Die Edlen von Bechburg und Falkenstein
Von Heinz J. Moll
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Über dieses E-Book
Ausgewählte Stellen aus Publikationen zum vorliegenden Thema weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind.
Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Mittelalters im Raum des heutigen Kantons Solothurn zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Stätten der damaligen Burgen und Schlösser, die teilweise nur noch als Ruinen oder zurück gelassenen Spuren im Gelände zu sehen sind, kann der Geschichtsunterricht direkt vor Ort und damit sehr anschaulich durchgeführt werden
Heinz J. Moll
Jg. 1959; Studium der Pharmazie an der Universität Bern 1978-1984; Dissertation in pharmazeutischer Analytik, Abschluss 1987; Weiterbildung in Public Health; in der Freizeit Studium von archäologischer Literatur, von der Eisenzeit bis zum Mittelalter in der Schweiz; Reisen zu archäologischen Fundstätten. Einsatz als freiwilliger Prospektor für den archäologischen Dienst des Kantons Bern. Publikation der Arbeit GRABSTÄTTEN DER MITTELEUROPÄISCHEN EISENZEIT IN DER UMGEBUNG VON BERN UND NÖRDLICH DAVON im BoD-Verlag im Herbst 2016. Publikation des zweibändigen Werks ERDWERKE IN DER REGION BERN im BoD-Verlag im Herbst 2017. Genealogische Nachforschungen zur Geschichte der Moll-Familie im Kanton Solothurn und Publikation der Resultate im Buch HERKUNFT UND GESCHICHTE DER MOLL-FAMILIEN IM KANTON SOLOTHURN im BoD-Verlag im Januar 2019. Publikation der Arbeiten RUINEN VON BURGEN UND SAKRALBAUTEN IM KANTON BERN im Herbst 2019 und GESCHICHTE DES FREIHERRENSTANDES IM KANTON BERN im Februar 2020, beide ebenfalls im BoD-Verlag, wie auch die folgenden Publikationen: Im November 2020 folgte die GESCHICHTE DES RITTERSTANDES IM KANTON BERN und dann im August 2021 die GESCHICHTE DES GRAFENSTANDES DER NORDWESTLICHEN SCHWEIZ UND IHRE SPUREN IN DEN FONTES RERUM BERNENSIUM. Das 3-bändige Werk GESCHICHTE DER KLÖSTER DER NORDWESTLICHEN SCHWEIZ UND IHRE SPUREN IN DEN FONTES RERUM BERNENSIUM erschien im Mai 2022. Im April 2023 erschien schliesslich das Werk mit den Antworten auf Fragen zur Geschichte einer Familie des Berner Landadels: DIE EDLEN VON UTZIGEN.
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Erdwerke in der Region Bern Grabstätten der mitteleuropäischen Eisenzeit in der Umgebung von Bern und nördlich davon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichte des Freiherrenstandes im Kanton Bern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Die Edlen von Bechburg und Falkenstein - Heinz J. Moll
1. Einleitung
Zwischen den Edlen von Bechburg und denen von Falkenstein ist aus den Urkunden eine enge Verwandtschaft eindeutig gesichert.
Die Brüder Konrad und Rudolf von Bechburg trennten die Familie kurz vor Ende des 12 Jh. in die Zweige Bechburg und Falkenstein. Diese Erkenntnis geht zurück auf einen Vergleich aus dem Jahr 1194, den das Kloster St. Urban mit der Kirche Wynau schloss und wo beurkundet wird, dass der Bischof Diethelm von Konstanz auf die Bitte der Freien Lüthold und Werner von Langenstein, die Priester geworden waren, die Zelle zu Rot dem Zisterzienser-Orden übergeben und dem neuen Kloster deren Besitz bestätigt hatte.¹
1201 traten die Bechburger das alte Familiengut im Oberaargau an St. Urban ab. Für den Zeitpunkt der Ablösung der Grafen von Falkenstein vom Haus Bechburg bleibt die Güterteilung zwischen den Brüdern Rudolf (1224 als Graf von Falkenstein erw.) und Conrad von Bechburg (1201-24 erw.) undurchsichtig.
Die Freiherren von Bechburg sassen im 13. Jh. auf den Festen Neu-Falkenstein und Alt-Bechburg und als Vögte der Grafen von Froburg auf Ober-Erlinsburg (Gemeinde Niederbipp BE). Die von ihnen im 13. Jh. errichtete Feste Neu-Bechburg bei Oensingen ging bald an die Grafen von Froburg über.
1374 wurde Henmann (oder Hans) im sogenannten ‘Safrankrieg’ auf Neu-Falkenstein belagert. Er fiel 1386 als Letzter des Geschlechts in der Schlacht bei Sempach.
Die Schlacht bei Sempach löscht somit 1386 das alte Geschlecht der Freiherren von Bechburg aus, dessen ursprünglicher Stammbesitz in den vier Gemeinden des Äusseren Amtes Falkenstein (Buchsiten, Härkingen, Egerkingen, Wolfwil), in Wynau und in Roggwil lag. - Das Erbe ging 1402 an Solothurn über.²
Geistliche Angehörige derer von Bechburg sind als Kanoniker in Basel und Zofingen sowie als Mönche bzw. Klosterfrauen in Reichenau, Einsiedeln und in der Zürcher Fraumünsterabtei bezeugt. Verschwägerungen bestanden mit den Grafen von Froburg, den Grünenberg, Klingen, Soppensee, Senn von Buchegg und Heidegg.²
Die Tradition der Bechburger, auch klerikale Funktionen zu übernehmen, setzte sich auch bei den Grafen von Falkenstein fort; Ulrich von Falkenstein wurde sogar Propst zu St. Ursen und Moutier-Grandval.³
Die Grafen von Falkenstein - als Seitenzweig der Freiherren von Bechburg - sind über mehrere Generationen gut fassbar. Nach der Resignation vom Landgrafenamt im Buchsgau 1318 traten die Vertreter der Familie als Freiherren auf. Als Erben der Grafen von Thierstein-Farnsburg kamen die Freiherren von Falkenstein wiederum zu einem Landgrafenamt, dieses Mal über den Sisgau, ein Lehen des Bischofs von Basel, das sie bis zum Verkauf der Herrschaft Farnsburg 1461 und dem Wegzug in die Gegend des mittleren Schwarzwalds ausübten. Der letzte männliche Vertreter der Familie starb 1568 als kaiserlicher Rat und Landvogt im Elsass.³
Abb. 1 Das Wappen der Bechburger im Scheiblerschen Wappenbuch4. Interessanterweise ist das Wappen dort mit ‚von Falkenstein‘ angeschrieben, genauso wie in Siebmachers Wappenbuch.61Abb. 1 Das Wappen der Bechburger im Scheiblerschen Wappenbuch⁴. Interessanterweise ist das Wappen dort mit ‚von Falkenstein‘ angeschrieben, genauso wie in Siebmachers Wappenbuch.⁶¹
¹ Eggenschwiler Ferdinand, Zur Geschichte der Freiherren von Bechburg - Teil 1, in: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Solothurn, S. 17, 28f und 35ff (1902)
² Meyer W., ‘von Bechburg’, im: HLS, Bd. 2, S. 134 (2003)
³ Sigrist Hans, Die Freiherren und Grafen von Bechburg-Falkenstein und ihre Burgen, im: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, Bd. 65, S. 123 (1992)
⁴ Scheibler'sches Wappenbuch - BSB Cod.icon. 312 c, [S.l.] Süddeutschland, um 1450 - 17. Jh. [BSB-Hss Cod.icon. 312 c]
2. Beurkundete Ereignisse
Daten und Zeugnisse in der Form von Urkunden und anderen Schriftstücken von den Bechburgern (und Falkensteinern) reichen nur bis ins 11. Jh. zurück; was vorher geschah, ist in tiefes Dunkel gehüllt. Die Bechburger, wie auch die Froburger und Thiersteiner, sind vermutlich Nachkommen alemannischer Anführer, die sich bei der Völkerwanderung in heute solothurnischen Landen niedergelassen haben, sich grosse Länderstrecken zugeeignet und aufgrund ihrer Stellung und Funktion den Grafentitel angenommen haben. - Die Grafen wohnten im karolingischen Zeitalter unten im Tal; als dann sturmbewegte, fehdenreiche Zeiten eintraten, als volkreichere Ortschaften sich mit Mauern und Gräben zu schützen begannen, verliessen sie den Talboden und bauten sich Burgen auf Felsen und Bergeshöhen. Indem sie anfingen, sich nach ihren Wohnsitzen zu nennen, hinterliessen sie uns die ersten zuverlässigen Hinweise auf ihre Existenz und Geschichte.¹
Das erste schriftliche Zeugnis für Burg und Familie von Bechburg (Conrat de Pehpurc) findet sich um 1100 in einem Bericht über die Gründung des Kluniazenserpriorats St. Alban zu Basel: In der Aufzählung seines Besitzstandes wird erwähnt, dass Konrad von Bechburg dem Kloster eine Schuppose Land (etwa 12 Jucharten) in ‘Harichingen’ (Härkingen) mit einem Ertrag von vier Schilling vergabt habe.
Diese Schenkung ist ein Beweis für den Güterreichtum der Familie. Dass die Grafen von Bechburg angesehen waren, lässt sich auch aus dem Umstand schliessen, dass sie mit in der Landesgeschichte hervortretenden Personen und Ereignissen genannt werden. So war ums Jahr 1130 (vermutlich am Reichstag zu Basel) Graf Kuno von Bechburg mit burgundischen, aargauischen, zürichgauischen und sundgauischen Grafen Zeuge, als König Lothar der Dritte der Abtei Trub im Emmental, die von dem Edeln Thüring von Brandis, Herr zu Lützelflüh, gegründet und mit Benediktinern von St. Blasien (im Schwarzwald) bevölkert worden war, die Freiheit und Unabhängigkeit vom Mutterkloster zusicherte:
Graf Kuno (Cun/Conrad) von Bechburg findet sich mitten unter anderen Würdenträgern seiner Zeit in der betreffenden Urkunde des Königs Lothar III.:⁵
Conrad I., als erster urkundlich bezeugter Bechburger, war noch nicht Graf; erst Cuno I. wird ausdrücklich als ‘comes’ bezeichnet.
1180 wurden bei Ausstellung der Urkunde zur Gründung des Johanniterhauses Buchsee Kuno und sein Bruder Arnold angeführt, aber ohne Geschlechtsbezeichnung. - Von Mülinen⁶ glaubte nun, dieser Graf Arnold sei mit jenem comes Ernoldus de Bovecta (Buchegg), der in einer Vergabungsurkunde des Herzogs Berchtold IV. von Zähringen an das Kloster Rüeggisberg (‚in comitatu Bargen‘) von 1175 als Zeuge vorkommt, die identische Person. Arnold (1175) und Kuno (1180) von Buchegg scheinen die Söhne oder Bruderssöhne Kunos I. von Bechburg gewesen zu sein. - Das Jahrzeitenbuch von Oberbuchsiten weist unterm 20. April ein Jahrzeit aus, das sich auf die Brüder (!) Heinrich von Falkenstein und Ulrich von Bechburg (1181) zu beziehen scheint. Merkwürdig ist: Sie heissen hier „von Buchegg" (!). Dies bestärkt die Vermutung, sie seien Sprösslinge eines mächtigen Dynastengeschlechtes, von dem die Grafen von Buchegg, von Bechburg, von Falkenstein und wohl auch die Freien von Balm abstammen.¹
Abb. 2 Die Alt-Bechburg von Norden (Ausschnitt aus einem Bild von Albrecht Kauw aus dem Jahr 1670.7Abb. 2 Die Alt-Bechburg von Norden (Ausschnitt aus einem Bild von Albrecht Kauw aus dem Jahr 1670.⁷
Für Conrad und Cuno von Bechburg gibt es keine eindeutig klaren Hinweise auf ihr verwandtschaftliches Verhältnis. Dem zeitlichen Unterschied gemäss könnte Cuno Conrads Sohn gewesen sein. Es wäre für die damalige Zeit höchst ungewöhnlich, wenn beide Einzelkinder gewesen wären; sie müssen auch Brüder und Schwestern gehabt haben. Zwischen 1130 und 1180 liegt überdies eine Lücke, in der sich sehr gut eine Generation einfügen lässt, die überhaupt in keiner Urkunde erscheint. Erst für Heinrich und Ulrich von Bechburg liegt der Nachweis vor, dass sie Brüder waren, und ebenso steht fest, dass Rudolf I. und Conrad II. von Bechburg die Neffen Ulrichs waren. Ob aber Heinrich ihr Vater war oder ein anderer Bruder, ist schon wieder fraglich. Sicher ist dagegen, dass Ulrichs Stamm keine Fortsetzung hatte. Möglicherweise hatte er zwei Söhne, die beide geistlichen Standes wurden: der 1201 genannte Pleban in Wynau, Berchtold, und der 1224 erwähnte Herr Peter von Bechburg, der Pleban entweder in Egerkingen oder in Oberbuchsiten war. Da die wenigen überlieferten Namen von bechburgischen Pfründen fast durchwegs auch bechburgische Namen tragen, ist anzunehmen, dass die Bechburger ihre zahlreichen Kirchensätze vor allem zur Versorgung jüngerer Söhne nutzten.
1181 traten die Brüder Heinrich und Ulrich (‘comes Heinricus et Ulricus frater eius de Bechburg’) mit Hesso von Grenchen, Hugo von Jegenstorf, Rudolf von Koppigen, den Gebrüdern Ulrich und Berchtold von Utzenstorf und anderen Edeln aus Klein-Burgund als Zeugen auf, als Ulrich (II.) von Strassberg, genannt von Neuenburg, vom Stifte Solothurn als Erblehen Güter in Selzach und Bettlach empfing.
Den Grafen Heinrich von Bechburg trifft man wieder in jener Urkunde, durch welche 1182 Burkard von Solothurn dem dortigen Stift Eigengüter zu Dotzigen und Gunnigkofen (Gunnechoven bei Lüterkofen, ein abgegangenes Dörflein) abtrat.
Von den