die Ausbildung der Ausbilder nach AEVO-Endlich Klartext updated: Lesebuch
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Über dieses E-Book
Diese Prüfung ist eine in der Wirtschaft hoch geschätzte Qualifikation und obligatorischer Teil jeder Meister/innen-Prüfung. Wir versuchen Ihnen die Grundlagen der Didaktik und Methodik in lesbarer Sprache und mit praktischen Beispielen umfangreich und verständlich zu vermitteln, wie wir das tausendfach in Seminaren präsent und digital schon getan haben und jeden Tag tun. Gutes Gelingen!
Petra Müller-Gehring
Petra Müller-Gehring ist seit 25 Jahren Dozentin im Bereich der Erwachsenenfortbildung und seitdem aktive Prüferin in diversen Fortbildungsprüfungen der IHK Hannover. Ein besonderes Anliegen einer guten Ausbildung verbindet sie seither mit der AEVO. Sie hat Abschlüsse als Dozentin in der Erwachsenenbildung, Train the Trainer, Meisterin für Veranstaltungstechnik, Bachelor der Bildungswissenschaften und der Psychologie. Derzeit studiert Sie im Masterstudiengang Bildungswissenschaften.
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Rezensionen für die Ausbildung der Ausbilder nach AEVO-Endlich Klartext updated
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Buchvorschau
die Ausbildung der Ausbilder nach AEVO-Endlich Klartext updated - Petra Müller-Gehring
Die AEVO
ist aufgeteilt in 4 Handlungsfelder. Alle Handlungsfelder sind Teil der AEVO-Prüfung und wir werden sie behandeln. All dieses Wissen ist VII. Ihre Grundlage für eine gute Prüfung und Ausbildung. Dieses Buch ist frisch überarbeitet nach dem DIHK-Rahmenplan von 6.2023.
Handlungsfeld 1: „Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen", (§ 2 AEVO) beinhaltet den Nutzen von Ausbildung zu kennen, den betrieblichen Bedarf zu planen, das Bildungssystem zu kennen, passende Berufe auswählen zu können, Eignungen zu klären und Mitwirkende in ihre Funktionen einzubinden (s. § 3 AEVO).
Das finden Sie in diesem Werk in Kap. III.
Handlungsfeld 2: „Ausbildung vorbereiten und bei der Einstellung von Auszubildenden mitwirken", (§ 2 AEVO) beinhaltet die Erstellung innerbetrieblicher Pläne, Kooperationen mit Berufsschule und Betriebsrat, die Wahl der Lernorte und ggf. Kooperationen mit externen Lernorten, die Einstellung von Auszubildenden und die Vertragserstellung (s. § 3 AEVO).
Das finden Sie in diesem Werk in Kap. IV und V.
Handlungsfeld 3: „Ausbildung durchführen" (§ 2 AEVO) beinhaltet die Themen Lernen, Lehren und Methodik, Planung von Ausbildungseinheiten, Planung und Durchführung der Probezeit, Umgang und Gesprächsführung mit Auszubildenden vor dem Hintergrund von interkulturellen und sozialisationsbedingten Besonderheiten sowie die Leistungsbeurteilung und Bewertung (s. § 3 AEVO).
Das finden Sie in diesem Werk in Kap. I und II, teilweise in Kap. V.
Handlungsfeld 4: „Ausbildung abschließen" (§ 2 AEVO) beinhaltet die Vorbereitung der Auszubildenden auf Prüfungen, das Prüfungswesen, Zeugniserstellung und die Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung nach der Ausbildung (s. § 3 AEVO).
Das finden Sie in diesem Werk in Kap. VI.
START
Herzlich willkommen und schön, dass Sie mit diesem Werk arbeiten.
Anders als in der AEVO (Ausbilder-Eignungs-Verordnung) und damit in vielen Büchern, starten wir mit den sogenannten Handlungsfeld 3 aus dem Rahmenplan der AEVO und damit mit dem Kern Ihrer AEVO-Prüfung.
Wir haben dieses Buch mit langen Jahren Erfahrung und tausenden von Teilnehmern/innen in Vorbereitungslehrgängen auf die arbeitspädagogische Prüfung nach AEVO verfasst. Diese Reihenfolge ist für uns alle von großem Vorteil:
Es geht gleich in die Vollen. Damit können wir schnellstmöglich wichtige Teile Ihrer Prüfung angehen und vorbereiten.
Schon sind wir mittendrin. Stoffaufbereitung und Reihenfolgen von Themen festlegen gehören ebenfalls zu unseren – Ihren – Aufgaben und Themen:
Lernen, Lehren und damit Didaktik und Methodik.
Wir haben es mit diesem Buch und in unseren Kursen getan: die Abfolge und Rahmenbedingungen von Ausbildung und Ausbildungseinheiten überdenken und Sinn finden, planen, strukturieren, ausprobieren und so lange ändern, bis ein optimales Ergebnis herauskommt. Und das sollen Sie später auch tun.
Nicht alles, was andere tun oder was immer schon so war, erfüllt diese Kriterien.
Dieses Buch beinhaltet keine Gesetzestexte!
Bitte besorgen Sie sich die notwendigen Gesetze (aus dem Internet).
Sie benötigen die aktuellen Fassungen von:
BBiG – Berufsbildungsgesetz
JArbSchG – Jugendarbeitsschutzgesetz
die Ausbildungsverordnung des Berufes, den Sie ausbilden wollen
AEVO – Ausbildereignungsverordnung
BetrVG – Betriebsverfassungsgesetz
Wir empfehlen das Werk des BMBF: „Ausbildung und Beruf" als Download oder Druckexemplar. Diese Broschüre beinhaltet nicht nur das BBiG und das JArbSchG, sondern hat noch jede Menge gute Infos für Sie: jetzt, die AEVO-Prüfung und später; aber auch für VII. Ihre Auszubildenden.
Inhalt
I. Didaktik… und der Anfang
I.1 WEM
I.1.1. Lernen
I.1.2. Gruppen
I.2 WER
I.3 WOHIN
I.3.1. Ziele formulieren
I.3.2. Lernziel-Taxonomie
I.4 WAS
I.5 WIE
I.6 WOMIT
I.7 WO
I.8 WANN UND WIE LANGE
II. Methodik
II. 1. Lehre der Lehrverfahren
II.2. Ausbilder/innen-konzentrierte Methoden
II.2.1. Die 4-Stufen-Methode
II.2.2. Einarbeitungsmethode
II.2.3. Praktische Anleitung über Arbeitsblätter
II.2.4. Anleitung bei Bedarf
II. 3. Ausbilder/innenkonzentrierte gruppenorientierte Methoden
II.3.1. Lehrgespräch
II.3.2. Rollenspiel
II. 4. Auszubildenden-konzentrierte Methoden
II.4.1. Leittextmethode
II.4.2. Projektmethode
II.4.3. Fallmethode
II.4.4. Präsentation
II. 5. E-Learning
II. 6. Sonstige Methoden
II.6.1. Brainstorming
II.6.2. Moderation
II.6.3. LidA – Lernen in der Arbeit
II. 7. Lernerfolgskontrollen
II. 8. Nachbereitung von Ausbildungseinheiten
III. Wie Ausbildung im Betrieb anfängt
III.1. Das BBiG als Grundlage für Ausbildung
III.2. Ausbilden? Wer hat etwas davon?
III.3. Kosten/Nutzen der Ausbildung
III.4. Das schulische Bildungssystem
III.4.1. Die allgemeinbildenden Schulen
III.4.2. Varianten der Schullaufbahnen
III.4.3. Kreuz und Quer
III.4.4. Anrechnungsmöglichkeiten auf die Ausbildungsdauer
III.5. Ausbildungsverordnungen
III.6. Ziele, Pläne, Gesetzliche Grundlagen
III.6.1. Wiederholung
III.6.2. Der Betriebsrat
III.6.3. Jugend-Arbeits-Schutz-Gesetz (JArbSchG)
III.6.4. Sonstige Gesetze/rechtliche Grundlagen
IV. Vorbereitung/Organisation der Ausbildung
IV.1. Vorüberlegungen abschließen
IV.2. Ausbildungsplanung
IV.3. Bewerbungsverfahren
IV.3.1. Profil erstellen
IV.3.2. Werbemaßnahmen einläuten
IV.3.3. Bewerbungsschreiben auswerten
IV.3.4. Auswahlverfahren
IV.4. Vertragsabschluss
IV.5. Eintragung, Anmeldungen
V. Los geht´s! Ausbilden!
V.1. Der erste Tag
V.2. Anmelden bei den Sozialversicherungen
V.3. Probezeit und Onboarding
V.4. Ausbildung
V.4.1. Gespräche
V.4.2. Konflikte
V.4.3. Integration
V.4.4. Probleme der Auszubildenden
V.4.5. Schulprobleme
V.5. Bewertungen
V.5.1. Bewertungen und Beurteilungen
V.5.2. Zeitpunkte für Bewertungen
V.5.3. Beurteilungsfehler
VI. Prüfungen und Ende der Ausbildung
VI. 1. Erster Prüfstein in der Mitte der Ausbildung
VI. 2. Ende der Ausbildung, Vertragsbeendigung
VI. 3. Sanktionskette
VI. 4. Der Abschluss
VI. 5. Verlängerungen
VI. 6. Prüfungsausschüsse
VI. 7. Zeugnisse
VI. 8. Beratung für die Zeit nach der Ausbildung
VII. Ihre AEVO-Prüfung
I. Didaktik…. und der Anfang
Es geht um die Wissenschaft des Lernens und Lehrens, des Unterrichtens, die Theorie der Bildungsinhalte, ihrer Struktur und Auswahl bzw. der Lehr- und Lernziele und der ihnen zuzuordnenden Lehr- und Lerninhalte und -aufgaben, aber auch die Theorie der Steuerung von Lernprozessen.
Dafür und nachfolgend auch für die konkrete Planung von Ausbildungseinheiten helfen die
8-W-Fragen.
Diese W´s werden uns durch die kommenden Kapitel führen.
I.1. WEM
Die Beantwortung der WEM-Frage ist auch unter dem Begriff „Adressatenanalyse" bekannt. Je mehr wir über die Adressaten wissen, umso passender wird die Planung aller weiteren W´s ausfallen. Wie fit, selbstständig und denkfähig und -freudig sind die Auszubildenden. Vorkenntnisse, Vorlieben, Lerntypen, Charaktereigenschaften, Probleme: zeitlich begrenzt (schlecht geschlafen, Pubertät, verliebt) bis chronisch (Lern- oder Leistungsstörungen wie Legasthenie, AD(H)S, Medikamenteneinnahmen) sind wesentliche, bestimmende Informationen. Schauen wir genauer hin:
Entwicklungsstufen
Die Wissenschaft kennt dazu viele Antworten – uns reicht eine. Wir können uns vorstellen, dass jede Person als Baby auf die Welt gekommen ist und über Kleinkind und Schulkind in eine schwierige Phase, die Pubertät, eingetreten ist. Dabei entwickeln sich Körper, Geist, soziales Verhalten, Moral, Denken usw. Nach der Pubertät kommt das Erwachsen werden, die Adoleszenz, bevor wir mit beiden Beinen im Leben stehen und Tag für Tag weiter abbauen. Oft bekommen wir als Auszubildende vielleicht noch Rest-Pubertierende oder junge Menschen in der Adoleszenz. Wir alle haben das durch. Beide Phasen sind für alle Beteiligten herausfordernd.
Sozialisation, Sozialisationsorte
Ganz entscheidend für die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten ist die Sozialisation, also das Lernen durch die Umwelt zur Anpassung an die Umwelt. Dieses Lernen im sozialen Umfeld findet z. B. in der Familie, im Kindergarten, in der Schule und im Freundeskreis statt. Uns prägen auch Vereine, das Wohnumfeld, die Medien, religiöse Gemeinschaften oder der Arbeitsplatz. Das passiert überall und lebenslänglich. Je mehr Sie über die Sozialisation einer Person wissen, umso mehr werden Sie diese Person verstehen, sich in ihre Welt hineinversetzen können. Nur dann können Sie mit Verständnis, Wertschätzung und passender Förderung reagieren. Und wir können uns leicht vorstellen, wie verschieden die Sozialisation ausfallen kann – und damit haben wir sehr verschiedene Menschen vor uns. Diversität und Heterogenität sind die Schlagworte unserer Zeit.
I.1.1. Lernen
Wir alle lernen, seit der Geburt und schon davor. Wir lernen jeden Tag unseres Lebens und seit Jahrzehnten postulieren alle Regierungen das „lebenslange Lernen" als wesentliche Aufgabe der Staaten und letztendlich der Bevölkerungen, also wieder uns.
Oft ist das Lernen sehr bewusst und offensichtlich (intentional) – jetzt z. B. oder in der Schule. In diesem Fall ist es von anderer oder eigener Seite gesteuert. Das meiste Lernen im Alltag passiert jedoch unbewusst und wohl sehr oft ungesteuert (funktional).
Was ist Lernen?
Die Welt ist sich recht einig: Lernen bewirkt eine Veränderung.
Kurzfristige Veränderungen passieren sicher im Gehirn; da schauen wir gleich mal genauer hin. Langfristige Veränderungen können im Gehirn, und dann auch oft im Verhalten wiedergefunden werden. Lernen macht uns fähig, uns anzupassen und auf äußere Veränderungen zu reagieren. Lernen zeichnet uns Menschen aus, denn fast nur auf diesem Gebiet sind wir insgesamt befähigter als der Rest der Welt (Tiere und Pflanzen) … soweit wir heute wissen.
Hirn (Hirn- oder Gedächtnisinstanzen)
Eine kleine Einführung in die Arbeitsweise der grauen Zellen.
Unsere Aufnahmekapazität ist leider sehr begrenzt: Derzeit wird davon ausgegangen, dass fünf +/- zwei Informationen (Chunks: vorstellbare Datenmenge eines Chunks sind kurze Wörter oder ca. 4-stellige Zahlen) gleichzeitig aufgenommen werden können. Das ist nur ein winziger Teil von dem, was um uns herum stattfindet. Um überhaupt etwas mitzubekommen, muss die Aufmerksamkeit auf etwas gerichtet werden – wie eine kleine Taschenlampe im dunklen Wald.
Wenn das klappt, kommt eine Info im Gehirn an und wird verarbeitet, also gespeichert. Alle Infos laufen ins Ultrakurzzeitgedächtnis oder sensorisches Gedächtnis. Hier wird entschieden, ob sich das Gehirn die Arbeit macht, sich näher mit der Info zu beschäftigen oder sie gleich wieder hinauswirft. Aufräumen und wegschmeißen kann unser Gehirn extrem gut. Wir reden hierbei von einer Zeitspanne von Sekundenbruchteilen. (Beispiele: Haben Sie schon einmal auf eine Uhr geschaut und dann wussten Sie sofort danach trotzdem nicht mehr, welche Uhrzeit Sie gerade abgelesen haben? Sie stehen auf, um etwas zu holen und haben dann vergessen, was Sie tun wollten?)
Sollten Sie, besser gesagt Ihr Gehirn, eine Info als wirklich wichtig einstufen, gelangt das Wissen in eine Art Arbeitsspeicher, das Kurzzeitgedächtnis. Ja, auch aus dem Kurzzeitgedächtnis werden alle Infos gerne wieder entfernt, weil hier die Kapazität sehr begrenzt ist. Die Bearbeitungszeit und Abrufbarkeit liegen bei einigen Sekunden bis Minuten – gut, weil wir sonst den Sinn von Sätzen nicht verstehen können: Anfang vergessen, wenn Mitte kommt.
Alles, was länger als Sekunden oder Minuten behalten werden soll, muss fest eingelagert, also dauerhaft gespeichert werden. Dazu sind Bautätigkeiten notwendig inklusive Bildung von neuen Nervenwegen und Synapsen. Sie haben Ihrem Hirn bewiesen, dass Sie diese Info dauerhaft benötigen, dann macht es sich halt die Arbeit. Das ist das sogenannte Langzeitgedächtnis mit verschiedenen Speichern, auf die wir hier nicht im Einzelnen eingehen müssen, und beinahe unbegrenzter Kapazität.
Heute glaubt die Forschung, dass die hier gelagerten Informationen nur sehr schwer wieder entfernt oder umgebaut werden. Macht nichts, Platz ist ja kein Problem. Die Schwierigkeit ist nicht, dass die Information nicht da ist, sondern, dass wir sie nicht wiederfinden können. Die Info liegt rum, aber die Güte der Wege dahin ist abhängig davon, wie oft wir diese Wege laufen. Manche Wege sind super schnelle Autobahnen (täglich benötigtes Wissen). Manche Wege sind eher Schleichwege und nicht selten wachsen die Wege auch völlig zu. Hier ist das Problem, dass das Erinnern, das Abrufen einer gespeicherten Info nicht mehr klappt. Auch ähnliches oder neues Wissen kann die Suche stören und die alten Wege vergessen lassen.
Tipp: Dagegen hilft Gehirn-Jogging: Sie laufen sich die Wege frei und festigen die Vernetzung.