sir. Es ging so schnell.«

    »Natürlich, natürlich.«

    Larry Connor klopfte dem Gefangenen auf die verbundene Schulter. Morris zuckte zusammen, schrie aber nicht. Der Anstaltsleiter bemerkte sein Ungeschick und zog die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.

    »Ich würde ihn gerne noch ein paar Tage hier behalten«, sagte der Gefängnisarzt, ein alter Haudegen namens Woodrow. »Ein paar von diesen Schnitten gefallen mir gar nicht.«

    »Nein!«

    Wie ein Peitschenhieb knallte das Wort durch den Behandlungsraum. Jake Morris hatte den Schrei ausgestoßen. Dann mäßigte er sich.

    »Ich meine, ich habe meine Strafe abgesessen, Sir. Nicht wahr? Diese paar Kratzer machen mir nichts aus. Sobald ich in New York bin, werde ich mir einen guten Doc suchen.«

    »Sie wollen wieder nach New York? Warum?«, fragte der Anstaltsleiter. Er schien froh zu sein, von dem nächtlichen Überfall ablenkten zu können. Für ihn war es schließlich alles andere als eine Belobigung, dass einer seiner Schutzbefohlenen fast erstochen worden war.

    Weil dort mein Mädchen lebt, dachte der Vernarbte. Aber das ging den Direktor nun wirklich einen feuchten Dreck an.

    »New York City ist meine Heimatstadt, Sir«, sagte er stattdessen wahrheitsgemäß. »Ich kenne dort viele Leute und kann bestimmt schnell Arbeit finden.«

    Der Anstaltsleiter Larry Connor öffnete den Mund, um zu seiner üblichen Entlassungsermahnung anzusetzen. Er ermunterte die Ex-Häftlinge stets, die Gesetze in Zukunft nicht mehr zu brechen. Aber bei Jake Morris konnte er sich die Predigt sparen. Der Vernarbte hatte sein Leben riskiert, um den Drogenhandel hinter Gittern eindämmen zu helfen.

    »Sie werden morgen früh entlassen«, beeilte sich Connor zu versichern. »Wenn Sie sich gesundheitlich fit fühlen.«

    »Das tue ich, Sir. Ich könnte Bäume ausreißen!«

    In Wirklichkeit fühlte sich Jake Morris hundsmiserabel, obwohl das Schmerzmittel von Doc Woodrow seine Wirkung tat. Aber das hätte er nie zugegeben. Morris wollte endlich raus aus dem Maryland Penitentiary. Und wenn er auf allen Vieren durch das Tor kriechen musste. Er konnte es kaum abwarten, New York wiederzusehen. Und vor allem Diane Davenport, seine Freundin.

    Unwillkürlich musste der Vernarbte grinsen.

    Ich würde mich sogar freuen, dachte Jake Morris, den Bullen noch einmal zu treffen, dem ich meine Knaststrafe verdanke.

    G-man Jesse Trevellian vom FBI New York.

    ***

    »Mr. Trevellian?«

    Ich blickte auf. Anscheinend war ich eingedöst. Das war allerdings auch kein Wunder. Die ganze Nacht hatte ich Seite an Seite mit meinem Freund und FBI-Kollegen Milo Tucker auf dieser harten Bank gesessen. Das unbequeme Möbel stand auf einem Korridor im Bellevue Hospital. Einem der größten Krankenhäuser New Yorks.

    Und der Mann, der mich soeben angesprochen hatte, war ein Doc.

    Sofort sprang ich auf. Auch Milo schreckte nun aus dem Schlaf hoch.

    Wir hatten hier ausgeharrt, weil hinter einer dieser Türen auf der Station unsere Kollegin Jennifer Clark behandelt wurde. Das Letzte, was wir von ihr mitgekriegt hatten, war, dass es ihr verdammt schlecht ging.

    Die blonde FBI-Agentin hatte mein Leben gerettet, als wir das Hauptquartier dieser teuflischen Babyhändler-Bande gestürmt hatten. Allerdings war sie dabei selbst schwer verwundet worden. Und hatte eine Fehlgeburt erlitten. [1]

    Ja, Jennifer Clark war schwanger gewesen. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der einen äußerst sympathischen, ehrlichen und aufrichtigen Eindruck gemacht hatte. Und der eine Frau wie Jennifer in Wirklichkeit nicht verdient hatte. Das hatte Jennifer bald erkennen müssen, doch da wusste sie bereits, dass sie schwanger war.

    Jennifer Clark war eine der besten Agentinnen des New Yorker FBI. Wahrscheinlich sogar die beste überhaupt. Wie Milo und ich riskierte sie sehr, sehr oft Leben und Gesundheit im Kampf gegen das Verbrechen. Keine guten Voraussetzungen, um Mutter zu werden.

    Auch Milo und ich gingen keine feste Bindung ein aus diesem Grund. Jennifer wollte und konnte es nicht riskieren, dass sie sich eines Tages eine Kugel fing und ihr Kind als Waise aufwachsen musste.

    Sie hatte überlegt, den Dienst beim FBI zu quittieren. Aber andererseits war sie mit Leib und Seele FBI-Agentin. Es war eine harte Zeit der Entscheidung für Jennifer gewesen.

    Und nun dies. Sie war bei ihrem letzten Einsatz niedergeschossen worden, war von der Kugel getroffen worden, die für mich bestimmt gewesen war.

    Und hatte ihr Kind verloren!

    Jennifer Clark war immer eine starke Frau gewesen, doch ich wusste nicht, ob sie diesen Schicksalsschlag verarbeiten würde.

    Es war nun schon die zweite Nacht, die wir uns hier im Bellevue Hospital um die Ohren schlugen. Auch der Arzt, den ein Namensschild als Doctor Andersen auswies, sah müde aus. Er war ein schmaler Mann mit schütterem blonden Haar.

    »Wie geht es ihr, Doc?«, fragte ich ihn aufgeregt. »Ist sie okay?« '

    Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte den Arzt an seiner Operationskluft gepackt, so nervös war ich.

    »Miss Clark ist noch sehr schwach. Sie muss jetzt viel schlafen. Aber sie wird wieder gesund werden. Körperlich jedenfalls.«

    Ich nickte. »Und seelisch?«

    »Das ist schwer zu beantworten, Mr. Trevellian. Als sie erfuhr, dass sie ihr Kind verloren hat, war das ein schwerer Schock für sie. Wir konnten es ihr nicht verheimlichen. Ihre erste Frage galt dem Kind.«

    Milo neben mir stöhnte auf. Er war bleich im Gesicht. So wie ich wahrscheinlich auch.

    »Sie können hier im Moment nichts tun«, sagte Doc Andersen. »Sobald es etwas Neues gibt, rufen wir an.«

    Damit mussten wir uns wohl oder übel zufrieden geben. Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte, dass es kurz nach fünf Uhr morgens war. In wenigen Stunden mussten Milo und ich frisch rasiert unseren Dienst im FBI Field Office an der Federal Plaza antreten.

    Wir verließen das Gelände des Bellevue Hospital. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Wir würden hinterher erledigter sein als jetzt. Also warfen wir uns in meinen roten Sportwagen XKR und fuhren zu einem Allnight-Diner am Broadway. Dort gab es die besten Spiegeleier mit Schinken in ganz New York City- »Schlimm, das mit Jennifer«, sagte Milo, als wir in einer Nische des Diners saßen und den heißen Kaffee schlürften. Ich beobachtete einen athletischen Schwarzen, der in der offen einsehbaren Küche die Eier direkt über einer glühend heißen Platte zerschlug. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.

    Der Gedanke an Jennifers Schicksal verdarb mir allerdings gleich wieder den Appetit.

    »Ja, armes Mädchen. Wir müssen jetzt ganz fest zu ihr halten, Milo. Mehr können wir nicht tun.«

    Schweigend stocherten wir in unserem Frühstück herum, hingen unseren Gedanken nach. Die Welt drehte sich weiter, während Jennifer Clark im Bellevue Hospital lag. Es half nichts, mit dem Schicksal zu hadern. Es gab all die Millionen Menschen hier in New York, die das Recht hatten, von uns beschützt zu werden. Das war unsere Aufgabe als G-men.

    Milo und ich fuhren noch schnell in unsere Apartments vorbei, um zu duschen, uns zu rasieren und die Kleidung zu wechseln. Dann trafen wir halbwegs ausgeruht und überpünktlich an der Federal Plaza ein.

    Dort wartete schon eine knappe Nachricht von unserem Chef auf uns.

    »Sofort Ermittlungen bei Leeway Productions in Queens aufnehmen. Es liegen anonyme Hinweise auf einen Mord/Zusammenhang mit Erpressung vor. Jonathan D. McKee, Special Agent in Charge«

    ***

    Der Marsmensch war tot.

    Natürlich war die Leiche in dem weißen Schutzanzug nicht wirklich ein Außerirdischer. Trotzdem wirkte der leblose Körper auf dem klinisch reinen grünen Fußboden wie eine Figur aus einem Science-Fiction-Film. Doch das hier war kein Kino, sondern die harte Realität von New York City.

    »Wann kommt die Spurensicherung?«

    Ich drehte mich um. Mein Freund und FBI-Kollege Milo Tucker hatte diese Frage gestellt. Genau wie ich selbst trug er einen gelben Jogginganzug mit der Aufschrift GAST auf dem Rücken. Dazu weiße Turnschuhe, die nach Desinfektionsmitteln rochen.

    Ich hob die Schultern und starrte wieder auf die Leiche, von der ich durch eine dicke Panzerglasscheibe getrennt war.

    »Sobald die Kollegen entlaust worden sind, nehme ich an.«

    Ein nervöser Mann namens Adam Holborn hatte meine Bemerkung aufgeschnappt. Er trat mit zorngerötetem Gesicht an mich heran.

    »Agent Trevellian! Ihnen mögen unsere Vorschriften lächerlich Vorkommen! Aber wir bauen hier bei Leeway die modernsten Computerchips der Welt. Das kleinste Staubkörnchen bedeutet für uns Verlust. Ausschussware, die wir in die Mülltonne werfen können! Wir rechnen hier in Mikrometern, also Tausendstelmillimeter. Ein einziges Stäubchen reicht aus, um eine ganze Siliziumplatte zu zerstören. Und…«

    »Mir kommen die Tränen«, knurrte ich und blickte Adam Holborn zornig an. »Wir haben hier ein größeres Problem als ein paar ruinierte Siliziumplatten. Leeway Productions wird erpresst. Der Tod Ihres Mitarbeiters dort drinnen war angekündigt. Sie als Vorstandsvorsitzender der Firma haben die Drohungen verschwiegen, obwohl wir als FBI für Erpressungsdelikte zuständig sind. Wir wären überhaupt nicht hier, wenn wir nicht einen anonymen Hinweis bekommen hätten.«

    Holborn sah aus, als ob er explodieren wollte. Aber dann starrte er trotzig zu Boden.

    Unser Chef Jonathan D. McKee hatte Milo und mich schriftlich gebeten, die Chipfabrik Leeway Productions aufzusuchen. Wie wir später erfuhren, hatte sich eine anonyme Anruferin eine halbe Stunde zuvor beim FBI Field Office an der Federal Plaza gemeldet und uns von dem Mord informiert. Anonyme Anrufe werden automatisch zurückverfolgt. Doch die Lady hatte von einer Telefonzelle aus angerufen.

    Ich wusste nicht viel über die Produktion von Computerchips. Die meisten dieser winzigen Speichereinheiten werden in Kalifornien ›gebacken‹, im legendären Silicön Valley. Und natürlich in-Fernost. Darum war die hypermoderne Anlage am äußersten östlichen Rand von Queens ja New Yorks ganzer Stolz. Leeway Productions war ein Symbol für zukünftige McKee-Tech-Jobs, die bei uns am Hudson entstehen.

    Aber den Toten würde das auch nicht wieder lebendig machen.

    Ich drehte mich auf dem Absatz um. Meine Turnschuhe quietschten auf dem Fußboden, der mit einer zwei Millimeter dünnen Epoxidharzschicht bedeckt war. Das hatte ich inzwischen erklärt bekommen. Wir befanden uns nämlich in einem der inneren Bezirke der Chip-Fabrikation. Daher mussten wir die Leeway-eigenen Jogginganzüge tragen. Unsere eigenen Anzüge, Waffen, sogar die Unterwäsche hatten wir in einem Umkleideraum zurücklassen müssen. Damit wir keinen unnötigen Staub hereintrugen, mit dem die wertvollen Siliziumplatten verseucht werden konnten.

    »Ich möchte jetzt zu dem Toten«, sagte ich zu Holborn.

    Der Vorstandsvorsitzende schüttelte störrisch den Kopf.

    »Völlig unmöglich! In den innersten Produktionsbereich dürfen Sie nur mit einem Schutzanzug. Dort befindet sich das Herz unserer Anlage! Jeder Schmutz…«

    Langsam reichte es mir mit dem Sauberkeitsfimmel dieses Computergenies.

    »Wenn Sie einen Bundesbeamten an der Ausübung seiner Pflicht hindern wollen, kriegen Sie eine Menge Ärger, Holborn«, sagte ich. »Hier geht es um Mord, verdammt! Einer Ihrer Mitarbeiter ist tot! Also - wo, zum Teufel, kriegen wir diese verdammten Schutzanzüge Her?«

    Holborn starrte mich an, als hätte ich etwas Schmutziges über seine Schwester gesagt. Er erdolchte mich mit seinem Blick, doch dann führte er Milo und mich in einen Raum, wo wir weiße Anzüge und Kopfhauben anlegen konnten. Milo feixte hinter Holborns Rücken und bewegte seine Hand, als ob er sich verbrannt hätte.

    »Keine hastigen Bewegungen!«, schärfte der Computermann uns ein. »Das könnte Staub aufwirbeln. Die komplette Raumluft dort drinnen wird alle sechs Sekunden ausgetauscht. Durch ein McKee-Tech-Filtersystem.«

    In diesem Moment kam das Spurensicherungsteam. Holborn sprang herum wie ein tollwütiger Affe, bis alle Kollegen in Schutzanzügen steckten. Mit diesem Mann würden wir noch unseren Spaß haben.

    Dass so ein hohes Tier wie Holborn uns höchstpersönlich auf die Finger guckte, war bezeichnend genug. Wahrscheinlich gehörte er zu der Sorte Chef, die ihren Leuten nichts Zutrauen und alle wichtigen Dinge selbst erledigen müssen. Oder er wollte nicht, dass wir von seinen Angestellten etwas über die Erpressungsversuche erfuhren. Oder beides.

    Jedenfalls hatte ich ein übles Gefühl bei diesem Burschen.

    Wir betraten den Produktionsraum, der in helles gelbes Licht getaucht war. Die herumstehenden Maschinen erinnerten mich ebenfalls an Science-Fiction-Filme.

    Der Tote lag unweit einer Bedienungskonsole auf dem Rücken. Anzeichen für äußere Gewaltanwendung waren nicht zu erkennen.

    Milo und ich tauschten einen Blick. Dieser Fall würde eine verdammt harte Nuss werden, das ahnten wir beide jetzt schon.

    ***

    Jake Morris legte den Kopf in den Nacken und spürte die Regentropfen auf seiner Haut.

    Die anderen Passagiere an der Central Bus Station von Baltimore glotzten den durchtrainierten Mann an, als hät-. te er nicht alle Tassen im Schrank. Die Menschen hatten vor dem heftigen Neuengland-Regenschauer Schutz gesucht, unter den Arkaden und in den Aufenthaltsräumen des Busbahnhofs.

    Nur Jake Morris stand einige Schritte von der Bordsteinkante entfernt auf dem Asphalt und ließ sich vom Regen berieseln.

    Es war nicht dasselbe wie beim Freigang im Hof. Sogar der Regen schien im Gefängnis durch die Gitterstäbe und die Stahltüren gefiltert zu werden. Aber hier draußen gab es endlich keine Mauern mehr zwischen Jake Morris und der restlichen Welt.

    Die Hupe des Trailways-Busses blökte, als der Fahrer das riesige Aluminiumgefährt abbremste. Der Vernarbte sprang auf den Bussteig zurück.

    Misstrauisch beäugte der Driver den narbengesichtigen Passagier, der nass wie eine Katze war. Aber er hatte ein gültiges Ticket. Baltimore - New York City. Einfache Fahrt.

    Der Überlandbus füllte sich im Handumdrehen mit Menschen, die hauptsächlich auf der Schattenseite des Lebens ihr Dasein fristen.

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